Logik und Diskrete Strukturen Einheit 22 Prof. Dr. Ulrich Hertrampf Herbrand-Theorie Beim Versuch, Prädikatenlogik systematisch zu untersuchen, ergibt sich ein großes Hindernis: Es gibt unübersichtlich viele mögliche Universen. Wir hätten deshalb gerne eine Art Standarduniversum. In Einheit 19 hatten wir als Beispiel für ein abstraktes Universum schon unseren Kandidaten kennengelernt: UA = {a, f (a), g (a, a), f (f (a)), f (g (a, a)), g (a, f (a)), g (f (a), a), g (f (a), f (a)), . . . } Hierbei waren a (nullstellig), f (einstellig) und g (zweistellig) alle in der Ausgangsformel vorkommenden Funktionssymbole. Winter 2015/16 – Folie 22.1 – 26.11.2015 Logik und Diskrete Strukturen Einheit 22 Prof. Dr. Ulrich Hertrampf Herbrand-Universum Wir starten immer mit einer Skolemformel F . (Jede Formel kann erfüllbarkeitsäquivalent in eine solche umgeformt werden.) Definition: • Jede in F vorkommende Konstante ist in D(F ). • Falls keine Konstante vorkommt, ist a in D(F ). • Für jedes in F vorkommende Funktionssymbol f der Stelligkeit n und alle t1 , . . . , tn ∈ D(F ) ist f (t1 , . . . , tn ) ein Element von D(F ). In anderen Worten: Die Menge D(F ) ist gebildet aus allen unausgerechneten variablenfreien Termen, die mit den Symbolen aus F gebildet werden können. Winter 2015/16 – Folie 22.2 – 26.11.2015 Logik und Diskrete Strukturen Einheit 22 Prof. Dr. Ulrich Hertrampf Herbrand-Struktur Eine Struktur A heißt Herbrand-Struktur (für F ), wenn UA = D(F ) gilt und Funktionssymbole in der kanonischen Weise interpretiert werden, d.h. f A (t1 , . . . , tn ) = f (t1 , . . . , tn ). Man beachte, dass hier links eine semantische Festlegung steht (wie wirkt f in der Struktur A?) – die rechte Seite ist dagegen einfach als syntaktisch definiertes Element f (. . . ) aus UA zu sehen. Offen bleibt also nur die Interpretation der Prädikatsymbole. Zur Erinnerung: Freie Variablen gibt es in einer Skolemformel nicht! Winter 2015/16 – Folie 22.3 – 26.11.2015 Logik und Diskrete Strukturen Einheit 22 Prof. Dr. Ulrich Hertrampf Herbrand-Modell Als Beispiel betrachten wir die Skolemformel ∀x∀y ∀z P(x, f (y ), g (z, x)) Mit der Festlegung IA (P) = UA × UA × UA und dem Herbrand-Universum UA von Folie 22.1 ist also die angegebene Formel erfüllt. Allgemein definieren wir: Eine zu F passende Herbrand-Struktur, die ein Modell für F ist, nennen wir ein Herbrand-Modell für F . Winter 2015/16 – Folie 22.4 – 26.11.2015 Logik und Diskrete Strukturen Einheit 22 Prof. Dr. Ulrich Hertrampf Erfüllbarkeit von Skolemformeln Es gilt der folgende Satz: Satz: Eine Aussage, die als Skolemformel F gegeben ist, ist genau dann erfüllbar, wenn es für F ein Herbrand-Modell gibt. Beweis: Die Richtung von rechts nach links ist trivial. Für die Richtung von links nach rechts muss man eine Induktion über den Aufbau der Formel führen. Die Einzelheiten findet man im Buch von Schöning. Winter 2015/16 – Folie 22.5 – 26.11.2015 Logik und Diskrete Strukturen Einheit 22 Prof. Dr. Ulrich Hertrampf Satz von Löwenheim und Skolem Der folgende Sachverhalt ist als Satz von Löwenheim und Skolem bekannt: Satz: Jede erfüllbare Formel F der Prädikatenlogik hat ein abzählbares Modell. Dieser Satz folgt ziemlich direkt aus dem vorherigen Satz (Folie 22.5). Winter 2015/16 – Folie 22.6 – 26.11.2015