Mikroökonomik – 9. Vorlesungswoche Tone Arnold Universität des Saarlandes 18. Dezember 2007 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) 9. Vorlesungswoche 18. Dezember 2007 1 / 31 Volkswirtschaftliche Rente und Steuern Definition 1 (Volkswirtschaftliche Rente) Die volkswirtschaftliche Rente ist die Summe aus Konsumenten– und Produzentenrente sowie ev. Steuereinnahmen des Staates. Beispiel: C(y ) = 0.25y 2 . Die inverse Angebotsfunktion ist pS (y ) = MC(y ) = y /2 und die Angebotsfunktion ist S(p) = 2p. Die Nachfrage ist D(p) = 60 − 4p und die inverse Nachfrage ist pD (y ) = 15 − y /4. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) 9. Vorlesungswoche 18. Dezember 2007 2 / 31 Marktgleichgewicht p 15 pD (y ) pS (y ) 60 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) 9. Vorlesungswoche y 18. Dezember 2007 3 / 31 Berechnung des Marktgleichgewichts (GG) GG Preis S(p) = D(p) ⇒ 2p = 60 − 4p ⇒ p∗ = 10. Im GG gehandelte Menge D(10) = 60 − 40 = 20, Tone Arnold (Universität des Saarlandes) S(10) = 2 · 10 = 20. 9. Vorlesungswoche 18. Dezember 2007 4 / 31 Marktgleichgewicht p 15 pD (y ) pS (y ) 10 20 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) 9. Vorlesungswoche 60 X 18. Dezember 2007 5 / 31 Berechnung der volkswirtschaftlichen Rente Konsumentenrente: KR = (15 − 10) · 20 = 50. 2 Produzentenrente: PR = 10 · 20 = 100. 2 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) 9. Vorlesungswoche 18. Dezember 2007 6 / 31 Volkswirtschaftliche Rente p 15 pD (y ) pS (y ) KR 10 PR 20 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) 9. Vorlesungswoche 60 y 18. Dezember 2007 7 / 31 Wirkung einer Steuer Der Staat erhebt eine Steuer von t = 3 e pro ME auf das Gut. Wie reagieren Angebot und Nachfrage auf die Steuer? Der Preis, den die Anbieter pro Einheit erhalten, ist der, den die Nachfrager bezahlen, minus der Steuer, die an den Staat abgeführt werden muss: pS = pD − t. Umgekehrt ist der Preis, den die Nachfrager pro ME zahlen, gleich pD = pS + t. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) 9. Vorlesungswoche 18. Dezember 2007 8 / 31 GG mit Steuer Im GG gilt D(pD ) = S(pS ), wobei pD = pS + t: 60 − 4(pS + t) = 2pS ⇒ 60 − 4t = 6pS . Auflösen nach pS ergibt den Preis, den die Anbieter pro ME erhalten: 2 pS∗ = 10 − t = 8. 3 Der Preis, den die Nachfrager pro ME zahlen, ist dann pD∗ = pS∗ + t = 8 + 3 = 11. Die im GG gehandelte Menge ist S(pS∗ = 8) = 2 · 8 = 16, Tone Arnold (Universität des Saarlandes) D(pD∗ = 11) = 60 − 4 · 11 = 16. 9. Vorlesungswoche 18. Dezember 2007 9 / 31 Effekt der Steuer auf die Rente p 15 pD (y ) pS (y ) KR pD∗ = 11 Steuern DWL pS∗ = 8 PR 16 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) 20 9. Vorlesungswoche 60 y 18. Dezember 2007 10 / 31 Effekt der Steuer auf die Rente Die Konsumentenrente sinkt von 50 auf 32. Die Produzentenrente sinkt von 100 auf 64. Das Steuereinnahmen betragen 16 · 3 = 48. Die neue volksw. Rente beträgt 32 + 64 + 48 = 144. Es entsteht ein Verlust (Deadweight Loss, DWL) von 150 − 144 = 6. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) 9. Vorlesungswoche 18. Dezember 2007 11 / 31 Aggregiertes Angebot Auf Wettbewerbsmärkten gibt es viele unabhängige Anbieter. Das Gesamtangebot aller Unternehmen, i.e. das aggregierte Angebot ist die Summe der Angebotsfunktionen der einzelnen Firmen. Aggregiertes Angebot: n X Si (p) = S(p). i=1 Man bestimmt das aggregierte Angebot durch horizontale Addition der einzelnen Angebotsfunktionen für jeden Preis. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) 9. Vorlesungswoche 18. Dezember 2007 12 / 31 Aggregiertes Angebot Beispiel: 2 Firmen Die individuellen Angebotsfunktionen sind S1 (p) = p + 2 und S2 (p) = p + 1. Die inversen Angebotsfunktionen sind p1 (y ) = y − 2 und p2 (y ) = y − 1. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) 9. Vorlesungswoche 18. Dezember 2007 13 / 31 Aggregiertes Angebot p p1 (y ) p2 (y ) 2 1 y Tone Arnold (Universität des Saarlandes) 9. Vorlesungswoche 18. Dezember 2007 14 / 31 Aggregiertes Angebot Bei einem Preis unter 1 e ist das Angebot null. Liegt der Preis zwischen 1 und 2 e, so bietet nur Firma 2 an: S(p) = S2 (p) = p + 1. Für Preise ab 2 e bieten beide Firmen an: S(p) = S1 (p) + S2 (p) = 2p + 3. Für Preise ab 2 e ist die aggregierte inverse Angebotsfunktion gegeben durch p(y ) = y −3 . 2 Die aggregierte inverse Angebotsfunktion ist mit Steigung 1/2 flacher als die individuellen Angebotsfunktionen mit Steigung eins. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) 9. Vorlesungswoche 18. Dezember 2007 15 / 31 Aggregiertes Angebot p p1 (y ) p2 (y ) S(p) 2 1 y Tone Arnold (Universität des Saarlandes) 9. Vorlesungswoche 18. Dezember 2007 16 / 31 Langfristiges Gleichgewicht Wir betrachten einen Markt mit 3 Firmen, die über unterschiedliche Technologien verfügen: Firma 1 ist am wenigsten effizient, i.e. sie hat die höchsten Stückkosten von den drei Firmen. Firma 2 hat etwas geringere Stückkosten. Firma 3 besitzt die effizienteste Technologie mit den geringsten Stückkosten. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) 9. Vorlesungswoche 18. Dezember 2007 17 / 31 3 Firmen mit unterschiedlichen Stückkosten p p MC p MC AC AC AC p∗ p∗ p∗ Verlust (a) Verlust Tone Arnold (Universität des Saarlandes) MC y (b) Nullgewinn 9. Vorlesungswoche y Gewinn (c) Gewinn 18. Dezember 2007 y 18 / 31 Kurzfristiges Gleichgewicht Beim Preis p∗ macht Firma 1 einen Verlust. Firma 2 realisiert einen Gewinn von null. Firma 3 erwirtschaftet einen positiven Gewinn. Diese Situation kann kurzfristig stabil sein, wenn der Preis über den variablen Stückkosten der Firma 1 liegt. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) 9. Vorlesungswoche 18. Dezember 2007 19 / 31 Kurzfristiges Gleichgewicht Falls der Preis über den variablen Stückkosten der Firma 1 liegt: Firma 1 könnte einen Teil ihrer Fixkosten decken. Bei Firmen 2 und 3 deckt der Erlös die Kosten. Firma 3 macht einen Gewinn. Langfristig muss Firma 1 mit ihrer ineffizienten Technologie aus dem Markt ausscheiden, da ihre langfristigen Durchschnittskosten nicht gedeckt sind. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) 9. Vorlesungswoche 18. Dezember 2007 20 / 31 Markteintritte Ohne Marktzutrittsschranken werden weitere Firmen mit effizienter Technologie in den Markt eintreten, um ebenfalls positive Gewinne zu realisieren. Dadurch steigt das Angebot, und der Preis sinkt. Dieser Prozess dauert solange an, bis keine Gewinne mehr realisiert werden. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) 9. Vorlesungswoche 18. Dezember 2007 21 / 31 Langfristiges Gleichgewicht p MC AC p∗ y Tone Arnold (Universität des Saarlandes) 9. Vorlesungswoche 18. Dezember 2007 22 / 31 Langfristiges Gleichgewicht Der langfristige GG–Preis liegt im Minimum der langfristigen Durchschnittskosten jedes Unternehmens. Jede Firma hat ihre optimale Betriebsgrösse erreicht. Die Menge des Produktes, die bei diesem Preis hergestellt wird, kann nicht mit geringeren Kosten produziert werden. Jede Firma operiert im Minimum ihrer Durchschnittskosten. Im langfristigen Gleichgewicht wird effizient produziert. Jede Firma maximiert ihren Gewinn. Im langfristigen Gleichgewicht gilt: p = MC = AC. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) 9. Vorlesungswoche 18. Dezember 2007 23 / 31 Langfristiges Gleichgewicht Im langfristigen GG gilt p∗ = MC(y ∗ ) = MinAC. Der Output (im langfristigen Gleichgewicht) yi∗ einer Firma i ist diejenige Menge, bei der die Durchschnittskosten minimal sind. 2 Möglichkeiten der Berechnung: 1 Minimierung der Durchschnittskosten, oder 2 Gleichsetzen von Grenz– und Duchschnittskosten. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) 9. Vorlesungswoche 18. Dezember 2007 24 / 31 Langfristiges Gleichgewicht Beispiel: C(y ) = y 2 + 100. Wie lautet der langfristige GG–Preis? 1. Minimierung der AC AC(y ) = y + 100 . y B.1.O. 100 dAC = 1 − 2 = 0. dy y Auflösen nach y ergibt y ∗ = 10. Der langfristige GG–Preis ist dann AC(10) = 10 + 10 = 20. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) 9. Vorlesungswoche 18. Dezember 2007 25 / 31 Langfristiges Gleichgewicht Beispiel: C(y ) = y 2 + 100. Wie lautet der langfristige GG–Preis? 2. MC = AC MC(y ) = 2y gleichsetzen mit AC(y ) = y + 100/y ergibt 2y = y + 100/y ⇒ y 2 = 100 ⇒ y ∗ = 10. Einsetzen in MC ergibt MC(10) = 2 · 10 = 20. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) 9. Vorlesungswoche 18. Dezember 2007 26 / 31 Langfristiges Gleichgewicht Frage: Wieviele Firmen werden langfristig in den Markt eintreten? Annahme: Alle Firmen haben Zugang zur gleichen Technologie. p∗ sei der Preis, der dem Minimum der langfristigen Durchschnittskosten entspricht. Markteintritt erfolgt, solange die eintretende Firma einen positiven Gewinn realisiert, i.e. p ≥ AC(y ). Tone Arnold (Universität des Saarlandes) 9. Vorlesungswoche 18. Dezember 2007 27 / 31 Langfristiges Gleichgewicht p S1 S2 S3 S4 S5 pD p1 p2 p3 4 p∗ p p5 y Tone Arnold (Universität des Saarlandes) 9. Vorlesungswoche 18. Dezember 2007 28 / 31 Langfristiges Gleichgewicht Solange der Preis über den AC liegt, gilt: Eine weitere Firma tritt in den Markt ein. Die Angebotsfunktion verschiebt sich nach rechts und wird flacher. Das neue Gleichgewicht liegt rechts und unterhalb vom alten Gleichgewicht. Die Menge ist gestiegen und der Preis gefallen. Beide Firmen realisieren positive Gewinne, und weitere Unternehmen treten in den Markt ein. Dies bewirkt eine weitere Verschiebung und Drehung der aggregierten Angebotsfunktion. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) 9. Vorlesungswoche 18. Dezember 2007 29 / 31 Langfristiges Gleichgewicht Bei Eintritt der 5. Frima sinkt der Gleichgewichtspreis unter p∗ . Jede Firma (auch Firma 5) macht Verlust. Firma 5 weiss dies vorher und tritt nicht in den Markt ein. Im langfristigen GG befinden sich 4 Firmen im Markt. Der langfristige GG–Preis ist knapp oberhalb von p∗ . Bei vielen Firmen ist i.d.R. der langfristige Gleichgewichtspreis genau bei p∗ . Tone Arnold (Universität des Saarlandes) 9. Vorlesungswoche 18. Dezember 2007 30 / 31 Langfristiges Gleichgewicht Bei vielen Firmen im Markt ist die langfristige aggregierte Angebotsfunktion sehr flach. Ihre Höhe ist durch das Minimum der Durchschnittskosten bestimmt. Der langfristige Gleichgewichtspreis wird sowohl durch die Nutzenmaximierung der Haushalte als auch durch die Gewinnmaximierung der Firmen bestimmt. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) 9. Vorlesungswoche 18. Dezember 2007 31 / 31