1. Vorlesung Tone Arnold Universität des Saarlandes 7. Mai 2008 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 1 / 138 Gliederung 1 Einleitung 2 Märkte, Marktabgrenzung und Konzentrationsmaße 1 2 3 Märkte und Marktabgrenzung Konzentrationsmaße Unternehmenskonzentration in Deutschland 3 Theorie des Monopols 1 2 3 4 Das Einprodukt–Monopol Monopol und Wohlfahrt Monopol auf dauerhafte Güter Werbung und Qualität Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 2 / 138 Gliederung 4 Wettbewerbsbeschränkungen 1 2 3 4 5 6 Kartelle und Kollusion Kartellbildung und wiederholte Interaktion Unternehmenszusammenschlüsse Takeovers Marktschranken Überkapazitäten und Limit Pricing 5 Vertikale Restriktionen 1 2 3 4 Doppelte Marginalisierung Preisbindung Ausschliesslichkeitsbindungen Franchising Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 3 / 138 Gliederung 6 Forschung und Entwicklung 1 2 3 4 Marktstruktur und Innovationsanreize Patente und Patentrennen Lizenzen Forschungskooperationen Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 4 / 138 Literatur B ESTER , H. (2000), Theorie der Industrieökonomik, New York, Springer. C ARLTON , D.W., J.M. P ERLOFF (2000), Modern Industrial Organization, New York, Harper Collins. C HURCH , J., R. WARE (2000), Industrial Organization, Boston, McGraw Hill. M ARTIN , S. (1993), Advanced Industrial Economics, Oxford, Basil Blackwell. P EPALL , L., D.J. R ICHARDS , G. N ORMAN (2008), Industrial Organization: Contemporary Theory and Practice, 4th edition, Cincinnati, South Western College Publishing. S HY, O. (1995), Industrial Organization, Cambridge, Mass., MIT Press. T IROLE , J. (1988), The Theory of Industrial Organization, Cambridge, Mass., MIT Press. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 5 / 138 Einleitung Gegenstand und Methodik der Industrieökonomik Die verschiedenen Ansätze der Industrieökonomik Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 6 / 138 Gegenstand und Methodik der Industrieökonomik Untersuchungsgegenstand der Industrieökonomik Die Untersuchung der Struktur von Firmen und ihrer Interaktion auf Märkten. Ein Markt ist beschrieben durch die Konsumenten und ihr Nachfrageverhalten sowie durch die Unternehmen und ihre Kostenstruktur bzw. ihr Angebotsverhalten. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 7 / 138 Gegenstand und Methodik der Industrieökonomik Zentrales Thema: Verhalten der Unternehmen bei unvollständigem Wettbewerb und Analyse der Wohlfahrtswirkungen: Monopolistische und oligopolistische Märkte, Unternehmenszusammenschlüsse, Produktwahl eines Unternehmens, Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen, Markteintritts– und Marktaustrittsentscheidungen. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 8 / 138 Methoden der Industrieökonomik Die Methoden der IÖ haben sich im Zeitablauf stark gewandelt: Traditionell: empirische Ausrichtung, Fallstudien. Modernere Ansätze: strategisches Verhalten, Spieltheorie. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 9 / 138 Methoden der Industrieökonomik Früher unterstellte man einen direkten Zusammenhang zwischen der Marktstruktur (Structure), d. h.der Anzahl und der Grösse der in einem Markt befindlichen Unternehmen, ihrer Technologien und auch der Elastizität der Nachfrage, ihrem Marktverhalten (Conduct), d. h.den Investitionen, der Preissetzung etc., und dem Marktergebnis (Performance), also Gewinne, die resultierende Allokation und ihren Eigenschaften, die Rate der technischen Entwicklung etc. Structure Conduct Performance Paradigm Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 10 / 138 Methoden der Industrieökonomik Neuere Erkenntnisse: Die Marktstruktur ist endogen bestimmt und somit abhängig vom Verhalten und vom Marktergebnis. Die Zahl der Anbieter sowie die gleichgewichtigen Mengen und Preise werden selbst in einfachen Modellen des unvollständigen Wettbewerbs simultan bestimmt. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 11 / 138 Methoden der Industrieökonomik Grundlage ist eine Theorie strategischen Verhaltens, i.e. die Spieltheorie. Die Spieltheorie wurde von John von Neumann und Oskar Morgenstern (1948) entwickelt und durch John Nash (1950), Reinhard Selten (1965,1975) und John Harsanyi (1967, 1968) (Nobelpreis 1994) entscheidend verbessert. 2005 erhielten Robert Aumann und Thomas Schelling den Nobelpreis für ihre Arbeiten auf dem Gebiet der Spieltheorie. 2007 wurde der Nobelpreis an Leonid Hurwizc, Eric Maskin und Roger Myerson vergeben, die ebenfalls auf dem Gebiet Spieltheorie arbeiten. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 12 / 138 Methoden der Industrieökonomik Probleme der spieltheoretischen Modellierung Für jede Industrie müssen andere Modelle konstruiert werden, da sich verschiedene Branchen hinsichtlich mehrerer Faktoren unterscheiden. Es gibt eine kaum noch überschaubaren Vielzahl von Modellen ohne einheitliche theoretische Grundlage. Die Ergebnisse hängen von der exakten Modellierung des Problems ab, so dass zwischen robusten und weniger robusten Modellen unterschieden werden muss. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 13 / 138 Methoden der Industrieökonomik Die heutige Industrieökonomik ist eine Kombination der älteren, empirisch orientierten und der neuen, theoretisch fundierten Industrieökonomik. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 14 / 138 Märkte, Marktabgrenzung und Konzentrationsmaße Drei grundsätzliche Marktformen 1 Vollkommene Konkurrenz 2 Oligopol 3 Monopol Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 15 / 138 Vollkommene Konkurrenz Vollkommener Wettbewerb zeichnet sich aus durch eine grosse Zahl von Anbietern und Nachfragern in einem Markt, ein homogenes Produkt, das auf dem Markt gehandelt wird, vollkommene Information über alle relevanten ökonomischen Variablen, keine Transaktionskosten, freien Marktzu– und –austritt. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 16 / 138 Vollkommene Konkurrenz Diese Bedingungen führen dazu, dass man Anbieter und Nachfrager als Preisnehmer oder Mengenanpasser betrachten kann. Achtung: In der neueren Literatur (z.B. Shy) wird darauf hingewiesen, dass die Zahl der Anbieter oder Nachfrager keine Rolle für die Annahme eines Preisnehmerverhaltens spielt. Entscheidend ist vielmehr, dass eine Firma annimmt, sie könne den Preis nicht beeinflussen. Wir werden später Beispiele betrachten, in denen wir vollkommenen Wettbewerb betrachten, obwohl es im Markt nur eine Firma gibt. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 17 / 138 Monopol Das andere Extrem einer Marktform ist das des Monopols: Es gibt nur einen Anbieter am Markt. Industrie und Unternehmen sind identisch. Der Monopolist sieht sich der gesamten Marktnachfrage gegenüber und hat die Möglichkeit, den Preis für sein Produkt (oder die angebotene Menge) frei zu wählen. Der Monopolist ist also ein Preissetzer. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 18 / 138 Märkte und Marktabgrenzung Frage: Was genau versteht man eigentlich unter einem Markt für ein Produkt? Wie lässt sich ein Markt gegenüber anderen Märkten abgrenzen? Definition eines Marktes Ein sinnvoll definierter Markt sollte alle Firmen umfassen, die miteinander im Wettbewerb stehen, und gleichzeitig alle Nicht–Wettbewerber ausschliessen. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 19 / 138 Märkte und Marktabgrenzung Frage: Wie stellt man fest, ob zwei Firmen Wettbewerber sind oder nicht? Ein Kriterium ist die Substituierbarkeit der betrachteten Güter sowohl auf der Konsumenten– als auch auf der Produzentenseite. Substituierbarkeit Werden zwei Produkte von den Konsumenten als Substitute betrachtet, dann sollten alle Firmen, die diese Produkte herstellen, als Wettbewerber betrachtet werden. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 20 / 138 Märkte und Marktabgrenzung Ähnliche Produktionsprozesse Auch wenn zwei Produkte unter Verwendung ähnlicher Produktionsprozesse hergestellt werden, sind ihre Hersteller als Wettbewerber aufzufassen, denn die Produktion kann leicht auf das jeweils andere Produkt umgestellt werden (z.B. Sofas/Sessel). Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 21 / 138 Märkte und Marktabgrenzung Hat man zuwenig Firmen erfasst, dann wird die Marktmacht einer Firma überschätzt. Sind zuviele Firmen unter einem Markt subsummiert, dann wird der Einfluss einer einzelnen Unternehmung unterschätzt. In Deutschland ist das grundlegende System, nachdem die Erzeugnisse der verschiedenen Industrien klassifiziert werden, die Klassifikation der Wirtschaftszweige. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 22 / 138 Märkte und Marktabgrenzung Beispiel: Unter Kategorie D wird das Verarbeitende Gewerbe aufgeführt, unter DA der Fahrzeugbau, unter DA 34 die Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen, usw. Insgesamt erstreckt sich die Klassifikation auf sechs Ebenen. In den USA gibt es ein ähnliches System, das North American Industry Classification System (NAICS). Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 23 / 138 Konzentrationsmaße Bisher haben wir die beiden Extreme des vollkommenen Wettbewerbs bzw. des Monopols angesprochen. Im allgemeinen ist aber keine der Industrien, die wir gerade betrachtet haben, eindeutig dem einen oder dem anderen Extrem zuzuordnen, sondern liegen alle zwischen diesen Extremen. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 24 / 138 Konzentrationsmaße Man kann daher die Frage stellen, wie man in Industrien, die weder der vollkommenen Konkurrenz noch dem Monopol entsprechen, die Konzentration der Industrie messen kann. Dies ist aus zwei Gründen sinnvoll: 1 Ein solches Konzentrationsmass bietet die Möglichkeit, verschiedene Industrien hinsichtlich des Grades der Konzentration zu vergleichen. 2 Wenn eine Regulierungsbehörde in einer Industrie tätig werden möchte, um den Grad der Konzentration zu ändern, dann sollte diese Behörde in der Lage sein, ein allgemeines Maß anzugeben, aufgrund dessen sie entscheidet, ob eine gegebene Industrie konzentriert ist oder nicht. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 25 / 138 Konzentrationsmaße Was wäre eine Industrie mit hohem Konzentrationsgrad? Offensichtlich ist ein Monopol die am höchsten konzentrierte Industrie, da 100% des Outputs von einer Unternehmung verkauft werden. Gibt es jedoch in einer Industrie mehr als eine Firma, dann gibt es zwei Faktoren, die die Konzentration beeinflussen: 1 die Zahl der Firmen in der Industrie und 2 die Verteilung des Outputs zwischen den Firmen in der Industrie. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 26 / 138 Konzentrationsmaße Ein vernünftiges Konzentrationsmass sollte daher von beiden Faktoren abhängen. Im folgenden werden wir Konzentrationsmaße betrachten, die für zahlreiche empirische Untersuchungen aber auch für Entscheidungen des Kartellamtes oder die Berichte der Monopolkommission von zentraler Bedeutung sind. Sei n die Zahl der Firmen in einer Industrie und sei Y der aggregierte Output der Firmen in der Industrie. Der Output der Firma i sei bezeichnet mit yi , i = 1, . . . , n. Es gilt also Y = n X yi . i=1 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 27 / 138 Konzentrationsmaße Problem im Fall nicht völlig homogener Produkte: Es besteht die Gefahr, dass ‘Äpfel und Birnen’ addiert werden. Im weiteren werden wir jedoch – wie auch in fast allen empirischen Untersuchungen – von diesem Problem absehen und die Konzentration anhand des Umsatzes ermitteln. Der prozentuale Anteil des Outputs einer Firma am Gesamtoutput der Industrie ist yi si = . Y Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 28 / 138 Konzentrationsmaße Den Marktanteil der Firma i bezeichnen wir mit si . Es gilt: n X i=1 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) si = Pn i=1 yi Y = 1. Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 29 / 138 Konzentrationsmaße Konzentrationsraten sind Masszahlen, die die absolute Konzentration beschreiben. Die absolute Konzentration ist auf die Ungleichverteilung der Grösse einer bestimmten Anzahl der Firmen bezogen. Konzentrationsraten werden meist bezogen auf die 3,6,10,25,50 und 100 grössten Firmen. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 30 / 138 Konzentrationsmaße Um eine Konzentrationsrate bezogen auf die j grössten Firmen (CRj ) zu ermitteln, werden die Marktanteile der j grössten Firmen addiert, d.h. j X CRj = sj . i=1 Der Wertebereich der Konzentrationsraten beträgt: j ≤ CRj ≤ 1. n Zum Beispiel bedeutet CR3 = 30%, dass die drei grössten Firmen in einer Industrie zusammen einen Marktanteil von 30% haben. Achtung: Eine Konzentrationsrate stellt ein unvollständiges Konzentrationsmass dar, da nur die j grössten Firmen berücksichtigt werden. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 31 / 138 Konzentrationsmaße Beispiel: % Anteil Industrie 1 Industrie 2 Industrie 3 Industrie 4 s1 60 20 s2 10 20 s3 5 20 100 3 100 3 100 3 49 49 0.25 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) s4 , s5 5 20 0 0.25 s6 − s8 5 0 0 0.25 Vorlesung Industrieökonomik s9 , s10 0 0 0 0.25 CR4 80 80 100 98.5 7. Mai 2008 32 / 138 Konzentrationsmaße Konzentrationsrate: CR4 Probleme bei dieser Kennzahl: In der Industrie 1 hat Firma 1 einen Marktanteil von 60%. In der Industrie 2 mit 5 Firmen haben alle Firmen den gleichen Marktanteil von 20%. ⇒ Aber das Konzentrationsmass CR4 ergibt 80% für beide Industrien. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 33 / 138 Konzentrationsmaße Da dieses 4-Firmen-Mass linear ist, gehen unterschiedliche Firmengrössen nicht in das Mass ein, solange die grössten 4 Firmen den Grossteil der Marktanteile innehaben. Ähnliches Problem in den Industrien 3 und 4. Eine Industrie, in der sich die Marktanteile auf 3 Firmen in gleicher Weise verteilen, wird als höher konzentriert ausgewiesen als eine Industrie, die von 2 grossen Firmen dominiert wird. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 34 / 138 Konzentrationsmaße Der Herfindahl–Hirschmann–Index (HHI) Der HHI ist eine konvexe Funktion der Marktanteile der Firmen. Aus diesem Grund hängt dieser Index auch von Unterschieden in den Marktanteilen ab. Es handelt sich um ein absolutes summarisches Konzentrationsmass, da alle Firmen in der Industrie berücksichtigt werden. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 35 / 138 Konzentrationsmaße Formal ist der HHI definiert als H= n X (100si )2 , i=1 d.h. die summierten Quadrate der Marktanteile (als Prozentzahl) aller Firmen in einer Industrie. Im Beispiel: HHI für die Industrie 1 fast zweimal so gross wie für Industrie 2. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 36 / 138 Konzentrationsmaße % Anteil Industrie 1 Industrie 2 Industrie 3 Industrie 4 s1 60 20 s2 10 20 s3 5 20 100 3 100 3 100 3 49 49 0.25 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) s4 , s5 5 20 0 0.25 s6 − s8 5 0 0 0.25 Vorlesung Industrieökonomik s9 , s10 0 0 0 0.25 CR4 80 80 100 98.5 7. Mai 2008 HHI 3850 2000 3333 4802 37 / 138 Konzentrationsmaße Grund: Quadrieren der Marktanteile der Firmen dazu führt, dass der Index gross wird für Industrien, in denen die Marktanteile der Firmen unterschiedlich gross sind. Für die Industrien 3 und 4 gibt zwar CR4 eine höhere Konzentration für Industrie 3 an, aber der HHI für die Industrie 4 ist höher als für Industrie 3. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 38 / 138 Konzentrationsmaße Neben diesen absoluten Konzentrationsmaßen werden auch relative Konzentrationsmaße betrachtet, die die Ungleichverteilung der Anteile an allen Unternehmen erfassen. Eine Disparitätsrate ist der Anteil, mit dem der Wert einer Konzentrationsrate auf der Ungleichverteilung der Unternehmensgrössen bzw. der Marktanteile der Unternehmen beruht. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 39 / 138 Konzentrationsmaße Formal ist eine Disparitätsrate definiert als: DRj = CRj − j/n j . =1− CRj n · CRj Angenommen, die Konzentrationsrate der drei grössten von insgesamt 100 Firmen betrage 10%. Wären alle Anbieter gleich gross, betrüge die Konzentrationsrate CR3 3 %. Der Wert der Konzentrationsrate resultiert daher zu 70% — der Disparitätsrate DR3 — aus der ungleichen Grössenverteilung. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 40 / 138 Konzentrationsmaße Auch für summarische absolute Konzentrationsmaße wie den HHI gibt es zugeordnete relative Konzentrationsmaße. So wird für den HHI häufig der Variationskoeffizient verwendet. Hierbei handelt es sich um das Verhältnis der Standardabweichung der Marktanteile zu ihrem arithmetischen Mittelwert. Formal ist der Variationskoeffizient definiert als: ¶ n µ X 1 2 2 V =n . si − n i=1 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 41 / 138 Konzentrationsmaße Ein grosser Variationskoeffizient deutet auf starke Ungleichheiten in den Marktanteilen hin. Hätten z.B. alle Unternehmen den gleichen Marktanteil, dann wäre der Variationskoeffizient gleich 0. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 42 / 138 Unternehmenskonzentration in Deutschland Im folgenden soll an einigen Beispielen die Unternehmenskozentration in Deutschland dargestellt werden. Hierzu verwenden wir Statistiken aus dem letzten Hauptgutachten der Monopolkommission über die Konzentration der Unternehmen bzw. der Anbieter. Bei der Konzentration der Unternehmen wird eine Firma dem Bereich zugeordnet, in dem das Unternehmen seinen Schwerpunkt der wirtschaftlichen Tätigkeit hat. Bei der Konzentration der Anbieter nach Güterarten werden nur diejenigen Teile der Produktion zusammengefasst, die bestimmten Gütern entsprechen. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 43 / 138 Unternehmenskonzentration in Deutschland Zuerst betrachten wir die Konzentration im Bereich des Produzierenden Gewerbes. Es zeigt sich, dass der absolute höchste Konzentrationsgrad in den folgenden Bereichen herrscht (HHI ×1000): 1595 Wermutwein und aromatisierte Weine 832,818 Punkte 2465 Unbespielte Ton–, Bild– und Datenträger 816,376 Punkte 3541 Krafträder 775,165 Punkte 1110 Erdöl und Erdgas 738,200 Punkte Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 44 / 138 Unternehmenskonzentration in Deutschland Ein mittlerer Konzentrationsgrad liegt in den folgenden Industrien vor: 35 Fahrzeuge (ohne Kraftwagen und –teile) 47,715 Punkte 3650 Spielwaren 50,400 Punkte 3350 Uhren 42,858 Punkte Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 45 / 138 Unternehmenskonzentration in Deutschland Die geringste Konzentration herrscht in den folgenden Industrien: 36 Möbel, Schmuck, Musikinstrumente, Sportgeräte, Spielwaren und sonstige Erzeugnisse 3,185 Punkte 25 Gummi– und Kunststoffwaren 2,720 Punkte 29 Maschinen 2,199 Punkte 28 Metallerzeugnisse 0,920 Punkte Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 46 / 138 Theorie des Monopols 1 Das Einprodukt–Monopol 2 Dauerhafte Güter 3 Qualität und Werbung Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 47 / 138 Das Einprodukt–Monopol Ein Monopolist ist der einzige Anbieter auf einem Markt. Der Monopolist kann also beliebige Punkte auf seiner Preis Absatz Funktion realisieren. Er wird diejenige Menge anbieten, die seinen Gewinn maximiert. Der Monopolist ist beschrieben durch seine Kostenfunktion C(y ). Die Preis Absatz Funktion wird mit p(y ) bezeichnet. Der Erlös ist R(y ) = p(y )y . Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 48 / 138 Das Einprodukt–Monopol Das Gewinnmaximierungsproblem des Monopols ist max π(y ) = R(y ) − C(y ). y Die Bedingung erster Ordnung für ein Gewinnmaximum ist dR(y ) dC(y ) dπ(y ) = − = 0. dy dy dy Diese Bedingung besagt: Im Gewinnmaximum gilt Grenzerlös gleich Grenzkosten. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 49 / 138 Das Einprodukt–Monopol Wir bezeichnen den Grenzerlös mit MR(y ) (Marginal Revenue) und die Grenzkosten mit MC(y ) (Marginal Cost). Dann lautet die B.1.O. MR(y ) = MC(y ). (1) Achtung: Dies gilt nur dann, wenn die Fixkosten des Monopols nicht zu hoch sind. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 50 / 138 Das Einprodukt–Monopol Beispiel: Die Preis Absatz Funktion ist p(y ) = 120 − y und die Kostenfunktion ist C(y ) = F + 2y 2 . Das Optimierungsproblem des Monopols: max(120 − y )y − F − 2y 2 . y B.1.O. 120 − 2y − 4y = 0 ⇒ 120 = 6y ⇒ y M = 20. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 51 / 138 Das Einprodukt–Monopol Einsetzen von y M = 20 in die Preis Absatz Funktion ergibt den Gleichgewichtspreis pM pM = 120 − 20 = 100, und der Gewinn ist π M = 100 · 20 − F − 2 · 400 = 1200 − F . Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 52 / 138 Das Einprodukt–Monopol Der Gewinn des Monopolisten ist 1200 − F . Dies ist positiv, falls F < 1200. Daher ist die optimale Angebotsmenge des Monopols ½ 20 falls F < 1200, M y = 0 sonst. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 53 / 138 Grenzkostenpreise und Wohlfahrt Wir analysieren die Wohlfahrtseigenschaften eines Monopols. Dazu betrachten wir das Konzept der Konsumentenrente. Definition 1 Die Differenz zwischen der Zahlungsbereitschaft eines Konsumenten für eine bestimmte Menge und dem Preis, den er tatsächlich für diese Menge zahlt, ist seine Konsumentenrente (KR). Die gesamte Konsumentenrente ergibt sich, indem man die KR der einzelnen Konsumenten addiert. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 54 / 138 Konsumentenrente Grafisch ist die KR die Fläche unter der Preis–Absatz Funktion und oberhalb des Preises. Bei höheren Preisen ist die KR geringer. p KR(p1 ) p1 p2 p3 KR(p2 ) KR(p3 ) x(p1 ) x(p2 ) x(p3 ) Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik x 7. Mai 2008 55 / 138 Konsumentenrente Definition 2 Sei p der Marktpreis und N ≥ 1 die Zahl der Unternehmen auf dem betrachteten Markt. Die Wohlfahrt ist definiert als die Summe aus der Konsumentenrente und den Gewinnen der N Firmen bei diesem Preis. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 56 / 138 Gewinnmaximierung im Monopol Unser Beispiel: p(y ) = 120 − y p 120 120 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik y 7. Mai 2008 57 / 138 Gewinnmaximierung im Monopol p(y ) = 120 − y , R(y ) = 120y − y 2 ⇒ R ′ (y ) = 120 − 2y . p 120 60 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) 120 Vorlesung Industrieökonomik y 7. Mai 2008 58 / 138 Gewinnmaximierung im Monopol ⇒ C ′ (y ) = 4y . C(y ) = F + 2y 2 p 120 60 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) 120 Vorlesung Industrieökonomik y 7. Mai 2008 59 / 138 Gewinnmaximierung im Monopol p 120 20 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) 60 120 Vorlesung Industrieökonomik y 7. Mai 2008 60 / 138 Gewinnmaximierung im Monopol p 120 100 20 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) 60 120 Vorlesung Industrieökonomik y 7. Mai 2008 61 / 138 Wohlfahrt im Monopol Konsumentenrente (KR) p 120 100 KR 20 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) 60 120 Vorlesung Industrieökonomik y 7. Mai 2008 62 / 138 Wohlfahrt im Monopol Erlös p 120 100 KR Erlös 20 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) 60 120 Vorlesung Industrieökonomik y 7. Mai 2008 63 / 138 Wohlfahrt im Monopol Produzentenrente (PR) = Erlös − variable Kosten p 120 100 KR PR Cvar 20 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) 60 120 Vorlesung Industrieökonomik y 7. Mai 2008 64 / 138 Wohlfahrt im Monopol Die Konsumentenrente beträgt KR = 0.5[(120 − 100) · 20] = 200. Die Produzentenrente ist 20 · 20 + 0.5(80 · 20) = 1200. Der Gewinn des Monopolisten ist π M = 1200 − F . Die Wohlfahrt beträgt 1200 − F + 200 = 1400 − F . Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 65 / 138 Wohlfahrt bei vollständiger Konkurrenz Zum Vergleich: Bei vollkommener Konkurrenz wird die Menge so bestimmt, dass gilt Preis gleich Grenzkosten. Es gilt also 120 − y = 4y ⇒ y ∗ = 24. Der Preis ist p∗ = 120 − 24 = 96 und der Gewinn beträgt 96 · 24 − F − 2 · 242 = 1152 − F . Vergleich Im Vergleich zu einer Firma bei vollkommener Konkurrenz produziert ein Monopol eine geringere Menge, verlangt eine höheren Preis, und erwirtschaftet mehr Gewinn. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 66 / 138 Wohlfahrt bei vollständiger Konkurrenz p(y ) = 120 − y , MC(y ) = 4y p 120 96 24 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) 120 Vorlesung Industrieökonomik y 7. Mai 2008 67 / 138 Wohlfahrt bei vollständiger Konkurrenz p(y ) = 120 − y , MC(y ) = 4y p 120 KR 96 PR 24 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) 120 Vorlesung Industrieökonomik y 7. Mai 2008 68 / 138 Wohlfahrt bei vollkommmener Konkurrenz Die Konsumentenrente bei vollkommmener Konkurrenz beträgt 0.5(120 − 96) · 24 = 288, und die Wohlfahrt beträgt 1152 + 288 − F = 1440 − F . Wohlfahrt Im Vergleich zu einem Markt mit vollkommener Konkurrenz ist die Konsumentenrente im Monopol geringer. Das selbe gilt für die Wohlfahrt. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 69 / 138 Wohlfahrt im Monopol p 120 100 KR PR 20 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) 60 120 Vorlesung Industrieökonomik y 7. Mai 2008 70 / 138 Wohlfahrt im Monopol Wohlfahrtsverlust im Monopol p 120 100 KR PR 20 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) 60 120 Vorlesung Industrieökonomik y 7. Mai 2008 71 / 138 Monopol und Wohlfahrt In der Literatur wird auf zusätzliche soziale Kosten eines Monopols hingewiesen, insbesondere das sogenannte Rent seeking, i.e. der Ressourcenverbrauch, um ein Monopol zu erhalten. Hierzu gehören u.a. folgende Aktivitäten: Werbung, die nur dem Zweck dient, andere Marken schlecht zu machen. Ressourcen, die verwendet werden, um potentielle Konkurrenten vom Markteintritt abzuschrecken. Hierzu gehört auch eine Überinvestition in Kapital, um den Markteintritt für potentielle Konkurrenten unprofitabel zu machen. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 72 / 138 Monopol und Wohlfahrt Lobbykosten, die aufgewendet werden um den Gesetzgeber davon zu überzeugen, dass ein bestimmtes Monopol nicht wohlfahrtsmindernd ist. Exzessive Ausgaben für Forschung und Entwicklung aufgrund eines Patentrennens. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 73 / 138 Monopol und Wohlfahrt Nicht zu solchen Aufwendungen gehören aber die folgenden: Ausgaben für Forschung und Entwicklung, die zu einem Patent führen, da hierdurch verbesserte Technologien und neue Produkte resultieren. Bestechungsgelder an Politiker und Beamte, um exklusive Rechte zu erlangen – es handelt sich hier nur um einen Transfer von Vermögen. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 74 / 138 Monopol auf dauerhafte Güter Den Unterschied im Verhalten eines Monopolisten, der ein dauerhaften Gut verkauft, zu einem, der ein nicht dauerhaftes Gut verkauft, hat erstmals Ronald Coase (1937) betrachtet. Er betrachtet den Extremfall, in dem jemand das gesamte Land in der Welt besitzt und es für den grössten abdiskontierten Gewinn verkaufen möchte. Wäre Land ein nicht dauerhaftes Gut dann würde das Monopol, da die Grenzkosten der Produktion gleich 0 sind, genau die Hälfte des vorhandenen Landes verkaufen. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 75 / 138 Monopol auf Land Die Preis Absatz Funktion sei p(y ) = a − by und die Kosten C(y ) = 0. Der Monopolist maximiert (a − by )y . B.1.0. a − 2by = 0 ⇒ y = a . 2b Der Preis wäre pM = a/2. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 76 / 138 Monopol auf Land p a a/(2b) Tone Arnold (Universität des Saarlandes) a/b Vorlesung Industrieökonomik y 7. Mai 2008 77 / 138 Monopol auf Land p a a/(2b) Tone Arnold (Universität des Saarlandes) a/b Vorlesung Industrieökonomik y 7. Mai 2008 78 / 138 Monopol auf Land p a a/2 a/(2b) Tone Arnold (Universität des Saarlandes) a/b Vorlesung Industrieökonomik y 7. Mai 2008 79 / 138 Monopol auf Land p a a/2 a/(2b) Tone Arnold (Universität des Saarlandes) a/b Vorlesung Industrieökonomik y 7. Mai 2008 80 / 138 Monopol auf dauerhafte Güter Da Land jedoch ein dauerhaftes Gut ist, besitzt der Monopolist, wenn er die Hälfte des Landes verkauft, in der nächsten Periode immer noch die andere Hälfte des Landes. Es gibt keinen Grund, warum der Monopolist nun diese verbleibende Hälfte des Landes nicht in der zweiten Periode verkaufen sollte. Da jedoch die Nachfrage in der zweiten Periode geringer sein wird als heute, wird auch der Monopolpreis in der zweiten Periode niedriger sein als der Monopolpreis heute. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 81 / 138 Monopol auf dauerhafte Güter Dann würden diejenigen Konsumenten, die die Zukunft nicht allzu stark diskontieren, eine Periode warten, um das Land in der zweiten Periode zu einem günstigeren Preis erwerben zu können. Daher ist die Nachfrage, der sich der Monopolist heute gegenübersieht geringer, als die Nachfrage eines Monopolisten, der ein nicht dauerhaftes Gut herstellt. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 82 / 138 Monopol auf dauerhafte Güter Coase hat in seinem Artikel auch noch den Fall positiver Produktionskosten betrachtet und kam auch für diesen Fall zu dem Ergebnis, dass der Monopolist, der ein dauerhaftes Gut verkauft, sich genauso verhalten wird wie ein Unternehmen bei vollkommener Konkurrenz. Dies wird in der Literatur als die Coase–Vermutung oder Coase–Conjecture bezeichnet. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 83 / 138 Monopol auf dauerhafte Güter Ein Modell Wir betrachten ein Monopol auf 120 Hektar Land. Die Kosten der Bereitstellung von Land sind gleich null. Die Nachfrage nach diesem Land ist p(y ) = 120 − y . Das Optimierungsproblem des Monopolisten lautet max(120 − y )y . y B.1.O. 120 − 2y = 0 ⇒ y = 60. Der Preis ist p = 60. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 84 / 138 Monopol auf dauerhafte Güter Wäre das Land kein dauerhaftes Gut, dann würde der Monopolist 60 Hektar zum Preis von 60 GE verkaufen und sein Gewinn wäre π = 60 · 60 = 3600. Angenommen er tut dies in Periode t = 1, i.e. er setzt den Preis p1 = 60, verkauft die Menge y1 = 60, und macht einen Gewinn von π1 = 3600. Periode 2: Der Monopolist besitzt noch 60 Hektar Land, dass er verkaufen kann. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 85 / 138 Monopol auf dauerhafte Güter Die Nachfrage in t = 2 ist die von t = 1 minus der Menge, die in t = 1 verkauft wurde: p2 (y ) = (120 − y ) − 60 = 60 − y . Das Optimierungsproblem des Monopolisten in t = 2 lautet max(60 − y )y . y B.1.O. 60 − 2y = 0 ⇒ y = 30. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 86 / 138 Monopol auf dauerhafte Güter Der Monopolist verkauft in der 2. Periode die Menge y2 = 30 zum Preis von p2 = 30. Dadurch steigt sein Gewinn (geg. Periode 1) um π2 = 30 · 30 = 900. Der Gesamtgewinn über Perioden 1 und 2 ist 3600 + δ 900, wobei δ = 1/(1 + r ) den Diskontfaktor bezeichnet. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 87 / 138 Monopol auf dauerhafte Güter Problem: In der 1. Periode antizipieren die Konsumenten, dass der Preis in der 2. Periode nur noch halb so hoch sein wird wie in der ersten: Heute (t = 1) ist der Preis p1 = 60 und morgen (t = 2) ist der Preis p2 = 30. Der Wert des Preises p2 aus heutiger Sicht ist 30 1 p2 = . 1−δ 1−δ Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 88 / 138 Monopol auf dauerhafte Güter D.h., ein rationaler Konsument wartet mit dem Kauf bis Periode 2, falls p1 ≥ 30 ⇒ (1 − δ)60 ≥ 30 1−δ ⇒ (1 − δ) ≥ 0.5 ⇒ δ ≤ 0.5. In unserem Beispiel verschieben alle Konsumenten den Kauf auf morgen (t = 2), falls δ ≤ 0.5. Der Monopolist macht sich in der 2. Periode selbst Konkurrenz! Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 89 / 138 Monopol auf dauerhafte Güter Dieses Argument lässt sich fortführen. Betrachten wir t = 3. Die Nachfrage wäre nun (60 − y ) − 30 = 30 − y . Das Maximierungsproblem ist max(30 − y )y . y B.1.O. 30 − 2y = 0 ⇒ y3 = 15. In der 3. Periode verkauft der Monopolist das Land zum Preis von p3 = 15. Sein Gewinn steigt dadurch um π3 = 15 · 15 = 225. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 90 / 138 Monopol auf dauerhafte Güter Problem bei dauerhaftem Gut Die Konsumenten antizipieren, dass der Monopolist seinen Preis von Periode zu Periode senken wird. Sind die Konsumenten geduldig (hoher Diskontfaktor), so werden sie mit dem Kauf warten. Im Extremfall warten sie solange, bis der Preis den Grenzkosten entspricht. In unserem Beispiel sind die Grenzkosten gleich null, d.h. der Monopolist müsste sein Land verschenken. Dies besagt die Coase Conjecture bzw. Vermutung. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 91 / 138 Monopol auf dauerhafte Güter Coase Conjecture Sind die Konsumenten rational und entsprechend “geduldig” (δ hoch), so werden sie mit dem Kauf solange warten, bis der Preis den Grenzkosten des Monopolisten entspricht. Da der Monopolist dies weiss, kann er nichts anderes tun, als das Gut bereits in der 1. Periode zum Grenzkostenpreis zu verkaufen. Sein Gewinn ist dann gleich null. Glaubwürdigkeitsproblem: Könnte der Monopolist sich glaubhaft an den Preis p1 = 60 binden, so würden alle Konsumenten in der 1. Periode kaufen und sein Gewinn wäre gleich 3600. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 92 / 138 Vermietendes versus verkaufendes Monopol Achtung: Wir ändern für diese Betrachtung unser Modell grundlegend, indem wir nun tatsächlich nur noch zwei Perioden betrachten. Das Unternehmen, die Konsumenten und das Gut existieren heute und morgen und danach geht die Welt unseres Modells unter. Vorher hatten wir implizit angenommen, dass das Gut unendlich lange existiert und die Konsumenten es ebenso lange konsumieren können. Zusätzlich betrachten wir in diesem Modell keine Diskontierung bzw. setzen δ = 1. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 93 / 138 Vermietendes versus verkaufendes Monopol Angenommen, die Konsumenten leben für zwei Perioden, t = 1, 2 und der Monopolist verkauft ein Gut, das zwei Perioden hält. Zur Vereinfachung nehmen wir an, die Produktion des Gutes erfolge kostenlos. Wenn der Konsument das Gut in Periode 1 erwirbt, dann kann er es über zwei Perioden nutzen. Die unterschiedlichen Zahlungsbereitschaften der Konsumenten für das Gut werden beschrieben durch die aggregierte inverse Nachfragefunktion für die Nutzung des Gutes in einer Periode: p(y ) = 100 − y . Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 94 / 138 Vermietendes versus verkaufendes Monopol p 100 p(y ) 100 y Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 95 / 138 Vermietendes versus verkaufendes Monopol Achtung: Kauf in der ersten Periode bedeutet, das Nutzungsrecht an dem dauerhaften Gut für zwei Perioden zu erwerben. Kauf in der zweiten Periode bedeutet, dass das Gut nur in der zweiten Periode genutzt werden kann. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 96 / 138 Vermietendes versus verkaufendes Monopol Wir betrachten zwei alternative Arten von Transaktion, Vermietung und Verkauf: 1 Durch den Verkauf eines Gutes an einen Konsumenten zum Preis pS transferiert das Unternehmen das Eigentum und damit alle Rechte an der Nutzung des Gutes vom Zeitpunkt des Kaufs an den Konsumenten für die gesamte Zukunft. 2 Durch die Vermietung eines Gutes an einen Konsumenten zum Preis pR behält das Unternehmen das Eigentum an dem Gut, aber transferiert das Recht der Nutzung des Gutes für einen bestimmten Zeitraum an den Konsumenten. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 97 / 138 Vermietendes versus verkaufendes Monopol Ein vermietendes Monopol Angenommen, der Monopolist vermietet das dauerhafte Gut in jeder Periode für die Dauer einer Periode. Bei der Preis Absatz Funktion pt (yt ) = 100 − yt in jeder Periode ist der Erlös Rt (yt ) = (100 − yt )yt . B.1.O. 100 − 2yt = 0 = MC(yt ). Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 98 / 138 Vermietendes versus verkaufendes Monopol Daraus ergibt sich eine Menge pro Periode von ytR = 50, wobei das Superskript R für Vermieten (‘rent’) steht. Der Mietpreis ist ptR = 50. Der Gewinn pro Periode ist πt (ytR ) = 2500. Für beide Perioden beträgt der Gewinn also π R = 5000. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 99 / 138 Vermietendes versus verkaufendes Monopol p1 100 p(y ) pR MR(y ) yR Tone Arnold (Universität des Saarlandes) 100 Vorlesung Industrieökonomik y1 7. Mai 2008 100 / 138 Vermietendes versus verkaufendes Monopol Dieses Ergebnis entspricht dem Fall, dass der Monopolist nur in der ersten Periode verkauft, und sich in Periode 1 auf einen Preis für beide Perioden festlegen kann. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 101 / 138 Vermietendes versus verkaufendes Monopol Ein verkaufendes Monopol Ein Monopolist, der das Gut in Periode 1 verkauft, weiss, dass die Konsumenten, die das Produkt in Periode 1 gekauft haben, es in der nächsten Periode nicht mehr kaufen werden. Die Nachfrage in Periode 2 wird also um diesen Betrag niedriger ausfallen. Daher wird der Monopolist in Periode 2 aufgrund der geringeren Nachfrage zu einem geringeren Preis verkaufen. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 102 / 138 Vermietendes versus verkaufendes Monopol 2. Periode p2 100 − y1 p2S p2 (y2 , y1 ) y2S 100 − y1 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik y2 7. Mai 2008 103 / 138 Vermietendes versus verkaufendes Monopol Achtung: Der Preis in der zweiten Periode, oder genauer gesagt die Erwartungen der Konsumenten über diesen Preis, haben Auswirkungen auf die inverse Nachfrage in der ersten Periode. Es handelt sich also um ein 2–Perioden Spiel. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 104 / 138 Vermietendes versus verkaufendes Monopol Die Auszahlung des Unternehmens ist der Gesamtgewinn aus den beiden Perioden. Der Monopolist wählt in Periode 1 den Preis p1 und in Periode 2 den Preis p2 . Zu diesem Zeitpunkt kennt er die in Periode 1 verkaufte Menge y1 und damit die verbleibende Restnachfrage in Periode 2. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 105 / 138 Vermietendes versus verkaufendes Monopol Die Konsumenten entscheiden sich in Abhängigkeit von den Preisen, in Periode 1 bzw. in Periode 2 entweder zu kaufen oder nicht zu kaufen. Dabei nehmen wir rationale Erwartungen an, d. h.in Periode 1 können die Konsumenten korrekt vorhersagen, welchen Preis der Monopolist in der zweiten Periode wählen wird. Wir lösen dieses Problem durch Rückwärtsinduktion (Backward Induction). Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 106 / 138 Vermietendes versus verkaufendes Monopol Wir analysieren zuerst die Entscheidung des Monopolisten in der 2. Periode. D.h. wir untersucht zuerst, wie sich der Monopolist in der zweiten Periode für jede mögliche in der ersten Periode verkaufte Menge y1 verhält. Dann überlegen wir, welchen Preis er in der ersten Periode verlangen sollte, um seinen Gewinn über beide Perioden zu maximieren, wenn er dabei seine eigene Reaktion in Periode 2 berücksichtigt. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 107 / 138 Vermietendes versus verkaufendes Monopol 2. Periode Die Restnachfrage nach dem Produkt des Monopolisten, der ȳ1 in der ersten Periode verkauft hat, ist gegeben durch p2 = 100 − ȳ1 − y2 . Der Erlös ist in der 2. Periode R2 (y2 ) = 100y2 − y¯1 y2 − y22 . Die B.1.O. ist MR2 (y2 ) = 100 − ȳ1 − 2y2 = 0. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 108 / 138 Vermietendes versus verkaufendes Monopol Auflösen nach y2 ergibt y2 (ȳ1 ) = 50 − ȳ1 . 2 (2) Der Preis in der zweiten Periode ist µ ¶ ȳ1 ȳ1 p2 (ȳ1 ) = 100 − ȳ1 − 50 − = 50 − , 2 2 (3) und der Gewinn in der 2. Periode ist µ ¶ ȳ1 2 π2 (ȳ1 ) = p2 (ȳ1 ) y2 (ȳ1 ) = 50 − . 2 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 109 / 138 Vermietendes versus verkaufendes Monopol 1. Periode: Angenommen, der Monopolist verkauft in der ersten Periode die Menge ȳ1 an die Konsumenten mit der höchsten Zahlungsbereitschaft. D.h., der marginale Käufer mit Zahlungsbereitschaft 100 − y ist indifferent zwischen Kauf in der ersten Periode zum Preis p1 und Kauf in der zweiten Periode zum Preis p2 . Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 110 / 138 Vermietendes versus verkaufendes Monopol Indifferenter Konsument Kauft er in der ersten Periode, so ist sein Nutzen 2 (100 − ȳ1 ) − p1 . Kauft er in der zweiten Periode, so ist sein Nutzen (100 − ȳ1 ) − p2 , bzw. nach Einsetzen von p2 = 50 − ȳ1 /2 ¶ µ ȳ1 . (100 − ȳ1 ) − 50 − 2 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 111 / 138 Vermietendes versus verkaufendes Monopol Gleichsetzen dieser Nutzen ergibt ¶ µ ȳ1 . 2 (100 − ȳ1 ) − p1 = (100 − ȳ1 ) − 50 − 2 Auflösen nach p1 ergibt p1 = 150 − 3ȳ1 . 2 (4) Dies ist die relevante Preis Absatz Funktion, der sich das Unternehmen in der ersten Periode gegenüber sieht. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 112 / 138 Vermietendes versus verkaufendes Monopol Preis Absatz Funktion in der 1. Periode p1 (y1 ) = 150 − Tone Arnold (Universität des Saarlandes) 3ȳ1 . 2 Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 113 / 138 Vermietendes versus verkaufendes Monopol Maximierungsproblem des Monopolisten in der 1. Periode: µ ¶ ³ 3y1 y1 ´2 max π1 + π2 = 150 − y1 + 50 − . y1 2 2 B.1.O. d (π1 + π2 ) = dy1 µ ¶ 3y1 1 ³ y1 ´ 5 3 150 − − y1 − 2 50 − = 100− y1 = 0. 2 2 2 2 2 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 114 / 138 Vermietendes versus verkaufendes Monopol 1. Periode: Auflösen nach y1 ergibt y1S = 40. Einsetzen in Gleichung (4) ergibt 3 p1S = 150 − 40 = 90. 2 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 115 / 138 Vermietendes versus verkaufendes Monopol 2. Periode: Aus Gleichung (2) folgt y2S = 50 − 40 = 30, 2 und Gleichung (3) folgt p2S µ 40 = 100 − 40 − 50 − 2 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik ¶ = 30. 7. Mai 2008 116 / 138 Vermietendes versus verkaufendes Monopol Der Gewinn ist π S = p1S y1S + p2S y2S = 90 · 40 + 30 · 30 = 3600 + 900 = 4500. Der Gewinn aus Vermietung π R = 5000 ist also höher als der beim Verkauf. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 117 / 138 Vermietendes versus verkaufendes Monopol p1 p2 150 p1S 60 p2S S y1 Periode 1 (a) Tone Arnold (Universität des Saarlandes) 100 y1 60 2 y2S(b) Periode Vorlesung Industrieökonomik y2 7. Mai 2008 118 / 138 Vermietendes versus verkaufendes Monopol Der Monopolist wählt in der ersten Periode nicht die Monopolmenge! Gund: Er will nicht nur den Gewinn in Periode 1 maximieren, sondern berücksichtigt auch den negativen Einfluss einer grösseren in Periode 1 verkauften Menge auf seinen Gewinn in der zweiten Periode. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 119 / 138 Vermietendes versus verkaufendes Monopol In unserem Beispiel erzielt das vermietende Unternehmen einen höheren Gewinn als das verkaufende. Dies gilt allgemein: Satz 1 Bei einer stetigen Preis Absatz Funktion erzielt ein Monopolist, der ein dauerhaftes Gut verkauft, einen geringeren Gewinn als ein Monopolist, der ein dauerhaftes Gut vermietet. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 120 / 138 Werbung und Qualität Bei differenzierten Produkten müssen die Unternehmen versuchen, den Konsumenten deutlich zu machen, dass sich ihr Produkt tatsächlich von dem ähnlichen Produkt eines Konkurrenten unterscheidet. Das wichtigste Instrument hierzu ist die Werbung. Wie entscheiden Unternehmen über Werbeausgaben? Welche sozialen Kosten verursachen Werbeausgaben? Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 121 / 138 Werbung und Qualität Zwei Arten von Werbung: Informative Werbung (informative advertising), z. B.Informationen über Preise und bestimmte Eigenschaften des Produktes, technische Daten bei Haushaltsgeräten oder Kraftfahrzeugen. Suggestive Werbung (persuasive advertising) für Produkte wie z. B.Getränke, Parfüms, Waschmittel etc. Diese Art macht den grössten Teil der Werbung aus. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 122 / 138 Werbung und Qualität Es besteht ein Zusammenhang zwischen den beiden Arten der Werbung und zwei Gruppen von Konsumgütern: Suchgüter sind Güter, deren Qualität und Eigenschaften vor dem Kauf festgestellt werden können, wie z. B.bei frischem Obst oder Gemüse, das man vor dem Kauf probieren kann, Schuhen, die man anprobieren kann, etc. Erfahrungsgüter sind Güter, deren Qualität und Eigenschaften erst nach dem Kauf festgestellt werden können. Hierzu gehören Bier, Zahnpasta, Seife, Fertiggerichte, etc. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 123 / 138 Werbung und Qualität Beispiel: Zwei verschiedene Sorten von Zahnpasta, beide erfolgreich klinisch getestet. Die qualitativ hochwertige von Firma A schmeckt gut, die qualitativ minderwertige von Firma B schmeckt schlecht. Konsumenten kennen den Geschmack vor dem Kauf nicht. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 124 / 138 Werbung und Qualität Frage: Welches der beiden Unternehmen hat einen grösseren Anreiz, Werbung zu betreiben? Werbung für Zahnpasta B kann die Konsumenten dazu bewegen, das Produkt einmal zu kaufen, aber niemand wird dies ein zweites Mal tun. Zahnpasta A wird dagegen wiederholt gekauft werden. Der Hersteller des qualitativ hochwertigen Produktes hat demnach einen grösseren Anreiz zu werben, da hier mit wiederholten Käufen zu rechnen ist. Der Hersteller des minderwertigen Produktes hat nur einen geringen Anreiz zu werben, da nicht mit Wiederholungskäufen zu rechnen ist. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 125 / 138 Werbung und Qualität Ein grosser Werbeaufwand kann also für den Konsumenten ein Signal dafür sein, dass es sich um ein qualitativ hochwertiges Produkt handelt, denn nur Hersteller solcher Produkte würden verstärkt Werbung betreiben. Ein Produzent minderwertiger Qualität würde nicht soviel in Werbung investieren, da er die Konsumenten nur zu einem einmaligen Kauf veranlassen kann. Suggestive Werbung kann also die Nachfrage nach dem Gut steigern. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 126 / 138 Werbung und Marktstruktur Das Modell von Dorfman und Steiner (1954) Ein Monopolist sieht sich der Nachfragefunktion y (p, a) gegenüber. Dabei bezeichnet y die angebotene Menge, p den Preis des Produktes, und a die Ausgaben für Werbung. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 127 / 138 Werbung und Marktstruktur Das Optimierungsproblem des Monopolisten lautet ¡ ¢ max py (p, a) − C y (p, a) − a. p,a Annahme: Die Werbeausgaben haben nur einen Einfluss auf die nachgefragte Menge y , nicht aber auf den Preis p, den die Konsumenten zu zahlen bereit sind. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 128 / 138 Werbung und Marktstruktur ¡ ¢ max py (p, a) − C y (p, a) − a. p,a B.1.O. bezüglich p: y+ Division beider Seiten durch y Tone Arnold (Universität des Saarlandes) ∂C ∂y ∂y p− = 0. ∂p ∂y ∂p ∂y ergibt ∂p ∂C 1 +p = ≡ MC. ∂y ∂y ∂p Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 129 / 138 Werbung und Marktstruktur Es gilt: 1 ∂p . = ∂y ∂y ∂p Dies setzen wir oben ein: ∂p + p = MC ∂y ¸ · ∂p y + 1 = MC. ⇒ p ∂y p y ∂p y ist die Inverse der Preiselastizität der Nachfrage: ∂y p 1 ∂p y = . ∂y p ηp Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 130 / 138 Werbung und Marktstruktur Die Preiselastizität der Nachfrage ist negativ, d.h. |ηp | = −ηp . Daher gilt · p 1− bzw. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) ¸ 1 = MC |ηp (y )| 1 p − MC = . p |ηp (y )| Vorlesung Industrieökonomik (5) 7. Mai 2008 131 / 138 Werbung und Marktstruktur Lerner Index p − MC 1 = . p |ηp (y )| Diese Gleichung gibt an, wie bei einem Monopol der Preis (prozentual) von den Grenzkosten abweicht. Dies ist umso stärker der Fall, je geringer die Preiselastizität der Nachfrage ist. Der Term 1 |ηp (y )| wird daher als Lerner Index bezeichnet. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 132 / 138 Werbung und Marktstruktur ¡ ¢ max py (p, a) − C y (p, a) − a. p,a B.1.O. bezügl. a: p ∂y dC ∂y − −1=0 ∂a dy ∂a Tone Arnold (Universität des Saarlandes) ⇐⇒ p Vorlesung Industrieökonomik ∂y dC ∂y − = 1. ∂a dy ∂a 7. Mai 2008 (6) 133 / 138 Werbung und Marktstruktur Gleichung (5) besagt 1 p − MC = . |ηp (y )| p Wir multiplizieren beide Seiten mit der Werbeausgaben–Elastizität a der Nachfrage ηa (y ) = ∂y ∂a y : µ ¶ p − MC ηa (y ) = ηa (y ). |ηp (y )| p Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 134 / 138 Werbung und Marktstruktur ηa (y ) = |ηp (y )| dc dy à p− µ p − MC p p ! ηa (y ) ¶ ∂y a (Definition von ηa (y )) ∂a y (p, a) ¶ µ a a ∂y ∂y ∂y = p − MC . = (p − MC) ∂a p y (p, a) ∂a ∂a p y (p, a) = Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 135 / 138 Werbung und Marktstruktur Wegen Gleichung (6) gilt: p ∂y dC ∂y − = 1. ∂a dy ∂a Einsetzen ergibt a ηa (y ) = . |ηp (y )| p y (p, a) Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 136 / 138 Werbung und Marktstruktur Dorfman und Steiner: a ηa (y ) = . p y (p, a) |ηp (y )| Theorem 3 Die profitmaximierenden Werbeausgaben und der profitmaximierende Preis eines Monopolisten werden so gewählt, dass das Verhältnis von Werbeausgaben zum Umsatz gleich dem Verhältnis von Werbeausgaben–Elastizität der Nachfrage zu Preiselastizität der Nachfrage ist. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 137 / 138 Werbung und Marktstruktur Der Monopolist wird also das Verhältnis von Werbeausgaben zu Umsatz erhöhen, wenn die Nachfrage bezüglich der Werbeausgaben elastischer wird und wenn die Preiselastizität der Nachfrage sinkt. Darüberhinaus stellt dieses Modell einen Zusammenhang zwischen Marktmacht und Werbeausgaben dar: Je grösser die Marktmacht, d. h.der Lerner Index, desto grösser das Verhältnis von Werbeausgaben zu Umsatz. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Vorlesung Industrieökonomik 7. Mai 2008 138 / 138