Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 Tone Arnold Universität des Saarlandes 18. Januar 2008 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 1 / 60 Preisdiskriminierung und nichtlineare Preise Bisher haben wir angenommen, dass der Monopolist von jedem Konsumenten den gleichen Preis verlangt. Oft kann ein Monopolist jedoch durch Preisdiskriminierung seinen Gewinn erhöhen. Definition 1 (Preisdiskriminierung) Preisdiskriminierung bedeutet, dass ein Unternehmen in der Lage ist, von unterschiedlichen Konsumenten unterschiedliche Preise für das gleich Produkt zu verlangen. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 2 / 60 Preisdiskriminierung Beispiele: Mit Studentenausweis zahlt man ermässigten Eintritt im Kino. Mengenrabatt: Wer eine grössere Menge kauft, zahlt pro Einheit weniger. Seniorenermässigung bei Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs. Regionale PD: Im Ausland sind viele Medikamente billiger als bei uns. Auf dem Land verlangen Ärtze oft unterschiedliche Honorare, je nach Einkommen des Patienten. Leute mit Bahncard zahlen pro Fahrt weniger. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 3 / 60 Preisdiskriminierung Voraussetzung für PD: Arbitragegeschäfte müssen ausgeschlossen werden. Bei einem Arbitragegeschäft kauft ein Konsument der begünstigten Gruppe das Produkt zu einem günstigen Preis und verkauft es dann weiter an einen Konsumenten, der beim Monopolisten einen höheren Preis zahlen müsste. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 4 / 60 Preisdiskriminierung 3. Grades Annahme: Ein Monopolist verkauft ein Gut auf zwei getrennten Märkten mit unterschiedlichen Nachfragefunktionen. Frage: Welche Mengen sollte der Monopolist auf den beiden Märkten anbieten, und zu welchen Preisen? Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 5 / 60 Preisdiskriminierung 3. Grades p1 p2 p1 (y1 ) MR p2 (y2 ) 2 ) (y 2 MR1 (y1 ) y1 (a) Markt 1 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) y2 (b) Markt 2 Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 6 / 60 Preisdiskriminierung 3. Grades Das Gewinnmaximierungsproblem des Monopolisten ist max π(y1 , y2 ) = R1 (y1 ) + R2 (y2 ) − C(y1 + y2 ). y1 ,y2 B.1.O. ∂π(y1 , y2 ) = Ri′ (yi ) − C ′ (y1 + y2 ), ∂yi i = 1, 2. Optimale Mengen bei PD Der preisdiskriminierende Monopolist setzt R1′ (y1m ) = R2′ (y2m ) = C ′ (y1m + y2m ), d. h.auf beiden Märkten wird die Menge so bestimmt, dass Grenzerlös gleich Grenzkosten gilt. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 7 / 60 Preisdiskriminierung 3. Grades p1 p2 p1m p2m c c y1m y1 (c) Markt 1 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) y2m y2 (d) Markt 2 Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 8 / 60 Preisdiskriminierung 3. Grades Ökonomische Erklärung: Wäre der Grenzerlös z.B. in Markt 1 höher, so könnte der Monopolist eine Einheit seines Outputs vom Markt 2 zu Markt 1 transferieren und dadurch seinen Erlös und den Gewinn steigern. Wären andererseits beide Grenzerlöse gleich, aber höher als die Grenzkosten, dann könnte der Gewinn erhöht werden, indem eine zusätzliche Einheit hergestellt und verkauft wird. Wären die Grenzerlöse gleich, aber niedriger als die Grenzkosten, dann könnte der Gewinn erhöht werden, indem eine Einheit weniger hergestellt und verkauft wird. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 9 / 60 Preisdiskriminierung 3. Grades Um die gewinnmaximalen Mengen für beide Märkte zu ermitteln, sind zwei Gleichungen mit zwei Unbekannten zu lösen. Allerdings kann man das Problem grafisch lösen. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 10 / 60 Preisdiskriminierung 3. Grades p1 p2 p p1m p2m c c y1m y1 (e) Markt 1 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) c y2m (f) Markt 2 y2 y y1m + y2m (g) Gesamtmarkt Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 11 / 60 Preisdiskriminierung 3. Grades Der Schnittpunkt der Grenzkosten– und der Grenzerlöskurve auf dem Gesamtmarkt bestimmt die gesamte Menge y m = y1m + y2m . Die Mengen für die beiden einzelnen Märkte werden bestimmt durch die Schnittpunkte der Grenzkostenkurve mit den Grenzerlöskurven MR1 und MR2 . Die Preise p1m und p2m auf den beiden Märkten werden dann auf der Preis–Absatz Funktion bei den Mengen y1m und y2m abgelesen. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 12 / 60 Preisdiskriminierung 3. Grades Die Summe der Gewinne auf den beiden getrennten Märkten ist grösser als der Gewinn, der beim uniformen Monopolpreis pm auf dem Gesamtmarkt resultieren würde. Grafisch sind diese Gewinne als grau unterlegte Flächen dargestellt. Die Summe der beiden linken Flächen ist grösser als die rechte. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 13 / 60 Preisdiskriminierung 3. Grades p1 p2 p p1m p p2m c c y1m y1 (h) Markt 1 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) c y2m (i) Markt 2 y2 y y1m + y2m (j) Gesamtmarkt Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 14 / 60 Preisdiskriminierung 3. Grades Beispiel: Die Preis–Absatz Funktionen für die beiden Märkte sind p1 (y1 ) = 10 − y1 und p2 (y2 ) = 6 − y2 . Die Kostenfunktion des Monopolisten ist C(y ) = C (y1 + y2 ) = 2 (y1 + y2 ). Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 15 / 60 Preisdiskriminierung 3. Grades Das Maximierungsproblem ist max π(y1 , y2 ) = (10 − y1 )y1 + (6 − y2 )y2 − 2(y1 + y2 ). y1 ,y2 B.1.O. ∂π = 10 − 2y1 − 2 = 0 ⇒ y1 = 4. ∂y1 ∂π = 6 − 2y2 − 2 = 0 ⇒ y2 = 2. ∂y2 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 16 / 60 Preisdiskriminierung 3. Grades Einsetzten der Mengen y1 = 4 und y2 = 2 in die jeweiligen Preis–Absatz Funktionen ergibt p1 (4) = 6, p2 (2) = 4. Der Gewinn ist π = 6 · 4 + 4 · 2 − 2(4 + 2) = 20. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 17 / 60 Preisdiskriminierung 3. Grades Zum Vergleich berechnen wir den maximialen Gewinn ohne Preisdiskriminierung. Dazu bestimmen wir zuerst die aggregierte Nachfrage. Die Nachfragefunktionen sind y1 (p) = 10 − p und y2 (p) = 6 − p. Die aggregierte Nachfrage ist dann y (p) = 16 − 2p. Auflösen nach p ergibt die Preis–Absatz Funktion für den Gesamtmarkt p(y ) = 8 − y /2. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 18 / 60 Preisdiskriminierung 3. Grades Das Gewinnmaximierungsproblem ist ³ y´ max 8 − y − 2y . y 2 B.1.O. 8 − y − 2 = 0 ⇒ y M = 6. Der resultierende Preis ist pM = 5 und der Gewinn ist 5 · 6 − 2 · 6 = 18. Ergebnis: Bei Preisdiskriminierung ist der Gewinn höher. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 19 / 60 Preisdiskriminierung 3. Grades Wie hängen die Preise auf den beiden Märkten mit den Preiselastizitäten zusammen? Wir hatten gesehen, dass der Grenzerlös geschrieben werden kann als · ¸ 1 ′ R (y ) = p 1 − . |ǫp | Da der Grenzerlös auf beiden Märkten gleich gross ist, gilt für die Preise im Gewinnmaximum ¸ · ¸ · 1 1 m m . p1 1 − = p2 1 + |ǫ1 | ǫ2 Daraus folgt p2m > p1m wenn |ǫ2 | < |ǫ1 |. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 20 / 60 Preisdiskriminierung 3. Grades Beispiel: |ǫ1 | = 2, |ǫ2 | = 2.5. Einsetzen ergibt · ¸ · ¸ 1 1 m m p1 1 − = p2 1 + 2 2.5 ⇒ p1m · 0.5 = p2m · 0.6 ⇒ p1m = 6 m p 5 2 ⇒ p1m > p2m . Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 21 / 60 Preisdiskriminierung 3. Grades Theorem 2 Ein preisdiskriminierender Monopolist wird auf dem Markt mit geringerer Elastizität einen höheren Preis verlangen. Erklärung: Bei geringer Preiselastizität reagiert die Nachfrage kaum, d.h. die Menge, die das Unternehmen bei einem höheren Preis absetzen kann, geht weniger stark zurück. In diesem Fall kann der Monopolist den Gewinn steigern, wenn er den Preis leicht anhebt: Dann steigt der Erlös pro Stück, aber die Stückzahl sinkt nur unwesentlich. Ist die Nachfrage dagegen sehr elastisch, so würde die Nachfrage aufgrund der Preiserhöhung so stark sinken, dass der Nachfrageeffekt den Erlöseffekt überkompensiert. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 22 / 60 Andere Arten der Preisdiskriminierung Diese Art der Preisdiskriminierung (zwischen zwei getrennten Märkten) wird als Preisdiskriminierung dritten Grades bezeichnet. Daneben gibt es Preisdiskriminierung ersten und zweiten Grades. Preisdiskriminierung ersten Grades (oder vollkommene Preisdiskriminierung) bedeutet, dass der Monopolist von jedem Konsumenten ein Preis entsprechend der maximalen Zahlungsbereitschaft dieses Konsumenten verlangen kann. In diesem Fall kann der Monopolist sich die gesamte volkswirtschaftliche Rente aneignen. Er bietet die selbe Menge an, die bei vollkommener Konkurrenz auf diesem Markt angeboten werden würde. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 23 / 60 Preisdiskriminierung 1. Grades p pm ym Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 y 18. Januar 2008 24 / 60 Two–Part Tariff Ein effektiver Mechanismus zur PD ersten Grades ist ein sogenannter Two–Part Tariff, wie z.B. bei Disney World üblich. Ein Two–Part Tariff besteht aus 1 einer festen Gebühr, z. B.einer Eintrittsgebühr, 2 und einem Preis pro Einheit des konsumierten Gutes. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 25 / 60 Two–Part Tariff Beispiel: Eurodisney Die inverse Nachfragefunktion eines Konsumenten nach den Leistungen ist gegeben durch p(y ) = a − y . Hier bezeichnet y die Zahl der Nutzungen von z. B.den Fahrgeschäften und a die maximale Zahlungsbereitschaft eines Konsumenten für eine Fahrt. Die Kostenfunktion von Eurodisney ist C(y ) = F + cy . Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 26 / 60 Two–Part Tariff Würde Eurodisney sich wie ein normales Monopol verhalten, dann würde es eine Menge wählen, die die Bedingung a − 2y = c erfüllt, d. h., ym = a−c . 2 Der Monopolpreis in diesem Fall ist pm = a+c 2 und der Bruttogewinn pro Besucher ist πb (y m ) = (a − c)2 . 4 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 27 / 60 Two–Part Tariff p a a+c 2 c a−c 2 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) a 2 Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 a y 18. Januar 2008 28 / 60 Two–Part Tariff Gibt es pro Tag n Besucher in Eurodisney, dann ist der Gewinn des Monopols π (y m ) = n · πb (y m ) − F = n (a − c)2 − F. 4 Um zu untersuchen, wie Eurodisney seinen Gewinn erhöhen könnte, betrachten wir die verbleibende Konsumentenrente. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 29 / 60 Two–Part Tariff p a a+c 2 c a−c 2 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) a 2 Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 a y 18. Januar 2008 30 / 60 Two–Part Tariff Die Konsumentenrente ¶ µ a−c 1 a+c (a − c)2 · CS = · a − = . 2 2 2 8 hat sich Eurodisney nicht aneignen können. Wir betrachten nun einen Two–Part Tariff. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 31 / 60 Two–Part Tariff Eurodisney verlangt von jedem Konsumenten 1 einen Eintrittspreis in Höhe von (a − c)2 , 8 2 und einen Preis pro Fahrt von a+c . 2 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 32 / 60 Two–Part Tariff Die Konsumenten werden weiter Eurodisney besuchen, da ihre Konsumentenrente nicht negativ ist. Da der Eintrittspreis unabhängig von der Menge an Fahrten ist, wird jeder Konsument die selbe Anzahl von Fahrten konsumieren wie ohne Eintrittsgebühr. Dies führt dazu, dass Eurodisney sich die gesamte Konsumentenrente aneignen kann. Der Gewinn des Monopols steigt dadurch um Tone Arnold (Universität des Saarlandes) (a−c)2 8 Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 pro Besucher. 18. Januar 2008 33 / 60 Two–Part Tariff Allerdings kann der Monopolist einen noch grösseren Gewinn machen, indem er den Preis pro Fahrt reduziert. Dadurch erhöht sich zunächst die Konsumentenrente. Diese schöpt der Monopolist aber durch einen höheren Eintrittspreis wieder ab. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 34 / 60 Two–Part Tariff Der optimale Two–Part Tariff ist ist so bestimmt, dass zuerst die Gesamtrente maximiert wird. Das ist der Fall, wenn der Preis gleich den Grenzkosten des Unternehmens ist. Dann wird der Eintrittspreis so bestimmt, dass der Monopolist sich die komplette Rente aneignet. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 35 / 60 Der optimale Two–Part Tariff p a p =c aa 2 1 2 −c a y Der Preis pro Fahrt wird gleich den Grenzkosten c gesetzt. Bei diesem Preis ist die Konsumentenrente (hellblau) CS = 1 (a − c)2 (a − c)(a − c) = . 2 2 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 36 / 60 Two–Part Tariff Bei diesem Preisschema ist der Gewinn pro Fahrt gleich 0, da der Preis gleich den (konstanten) Grenzkosten ist. 2 Der Bruttogewinn ist gleich n (a−c) 2 . Der Gewinn ist also π∗ = n (a − c)2 − F. 2 Beobachtung 1 Jeder Konsument kauft die gleiche Menge an Fahrten wie bei vollkommenem Wettbewerb, d.h. ein vollständig preisdiskriminierender Monopolist bietet die Wettbewerbsmenge an! Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 37 / 60 Two–Part Tariff Die Gesamtausgaben eines Konsumenten setzen sich aus dem Eintrittspreis und den Ausgaben für die Fahrten zusammen, d. h., (a − c)2 (a − c) (a − c) + c(a − c) = (a − c + 2c) = (a + c). 2 2 2 Die Gesamtmenge an Fahrten, die von einem Konsumenten gekauft werden, ist a − c. Der durchschnittliche Preis pro Fahrt ist also (a + c)/2. Dies entspricht dem Monopolpreis p(y m ). Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 38 / 60 Two–Part Tariff Numerisches Beispiel: a = 10, c = 2. Bei einem normalen Monopol wäre die optimale Menge a−c = 4, 2 i.e. 4 Fahrten pro Besucher. Der optimale Preis wäre a+c = 6, 2 also 6 e. Der Gewinn wäre (6 − 2)4 = 16 e pro Besucher. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 39 / 60 Two–Part Tariff Bei dem optimalen Two–Part Tariff ist der Verkaufspreis gleich den Grenzkosten von 2 e pro Fahrt. Die Eintrittsgebühr entspricht der Konsumentenrente beim Preis von 2 e, also (a − c)2 = 32. 2 Jeder Besucher macht (a − c) = 8 Fahrten und bezahlt insgesamt 48 e, d. h.6 im Durchschnitt. In diesem Fall macht Eurodisney einen Gewinn von 32 e pro Besucher. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 40 / 60 Two–Part Tariff Two–Part Tariffs können auch dann angewendet werden kann, wenn sich die Konsumenten unterscheiden. Voraussetzung ist natürlich, dass Arbitragegeschäfte zwischen unterschiedlichen Gruppen von Konsumenten ausgeschlossen werden. Dies funktioniert z. B.durch Differenzierung nach Alter (Seniorenpreis), sozialer Gruppe (Studentenpreis) oder Geschlecht (unterschiedliche Eintrittspreise für Männer und Frauen in einem Club). Frage: Was, wenn der Monopolist die Gruppen nicht unterscheiden kann? Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 41 / 60 PD zweiten Grades Angenommen, der Besitzer eines Clubs weiss, dass es zwei Gruppen von Konsumenten gibt, die er äusserlich nicht unterscheiden kann. Die Gruppen unterscheiden sich durch ihre Zahlungsbereitschaften für Getränke in dem Club. Die Gruppe mit hoher Zahlungsbereitschaft hat die inverse Nachfragefunktion ph (yh ) = 16 − yh , und die mit niedriger Zahlungsbereitschaft hat die inverse Nachfragefunktion pn (yn ) = 12 − yn . Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 42 / 60 PD zweiten Grades Die Grenzkosten des Clubbeseitzers, i.e. die Kosten pro Getränk, dass er verkauft, sind 4 e. Bei einem Preis von 4 e werden die Konsumenten mit hoher Zahlungsbereitschaft 12 Getränke konsumieren und eine Konsumentenrente von 72 bekommen. Die Konsumenten mit niedriger Zahlungsbereitschaft werden 8 Getränke konsumieren und eine Konsumentenrente von 32 erhalten. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 43 / 60 PD zweiten Grades p 16 p 12 72 32 4 4 12 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) 16 y , Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 8 12 18. Januar 2008 y 44 / 60 PD zweiten Grades Bei zwei unterschiedlichen Two–Part Tariffs müsste der Besitzer Getränkebons zu unterschiedlichen Preisen anbieten: Wer den niedrigen Eintrittspreis (32) zahlt, erhält acht Getränkebons, und wer den hohen Eintrittspreis (72) zahlt, erhält zwölf Getränkebons. Dieser Mechanismus würde aber nicht funktionieren. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 45 / 60 PD zweiten Grades Zahlt jemand mit hoher ZB den Preis 72 und konsumiert 12 Getränke, dann wären seine Ausgaben gleich 72 + 12 · 4 = 120. Dies entspricht seiner ZB, die Konsumentenrente wäre also gleich null. Zahlt diese Person jedoch den niedrigen Eintrittspreis von 32 und konsumiert acht Getränke zu je 4 e, dann zahlt er insgesamt 64 e. Seine Zahlungsbereitschaft für acht Getränke wäre aber 96. Er bekäme also eine Konsumentenrente von 32. Die Konsumenten mit hoher ZB wären also besser dran, den niedrigen Eintrittspreis zu zahlen und nur acht Getränke zu konsumieren! Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 46 / 60 PD zweiten Grades KR für Konsument mit hoher ZB beim Paket (64 e, 8 Drinks) p 16 KR = 32 8 8 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) 16 Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 y 18. Januar 2008 47 / 60 PD zweiten Grades Der Besitzer weiss, dass die Konsumenten mit niedriger ZB insgesamt bereit sind, 64 e für den Eintritt und acht Getränke zu zahlen: Die Konsumentenrente (Eintrittspreis) von 32 plus 8 · 4 = 32. Er verlangt also für ein Paket, bestehend aus dem Eintrittspreis und acht Getränken, den Preis von 64. Konsumenten mit hoher ZB wären im Prinzip bereit, 120 e für 12 Getränke zu zahlen, würden aber lieber das Paket (64 e, 8 Drinks) kaufen und eine KR von 32 erhalten. Um dies zu verhindern, muss er ein Angebot machen, dass Konsumenten mit hoher ZB ebenfalls eine Konsumentenrente von 32 garantiert. Also bietet der Clubbesitzer ein Paket mit 12 Getränken und Eintrittspreis 120 - 32 = 88 e an. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 48 / 60 PD zweiten Grades Das Paket (88 e, 12 Drinks) wird von den Konsumenten mit hoher ZB gekauft, nicht aber von denen mit niedriger ZB, deren ZB für 12 Getränke ja nur 72 beträgt. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 49 / 60 PD zweiten Grades KR für Konsumenten mit niedriger ZB bei 12 Getränken p 12 KR = 72 12 Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 y 18. Januar 2008 50 / 60 PD zweiten Grades Die beiden Pakete (88, 12) und (64, 8) führen dazu, dass sich die beiden Gruppen durch ihre Entscheidung selbst sortieren. Man nennt dies Selbstselektion. Der Gewinn beträgt 32 e für jedes Paket (64 e, 8 Drinks) und 40 e für jedes Paket (88 e, 12 Drinks). Der Besitzer kann sich die gesamte Konsumentenrente der Konsumenten mit niedriger ZB und – bis auf 32 e – die derjenigen mit hoher ZB aneignen. Diese 32 e sind der ‚Preis‘, den der Monopolist für die Anreizkompatibilität zahlen muss. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 51 / 60 PD zweiten Grades Die Konsumenten mit niedriger ZB zahlen im Schnitt 8 pro Getränk, während die mit hoher ZB 7.33 pro Getränk zahlen. Die Konsumenten mit hoher ZB erhalten also einen Mengenrabatt. Die gesamte Konsumentenrente der Konsumenten mit der geringen ZB wird abgeschöpft, aber die Konsumenten mit hoher ZB erhalten eine Konsumentenrente. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 52 / 60 Preisdiskriminierung: Zusammenfassung PD 1. Grades Der Monopolist kennt die ZB jedes einzelnen Konsumenten. Dann kann er sich die gesamte Konsumentenrente aneignen. Typisches Beispiel ist ein sog. Two–Part Tariff. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 53 / 60 Preisdiskriminierung: Zusammenfassung PD 2. Grades Es gibt zwei (oder mehrere) Gruppen von Konsumenten, die sich durch ihre ZB unterscheiden. Der Monopolist kann die Gruppen nicht unterscheiden. In diesem Fall bietet er unterschiedliche Pakete an, die selbstselektiv sind. Die Gruppe mit der hohen ZB erhält einen Mengenrabatt. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 54 / 60 Preisdiskriminierung: Zusammenfassung PD 3. Grades Es gibt zwei Gruppen von Konsumenten, die der Monopolist unterscheiden kann (anhand von objektiven Kriterien wie Alter etc.). Der Monopolist setzt unterschiedliche Preise in beiden Märkten. Die Gruppe mit der geringeren Preiselastizität der Nachfrage zahlt einen höheren Preis. Voraussetzung für alle drei Arten der PD: keine Arbitragemöglichkeiten! Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 55 / 60 Preisdiskriminierung: Zusammenfassung Unsere anfänglichen Beispiele: Welcher Grad der PD liegt jeweils vor? Mit Studentenausweis zahlt man ermässigten Eintritt im Kino. Mengenrabatt: Wer eine grössere Menge kauft, zahlt pro Einheit weniger. Seniorenermässigung bei Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs. Regionale PD: Im Ausland sind viele Medikamente billiger als bei uns. Auf dem Land verlangen Ärtze oft unterschiedliche Honorare, je nach Einkommen des Patienten. Leute mit Bahncard zahlen pro Fahrt weniger. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 56 / 60 Bewertung von Preisdiskriminierung Das Wort Diskriminierung ist in der Umgangssprache negativ besetzt. Die EU hat sogar ein Antidiskriminierungsgesetz erlassen. Frage: Ist Preisdiskriminierung schädlich für die Volkswirtschaft? Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 57 / 60 Bewertung von Preisdiskriminierung Bei PD 1. Grades schöpft der Monopolist die gesamte volkswirtschaftliche Rente ab. Dadurch entfällt der sonst bei Monopolen übliche Wohlfahrtsverlust (Deadweight Loss). PD ersten Grades Bei PD ersten Grades wird der Wohlfahrtsverlust des Monopols aufgehoben. Gesamtwirtschaftlich gesehen ist PD 1. Grades daher vorteilhaft. Aber: PD 1. Grades bewirkt eine Umverteilung der Rente weg von den Konsumenten hin zum Monopolisten. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 58 / 60 Bewertung von Preisdiskriminierung p1 p1m p1 KR PR PR DWL c y1m (k) ohne PD Tone Arnold (Universität des Saarlandes) c y1 y1 (l) mit PD Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 59 / 60 Bewertung von Preisdiskriminierung Bei PD 2. bzw. 3. Grades kann der Wohlfahrtseffekt (im Vergleich zu einem Einheitspreis) sowohl positiv als auch negativ sein, abhängig vom Einzelfall. Tone Arnold (Universität des Saarlandes) Mikroökonomik – 10. Vorlesungswoche Teil 2 18. Januar 2008 60 / 60