Mikroökonomie Externalitäten Universität Erfurt Wintersemester 08/09 Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Externalitäten Winter 1 / 44 Übersicht Externalitäten Korrekturmöglichkeiten für Marktversagen Ressourcen im Gemeineigentum stellungsabhängige Externalitäten Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Externalitäten Winter 2 / 44 Negative Externalitäten Kosten (Nutzenminderung) einer Partei, die durch Handlungen einer anderen Partei entstehen. Umweltverschmutzung Passiv-Rauchen Laute Party beim Nachbarn Positive Externalitäten Gewinn (Nutzensteigerung) einer Partei, die durch Handlungen einer anderen Partei entstehen. Impfungen Ausbildung I I I I Steigert Partizipationsrate bei Wahlen Reduziert die Kriminalitätsneigung (mehr als eine Einkommenssteigerung) Verringert die Abhängigkeit von Sozialhilfe Steigert die Arbeitsproduktivität und das Wirtschaftswachstum Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Externalitäten Winter 3 / 44 Externalitäten Der Zuckerbäcker und der Arzt Ronald H Coase, “The Problem of Social Cost”, Journal of Law and Economics, 3, 1960, pp.144–171. Ein Arzt wird durch den Lärm einer lauten Maschine eines benachbarten Zuckerbäckers so gestört, dass er nicht arbeiten kann Ohne die Maschine kann der Zuckerbäcker nicht arbeiten Nutzen des Zuckerbäckers aus der Maschine: 40 Nutzen des Arztes, wenn er arbeiten kann: 60 Rechtl. Situation Ergebnis Z haftbar Z schließt Arzt zahlt P, damit Z schließt Z nicht haftbar Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Arzt Nettonutzen Zuckerbäcker Total 60 0 60 60-P P 60 Externalitäten Winter 4 / 44 Externalitäten Der Zuckerbäcker und der Arzt Nutzen des Zuckerbäckers aus der Maschine: 60 Nutzen des Arztes, wenn er arbeiten kann: 40 Rechtl. Situation Ergebnis Z haftbar Z nicht haftbar Z zahlt 40 an A A schließt Arzt Nettonutzen Zuckerbäcker Total 40 0 20 60 60 60 Die Partei mit dem geringeren Nutzen schließt. Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Externalitäten Winter 5 / 44 Externalitäten Der Zuckerbäcker und der Arzt Nutzen des Zuckerbäckers aus der Maschine: 40 Kosten eines Lärmschutzes für den Zuckerbäcker: 20 Nutzen des Arztes, wenn er arbeiten kann: 60 Rechtl. Situation Z haftbar Z nicht haftbar Ergebnis Z installiert Lärmschutz auf eigene Kosten A zahlt 20 ≤ P ≤ 60, damit Z Lärmschutz installiert Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Arzt Nettonutzen Zuckerbäcker Total 60 20 80 60-P 20+P 80 Externalitäten Winter 6 / 44 Externalitäten Der Zuckerbäcker und der Arzt Nutzen des Zuckerbäckers aus der Maschine: 40 Kosten eines Lärmschutzes für den Zuckerbäcker: 20 Nutzen des Arztes, wenn er arbeiten kann: 60 Arzt kann Praxis in ein anderes Zimmer verlegen, Kosten: 18 Rechtl. Situation Z haftbar Z nicht haftbar Ergebnis Z zahlt 18 ≤ P ≤ 20 an A, damit er umzieht A zieht auf eigene Kosten um Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Arzt Nettonutzen Zuckerbäcker Total 42+P 40-P 82 42 40 82 Externalitäten Winter 7 / 44 Externalitäten Der Zuckerbäcker und der Arzt Nutzen des Zuckerbäckers aus der Maschine: 60 Kosten eines Lärmschutzes für den Zuckerbäcker: 20 Nutzen des Arztes, wenn er arbeiten kann: 40 Verhandlungskosten: 25 Rechtl. Situation Z haftbar Z nicht haftbar Ergebnis Z installiert Lärmschutz auf eigene Kosten A schließt Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Arzt Nettonutzen Zuckerbäcker Total 40 40 80 0 60 60 Externalitäten Winter 8 / 44 Externalitäten Der Zuckerbäcker und der Arzt Nutzen des Zuckerbäckers aus der Maschine: 60 Nutzen des Arztes, wenn er arbeiten kann: 40 Arzt kann Praxis in ein anderes Zimmer verlegen, Kosten: 18 Verhandlungskosten: 25 Rechtl. Situation Ergebnis Z haftbar Z zahlt 40 A zieht auf eigene Kosten um Z nicht haftbar Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Arzt Nettonutzen Zuckerbäcker Total 40 20 60 22 60 82 Externalitäten Winter 9 / 44 Externalitäten Der Zuckerbäcker und der Arzt Ohne Verhandlungskosten Die Parteien erreichen eine effiziente Löseung Mit (hohen) Verhandlungskosten Es hängt von der rechtlichen Situation und den Handlungsoptionen der Parteien ab, ob eine effiziente Lösung erreicht wird. Coase Theorem Wenn durch Externalitäten betroffene Parteien ohne Verhandlungskosten miteinander verhandeln können, werden sie eine effiziente Lösung erreichen – unabhängig von der Ausgestaltung der (handelbaren) Rechte. Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Externalitäten Winter 10 / 44 Externalitäten und Effizienz Externe Kosten Szenario Papierwerke leitet Abwässer in einen Fluss ein. Die Abwässer des gesamten Papiermarktes können durch eine Reduzierung der Gütermenge gesenkt werden (Produktionsfunktion mit festem Einsatzverhältnis). Die externen Grenzkosten (MEC) sind die den flussabwärts arbeitenden Fischern bei jedem Produktionsniveau entstehenden Kosten. Die gesellschaftlichen Grenzkosten (MSC) sind die Summe der Grenzkosten (MC) und der externen Grenzkosten (MEC). Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Externalitäten Winter 11 / 44 Externalitäten und Effizienz MSC Preis Preis MSCI MC S = MCI Gesellschaftliche Gesamtkosten der negativen Externalität P* P1 P1 MECI MEC D q* q1 Unternehmens -output Q* Q1 Branchenoutput Bestehen negative Externalitäten, sind die gesellschaftlichen Grenzkosten (MSC) höher als die Grenzkosten. Die Differenzen sind gleich den externen Grenzkosten (MEC). Ein gewinnmaximierendes Unternehmen produziert in q1 , während die effiziente Produktionsmenge bei q∗ liegt. Der kompetitive Branchenoutput liegt bei Q1 , während das effiziente Produktionsniveau bei Q∗ liegt. Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Externalitäten Winter 12 / 44 Externalitäten und Effizienz MSC Preis Preis MSCI MC S = MCI Gesellschaftliche Gesamtkosten der negativen Externalität P* P1 P1 MECI MEC D q* q1 Unternehmens -output Q* Q1 Branchenoutput Das Marktgleichgewicht bei vollkommenen Wettbewerb maximiert die Summe der Konsumentenrente und Produzentenrente. Aufgrund negativer Externalitäten wird jedoch die Wohlfahrt nicht maximiert. Im vollkommenen Wettbewerb wird zu viel Verschmutzung produziert, weil die Firmen die Kosten der Verschmutzung nicht tragen. Der Wohlfahrtsverlust entsteht, weil der Markt das Gleichgewicht mit den Grenzkosten der Produktion und nicht mit den gesellschaftlichen Grenzkosten herstellt. Die Wohlfahrt im sozialen Optimum ist höher, weil der Gewinn durch weniger Verschmutzung den Verlust durch weniger Produktion übersteigt. Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Externalitäten Winter 13 / 44 Externalitäten und Effizienz Unter vollkommenen Wettbewerb werden zu viele negative externe Effekte produziert, weil die Produzenten nur ihre privaten Kosten und nicht die (höheren) gesellschaftlichen Kosten tragen müssen. Im sozialen Optimum gibt es ein positives Level von Umweltverschmutzung. Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Externalitäten Winter 14 / 44 Die Algebra der Externalitäten Das Gewinnmaximierungsproblem des Papierwerks lautet max pp x − cp (x , d) x ,d und der Fischerei max pf f − cf (f , d) f Bedingungen für die Gewinnmaximierung des Papierwerks ∂cp (x ∗ , d ∗ ) ∂x ∂cp (x ∗ , d ∗ ) 0= ∂d pp = und für die Fischerei pf = ∂cf (f ∗ , d ∗ ) ∂f Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Externalitäten Winter 15 / 44 Die Algebra der Externalitäten P MC (d) f Es wird soviel verschmutzt bis ∂cp (x ∗ , d ∗ ) =0 ∂d MCp (x ∗ , d ∗ ) = 0 d MC p(d) Die Fischerei hat keinen Einfluß auf die Verschmutzungsmenge Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Externalitäten Winter 16 / 44 Die Algebra der Externalitäten Pareto-effizienter Produktionsplan für Papier und Fisch: Internalisierung der negativen Externalität Das Gewinnmaximierungsproblem der fusionierten Unternehmung lautet max pp x + pf f − cp (x , d) − cf (f , d) x ,f ,d Bedingungen für die Gewinnmaximierung ∂cf (f˜, d̃) ∂cp (x̃ , d̃) pf = ∂x ∂f ∂cp (x̃ , d̃) ∂cf (f˜, d̃) + 0= ∂d ∂d pp = Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Externalitäten Winter 17 / 44 Die Algebra der Externalitäten Pareto-effizienter Produktionsplan für Papier und Fisch: Internalisierung der negativen Externalität P −MCp (d) MC (d) f Im Pareto-Optimum wird soviel verschmutzt bis ∂cp (x ∗ , d ∗ ) ∂cf (x̃ , d̃) = ∂d ∂d −MCp (x̃ , d̃) = MCf (f˜, d̃) > 0 ~ d − d MC p(d) Durch Internalisierung der Externalität wird soviel verschmutzt bis Grenznutzen aus Verschmutzung gleich Grenzkosten aus Verschmutzung ist. Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Externalitäten Winter 18 / 44 Externalitäten und Effizienz Positive Externalitäten und Ineffizienz Externalitäten können auch zu einem zu niedrigen Produktionsniveau führen. Beispiel: Bildung und Studiengebühren Wert MSB D P1 MC P* MEB q1 q* Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Bildungsniveau Externalitäten Bestehen positive Externalitäten, ist der gesellschaftliche Grenznutzen höher (MSB) als der Grenznutzen D. Ein eigennütziger Student investiert q1 in seine Ausbildung. Das effiziente Bildungsniveau q ∗ liegt höher. Durch den höheren Preis P1 wird der Student von zusätzlicher Bildung abgehalten. Winter 19 / 44 Auswege aus der Ineffizienz Regulierung und Internalisierung von Externalitäten Regulierung: Festschreibung einer Verschmutzungsobergrenze für jedes Unternehmen, so dass die Summe das sozial optimale Outputlevel ergibt. Unternehmen erhalten handelbare Zertifikate, die zur Verschmutzung berechtigen, wobei die Summe der Rechte dem sozialen Optimum entspricht. Besteuerung des Verhaltens, das zu negativen externen Effekten führt (Pigou Steuer) Verleihung von Eigentumsrechten (Coase) Probleme der staatlichen Intervention: Regulierung, Zertifikate, Besteuerung: Der Staat hat in der Regel nicht genügend Information, um das soziale Optimum zu bestimmen Bei technologischem Fortschritt gibt es keine Anreize für die Produzenten weniger Verschmutzung zu produzieren. Eigentumsrechte: Transaktionskosten Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Externalitäten Winter 20 / 44 Auswege aus der Ineffizienz Internalisierung von Externalitäten: Pigou-Steuern Pigou-Steuern sind staatliche festgelegte Preise für die Produktion eines externen Effekts. Pigou-Steuern erhöhen die Effizienz Die gesellschaftlichen Grenzkosten der Verschmutzung und damit das optimale Verschmutzungsniveau müssen bekannt sein y Dann kann aber auch direkt die Verschmutzungsmenge reguliert werden... Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Externalitäten Winter 21 / 44 Don’t Drink and Drive Alkoholisierte Autofahrer haben eine 7 - 13 mal so hohe Wahrscheinlichkeit einen tödlichen Autounfall zu verursachen als nüchterne Autofahrer Betrunkene akzeptieren das persönliche Risiko, aber sie verursachen auch negative Externalitäten: mindestens 30 Cent pro gefahrene Meile Um die gesellschaftlichen Kosten zu internalisieren ist eine Strafe von mindestens 8000 US Dollar nötig Levitt, Porter, “How Dangerous Are Drinking Drivers?”, Journal of Political Economy, 2001, 109(6), pp. 1198-237 Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Externalitäten Winter 22 / 44 gure 18.1 Welfare Effects ofFigure 18.2 Taxes to Control Pollution Auswege aus der Ineffizienz Internalisierung von Externalitäten:Market Pigou-Steuern llution in a Competitive Das Gewinnmaximierungsproblem des Papierwerks lautet © 2007 Pearson Addison-Wesley. All rights reserved. max pp x − cp (x , d) − τ d x ,d arson Addison-Wesley. All rights reserved. 18–1 Figure 18.2 Taxes to Control Pollution. Placing a tax on the firms equal t g, causes them to internalize the externality, so the Bedingungen für die Gewinnmaximierung des= MC Papierwerks from the gunk, t(Q) marginal cost is the same as the social marginal cost, MCs. As a result, the elfare Effects of Pollution ∗ ∂c (x ∗ , in d ∗a)Competitive Market.∂cThe(xcompetitive , d ∗) p equilibrium is the same as the social optimum, es. Alte competitive after-tax p pp = 0 =curve − and the is determined by the intersection of the demand ∂x −τ applying a specific ∂d tax of = $84 per ton of paper, which is the marginal ha whichatignores of in the social optimum. ply or private marginal cost curve, MCp, gunk Q = 84,the alsocost results s ocial Prof. optimum, , is at the Erfurt) intersection of the demand curve and the Dittriches(Universität Externalitäten Winter 23 / 44 Auswege aus der Ineffizienz Internalisierung von Externalitäten: Pigou-Steuern Wenn die Pigou Steuer den Grenzkosten der Verschmutzung entspricht τ= ∂cf (x̃ , d̃) ∂d dann erreicht man das Pareto-optimale Verschmutzungsniveau, da dann τ= ∂cf (x̃ , d̃) ∂cp (x ∗ , d ∗ ) ∂cp (x̃ , d̃) =− =− ∂d ∂d ∂d die Steuer gleich den Grenzkosten der Verschmutzung, gleich dem Grenznutzen aus Verschmutzung ist. Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Externalitäten Winter 24 / 44 Auswege aus der Ineffizienz Internalisierung von Externalitäten: Eigentumsrechte Die Fischerei besitze das Recht auf sauberes Wasser, und das Recht “Verschmutzung” verkaufen zu können. Der Preis je Verschmutzungeinheit sei q. Das Gewinnmaximierungsproblem des Papierwerks lautet max pp x − cp (x , d) − qd x ,d und der Fischerei max pf f − cf (f , d) + qd f ,d Die Gewinnmaximierungbedingungen sind ∂cf (f ∗ , d ∗ ) ∂f ∂cf (f ∗ , d ∗ ) q= ∂d ∂cp (x ∗ , d ∗ ) ∂x ∂cp (x ∗ , d ∗ ) q=− ∂d pf = pp = Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Externalitäten Winter 25 / 44 Auswege aus der Ineffizienz Internalisierung von Externalitäten: Eigentumsrechte Die Fischerei besitze das Recht auf sauberes Wasser, und das Recht “Verschmutzung” verkaufen zu können. q=− ∂cp (x ∗ , d ∗ ) ∂d q= ∂cf (f ∗ , d ∗ ) ∂d impliziert − ∂cp (x ∗ , d ∗ ) ∂cf (f ∗ , d ∗ ) = . ∂d ∂d Damit sind wieder Grenznutzen aus Verschmutzen gleich Grenzkosten aus Verschmutzung. Jedes Unternehmen ist mit den sozialen Grenzkosten seiner Handlungen konfrontiert. Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Externalitäten Winter 26 / 44 Auswege aus der Ineffizienz Internalisierung von Externalitäten: Eigentumsrechte Das Papierwerk besitze das Recht auf “Verschmutzung” bis zu einem Maximum d̄ und kann Verschmutzungseinheiten zum Preis q verkaufen. Das Gewinnmaximierungsproblem des Papierwerks lautet max pp x − cp (x , d) + q(d̄ − d) x ,d und der Fischerei max pf f − cf (f , d) − q(d̄ − d) f ,d Die Gewinnmaximierungbedingungen sind ∂cf (f ∗ , d ∗ ) ∂f ∂cf (f ∗ , d ∗ ) q= ∂d ∂cp (x ∗ , d ∗ ) ∂x ∂cp (x ∗ , d ∗ ) q=− ∂d pf = pp = Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Externalitäten Winter 27 / 44 Externalitäten und Effizienz im Monopol Im vollkommenen Wettbewerb werden immer zu viele negative Externalitäten produziert Im Monopol ist das nicht notwendigerweise der Fall. Im Monopol kann das Problem auch nicht durch Internalisierung der Externalität mithilfe einer Steuer gelöst werden. Ob im Monopol mehr, genausoviel oder weniger als im sozialen Optimum produziert wird, hängt von der Nachfragelastiziät und der Stärke der negativen Externalität ab. Bei Existenz von Externalitäten kann die Wohlfahrt im Monopol größer sein als unter vollkommenen Wettbewerb Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Externalitäten Winter 28 / 44 Externalitäten und Effizienz im Monopol P, $ per ton 450 MC s = MC p + MC g et 330 310 282 em A B es C MC p D ec 240 MC g 30 0 Prof. Dittrich (Universität Erfurt) MR 60 70 84 105 Externalitäten Demand 225 Q, Tons of paper per day Winter 29 / 44 Ressourcen im Gemeineigentum Jedermann hat freien Zugriff auf derartige Ressourcen. Folglich ergibt sich oft eine Übernutzung. Beispiele I I I Luft und Wasser Fisch- und Tierbestände Bodenschätze 100 Fischer können entweder im Ozean oder in einem kleinen See fischen: 100 = Xo + Xs Im Ozean fängt jeder Fischer 50 Fische: Yo = 50Xo Im See ist die Anzahl der gefangenen Fische pro Fischer abhängig von der Anzahl der Fischer, insgesamt fangen sie: Ys = 90Xs − Xs2 Jeder Fischer wählt den Ort aus, an dem er die meisten Fische fängt. Im Gleichgewicht wird jeder Fischer auf dem Ozean und auf dem See die gleiche Anzahl an Fischen fangen: Yo Ys = Xo Xs Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Externalitäten Winter 30 / 44 Ressourcen im Gemeineigentum 50Xo 90Xs − Xs2 = Xo Xs 50 = 90 − Xs Xs = 40 Xo = 60 Die Fischer fangen also Ys = 3600 − 1600 = 2000 Yo = 50 × 60 = 3000 Y = 5000 Ist das effizient? Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Externalitäten Winter 31 / 44 Ressourcen im Gemeineigentum Angenommen, die Fischer sind in einer großen Firma eingestellt, die den Einsatz zentral plant: Y = 50Xo + 90Xs − Xs2 100 = Xs + Xo Y = 50(100 − Xs ) + 90Xs − Xs2 = 5000 − 40Xs − Xs2 ∂Y = 40 − 2Xs = 0 ∂Xs Xs = 20 Xo = 80 Die Fischer fangen also Ys = 90 × 20 − 400 = 1400 Yo = 80 × 50 = 4000 Y = 5400 Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Externalitäten Winter 32 / 44 Ressourcen im Gemeineigentum Kosten, Nutzen (Euro pro Fisch) Ohne Kontrollen ist die Fischmenge/ Monat gleich FC , wobei gilt MPC = MB. Gesellschaftliche Grenzkosten Private Grenzkosten Nachfrage F* FC Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Fischmenge pro Monat Externalitäten Allerdings untertreiben die privaten Kosten die tatsächlichen Kosten. Das effiziente Niveau der Fischmenge/ Monat ist gleich F*, wobei gilt MSC = MB. Winter 33 / 44 Ressourcen im Gemeineigentum Öffentliche Resourcen, bei denen Rivalität im Verbrauch aber Nichtausschließbarkeit der Konsumenten (Produzenten) gilt, werden oft zu stark genutzt, da jeder nur seine privaten Kosten berücksichtigt (Tragödie der Allmende). Lösung: Privateigentum (Schaffung der Ausschließbarkeit) Zentrale Planung (Planer muß alles wissen) Zertifikate (Der Staat muß die optimalen Mengen kennen) Pigou-Steuer Yo = 50 Xo 50 = 90 − Xs − t Ys = 90 − Xs − t Xs → t = 20 Die optimale Pigou-Steuer ist gleich den zusätzlichen Kosten der Gesellschaft. Der Staat muß diese Kosten kennen. Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Externalitäten Winter 34 / 44 stellungsabhängige Externaliäten Häufig ist nicht die absolute Leistung sondern die relative Leistung wichtig Beispiel: Sportwettbewerbe, politische Wahlen, militärische Vormachtstellung Wenn A und B um einen Preis kämpfen, mindert jede für A vorteilhafte Aktion die Chancen von B Aber: Wenn alle Radfahrer dopen hat kein Radfahrer einen Vorteil aus der Nutzung leistungssteigernder Drogen stellungsabhängige Externalitäten führen zu kostspieligem “Wettrüsten” Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Externalitäten Winter 35 / 44 Status-Streben In einer Ökonomie leben n Individuen. Ihre Ausgaben für Kleidung (Auto, Haus, Schmuck) seien xi . Im Durchschnitt geben sie x̂ aus. Der Nutzen jedes Individuums sei: Ui = −δ(x̂ − xi ) − αxi2 + βxi FOC: ∂Ui ∂xi = β + δ − 2αxi = 0 Da alle Individuen identisch sind, konsumieren sie xi = β+δ 2α Maximiert dies die Wohlfahrt? Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Externalitäten Winter 36 / 44 Status-Streben Die Wohlfahrt sei die Summe der Individualnutzen n X Ui = n[−δ(x − x ) − αx 2 + βx = n(−αx 2 + βx ) i FOC: ∂W ∂x = −n(2αx + β) Der wohlfahrtsoptimale Konsum ist also x1∗ = x2∗ = · · · = xn∗ = β 2α Die Konsumentscheidung unter Status-Streben ist größer als der β ∗ sozial optimale Konsum. xi = β+δ 2α > 2α = xi Das Streben nach Status führt zu einem ineffizienten Ergebnis. Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Externalitäten Winter 37 / 44 Geschenke vs. Geld Waldvogel (1993), The Deadweightloss of Christmas, American Economic Revue 83, pp. 1328–1336 Geber Wert Preis $ Ausbeute (%) Bargeld (%) Tante Bruder Eltern Partner Großeltern Freunde 40.5 23.5 133.3 24.1 56.1 22.1 64.6 28.3 135.6 25.4 75.9 25.3 64.4 86.2 86.5 91.7 62.9 98.8 14.3 5.8 9.6 0.0 42.3 6.1 77.6 84.0 83.9 11.5 Gesamt Warum beschenkt man sich, wenn man weiß, dass das Geschenk dem Beschenkten weniger wert ist als es kostet? Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Externalitäten Winter 38 / 44 Geschenke geben und erhalten Angenommen, in einer Ökonomie gebe es λ Güter und n Konsumenten. Der individuelle Nutzen setzt sich zusammen aus zwei Substituten, dem Nutzen aus dem Erhalt eines Geschenks ViR , und dem Nutzen aus dem selber Schenken ViG . Jeder Konsument mag eines der λ Güter besonders und misst ihm den Wert β zu, alle anderen Güter werden nur mit β − δ bewertet. ( ViR (j) = β β−δ Prof. Dittrich (Universität Erfurt) wenn j = i wenn j = 6 i Externalitäten Winter 39 / 44 Geschenke geben und erhalten Da es λ Güter gibt, ist der Erwartungsnutzen aus einem Geschenk EViR = λ−1 λ−1 1 β+ (β − δ) = β − δ λ λ λ Zum Geschenkgeber... Jedes Gut koste p. Es gibt einen sozialen Druck (Externalität), ein Geschenk mit einem Geschenk zu erwidern. Schenkt der Beschenkte nichts erleidet er einen negativen Nutzen γ. Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Externalitäten Winter 40 / 44 Geschenke geben und erhalten Der Nutzen eines Geschenkgebers aus Schenken ist also 0 wenn er nicht beschenkt wurde und selbst nichts schenkt −p wenn er selbst beschenkt wurde ViG = und dann etwas schenkt −γ wenn er selbst beschenkt wurde und dann nichts schenkt Annahme: Der soziale Leidensdruck ist größer als die Kosten für ein Geschenk: γ > p Folgerungen: 1 2 Jedes Individuum, welches ein Geschenk erhält, schenkt selbst Jedes Individuum, welches kein Geschenk erhält, schenkt selbst nichts Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Externalitäten Winter 41 / 44 Geschenke geben und erhalten Alle n Konsumenten schenken jedem anderen etwas (kaufen also n − 1 Geschenke). Der Erwartungnutzen daraus ist: λ−1 EUi = (n − 1)(EViR + ViG ) = (n − 1) β − δ−p λ Wenn niemand jemand anderem etwas schenkt und sein Geld für das am meisten bevorzugte Gut ausgibt gilt Ui = (n − 1)(β − p) Jedes Individuum hat einen größeren Nutzen in einer Ökonomie in der keine Geschenke ausgetauscht werden als in einer Ökonomie in der jeder jedem etwas schenkt. Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Externalitäten Winter 42 / 44 Geschenke geben und erhalten Der gesellschaftliche Wohlfahrtsverlust bei n Konsumenten und λ Gütern durch gegenseitiges Beschenken ist L(n, λ, δ) = n(n − 1) λ−1 δ λ Der Wohlfahrtsverlust durch gegenseitiges Beschenken I I I steigt quadratisch mit der Bevölkerungsgröße steigt mit abnehmender Rate mit der Anzahl der Güter steigt linear mit dem Kosten eines “falschen” Geschenks Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Externalitäten Winter 43 / 44 Zusammenfassung Eine Externalität besteht, wenn ein Produzent oder ein Konsument die Produktions- bzw. Konsumaktivitäten anderer auf eine Art und Weise beeinflusst, die sich auf dem Markt nicht direkt widerspiegelt. Externalitäten können durch die Vergabe von Eigentumsrechten, die Erhebung einer Pigou-Steuer und die Vergabe von handelbaren Zertifikaten internalisiert werden. Ineffizienzen aufgrund von Marktversagen können durch private Verhandlungen zwischen den betroffenen Parteien behoben werden. Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Externalitäten Winter 44 / 44