Definition der Depression Depressive Episode ANTIDEPRESSIVA gedrückte Stimmung Verminderung von Antrieb und Aktivität verminderte Fähigkeit zu Freude, Interesse und Konzentration ausgeprägte Müdigkeit nach kleinsten Anstrengungen Schlafstörungen (Früherwachen), Morgentief, verminderter Appetit beeinträchtigtes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen, Schuldgefühle oder Gedanken über eigene Wertlosigkeit gedrückte Stimmung reagiert nicht auf Lebensumstände Begleitsymptome wie psychomotorische Hemmung, Agitiertheit, Gewichtsverlust, Libidoverlust Suizidrisiko! Differentialdiagnose der Depression Depression Primär (Ätiologie nicht gesichert) Bipolar (manisch-depressive Erkrankung) Unipolar (nur depressive Phasen) Sekundär (internistische, neurologische oder andere psychiatrische Grundkrankheit) Punktprävalenz depressiver Symptome 13 -20% “Major depression” 1.5 - 5% Lebenszeitprävalenz behandlungsbedürftiger depressiver Erkrankungen 4 -18% genetische Basis für bipolare Erkrankung Depression ist keine Charaktereigenschaft! Diagnose oft sehr spät - 5 Jahre bis Therapiebeginn; 85% ohne Therapie! Monoaminhypothese der Depression Substanzen, die die Wiederaufnahme von NA/5HT in Nervenzellen beeinträchtigen (z.B. Antidepressiva), verbessern die Symptomatik Substanzen, die den Abbau von NA/5HT in Nervenzellen beeinträchtigen (MAO-Hemmer), verbessern auch die Symptomatik Substanzen, die Monoaminspeichervesikel entleeren (z.B. Reserpin), verursachen depressive Symptomatik Wirkungen der Antidepressiva Verstärkung der noradrenergen und/oder serotonergen Neurotransmission Verzögerter klinischer Wirkungseintritt (2-3 Wochen) sekundäre, adaptive Veränderungen für klinische Wirksamkeit maßgeblich Nebenwirkungen durch Blockade von Rezeptoren (v.a. mACh, α1, H1, 5-HT2) bzw. Ionenkanälen Therapieversagen bei 40 % der Patienten 1 Verstärkung der Neurotransmission an einer NA-Synapse Therapeutische Verstärkung der serotoninergen Übertragung präsynaptisches Neuron Dopamin 5-OH-Tryptophan 5-HT Astroglia MAO NA MAOA-Hemmer deaminierte Metaboliten DOPA α2-Antagonist präsynaptisches Neuron Tryptophan MAO-Hemmer terminaler Autorezeptor NA α2 α1 β 5-HT MAO 5-HT 5-HT AU F N 5-HT1B/1D AH M E NA ReuptakeInhibitor AU F N α2 5-HIES Astroglia MAO AH M E Tyrosin COMT postsynaptische Rez.: 5-HT1A, 1B, 1D, 5-HT2, 5-HT3 TCA SSRI postsynaptisches Neuron postsynaptisches Neuron Tricyclische AD (TCA) Einteilung der Antidepressiva Tricyklischen Antidepressiva (TCA) Selektive Serotonin Rückaufnahme Inhibitoren (SSRI) Selektive Noradrenalin Rückaufnahme Inhibitoren (NRI) Selektive Serotonin-Noradrenalin Rückaufnahme Inhibitoren (SNRI) • Tetrazyklische und andere • Monoaminooxidase A Hemmer (MAO-Hemmer) • Lithium • • • • N R1 R2 R1 R1 R1 Amitriptylin Clomipramin Unerwünschte Wirkungen der TCA Tricyclische AD Mechanismus Symptome Blockade von M-Rezeptoren “atropinartige Nebenwirkungen”: Mundtrockenheit, Akkommodationsstörung,Tachykardie, Obstipation, Miktionsstörungen Blockade von α1 Adrenozeptoren orthostatische Hypotension, Sedierung Blockade von H1 Histaminrezeptoren Sedierung, Gewichtszunahme Blockade von 5-HT2 Serotoninrezeptoren Gewichtszunahme, Störungen der Sexualfunktion Blockade von spannungsabhängigen Natriumkanälen kardiale Überleitungsstörungen Geringe therapeutische Breite 2 Selektive Serotonin Reuptake Inhibitoren Selektive Serotonin-Reuptake Inhibitoren (SSRI) SSRI: Wirkungen, Nebenwirkungen Selektive Hemmung der Serotonin-Wiederaufnahme Fluoxetin Wirkprofil: eher antriebssteigernd, psychomotorisch aktivierend Fluvoxamin Nebenwirkungen: indirekte Aktivierung von 5-HT-Rezeptoren Paroxetin Schlaflosigkeit, Agitiertheit, Angst, Tremor Kopfschmerzen verminderter Appetit, Gewichtsverlust Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe (aber auch Obstipation!) sexuelle Dysfunktion Sertralin Citalopram Escitalopram große therapeutische Breite Weitere Antidepressiva (Klassifikation nicht einheitlich!) SNRI: Venlafaxin, Milnacipran, Duloxetin Selektive Serotonin- und Noradrenalin-Reuptake Inhibitoren SNRI: Venlafaxin, Milnacipran, Duloxetin Wirkmechanismus • keine Affinität zu adrenergen, cholinergen oder Rezeptoren • keine anticholinerge oder sedierende Wirkung histaminergen 3 Tetrazyklische und andere Antidepressiva Mirtazapin Mianserin Maprotilin Trazodon Bupropion (Raucherentwöhnung) Moclobemid (MAO-Hemmer) Hypericum perforatum L. Johanniskraut — Hyperici herba Pharmakokinetik stark lipophil gut oral resorbiert Bioverfügbarkeit > 50% Plasmaproteinbindung > 90% Metabolismus in der Leber z.T. aktive Metabolite lange Halbwertszeit (Imipramin - Desipramin 10 – 20 h Fluoxetin 2 – 4 Tage) Inhaltsstoffe Wirkung Hypericin hohe Dosen hemmen MAO Hyperforin Reuptake-Hemmung von NA, DA, 5-HT COMT-Hemmung Flavonoide Nebenwirkungen Photosensibilisierung, Mundtrockenheit, Unruhe, Schwindel, gastrointestinale NW (relativ leicht) Enzyminduktion! senkt Spiegel von Cyclosporin, oralen Antikoagulantien, oralen Kontrazeptiva Manie: Definition Stimmung situationsinadäquat gehoben bis zu fast unkontrollierbarer Erregung vermehrter Antrieb, Überaktivität, Rededrang, vermindertes Schlafbedürfnis Unfähigkeit zu Konzentration, starke Ablenkbarkeit überhöhte Selbsteinschätzung, Größenideen, übertriebener Optimismus Verlust normaler sozialer Hemmungen, leichtsinniges, rücksichtsloses oder unpassendes und persönlichkeitsfremdes Verhalten Behandlung der Manie Akuter Schub: Lithium (Wirkung erst nach 1 – 2 Wochen) bei schwereren Symptomen zunächst Antipsychotika (v.a. Olanzapin) Phasenprophylaxe: Lithium Carbamazepin, Valproat, Lamotrigin, Topiramat, Olanzapin eventuell zusätzlich: Wahn (zumeist Größenwahn), Halluzinationen (zumeist Stimmen) 4 Wirkmechanismus von Lithium Li+ ähnlich Na+ Lithium: Nebenwirkungen kann durch Na+-Kanäle in die Zellen eindringen, durch Na+-K+-ATPase aber nicht so gut eliminiert werden (1/10) häufig (20–30%): hemmt intrazellulären Phosphoinositid-Umsatz PKC-Aktivität Rezeptor Ag ist on Dia PI GTP lg cy feinschlägiger Tremor der Finger Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Polyurie, Polydipsie Gewichtszunahme, Ödeme ol er lyc gelegentlich (10–20%): PLC Übelkeit, Erbrechen PIP2 Selektivität abhängig von regionaler Aktivität der Na+-Kanäle? Inositol langfristig: 5-HT Synthese, Transmission via 5-HT2-Rezeptoren, 5- HT- Freisetzung Li+ PKC IP3 PI IP2 IP1 Andere Indikationen für AD Panikerkrankung posttraumatische Belastungsstörung akut Benzodiazepine, längerfristig serotonerge AD gut geeignet (reduzierte Dosis) Zwangsstörung serotonerge AD (normale Dosis) generalisierte Angsterkrankung Sozialphobie Bulimia nervosa Schmerztherapie SSRIs Amitriptylin 5