Öentliche Güter 3.4. Lindahl-Lösung Idee: Quasi-Markt-Mechanismus, indem Individuen individuelle Preise für ö. Gut entsprechend ihrer Zahlungsbereitschaft zahlen. Idee: Während bei privaten Gütern Individuen unterschiedliche Mengen zum selben Preis konsumieren, konsumieren sie zu unterschiedlichen Preisen dieselbe Menge ö. Güter. Damit könnte eziente Lösung erreicht werden. Rainald Borck 1 Öentliche Güter Betrachte 2 Individuen; sei pi der Preis für Ind. i = 1, 2 mit p1 + p2 = 1. Wenn i zum Preis pi Einheiten von max u(G, xi ) G NB: G kaufen könnte: x i + p i G = Mi (1) FOC für innere Lösung: uiG − pi uix = 0 oder GRSi = pi Rainald Borck (2) (3) 2 Öentliche Güter Wähle p1 , p2 Aus (3) und so, dass beide dieselbe Menge p1 + p2 = 1 G nachfragen. folgt: GRS1 + GRS2 = 1 (4) Die Bereitstellung ist also ezient. Zudem ist für jedes Ind. seine Zahlungsbereitschaft gleich dem Preis: Äquivalenzprinzip (Lindahl, Wicksell). Rainald Borck 3 Öentliche Güter EUR ΣMZB MZB2 MZB1 1 p2 p1 G* G Abbildung: Lindahl Lösung Rainald Borck 4 Öentliche Güter Problem: Lindahl-Lösung ist keine wirkliche Lösung: woher soll Planer Zahlungsbereitschaften kennen? Wenn ZB private Information sind und Individuen sie oenbaren müssen: Anreiz ZB zu untertreiben. Bsp. s. Graphik: Wenn Ind. 2 statt wahrer M ZB2 M ZB20 äuÿert: bereitgestellte Menge sinkt von G∗ auf G0 . 0 Lindahl-Preis sinkt von p2 auf p2 . Nettoeekt auf Konsumentenrente ist Dierenz aus der grauen (+) und schwarzen (−) Fläche: Anreiz zum Untertreiben. Rainald Borck 5 Öentliche Güter EUR ΣΜΖΒ MZB2 MZB'2 1 p2 p'2 p1 G' G* G Abbildung: Lindahl Lösung und Untertreiben Rainald Borck 6 Öentliche Güter 3.5. Anreizmechanismen Problem: wie bringt man Individuen dazu ihre wahren Präferenzen zu oenbaren? Wenn Ind. ZB äuÿern sollen und davon ausgehen, dass ihre Zahlung daran geknüpft ist: Anreiz zum Untertreiben. Wenn Zahlung unabhängig von geäuÿerter ZB ist: Anreiz zum Übertreiben. I. a. gibt es keinen nicht-diktatorischen Mechanismus, der dafür sorgt, dass Individuen ihre wahren Präferenzen oenbaren (Gibbard-Satterthwaite Theorem). Selbst für Spezialfälle, in denen anreizkompatible Mechanismen existieren, kann nicht gleichzeitig Ezienz und Budgetausgleich erreicht werden. Rainald Borck 7 Öentliche Güter Andere Möglichkeiten, Präferenzen zu erkunden? Bsp: Wohnungsmarkt. Ind. äuÿern durch Wohnungswahl ihre Präferenzen für ö. Güter (z.B. Parks oder Schulen). Kombination von Mechanismen mit Unter- und Übertreibung als dominanter Strategie. Bohm (1972): Geäuÿerte ZB hängen nicht signikant vom Mechanismus ab. Für Spezialfälle existieren Mechanismen, die anreizkompatibel sind und die eziente Bereitstellung eines öentlichen Gutes ermöglichen. Rainald Borck 8 Öentliche Güter Clarke-Steuer Idee: Um Individuen zu einer gesellschaftlich ezienten Entscheidung zu veranlassen, müssen sie die gesellschaftlichen Kosten ihrer Entscheidung tragen. Annahmen. In einer Gesellschaft mit N Individuen wird über die Bereitstellung eines ö. Gutes entschieden (ja/nein). Die Individuen haben quasilineare Nutzenfunktionen Ui = xi + ui (G), Sei ui (0) = 0, und ui (1) = vi die Zahlungsbereitschaft von Ind. i. Rainald Borck G ∈ {0, 1} (5) maximale 9 Öentliche Güter c α = 1 i i Bereitstellungskosten Anteilen αi , P werden unter Ind. entsprechend ihren aufgeteilt. Bereitstellung ist ezient, wenn X vi ≥ c (6) i Optimal wäre Bereitstellung, wenn (6) erfüllt ist. Aber: wenn die Zahlungsbereitschaften vi private Information sind, ist nicht sicher gestellt, dass Ind. sie freiwillig oenbaren. Rainald Borck 10 Öentliche Güter Sei bi = vi − αi c Ind. is Nettozahlungsbereitschaft. Mechanismus: Frage alle Individuen nach (die geäuÿerte ZB) ai bi . Sei is Antwort nicht notwendigerweise gleich bi . Das Gut wird genau dann bereitgestellt, wenn X ai ≥ 0 (7) i Zahlung von Ind. i an den Staat: αi cG + Ti (a) mit Rainald Borck a: (8) Vektor der geäuÿerten Zahlungsbereitschaften. 11 Öentliche Güter Der Anreizterm Ti (a) = Das ist die Ti (a) ist deniert als P P P | j6=i aj | wenn ( j6=i aj )( N j=1 aj ) < 0 0 sonst (9) Clarke-Steuer. In Worten: Ind. i zahlt eine Clarke-Steuer g.d.w. die Summe aller geäuÿerten Zahlungsbereitschaften ihr Vorzeichen ändert. Dies bedeutet, dass Individuum Entscheidung Rainald Borck i für die gesellschaftliche ausschlaggebend (pivotal) ist. 12 Öentliche Güter Ergebnis Bei einer Clarke-Steuer ist die Angabe der wahren Zahlungsbereitschaft für jedes Individuum eine (schwach) dominante Strategie. Wenn ai = bi für alle i entspricht die Bereitstellungs-Regel (7) gerade der gesellschaftlichen ezienten Regel. Beweis des Theorems s. nächste Folie. Intuition: Clarke-Steuer internalisiert externen Eekt, den das eigene Verhalten auf die Gesellschaft ausübt. Rainald Borck 13 Öentliche Güter Beweis Z.z. dass sich Lügen nicht lohnt. Es gelte 1 P j6=i aj > 0. 2 Fälle: P j6=i aj + bi > 0. Wenn i Wahrheit sagt, wird Projekt durchgeführt und i ist nicht entscheidend. Nutzen u∗i = bi Kann Lügen sich lohnen? PN 1 ai 6= bi , j=1 aj ≥ 0. Gegenüber Wahrheit sagen ändert sich nichts. 2 ai 6= bi , PN j=1 aj < 0. Projekt wird nicht durchgeführt → Clarke Steuer. Nutzen X ûi = − aj und i ist entscheidend j6=i ûi > u∗i ⇔ X aj + bi < 0 j6=i Rainald Borck 14 Öentliche Güter 2 P j6=i aj + bi < 0. Wenn i Wahrheit sagt, wird i ist entscheidend. Nutzen X u∗i = − aj Projekt nicht durchgeführt und j6=i Kann Lügen sich lohnen? PN 1 ai 6= bi , j=1 aj ≤ 0. Gegenüber Wahrheit sagen ändert sich nichts. 2 ai 6= bi , PN j=1 aj > 0. Projekt wird durchgeführt und i ist nicht entscheidend und zahlt keine Clarke Steuer. Nutzen ûi = bi ûi > u∗i ⇔ X aj + bi > 0 j6=i Analog der Fall Rainald Borck P j6=i aj < 0. Q.E.D. 15 Öentliche Güter Beispiel Betrachte ein Beispiel mit 3 Ind: P j6=i bj Cl.St. ui 6 0 -4 1 1 0 1 5 -3 3 2 Ind. bi 1 -4 2 3 Summe der Netto-ZB ist 2 und das Gut wird folglich bereitgestellt. Ind. 3 zahlt eine Clarke-Steuer, weil es als einziges entscheidend ist. Beachte: Bereitstellung ist ezient, da P vi > c, aber Ind. 1 wird schlechter gestellt. Rainald Borck 16 Öentliche Güter Kann sich Lügen auszahlen? Betrachte Ind. 3. Um Clarke-Steuer zu vermeiden, müsste er z.B. b3 = 2 angeben, aber dann wäre P nicht bereitgestellt und der Nutzen von aj = −1, Gut wird 3 wäre 0 gegenüber 2, wenn er Wahrheit sagt und Clarke-Steuer zahlt. Betrachte Ind. 1. Um Bereitstellung zu verhindern, müsste sie z.B. b1 = −7 angeben, aber dann müsste sie eine Clarke-Steuer von 6 zahlen, Nettonutzen (−6) wäre geringer als bei Wahrheitsagen ohne Clarke-Steuer (−4). Rainald Borck 17 Öentliche Güter Budgetüberschüsse Wenn es entscheidende Ind. gibt, erzielt Clarke-Steuer einen Budgetüberschuss (im Bsp. oben 3). D.h. dass die Bereitstellung nicht pareto-ezient ist, da dieser Überschuss nicht an die Ind. zurückgegeben werden darf (warum?). Im Beispiel oben führt die Steuer sogar zu einem negativen sozialen Überschuss. Aber: wenn es viele Ind. gibt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass einzelne die Entscheidung beeinussen gering. Rainald Borck 18