Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche Tone Arnold Universität des Saarlandes 21. Januar 2008 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 1 / 63 Das von Stackelberg Modell Annahmen: Zwei Firmen stellen ein homogenes Gut her und betreiben Mengenwettbewerb. Neu: Der Ablauf ist sequenziell: Firma 1 entscheidet zuerst über ihre Angebotsmenge. Firma 1 ist Stackelberg Führer. Firma 2 beobachtet die Entscheidung von Firma 1. Erst dann wählt Firma 2 ihre Angebotsmenge. Firma 2 ist Stackelbergfolger. Der Marktpreis ergibt sich dann durch die insgesamt (von beiden Firmen) angebotene Menge. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 2 / 63 Das von Stackelberg Modell Eine Methode, ein solches zweistufiges Spiel zu lösen, besteht darin, dieses Spiel vom Ende her aufzurollen. Dies nennt man rückwärtige Induktion (backwards induction): Wir beginnen mit der Entscheidung der Firma 2, des Stackelberg Folgers. Für jede Menge y1 des Stackelberg Führers wählt Firma 2 ihre beste Antwort, die gegeben ist durch ihre Reaktionsfunktion R2 (y1 ). Firma 1 berücksichtigt bei ihrer Mengenentscheidung, dass Firma 2 gemäss ihrer Reaktionsfunktion reagieren wird. D.h., Firma 1 maximiert ihren Gewinn unter der Nebenbedingung, dass Firma 2 die Menge R2 (y1 ) anbieten wird. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 3 / 63 Das von Stackelberg Modell Beispiel: Die Preis–Absatz Funktion ist p(y ) = 1200 − y , wobei y = y1 + y2 die Gesamtmenge ist. Die Kosten sind gleich null. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 4 / 63 Das von Stackelberg Modell Entscheidung des Stackelbergfolgers max [1200 − (y1 + y2 )] y2 = 1200y2 − y1 y2 − y22 . y2 B.1.O. 1200 − y1 − 2y2 = 0 ⇒ y2 = 600 − y1 . 2 Dies ist die selbe Reaktionsfunktion wie im Cournot Modell: R2 (y1 ) = 600 − y1 . 2 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 5 / 63 Das von Stackelberg Modell Entscheidung des Stackelberg Führers Firma 1 weiss: Wenn sie die Menge y1 anbietet, wird Firma 2 die y1 anbieten. Menge R2 (y1 ) = 600 − 2 Firma 1 muss dies in ihrer Gewinnmaximierung berücksichtigen. Wir setzen die Reaktionsfunktion von Firma 2 in das Maximierungsproblem von Firma 1 ein. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 6 / 63 Das von Stackelberg Modell Firma 1 maximiert h ³ y ´i max 1200 − y1 − 600 − 1 y1 y1 2 h ³ y1 i y1 ´ = 1200 − y1 − 600 + y1 = 600 − y1 . 2 2 B.1.O. 600 − y1 = 0 ⇒ y1∗ = 600. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 7 / 63 Das von Stackelberg Modell Einsetzen von y1∗ = 600 in die Reaktionsfunktion von Firma 2 ergibt die Angebotsmenge von Firma 2: y2∗ = 600 − 600 = 300. 2 Der resultierende Marktpreis ist 1200 − 600 − 300 = 300. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 8 / 63 Das von Stackelberg Modell Gewinn von Firma 1: 300 · 600 = 180000. Gewinn von Firma 2: 300 · 300 = 90000. Der Gesamtgewinn beträgt 270000. First–Mover’s Advantage Der Gewinn des Stackelberg Führers ist höher als der des Stackelberg Folgers. Der Stackelberg Führer hat einen Vorteil dadurch, dass er zuerst entscheiden kann. Man nennt dies First–Mover’s Advantage. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 9 / 63 Das von Stackelberg Modell Vergleich der Marktformen y1 y2 p π1 π2 π1 + π 2 Monopol 600 600 360000 360000 Cournot 400 400 400 160000 160000 320000 Stackelberg 600 300 300 180000 90000 270000 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 10 / 63 Das von Stackelberg Modell Das allgemeine Modell Firma 2 löst das Problem max [a − b(y1 + y2 )] y2 − c2 y2 y2 = (a − c2 )y2 − by1 y2 − by22 . B.1.O. a − c2 − by1 − 2by2 = 0 ⇒ 2by2 = a − c2 − by1 ⇒ y2 = a − c2 y1 − . 2b 2 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 11 / 63 Das von Stackelberg Modell Die Reaktionsfunktion von Firma 2 lautet a − c2 y1 − . 2b 2 Wir setzen diese Reaktionsfunktion in das Maximierungsproblem der Firma 1 ein: ¶¸ · µ a − c2 y1 y1 − c1 y1 − max a − by1 − b y1 2b 2 y2 = ¸ · by1 a c2 y1 − c1 y1 − by1 + = a− + 2 2 2 = µ a + c2 − 2c1 − by1 2 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) ¶ y1 . Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 12 / 63 Das von Stackelberg Modell Gewinn von Firma 1: µ a + c2 − 2c1 − by1 2 ¶ y1 . B.1.O. a + c2 − 2c1 − 2by1 = 0 ⇒ 2by1 = a + c2 − 2c1 . Auflösen nach y1 ergibt die Angebotsmenge des Stackelberg Führers: y1∗ = a + c2 − 2c1 . 2b Einsetzen in die Reaktionsfunktion von Firma 2 ergibt y2 = a − c2 a + c2 − 2c1 a − 3c2 + 2c1 − = . 2b 4b 4b Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 13 / 63 Das von Stackelberg Modell Grafische Darstellung Firma 1 antizipiert, dass Firma 2 gemäss ihrer Reaktionsfunktion reagieren wird. D.h., Firma 1 wählt einen Punkt auf der Reaktionsfunktion der Firma 2. Welcher Punkt auf der Reaktionsfunktion von Firma 2 maximiert den Gewinn von Firma 1? Um diesen Punkt zu ermitteln, führen wir das Konzept der Isoprofitlinien ein. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 14 / 63 Das von Stackelberg Modell Definition 1 (Isoprofitlinie) Eine Isoprofitlinie der Firma 1 gibt alle Mengenkombinationen der beiden Firmen an, die zu dem selben Gewinn für Firma 1 führen: π̄1 = a y1 − b y1 y2 − b y12 − c y1 . Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 15 / 63 Isoprofitlinie für Unternehmen 1 y2 R1 (y2 ) y1 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 16 / 63 Das von Stackelberg Modell Höhere Gewinne für Unternehmen 1 liegen unterhalb der Isoprofitlinie, niedrigere Gewinne liegen oberhalb der Isoprofitlinie. Die Isoprofitlinie erreicht ihr Maximum auf der Reaktionsfunktion des Unternehmens 1, denn auf dieser Kurve liegt ja die beste Antwort auf jede Menge y2 . Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 17 / 63 Isoprofitlinie für Unternehmen 2 y2 R2 (y1 ) y1 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 18 / 63 Die von Stackelberg Lösung y2 y2S R2 (y1 ) y1 y1S Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 19 / 63 Die von Stackelberg Lösung Firma 1 sucht die niedrigste erreichbare Isoprofitlinie, die die Reaktionsfunktion des Unternehmens 2 berührt. Höhere Isoprofitlinien sind nicht gewinnmaximierend und niedrigere sind nicht erreichbar. Das von Stackelberg Gleichgewicht ist grafisch der Tangentialpunkt der Isoprofitlinie der Firma 1 mit der Reaktionskurve der Firma 2. Im Vergleich zum cournot Nash Gleichgewicht gilt: Der Gewinn von Firma 1 ist höher und der von Firma 2 ist niedriger. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 20 / 63 Das von Stackelberg Modell Wir haben gesehen: Der Stackelberg Führer hat einen Vorteil dadurch, dass er seine Menge zuerst festlegen kann. Sein Gewinn ist höher sowohl als der des Stackelberg Folgers als auch als der eines Cournot Duopolisten. Achtung: Die Menge des Stackelberg Führers liegt nicht auf seiner Reaktionsfunktion. D.h., der Stackelberg Führer spielt keine beste Antwort! Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 21 / 63 Das von Stackelberg Modell Das bedeutet: Könnte der Stackelberg Führer seine Menge nochmals ändern, nachdem der Folger seine Menge gewählt hat, so würde er dies tun. Unser Beispiel: Die Mengen im Stackelberg GG waren y1∗ = 600 und y2∗ = 300. Die beste Antwort von Firma 1 auf die Menge y2∗ = 300 wäre aber R1 (300) = 600 − 300 = 450. 2 D.h., wenn er könnte, würde der Stackelberg Führer seine Menge von 600 auf 450 senken. Aber das weiss auch Firma 2. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 22 / 63 Das von Stackelberg Modell In diesem Fall würde Firma 2 nicht die Menge 300 anbieten, sondern R2 (450) = 600 − 450 = 375. 2 Doch dann würde Firma 1 die Menge R1 (375) = 600 − 375 = 412.5 2 anbieten. Dieses Argument lässt sich fortsetzen, bis das Cournot Nash GG erreicht ist, in dem jede Firma 400 anbietet. Aber dann wäre der Vorteil des Stackelbergführers eliminiert! Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 23 / 63 Das von Stackelberg Modell y2 y2S R2 (y1 ) y1 y1S Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 24 / 63 Das von Stackelberg Modell Der Stackelberg Führer profitiert also davon, dass er seine Menge nicht im Nachhinein ändern kann. Selbstbindung Dadurch, dass der Stackelberg Führer seine Menge zuerst festlegt, bindet er sich an diese Menge. Ohne diese Selbstbindung hätte Firma 1 keinen Vorteil, denn dann wäre das Stackelberg Gleichgewicht nicht erreichbar. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 25 / 63 Das Launhard–Hotelling Modell Annahmen: Zwei Firmen betreiben Preiswettbewerb in einem heterogenen Oligopol, d.h. die Firmen bieten differenzierte Güter an, die Substitute darstellen. Die Firmen entscheiden simultan über ihre Preise. Die Nachfrage nach dem Produkt einer Firma hängt nicht nur vom Preis dieser Firma ab, sondern auch vom Preis der anderen Firma. Beispiel: Wenn Mercedes seine Preise deutlich erhöht, dann wird die Nachfrage nach BMW und Audi zunehmen. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 26 / 63 Das Launhard–Hotelling Modell Beispiel: Die Nachfrage nach Gut 1 ist y1 (p1 , p2 ) = 1200 − 2p1 + p2 , und die Nachfrage nach Gut 2 ist y2 (p1 , p2 ) = 1200 + p1 − 2p2 . Die Nachfrage hängt negativ vom eigenen Preis und positiv vom Preis der anderen Firma ab. Der Eigenpreiseffekt ist stärker. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 27 / 63 Das Launhard–Hotelling Modell Maximierungsproblem der Firma 1: max(120 − 2p1 + p2 )p1 = 120p1 − 2p12 + p1 p2 . p1 B.1.O. 120 − 4p1 + p2 = 0. Auflösen nach p1 ergibt die Reaktionsfunktion der Firma 1: p1 = R1 (p2 ) = 30 + p2 . 4 Analog lautet die Reaktionsfunktion der Firma 2 p2 = R2 (p1 ) = 30 + Tone Arnold (Universität des Saarlandes) p1 . 4 Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 28 / 63 Reaktionskurven p2 R1 (p2 ) R2 (p1 ) 40 30 30 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) 40 Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche p1 21. Januar 2008 29 / 63 Das Launhard–Hotelling Modell Reaktionskurven Die Reaktionskurven haben eine positive Steigung: Je höher der Preis meines Konkurrenten, umso höher ist auch mein gewinnmaximaler Preis. Im Cournot Modell haben die Reaktionskurven eine negative Steigung: Wenn mein Konkurrent eine grössere Menge anbietet, wird der Preis sinken. Um einen Preisverfall zu verhindern, muss ich dann meine Menge verringern. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 30 / 63 Das Launhard–Hotelling Modell Strategische Variablen Die Mengen im Cournot Modell sind strategische Substitute, sie bewegen sich in entgegengesetzte Richtungen. Die Preise im Launhard–Hotelling Modell sind strategische Komplemente, sie bewegen sich in die gleiche Richtung. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 31 / 63 Das Launhard–Hotelling Modell Um den Schnittpunkt zu berechnen, setzen wir die Reaktionsfunktionen gleich: p1∗ = 30 + p1∗ 3 ⇒ p1∗ = 30 ⇒ p1∗ = 40. 4 4 Wegen der Symmetrie des Modells gilt: Die Preise im Gleichgewicht sind p1∗ = p2∗ = 40. Diese Preise stellen ein Nash Gleichgewicht dar. Sie sind gegenseitig beste Antworten. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 32 / 63 Das Launhard–Hotelling Modell Die Nachfrage nach Gut 1 ist dann y1 (40, 40) = 120 − 80 + 40 = 80. Der Gewinn der Firma 1 ist 40 · 80 = 3200. Das gleiche gilt für Firma 2. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 33 / 63 Das Launhard–Hotelling Modell Allgemeines Modell Die Nachfragefunktionen nach den beiden Gütern sind y1 (p1 , p2 ) = a − bp1 + dp2 , y2 (p1 , p2 ) = a − bp2 + dp1 , d < b. Die Kosten sind gleich null. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 34 / 63 Das Launhard–Hotelling Modell Firma 1: max ap1 − bp12 + dp1 p2 . p1 B.1.O. a − 2bp1 + dp2 = 0 ⇒ 2bp1 = a + dp2 . Auflösen nach p1 ergibt die Reaktionsfunktion der Firma 1: p1 = R1 (p2 ) = a + dp2 . 2b Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 35 / 63 Das Launhard–Hotelling Modell Analog ist die Reaktionsfunktion der Firma 2 p2 = R2 (p1 ) = a + dp1 . 2b Aufgrund der Symmetrie gilt p1∗ = p2∗ . Gleichsetzen der Reaktionsfunktionen ergibt ¶ µ a d d ∗ a ∗ ∗ = + p ⇒ p1 1 − p1 = 2b 2b 1 2b 2b ⇒ p1∗ µ 2b − d 2b ¶ = a a . ⇒ p1∗ = 2b 2b − d Das Nash GG lautet p1∗ = p2∗ = Tone Arnold (Universität des Saarlandes) a . 2b − d Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 36 / 63 Preisführerschaft Annahmen: Preiswettbewerb mit differenzierten Gütern. Firma 1 ist Preisführer, Firma 2 ist Preisfolger. Die Nachfragefunktionen sind yi (p1 , p2 ) = 120 − 2pi + pj . Die Kosten sind gleich null. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 37 / 63 Preisführerschaft Rückwärtige Induktion: Firma 2 setzt ihren Preis gemäss ihrer Reaktionsfunktion p R2 (p1 ) = 30 + 1 . 4 Firma 1 berücksichtigt dies. Wir setzen die Reaktionsfunktion der Firma 2 in das Maximierungsproblem der Firma 1 ein: ³ p1 ´ max 120 − 2p1 + 30 + p1 p1 4 ¶ µ 7 = 150 − p1 p1 . 4 B.1.O. 7 300 = 42.86. 150 − p1 = 0 ⇒ p1∗ = 2 7 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 38 / 63 Preisführerschaft Einsetzen in die Reaktionsfunktion des Preisfolgers ergibt p2∗ = 30 + 300 = 40.71. 28 Nash Gleichgewicht Die Preise im Nash Gleichgewicht sind p1∗ = 42.86, p2∗ = 40.71. Der Preisfolger setzt einen niedrigeren Preis. Er kann den Preisführer unterbieten. Daduch erhält der Preisfolger einen grössenen Teil der Nachfrage. Der Preisfolger macht einen höheren Gewinn und ist dadurch im Vorteil. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 39 / 63 Preisführerschaft Nachfrage im Nash GG y1 (42.86, 40.71) = 120 − 85.72 + 40.71 = 75, y2 (42.86, 40.71) = 120 − 81.42 + 42.86 = 81.44. Gewinne im Nash GG π1∗ = 42.86 · 75 = 3214.50, π2∗ = 40.71 · 81.44 = 3315.42. Fazit: Im Modell der sequenziellen Preissetzung mit differenzierten Gütern hat der Preisfolger einen Vorteil. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 40 / 63 Kartellbildung Beispiel Musikanlagen: p(y ) = 1200 − y , y = y1 + y2 . Das Gewinnmaximierungsproblem der Firma 1 lautet max π1 (y1 , y2 ) = [1200 − (y1 + y2 )] y1 . y1 Analog lautet das Gewinnmaximierungsproblem der Firma 2 max π2 (y1 , y2 ) = [1200 − (y1 + y2 )] y2 . y2 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 41 / 63 Kartellbildung Wir lösen zuerst das Problem der Firma 1: max [1200 − (y1 + y2 )] y1 = 1200y1 − y12 − y1 y2 . y1 B.1.O. 1200 − 2y1 − y2 = 0. Auflösen nach y1 ergibt die Reaktionsfunktion der Firma 1: y1 = R1 (y2 ) = 600 − Tone Arnold (Universität des Saarlandes) y2 . 2 Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 42 / 63 Kartellbildung Wegen der Symmetrie gilt y1∗ = y2∗ . Einsetzen in die Reaktionsfunktion der Firma 1 ergibt y1 ∗ = 600 − y1∗ . 2 Auflösen nach y1∗ ergibt y1∗ = 400. Das Cournot Nash GG lautet y1∗ = y2∗ = 400. Der Gewinn einer Firma ist 400 · 400 = 160000. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 43 / 63 Kartellbildung Im Vergleich der Modelle haben wir gesehen, dass die Marktform des Monopols den höchsten Gewinn beschert. Zwei Duopolisten könnten den selben Gewinn (insgesamt) erwirtschaften, indem sie sich zu einem Kartell zusammen schliessen und ihren gemeinsamen Gewinn maximieren. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 44 / 63 Kartellbildung y2 R1 (y2 ) y2∗ R2 (y1 ) Tone Arnold (Universität des Saarlandes) y1∗ Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche y1 21. Januar 2008 45 / 63 Kartellbildung In dem linsenförmigen Bereich zwischen den beiden Isogewinnlinien liegen nun offensichtlich Mengenkombinationen, die für beide Firmen einen höheren Gewinn bedeuten (niedrigere bzw. weiter links liegende Isogewinnlinien). Daher besteht für beide Firmen ein Anreiz, ihren Ausbringungsmengen zu verringern und dadurch einen höheren Gewinn zu erzielen, bzw. eine Kartelabsprache zu treffen. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 46 / 63 Kartellbildung Angenommen, die beiden Firmen in einem Cournot Duopol entschliessen sich, ein Kartell zu bilden. Sie wollen ihren Gesamtgewinn maximieren. Dies wird dadurch erreicht, indem die Gesamtmenge Y = y1 + y2 so gewählt wird, dass der Gesamtgewinn π = p(y1 , y2 )(y1 + y2 ) − C1 (y1 ) − C2 (y2 ) maximiert wird. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 47 / 63 Kartellbildung Beispiel: Die Preis–Absatz Funktion ist p(y ) = 1200 − y , wobei y = y1 + y2 die insgesamt hergestellte Menge ist. Die Kosten sind gleich null. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 48 / 63 Kartellbildung Maximierungsproblem des Kartells max(1200 − y )y . y B.1.O. 1200 − 2y = 0 ⇒ y K = 600. Dies entspricht der Monopolmenge. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 49 / 63 Kartellbildung Annahme: Die Firmen teilen sich Produktion und Gewinn. Der Preis ist 600 und der Gesamtgewinn ist 360000. Kartell Jede Firma produziert dann die Menge yiK = 300 und macht einen Gewinn von πiK = 180000. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 50 / 63 Kartellbildung Problem: Die Mengen y1K = y2K = 300 sind keine gegenseitig besten Antworten. Angenommen, Firma 2 hält sich an die Kartellabsprache und bietet die Menge 300 an. Dann wäre die beste Antwort der Firma 1 R1 (300) = 600 − 300 = 450. 2 Das bedeutet: Die Kartellmengen stellen kein Nash GG dar. Jede Firma hat einen Anreiz, von dem Kartell abzuweichen. Das Kartell ist instabil. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 51 / 63 Kartellbildung Weicht z.B. Firma 2 vom Kartell ab, während sich Firma 1 an die Absprache hält, so erhält Firma 1 einen höheren Gewinn: Die Gesamtmenge am Markt ist 300 + 450 = 750. Der Preis ist dann 1200 − 750 = 450. Der Gewinn von Firma 2 ist 450 · 450 = 202500. Der Gewinn von Firma 1 ist dann 450 · 300 = 135000. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 52 / 63 Wiederholte Interaktion Realität: Firmen konkurrieren am Markt nicht nur einmal, sondern wiederholt über längere Zeiträume. Dann besteht die Möglichkeit, die Verletzung einer Kartellabsprache zu bestrafen. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 53 / 63 Wiederholte Interaktion Strategie mit Bestrafung Annahme: Die Firmen interagieren über einen unbestimmten Zeitraum. D.h., das Ende der Interaktion ist ungewiss. In jeder Periode besteht eine positive Wahrscheinlichkeit, dass in der nächsten Periode wieder interagiert wird. Wenn eine Firma von der Kartellabsprache abweicht, realisiert sie kurzfristig einen Gewinn. Durch die folgende Bestrafung erleidet sie jedoch in der Zukunft einen Verlust (gegenüber dem Kartellgewinn). Wenn dieser Velust grösser ist als der kurzfristige Gewinn, dann lohnt das Abweichen von der Kartellabsprache nicht. Das Kartell wäre dann langfristig stabil. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 54 / 63 Trigger Strategie Angenommen, Firma 1 spielt die Trigger Strategie: 1. Periode: Firma 1 beginnt mit der Kartellmenge 300. 2. Periode: Firma 1 bietet wieder die Kartellmenge von 300 an, falls Firma 2 in Periode 1 auch die Kartellmenge 300 angeboten hat. Falls Firma 2 in Periode 1 abgewichen ist, bietet Firma 1 für immer nur noch die Cournot Menge 400 an. n-te Periode: Firma 1 bietet die Kartellmenge 300 an, falls Firma 2 das selbe in der Vorperiode getan hat. Weicht Firma 2 jedoch einmal von der Kartellmenge ab, dann bestraft Firma 1 die Firma 2, indem Firma 1 für alle Zukunft die Cournot Menge 400 anbietet. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 55 / 63 Trigger Strategie Frage: Wenn Firma 1 die Trigger Strategie spielt, lohnt sich dann ein Abweichen von der Kartellabsprache für Firma 2? Annahme: Zukünftige Gewinne werden mit einem Diskontfaktor δ = 1/(1 + r ) diskontiert. Hält sich Firma 2 an die Kartellabsprache, während Firma 1 die Trigger Strategie spielt, ist der Gewinn beider Firmen in jeder Periode gleich 180000. Der Gegenwartswert (Present Value, PV) dieses Zahlungsstroms ist PV K = 180000 + δ 180000 + δ 2 180000 + δ 3 180000 + . . . . Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 56 / 63 Trigger Strategie PV K = 180000 + δ 180000 + δ 2 180000 + δ 3 180000 + . . . . (1) Wir multiplizieren beide Seiten mit δ: δ PV K = δ 180000 + δ 2 180000 + δ 3 180000 + . . . . (2) Jetzt subtrahieren wir Gleichung (2) von (1): PV K (1 − δ) = 180000. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 57 / 63 Trigger Strategie PV K (1 − δ) = 180000. Auflösen nach PV K ergibt den Gegenwartswert des Zahlungsstroms: PV K = 180000 . 1−δ Dies ist der Gegenwartswert der Gewinne, die Firma 2 erhält, wenn sie sich an die Kartellabsprache hält. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 58 / 63 Trigger Strategie Um zu prüfen, ob sich für Firma 2 ein Abweichen lohnt, vergleichen wir diesen Wert mit dem Gewinn, den Firma 2 bekommt, wenn sie in einer Periode von der Kartellabsprache abweicht: Durch das Abweichen von der Kartellmenge 300 auf die Menge 450 erhält Firma 2 einmalig einen Gewinn von 202500. In der Folgeperiode setzt die Bestrafung ein. Dann bietet Firma 1 die Cournot Menge 400 an. Die beste Antwort der Firma 2 darauf ist, ebenfalls die Menge 400 anzubieten. Dann erhält sie einen Gewinn von 160000. In allen Folgeperioden ist ihr Gewinn ebenfalls 160000. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 59 / 63 Trigger Strategie Der Gegenwartswert aus dem Abweichen ist PV A = 202500 + δ 160000 + δ 2 160000 + δ 3 160000 + . . . . Wir multiplizieren beide Seiten mit δ: δ PV A = δ 202500 + δ 2 160000 + δ 3 160000 + . . . . Subtrahieren der unteren Gleichung von der oberen ergibt PV A (1 − δ) = 202500(1 − δ) + δ 160000. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 60 / 63 Trigger Strategie PV A (1 − δ) = 202500(1 − δ) + δ 160000. Auflösen nach PV A ergibt den Gegenwartswert PV A = 202500 + δ 160000 . 1−δ Um zu prüfen, ob sich das Abweichen lohnt, vergleichen wir dies mit dem Wert PV K . Es gilt 202500 + 180000 δ 160000 ≤ 1−δ 1−δ falls 22500 ≤ 42500δ ⇒ δ ≥ 0.53. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 61 / 63 Trigger Strategie Ergebnis: Falls der Diskontfaktor mindestens 0.53 beträgt, lohnt das Abweichen von der Kartellabsprache nicht. Das Kartell ist dann stabil. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 62 / 63 Trigger Strategie Wenn beide Firmen die Trigger Strategie spielen, dann besteht für keine Firma ein Anreiz, von dieser Strategie abzuweichen. Dann werden in jeder Periode die Kartellmengen (300, 300) angeboten. Das Kartell ist dann langfristig stabil. Nash Gleichgewicht Ein Paar von Trigger Strategien stellt ein Nash Gleichgewicht des wiederholten Spiels dar, wenn der Diskontfaktor hinreichend gross ist. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 12. Vorlesungswoche 21. Januar 2008 63 / 63