Logik und Diskrete Strukturen Einheit 23 Prof. Dr. Ulrich Hertrampf Die Herbrand-Expansion Wir haben als Ausgangspunkt eine Formel F in Skolemform. Die Herbrand-Expansion E (F ) ist die unendliche Menge von Formeln, die wie folgt entstehen: E (F ) besteht aus allen Formeln, die man aus der Matrix von F bilden kann, indem man die Variablen durch Elemente des Herbrand-Universums D(F ) ersetzt. Das heißt, wenn F die Formel F = ∀x1 . . . ∀xk G ist, dann enthält E (F ) alle Formeln der Form G [x1 /u1 ] . . . [xk /uk ] für beliebige Elemente ui aus D(F ). Winter 2015/16 – Folie 23.1 – 02.12.2015 Logik und Diskrete Strukturen Prof. Dr. Ulrich Hertrampf Einheit 23 Beispiel Als Beispiel betrachten wir die Formel F = ∀x∀y ∀z P(x, f (y ), g (z, x)) Dann ist D(F ) = {a, f (a), g (a, a), f (f (a)), f (g (a, a)), . . . } und wir erhalten u.a. folgende Elemente von E (F ): P(a, f (a), g (a, a)) P(a, f (f (a)), g (a, a)) P(f (a), f (a), g (a, f (a))) P(a, f (a), g (f (a), a)) P(g (f (a), f (a)), f (g (a, a)), g (a, g (f (a), f (a)))) Dagegen gehört P(f (a), f (a), g (a, a)) nicht zu E (F ). Bitte überlegen Sie sich selbst, warum nicht... Winter 2015/16 – Folie 23.2 – 02.12.2015 Logik und Diskrete Strukturen Einheit 23 Prof. Dr. Ulrich Hertrampf Satz von Gödel, Herbrand, Skolem Der Satz von Gödel, Herbrand und Skolem führt das Erfüllbarkeitsproblem der Prädikatenlogik auf den aussagenlogischen Fall zurück – allerdings wird bei der Reduktion die eine Formel F zu der unendlichen Formelmenge E (F ): Satz: Eine Skolemformel F ist genau dann erfüllbar, wenn die Menge E (F ) als aussagenlogische Formelmenge erfüllbar ist. Zum Beweis genügt es zu zeigen, dass F genau dann ein Herbrand-Modell hat, wenn E (F ) erfüllbar ist. Winter 2015/16 – Folie 23.3 – 02.12.2015 Logik und Diskrete Strukturen Einheit 23 Prof. Dr. Ulrich Hertrampf Beweis des Satzes Die Skolemformel sei F = ∀y1 ∀y2 . . . ∀yn G . Dann gilt: A ist Herbrand-Modell für F ⇐⇒ für alle t1 , t2 , . . . , tn ∈ D(F ) gilt A[y1 /t1 ][y2 /t2 ]...[yn /tn ] (G ) = 1 ⇐⇒ für alle t1 , t2 , . . . , tn ∈ D(F ) gilt (Hier wird Übung 58 - Einheit 20 - benutzt) A(G [y1 /t1 ][y2 /t2 ] . . . [yn /tn ]) = 1 ⇐⇒ für alle H ∈ E (F ) gilt A(H) = 1 ⇐⇒ A ist Modell für E (F ). Winter 2015/16 – Folie 23.4 – 02.12.2015 Logik und Diskrete Strukturen Einheit 23 Prof. Dr. Ulrich Hertrampf Satz von Herbrand Aus dem Satz von Gödel, Herbrand, Skolem folgt direkt der folgende Satz (Satz von Herbrand): Satz: Eine Skolemformel F ist genau dann unerfüllbar, wenn eine endliche unerfüllbare Teilmenge von E (F ) existiert. Beweis: F unerfüllbar ⇐⇒ E (F ) unerfüllbar ⇐⇒ E (F ) hat endliche unerfüllbare Teilmenge Die erste Äquivalenz ist der Satz von Gödel, Herbrand, Skolem, die zweite Äquivalenz folgt aus dem Endlichkeitssatz. Winter 2015/16 – Folie 23.5 – 02.12.2015 Logik und Diskrete Strukturen Einheit 23 Prof. Dr. Ulrich Hertrampf Bemerkungen • Die Menge E (F ) ist eine Formelmenge der Aussagenlogik! • E (F ) ist rekursiv aufzählbar. • Der Satz von Herbrand führt daher zu einem Algorithmus, der unerfüllbare Formeln in endlicher Zeit erkennt. • Dieser Algorithmus von Gilmore (sh. Buch) kann aber nicht in endlicher Zeit erkennen, wenn die Eingabe erfüllbar ist. Also ist das Unerfüllbarkeitsproblem für prädikatenlogische Formeln semi-entscheidbar. Ebenso ist das Gültigkeitsproblem für prädikatenlogische Formeln semi-entscheidbar. Winter 2015/16 – Folie 23.6 – 02.12.2015