Leber-, Gallenwegs - und Pankreaskarzinom - GI

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Leber-, Gallenwegs - und Pankreaskarzinom: Was ist neu in der
metastasierten Situation?
Prof. Dr. med. Thomas Seufferlein
Universitätsklinikum Halle, Klinik für Innere Medizin I
HCC
Marrero stellte beim ASCO eine erste Auswertung des internationalen GIDEON
Registers vor (J Clin Oncol 29: 2011 suppl; abstr 4001), in das Patienten aus 39
Ländern prospektiv aufgenommen wurden. Dieses Register umfasst wesentliche
Sicherheits- und Wirksamkeitsdaten zur Therapie des HCC mit Sorafenib, vor allem
auch bei Patienten im Child Pugh Stadium B. Aktuell umfasst das Register mehr als
1500 mit Sorafenib behandelte Patienten, darunter 367 Patienten im Child Pugh
Stadium B und 35 Patienten im Stadium C. Die Daten sind interessant, da in der
Sharp und der Asia Pacific Studie überwiegend Patienten mit HCC und Child A
Zirrhose
behandelt
wurden
und
die
Datenlage
zur
Sorafenibtherapie
bei
Leberzirrhose in den Stadien B (und C) bisher spärlich ist.
Die Registerdaten zeigen, dass in der Child Pugh B Gruppe deutlich mehr SAEs und
substanzspezifische SAEs auftreten wie bei den Child A Patienten. Die
Therapiedauer war kürzer bei Patienten mit Child B oder Child C Zirrhose. Das
mediane Überleben bei Patienten im Stadium Child A war dagegen gut mit den
entsprechenden Daten aus der SHARP-Studie vergleichbar (10,3 Monate). Bei
Patienten im Child Stadium B lag das mediane Überleben bei 4,8 Monaten und bei
Child C Patienten nur bei 2 Monaten. Damit bleibt außerhalb von Studien die
supportive Therapie weiterhin der Standard für Patienten mit Child B (und Child C)
Zirrhose und HCC. Lediglich bei Patienten mit maximal 7 Punkten im Child-Pugh
Score kann eine Therapie mit Sorafenib erwogen werden.
Gallenwegskarzinom
Auf dem diesjährigen ASCO wurde eine randomisierte Studie zur Kombination aus
Gemcitabin plus Oxaliplatin ± Erlotinib vorgestellt (Lim et al., J Clin Oncol 29: 2011
suppl; abstr LBA4032). Durch die Addition von Erlotinib ergab sich eine
Verbesserung des mPFS, der Unterschied war bei der Untergruppe der
Cholangiokarzinome signifikant. Die Studie umfasste insgesamt 268 Patienten,
schloß aber nur Patienten aus Korea ein. Weiterführende Studien müssen diese
1 Daten bestätigen, bevor das Konzept für den klinischen Alltag akzeptiert werden
kann.
Pankreaskarzinom
Beim Pankreaskarzinom wurden auf dem ASCO unterschiedliche Strategien
präsentiert: EGFR Doppeltargeting, Kombinationen von Gemcitabin mit einem
Antikörper gegen das Prostatastammzellantigen, dem Chemotherapeutikum S1 und
dem Multikinaseinhibitor Sorafenib.
Die Kombination aus Gemcitabin, Panitumumab und Erlotinib zeigte bei Patienten
mit metastasiertem Pankreaskarzinom kein signifikant besseres Überleben als die
Kombination aus Gemcitabin plus Erlotinib (Kim et al., J Clin Oncol 29: 2011 suppl;
abstr 4030).
Die Kombination aus Gemcitabin plus einem Antikörper gegen das auf etwa 60% der
Pankreaskarzinomzellen exprimierte Prostatatstammzellantigen war im primären
Endpunkt,
dem
6-Monats-Überleben
signifikant
besser
als
die
Gemcitabinmonotherapie, zeigte jedoch in der HR keinen Unterschied zur
Monotherapie (Wolpin et al., J Clin Oncol 29: 2011 suppl; abstr 4031). Allerdings
zeigte sich, dass die Expression von PSCA wahrscheinlich ein prognostischer
Parameter ist: Je höher die Expression im Tumor, desto günstiger die Prognose.
Omuro präsentierte Daten einer randomisierten Phase II Studie, in der die
Kombination von Gemcitabin plus S1 mit der Gemcitabinmonotherapie verglichen
wurde (J Clin Oncol 29: 2011 suppl; abstr 4029). Dabei zeigte sich ein signifikant
besseres medianes Überleben (13,9 vs. 8,3 Monate) und ein besseres 1Jahresüberleben
(57,9%
vs.
31,6%)
zugunsten
der
Kombinationstherapie,
insbesondere in der Gruppe von Patienten mit metastasiertem Pankreaskarzinom.
In einer randomisierten Studie mit insgesamt 104 Patienten zeigte die Kombination
aus Gemcitabin und Sorafenib bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder
metastasiertem Pankreaskarzinom keinen Vorteil im progressionsfreien Überleben
und im Gesamtüberleben gegenüber der Gemcitabinmonotherapie (Goncalves et al.,
# 4028).
2 Fazit:
Sorafenib ist beim HCC bei Patienten im Child-Pugh Stadium A gut einsetzbar.
Bei
Cholangiokarzinomen
ergeben
sich
neue
Konzepte,
hier
zeigen
sich
Kombinationschemotherapien vorteilhaft, targeted therapies sind aussichtsreich.
Beim
Pankreaskarzinom
(randomisierte
Phase
II
setzen
Studien,
sich
langsam
z.T.
mit
2:1
bessere
Studienkonzepte
Randomisierung)
durch.
Kombinationschemotherapien wie das FOLFIRINOX-Protokoll oder – wie oben
beschrieben – die Kombination von Gemcitabin plus S1 können die Prognose von
Patienten mit metastasiertem Pankreaskarzinom verbessern. Ähnliche Ergebnisse
lassen sich bisher mit den targeted therapies – auch bei Kombinationen von
unterschiedlichen Substanzen – nicht erzielen.
Prof. Dr. Thomas Seufferlein
Klinik für Innere Medizin I
Universitätsklinikum Halle
Ernst-Grube-Strasse 40
06120 Halle (Saale)
[email protected]
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