Herzinsuffizienz und Herztransplantation Abstracts der Referate vom Symposium vom 7. Juni 2012 Was bedeutet Spitzenmedizin? Prof. Dr. med. Thomas F. Lüscher, Direktor der Klinik für Kardiologie, HerzKreislaufZentrum, UniversitätsSpital Zürich Spitzenmedizin bedeutet hochentwickelte Medizin, eine Medizin, die ein besonderes Können einzelner Personen und/oder eines Teams und eine technisierte Infrastruktur mit modernen Apparaturen benötigt – kurz, eine Medizin, die nur an ausgewählten Institutionen, meist an Universitätsspitälern betrieben wird oder betrieben werden kann. Spitzenmedizin im eigentlichen Sinne bewegt sich an der Front von Forschung und Entwicklung, sie untersucht neue Methoden für die Diagnostik und Behandlung. Im besten Fall bietet sie die Medizin von morgen, mit Gendiagnostik, dem Imaging von Organen, innovativen Medikamenten, neuen Devices oder Stammzelltherapie. In der Herzmedizin und insbesondere bei der Behandlung der Herzschwäche oder Herzinsuffizienz ist das Imaging mit neuen Ultraschallmethoden, die die Dyssynchronie der Herzkammern erfassen, von besonderer Bedeutung, weil damit die Indikation für die neuen Zweikammerschrittmacher gestellt werden kann. Das UniversitätsSpital Zürich ist in diesem Bereich besonders aktiv, zum einen durch die Entwicklung neuer kombinierter bildgebender Verfahren („Hybrid-Imaging“), welche Echo und Angiographie oder Computertomographie und Positro-Emissions-Tomographie vereinen oder durch die Leitung grosser klinischer Studien. Daneben werden die neusten Kunstherzen erprobt und Untersuchungen zur Wirkung der Stammzelltherapie durchgeführt, ein Bereich, welcher durch die Gründung eines Stammzellzentrums durch Förderungsgelder der Gesundheitsdirektion (im Rahmen der Stützung der Spitzenmedizin) weiter verstärkt wurde. Die internationale Wahrnehmung eines solchen Zentrums spiegelt sich in hohen Zitationswerten in der wissenschaftlichen Literatur ebenso wie in einer hohen Zahl regionaler und internationaler Patenten wider. Die Herztransplantation selber ist nur vom Aufwand her als Spitzenmedizin einzustufen. Am UniversitätsSpital Zürich ist sie ein häufiger Eingriff, der in den letzten Jahrzehnten fast 400 Mal durchgeführt wurde. Die Herztransplantation erfordert speziell ausgebildete Ärzte und Pfleger. Sie zählt aber ebenso zum Standard eines Universitätsspitals wie die Nachbetreuung von Patienten nach Herztransplantation, die sich regelmässig einer Herzbiopsie unterziehen müssen, um Abstossungen rechtzeitig zu erkennen und Patienten mit neusten Medikamenten zu behandeln. Spitzenmedizin umfasst daher im engeren Sinn das Innovative, die Medizin von morgen in Diagnostik und Behandlung, im weiteren Sinn aber auch erprobte, besonders aufwändige und technisch oder medizinisch anspruchsvolle Behandlungen. Die Therapie der schweren Herzinsuffizienz ist ein klassisches Beispiel, da sie die Grundlagenforschung an Stammzellen umfasst, sich über die Implantation von Devices bis zur Herztransplantation bewegt, und ein interdisziplinäres und erfahrenes Team sowie eine ausgebaute Infrastruktur benötigt. UniversitätsSpital Zürich, Unternehmenskommunikation, Rämistrasse 100, 8091 Zürich Tel. +41 (0)44 255 86 20, Fax +41 (0)44 255 45 12, [email protected] Herzinsuffizienz: Risikofaktoren, Epidemiologie und Abklärungen Prof. Dr. med. Thomas F. Lüscher, Direktor der Klinik für Kardiologie, HerzKreislaufZentrum, UniversitätsSpital Zürich Die Herzschwäche oder Herzinsuffizienz zeichnet sich durch eine Abnahme des Pumpvermögens der Herzkammern und/oder eine vermehrte Steifheit mit eingeschränkter Füllungsfähigkeit aus. Damit sinkt die Leistungsfähigkeit der Patienten und es kommt zu schneller Ermüdung, Ödemen (Wasseransammlungen) in den Beinen und der Lunge, sodann zu Atemnot bei Anstrengung und später in Ruhe, und schliesslich zum plötzlichen Herztod aufgrund von Rhythmusstörungen oder Pumpversagen. Die wichtigsten Ursachen der Herzinsuffizienz sind das Alter, ausserdem Herzinfarkt, hoher Blutdruck und die Zuckerkrankheit (Diabetes). Entsprechend überrascht es nicht, dass aufgrund der steigenden Lebenserwartung westlicher Gesellschaften und der Häufigkeit des hohen Blutdrucks und des Diabetes, die Herzinsuffizienz stetig an Bedeutung zunimmt und zu einem der häufigsten Gründe für Hospitalisation und Tod geworden ist. In der Tat überleben heute 95% der Infarktpatienten die akute Phase, entwickeln aber meist im Lauf der Jahre danach eine zunehmende Pumpschwäche und Herzinsuffizienz. Gleiches gilt für Hypertoniker und Diabetiker, welche oft schlecht eingestellt sind und über die Jahre an einer Herzschwäche erkranken. Selten ist eine Herzmuskelerkrankung Ursache einer Herzschwäche, Krankheiten, die in der Regel vererbt sind oder durch eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) oder übermässigen Alkoholkonsum verursacht sein können. Patienten mit Ödemen und Atemnot müssen weiter abgeklärt werden. Neben der klinischen Untersuchung kommt dabei der Echokardiographie (Ultraschalluntersuchung des Herzens) zur Bestimmung der systolischen und diastolischen Pumpfunktion die grösste Bedeutung zu. Das Herzhormon, brain natriuretic peptide oder BNP, ist ebenfalls wichtig und ist meist als Ausdruck der Herzüberlastung stark erhöht. Das Ausmass der Herzschwäche lässt sich mit einem Belastungstest, idealerweise mit Sauerstoffmaske zur Bestimmung der maximalen Sauerstoffaufnahme genauer quantifizieren. Patienten mit Herzschwäche weisen eine stark eingeschränkte maximale Leistung und Sauerstoffaufnahme auf, in der Regel unter 25 2 2 ml/min/m , bei Werten unter 15 ml/min/m wird in der Regel eine Herztransplantation in Erwägung gezogen. Zur Unterscheidung zwischen infarktbedingter Herzinsuffizienz und einer solchen aufgrund einer Herzmuskelerkrankung muss eine Herzkatheteruntersuchung durchgeführt werden. Bei normalen Koronargefässen sprechen wir von einer Kardiomyopathie. Bei verschlossenen Herzkranzgefässen liegt eine Durchblutungsstörung des Herzmuskels vor, die durch Wiedereröffnung der Gefässe mittels Stent oder Bypass verbessert werden kann. Lifestyle-Massnahmen und Rehabilitation bei Herzinsuffizienz PD Dr. med. Matthias Hermann, Zürcher Höhenklinik Wald und UniversitätsSpital Zürich Neben der medikamentösen Therapie ist die Bedeutung der nicht-medikamentösen Interventionsmöglichkeiten während der letzten Jahre vermehrt wahrgenommen worden. Trotz optimaler medikamentöser Therapie und Einsatz von Defibrillatoren und Schrittmachern (ICD/CRT) sind die Mortalitäts- und Morbiditätszahlen bei Patienten mit Herzinsuffizienz weiterhin sehr hoch und es besteht die Notwendigkeit einer ergänzenden Therapie inklusive Bewegungstraining, Lifestyle-Modifikation und Verbesserung der Compliance. UniversitätsSpital Zürich, Unternehmenskommunikation, Rämistrasse 100, 8091 Zürich Tel. +41 (0)44 255 86 20, Fax +41 (0)44 255 45 12, [email protected] Viele Patienten mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz vermeiden entweder Bewegung oder sind gar nicht in der Lage, sich mittels angepasster Bewegung zu trainieren. Aber gerade das regelmässige Ausdauertraining ist essentiell für eine Verbesserung der Lebensqualität und die Vermeidung von Hospitalisationen. Mehrere Interventions-Studien konnten zeigen, dass bei Herzinsuffizienzpatienten ein angepasstes Ausdauertraining einerseits ohne Gefahr durchführbar ist und andererseits sowohl bei moderater als auch bei schwerer wie direkt nach akut dekompensierter Herzschwäche zu einer Verbesserung der Lebensqualität und Reduktion von erneuten Hospitalisationen führt. Neben dem Bewegungsmangel stellt die Compliance/Adherence bezüglich Medikamenteneinnahme und Beachtung der Diätvorschriften ein weiteres Problem dar. Untersuchungen zeigen, dass bis zu 40% der Herzinsuffizienz-Hospitalisationen durch NichtEinhalten der Vorgaben verursacht werden. Regelmässige Schulung der Patienten hinsichtlich ihrer Erkrankung und der einzunehmenden Medikamente können ebenfalls eine Hospitalisation aufgrund einer fortgeschrittenen Herzinsuffizienz vermeiden helfen. Beide Interventionen – ein regelmässiges angepasstes Ausdauertraining und eine intensive und repetitive Patientenschulung – lassen sich im Rahmen eines kardialen Rehabilitationsprogrammes optimal an die Möglichkeiten und Bedürfnisse des einzelnen Patienten anpassen. Zusammen sind sie eine wichtige und effektive Ergänzung der etablierten Therapiemöglichkeiten der Herzinsuffizienz. Aktuelle medikamentöse Therapie bei akuter und chronischer Herzinsuffizienz Prof. Dr. med. Georg Noll, Stv. Direktor der Klinik für Kardiologie, UniversitätsSpital Zürich Medikamente bilden immer noch die Grundlage der Behandlung von Patienten mit akuter und chronischer Herzinsuffizienz. Das erste Medikament, das bei einem Patienten zum Einsatz kam, war Digitalis oder der Fingerhutextrakt. Leider war die Dosierung mit Extrakten schwierig und gefährlich. Als eine genauere Dosierung mit Tabletten möglich wurde, zeigte es sich, dass Digitalis nur die Beschwerden der Patienten verbessert, aber nicht das Leben zu verlängern vermag. Die später eingeführten Diuretika sind auch heute noch enorm wichtig, weil sie das angestaute Wasser aus Lungen und Beinen ausschwemmen und dadurch die Beschwerden der Patienten rasch und wirksam mildern. Erst mit der Einführung der Hemmer des ReninAngiotensin-Systems, insbesondere ACE-Hemmer, und später anderen Molekülen gelang es, erstmals das Leben von Patienten mit Herzschwäche zu verlängern, wenn auch im Mittel nur um wenige Monate. Die Betablocker, anfänglich kontraindiziert bei diesen Patienten, erwiesen sich als der nächste wichtige Schritt. Mit ihnen gelang es, die Sterblichkeit noch einmal weiter zu senken. Der Erfolg beider Medikamentenklassen beruht auf der Tatsache, dass sowohl das Renin-Angiotensin-System wie das sympathische Nervensystem bei Herzinsuffizienz stark überaktiviert sind. Es blieb noch das Aldosteron, ein Nebennierenhormon, das Blutdruck, sowie Wasser- und Salzhaushalt reguliert. Auch hier liess sich zeigen, dass Aldosteron-RezeptorBlocker die Mortalität weiter um etwa 30% senken. Der neuste Wirkstoff aus der Substanzklasse der If-Kanal-Hemmer senkt nur den Puls, vermag aber zusätzlich zu den bisherigen Medikamenten wirksam Hospitalisation und Tod bei Herzinsuffizienz weiter zu senken. Medikamente können zwar die Beschwerden der Patienten lindern, eine Heilung gelingt jedoch nicht. UniversitätsSpital Zürich, Unternehmenskommunikation, Rämistrasse 100, 8091 Zürich Tel. +41 (0)44 255 86 20, Fax +41 (0)44 255 45 12, [email protected] Bei Patienten mit akuter Herzinsuffizienz, welche sich meist mit schwerster Atemnot im Notfall melden, steht eine intravenöse Gabe von Diuretika und Nitraten, sofern es der Blutdruck erlaubt, im Vordergrund. Intravenös verabreichbare Medikamente, die die Kontraktionskraft des Herzens stärken, kommen ebenso wie Kunstherzen nur bei schwerster Herzschwäche in Frage. CRT, ICD und intrakardiale Druckmessung Dr. med. Johannes Holzmeister, Leiter der Arbeitsgruppe «Devices in Heart Failure», Klinik für Kardiologie, UniversitätsSpital Zürich Implantierbare Cardiodefibrillatoren (ICDs) zur Verhinderung tödlicher Rhythmusstörungen und die cardiale Resynchronisationstherapie (CRT), d. h. biventrikuläre Schrittmacher, welche beide Herzkammern simultan stimulieren und so die Herzleistung verbessern, sind seit kurzem Therapiestandard bei Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz. Die Resultate von grossen klinischen Studien haben überzeugend gezeigt, dass die CRT die Morbidität und Mortalität bei Patient mit symptomatischer Herzinsuffizienz reduziert. Die kürzlich veröffentlichten „Europäischen Richtlinien für die Diagnose und Behandlung von akutem und chronischem Herzversagen“ empfehlen daher explizit CRT für diese Patientengruppe (Evidenzstufe I, Klasse A). Ein Ärzteteam des UniversitätsSpitals Zürich hat kürzlich die wichtigsten Studien wie REVERSE, MADIT-CRT und RAFT, welche diese Einschätzung bestätigen, im internationalen Fachblatt „The Lancet“ kritisch evaluiert. Zudem zeigt sich, dass die Zweikammerschrittmacher (CRT) bei Patienten mit Herzinsuffizienz breiter eingesetzt werden könnten, insbesondere bei solchen ohne Schenkelblockbilder im EKG, mit gering eingeschränkter Pumpfunktion oder gar nur einer eingeschränkten diastolischen Funktion („steifes Herz“). Das Universitätsspital ist international führend in diesem Bereich, vor allem als leitendes Zentrum des grossen EchoCRT Trials, wo neue Indikationen für diese lebensverlängernde Therapie untersucht und Ende 2012 veröffentlicht werden sollen. Ein Problem bleibt die Tatsache, dass nicht alle Patienten mit Herzschwäche von einem CRT profitieren. Bei diesen Patienten gilt es, die speziellen Bedürfnisse zu berücksichtigen und die Medikation zu optimieren. Das Herzinsuffizienz-Zentrum am Universitätsspital bietet hierfür eine interdisziplinäre Sprechstunde mit Ärzten aus den Bereichen Echokardiographie, Devices und Herzinsuffizienz. Eine neue Entwicklung ist der implantierbare Druckmesser, welcher online dauernd die pulmonalen Druckwerte eines Patienten liefert. So ist es möglich, die Medikation frühzeitig anzupassen, ehe es zu einem Lungenödem kommen kann. UniversitätsSpital Zürich, Unternehmenskommunikation, Rämistrasse 100, 8091 Zürich Tel. +41 (0)44 255 86 20, Fax +41 (0)44 255 45 12, [email protected] Katheter-basierte Klappeneingriffe bei linksventrikulärer Dysfunktion Prof. Dr. med. Roberto Corti, Leitender Arzt, Klinik für Kardiologie, Andreas-GrüntzigHerzkatheterlaboratorien, UniveristätsSpital Zürich Klappenfehler gehören zu den häufigsten Herzerkrankungen überhaupt. Man unterscheidet dabei undichte (Insuffizienz) und enge (Stenose) Klappen. Dieses Leiden hat aufgrund der steigenden Lebenserwartung in westlichen Gesellschaften deutlich zugenommen. Die Mitralinsuffizienz (undichte Mitralklappe) verschiedener Schweregrade ist die häufigste Klappenerkrankung und beträgt etwa 2% in der Normalbevölkerung, allerdings bei den über 75Jährigen fast 10%. Ebenso ist sie bei Patienten mit Herzschwäche aufgrund der Ausweitung und Vergrösserung der linken Herzkammer besonders stark verbreitet. Auch kann es aufgrund eines Herzinfarktes oder einer koronaren Herzkrankheit mit Durchblutungsstörung der Papillarmuskeln, welche die Klappen öffnen und schliessen, zu einer Funktionsstörung kommen. Bisher wurden Patienten mit Mitralinsuffizienz entweder medikamentös (beispielsweise mit Diuretika und Hemmern des Renin-Angiotensin-Systems) und bei ausgeprägten Formen in der Regel mit einem Klappenersatz behandelt. In neuerer Zeit wird bei ihnen zunehmend eine chirurgische Mitralklappen-Rekonstruktion vorgenommen. Vor allem bei Patienten mit schwer eingeschränkter linksventrikulärer Funktion, wie sie bei Herzinsuffizienz üblich ist, führen sowohl der Klappenersatz wie auch die Mitralklappenrekonstruktion nicht selten postoperativ zu einem deutlichen weiteren Abfall der Pumpfunktion des Herzens. Insbesondere bei diesen Patienten hat sich der Mitralclip bewährt. Dabei handelt es sich um eine neuartige kathetherbasierte Technologie, bei der ein Clip in der Mitte des anterioren und posterioren Mitralsegels platziert wird. Damit lässt sich eine undichte Mitralklappe verdichten, ohne den Brustkorb eröffnen zu müssen. Das UniversitätsSpital Zürich ist führend in diesem Bereich und hat in der Schweiz mit Abstand die meisten derartigen Eingriffe vorgenommen. Eine weitere Ursache der Herzschwäche ist eine enge Aortenklappe (Aortenstenose), welche das Herz zunehmend belastet und schliesslich zum Pumpversagen führt. Der chirurgische Klappenersatz ist sehr erfolgreich, allerdings ist das Operationsrisiko bei eingeschränkter Pumpfunktion des linken Herzens und insbesondere auch bei alten Patienten sehr hoch. Hier hat sich der katheterbasierte Aortenklappenersatz bewährt, der ohne grosse Belastung über die Leistenarterie durchgeführt werden kann. Am Universitätsspital wurden bereits 250 Patienten mit dieser neuen Methode erfolgreich behandelt. Klappen- und Koronarchirurgie bei Herzinsuffizienz: „Timing is everything“ Dr. med. Christoph Thomas Starck, Oberarzt, Klinik für Herzchirurgie, UniversitätsSpital Zürich Die häufigste Ursache für die Entwicklung einer Herzinsuffizienz in den Industrienationen ist die Koronare Herzkrankheit (KHK). Auch Erkrankungen der Herzklappen können letztlich in eine Herzinsuffizienz münden. Die chirurgische Therapie einer KHK, eines Herzklappenfehlers oder beider Erkrankungen zusammen, kann eine bestehende Herzinsuffizienz positiv beeinflussen oder die Entstehung einer solchen vermeiden, insbesondere bei gutem Timing. UniversitätsSpital Zürich, Unternehmenskommunikation, Rämistrasse 100, 8091 Zürich Tel. +41 (0)44 255 86 20, Fax +41 (0)44 255 45 12, [email protected] Die Kombination einer KHK oder eines Herzklappenfehlers mit einer Herzinsuffizienz bedeutet für einen Patienten ein grosses Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko und stellt hohe Anforderungen an das behandelnde Spezialisten-Team. Die Behandlungsstrategie wird in einem „Heart Team“ (Klinischer Kardiologe, Interventioneller Kardiologe, Herzchirurg) diskutiert und festgelegt. Die Indikation für aortenkoronare Bypass-Operationen (ACBP) bei chronisch herzinsuffizienten Patienten mit reduzierter linksventrikulärer Funktion (LVF) hängt davon ab, ob eine Angina pectoris vorliegt, oder bei Patienten ohne Angina, wie vital der Herzmuskel ist. Nach erfolgter Bypass-Operation muss in Abhängigkeit von der Entwicklung der LVF, oder falls ventrikuläre Rhythmusstörungen auftreten, geklärt werden, ob die Implantation eines Cardiodefibrillators (ICD) notwendig ist. Die hochgradige symptomatische Aortenklappenstenose stellt eine dringliche OperationsIndikation dar, vor allem bei bereits reduzierter linksventrikulärer Funktion. Neben dem konventionellen Aortenklappenersatz steht bei entsprechender Comorbidität und hohem OPRisiko heute auch der katheterbasierte Klappenersatz als Behandlungsalternative zur Verfügung. Bei herzinsuffizienten Patienten mit hochgradiger Mitralinsuffizienz wird hinsichtlich einer Operationsplanung zwischen primärer und sekundärer Mitralinsuffizienz unterschieden. Des Weiteren werden Symptome, Patientenalter, das Vorliegen von Vorhofflimmern, eine reduzierte LVF, eine pulmonale Hypertonie und die Wahrscheinlichkeit für eine Klappenrekonstruktion berücksichtigt. Therapieresistente Herzinsuffizienz Prof. Dr. med. Frank Ruschitzka, Leitender Arzt, Klinik für Kardiologie, UniversitätsSpital Zürich Die Herzinsuffizienz ist bereits heute die wichtigste Ursache für Hospitalisationen in der westlichen Welt. In der Schweiz leiden etwa 120‘000 Menschen an Herzinsuffizienz. Jedes Jahr kommen bis zu 26‘000 neue Fälle hinzu. Patienten mit Herzinsuffizienz haben schlechte Überlebenschancen. So ist das Risiko innerhalb der ersten 5 Jahre zu sterben höher als bei den meisten Patienten mit metastasierendem Krebs. Ausschlaggebend für die Behandlung sind die Ursachen der Erkrankung sowie ihr Schweregrad. Begonnen wird mit einer medikamentösen Therapie. Alle Patienten bekommen Hemmer des Renin-Angiotensin-Systems, insbesondere ACE-Hemmer, und Betablocker, welche die Ausschüttung von Stresshormonen blockieren. Neuere Studienergebnisse belegen eindrücklich, dass Hemmer des Aldosterons, einem Hormon der Nebenniere, das Leben von herzinsuffizienten Patienten verbessern und verlängern. Diuretika, sollen den Körper entwässern. Für die grosse Anzahl an Patienten, die trotz des Einsatzes von Medikamenten weiterhin unter den Symptomen der Herzinsuffizienz leiden, und früher als therapieresistent galten, stehen neue Herzschrittmachertherapien zur Verfügung. So schützen implantierbare Cardiodefibrillatoren (ICDs) vor lebensgefährlichen Rhythmusstörungen. Bei einem grossen Teil UniversitätsSpital Zürich, Unternehmenskommunikation, Rämistrasse 100, 8091 Zürich Tel. +41 (0)44 255 86 20, Fax +41 (0)44 255 45 12, [email protected] der Patienten mit symptomatischer Herzinsuffizienz kommt es durch die Erkrankung zu starken Verzögerungen der elektrischen Leitung in den Herzkammern, wodurch das synchrone Schlagen der Kammern so weit gestört wird, dass das Herz schliesslich nicht mehr ausreichend pumpen kann, um den Körper mit dem nötigen Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen. Die CRT Schrittmacher (Cardiale Resynchronisationstherapie, CRT) resynchronisieren diesen vormals gestörten Erregungsablauf im Herzen und sind heute ein etabliertes Verfahren zur Behandlung der schweren, ansonsten nicht zu therapierenden Herzinsuffizienz. Das UniversitätsSpital Zürich leitet die weltweit grösste randomisierte klinische Studie zur Herzschrittmachertherapie (EchoCRT). Chirurgische oder kardiologische Interventionen kommen dann in Frage, wenn eine Herzklappenerkrankung oder verengte Herzkranzgefässe die Ursache der Insuffizienz sind. Die Klappe kann ersetzt oder rekonstruiert, die Gefässe können erweitert oder über einen Bypass überbrückt werden. Für ausgewählte, insbesondere jüngere Patienten, die trotz des Einsatzes neuester Medikamente und Schrittmacher weiterhin schwer symptomatisch sind, stehen am Universitätsspital die Herztransplantation oder der Einsatz eines Kunstherzens – entweder als Überbrückungstherapie bis ein Spenderherz zur Verfügung steht oder als Dauertherapie – als etablierte Therapien zur Verfügung. Derzeit werden über 150 Patienten nach Herztransplantation am UniversitätsSpital Zürich regelmässig durch ein interdisziplinäres Team betreut. Kunstherz und Herztransplantation: Indikation und Ergebnisse Prof. Dr. med. Volkmar Falk, Direktor der Klinik für Herz- und Gefässchirurgie, UniversitätsSpital Zürich 2011 wurden schweizweit am meisten Herzen in Zürich transplantiert: 14 gegenüber 12 im Vorjahr. Die Gesamtzahl der Herztransplantationen in Zürich erhöhte sich damit seit dem Start des Programms im Jahre 1985 auf 385. Mit einer aktuellen 30-Tages-Überlebensrate von 97.1% und einer 1-Jahres-Überlebensrate von 86.7% über die letzten drei Jahre kann das UniversitätsSpital Zürich im Bereich der Herztransplantation ein im internationalen Vergleich sehr gutes Ergebnis vorweisen (Abb. 1). Obwohl der Bedarf an Herztransplantationen zunimmt, konnte ihre Zahl gesamthaft nicht gesteigert werden, weil es an Spenderherzen mangelt. Damit steigt die Notwendigkeit des Einsatzes von mechanischen Kreislaufassistenzsystemen. Entsprechend dem internationalen Trend kommen in Zürich dafür kontinuierlich pumpende Linksherzunterstützungssysteme der neusten Generation zum Einsatz. Diese ursprünglich als Brücke zur Transplantation gedachten Systeme spielen zunehmend eine Rolle in der Langzeitunterstützungstherapie ohne Option zur Transplantation. UniversitätsSpital Zürich, Unternehmenskommunikation, Rämistrasse 100, 8091 Zürich Tel. +41 (0)44 255 86 20, Fax +41 (0)44 255 45 12, [email protected] Diese dem Organmangel geschuldete Realität sowie neuere Forschungsergebnisse spiegeln sich auch in den 2012 veröffentlichten europäischen Leitlinien zur Herzinsuffizienz wider, die unter Beteiligung von Prof. Volkmar Falk als einzigem Chirurgen erstellt wurden. Der Einsatz der mechanischen Kreislaufassistenzsysteme zur Langzeitunterstützung herzinsuffizienter Patienten wird darin erstmals deutlich empfohlen. Abb. 1: Überlebensrate nach Herztransplantation UniversitätsSpital Zürich, Unternehmenskommunikation, Rämistrasse 100, 8091 Zürich Tel. +41 (0)44 255 86 20, Fax +41 (0)44 255 45 12, [email protected]