Herzinsuffizienz und Herztransplantation

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Herzinsuffizienz und Herztransplantation
Abstracts der Referate vom Symposium vom 7. Juni 2012
Was bedeutet Spitzenmedizin?
Prof. Dr. med. Thomas F. Lüscher, Direktor der Klinik für Kardiologie, HerzKreislaufZentrum,
UniversitätsSpital Zürich
Spitzenmedizin bedeutet hochentwickelte Medizin, eine Medizin, die ein besonderes Können
einzelner Personen und/oder eines Teams und eine technisierte Infrastruktur mit modernen
Apparaturen benötigt – kurz, eine Medizin, die nur an ausgewählten Institutionen, meist an
Universitätsspitälern betrieben wird oder betrieben werden kann. Spitzenmedizin im
eigentlichen Sinne bewegt sich an der Front von Forschung und Entwicklung, sie untersucht
neue Methoden für die Diagnostik und Behandlung. Im besten Fall bietet sie die Medizin von
morgen, mit Gendiagnostik, dem Imaging von Organen, innovativen Medikamenten, neuen
Devices oder Stammzelltherapie.
In der Herzmedizin und insbesondere bei der Behandlung der Herzschwäche oder
Herzinsuffizienz ist das Imaging mit neuen Ultraschallmethoden, die die Dyssynchronie der
Herzkammern erfassen, von besonderer Bedeutung, weil damit die Indikation für die neuen
Zweikammerschrittmacher gestellt werden kann. Das UniversitätsSpital Zürich ist in diesem
Bereich besonders aktiv, zum einen durch die Entwicklung neuer kombinierter bildgebender
Verfahren („Hybrid-Imaging“), welche Echo und Angiographie oder Computertomographie und
Positro-Emissions-Tomographie vereinen oder durch die Leitung grosser klinischer Studien.
Daneben werden die neusten Kunstherzen erprobt und Untersuchungen zur Wirkung der
Stammzelltherapie durchgeführt, ein Bereich, welcher durch die Gründung eines
Stammzellzentrums durch Förderungsgelder der Gesundheitsdirektion (im Rahmen der
Stützung der Spitzenmedizin) weiter verstärkt wurde. Die internationale Wahrnehmung eines
solchen Zentrums spiegelt sich in hohen Zitationswerten in der wissenschaftlichen Literatur
ebenso wie in einer hohen Zahl regionaler und internationaler Patenten wider.
Die Herztransplantation selber ist nur vom Aufwand her als Spitzenmedizin einzustufen. Am
UniversitätsSpital Zürich ist sie ein häufiger Eingriff, der in den letzten Jahrzehnten fast 400 Mal
durchgeführt wurde. Die Herztransplantation erfordert speziell ausgebildete Ärzte und Pfleger.
Sie zählt aber ebenso zum Standard eines Universitätsspitals wie die Nachbetreuung von
Patienten nach Herztransplantation, die sich regelmässig einer Herzbiopsie unterziehen
müssen, um Abstossungen rechtzeitig zu erkennen und Patienten mit neusten Medikamenten
zu behandeln.
Spitzenmedizin umfasst daher im engeren Sinn das Innovative, die Medizin von morgen in
Diagnostik und Behandlung, im weiteren Sinn aber auch erprobte, besonders aufwändige und
technisch oder medizinisch anspruchsvolle Behandlungen. Die Therapie der schweren
Herzinsuffizienz ist ein klassisches Beispiel, da sie die Grundlagenforschung an Stammzellen
umfasst, sich über die Implantation von Devices bis zur Herztransplantation bewegt, und ein
interdisziplinäres und erfahrenes Team sowie eine ausgebaute Infrastruktur benötigt.
UniversitätsSpital Zürich, Unternehmenskommunikation, Rämistrasse 100, 8091 Zürich
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Herzinsuffizienz: Risikofaktoren, Epidemiologie und Abklärungen
Prof. Dr. med. Thomas F. Lüscher, Direktor der Klinik für Kardiologie, HerzKreislaufZentrum,
UniversitätsSpital Zürich
Die Herzschwäche oder Herzinsuffizienz zeichnet sich durch eine Abnahme des
Pumpvermögens der Herzkammern und/oder eine vermehrte Steifheit mit eingeschränkter
Füllungsfähigkeit aus. Damit sinkt die Leistungsfähigkeit der Patienten und es kommt zu
schneller Ermüdung, Ödemen (Wasseransammlungen) in den Beinen und der Lunge, sodann
zu Atemnot bei Anstrengung und später in Ruhe, und schliesslich zum plötzlichen Herztod
aufgrund von Rhythmusstörungen oder Pumpversagen.
Die wichtigsten Ursachen der Herzinsuffizienz sind das Alter, ausserdem Herzinfarkt, hoher
Blutdruck und die Zuckerkrankheit (Diabetes). Entsprechend überrascht es nicht, dass aufgrund
der steigenden Lebenserwartung westlicher Gesellschaften und der Häufigkeit des hohen
Blutdrucks und des Diabetes, die Herzinsuffizienz stetig an Bedeutung zunimmt und zu einem
der häufigsten Gründe für Hospitalisation und Tod geworden ist. In der Tat überleben heute
95% der Infarktpatienten die akute Phase, entwickeln aber meist im Lauf der Jahre danach eine
zunehmende Pumpschwäche und Herzinsuffizienz. Gleiches gilt für Hypertoniker und
Diabetiker, welche oft schlecht eingestellt sind und über die Jahre an einer Herzschwäche
erkranken. Selten ist eine Herzmuskelerkrankung Ursache einer Herzschwäche, Krankheiten,
die in der Regel vererbt sind oder durch eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) oder
übermässigen Alkoholkonsum verursacht sein können.
Patienten mit Ödemen und Atemnot müssen weiter abgeklärt werden. Neben der klinischen
Untersuchung kommt dabei der Echokardiographie (Ultraschalluntersuchung des Herzens) zur
Bestimmung der systolischen und diastolischen Pumpfunktion die grösste Bedeutung zu. Das
Herzhormon, brain natriuretic peptide oder BNP, ist ebenfalls wichtig und ist meist als Ausdruck
der Herzüberlastung stark erhöht. Das Ausmass der Herzschwäche lässt sich mit einem
Belastungstest, idealerweise mit Sauerstoffmaske zur Bestimmung der maximalen
Sauerstoffaufnahme genauer quantifizieren. Patienten mit Herzschwäche weisen eine stark
eingeschränkte maximale Leistung und Sauerstoffaufnahme auf, in der Regel unter 25
2
2
ml/min/m , bei Werten unter 15 ml/min/m wird in der Regel eine Herztransplantation in
Erwägung gezogen. Zur Unterscheidung zwischen infarktbedingter Herzinsuffizienz und einer
solchen aufgrund einer Herzmuskelerkrankung muss eine Herzkatheteruntersuchung
durchgeführt werden. Bei normalen Koronargefässen sprechen wir von einer Kardiomyopathie.
Bei verschlossenen Herzkranzgefässen liegt eine Durchblutungsstörung des Herzmuskels vor,
die durch Wiedereröffnung der Gefässe mittels Stent oder Bypass verbessert werden kann.
Lifestyle-Massnahmen und Rehabilitation bei Herzinsuffizienz
PD Dr. med. Matthias Hermann, Zürcher Höhenklinik Wald und UniversitätsSpital Zürich
Neben der medikamentösen Therapie ist die Bedeutung der nicht-medikamentösen
Interventionsmöglichkeiten während der letzten Jahre vermehrt wahrgenommen worden. Trotz
optimaler medikamentöser Therapie und Einsatz von Defibrillatoren und Schrittmachern
(ICD/CRT) sind die Mortalitäts- und Morbiditätszahlen bei Patienten mit Herzinsuffizienz
weiterhin sehr hoch und es besteht die Notwendigkeit einer ergänzenden Therapie inklusive
Bewegungstraining, Lifestyle-Modifikation und Verbesserung der Compliance.
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Viele Patienten mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz vermeiden entweder Bewegung oder sind
gar nicht in der Lage, sich mittels angepasster Bewegung zu trainieren. Aber gerade das
regelmässige Ausdauertraining ist essentiell für eine Verbesserung der Lebensqualität und die
Vermeidung von Hospitalisationen. Mehrere Interventions-Studien konnten zeigen, dass bei
Herzinsuffizienzpatienten ein angepasstes Ausdauertraining einerseits ohne Gefahr
durchführbar ist und andererseits sowohl bei moderater als auch bei schwerer wie direkt nach
akut dekompensierter Herzschwäche zu einer Verbesserung der Lebensqualität und Reduktion
von erneuten Hospitalisationen führt.
Neben
dem
Bewegungsmangel
stellt
die
Compliance/Adherence
bezüglich
Medikamenteneinnahme und Beachtung der Diätvorschriften ein weiteres Problem dar.
Untersuchungen zeigen, dass bis zu 40% der Herzinsuffizienz-Hospitalisationen durch NichtEinhalten der Vorgaben verursacht werden. Regelmässige Schulung der Patienten hinsichtlich
ihrer Erkrankung und der einzunehmenden Medikamente können ebenfalls eine Hospitalisation
aufgrund einer fortgeschrittenen Herzinsuffizienz vermeiden helfen.
Beide Interventionen – ein regelmässiges angepasstes Ausdauertraining und eine intensive und
repetitive
Patientenschulung
–
lassen
sich
im
Rahmen
eines
kardialen
Rehabilitationsprogrammes optimal an die Möglichkeiten und Bedürfnisse des einzelnen
Patienten anpassen. Zusammen sind sie eine wichtige und effektive Ergänzung der etablierten
Therapiemöglichkeiten der Herzinsuffizienz.
Aktuelle medikamentöse Therapie bei akuter und chronischer Herzinsuffizienz
Prof. Dr. med. Georg Noll, Stv. Direktor der Klinik für Kardiologie, UniversitätsSpital Zürich
Medikamente bilden immer noch die Grundlage der Behandlung von Patienten mit akuter und
chronischer Herzinsuffizienz. Das erste Medikament, das bei einem Patienten zum Einsatz kam,
war Digitalis oder der Fingerhutextrakt. Leider war die Dosierung mit Extrakten schwierig und
gefährlich. Als eine genauere Dosierung mit Tabletten möglich wurde, zeigte es sich, dass
Digitalis nur die Beschwerden der Patienten verbessert, aber nicht das Leben zu verlängern
vermag. Die später eingeführten Diuretika sind auch heute noch enorm wichtig, weil sie das
angestaute Wasser aus Lungen und Beinen ausschwemmen und dadurch die Beschwerden der
Patienten rasch und wirksam mildern. Erst mit der Einführung der Hemmer des ReninAngiotensin-Systems, insbesondere ACE-Hemmer, und später anderen Molekülen gelang es,
erstmals das Leben von Patienten mit Herzschwäche zu verlängern, wenn auch im Mittel nur
um wenige Monate. Die Betablocker, anfänglich kontraindiziert bei diesen Patienten, erwiesen
sich als der nächste wichtige Schritt. Mit ihnen gelang es, die Sterblichkeit noch einmal weiter
zu senken. Der Erfolg beider Medikamentenklassen beruht auf der Tatsache, dass sowohl das
Renin-Angiotensin-System wie das sympathische Nervensystem bei Herzinsuffizienz stark
überaktiviert sind. Es blieb noch das Aldosteron, ein Nebennierenhormon, das Blutdruck, sowie
Wasser- und Salzhaushalt reguliert. Auch hier liess sich zeigen, dass Aldosteron-RezeptorBlocker die Mortalität weiter um etwa 30% senken. Der neuste Wirkstoff aus der
Substanzklasse der If-Kanal-Hemmer senkt nur den Puls, vermag aber zusätzlich zu den
bisherigen Medikamenten wirksam Hospitalisation und Tod bei Herzinsuffizienz weiter zu
senken. Medikamente können zwar die Beschwerden der Patienten lindern, eine Heilung gelingt
jedoch nicht.
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Bei Patienten mit akuter Herzinsuffizienz, welche sich meist mit schwerster Atemnot im Notfall
melden, steht eine intravenöse Gabe von Diuretika und Nitraten, sofern es der Blutdruck
erlaubt, im Vordergrund. Intravenös verabreichbare Medikamente, die die Kontraktionskraft des
Herzens stärken, kommen ebenso wie Kunstherzen nur bei schwerster Herzschwäche in Frage.
CRT, ICD und intrakardiale Druckmessung
Dr. med. Johannes Holzmeister, Leiter der Arbeitsgruppe «Devices in Heart Failure», Klinik für
Kardiologie, UniversitätsSpital Zürich
Implantierbare Cardiodefibrillatoren (ICDs) zur Verhinderung tödlicher Rhythmusstörungen und
die cardiale Resynchronisationstherapie (CRT), d. h. biventrikuläre Schrittmacher, welche beide
Herzkammern simultan stimulieren und so die Herzleistung verbessern, sind seit kurzem
Therapiestandard bei Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz. Die Resultate von grossen
klinischen Studien haben überzeugend gezeigt, dass die CRT die Morbidität und Mortalität bei
Patient mit symptomatischer Herzinsuffizienz reduziert. Die kürzlich veröffentlichten
„Europäischen Richtlinien für die Diagnose und Behandlung von akutem und chronischem
Herzversagen“ empfehlen daher explizit CRT für diese Patientengruppe (Evidenzstufe I,
Klasse A).
Ein Ärzteteam des UniversitätsSpitals Zürich hat kürzlich die wichtigsten Studien wie
REVERSE, MADIT-CRT und RAFT, welche diese Einschätzung bestätigen, im internationalen
Fachblatt „The Lancet“ kritisch evaluiert. Zudem zeigt sich, dass die Zweikammerschrittmacher
(CRT) bei Patienten mit Herzinsuffizienz breiter eingesetzt werden könnten, insbesondere bei
solchen ohne Schenkelblockbilder im EKG, mit gering eingeschränkter Pumpfunktion oder gar
nur einer eingeschränkten diastolischen Funktion („steifes Herz“). Das Universitätsspital ist
international führend in diesem Bereich, vor allem als leitendes Zentrum des grossen EchoCRT
Trials, wo neue Indikationen für diese lebensverlängernde Therapie untersucht und Ende 2012
veröffentlicht werden sollen.
Ein Problem bleibt die Tatsache, dass nicht alle Patienten mit Herzschwäche von einem CRT
profitieren. Bei diesen Patienten gilt es, die speziellen Bedürfnisse zu berücksichtigen und die
Medikation zu optimieren. Das Herzinsuffizienz-Zentrum am Universitätsspital bietet hierfür eine
interdisziplinäre Sprechstunde mit Ärzten aus den Bereichen Echokardiographie, Devices und
Herzinsuffizienz.
Eine neue Entwicklung ist der implantierbare Druckmesser, welcher online dauernd die
pulmonalen Druckwerte eines Patienten liefert. So ist es möglich, die Medikation frühzeitig
anzupassen, ehe es zu einem Lungenödem kommen kann.
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Katheter-basierte Klappeneingriffe bei linksventrikulärer Dysfunktion
Prof. Dr. med. Roberto Corti, Leitender Arzt, Klinik für Kardiologie, Andreas-GrüntzigHerzkatheterlaboratorien, UniveristätsSpital Zürich
Klappenfehler gehören zu den häufigsten Herzerkrankungen überhaupt. Man unterscheidet
dabei undichte (Insuffizienz) und enge (Stenose) Klappen. Dieses Leiden hat aufgrund der
steigenden Lebenserwartung in westlichen Gesellschaften deutlich zugenommen. Die
Mitralinsuffizienz (undichte Mitralklappe) verschiedener Schweregrade ist die häufigste
Klappenerkrankung und beträgt etwa 2% in der Normalbevölkerung, allerdings bei den über 75Jährigen fast 10%. Ebenso ist sie bei Patienten mit Herzschwäche aufgrund der Ausweitung
und Vergrösserung der linken Herzkammer besonders stark verbreitet. Auch kann es aufgrund
eines Herzinfarktes oder einer koronaren Herzkrankheit mit Durchblutungsstörung der
Papillarmuskeln, welche die Klappen öffnen und schliessen, zu einer Funktionsstörung
kommen.
Bisher wurden Patienten mit Mitralinsuffizienz entweder medikamentös (beispielsweise mit
Diuretika und Hemmern des Renin-Angiotensin-Systems) und bei ausgeprägten Formen in der
Regel mit einem Klappenersatz behandelt. In neuerer Zeit wird bei ihnen zunehmend eine
chirurgische Mitralklappen-Rekonstruktion vorgenommen. Vor allem bei Patienten mit schwer
eingeschränkter linksventrikulärer Funktion, wie sie bei Herzinsuffizienz üblich ist, führen sowohl
der Klappenersatz wie auch die Mitralklappenrekonstruktion nicht selten postoperativ zu einem
deutlichen weiteren Abfall der Pumpfunktion des Herzens. Insbesondere bei diesen Patienten
hat sich der Mitralclip bewährt. Dabei handelt es sich um eine neuartige kathetherbasierte
Technologie, bei der ein Clip in der Mitte des anterioren und posterioren Mitralsegels platziert
wird. Damit lässt sich eine undichte Mitralklappe verdichten, ohne den Brustkorb eröffnen zu
müssen. Das UniversitätsSpital Zürich ist führend in diesem Bereich und hat in der Schweiz mit
Abstand die meisten derartigen Eingriffe vorgenommen.
Eine weitere Ursache der Herzschwäche ist eine enge Aortenklappe (Aortenstenose), welche
das Herz zunehmend belastet und schliesslich zum Pumpversagen führt. Der chirurgische
Klappenersatz ist sehr erfolgreich, allerdings ist das Operationsrisiko bei eingeschränkter
Pumpfunktion des linken Herzens und insbesondere auch bei alten Patienten sehr hoch. Hier
hat sich der katheterbasierte Aortenklappenersatz bewährt, der ohne grosse Belastung über die
Leistenarterie durchgeführt werden kann. Am Universitätsspital wurden bereits 250 Patienten
mit dieser neuen Methode erfolgreich behandelt.
Klappen- und Koronarchirurgie bei Herzinsuffizienz: „Timing is everything“
Dr. med. Christoph Thomas Starck, Oberarzt, Klinik für Herzchirurgie, UniversitätsSpital Zürich
Die häufigste Ursache für die Entwicklung einer Herzinsuffizienz in den Industrienationen ist die
Koronare Herzkrankheit (KHK). Auch Erkrankungen der Herzklappen können letztlich in eine
Herzinsuffizienz münden.
Die chirurgische Therapie einer KHK, eines Herzklappenfehlers oder beider Erkrankungen
zusammen, kann eine bestehende Herzinsuffizienz positiv beeinflussen oder die Entstehung
einer solchen vermeiden, insbesondere bei gutem Timing.
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Die Kombination einer KHK oder eines Herzklappenfehlers mit einer Herzinsuffizienz bedeutet
für einen Patienten ein grosses Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko und stellt hohe Anforderungen
an das behandelnde Spezialisten-Team. Die Behandlungsstrategie wird in einem „Heart Team“
(Klinischer Kardiologe, Interventioneller Kardiologe, Herzchirurg) diskutiert und festgelegt.
Die Indikation für aortenkoronare Bypass-Operationen (ACBP) bei chronisch herzinsuffizienten
Patienten mit reduzierter linksventrikulärer Funktion (LVF) hängt davon ab, ob eine Angina
pectoris vorliegt, oder bei Patienten ohne Angina, wie vital der Herzmuskel ist. Nach erfolgter
Bypass-Operation muss in Abhängigkeit von der Entwicklung der LVF, oder falls ventrikuläre
Rhythmusstörungen auftreten, geklärt werden, ob die Implantation eines Cardiodefibrillators
(ICD) notwendig ist.
Die hochgradige symptomatische Aortenklappenstenose stellt eine dringliche OperationsIndikation dar, vor allem bei bereits reduzierter linksventrikulärer Funktion. Neben dem
konventionellen Aortenklappenersatz steht bei entsprechender Comorbidität und hohem OPRisiko heute auch der katheterbasierte Klappenersatz als Behandlungsalternative zur
Verfügung.
Bei herzinsuffizienten Patienten mit hochgradiger Mitralinsuffizienz wird hinsichtlich einer
Operationsplanung zwischen primärer und sekundärer Mitralinsuffizienz unterschieden. Des
Weiteren werden Symptome, Patientenalter, das Vorliegen von Vorhofflimmern, eine reduzierte
LVF, eine pulmonale Hypertonie und die Wahrscheinlichkeit für eine Klappenrekonstruktion
berücksichtigt.
Therapieresistente Herzinsuffizienz
Prof. Dr. med. Frank Ruschitzka, Leitender Arzt, Klinik für Kardiologie, UniversitätsSpital Zürich
Die Herzinsuffizienz ist bereits heute die wichtigste Ursache für Hospitalisationen in der
westlichen Welt. In der Schweiz leiden etwa 120‘000 Menschen an Herzinsuffizienz. Jedes Jahr
kommen bis zu 26‘000 neue Fälle hinzu. Patienten mit Herzinsuffizienz haben schlechte
Überlebenschancen. So ist das Risiko innerhalb der ersten 5 Jahre zu sterben höher als bei den
meisten Patienten mit metastasierendem Krebs.
Ausschlaggebend für die Behandlung sind die Ursachen der Erkrankung sowie ihr
Schweregrad. Begonnen wird mit einer medikamentösen Therapie. Alle Patienten bekommen
Hemmer des Renin-Angiotensin-Systems, insbesondere ACE-Hemmer, und Betablocker,
welche die Ausschüttung von Stresshormonen blockieren. Neuere Studienergebnisse belegen
eindrücklich, dass Hemmer des Aldosterons, einem Hormon der Nebenniere, das Leben von
herzinsuffizienten Patienten verbessern und verlängern. Diuretika, sollen den Körper
entwässern.
Für die grosse Anzahl an Patienten, die trotz des Einsatzes von Medikamenten weiterhin unter
den Symptomen der Herzinsuffizienz leiden, und früher als therapieresistent galten, stehen
neue
Herzschrittmachertherapien
zur
Verfügung.
So
schützen
implantierbare
Cardiodefibrillatoren (ICDs) vor lebensgefährlichen Rhythmusstörungen. Bei einem grossen Teil
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der Patienten mit symptomatischer Herzinsuffizienz kommt es durch die Erkrankung zu starken
Verzögerungen der elektrischen Leitung in den Herzkammern, wodurch das synchrone
Schlagen der Kammern so weit gestört wird, dass das Herz schliesslich nicht mehr ausreichend
pumpen kann, um den Körper mit dem nötigen Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen. Die
CRT Schrittmacher (Cardiale Resynchronisationstherapie, CRT) resynchronisieren diesen
vormals gestörten Erregungsablauf im Herzen und sind heute ein etabliertes Verfahren zur
Behandlung der schweren, ansonsten nicht zu therapierenden Herzinsuffizienz. Das
UniversitätsSpital Zürich leitet die weltweit grösste randomisierte klinische Studie zur
Herzschrittmachertherapie (EchoCRT).
Chirurgische oder kardiologische Interventionen kommen dann in Frage, wenn eine
Herzklappenerkrankung oder verengte Herzkranzgefässe die Ursache der Insuffizienz sind. Die
Klappe kann ersetzt oder rekonstruiert, die Gefässe können erweitert oder über einen Bypass
überbrückt werden.
Für ausgewählte, insbesondere jüngere Patienten, die trotz des Einsatzes neuester
Medikamente und Schrittmacher weiterhin schwer symptomatisch sind, stehen am
Universitätsspital die Herztransplantation oder der Einsatz eines Kunstherzens – entweder als
Überbrückungstherapie bis ein Spenderherz zur Verfügung steht oder als Dauertherapie – als
etablierte Therapien zur Verfügung. Derzeit werden über 150 Patienten nach
Herztransplantation am UniversitätsSpital Zürich regelmässig durch ein interdisziplinäres Team
betreut.
Kunstherz und Herztransplantation: Indikation und Ergebnisse
Prof. Dr. med. Volkmar Falk, Direktor der Klinik für Herz- und Gefässchirurgie, UniversitätsSpital
Zürich
2011 wurden schweizweit am meisten Herzen in Zürich transplantiert: 14 gegenüber 12 im
Vorjahr. Die Gesamtzahl der Herztransplantationen in Zürich erhöhte sich damit seit dem Start
des Programms im Jahre 1985 auf 385.
Mit einer aktuellen 30-Tages-Überlebensrate von 97.1% und einer 1-Jahres-Überlebensrate von
86.7% über die letzten drei Jahre kann das UniversitätsSpital Zürich im Bereich der
Herztransplantation ein im internationalen Vergleich sehr gutes Ergebnis vorweisen (Abb. 1).
Obwohl der Bedarf an Herztransplantationen zunimmt, konnte ihre Zahl gesamthaft nicht
gesteigert werden, weil es an Spenderherzen mangelt. Damit steigt die Notwendigkeit des
Einsatzes von mechanischen Kreislaufassistenzsystemen. Entsprechend dem internationalen
Trend kommen in Zürich dafür kontinuierlich pumpende Linksherzunterstützungssysteme der
neusten Generation zum Einsatz. Diese ursprünglich als Brücke zur Transplantation gedachten
Systeme spielen zunehmend eine Rolle in der Langzeitunterstützungstherapie ohne Option zur
Transplantation.
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Diese dem Organmangel geschuldete Realität sowie neuere Forschungsergebnisse spiegeln
sich auch in den 2012 veröffentlichten europäischen Leitlinien zur Herzinsuffizienz wider, die
unter Beteiligung von Prof. Volkmar Falk als einzigem Chirurgen erstellt wurden. Der Einsatz
der mechanischen Kreislaufassistenzsysteme zur Langzeitunterstützung herzinsuffizienter
Patienten wird darin erstmals deutlich empfohlen.
Abb. 1: Überlebensrate nach Herztransplantation
UniversitätsSpital Zürich, Unternehmenskommunikation, Rämistrasse 100, 8091 Zürich
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