Der Mix macht´s T HEM A Telefon-Fundraising – nach der SEPA-Einführung THEM A D at abas e Fun dr ai s in g – Theorien, was beim Spender funktioniert, gibt es viele THEM A Touch us – Die GFS beim Deutschen Fundraising Kongress TI TELTHEM A Die Ziele und Werte einer Organisation müssen den Fundraising-Mix bestimmen Ausgabe 1, März 2014 NEU ES AU S D ER WELT D ES FU ND R A I S I N G S Die Ziele sind der Schlüssel Dr. Thomas Peter im FUNDIERT Interview über den richtigen Fundraising-Mix 4 FUNDIERT: Eine Organisation, die raising nutzt diese Zukunftsarbeit Eine vierter Kanal ist face-to-face heute erfolgreiches Fundraising be- für die eigenen Belange. mit allen Varianten, sprich Haustür, treiben will, darf nicht auf einseitige Standwerbern, das direkte Gespräch Maßnahmen setzen. Erfolgreiches FUNDIERT: Um jetzt explizit von mit Großspendern oder Erblassern, Fundraising braucht einen durch- einem Fundraising-Mix zu reden: aber auch Events, zu denen man dachten Fundraising-Mix. Dr. Peter, Was gehört da Ihrer Meinung nach gezielt einlädt, um die Kontakt- worauf kommt es bei diesem Mix unbedingt hinein? Welche Kanäle schwelle etwas tiefer anzulegen. an? sind unverzichtbar? Und schließlich muss man auch die ganze Öffentlichkeitsarbeit und Dr. Thomas Peter: Jede Organisation Dr. Peter: Ich denke, die Auswahl ist Werbung mit bedenken, wenn es um hat hohe Ziele und begrenzte Res- klar. Da ist zum einen das Mailing, die wirkungsorientierte Verteilung sourcen. Sie muss sich deshalb sehr sowohl für die Spender wie für die der Ressourcen geht. gut überlegen, wo sie ihre Mittel potenziellen Neuspender. Das ist am besten einsetzt, um die Ziele zu nach wie vor ein Schlüsselmedium FUNDIERT: Wie sollte innerhalb erreichen. Da spielt der richtige Mix und, richtig konzipiert und realisiert, dieses Mixes die Gewichtung der eine entscheidende Rolle. nach wie vor sehr erfolgreich. Dann einzelnen Kanäle aussehen? gibt es die Online-Schiene. Da muss FUNDIERT: Sprechen Sie jetzt vom man noch realistisch sein mit den Dr. Peter: Ganz wichtig: Wir reden Marketing oder vom Fundraising- Erwartungen. Technisch ist heute hier von einer Optimierungsaufgabe. Mix? enorm viel möglich, die effek- Wir haben Ressourcen, die limitiert tiven Resultate sind aber vielerorts sind. Die Frage, die sich sofort stellt, Dr. Peter: Ich bin ein großer Verfech- bescheiden, einmal abgesehen von ist: Wofür gebe ich wie viel Geld ter, dass man Fundraising als Teil den Katastrophenaufrufen. Mit- aus? Das können wir nur beantwor- des Marketings versteht, und das tel- und langfristig könnte sich das ten, wenn wir auch über die Ziele dann auch so lebt. Sonst läuft man aber ändern, gerade auch mit Blick reden. Was sind meine kurzfristigen, Gefahr, dass man nur Teilaspekte auf die digital generation. Dann ist mittelfristigen, langfristigen Ziele? bearbeitet und das gesamte Umfeld das Telefon zu erwähnen, Inbound Einmal finanziell. Daneben gibt vernachlässigt. Marketing orientiert und Outbound. Beim Inbound- es aber auch inhaltliche Ziele, die sich an den Entwicklungen in allen Marketing besteht meines Erachtens nicht finanziell messbar sind. Ein relevanten Märkten der Organisa- viel Nachholbedarf bei Nonprofit- Beispiel aus dem Bereich Alzheimer tion. Es ist darauf ausgerichtet, die Organisationen. Wenn ich sehe, wie oder Krebs: Wenn es darum geht, maßgeblichen Trends frühzeitig zu sorgfältig im kommerziellen Bereich die Vorsorge und Früherkennung zu erkennen und die notwendigen Ant- Rückmeldungen verarbeitet und fördern, dann ist das kein finanzi- worten und Fähigkeiten rechtzeitig für neue Geschäfte genutzt werden, elles Ziel, sondern eine Kernaufgabe zu entwickeln. Erfolgreiches Fund- dann liegt einiges Potenzial brach. dieser Organisationen. Mit der klas- Dr. Thomas Peter ist Geschäftsführer der asm, Agentur für Sozialmarketing, Thalwil Schweiz. Als beratender Partner unterstützt die asm Agentur für SozialMarketing gemeinnützige Organisationen bei der Entwicklung und Realisierung eines zielgerichteten Dialogs mit Spendern und potenziellen Spendern. Mehr dazu auf www.asm-cc.ch 5 sischen Vorgehensweise im Fund- Deshalb muss die Kommunikation ben sich daraus für das Fundraising? raising stoße ich da an Grenzen. gemeinnütziger Organisationen auch Diese Diskussion ist anspruchsvoll. Des Weiteren muss ich meine Ziele Identität transportieren, sie muss Zu- Und sie wird zusätzlich erschwert, auch mit Blick auf die Zielgruppen stimmung suchen, die Bürgerinnen weil es auf der operativen Seite der optimieren. Wen erreiche ich mit und Bürger in ihrer Haltung und Organisationen eine starke Professi- welchen Botschaften? Das heißt, ich ihrem Engagement bestärken. Dann onalisierung gibt. Die meisten Leute, muss meine Ziele operationalisie- bin ich bei den Zielen! Welche Form die dort Verantwortung tragen, ren, also messbar machen. Nur so von Engagement will ich fördern, sind hervorragend ausgebildet und erkenne ich aus einer Gesamtschau unterstützen, mobilisieren? Welche verfügen über eine hohe Methoden- heraus, wo mein Geld die größte Handlungsbereitschaft gibt es? All und Managementkompetenz. Die Wirkung erzielt. Und dann finde ich das setzt voraus, dass ich mir überle- Vorstände dagegen sind oft Persön- auch Antworten auf die Frage, wel- ge: Für was steht meine Organisa- lichkeiten, die einen andern Ruck- che Vertriebskanäle dafür geeignet tion? sack mitbringen. Viele von ihnen gehören zur Gründergeneration, sie sind. Mit andern Worten: Die Ziele einer Organisation sind der Schlüssel FUNDIERT: Denken Organisationen haben die Organisationen nicht nur für die gesamte Planung und die so? gesteuert, sondern auch geprägt. Aus dieser Vergangenheit heraus haben Steuerung der Ressourcen. Dr. Peter: Sagen wir es so: Das sie oft auch ein anderes Hilfever- FUNDIERT: Wir reden hier also Bewusstsein in den Organisationen ständnis, als die jüngeren Mitglieder nicht nur über die Frage, wie ich wächst. Aber es versandet auch der Geschäftsleitung. Bildlich ausge- eine Zielgruppe idealerweise an- vieles. Ich weiß von einer Reihe von drückt gibt es vielerorts Manager in spreche, damit sie möglichst viel Organisationen, die monatelang an den Geschäftsleitungen und Helfer spendet. ihren Leitbildern arbeiten, um jedes im ureigensten Sinn des Worts in Wort und jede Formulierung ringen. den Vorständen. Daraus resultiert Dr. Peter: Nein. Wir reden hier auch Und dann? Dann hängt man das eine kulturelle Diskrepanz. Die nicht nur darüber, was eine Nonpro- Leitbild an die Bürowand und macht führt oft dazu, dass Marketing- und fit-Organisation herstellt, sondern so weiter wie vorher. Dabei wäre Fundraising-Fragen liegen bleiben. auch darüber, was sie darstellt. Eine jetzt der richtige Moment, um über Dabei wären sie bestens geeignet, Nonprofit-Organisation ist ja nicht die Folgerungen nachzudenken: Was um intern das Selbstverständnis und nur ein Leistungserbringer. Sie ist heißt dieses Leitbild jetzt für unsere den Anspruch zu klären, den Auftritt auch eine moralische Autorität, Arbeit, kurzfristig, mittel- und lang- der Organisation zu schärfen und die ein Wegweiser in einer Zeit, in der fristig? Was müssen wir im Marke- Marktbearbeitung zu stärken. immer mehr Menschen weder die ting verstärken, was neu entwickeln, Welt noch sich selbst, noch die was allenfalls auch streichen? Und Sinnesbezüge dazwischen verstehen. welche Aufgaben und Chancen ergeFortsetzung auf nächster Seite J 6 FUNDIERT: Man müsste also die FUNDIERT: Ist das noch Fundrai- Dialog zu wagen mit solch schwie- Marketing- und Fundraising-Leute sing? rigen Themen. Man muss aber den Mut haben, nicht nur darüber zu und die Vorstände an einen Tisch Dr. Peter: Ich würde eher von Sozial- schreiben, wo Geld fehlt, sondern marketing sprechen, weil hier Kräfte seine Werte glaubwürdig zu kommu- Dr. Peter: Unbedingt. Marketing und freigesetzt werden, die sich bei nizieren. Nochmals am Beispiel De- Fundraising können, richtig kombi- kleinen Aufgaben nicht entwickeln menz: Für gesunde Menschen ist es niert, sehr effektiv Problemverständ- können. Das heißt aber auch, dass eine beängstigende Vorstellung, das nis wecken. Natürlich gibt es dabei Sozialmarketing sich nicht allein auf Gedächtnis zu verlieren, hilflos und Hürden, weil soziale, aufklärende finanzielle Ziele beschränken darf, von andern abhängig zu werden. Da Information per se weder einen weil sonst der Inhalt und der Sinn spielen auch Berührungsängste und unmittelbaren Nutzen noch einen verloren gehen. Sozialmarketing Vorurteile gegenüber Menschen mit Unterhaltungswert hat. Diese Hürden kann und soll deshalb einen Prozess Demenz hinein. Diesen Vorurteilen muss ich überspringen. Denn ich anstoßen, der Verbundenheit und und Ängsten begegnet man am komme nur über Problemverständ- Mitgefühl zusammenbringt und besten durch Aufklärung. Richtiges nis zu echtem Engagement. Wenn Kräfte für Verhaltensänderungen in Sozialmarketing klärt auf und stellt ich das richtig mache, führt echtes der Gesellschaft freisetzt: Mind Mo- die Menschen, nicht die Defizite, in Engagement auf sinnlicher Ebene ving. Gelingt dieser Prozess, stellen den Vordergrund. Denn es ist von zu einem Lustgewinn, auf sozialer sich Spenderinnen und Spender aus grundlegender Bedeutung, dass Ebene zu Prestige und auf der Ich- freiem Entschluss voll und ganz hin- Menschen mit Demenz ernst genom- Ebene zu einer Verbesserung des ter die Idee der jeweiligen Organisa- men werden in einer Gesellschaft, Selbstbildes. Dann haben Zuver- tion, ja sie fühlen sich sogar dafür die langsam älter wird. Wer an De- sicht, Lebenssinn, Gestaltungswille verantwortlich, dass sie verwirklicht menz erkrankt, will nichts anderes, plötzlich mehr Gewicht als Angst wird. Etwas zugespitzt könnte man als alle anderen auch: So lange es und Neid. Das setzt voraus, dass ich sagen: Die Vision zwingt sie zum geht die Selbstständigkeit bewahren systematisch so tief einsteige, dass Handeln. und ein Leben in Würde führen zu bringen. können. Dieser Ansatz führt insge- ich das Anliegen und den Anspruch der Organisation übersetzen kann in FUNDIERT: Und wie sieht es dabei samt zu einer intensiveren Bindung, Fundraising-Maßnahmen. Wenn die mit dem Geld aus? Darum geht es ja weil die Spenderinnen und Spender Leute dann spenden, verstehen sie, auch. Teil werden einer größeren Aufgabe. Smartes Sozialmarketing nimmt dass sie hier an etwas teilhaben, das größer ist als sie selbst. Dr. Peter: Meine Erfahrung ist, dass die Menschen ernst, von denen ich die Gesellschaft auf diese Art von etwas will. Kommunikationsansätzen sehr gut reagiert und bereit ist, sich in einen UMA