Logik und Diskrete Strukturen (Sommer 2017) Prof. Dr. Ulrich Hertrampf Semantik der Prädikatenlogik Wir führen zunächst den Begriff der Struktur ein. Zweck der Struktur ist es, den benutzten Variablen, Funktionssymbolen und Prädikatsymbolen einen realen Sinn zuzuordnen. Hierfür benötigen wir sogenannte Individuen, also mögliche Werte für die Variablen und Terme, sowie eine Zuordnung der Funktions- und Prädikatsymbole zu realen Funktionen und Prädikaten. Die technische Realisierung dieser Ideen folgt auf der nächsten Folie. Einheit 17 – Folie 17.1 – 16.05.2017 Logik und Diskrete Strukturen (Sommer 2017) Prof. Dr. Ulrich Hertrampf Semantik der Prädikatenlogik (Forts.) Prädikatenlogische Formeln werden mit Hilfe einer Struktur wie folgt interpretiert: Das Paar A nennen wir eine Struktur. • Gegeben ist ein Paar A = (UA , IA ). • UA heißt Menge der Individuen. • IA ist eine Abbildung, die jedem (in der Formel benutzten) Prädikatsymbol Pik bzw. Funktionssymbol fi k ein dazu passendes Prädikat bzw. eine passende Funktion zuordnet, sowie jeder benutzten Variablen xi einen Wert aus UA . Aus welcher Menge kommt IA (f30 ()) ? Aus welcher Menge kommt Aus welcher Menge kommt Einheit 17 IA (P43 ) ? IA (f32 ) ? – Folie 17.2 – Lsg: UA . Lsg: P(UA × UA × UA ). Lsg: UA × UA → UA . 16.05.2017 Logik und Diskrete Strukturen (Sommer 2017) Prof. Dr. Ulrich Hertrampf Beispiel für Strukturen Man geht grundsätzlich von einer gegebenen Formel aus, etwa: F = ∀x∃y ∃y 0 ((P(x, y ) ∧ P(x, y 0 )) ∧ ∀z(¬P(x, z) ∨ (Q(y , z) ∨ Q(y 0 , z))) Als Individuenbereich UA wählt man häufig N – das muss aber nicht so sein. Durch IA müssen dann alle freien Variablen, alle Prädikate und alle Funktionen definiert werden. Wir wählen jetzt UA = V für einen ungerichteten Graphen G = (V , E ) IA (P) = P A = {(u, v ) | u, v ∈ V und {u, v } ∈ E } IA (Q) = Q A = {(u, u) | u ∈ V } (Kantenrelation) (Gleichheit) Ist F mit diesen Festlegungen eine wahre Formel? Wir können das im Moment nur vermuten... (Intuition!) Einheit 17 – Folie 17.3 – 16.05.2017 Logik und Diskrete Strukturen (Sommer 2017) Prof. Dr. Ulrich Hertrampf Werte der Terme Durch das Paar A = (UA , IA ) können nun allen Termen Werte aus UA zugewiesen werden wie folgt: • Eine (freie) Variable xi erhält den Wert IA (xi ). • Ein Term der Form fi k (t1 , . . . , tk ) erhält den Wert IA (fi k )(u1 , . . . , uk ) wenn die ti jeweils den Wert ui haben. Den Wert des Terms t in der Struktur A bezeichnen wir mit A(t). Damit gilt A(t) ∈ UA für alle Terme t. Ähnlich wie P A für IA (P) oder P(A) stehen kann, wird oft auch t A anstelle von A(t) geschrieben. Einheit 17 – Folie 17.4 – 16.05.2017 Logik und Diskrete Strukturen (Sommer 2017) Prof. Dr. Ulrich Hertrampf Wahrheitswerte der Formeln Die atomare Formel F = P(t1 , . . . , tk ) ist wahr, falls (A(t1 ), . . . , A(tk )) ∈ P A gilt. Wir schreiben dann A(F ) = 1. Andernfalls gilt A(F ) = 0, bzw. F ist nicht wahr. Die Definitionen von A(¬F ), A(F ∧ G ) und A(F ∨ G ) sind ganz analog zum aussagenlogischen Fall. Ist F = ∀xG , so definieren wir A(F ) so: A(F ) = 1, falls für alle α ∈ UA gilt: A[x/α] (G ) = 1 A(F ) = 0, sonst Ist F = ∃xG , so definieren wir A(F ) so: A(F ) = 0, falls für alle α ∈ UA gilt: A[x/α] (G ) = 0 A(F ) = 1, sonst Hierbei ist A[x/α] die Struktur, die überall mit A übereinstimmt, nur für x gilt jetzt A[x/α] (x) = α, unabhängig vom ursprünglichen Wert A(x). 16.05.2017 Einheit 17 – Folie 17.5 – Logik und Diskrete Strukturen (Sommer 2017) Prof. Dr. Ulrich Hertrampf Wahrheitswerte: Beispiel Wenn die Zeit noch reicht, rechnen wir den Wahrheitswert der Formel F von Folie 17.3 für zwei Graphen aus, etwa für die Graphen K3 und K4 . Der Graph Kn hat n Knoten und eine Kante zwischen je zwei verschiedenen Knoten. Die Formel F war: F = ∀x∃y ∃y 0 ((P(x, y ) ∧ P(x, y 0 )) ∧ ∀z(¬P(x, z) ∨ (Q(y , z) ∨ Q(y 0 , z))) Entweder an der Tafel oder als Übungsaufgabe für zu Hause. Einheit 17 – Folie 17.6 – 16.05.2017