FAKULTÄT FÜR MATHEMATIK Prof. Dr. Patrizio Neff Christian Thiel 12.11.2013 Lösungsvorschlag zu den Hausaufgaben der 5. Übung Aufgabe 1: (4 Punkte) Seien X, Y Mengen, f : X → Y . Zeigen Sie: i) ∀ A ⊆ X : f −1 (f (A)) ⊇ A , ii) ∀ B ⊆ Y : f (f −1 (B)) ⊆ B . Lösung: i) Sei A ⊆ X beliebig. Da x ∈ f −1 (M ) äquivalent zu f (x) ∈ M ist, ist x ∈ f −1 (f (A)) äquivalent zu f (x) ∈ f (A). Ist also x ∈ A, so ist f (x) ∈ f (A) und somit x ∈ f −1 (f (A)). ii) Sei B ⊆ Y beliebig. Da y ∈ f (N ) äquivalent dazu ist, dass es ein x ∈ X gibt mit x ∈ N und f (x) = y, ist y ∈ f (f −1 (B)) dazu äquivalent, dass es ein x ∈ X gibt mit x ∈ f −1 (B) und f (x) = y. x ∈ f −1 (B) ist wieder äquivalent zu f (x) ∈ B. Somit gibt es ein x ∈ X mit f (x) ∈ B und f (x) = y. Daraus folgt y ∈ B. Aufgabe 2: (2+2+2+2 Punkte) Bestimmen Sie Supremum und Infimum der folgenden Mengen. Beweisen Sie ihre Behauptungen. |x| 1 1 b) ≤x≤2 ; x∈Q a) x + ; x 2 1 + |x| o nm n−1 n ; n∈N c) + ; m, n ∈ N d) n n m Welche der Mengen besitzen ein Maximum bzw. Minimum? Lösung: Die Mengen Ma bis Md seien die angegebenen Mengen der Aufgabenteile a) bis d). a) Formen wir die Bedingung an x um: 1 1 ≤x≤2 ⇔ x− x−2 ≤0 2 2 5 2 ⇔ x − x+1≤0 2 5 1 ⇔ x− + ≤0 2 x 1 5 ⇔ x+ ≤ . x 2 Somit führt x = 21 , bzw. x = 2 auf x + x1 = gilt max Ma = sup Ma = 52 . 5 2 und x + x1 ist für x ∈ 1 2, 2 durch 5 2 nach oben beschränkt. Ergo 2 2 Für x = 1 gilt x + x1 = 2 und x + x1 ≥ 2 ist für x ≥ 0 äquivalent 1 zu x + 1 ≥ 2x und (x − 1) ≥ 0, wobei letztere Ungleichung für alle x ∈ R und somit auch für alle x ∈ 2 , 2 gilt. Also ist 2 auch untere Schranke, zusammen folgt min Ma = inf Ma = 2. |x| 1+|x| = |x| 1+|x| ≤ 1 b) Für x = 0 ∈ Q gilt Zudem ist wegen ⇔ ⇔ ⇔ 0. Zudem ist für alle x ∈ Q : |x| 1+|x| ≥ 0, somit ist min Mb = inf b = 0. ⇔ |x| ≤ 1 + |x| ⇔ 0 ≤ 1 Eins eine obere Schranke von Mb , aber wegen |x| ≤ 1−ε 1 + |x| |x| ≤ 1 + |x| − ε − |x|ε |x|ε ≤ 1 − ε 1−ε |x| ≤ ε 1 und der Unbeschränktheit von |x| für x ∈ Q ist kein 1 − ε mit ε > 0 eine obere Schranke von Mb . Somit gilt |x| sup Mb = 1. Wegen 1+|x| = 1 ⇔ |x| = 1 + |x| ⇔ 0 = 1 ist 1 6∈ Mb und ein Maximum existiert nicht. n−1 c) Für n ∈ N ist n ≥ 1 wahr und es ist n ≥ 1 ⇔ n−1 n ≥ 0. Zudem ist n = 1 ⇔ n = 0. Somit ist 0 ∈ Mc untere Schranke, also min Mc = inf Mc = 0. n−1 n−1 Weiterhin gilt n−1 n ≤ 1 wegen n ≤ 1 ⇔ n − 1 ≤ n für alle n ∈ N, aber n = 1 für kein n ∈ N. Gäbe es ein n−1 ε > 0, sodass 1−ε obere Schranke von Mc wäre, so ergäbe dies wegen n ≤ 1−ε ⇔ n−1 ≤ n−εn ⇔ εn ≤ 1 und εn > 1 für hinreichend große n einen Widerspruch. Somit ist 1 die kleinste obere Schranke mit 1 6∈ Mc , also sup Mc = 1 und ein Maximum existiert nicht. n d) Für vorgegebenes c ∈ R gibt es mit m := 1 und n := max{1, [c] + 1} zwei Zahlen m, n ∈ N für die m n + m = m n 1 n + n > n ≥ [c] + 1 > c gilt, somit ist Md nicht nach oben beschränkt. Mit m := n := 1 ist n + m = 2, also n 2 2 2 ist 2 ∈ Md , aber 2 ist auch untere Schranke wegen m n + m ≥ 2 ⇔ m + n ≥ 2mn ⇔ (m − n) ≥ 0 und 2 x ≥ 0 für alle x ∈ R. Aufgabe 3: (6 Punkte) Seien A, B ⊆ R. Beweisen oder widerlegen Sie: i) ∀ a ∈ A ∃ b ∈ B : a ≤ b ⇒ sup A ≤ inf B , ii) ∀ a ∈ A ∀ b ∈ B : a ≤ b ⇔ sup A ≤ inf B , iii) sup A ≤ sup B ⇒ ∀a ∈ A ∃b ∈ B: a ≤ b, iv) sup A = inf B ⇔ ∀ ε > 0 ∃ a ∈ A, b ∈ B : b − a < ε . Lösung: i) Die Aussage ist im Allgemeinen nicht richtig: Sei A := {0, 2}, B := {1, 2}. Es ist A 3 0 ≤ 2 ∈ B und A 3 2 ≤ 2 ∈ B, d.h. für alle a aus A existiert b aus B mit a ≤ b, aber es ist sup(A) = 2 > inf B = 1. ii) Die Aussage ist richtig: Zu „⇒“: Sei b ∈ B beliebig, dann gilt für alle a ∈ A : a ≤ b, somit sind alle b ∈ B obere Schranken von A. Angenommen inf B wäre keine obere Schranke von A, dann gäbe es ein ã ∈ A mit ã > inf B. Aber zu jedem ε > 0, also auch zu ε := ã − inf B gibt es ein b ∈ B mit b < inf B + ε = ã, ein Widerspruch. Also ist inf B eine obere Schranke von A, die kleinste obere Schranke ist somit kleinergleich inf B. Zu „⇐“: Für alle a ∈ A ist a ≤ sup A und für alle b ∈ B ist b ≥ inf B. Somit gilt für alle a ∈ A, b ∈ B : a ≤ sup A ≤ inf B ≤ b, woraus a ≤ b für all diese a, b folgt. iii) Die Aussage ist im Allgemeinen nicht richtig: Sei A := (0, 1] und B := (0, 1). Es ist sup A = 1 und sup B = 1, also sup A ≤ sup B, aber es existiert mit a = 1 ein a ∈ A, sodass für alle b ∈ B dann a = 1 > b gilt, d.h. ∀ ∃ b ∈ B : a ≤ b gilt nicht! iv) Die Aussage ist im Allgemeinen nicht richtig, denn „⇐ “ gilt nicht: Seien A = B = [0, 1], dann ist sup A = 1 6= inf B = 0 aber zu jedem ε > 0 existieren a ∈ A und b ∈ B, sogar mit a = b, da A = B, damit b − a = 0 < ε. Die Richtung „⇒“ ist hingegen wahr (wobei dies zu beweisen bei schon widerlegtem „⇐“ für einen Beweis von „6⇔“ hinfällig ist): Sei s := sup A = inf B. Dann gibt es nach PA 2 zu jedem δ > 0 ein a ∈ A mit a > s − δ, also s − a < δ und ein b ∈ B mit b < s + δ, also b − s < δ. Setze nun δ := 2ε , so ist δ > 0 äquivalent zu ε > 0 und es gibt zu jedem ε > 0 dann a ∈ A und b ∈ B mit b − a = (s − a) + (b − s) < δ + δ = ε. Aufgabe 4: (6 Punkte) Sei x ∈ R. Bestimmen Sie, sofern vorhanden, ( n ) X i sup x ; n ∈ N0 . i=0 Hinweis: Die Bernoulli-Ungleichung und die archimedische Anordnung der reellen Zahlen könnten Ihnen bei Ihrer Argumentation helfen. Lösung: 2 Sei Mx := n nX o xi ; n ∈ N . Wir führen eine Fallunterscheidung nach x ∈ R durch: i=0 Für −1 ≤ x < 0 gilt: Für n = 0 ist n X xi = 1 . i=0 Für n = 2k ∈ {2, 4, 6, . . .} ist n X i x = i=0 2k X xi = i=0 1 1 −x −x 1 − x2k+1 = + · x2k ≤ + · 1 = 1. 1−x 1 − x 1 − x |{z} 1−x 1−x | {z } ≤1 >0 Für n = 2k − 1 ∈ {1, 3, 5, . . .} ist n X xi = i=0 2k X i=0 xi −x2k ≤ | {z } <0 2k X xi ≤ 1 . i=0 Somit ist 1 Maximum und damit auch Supremum von Mx im Falle −1 ≤ x < 0. Für x = 0 gilt: Damit n X xi = 1 + x + x2 + . . . + xn i=0 ist, definiert man für gewöhnlich 00 := 1. Damit ist min Mx = inf Mx = max Mx = sup Mx = 1. Für 0 < x < 1 gilt: Wegen 1 − xn+1 1 ≤ 1−x 1−x 1 eine obere Schranke, aber gibt es ein ε > 0, so dass eine möglicherweise noch so wenig kleinere Zahl eine ist 1−x obere Schranke ist? Wir formen um: ⇔ 1 − xn+1 1−x −xn+1 1−x −xn+1 ⇔ xn+1 ≥ ε(1 − x) ⇔ n+1 1 x ≤ 1 , ε(1 − x) ⇔ ≤ 1 −ε 1−x ≤ −ε ≤ −ε(1 − x) aber es gilt n+1 n+1 1 1 1 ≥ 1 + (n + 1) = 1+ −1 −1 , x |x {z } |x {z } >0 >0 wobei (n + 1) x1 − 1 wegen der archimedischen Anordnung der rellen Zahlen über jede Schranke und somit auch n+1 1 1 1 über ε(1−x) − 1 wächst, was x1 > ε(1−x) für hinreichend großes n impliziert, ein Widerspruch! Somit ist 1−x die kleinste obere Schranke von Mx im Falle von 0 < x < 1. Für x = 1 gilt: n X xi = n + 1 i=0 3 und Mx ist somit wie die natürlichen Zahlen nicht nach oben beschränkt. Für x < −1 oder x > 1, also |x| > 1 gilt: Für n = 2k ∈ {2, 4, 6, . . .} ist 2k X xi = i=0 k 1 −x 1 − x2k+1 = + · x2 . 1−x 1−x 1−x | {z } >0 Damit ist 2k nX o xi k ∈ N ⊆ Mx nach oben nicht beschränkt, wenn i=0 x2 k = k ≥ 1 + k(x2 − 1) 1 + (x2 − 1) | {z } >0 nicht nach oben beschränkt ist. Wegen der archimedischen Anordnung der reellen Zahlen ist k(x2 − 1) für k ∈ N nach oben nicht beschränkt, somit existiert sup Mx im Fall |x| > 1 nicht. Aufgabe 5: (3+3 Punkte) a) Seien x, a, b ∈ R. Beweisen oder widerlegen Sie: i) |x − a| < b ⇔ ii) ab > 1 ∧ a < 1 2 iii) x(x − 2a ) > 0 x > a − b, ⇒ ⇔ b > 1, |x − a2 | > a2 . b) Beweisen Sie: Seien a, b ∈ R und n ∈ N, dann gilt an − bn = (a − b) n−1 X ak bn−1−k = (a − b)(bn−1 + abn−2 + . . . + an−2 b + an−1 ) . k=0 Lösung: a) i) Die Aussage ist im Allgemeinen nicht richtig: Sei a = b = 1 und x = 2, dann ist |x − a| = 1 ≥ b = 1 aber 2 > 1 − 1 = 0. ii) Die Aussage ist im Allgemeinen nicht richtig: Sei a = −2, b = −1, dann ist ab = 2 > 1 und a = −2 < 1 aber b = −1 ≤ 1. iii) Die Aussage ist richtig: „⇒“: Ist x(x − 2a2 ) > 0, so ist x < 0 und x < 2a2 oder x > 0 und x > 2a2 . Aus x < 0 und x < 2a2 folgt |x − a2 | = −x + a2 > a2 . Aus x > 0 und x > 2a2 folgt |x − a2 | = x − a2 > a2 . „⇐“: Ist nicht x(x − 2a2 ) > 0, somit x(x − 2a2 ) ≤ 0, so ist x = 0 oder x = 2a2 oder x > 0 und x < 2a2 oder x < 0 und x > 2a2 . Aus x = 0 oder x = 2a2 folgt |x − a2 | = a2 , somit ist |x − a2 | > a2 eine falsche Aussage. Aus x < 0 und x > 2a2 folgt direkt ein Widerspruch. Und aus x > 0 und x < 2a2 folgt −a2 < x − a2 < 2a2 − a2 = a2 , somit (x − a2 ) ∈ (−a2 , a2 ), also ist |x − a2 | > a2 eine falsche Aussage. b) Wir rechnen nach: (a − b) n−1 X ak bn−1−k = k=0 n−1 X ak+1 bn−1−k − k=0 = n X = ak bn−k − n−1 X ak bn−k k=0 k n−k a b n 0 0 n +a b −a b − k=1 = ak bn−k k=0 k=1 n−1 X n−1 X n−1 X ak bn−k k=1 an − bn 4