Informationsblatt der Apotheke des Klinikums der Universität für die Stationen APOTHEKENKURIER 13. Jahrgang 1996 Mainz ARZNEIMITTEL- Seite 1 Neuauflage Arzneimittelliste Seite 1 OPTIMALE ZEITPUNKTE FÜR CHRONOTHERAPIE Was nimmt man wann ein? Seite 2 ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ DIE Esistsoweit Neuauflage Arzneimittelliste ASS-WELCHES?WANN?WIEVIEL? Acetylsalicylsäure Seite 3 ERYTHROMYCIN NOCH MÄß ? Die neuen Alternativen Seite 4 ZEITGE - SEKUNDÄRE BAKTERIELLE KONTAMINATION EINS I . V.-A NÄSTHETI KUMS Propofol Seite 4 IMPRESSUM Seite 4 APOTHEKENKURIER 1/96 Ergebnisse der DER KOMMISSIONSSITZUNG n der Sitzung der Arzneimittelkommission vom 7. Februar 1996 wurden folgende Arzneimittel neu in die Arzneimittelliste aufgenommen: — Imeron® 300 Fl. 10 ml, 50 ml, 100 ml — Lorzaar® 50 mg Filmtbl. — Navoban® 5 mg Kps. — Serevent® Dosier-Aerosol Auf Beschluß der Arzneimittelkommission wurden gestrichen: — Ceporexin® 1000 mg Tbl. Weitere Informationen sind dem 1. Nachtrag zu entnehmen, der in die Arzneimittelliste eingelegt werden kann. Die nächste Sitzung findet am Mittwoch, den 24. April 1996 um 16:00 Uhr s.t. in der Bibliothek der Apotheke statt. Arzneimittelkommission I In dieser Ausgabe ERGEBNISSE Nummer 1 / 96 Z um Jahresbeginn 1996 kam unsere neue Arzneimittelliste in der 10. Auflage heraus. Die Neuauflage wurde wieder vollkommen revidiert. Der Einband ist blau, zum Unterschied zur vorherigen Arzneimittelliste, die einen roten Einband hatte. Bitte beachten Sie: ab sofort ist nur die blaue Arzneimittelliste gültig. Alte rote Listen sind an die Apotheke zurückzugeben. Die neue Arzneimittelliste enthält Erweiterungen im Abschnitt der Empfehlungen. Hier können Sie z.B. weitere Empfehlungen für die Antibiotikatherapie und -prophylaxe sowie die Mykosenbehandlung nachlesen. Neu ist auch eine Liste aller im Klinikum eingeführten Betäubungsmittel mit einem Merkblatt zum Verschreiben. Ebenso eine Liste der Blutprodukte, deren Chargennummern patientenbezogen dokumentiert werden muß. Eine Tabelle über die eingeführten Labor-Schnelltests und Empfehlungen für die totale parenterale Ernährung komplettieren dieses Kapitel. Wir hoffen, Ihnen hiermit wieder ein praktisches Werkzeug für die Arzneimitteltherapie an die Hand geben zu können, mit dessen Hilfe sowohl eine medizinisch/pharmazeutisch optimale aber auch wirtschaftliche Arzneimitteltherapie möglich ist. Bitte machen Sie regen Gebrauch von der Liste. Für diejenigen, die mit der Liste auf dem PC-Bildschirm arbeiten wollen, haben wir eine Diskette vorbereitet, die auf Anforderung zugesandt wird. Seite1 Optimale Zeitpunkte für die Chronotherapie Wann nimmt man was ein? S eit langem ist bekannt, daß die Einnahmezeitpunkte und damit einhergehend die Effektivität von Arzneimitteln im Laufe von 24 Stunden sehr differieren können. Im folgenden sollen beispielhaft die günstigsten Einnahmezeitpunkte für einige wenige wichtige Arzneimittel dargestellt werden. Die als Ulcustherapeutika eingesetzten H2-Blocker (zum Beispiel Cimetidin-Tagamet®, Famotidin-Pepdul®, Ranitidin-Sostril®) werden am besten als Einmaldosis in den Abendstunden gegeben. Für Ranitidin und Famotidin hat sich die Einnahme während der Abendmahlzeit bewährt, um den nächtlichen Anstieg der Säuresekretion zu reduzieren. In der Asthmatherapie entfalten Steroide ihre optimale Wirkung, wenn zwei Drittel der Dosis morgens und ein Drittel in den Nachmittagsstunden gegen 15:00 Uhr gegeben werden. Sehr wahrscheinlich gilt diese Strategie sowohl für die orale als auch für die inhalative Gabe. Neben einer günstigen Wirksamkeit verringert man mit diesem Regime die unerwünschte Wirkung der Suppression der Nebennierenrinde als Ort der physiologischen Corticoidproduktion. Bei Theophyllinpräparationen mit retardierter Freisetzung gibt man am besten zwei Drittel der Dosis am Abend und ein Drittel der Dosis morgens. Dieselbe zeitliche Verteilung der Gabe auf zwei Dosen hat auch für BetaMimetika vom Typ des Salbutamols die günstigste Wirkung bei geringen Nebenwirkungen erbracht. Optimale Zeitpunkte für die Chronotherapie Arzneimittel Indikation Mequitazin (Metaplexan®) Allergie Cimetidin (Tagamet®) Ulcusleiden Famotidin (Pepdul®) Ranitidin (Sostril®) Prednison (Decortin®) Asthma Prednisolon (Decortin® H) Theophyllin [Retardpräparate] (Euphylong®) Salbutamol (Sultanol®) Metamizol (Novalgin®) Schmerztherapie Opiate Indometazin (Amuno®) Rheumatische (Retardform) Erkrankung Ketoprofen (Alrheumun®) (Retardform) Tenoxicam (Tilcotil®) Acetylsalicylsäure (Aspirin®) Hydrokortison M. Addison Dexamethason Hemmtest (Fortecortin®) 9-alpha-Fluoro11-beta-Hydroxylasehydrokortison defekt; Virilismus Standardheparin Antikoagulation (Liquemin®) Niedermolekulares Heparin (Fragmin®) Acenocoumarol (Sintrom®) Doxorubicin (Adriblastin®) Onkologie Cisplatin (Platinex®) 5-Fluorouracil (Fluroblastin®) Propranolol (Dociton®) Angina pectoris Diltiazem (Dilzem®) Prinzmetal-Angina Hepatitis-B-Impfstoff Impfung (aktiv) (Hepatect®) EmpfohlenerEinnahmezeitpunkt Einmalgabe, abends Einmalgabe, abends 2/3 der Dosis morgens 1/3 der Dosis nachmittags 2/3 der Dosis abends 1/3 der Dosis morgens morgens effektiver Bedarf in der Nacht höher bessere Verträglichkeit am Abend; Einmalgabe 12 h vor dem Schmerzmaximum bessere Verträglichkleit am Abend; Wirksamkeit unabhängig vom Einnahmezeitpunkt Verträglichkeit unabhängig vom Einnahmezeitpunkt; gute Wirkung morgens und mittags abendliche Gabe besser verträglich 2/3 der Dosis am Morgen 1/3 der Dosis am Abend effektive Suppression bei Gabe gegen 23:00 Uhr einmalige, nächtliche Gabe sc.-Injektionen jweils um 4:00 und 16:00 Uhr sehr effektiv Wirkung unabhängig von der Zeit Einmalgabe abends empfohlen bessere Toleranz und Wirkung wahrscheinlich um 6:00 Uhr bessere Toleranz und Wirkung wahrscheinlich um 18:00 Uhr maximale Dosis gegen 4:00 Uhr empfohlen Einmalgabe gegen 8:00 Uhr empfohlen morgendliche Gabe empfohlen Impfung am Nachmittag wirksamer Koch H.J. PZ 140/1995 #42 KOCH H.J. : PHARM. ZEIT. 140/32-36 (1995) #42 Seite2 APOTHEKENKURIER 1/96 ASS-welches?wann?wieviel? Acetylsalicylsäure I n der Arzneimittelliste ist die lange bekannte und bewährte Acetylsalicylsäure aktuell in fünf verschie denen Präparaten eingeführt. Dies beruht auch darauf, daß im Laufe der Jahre bei dieser Substanz zu der ursprünglichen Indikation „Schmerzen“ zusätzliche Anwendungsgebiete hinzugekommen sind (z.B. kardiologische Indikationen). Im übrigen wurden die Darreichungsformen und Dosierungen verändert und verbessert. Inzwischen gibt es Dosierungen von 100 bis 500 mg, magenlösliche und magenunlösliche Formulierungen. Einen Überblick über die verschiedenen Präparate gibt die nachfolgende Tabelle. SämtlicheAcetylsalicylsäure-Präparate derArzneimittelliste Fertigarzneimittel Arzneiform Indikationen Dosierung Aspirin® 500 mg Tabletten Schmerzen, Entzündungen, Fieber, Erkältungen, Rheumatische Erkrankungen 2-3 x 1-2 Tbl. Aspirin® 100 100 mg Tabletten bei Kindern Schmerzen, Entzündungen, Fieber, Erkältungen bis 3 x tgl. 2-3 Jahre: 1 Tbl. 4-6 Jahre: 2 Tbl. 7-9 Jahre: 3 Tbl. Colfarit® 500 mg Tbl. Entzündung oberflächlicher Venen mikroverkapselt Thromboseprophylaxe verzögerte Freisetzung Reinfarktprophylaxe 3 x 1 Tbl. 2-3 x 1 Tbl. 1 x 1 Tbl. Aspirin® protect 100 100 mg Tabletten instabile Angina pectoris magensaftresistent akuter Myokardinfarkt verzögerte Freisetzung arterielle Eingriffe trans. ischämische Attacken Reinfarktprophylaxe 1 x 1 Tbl. 1 x 1 Tbl. 1 x 1 Tbl. 1 x 1 Tbl. 3 x 1 Tbl. Aspirin® protect 300 300 mg Tabletten Reinfarktprophylaxe magensaftresistent verzögerte Freisetzung 1 x 1 Tbl. Die Präparate mit verzögerter Freisetzung sind ungeeignet für die Schmerztherapie! APOTHEKENKURIER 1/96 Seite3 Erythromycinnochzeitgemäß? Die neuen Alternativen! S eit über 40 Jahren wird Erythromycin als Makro lid-Antibiotikum verwendet. Mangelhafte Säure stabilität, mäßige Bioverfügbarkeit und die rasche Elimination sind als gravierende Nachteile der Substanz anzusprechen. Die Erkenntnis, daß die Abbauprodukte im sauren Milieu des Magens die ausgeprägten gastrointestinalen Beschwerden verursachen, wird ebenfalls als negative Eigenschaft des Erythromycins angesehen. Insofern sind die Neuentwicklungen der letzten Jahren auf dem Gebiet der Makrolide (Roxithromycin-Rulid®, Clarithromycin-Klacid®, Azithromycin-Zithromax®) sehr zu begrüßen. Als Vorteile der neuen Präparate sind Säurestabilität und die bessere Resorptionsquote gegenüber Erythromycin hervorzuheben. Die längeren Halbwertszeiten erlauben die ein- oder zweimal tägliche Einnahme. Im Wirkungsspektrum sind die neuen Makrolide weitgehend identisch mit dem Erythromycin. Clarithromycin ist jedoch gegen einige Keime wie z.B. Chlamydia trachomatis und Mycobacterium avium wirksamer als die anderen Makrolide. Für Azithromycin ist eine deutliche Aktivitätserhöhung gegenüber Hämophilus influenzae belegt. Bei Leberinsuffizienz muß die Dosis angepaßt werden, bei Niereninsuffzienz ist keine Anpassung erforderlich. Roxithromycin wird normalerweise 1 x zu 300 mg eingenommen. Die Resorption der Substanz wird durch eine Mahlzeit beeinträchtigt; daher sollte Roxithromycin nüchtern eingenommen werden. Die Resorption von Clarithromycin wird durch Nahrungsaufnahme nicht beeinflußt. Hier wird bei Niereninsuffizienz eine Dosisanpassung empfohlen. Bei eingeschränkter Leberfunktion ist keine Dosisanpassung notwendig, solange die Nierenfunktion normal ist. Primär kommen Makrolid-Antibiotika zur Behandlung bakterieller Atemwegsinfektionen in Frage. Weitere wichtige Indikationen sind atypische Pneumonien, akute Exazerbationen chronischer Bronchitiden, Chlamydienbedingte Urogenitalinfektionen. Insbesondere Azithromycin bietet bei Urethritis und Cervicitis mit einer Einmaldosierung von 1 g dieselbe Effektivität wie nach einer einwöchigen Therapie mit täglicher Gabe von 2 x 100 mg Doxycyclin. Die gastrointestinalen Nebenwirkungen sind bei den neuen Makroliden weniger ausgeprägt als bei Erythromycin. Insgesamt stellen die neuen Makrolide im Vergleich zu Erythromycin durch längere Halbwertszeiten und bessere Verträglichkeit eine deutliche Therapieverbesserung dar. Durch reduzierte Einnahmefrequenzen und kürzere Behandlungszeiten wird eine bessere Akzeptanz bei Pati- Seite4 enten erreicht. Insbesondere bei bakteriellen Infektionen der Atemwege gehören die neuen Makrolide zu den Mitteln der ersten Wahl — die orale Therapie mit Erythromycin gilt als nicht mehr zeitgemäß. ZEITSCHRIFT FÜR CHEMOTHERAPIE 16/41 (1995) #6 Diesen Erkenntnissen wurde in der neuen Arzneimittelliste bereits Rechnung getragen und die ErythromycinKapseln (Monomycin®) gestrichen sowie Rulid® und Klacid® aufgenommen. ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ SekundärebakterielleKontamination einesi.v.-Anästhestikums Propofol E iner Studie des amerikanischen Centers for Disease Control zufolge lassen sich mehrere Dutzend In fektionen in verschiedenen Kliniken in den Jahren 1990 bis 1993 auf eine sekundäre Kontamination des i.v.Anästhetikums Propofol (Disoprivan®/Klimofol) zurückführen. Da der wasserunlösliche Wirkstoff in einer Emulsion aus Sojaöl und Eiphosphatid emulgiert ist, bietet er nach Anbruch der Infusionsflasche günstige Bedingungen für bakterielles Wachstum. Obwohl für den Einmalgebrauch vorgesehen, werden die mit einem flexiblen Stopfen versehenen Flaschen zum Teil mehrfach benutzt. Seit 1991 findet sich hierzulande auf Flaschen und Verpackung ein deutlicher Warnhinweis. Die Emulsion soll erst unmittelbar vor Gebrauch in eine sterile Spritze aufgezogen werden. Verdünnte Lösungen sind innerhalb 6 Stunden zu verwenden, Reste unverdünnter Infusionen spätestens nach 12 Stunden zu verwerfen. Ampullen, Flaschen, Spritzen und Infusionssystem dürfen nur jeweils einmal bei einem Patienten verwendet werden. arznei-telegramm 8/95 NICOLS R.L., SMITH J.W. N. ENGL. J. MED. 333/181 (1995) Impressum Redaktion und Layout: Auflage: Erscheinungsweise: Anschrift: Dr. rer. nat. Alfred Goldinger Apotheker für Klinische Pharmazie 600 Exemplare Drei- bis viermal pro Jahr Apotheke des Klinikums der Johannes Gutenberg-Universität Langenbeckstraße 1• 55101 Mainz Telefon: 06131/17 72 09 Telefax: 06131/17 66 52 E-mail: [email protected] APOTHEKENKURIER 1/96