Spitalhygiene Prof. Dr. Kathrin Mühlemann Friedbühlstrasse 51, Postfach 61 CH-3010 Bern Informationsblatt multiresistente Darmbakterien - ESBL Welche Bedeutung haben multiresistente Darmbakterien? Die menschliche Darmflora besteht aus einer Vielzahl von Bakterien (mehr als 500 Arten), welche in der Regel friedlich mit dem Menschen zusammenleben. Man nennt diesen Zustand auch Kolonisation, Trägertum oder Besiedelung. Einige dieser Bakterien können aber zeitweise auch eine Infektion verursachen, zum Beispiel im Bereich der Harnwege, der Gallenblase oder der Darmwand. Weltweit besteht eine zunehmende Tendenz, dass Bakterien gegenüber Antibiotika resistent werden. Resistente und multi-resistente Bakterien spielen zurzeit vor allem im Spital eine Rolle als sogenannte Spitalkeime. Sie verursachen Spitalinfektionen, welche aufgrund ihrer Antibiotikaresistenz schwierig zu behandeln sind. Auch Darmbakterien sind von dieser Resistenzentwicklung betroffen. Bei Darmbakterien kann eine besondere Art einer Resistenz bestehen, die man als ESBL bezeichnet. Was versteht man unter ‚ESBL’? ESBL bezeichnet eine spezielle Art einer Antibiotikaresistenz oder Multiresistenz, welche vor allem bei Darmbakterien angetroffen wird. ESBL ist die Abkürzung für Extended Spectrum-Beta-Lactamase. Es bezeichnet ein Eiweiss welches in multiresistenten Darmbakterien produziert wird und mehrere wichtige Antibiotika zerstört. Wer hat ein erhöhtes Risiko für ein ESBL Trägertum ESBL-produzierende Darmbakterien findet man vor allem bei Patienten in Spitälern und anderen Gesundheitsinstitutionen (inklusive Alters- und Pflegeheime). Ein erhöhtes Risiko haben Patienten mit einem chronischen Grundleiden (z.B. Tumorerkrankung, geschwächtes Immunsystem), mit chronischen Hautwunden, einem Blasenkatheter, oder nach einer grösseren Operation. Ein erhöhtes Risiko besteht auch bei Patienten mit häufiger Antibiotikatherapie. Welche Bedeutung hat das Trägertum von ‚ESBL’ ? Da es sich bei ESBL um übliche Darmbakterien handelt, kommt es meist nur zu einem Trägertum (ohne Krankheitssymptome) und nur selten auch zu einer Infektion. Träger können aber als Quelle für eine Übertragung des ESBL-Darmbakteriums auf andere Patienten dienen. Dies ist in Spitälern von Bedeutung. Die Übertragung geschieht vor allem über die Hände des Personals. Die Dauer eines ESBL-Trägertums kann stark variieren. Gesunde Personen sind in der Regel nur für kurze Zeit kolonisiert, bei Patienten mit chronischen Leiden kann das Trägertum aber Monate bis Jahre dauern. Zurzeit gibt es keine Behandlung, mit der das Trägertum beendet werden könnte. Welche Kontrollmassnahmen sind in Bezug auf multiresistente Bakterien wichtig? Spitäler streben danach die Übertragung von ESBL-Darmbakterien zwischen Patienten möglichst zu verhindern. Deshalb werden bei Trägern von ESBL-produzierenden Bakterien im Spital spezielle Isolationsmassnahmen durchgeführt. Zudem werden bei Mitpatienten vorsorgliche Untersuchungen auf ein ESBL-Trägertum durchgeführt (z.B. in Stuhlproben).