Seite 1 Lösung von Fouriertransformationen — Abstract: dieser Artikel soll eine kurze Übersicht darüber geben, wie sich Fouriertransformationen, d. h. reelle Integrale der Form F: R −→ α 7−→ R Z ∞ g(x)eiαx dx (1) −∞ für g : R −→ R, mithilfe der Funktionentheorie lösen lassen. Literatur: [1] Skript zur Funktionentheorie von Prof. Dr. H. Baum, http://www.mathematik.huberlin.de/∼baum/. Autor: Daniel Schliebner, [email protected]. — 1. Konstruktion der Lösung Sei zunächst α > 0. Der Residuensatz der Funktionentheorie liefert ein geeignetes Werkzeug Integrale der Form (1) zu lösen. Hierzu erweitert man die Funktion g : R −→ R zu einer Funktion ĝ : C \ {z1 , . . . , zk } −→ C auf den komplexen Zahlen mit ĝ|R = g und betrachtet das Wegintegral (z) Zs z f}| { iαz ĝ(z) · e dz, −r wobei die Strecke −rs ⊂ R ⊂ C als Weg in C interpretiert wird. Hierbei sind r, s ∈ R derart zu wählen, dass das Quadrat Q mit den Eckpunkten s, s + iq, −r + iq, −r und q = r + s alle zj ∈ C mit Im(zj ) > 0 enthält: Abbildung 1: Konstruktion einer geschlossenen Kurve ∂Q in C Seite 2 Die Idee hinter dieser Konstruktion ist die Folgende: der Rand des Quadrates Q ist eine geschlossene Kurve in C \ {z1 , . . . , zk } und ĝ ist auf C \ {z1 , . . . , zk } definiert. Damit gilt der Residuensatz und folglich: 2πi X Z Res(f, zj ) = Im(zj )>0 Z iαz f (z)dz = ∂Q ĝ(z)e Zs dz = iαz ĝ(z)e Z dz + −r ∂Q ĝ(z)eiαz dz. γ1 ·γ2 ·γ3 Hierbei bezeichne Res(f, zj ) das Residuum von f in zj . In der Tat lässt sich zeigen, dass R iαz dz −→ 0 für r, s −→ +∞ (vgl. [1]), sodass ĝ(z)e γ1 ·γ2 ·γ3 Z∞ ĝ(z)eiαz dz = 2πi X Res(f, zj ). (2) Im(zj )>0 −∞ Für den Fall α < 0 erhalten wir auf gleichem Wege die Formel Z∞ ĝ(z)eiαz dz = 2πi X Res(f, zj ). (3) Im(zj )<0 −∞ Da die Integrale in (2) und (3) im Wesentlichen Riemann-Integrale sind und der Integrationsbereich nur über R liegt, können wir von ĝ wegen ĝ|R = g wieder zu g übergehen. Dies gibt uns die Lösungsformel. 2. Lösung Sei f (z) := ĝ(z)eiαz . Dann ist: F(α) = X 2πi Res(f, zj ) , falls α > 0 Im(z )>0 j 2πi X Res(f, zj ) , falls α < 0 Im(zj )<0 die Lösung der Fouriertransformation F(α). 3. Beispiel Man betrachte die Fourier-Transformation Z∞ 1 −1 F(α) := · e−iρ~ x dx, ρ, ~ > 0 x2 + a −∞ 1 x2 +a Sei also g(x) := gemäß der Notation aus Abschnitt 1. Die komplexe Fortsetzung ĝ √ hat dann zwei Singulariräten bei z1,2 = ±i a und es gilt ĝ(z) = 1 1 √ · √ . z+i a z−i a Seite 3 Bei z1 , z2 handelt es sich also um Polstellen erster Ordnung. Wegen α = −ρ~−1 < 0 √ √ interessiert uns wegen Im(z2 ) = − a < 0 lediglich die Polstelle z2 = −i a (siehe Formel in Abschnitt 2). Es gilt also: F(α) = 2πi · Res(ĝ(z)e−iρ~ −1 z , z2 ). −1 Wir haben daher nur noch das Residuum von f (z) := ĝ(z)e−iρ~ z zu ermitteln. Da z2 auch in f nur Polstelle erster Ordnung ist, können wir das Residuum recht einfach berechnen. Es gilt: √ √ √ 1 −1 Res(f, −i a) = lim√ (z + i a) · f (z) = − √ · e aρ~ . a 2i z→−i a Wir erhalten also: √ √ 1 π −1 −1 F(α) = 2πi · − √ · e aρ~ = − √ · e aρ~ . a 2i a