Logik und Diskrete Strukturen Einheit 19 Prof. Dr. Ulrich Hertrampf Das Zahlenbeispiel Wir betrachten die Formel F = ∀x P(x, f (x)) ∧ Q(g (a, z)) Grundbereich sei N, P sei die <-Relation, Q die Primzahleigenschaft, f die Nachfolgerfunktion auf N, g die Addition, a die Konstante 2, d.h. a ist eine nullstellige Funktion mit dem Wert 2. Schließlich geben wir der Variablen z den Wert 3. Wie ermitteln wir die Bedeutung der Formel F ? Mit der gegebenen Struktur haben wir die folgende Interpretation: Für alle Zahlen x gilt: x < x + 1, und die Summe von a und z ist eine Primzahl. Ist F wahr? Winter 2015/16 x < x + 1 ist richtig. Die Summe von 2 und 3 ist eine Primzahl. Also ist die Formel unter der gegebenen Interpretation wahr. – Folie 19.1 – 25.11.2015 Logik und Diskrete Strukturen Einheit 19 Prof. Dr. Ulrich Hertrampf Das abstrakte Beispiel Wir gehen von einer gegebenen Formel aus – beispielsweise von der auf der letzten Folie. Nun bilden wir UA aus allen Termen, die man mit den beteiligten Funktionen bilden kann, ohne Variablen zu benutzen: {a, (f (a), f (f (a)), f (f (f (a))), . . . , g (a, a), g (f (a), a), f (g (a, a)), . . . } Hier haben wir also die nullstellige Funktion a, die einstellige Funktion f und die zweistellige Funktion g benutzt. In a kann nichts eingesetzt werden. In f kann bzw. muss man jeweils einen vorher gebildeten Term einsetzen. In g werden jeweils zwei vorher gebildete Terme eingesetzt. Wir brauchen also eine induktive Definition! Winter 2015/16 – Folie 19.2 – 25.11.2015 Logik und Diskrete Strukturen Einheit 19 Prof. Dr. Ulrich Hertrampf Das abstrakte Beispiel (Forts.) Induktive Definition von UA : Alle vorkommenden nullstelligen Funktionen gehören zu UA . Und wenn es keine gibt? – Dann a ∈ UA . k Wenn fi eine vorkommende k-stellige Funktion ist und t1 , . . . , tk Elemente von UA sind, dann gehört auch fi k (t1 , . . . , tk ) zu UA . Wie definiert man dann IA ? Jedes t ∈ UA ist gebildet worden wie ein Term, es liegt daher nahe, für alle t ∈ UA zu definieren: IA (t) = t. Man beachte: Das t auf der rechten Seite ist ein Element von UA , also ein Individuum. Das t in der Klammer ist dagegen ein Term. Winter 2015/16 – Folie 19.3 – 25.11.2015 Logik und Diskrete Strukturen Einheit 19 Prof. Dr. Ulrich Hertrampf Passende Strukturen Ähnlich wie in der Aussagenlogik passende Belegungen definiert wurden, wollen wir jetzt festlegen, was eine passende Struktur für eine gegebene prädikatenlogische Formel ist: Die Struktur A = (UA , IA ) ist eine zu F passende Struktur, falls IA jeder in F vorkommenden Variablen einen Wert aus UA zuweist, jedem in F vorkommenden Prädikatsymbol Pik ein k-stelliges Prädikat über UA , und jedem in F vorkommenden Funktionssymbol fi k eine k-stellige Funktion auf UA . Winter 2015/16 – Folie 19.4 – 25.11.2015 Logik und Diskrete Strukturen Einheit 19 Prof. Dr. Ulrich Hertrampf Erfüllbarkeit, Gültigkeit, Modell Eine zu F passende Struktur A nennen wir ein Modell für F , wenn der Wahrheitswert der Formel in der Struktur A der Wert 1 ist, d.h. wenn A(F ) = 1 gilt. Man sagt dann auch F gilt in A und schreibt A |= F . Eine prädikatenlogische Formel F heißt erfüllbar, wenn es ein Modell für F gibt. Man nennt eine prädikatenlogische Formel F allgemeingültig, wenn alle zu F passenden Strukturen Modelle für F sind. Dann schreiben wir |= F . Wenn F nicht allgemeingültig ist, schreiben wir 6|= F . Winter 2015/16 – Folie 19.5 – 25.11.2015 Logik und Diskrete Strukturen Einheit 19 Prof. Dr. Ulrich Hertrampf Bemerkungen • Abkürzungen wie → und ↔ wie bei Aussagenlogik. • F gültig gdw. ¬F unerfüllbar wie bei Aussagenlogik. • Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Aussagenlogik als Teil der Prädikatenlogik aufzufassen: z.B. nur nullstellige Prädikatsymbole, oder nur Formeln ohne Variablen. • KNF und DNF für Formeln ohne Quantoren wie zuvor. (Allgemein: KNF und DNF für Matrix der Formel F .) • Keine Quantifizierung über Funktionen oder Prädikate. (Dafür braucht man Prädikatenlogik zweiter Stufe.) Winter 2015/16 – Folie 19.6 – 25.11.2015