Monopolregulierung 6. Monopolregulierung 1. Hauptsatz der Wohlfahrtstheorie geht von vollkommener Konkurrenz aus. Bei Marktmacht ist Allokation i.d.R. inezient. Bsp. Monopol: Preis>GK führt zu inezient niedrigem Output und damit Wohlfahrtsverlust. Regulierung von Monopolen kann ezienzfördernd sein. Rainald Borck 1 Monopolregulierung 6.1. Klassisches Monopol Identische Konsumenten mit Einkommen y und quasilinearer Nutzenfunktion m + v(x), v 0 > 0 > v 00 , Budgetrestriktion y = m + px. B.e.O. v 0 (x) − p = 0 (1) ergibt inverse Nachfrage p(x) mit p0 (x) = v 00 (x) < 0. Monopolist produziert mit Kostenfunktion c(X), c0 > 0, c00 ≥ 0. Gewinnmaximierung π = max p(X)X − c(X) x B.e.O: p+x Rainald Borck dp − c0 = 0 dX (2) (3) 2 Monopolregulierung Oder p − c0 = −x p−c p = dp dX 1 || (4) (5) mit = (dX/dp)(p/X): Nachfrageelastizität. Die linke Seite von (5) bezeichnet den Lerner-Index. wegen p0 < 0 impliziert (3), dass p > c. Wohlfahrtsverlust: X m ist kleiner als die rst best Menge XE . Rainald Borck 3 Monopolregulierung Bsp. lineare Nachfrage und konstante GK c0 (x) = c. Dann ist der Wohlfahrtsverlust 1/2 · π m mit π m = (pm − c)xm : Monopolgewinn. Harberger-Dreieck BDE. Aus B.e.O. für den Monopolisten folgt 1 m p || (6) p m xm Rm = 2|| 2|| (7) pm − c = und damit DW L = mit Rm : Umsatz des Monopolisten. Rainald Borck 4 Monopolregulierung P P(X) B Pm PE E D Xm Abbildung: Rainald Borck c GE XE X Monopol 5 Monopolregulierung Bsp. Wenn = −2 entspricht Wohlfahrtsverlust 25% des Monopolgewinns. Harberger (1958) schätzte Wohlfahrtsverlust auf Basis von (7) auf 0.08% des US-BNP. Kritik: Wohlfahrtsverlust besteht nicht nur aus dem Harberger-Dreieck. Wenn Firmen rent seeking betreiben können, würden sie bis zu π m ausgeben, um ein Monopol zu erhalten: Wohlfahrtsverlust wäre dann bis zu 3mal so hoch wie Harberger-Dreieck, s. Tab. Rainald Borck 6 Monopolregulierung Tabelle: Wohlfahrtsverlust durch Monopole Author Sector Harberger US Manufacturing Welfare loss (%) 0.08 Gisser US Manufacturing 0.11 – 1.82 Peterson and Connor US Food Manufacturing 0.16 – 5.15 Masson and Shaanan 37 US Industries 3 16 McCorriston UK Agricultural Inputs 1.6 – 2.5 Cowling and Mueller US 4 – 13 UK 3.9 – 7.2 20 – 40 Rainald Borck 7 Monopolregulierung 6.2. Natürliches Monopol Industrie mit steigenden Skalenerträgen. Bsp. Pipeline: Wenn Output proportional zum Volumen und Faktoreinsatz proportional zur Manteläche sind, wächst Output mit Quadrat des Faktoreinsatzes. Bsp. Netzindustrie (Bahnverkehr, Strom, Gas, Telekom...): steigende Skalenerträge durch hohe Fixkosten. Folge: Es ist am günstigsten, wenn nur ein Unternehmen produziert. Aber dann kann dieses Unternehmen Marktmacht ausnutzen → Regulierung. Rainald Borck 8 Monopolregulierung Technologie Denition: Natürliches Monopol liegt vor, wenn die Kostenfunktion subadditiv ist: Output wird im relevanten Bereich günstiger von einem Unternehmen produziert als von 2 oder mehr Unternehmen. Bei Einproduktunternehmen sind steigende Skalenerträge hinreichend für Subadditivität. Denition steigender Skalenerträge: Sei K ein Inputvektor und X = F (K) der Output, dann muss gelten: F (λK) > λF (K) für λ > 1 Rainald Borck (8) 9 Monopolregulierung Äquivalent: Fallende Durchschnittskosten. Es gilt: C(λX) < λC(X) C(λX) λC(X) C(X) ⇔ < = λX λX X (9) (10) Das bedeutet, dass die Durchschnittskosten unter den Grenzkosten liegen: d(C(X)/X) dX XC 0 (X) − C(X) <0 X2 C(X) ⇔ C 0 (X) < X = (11) (12) Einfaches Beispiel: Kostenfunktion C(X) = F + cX (13) mit F : Fixkosten. GK sind c und DK F/X + c > c. Rainald Borck 10 Monopolregulierung First best Allokation First best: Wähle bestmögliche Allokation. Ann. HH haben quasilineare Präferenzen U = m + v(x) und Budgetrestriktion y = m + px. Maximiere Konsumentenrente plus Produzentenrente (Gewinn): max y + v(X) − F − cX (14) v 0 (X) = p = c (15) B.E.O: Preis = Grenzkosten. Rainald Borck 11 Monopolregulierung Problem: Wegen GK<DK macht Unternehmen Verlust. Ergebnis Im rst best sollte der Preis des Produkts gleich den Grenzkosten sein. Die entstehenden Verluste kann der Staat durch Zahlung einer Subvention in Höhe von F decken. S. Abb. Wenn Unternehmen keine Subvention erhalten soll, setzt man in der second best Lösung Preis =DK. Es entsteht ein Wohlfahrtsverlust. Rainald Borck 12 Monopolregulierung P P(X) PB F/X+c PE c XB Abbildung: Rainald Borck XE X Natürliches Monopol 13 Monopolregulierung 6.3. Nichtlineare Tarife Subventionen womöglich nicht nötig, wenn Monopolist nichtlineare Tarife setzten kann: Preis abhängig von der konsumierten Menge. Bsp. zweiteiliger Tarif bei Telefon, Strom etc.: T (X) = K + pX (16) Beispiel 1. Es gebe N identische Konsumenten. Ergebnis Eine eziente Allokation ohne Subventionen lässt sich durch folgenden zweiteiligen Tarif erreichen: T (X) = Rainald Borck F + cX N (17) 14 Monopolregulierung Konsumenten lösen max y − B.E.O: F − cX + v(x) N v 0 (X) = c ergibt inverse Nachfrage P (X). Gewinn des Unternehmens: Π=N Rainald Borck F + P X − cX − F = 0 N 15 Monopolregulierung Selbstselektion Beispiel: es gebe 2 Typen von Konsumenten: mit hoher bzw. niedriger Zahlungsbereitschaft (H und L). Wie sieht optimale Tarifgestaltung aus, wenn Unternehmen Typen nicht unterscheiden kann und seine Kosten decken muss? Betrachte Tarife der Form TH (X) = K + PH X, TL (X) = PL X . Selbstselektion: Tarife dergestalt, dass Ind. freiwillig den für sie gedachten Tarif wählen. Nehmen wir an, TH (X) = F/NH + cX . Gruppe H deckt die Fixkosten und zahlt variable Gebühr in Höhe der Grenzkosten. Beachte: Konsumentenrente für ein Individuum vom Typ L wäre hier negativ. Rainald Borck 16 Monopolregulierung P PH(X) PB F/X+c PE c PL(X) XB Abbildung: Rainald Borck XE X Selbstselektion 17 Monopolregulierung Man könnte jetzt TL (X) = PB X wählen: Gruppe H hätte keinen Anreiz L zu imitieren. Aber: Da Fixkosten durch TH (X) = F/NH + cX gedeckt sind, kann PL gesenkt werden, so dass Wohlfahrtsverlust durch zu wenig Konsum der Gruppe L minimiert wird. Nebenbedingung: Imitieren darf sich für Gruppe H nicht lohnen: UH (TH (X)) ≥ UH (TL (X)) Lösung: s. Graphik. Im second-best Optimum wird der Konsum der Gruppe H nicht verzerrt, aber der der Gruppe L. Rainald Borck 18 Monopolregulierung P PH(X) F/X+c PS PE c PL(X) XS Abbildung: Rainald Borck XE X Optimale Tarife und Selbstselektion 19 Monopolregulierung 6.4. Ramsey-Preise Bei Einproduktunternehmen: Preis unter Nullgewinnbeschränkung = DK. Bei Mehrproduktunternehmen: Preise müssen insgesamt Kosten decken, aber nicht für jedes Produkt einzeln. Sei Nutzenfunktion m + v(x1 ) + v(x2 ), Kostenfunktion C(x1 , x2 ) = F + cX, X ≡ x1 + x2 . Konsumentenoptimierung gibt B.e.O. v 0 (x1 ) = p1 , v 0 (x2 ) = p2 (18) → Nachfragen x1 (p1 ), x2 (p2 ). Rainald Borck 20 Monopolregulierung Indirekte Nutzenfunktion V (p1 , p2 ) = y − p1 x1 (p1 ) − p2 x2 (p2 ) + v(x1 (p1 )) + v(x2 (p2 )) mit ∂V /∂pi = −xi (19) Ramsey-Problem: Maximiere Wohlfahrt (Konsumentenrente + Gewinn) unter Nullgewinnbedingung: max V (p1 , p2 ) + p1 x1 + p2 x2 − F − c(x1 + x2 ) (20) NB: p1 x1 + p2 x2 − F − c(x1 + x2 ) = 0 (21) Lagrange-Funktion: L = V (p1 , p2 ) + (1 + λ)(p1 x1 + p2 x2 − F − c(x1 + x2 )) (22) Rainald Borck 21 Monopolregulierung B.e.O.: ∂x1 − x1 + (1 + λ) x1 + (p1 − c) = 0 ∂p1 ∂x2 − x2 + (1 + λ) x2 + (p2 − c) = 0 ∂p2 (23) (24) Aus (23) und (24) folgt für i = 1, 2: ∂xi ∂pi pi − c pi (pi − c) Rainald Borck λ xi 1+λ λ xi = − 1 + λ pi ∂xi /∂pi = − (25) (26) 22 Monopolregulierung Daraus folgt die Ramsey-Regel inverse-Elastizitäten-Regel: oder pi − c λ 1 = pi 1 + λ |i | (27) mit i Preiselastizität der Nachfrage nach Gut i. Preisaufschläge auf die Grenzkosten sollten invers proportional zur Preiselastizität sein. Intuition: Je elastischer die Nachfrage, desto gröÿer ist der Rückgang an Konsumentenrente, wenn der Preis über die GK angehoben wird. Rainald Borck 23 Monopolregulierung 6.5. Bestreitbare Märkte Baumol et al. (1982): Wichtig für funktionsfähigen Wettbewerb ist freier Marktein- und -austritt. Dies würde dazu führen, dass selbst ein Monopolist nur einen Preis in Höhe der Durchschnittskosten setzen kann. Wenn Preis über DK liegt, kann ein Konkurrent eintreten und mit geringfügig niedrigerem Preis positive Gewinne machen. Im GGW wird die second best Allokation erreicht. Dies gilt nur, wenn keine sunk costs oder Kosten des Marktein- und -austritts vorliegen. Rainald Borck 24 Monopolregulierung Bsp. für sunk costs: Gebühren der Unternehmensgründung, Sozialpläne für entlassene Mitarbeiter... Liquidationsverluste beim Verkauf von Kapitalgütern, z.B. bei Netzen. Marketingkosten etc. Preissetzung: Es wird angenommen, dass Monopolist seine Preissetzung bei Markteintritt nicht revidiert. Ansonsten könnte er Monopolpreise verlangen und bei Markteintritt gezielt die Preise reduzieren. Rainald Borck 25 Monopolregulierung Markteintrittsspiel 2-stuges Spiel: In Stufe 1 entscheiden alle Unternehmen, ob sie in Markt eintreten; es entstehen bei Eintritt sunk costs von φ > 0. Stufe 2: Alle eingetretenen Unternehmen setzen Preise simultan. Teilspielperfektes Gleichgewicht: In Stufe 2 führt Bertrand-Wettbewerb bei mehr als einem Unternehmen zu P = GK und Verlust für Unternehmen. Es kann also nur ein Unternehmen eintreten. Wenn φ < π m gilt, tritt genau ein Unternehmen ein und setzt Monopolpreis. Rainald Borck 26