Wirtschaftspolitik Prof. Dr. Joachim Weimann WS 2008/2009 1 Organisatorisches • Alle Folien im Netz g • Übung: – Steffen Rätzel – Mo. 19:00 bis 20:30 Uhr H1 (14-tägig) ( g g) • Literatur: – Weimann Weimann, JJ.:: Wirtschaftspolitik Wirtschaftspolitik, Allokation und kollektive Entscheidung. 4. Aufl. Springer Verlag 2006. • Sprechstunde: – JW: Di. 16:00 bis 17:30 Uhr 2 1. Zum Verständnis von „Politik“ 1 1 Grundlegende Fragen 1.1 Was ist mit "Wirtschaftspolitik" gemeint? W ist Was i Politik? P li ik? Warum braucht man Politik? W geschieht, Was hi ht wenn Politiker P litik "entscheiden"? " t h id "? Politik = kollektive Entscheidung = Entscheidung mit Bindungswirkung für eine Gruppe 3 Kollekti e Entscheid Kollektive Entscheidungen ngen implizieren impli ieren Zwang Z o Nur dann sind sie durchsetzbar o Deshalb D h lb bedürfen b dü f sie i der d besonderen b d Legitimation! L ii i ! ¾ Warum, in welchen Fällen ist es überhaupt notwendig, kollektiv zu entscheiden? ¾ Wann W also l soll ll ein i Politiker P litik – oder d allgemeiner ll i der d Staat St t – tätig werden und wann nicht? Es ist Aufgabe der (wissenschaftlichen) Wirtschaftspolitik diese Fragen zu beantworten. Wirtschaftspolitik, beantworten 4 Die Antwort wird lauten: • Kollektive Entscheidungen sind dann notwendig, wenn enn indi individuell id ell rationales Verhalten zu kollektiv nicht rationalen Ergebnissen führt! • Wirtschaftspolitik i h f li ik befasst b f sich i h mit i solchen l h Situationen • Einschließlich der Frage, was dann zu tun ist 5 Was macht die Finanzwissenschaft? 1. 2. Wir werden sehen, dass es Situationen gibt, in denen wir kollektive Entscheidungen g ((Politik)) brauchen Wir brauchen einen Staat! Das wirft die Frage auf: Wie versorgt sich der Staat mit den nötigen Ressourcen? Das ist eine zentrale Fragestellunge der Finanzwissenschaft (4. Semester) 6 Der weitere Plan: • Erst müssen wir grundsätzlich klären, wann Politik notwendigg ist. • Dann müssen wir konkrete Situationen betrachten, in d denen di der dies d Fall F ll ist. it • Zum Schluss werden wir die Probleme behandeln, die mit kollektiven Entscheidungsverfahren verbunden sind. 7 1.2 Wann brauchen wir Politik? Weimann Kap. p 1.2 • Wann W ist i t es rational, ti l kollektiv k ll kti zu entscheiden? t h id ? Rationalität = Konsistentes Verhalten in bezug auf ein Ziel Das bedeutet: Um die Rationalität einer Handlungg beurteilen zu können, muss das Ziel bekannt sein 8 Ziele sind normative Kategorien! Wie soll man wissenschaftlich etwas über Ziele sagen? • Wissenschaftlich heißt doch wertfrei?! • Wie geht die Wirtschaftswissenschaft mit diesem Problem um? – Wie sprechen wir „wertfrei“ über Werte? • Um zu antworten müssen wir weiter ausholen – und uns das ansehen, was man die „Wertbasis „Wertbasis“ der Ökonomik nennt. 9 Entscheidungstheoretische Fundierung Eine methodische Grundsatzentscheidung: Entscheidungstheoretische E h id h i h Fundierung F di ist i der d Versuch, V h Phänomene als das Resultat individueller Entscheidung zu erklären Entscheidungstheoretische g Fundierung g ist Ausdruck des methodologischen Individualismus! 10 Begründungen • • • • Ein kollektives Gehirn existiert nicht! Individuelle Entscheidungen g sind die Grundlage! g Individuen haben Freiheitsgrade! Die Ökonomik thematisiert „Wahlhandlungen Wahlhandlungen“ – individuelle Entscheidungen sind die Grundlagen aller Phänomene die Ökonomen interessieren. Phänomene, interessieren • Sowohl in der BWL als auch in der VWL 11 Annahmen der Entscheidungstheorie 1. Individuen verhalten sich strikt rational – – Empirisch E i i h problematisch bl i h Normativ gerechtfertigt 2. Ziel ist die individuelle Nutzenmaximierung – – Birgt die Gefahr einer Tautologisierung Strikte Voraussetzung: Was Nutzen stiftet, entscheidet das Individuum! 12 Problem: 1. Nur das Individuum weiß, was ihm nützt. g 2. Ziel ist die Nutzenmaximierung. Folgt dann nicht: Nur das Individuum kann etwas über die "Nur Rationalität der eigenen Handlung sagen" U d ddamit: Und it Wissenschaft kann nichts über die Rationalität individuellen Handelns aussagen? 13 Es handelt sich um ein ernstes Problem, Problem denn • gegeben eine beobachtbare Handlung – ist es immer möglich, ein Motiv oder Ziel zu finden, das dazu passt. • wenn also das Ziel völlig beliebig ist, – kann alles „rationalisiert“ werden – und die Theorie wird nutzlos. 14 Lösungen: 1. Fundiere Annahmen über Nutzen empirisch ¾ Gewinnt an Bedeutung ¾ ist i t aber b sehr h schwierig, h i i denn d Motive M ti kann k man nicht i ht beobachten! 2. Wähle möglichst g allgemeine g Annahmen Gängige Praxis: ª u(x) ( ) mit wenigen g Eigenschaften, g , die von fast allen Präferenzen erfüllt werden Im Ergebnis: max. u(x) unter Nebenbedingung definiert individuelle Rationalität 15 Vom Individuum zum Kollektiv • Beachte: – u‘(x) > 0, d.h. es wird grundsätzlich unterstellt, dass „mehr“ besser ist als „weniger“. – Hilfreich ilf i h bei b i der d Beschreibung h ib individueller i di id ll Präferenzen, f aber was ist, wenn wir die Wohlfahrt einer Gruppe betrachten? – Was ist kollektiv rational? 16 Kollektive Rationalität 1. Bei der Antwort muß der methodologischer Individualismus beibehalten werden! 2. Die Antwort muss sich am ökonomischen Grundproblem orientieren, dem Knappheitsproblem: Maximierungskalküle der Individuen begrenzen sich gegenseitig, weil nicht genug Ressourcen vorhanden sind, um alle Bedürfnisse zu befriedigen 17 Lösung: Ein Zustand ist kollektiv rational, wenn er effizient im Sinne des Pareto-Kriteriums ist: Es ist nicht möglich, ein Individuum besser zu stellen, ohne gleichzeitig g g ein anderes schlechter zu stellen. • Pareto-Effizienz Pareto Effizienz = Abwesenheit von Verschwendung • Effizienz ist das Beste, was in einer Knappheitssituation erreicht werden kann! Frage: • Führt individuell rationales Verhalten zu kollektiv rationalen R lt t ? Resultaten? 18 • Wenn dies der Fall ist, brauchen wir dann Politik? Die Strategie: ¾ Strikte ex ante Sicht Wir reparieren p nicht ((ex ppost), ), sondern konstruieren ¾ Analyse von Institutionen Zu verstehen als „Regeln Regeln“ Zentrale Frage g ((ex ante zu stellen): ) Welches institutionelle Arrangement ist am besten geeignet das Knappheitsproblem zu lösen? geeignet, 19 Eine wichtige Implikation dieser Strategie: Die Trennung von Effizienz und Verteilung (Allokation und Distribution) • Notwendig, um Aussagen über die Allokation zu gewinnen. • Tatsächlich besteht aber ein direkter Zusammenhang. • Trennung ist deshalb fiktiv. • Sie Si ist i t notwendig, t di weil il Verteilungsfragen V t il f wiederum i d normativ sind – entziehen sich damit partiell der rationalen Analyse. 20 Fassen wir zusammen: Als rationale Wirtschaftspolitik sei der Versuch bezeichnet, individuell rationalem Verhalten dort, dort wo es zu kollektiver Rationalität führt, zum Durchbruch zu verhelfen, und dort, wo keine Harmonie zwischen individueller und kollektiver Rationalität herrscht, kollektive Rationalität herzustellen. Die dazu notwendige Analyse institutioneller Arrangements erfolgt aus einer i strikten t ikt ex ante t Sicht. Si ht 21 2. Wohlfahrtsökonomische Grundlagen Weimann Kap. 3 • Theorie muss explizit sein! Deshalb gesucht: Eine theoretische Fundierung für wirtschaftspolitische Aussagen g gp Ausgangspunkt: • Pareto-Effizienz und ihre Charakterisierung • Marginalbedingungen • Nachzulesen im Buch Kap. 3.1 bis 3.3.1 (Übung) FRAGE: Wie kommt man von den Marginalbedingungen zu verwertbaren theoretischen Aussagen? 22 2.1 Wir brauchen Märkte und Preise Reine Tauschökonomie • Es existieren Preise für alle Güter und Anfangsausstattung: K 0 p z ∑ j ij = Yi • j=1 Optimierungsproblem des Konsumenten (KM) max Ui ( zi1 ,..., ziK ) K ∑p z j ij ≤ Yi u. d. N. • j=1 23 Lösung von (KM) 24 DEFINTION Ein allgemeines Gleichgewicht (Walras-Gleichgewicht) ist gegeben durch einen Preisvektor p = (p1,...,ppK) und individuelle Güterbündel zi für alle I Individuen, so dass 1) zi bei den Preisen p das Problem (KM) löst und 2) alle Märkte geräumt sind, d. h. I I i =1 i =1 0 z ≤ z ∑ i ∑ i 25 Erster Hauptsatz der WÖ: Walras-Gleichgewichte sind stets Pareto-effizient • Satz ist von zentraler Bedeutung • Sichert die Vorzugswürdigkeit dezentraler Allokationsmechanismen! • Extrem wichtig für die Politikberatung! 26 Walras-Gleichgewichte sind Wettbewerbsgleichgewichte Effizienzeigenschaften von Wettbewerbsmärkten: Weimann Kap. 6.1 1 Hauptsatz: 1. • Steuerung ausschließlich über Märkte • Steuerungsinstrument ausschließlich Preis Wie entstehen die "richtigen" Preise? • Es muß sich um einen Wettbewerbsmarkt handeln • Was charakterisiert einen Wettbewerbsmarkt? Preisnehmerverhalten Grenzkostenpreise 27 Messung der Vorteilhaftigkeit einer Allokation: Wohlfahrtsmaß: – Konsumentenrente – Produzentenrente – Sozialer Überschuß 28 GK-Preise erzeugen maximalen sozialen Überschuß – Identisch mit Effizienz – Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein? 1) Vollständiges System S stem von on Eigentumsrechten Eigent msrechten • Durchsetzung muß gesichert sein • Setzt kollektives Handeln voraus 2) Keine Marktmacht • Setzt ebenfalls kollektives Handeln voraus 3) Vertragsfreiheit • Teilweise Verzicht auf kollektives Handeln erforderlich! • Keine administrative Preissetzung 29 2.2 Eigentumsrechte Der Kern eines Tauschgeschäftes: – Übereignung von Eigentums und Verfügungsrechten – Märkte entstehen nur dann, wenn Eigentumsrechte existieren Frage: Wie müssen solche Rechte beschaffen sein? – Verfügbarkeit von Gütern – Übertragbarkeit Eigentumsrechte schaffen und begrenzen Handlungsspielräume 30 Eigentumsrechte müssen durchsetzbar sein • Frage des Rechtssystems und • der Gutseigenschaften Diversifizierbarkeit - Separierbarkeit – Beispiel Kapitalgesellschaften • Diversifiziertes Aktienkapital • Separation von Eigentum und Entscheidungsgewalt Prinzipal-Agent-Problematik Ei t Eigentumsrecht ht bezieht b i ht sich i h nicht i ht auff den d Marktwert! 31 Ist es individuell rational, Eigentumsrechte zu beachten? Notwendigkeit kollektiven Handelns? – Was geschieht, wenn Eigentumsrechte nicht sicher sind? • Beispiele aus Transformationsländern • Bezug zur Hobbeschen Anarchie • Rechtssystem ist öffentliches Gut Was ist,, wenn Eigentumsrechte g verletzt werden? • Externe Effekte (später mehr) – "unbeabsichtigt", d. h. "unfallhaft„ • Offensichtlich nicht auszuschließen, d.h. Eigentum kann Risiken ausgesetzt sein! 32 2 3 Wozu Wirtschaftspolitik? 2.3 1 Hauptsatz: Märkte erzeugen Effizienz 1. – Wir müssen nur Eigentumsrechte schaffen?! – Warum machen wir uns dann Gedanken über Wirtschaftspolitik? – Ist die beste Wirtschaftspolitik keine Wirtschaftspolitik? Es bleiben drei Fragen zu klären 33 1. Wie funktioniert der Markt? • Wie entstehen Gleichgewichte? • Welche W l h Bedingungen B di müssen ü erfüllt füllt sein, i damit d it Gleichgewichte entstehen? – S Steht h hi hier nicht i h im i Zentrum Z des d Interesses I – Experimentelle Befunde zeigen, dass Wettbewerbsmärkte sehr gutt funktionieren f kti i • Gleichgewichte werden auch bei wenig Information der Akteure schnell gefunden. gefunden 34 2. Funktioniert der Markt in jedem Fall? Wichtigste Frage! Es gibt Fälle von Marktversagen – Marktallokation sind nicht effizient, weil Voraussetzungen g des 1. Hauptsatzes p nicht erfüllt sind • Wenn Marktversagen vorliegt, dann ist kollektive Entscheidung, g d.h. der Eingriff g von Politik, u.U. gerechtfertigt. – Zumindest ist ein Marktversagen eine notwendige Bedingung für einen solchen Eingriff! – Nicht hinreichend allerdings! • 35 3. Wie verteilt der Markt? Für die Politik ist die Verteilungsfrage von größter Bedeutung – Politiker wollen wieder gewählt werden – Wiederwahlchance hängt davon ab, wie gut für die eigene Klientel gesorgt wurde – Beispiel: Insider Outsider Problem Im Prinzip ist das Verteilungsproblem lösbar: 2. Hauptsatz der WÖ: Jede zulässige Pareto effiziente Allokation kann durch passende d Wahl W hl der d Anfangsausstattung A f d dezentral l erzeugt werden 36 • Impliziert die Trennung von Allokation und Verteilung! Leider: • Trennung von Allokation und Verteilung im Sinne des zweiten Hauptsatzes nicht möglich. • Es besteht ein Zusammenhang zwischen Verteilung und Effizienz • Umgang mit Verteilungsfragen ist kategorial anders als der mit Effizienzfragen – Werturteilsproblem Dennoch: • Trenne Effizienz und Verteilung bei der Beurteilung von Politiken. 37 Faustformel für die Verteilungspolitik: Wenn umverteilt werden soll, dann verändere die Anfangsausstattung * Finger weg von Preisen, wenn Verteilungspolitik betrieben werden soll * Aktuelles Beispiel: „Mindestlohn“ Nächste Schritte: Konzentration K t ti auff Effizienzfragen Effi i f • Genauere Charakterisierung von Marktversagen • Erst E danach: d h Analyse A l konkreter k k Marktversagensfälle M k fäll • 38 3. Gefangenen-Dilemma und Marktversagen Weimann Kap. p 4 Zur Wiederholung: Das Gefangenen-Dilemma (GD) Spieler 1 gesteht Spieler1 gesteht nicht Spieler 2 gesteht h 1,1 6,0 Spieler 2 gesteht nicht 0,6 5,5 Werte geben Auszahlung an! (Spieler 1 1, Spieler 2) 39 Welchen Weg gibt es aus dem Dilemma heraus?: Ändere die Regeln des Spiels • Beispiel: Einführung eines durchsetzbaren Vertrages – Nicht ohne weiteres möglich!! – Ist gleichbedeutend mit Zwang • Regeländerung ist eine kollektive Entscheidung! – Nur durch solche ist Zwang zu rechtfertigen! • Andererseits: – Wenn durch Zwang die Spieler aus dem Dilemma h herauskommen, k kkann das d den d Zwang Z rechtfertigen! htf ti ! 40 Man erinnere sich an unsere Definition von rationaler Wirtschaftspolitik! • Kollektives Handeln dann ggerechtfertigt, g , wenn es einen Widerspruch zwischen individueller und kollektiver Rationalität gibt! • Genau das ist im GD der Fall! • Das GD ist deshalb ein paradigmatisches Beispiel für die Anreizstruktur, die herrschen muss, damit es zu dem Widerspruch kommt! • Frage: F Kö Können wir i mit it Hilfe Hilf des d GD Sit Situationen ti identifizieren, in denen kollektives Handeln erforderlich ist? 41 Ein erster Schritt: V ll Verallgemeinerung i auff ein i n-Personen P GD Experiment mit 10 Personen • Auszahlung: • P = (10 - bi)0,5 )0 5 + 0,25 0 25 SUMME bk • = 5 - 0,25 bi + 0,25 b-i • Maximum: bi = 0 • Auszahlung bei individuell rationalem Verhalten: • 5, 5,- € / Person • Auszahlung bei Kooperation: • 25,- € / Person 42 Weitere Verallgemeinerung: Mehrstufiges M h fi GD-Spiel GD S i l mit i fester f Rundenzahl R d hl – Teilspielperfektes Gleichgewicht: – Wird ermittelt durch Rückwärtsinduktion – Ist eindeutig – Sieht in allen Runden keine Kooperation vor Wiederholung i d h l des d Spiels S i l hilft hilf nicht! i h! Frage: Wo müssen wir mit GD-Situationen und damit mit Marktversagen rechnen? – Ist das GD zur Charakterisierung von rationaler Wirtschaftspolitik brauchbar? – Oder nur ein Randproblem? 43 4. Öffentliche Güter und externe Effekte 4.1 Reine öffentliche Güter Weimann Kap. 4.2 und 8 Rein Öffentliche Güter: • Sind nicht definiert durch öffentliches Angebot sondern: • Fehlender Konsumausschluß • Fehlende F hl d Ri Rivalität li im i Konsum K Beachte: • Im Experiment E periment entsprach die öffentliche Anlage einem rein öffentlichen Gut. • Experiment zeigte bereits: Es ist dominante Strategie, nichts zur Bereitstellung beizutragen! 44 Sind öffentliche Güter seltene Ereignisse? Standardbeispiele: • Landesverteidigung und Leuchtturm Modernere Beispiele: • Umweltsektor Klimasystem, Artenreichtum etc. • Innere Sicherheit Gewaltmonopol Rechtsprechung • Versorgungssicherheit (Energie, Landwirtschaft etc.) • Ästhetische Werte (Landschaft, Gebäude etc.) • Der Gewinn der Fußball Weltmeisterschaft • Leben mit weniger Arbeitslosigkeit? • Dopingfreier Sport • Schweigen der Politiker in der Sommerpause 45 Wie verhalten sich Menschen im Gefangenen Dilemma? • • Leisten Menschen freiwillig Beiträge zur Erstellung öffentlicher Güter? Oder agieren sie als strikte Freifahrer? (Wie die Theorie prognostiziert!) – Frage ist empirisch schwer zu beantworten, denn • Nicht alle Auszahlungen eines Spiels sind beobachtbar • Deshalb ist oft nicht klar klar, ob tatsächlich die Struktur eines GD vorliegt. – Darum ist die Frage vor allem experimentell untersucht worden • Im Labor lassen sich die Auszahlungen kontrollieren • Standard E Experimente perimente haben die Str Struktur kt r unseres nseres Beispiels • N Spieler müssen sich zwischen einer privaten und einer öffentlichen Anlage entscheiden … 46 Wichtige experimentelle Resultate • Strikte St ikt F Freifahrerhypothese if h h th kann k nicht i ht bestätigt b täti t werden d – Allerdings kommt es auch nicht zu effizienten Lösungen – Beiträge liegen anfangs zwischen Nash-GG und effizienter Lösung • Bei wiederholten Spielen fallen die Beiträge – Es g gibt einen klaren Schlussrundeneffekt – Aber auch in der Schlussrunde sind die Durchschnittsbeiträge noch signifikant von Null verschieden. • Es lassen sich unterschiedliche Typen identifizieren – Strikte Freifahrer/schwache Freifahrer/kooperative • Kommunikation K ik i steigert i die di Kooperation K i drastisch d i h – Obwohl Kommunikation „cheap talk“ ist. – Übertragbar auf große Gruppen? 47 4.2 Nicht „reine“ öffentliche Güter • Grundlagenforschung – Im Prinzip ist Konsumausschluss möglich, aber – bezüglich "Wissen" besteht keinerlei Rivalität! – Folge: Effizient ist die kostenlose Bereitstellung (Grenzkostenpreis = 0) – dann aber lassen sich nicht alle Erträge privat aneignen, – deshalb zu g geringe g Bereitstellung. g • Grundlagenforschung wird überall staatlich finanziert – auch in den USA – folge des oben beschriebenen Problems – die Erträge aus Grundlagenforschung für den Forscher: Reputation 48 • Sauberkeit von Plätzen Straßen und Stränden – Ist es individuell rational, rational die Kosten der Kaugummientsorgung zu tragen? – Offenbar nicht ((siehe Mansavorplatz) p ) • Übertragung eines Fußballspiels im Fernsehen – Konsumausschuss möglich, g aber » besteht Rivalität? » Preis = 0?? » EU-Kommission und Herr Rummenigge! Macht Verallgemeinerung notwendig: Clubgut und Allmendegut 49 Clubgüter • Charakterisiert durch – Konsumausschluss möglich – Rivalität bis zur Kapazitätsgrenze nicht gegeben • Beispiele: – Vorlesung? – Kino? Ki ? Theater? Th ? • Haben wir in diesen Fällen ein Allokationsproblem? – Fernsehübertragung • Sollte Konsumausschluss geübt werden? – Autobahn • Brauchen wir eine Maut? Wenn ja, welche? 50 Die Autobahn als Beispiel eines Clubgutes • Konsumausschluss? • Prinzipiell machbar: Siehe LKW Maut, London • Rivalität? • Sonntags zwischen 7:00 und 9:00 Uhr? • Freitags ab 15:00 Uhr? • Bei Rivalität: • Es entstehen externe Effekte (siehe nächster Abschnitt): – Autofahrer verursachen Zeitkosten bei anderen! – Berücksichtigt werden aber nur die eigenen Kosten! • Diese Di führen füh zu IIneffizienz ffi i bbeii dder E Entscheidung t h id üb über di die Autobahnnutzung 51 Ein Autobahnmodell • Voraussetzungen: – N Pendler fahren von A nach B – Alle wollen zur gleichen Zeit in B ankommen – Auf dem Weg gibt es einen Engpass mit Kapazität s <N – Es entstehen Zeitkosten, wenn man » Im Stau steht » Zu früh oder zu spät ankommt – T = Zeit im Stau, D = Länge des Staus 52 Das Nash Gleichgewicht Details: Sidestep p 41,, S. 388 • Pendler entscheiden, wann sie abfahren • Im Nash Gleichgewicht gilt: – Kein Pendler kann sich dadurch besser stellen, dass er eine andere Abfahrtzeit wählt. wählt – Für jeden Pendler gilt, dass seine Wahl beste Antwort auf die Abfahrtzeiten aller anderen ist. – r1 und r2 sind Abfahrtsraten, s ist die Rate der Ankünfte 53 Nash Gleichgewicht: Graphik 54 Eigenschaften des Nash Gleichgewichts • Gleichgewichtige Abfahrtsstruktur ist ineffizient, denn: – Rate der Ankünfte ist in jedem Fall s, d.h. die aggregierten Kosten durch zu spätes oder zu frühes Ankommen sind immer gleich l i h – Im Gleichgewicht entsteht ein Stau – Die Staukosten können vollständig vermieden werden – Dazu müsste die Abfahrtrate = s sein – Ließe sich durch entsprechende Preise erreichen: Roadpricing! 55 Allmendegüter • G Gekennzeichnet k i h t durch: d h – Kein Konsumausschluss – Vollständige Rivalität des Konsums • Beispiele: – Natürliche Ressourcen, Ressourcen für die Eigentumsrechte nicht existieren oder nicht durchsetzbar sind • Fischbestände im offenen Meer • Wälder, Tier- und Pflanzenarten • Wasserbestände – Budgets • Bücherbudget der Universitätsbibliothek 56 Das Allokationsproblem • Entsteht, wenn es zur Übernutzung der Allmende kommen kann • Beispiele: – Fischbestände können überfischt werden • Rotbarsch, Dorsch, Hering – Tierpopulationen können zu klein werden (Artensterben) – Nachhaltige Bewirtschaftung von Forsten ist nicht gesichert – usw. 57 • In eine Allmende kann man investieren – Fischer kaufen Boote • Aus einer Allmende zieht man Erträge – Fischer fangen Fische • Aber: – Der Ertrag hängt nicht nur von der eigenen Investition ab, sondern – Auch von der Investition der anderen! – Diese Nutzungsexternalität ist entscheidend! 58 Formal: • N Spieler und alle i = 1,…,N 1 N Spieler haben eine Anfangsausstattung in Höhe von ei. • Ihre Investition in die CPR sei xi mit 0 ≤ xi ≤ ei. Insgesamt wird dann investiert: X = N ∑x i i =1 Produktionsfunktion d k i f k i der d Allmende: All d F(X) ist eine konkave Funktion mit F’(0) F (0) > w und F F’(N (N ei) < 0. 0 w: konstanter Grenzertrag, den ein Spieler realisiert wenn er nicht in die Allmende investiert 59 • w – Opportunitätskosten des Fischfangs! Gemessen als Grenzkosten. g an Spieler p i: • Auszahlung hi ( X ) = w ⋅ ei falls xi = 0 xi hi ( X ) = w ⋅ (ei − xi ) + ⋅ F ( X ) X falls xi > 0. 0 (*) 60 Pareto Optimum • Wenn wir kollektiv für alle Fischer entscheiden, dann ist die Auszahlung: g • H(X) = w (Nei – X) + F(X) a e u g liefert e e t die d e notwendige otwe d ge Bedingung ed gu g für ü eine e e • Maximierung effiziente CPR-Nutzung: F (X) = w F’(X) Grenzertrag = Grenz(opportunitäts-)kosten 61 Nash-Gleichgewicht • Erhält man, wenn man (*) für Spieler i maximiert unter der Voraussetzung, dass das Verhalten aller anderer Spieler gegeben ist. ist • Notwendige Bedingung (**): ∂π i = −w + ∂xi ∑ x − x F( ∑ (∑ x ) N i =1 i i 2 N i =1 i N i =1 ) xi + xi ∑ N i =1 xi F' (∑ x ) = 0 N i =1 i 62 Interpretation • Angenommen w = 0 (keine Opportunitätskosten) • Da der erste Term in ((**)) immer > 0 ist, muss der zweite Term < 0 sein, d.h. F‘ muss < 0 sein! Nash Gleichgewicht mit w = 0 ist die • Im Nash-Gleichgewicht Grenzproduktivität negativ! • Für w > 0 • Grenzertrag muss < w sein, also kleiner als die G Grenzkosten! k t ! 63 Symmetrisches Gleichgewicht • Im symmetrischen GG ist X = Nxi • Dann vereinfacht sich ((**)) zu: N − 1 F (X ) 1 + F' ( X ) = w N X N • Angenommen N = 1, 1 d.h. d h es gibt nur einen Fischer Fischer. • Dann ist F‘(X) = w erfüllt – P Pareto t Effizienz! Effi i ! – Klar, es gibt keine Nutzungsexternalität! 64 Symmetrisches GG bei freiem Zugang • Anderes Extrem, wird abgebildet durch N → ∞ • Dann wird (**) zu: F(X ) =w X • Im Nash-GG bei freiem Zugang gilt, dass Durchschnittsertrag = Grenzkosten k • Da F(X) konkav ist, gilt F(X ) > F'(X ) X 65 Graphische Veranschaulichung F (X) F‘(X) F(X)/X w XPareto XNash X Übernutzungg der Allmende im Nash-Gleichgewicht g 66 Gegenmaßnahmen • L Letztlich t tli h einzig i i erfolgversprechende f l h d Maßnahme: M ß h – Schaffung und Durchsetzung von Eigentumsrechten • Setzt eine kollektive Entscheidung voraus – Besonders schwierig bei internationalen Allmenden • Kollektive Entscheidungen sind hier nicht möglich! • Fischereiabkommen – Walfangmoratorium • Abkommen zum Artenschutz – In vielen Fällen nicht erfolgreich • Grundsätzliches G d ät li h Problem: P bl • Aus Sicht eines einzelnen Staates ist es nicht rational, einem Abkommen beizutreten! Zwang g ist ggleichzeitig g ausgeschlossen. g 67 Zusammenfassung: Gutsformen Rivalität gegeben Keine Rivalität Konsumausschluß Private Güter Clubgüter Kein K i Konsumausschluß Allmende-Güter Reine öffentliche Güter 68 4.3 Externe Effekte Normalfall N lf ll bei b i funktionierenden f kti i d Eigentumsrechten: Ei t ht – Märkte produzieren Preissignale, an die sich die Akteure anpassen – Führt zu einer effizienten Allokation (erster Hauptsatz!) Wenn Eigentumsrechte nicht funktionieren: – Preissystem kann keine Steuerung leisten – Führt zu externen Effekten – Beanspruchung knapper Ressourcen am Preissystem vorbei! 69 4.3.1 Positive externe Effekte • Entstehen, wenn eine Aktivität zu Erträgen führt, die nicht durch denjenigen vereinnahmt werden können, der die Aktivität ausführt. f h Lehrbuchbeispiel: • Bi Bienenzucht h steigert i den d Ertrag E der d benachbarten b hb Ob Obstplantage l • Imker profitiert aber nicht von den höheren Erträgen des Obstanbaus • Führt zu einer ineffizienten Entscheidung über die Zahl der Bienenvölker: – Bei Investitionsentscheidungen: Gegenüberstellung von Kosten und dE Erträgen. ä – Kosten der Bienenzucht muss der Imker voll tragen, die Erträge fließen ihm aber nicht vollständig g zu! 70 • Praktisch relevante Beispiele – ICE Anschluss A hl der d Stadt St dt Magdeburg M d b • Zahlungsbereitschaft eines Reisenden berücksichtigt nur die eigenen Vorteile einer Reise nach Magdeburg g g • Die Erträge, die in der Stadt anfallen, bleiben unberücksichtigt. – Grundlagenforschung • Werden Forschungsergebnisse publiziert und sind frei zugänglich (kein Konsumausschluss), so entstehen nicht nur beim Verfasser Erträge. Erträge – Agglomerationseffekte • Wirtschaftliches Wachstum findet vor allem in Ballungszentren g statt. • Hängt zusammen mit sog. Spillover Effekten = positive externe Effekte räumlicher Nähe von Unternehmen. 71 – Reduzierung der Arbeitslosigkeit • Führt u.U. auch zu Nutzenzuwächsen bei denen, die Arbeit haben und nicht von Arbeitslosigkeit bedroht sind. • Messung M iist gerade d Gegenstand G d eine i Forschungsprojekts an der Fakultät. –S Sportliche tli h Erfolge E f l der d Nationalmannschaft N ti l h ft – Sportliche Erfolge von Bayern München? • Positiver externer Effekt? Oder doch eher negativer exterener Effekt? 72 4.3.2 Negative externe Effekte • Entstehen dann, dann wenn eine Aktivität zur Inanspruchnahme knapper Ressourcen führt, d.h. Kosten verursacht, diese aber nicht von demjenigen zu tragen sind, der die Aktivität ausführt. Lehrbuchbeispiel: • Unternehmen h verschmutzt h die di Luft f – Die knappe Ressource ist hier die saubere Atemluft • Dadurch entstehen Kosten an anderer Stelle – Produktionseinschränkung bei anderen Unternehmen, die saubere Luft brauchen, – Konsumenten, Konsumenten die unter der Luftverschmutzung leiden. leiden • Das verschmutzende Unternehmen wird diese Kosten nicht berücksichtigen. – Der D P Preis i dder L Luft f ist i = 0, 0 weil il kein k i Markt M k für fü Luft L f existiert i i 73 – Folge fehlender Eigentumsrechte Effizienzschädigende Eigenschaften negativer externer t Eff Effekte kt (Weimann Kap. 8.1.1) • Produktionsfunktion einer Papierfabrik: X P = X P ( l1 ) • Arbeitseinsatz Produktionsfunktion einer Fischzucht: ( ( )) X F = X F l2 , a X p Abwasser bwasse de der Papierfabrik ap e ab 74 • Papierfabrik p maximiert ihren Gewinn: p1 X P (l1 ) − wl1 =: π P → max . l1 • Notwendige Bedingung: p1 X ′p (l1 ) = w. • Fischzucht maximiert auch ihren Gewinn: ( ( )) p 2 X F l 2 , a X P − wl 2 =: π F → max . l2 75 • Notwendige Bedingung: ⎛ ⎞ ∂X F ⎜ l2 , a⎛⎜ X P ⎞⎟ ⎟ ⎝ ⎠⎠ ⎝ p2 = w. ∂l2 • Nach N hF Fusion i dder U Unternehmen: t h ( ( )) p1 X P ( l1 ) + p 2 X F l 2 , a X P ( l1 ) − wl1 − wl 2 = π → max. max l1l 2 76 • Notwendige Bedingung 1: ( ) p1 X ′P l1 + p 2 ( ) ( ) ( ) ∂X F l 2 , a a ′ X P X ′P l1 − w = 0 ∂a • Notwendige N t di Bedingung B di 2: 2 p2 ( ∂X F l 2 , a ∂l 2 ) − w = 0. 77 • Nach Umstellen von Bed. 1: ( ⎡ ∂X F l 2 , a ⎢p + p 2 ⎢ 1 ∂a ⎢⎣ ( ) X P′ l1 ) a′ ⎤ X P ⎥ X ′P l1 = w. ⎥ ⎦⎥ ( ) ( ) w = . ∂X F l 2 , a p1 + p2 a′ X P ∂a ( ) ( ) ((*)) • Zum Vergleich die Bed., die die Papierfabrik erfüllt: ( ) X P′ l1 = w p1 (**) 78 Interpretation • Die rechte Seite von (*) ist > als die rechte Seite von (**) – Das bedeutet,, dass im effizienten Fall das Grenzprodukt p der Arbeit bei der Papierproduktion größer sein muss als im Fall dezentraler Entscheidung – Folge: Bei dezentraler Entscheidung wird zu viel Arbeit bei der Produktion von Papier eingesetzt. – Ursache ist die Tatsache, dass die Kosten der Verschmutzung bei P nicht berücksichtigt werden = externer Effekt 79 4.4 Die Internalisierung externer Effekte • Externe Effekte sind ein ernsthaftes Problem: – Umweltproblematik ist vor allem ein Problem externer Effekte – Öffentliche Güter, Clubgüter, Allmendegüter sind immer mit externen Effekten verbunden! – Beachte B h die di Grundstruktur G d k des d Problems: P bl Widerspruch Wid h zwischen i h individueller und kollektiver Rationalität • Internalisierung heißt nicht „Abschaffung“ – Es geht vielmehr darum, den Defekt des Marktsystems zu beheben. – Wir stellen zwei Lösungswege vor: Coase-Theorem und Pigou-Steuer 80 4.4.1 Das Coase-Theorem Weimann Kap. 8.2 • Das Coase-Theorem besagt: – Existiert ein vollständiges System durchsetzbarer Eigentumsrechte und sind private Verhandlungen ohne Transaktionskosten möglich, möglich so werden solche Verhandlungen stattfinden und zu einer effizienten Internalisierung des externen Effekts führen. Dabei ist es unerheblich, wie die Eigentumsrechte verteilt werden. 81 • Am Beispiel p Papierfabrik p – Fischzucht: – Angenommen, der Fischzüchter ist Eigentümer des Flusses • D Dann kkann er von ddem P Papierhersteller i h t ll eine i Entschädigung für die Flussverschmutzung verlangen. – Man kann leicht zeigen, dass: • Unter der Voraussetzung vollständiger Information ein Vertrag herauskommt, der eine effiziente Papierproduktion vorsieht. • Grund: Wird effizient produziert, ist der Effizienzgewinn der zur Verteilung ansteht am Effizienzgewinn, größten, d.h. es gibt keinen Grund, eine nicht effiziente Produktion zu vereinbaren. 82 – Angenommen der Papierhersteller hat das Eigentumsrecht • Dann kann der Fischzüchter ihn für eine Produktionseinschränkung kompensieren • Der Vertrag wird die gleiche Papierproduktion vorsehen, aber der Effizienzgewinn wird nun anders verteilt! Wie die Eigentumsrechte verteilt werden, beeinflusst damit nur die Verteilung, nicht die Effizienz der Allokation! Zentrale Einsicht von Coase: Externe Effekte haben einen reziproken Charakter Einteilung in „Verursacher“ und „Geschädigter“ ist ökonomisch nicht relevant! 83 Gilt das Coase-Theorem? 1. Die Rolle der Transaktionskosten Coase unterstellt, dass TK = 0 – TK entstehen dann, wenn Verhandlungen ablaufen, bei denen Eigentumsrechte g betroffen sind. • • • • Verhandlungen brauchen Zeit, müssen durchgesetzt und überwacht werden. Wenn die TK = 0 sind, dann ist das Coase Theorem trivial Wenn es nichts kostet, zu verhandeln, werden rationale Akt Akteure immer i so lange l verhandeln, h d l bis bi kein k i Effizienzgewinn mehr möglich ist! Es bleibt kein Geld auf der Straße liegen! 84 • Aber können die TK überhaupt = 0 sein? – Nicht wirklich, verhandeln verursacht immer Opportunitätskosten. • Deshalb muss das Coase Theorem um die Transaktionskosten erweitert werden: – Es kommt dann zu einer Internalisierung der externen Effekte, wenn die Effizienzgewinne größer sind als die T Transaktionskosten. kti k t • Damit kann auch der Staat wieder zu einem Akteur werden! d ! – Wenn staatlicher Eingriff die Transaktionskosten senkt! 85 2. Vollständige g Information! • Damit Verhandlungen zum Erfolg führen, müssen die Gewinnfunktion des jeweils anderen bekannt sein! • Das ist aber typischerweise private Information! Die Informationsvoraussetzung beschränkt die Anwendbarkeit des Coase Coase-Theorems Theorems in extremer Weise! Selbst bei TK = 0 und vollständigen Eigentumsrechten ist Effizienz bei asymmetrischer Information nicht gesichert! 86 Das Informationsproblem jenseits von Coase • Angenommen, der Staat wollte eine effiziente Allokation von Papier p und Fisch herbeiführen – Er wäre mit dem gleichen Informationsproblem konfrontiert, wie die Teilnehmer an der Verhandlung. – Auch der Staat hat keine Chance, das Problem zu lösen. – Daran scheitert der Versuch, durch Ordnungspolitik gp ((Geund Verbote) effizienten Umweltschutz zu betreiben! 87 • Lösung: – Das Problem ist grundlegender Art – Alle Informationen, die man braucht, um effiziente Produktionspläne zu entwerfen, sind • Dezentral im Besitz privater Akteure • Für einen Planer nicht zu bekommen, weil die Akteure keinen Anreiz besitzen, Inormationen wahrheitsgemäß zu offenbaren. – Problem um so kleiner, je geringer der strategische p des Einzelnen. Spielraum 88 • Auf Wettbewerbsmärkten: – Akteure sind Preisnehmer, d.h. ihr strategischer Spielraum ist Null. – Es herrscht Anreizkompatibilität, d.h. jeder Akteur wird die ihm zur Verfügung stehende Information wahrheitsgemäß nutzen. nutzen – Über den Preismechanismus werden Informationen verdichtet und verarbeitet. • Beispiel Wahlbörsen – Deshalb lösen dezentrale, anreizkompatible All k ti Allokationsmechanismen h i das d Informationsproblem I f ti bl bestmöglich! 89 • Beispiel Umweltpolitik: – Ordnungspolitik ist zum Scheitern verurteilt, weil der Staat weder die Grenzvermeidungskosten noch den Grenznutzen aus Vermeidung kennen kann. – Dezentrale D l Lösungen: Lö • Handelbare Emissionsrechte – E Es liegt li t im i Interesse I t jedes j d Akteurs, Akt genau dann d zu vermeiden, id wenn die Kosten dafür unter dem Zertifikatpreis liegen – Jeder wird sich an seinen tatsächlichen Kosten orientieren. • Steuern – unser nächstes Thema 90 4.4.2 Die Alternative zu Coase: Pigou-Steuer • Pigou (1923): – Lösung des Problems externer Effekte durch Einsatz einer Steuer: • Die Pigou-Steuer besteuert den Verursacher eines negativen externen Effekts. • Die Höhe der Steuer entspricht dem Grenzschaden, der im Optimum entsteht. • Führt zu einer perfekten Internalisierung des externen Effekts und zu einer „first-best Allokaton“ (Pareto-Effizienz) Beispiel: – Unternehmen verursachen „soziale Kosten“ durch Luftverschmutzung: 91 GKprivat +GKsozial Gleichgewicht mit Steuer GKprivat Pigou-Steuer Gleichgewicht ohne Steuer Nachfrage Problem: – Wie soll der Steuersatz ermittelt werden? – Notwendige Informationen sind privat! 92 4.4.3 Second-best Lösungen • • • Auch h mit i der d Pigou-Steuer i i first-best ist fi b nicht i h zu erreichen i h – Scheitert an nicht lösbaren Informationsproblemen Second-best: – Kostenminimale Realisierung eines gegebenen Umweltziels – Zwar nicht Pareto-effizient, aber immerhin. I t Instrumente: t – Ökosteuer • Ist das Motiv der Ökosteuer wirklich die „Ökologische g Dividende“? • Ist die Ökosteuer eine Ökosteuer? – Handel mit Verschmutzungsrechten • Gleiche Effizienzeigenschaften wie die Steuerlösung • 2005 Erstmals in der EU eingeführt • 2007: NAP II verabschiedet 93 Funktionsweise der Second-best Instrumente • Ökosteuer: Ö – Besteuert werden Emissionen – Steuersatz wird administrativ festgelegt – Emissionsquellen haben unterschiedliche Grenzvermeidungskosten • Planer kennt diese Kosten nicht • Unternehmen maximieren ihren Gewinn • Beispiel für zwei Emittenten: 94 Grenzvermeidungskosten Grenzvermeidungskosten Firma 2 Grenzvermeidungskosten Firma 1 Ersparnis Firma 2 Ökosteuer Mehrkosten Firma 1 -Δ Δx Vermeidungsmenge Firma 2 nach Einführung der Steuer +Δ x Ordnungspolitik legt identische Vermeidung für beide fest Vermiedene Schadstoffe Vermeidungsmenge Firma 1 nach Einführung der Steuer 95 Interpretation • Ordnungspolitik Od li ik legt l Vermeidungsmengen V id direkt di k fest f – Ohne Rücksicht auf die Vermeidungskosten • Besteuerung führt h ddazu, dass d so llange vermieden i d wird, bis gilt dass GKV = Steuersatz. • Führt h ddazu, dass d alle ll Emittenten i identische id i h GVK haben. – N Notwendige di undd hinreichende hi i h d Bedingung B di für fü ein i Minimum Mi i der Gesamtkosten – Vermeidungsmenge bleibt die gleiche. gleiche – Kostenminimale Realisierung des exogen vorgegebenen Umweltziels. 96 Handelbare Verschmutzungsrechte • Vermeidung V id l h sich, lohnt i h wenn die di GVK < Z Zertifikatpreis ifik i sind. i d – Anreize sind dort am stärksten, wo die Kosten am geringsten sind! • Handel erfolgt zwischen Emittenten mit niedrigen Vermeidungskosten (Anbieter) und solchen mit hohen Vermeidungskosten id k (Nachfrager) ( hf ) • Im Gleichgewicht GVK = Zertifikatpreis – Wiederum die Bedingung für Kostenminimalität • Problem: – Wie wird die Erstvergabe der Zertifikate organisiert? • Kostenlos? • Versteigerung/Verkauf? 97 – Braucht man „Banking“? •Ü Übertragung der Emissionsrechte in die nächste Periode? • Was passiert passiert, wenn das nicht erlaubt ist? • Unterschied Ökosteuer – Zertifikate B i kostenloser Bei k l Vergabe V b der d Emissionsrechte: E i i h – Wichtigster Unterschied ist die Tatsache, dass bei der St Steuer ein i Aufkommen A fk entsteht, t t ht bbeii dden Z Zertifikaten tifik t nicht • Die „Restemission Restemission“ im Optimum wird besteuert! – Ist das ein Vorteil oder ein Nachteil? 98 – Existiert eine „zweite Dividende“ bei der Steuer? • Wenn das Steueraufkommen genutzt wird, wird um verzerrende Steuern zu reduzieren, kommt es zu einer Effizienzsteigerung • Neben der ökologischen entsteht dann auch eine ökonomische Dividende. – Belastung der Unternehmen? • B Beii kkostenloser l Vergabe V b fli fließt ß den d Unternehmen U h ein i erheblicher Wert zu. • Kostenlos erhaltenes Recht kann ggewinnbringend g verkauft werden! • Bei Nutzung des Rechts entstehen Opportunitätskosten • Einpreisung Ei i bei b i Strom S führt füh zu erheblichen h bli h „Windfall Wi df ll Profits“ 99 5. Eingeschränkter Wettbewerb Weimann Kap. p 6 und 7 5.1 Monopol Zur Auffrischung, eine kurze Wiederholung aus der „Einführung in die VWL“ Ein reines Monopol ist fast so selten wie ein vollkommener Wettbe erbsmarkt Wettbewerbsmarkt. Monopol ist deshalb ebenso idealtypisch wie vollkommener Wettbewerb. 100 • Der entscheidende Unterschied zum Wettbewerbsmarkt: – Für den Monopolisten ist die Gesamtnachfrage identisch mit der konjekturalen. – Folge: Der Monopolist ist kein Preisnehmer. – Wenn er die Menge verändert, hat das Auswirkungen auf den Preis. – Es gilt deshalb Preis = Durchschnittserlös ≠ Grenzerlös! – Wie im Wettbewerbsmarkt bestimmt auch der Monopolist sein Angebot nach der Regel: – Grenzerlös = Grenzkosten – (notwendige Bedingung für ein Gewinnmaximum) – aber das impliziert: – Grenzerlös = Grenzkosten ≠ Preis! – Damit kann das Angebot des Monopols nicht effizient sein! 101 Preis Grenzerlöse Monopolpreis C Grenzkosten =Durchschnittskosten Wettbewerbspreis Nachfrage g A/2b Monopolmenge Wettbewerbsmenge A/b Menge 102 Preis Konsumentenrente C Monopolpreis Harberger Dreieck = Effizienzverlust Monopolrente Grenzkosten =Durchschnittskosten Wettbewerbspreis Monopolmenge Wettbewerbsmenge Menge 103 5.2 Effizienzverluste durch Monopole 5 2 1 Kostenineffizienz 5.2.1 Weimann Kapitel 6.3.2 • Es geht um Effizienzverluste, Effizienzverluste die über das Harberger Dreieck hinausgehen! • Harberger Dreieck entsteht auf der Nachfrageseite – Zu hoher Preis verhindert Pareto-verbessernde Tauschvorgänge. Ineffizienz auf der Angebotsseite: „…the best of all monopoly profits is a quite life.“ (Machlup) – – – – Es stört kein unliebsamer Wettbewerber! Damit entfallen auch die positiven Wirkungen des Wettbewerbsdrucks! Ein Monopolist muss nicht innovativ sein. Ein Monopolist sollte allerdings auf die Kosten achten, aber ... 104 • Auch bei einem Monopol gibt es ein Prinzipal-Agent-Problem: – – – – Eigentümer und Manager sind in der Regel nicht identisch Eigentümer sind an maximalem Gewinn interessiert Manager an Macht, Einfluss, Gehalt, Status Informationsasymmetrie: • Der Prinzipal (Eigentümer) kann nicht perfekt beobachten, was der Agent (Manager) tut. • Kontrolle der Manager ist im Monopol erschwert – Es fehlt der Wettbewerber als Vergleichsmaßstab • Größerer Spielraum für Verwirklichung eigener Interessen • Wird antizipiert. p Folge: g Niedrigere g Gehälter • Aber: Der Monopolist produziert zu teuer! 105 • Ursachen: – Fehlender Kostendruck durch Wettbewerber – Fehlende Kontrollmöglichkeiten durch Eigentümer • Beispiele: – Telefonmarkt e e o a vor vo der de Liberalisierung be a s e u g – Briefmonopol? • Was p passiert, wenn Sie die Postleitzahl verwechseln? – Deutsche Bahn AG? – Der deutsche Arzneimittelmarkt? • Preisbindung bei Medikamenten, Filialverbot 106 5.2.2 Rent-seeking Monopole M l ffallen ll nicht i ht vom Himmel! Hi l! • Preisbindung bei Büchern und bei Medikamenten auch nicht! • Einfuhrzölle auf Lebensmittel ebenfalls nicht. • Dafür muss man kämpfen! • Meistens gegen andere Rent-seeker! Rent-Seeking • Konkurrenz um Monopolstellung oder andere Einschränkungen des Wettbewerbs • Aufwendungen sind Verschwendung. – Sie dienen nicht der Produktion von Gütern,, sondern der Generierung g eines Renteneinkommens! • Harberger + Kostenineffizienz + Rent-seeking Aufwendungen 107 Theorie des Rent-seeking: Das Tullock-Modell • Zentrale Frage: – Wie hoch werden die Aufwendungen im Rent-seeking Prozess sein? – Das D wichtigste i hti t Modell M d ll dazu: d • Gordon Tullock (1967) – Abbildung des Wettbewerbs durch eine „Lotterie Lotterie“:: • Aufwendungen der Rent-seeker erhöhen die eigene Gewinnwahrscheinlichkeit und reduzieren die der anderen. • Äquivalent: Ä – „All pay auction“: alle Gebote müssen gezahlt werden, egal ob man den Zuschlag bekommt. • Zentral ist die Annahme hinsichtlich der Produktivität der Rent-seeking Aufwendungen. • Formal für zwei Spieler: 108 xr yr F ( x, y ) = r V − x ; G ( x, y ) = r V−y r r x +y x +y • Dabei ist F(x, y) – Auszahlung für Spieler 1 x – Rent-seeking Aufwand von Spieler 1 G(x, y) – Auszahlung für Spieler 2 y – Rent-seeking Aufwand von Spieler 2 r – Produktivitätsparameter V – zu vergebende ergebende Rente • Beide Spieler p wählen simultan x und yy. 109 • Die Gebote im symmetrischen Nash-Gleichgewicht: rV x= y= 4 • Damit ist der gesamte Aufwand (die gesamte Verschwendung): r x+ y = V 2 • Damit ist wird für r = 2 bereits die gesamte Rente im RentRent seeking Prozess eingesetzt! • „Full Full Rent dissipation dissipation“ 110 • Die Auszahlung, die die Spieler im Gleichgewicht erhalten ist: V⎛ 1 ⎞ π i (x , y ) = ⎜ 1 − r ⎟ n⎝ 2 ⎠ – Für r = 1 ist sie damit = V/4 – Für r = 2 ist sie = 0 – Für r > 2 ist sie < 0! • Je produktiver die RS RS-Investition Investition ist, um so geringer ist die Auszahlung im GG! • Was ist die beste Antwort,, wenn die Auszahlungg im GG < 0 ist? – Kein Gebot abzugeben! – Das kann aber kein GG sein! – Warum nicht? 111 • Das erste Rätsel des Tullock-Modells: – Für r > 2 und n = 2 existiert kein GG in reinen Strategien • Wenn n > 2, kann muss r < n/(n-1) sein, damit ein GG in reinen Strategien existiert. existiert – Natürlich existieren Gleichgewichte in gemischten Strategien. • Nur lassen sich diese nicht gut interpretieren! – Was also tun echte Rent-seeker,, wenn ihre Aufwendungen g sehr produktiv sind? • Bestechung kann u.U. sehr produktiv sein! 112 • Das zweite Rätsel des Tullock-Modells: – D Das M Modell d ll prognostiziert, ti i t dass d die di Rent-seeker R t k sehr h ineffizient handeln. • Beachte: Im GG machen beide das gleiche Gebot, Gebot d.h. d h ihr Gewinnwahrscheinlichkeit ist ½. • Das könnten sie auch haben, wenn beide das minimale Gebot abgeben! • Die Verschwendung im Rent-seeking Wettbewerb ist höher, als Sie bei kooperativem p Verhalten sein müsste! – Das Rätsel: • empirisch lässt sich zeigen, dass echte Rent-seeker viel effizienter sind, als es das Modell prognostiziert. • Die Aufwendungen sind im Verhältnis zur Rente relativ klein. 113 Das Tullock-Modell bei sequentieller Modellierung • Was ist falsch am Tullock-Modell? – Vielleicht die Annahme, dass die Spieler simultan entscheiden? – Was spricht gegen eine sequentielle Modellierung? • Lange Zeit die Überzeugung, dass es dann nur zu einem Wettbewerb um das Recht kommen würde, den ersten Zug zu machen. • Damit wäre das Problem nur eine Stufe vorverlagert. – Leininger (1993): Zeigt allerdings, dass dieses Argument nicht überzeugt: • Sequentielles Spiel Pareto-dominiert das simultane! • Sequentielle Modellierung führt zu effizientem Verhalten im teilspielperfekten GG! • Allerdings nur dann, wenn nicht klar ist, welcher Wettbewerber den letzten Zug hat! 114 Experimentelle Überprüfung • Vogt, Weimann und Yang (1999, 2000): – Bei sequentiellem Spiel mit fester Rundenzahl: • Existenz eines First-Mover-Advantage kann nicht bestätigt werden. – Präemptive Züge werden bestraft! – Zweitziehende realisieren höhere Auszahlungen g als die Erstziehenden! – Bei sequentiellem Spiel mit offenem Ende: • Effizientes Verhalten der Rent-seeker • Einigung auf kleine Gebote • Auffällige Unterschiede im Verhalten bei ostost und westdeutschen Versuchspersonen. – Ostdeutsche sind deutlich kompetitiver als Westdeutsche! 115 • Die sequentielle Modellierung löst damit das zweite Rätsel. • Ist I sie i auchh realistisch? li i h? – Ganz sicher: • Aktivitäten der Lobbyisten y erfolgen g nicht simultan. • Es dürfte auch realistisch sein, anzunehmen, dass niemand weiß, wer den letzten Zug hat. • Die Angst g vor „„Vergeltung“ g g oder „Bestrafung“ „ g ist die Ursache für das „kooperative“ Verhalten. • • • • Effizientes Verhalten macht Rent-seeking lohnend! M sollte Man llt sich i h an dieser di St Stelle ll nicht i ht über üb Effizienz Effi i freuen. f Nehmen die Rent-seeking Aktivitäten eher zu oder eher ab? Auch effizientes Rent-seeking Rent seeking führt zu Verschwendung! – Monopole bleiben geschützt (Briefmonopol?) – Importe werden mit Zöllen belegt (Energiesparlampen?) 116 5.2.3 Technischer Fortschritt Weimann Kap. 6.3.3 Drei Methoden um mehr zu produzieren und damit höheren Wohlstand zu erreichen: • Mehr Kapital einsetzen – setzt Konsumverzicht voraus! • Mehr arbeiten – pro Tag, pro Leben, … • Produktiver werden (technischer Fortschritt) – der mit Abstand wichtigste Faktor für wachsenden Wohlstand. Wovon hängt der technische Fortschritt ab? – Unterscheide zwischen Grundlagenforschung und angewandter Forschung – In beiden Fällen kommt es auf die Anreize an! 117 • Grundlagenforschung: – P Produziert d i t im i Wesentlichen W tli h öffentliche öff tli h Güter. Güt – Bezüglich des Wissens gibt es keine Rivalität. – Nutzungsausschluss wäre deshalb nicht effizient. • Worin besteht der Anreiz zu forschen, wenn man Forschungsergebnisse nicht verkaufen kann? – Deshalb gilt für Grundlagenforschung: • Muss staatlich finanziert werden • bedarf nicht pekuniärer Anreize – Reputation, akademische Freiheit, Nobelpreis etc. • Letztlich funktioniert Grundlagenforschung nach einem Belohnungssystem: – Wenn du etwas findest, von dem die akademische Welt der Meinung ist, dass es ein Fortschritt ist, dann wirst du mit Anerkennung, einer Lebensstellung usw. belohnt. – Hoffentlich weiß die akademische Welt immer, was ein Fortschritt ist und was nicht! i ht! 118 • Angewandte Forschung – Darunter ist die Forschung g zu verstehen,, die unmittelbar zu Produktoder Prozessinnovationen führt. • Welchen Anreiz haben Unternehmen in F&E zu investieren? – N Natürlich tü li h die di Gewinne, G i die di realisiert li i t werden d können, kö wenn es zu Innovationen kommt (oder wenn man der Welt vormachen kann, man habe eine solche – wie z.B. Apple) – Setzt S voraus, ddass di die fi fixen Investitionskosten ii k auch h wieder i d verdient di werden können. – Geht nicht, bei Grenzkostenpreisen! – Ohne Patentschutzwerden die Preise aber schnell auf die Grenzkosten fallen! – Damit gilt: • F&E setzt Patentschutz voraus! 119 Deshalb: Ohne Patentschutz: Kein Anreiz zu F&E Aber: Mit Patentschutz : Monopol! Ist das Belohnungsmodell hier eine Alternative? – Wohl kaum,, denn es müsste ja j klar sein,, was belohnt werden soll. – Es existiert aber keine „wissenschaftliche Gemeinschaft“, die das festlegen könnte. • Vielleicht ist Monopol in diesem Fall nicht so schlimm? – Zeitliche Begrenzung des Patentschutzes – Anreize zum Substitutionswettbewerb – Schumpeters Sicht der „schöpferischen Zerstörung“ 120 5.2.4 F&E Grundmodell und Patentwettlauf • Welchen Vorteil hat die Gesellschaft von Innovationen? – • Welchen Vorteil haben die, die die Innovation „entdecken“? – • Prozessinnovation: Grenzkosten sinken von c auf z < c. Kö Können wir i sicher i h sein, i dass d die di Anreize A i zur Innovation I i ausreichen? i h ? Wi untersuchen Wir t h zweii Fälle: Fäll 1. 2 2. Monopolist, der Innovation einführt. Wettbewerbsanbieter der eine „drastische Wettbewerbsanbieter, drastische“ Innovation einführt und damit zum Monopolisten wird. 121 Der gesellschaftliche Vorteil einer Prozessinnovation Preis/Grenzkosten c A z Nachfrage g Wettbewerbsmenge bei c Wettbewerbsmenge bei z Menge 122 Innovationsanreize eines Monopolisten Preis/Grenzkosten Vorteil: B – D Monopolist ersetzt zum Teil seine eigene Rente! B – D < A ! Anreiz A i iistt kl kleiner i als l gesellschaftlicher ll h ftli h Vorteil p1 D c p2 B z Nachfrage g Menge 123 Anreize eines Wettbewerbers bei drastischer Innovation Monopolpreis bei z liegt unter Wettbewerbspreis bei c (drastische Innovation) Preis/Grenzkosten Aber wieder sind die Anreize kleiner als der gesellschaftliche Vorteil Wettbewerbspreis bei c A1 c Monopolpreis bei z F A2 z Nachfrage g Wettbewerbsmenge bei z Menge 124 Patentwettlauf • • • Wert von Innovationen größer als der Vorteil den sie für den haben, der sie realisiert! Um so wichtiger g sind die Anreizstrukturen! Die Rolle der Information: – Für „Wettbewerb der Labore“ ist es wichtig, dass nicht alle alles wissen. – Man braucht private Information. – Sonst degeneriert der Wettbewerb • Wenn man nicht weiß, wie weit die anderen sind, macht es Sinn sich anzustrengen. • Wenn man weiß, dass man vorn liegt oder hinten ist, dann kann man es geruhsam angehen. • Nachteil asymmetrischer y Information: – Ineffiziente Doppelforschung – Offensichtlich ein Trade-off 125 5.3 Eingeschränkter Wettbewerb: Oligopole • Zur Erinnerung: – In der Einführung haben wir das Cournot-Modell Cournot Modell kennen gelernt. – Mengenwettbewerb zwischen Oligopolisten Oligopolisten. – Standardmodell zur Beschreibung oligopolostischen Wettbewerbs. – Eines der meist benutzten und best analysierten Modelle p überhaupt. – Das „Arbeitstier“ der Industrieökonomik. 126 Cournot-Modell Resultate: Für den Fall identischer Kosten und linearer Nachfrage gilt: • Bei zwei Anbietern wird insgesamt 2/3 der Menge S angeboten, die im Wettbewerbsfall resultiert. • Für n > 2 Anbieter resultiert die Gesamtangebotsmenge: 1 ⎞ ⎛ Q = ⎜1 − ⎟S ⎝ n + 1⎠ Mit wachsendem n nähert sich die Cournot-Menge der Wettbewerbsmenge S 127 Das Bertrand-Modell Das Konkurrenzmodell zu Cournot! Voraussetzungen: 1. 2. 3. 4. 5. 6. Duopol (2 Anbieter) Homogenes Gut Beide können den gesamten Markt bedienen Entscheidungsvariable ist der Preis p1, p2 Konstante Grenzkosten c, keine Fixkosten Nachfrage D hängt von beiden Preisen ab: D = D(p1, p2) 128 Konjekturale Nachfrage: ( Di pi , p j ) wenn p i < p j ⎧D( p i ), ⎪ ⎪1 = ⎨ D( p i ), ) wenn p i = p j ⎪2 wenn p i > p j ⎪⎩0 , Gewinn: πi = D(pi, pj) (pi – c) • Beide Anbieter entscheiden simultan über ihren Preis • Gesucht ist das Nash-Gleichgewicht (Bertrand-Gleichgewicht) • Ist gegeben durch: p1 = p2 = c 129 Beweis: • p1 > p2 = c Kein GG da 2 den Preis anheben könnte • p1 = p2 > c Kein GG, da 0,5(pi – c) D(pi) < (pi – c – ε) D(pi – ε ) Fü ein Für i hi hinreichend i h d kleines kl i ε Es bleibt nur p1 = p2 = c Bertrand-Gleichgewicht! • Bertrand Wettbewerb führt damit zum Wettbewerbsgleichgewicht! • Obwohl nur 2 Unternehmen am Markt sind! 130 Bertrand oder Cournot? • IIm C Cournot-Modell M d ll wählen ähl die di Unternehmen U h die di Mengen, M der d Preis wird dann vom Markt bestimmt. • Kreps & Scheinkman (1983): – Zweistufiges Spiel • Auf der ersten Stufe Cournot-Wettbewerb, d.h. Unternehmen bestimmen di Mengen. die M • Auf der zweiten Stufe: Preiswettbewerb – Resultat: Identisch mit dem des Cournot-Modells. • Firmen benutzen Mengenbegrenzungen, um den Preiswettbewerb zu beschränken! – Spricht für die Verwendung des Cournot-Modells. • Vgl. Sidestep 36 Seite 324 in Weimann (2006) 131 Stackelberg-Modell • Fü Für die di Ergebnisse E b i des d Cournot C undd des d Bertrand-Modells B d M d ll ist i die di Annahmen simultaner Züge wichtig. passiert, wenn es einen Spieler gibt, gibt der als erster ziehen • Was passiert kann? • Stackelberg-Modell: g – Auf der ersten Stufe: Monopolist legt seine Angebotsmenge x fest. – Auf der zweiten Stufe: Gegeben die Menge des Monopolisten entscheidet Entrant ob er in den Markt eintritt (y > 0) oder nicht (y = 0) Entrant, • Annahmen: – – – – Inverse Nachfrage: Kosten: Monopolmenge Monopolgewinn p = 13 – x – y C(x) = x + 6,25 bzw. C(y) = y + 6,25 xm = 6 πm = 29,75 29 75 132 Stackelberg-Modell • Allerdings: Wenn der Erstziehende die Monopolmenge 6 wählt, dann wird der Entrant in den Markt eintreten und y = 3 wählen. wählen • Gewinn des „Monopolisten“ dann nur noch 11,75 • Gewinnfunktion des Entrant: π y(y) = (13 – x – y) y – y – 6,25 G i Gewinnmaximum i bei: b i y* = Gewinn bei y*: π y( 12 − x 2 2 ⎛ 12 − x ⎞ * y =⎜ ⎟ − 6 ,25 ⎝ 2 ⎠ ) 133 Stackelberg-Modell • Damit ist der Gewinn des Entrant solange > 0 solange x < 7 ist. • Gewinnfunktion G i f kti des d Monopolisten: M li t ⎧⎛ 12 − x ⎞ ⎟ x − x − 6 ,25 für x < 7 ⎪⎜ 13 − x − m π = ⎨⎝ 2 ⎠ ⎪(13 − x )x − x − 6 ,25 f für x ≥7 ⎩ • Die Graphik zur Gewinnfunktion – (Achtung: Abbildung 49 nicht ganz korrekt!) 134 Stackelberg-Modell Wird x kleiner als 7, kommt es zu Markteintritt, Gewinn und der Gewinn fällt. Das Cournot- Gleichgewicht liegt bei x = y = 4 6 7 Menge 135 Stackelberg und Cournot-Gleichgewicht x(y) StackelbergGleichgewicht 7 6 Ry Cournot-Gleichgewicht 4 Rx y(x) ( ) 4 6 7 136 Die Rolle der Markteintrittskosten • Warum kann der Monopolist den Eintritt des Entrant durch eine strategische Mengenentscheidung verhindern? – Schuld sind die Markteintrittskosten von 6,25. 6 25 – Wären diese = 0 wie sähe das Gleichgewicht dann aus? Übung! • Fixkosten haben hier den Charakter von „Sunk Sunk costs costs“, d.h. d h sie sind durch Marktaustritt nicht reversibel zu machen! • Folge: g – Kommt es zum Markteintritt und der Monopolist setzt eine hohe Menge fest, macht der Entrant Verlust. – Die Aussicht darauf hält ihn vom Markteintritt ab. – Das gleiche Argument wird später noch einmal eine wichtige Rolle spielen. sp ee . 137 5.4 Wettbewerbspolitik Weimann Kapitel 6.4 Lehren aus der Beschäftigung mit Monopol und Oligopol: • • • • Marktmacht führt (meistens) zu Ineffizienz. Je weniger Anbieter in einem Markt, umso größer die Gefahr, dass die effiziente Lösung weit verfehlt wird. Preiswettbewerb führt eher zum Wettbewerbsgleichgewicht g g als Mengenwettbewerb. Die Anbieter in einem Wettbewerbsmarkt befinden sich in einem Gefangenen Dilemma: Gefangenen-Dilemma: – Alle würden höhere Gewinne machen, wenn sich alle zusammen so verhalten wie ein Monopolist. – Gegeben, die anderen setzen den Monopolpreis und wählen die Monopolmenge, ist es beste Antwort, die Menge auszudehnen. – Im Gleichgewicht sind alle bei der effizienten Lösung • Diese Dilemma muss aufrecht erhalten bleiben. 138 Die wichtigsten Leitlinien der Wettbewerbspolitik, die sich daraus ergeben: • Freier Marktzugang – Sichert Tendenz zum Grenzkostenpreis – Kann beschränkt sein • Rolle der Sunk cost • Funktion von Werbung? – Manchmal reicht die Drohung des Markteintritts Markteintritts. – Kann ein wirksamer Schutz des GD sein, in dem sich Anbieter befinden! 139 • Verhinderung von Kartellen – Es muss bei dem GD der Anbieter bleiben. – Markteintritt darf nicht ausgeschlossen sein – Auch implizite Kartellabsprachen müssen verhindert werden: • Öffentliche Ankündigung: Das Bier wird teurer werden?! – Vor allem ll gilt il es Preiskartelle ik ll zu vermeiden. id • Preiswettbewerb ist enorm wirksam! • Aber was ist mit der Preisbindung bei Medikamenten? • Was ist mit der Preisbindung bei Büchern? Staatlich sanktionierte Kartelle? 140 • Unternehmenszusammenschlüsse – K Kann zu W Wettbewerbseinschränkung ttb b i hä k führen. füh – Ist die perfekte Form der Kartellbildung. – Unternehmenskonzentration U h k i muss kkontrolliert lli werden. d • Aber es gibt einen Trade off: – Mitunter sind Unternehmenszusammenschlüsse notwendig, weil dadurch Größenvorteile realisiert werden, ohne die U t Unternehmen h nicht i ht mehr h wettbewerbsfähig ttb b fähi sind. i d • „Economies of scale“ – Skaleneffekte • „Economies Economies of scope scope“ – Synergieeffekte – Wichtig ist die richtige Abgrenzung des Marktes! 141 Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen • Setzt die Leitlinien im Wesentlichen in drei zentralen Vorschriften um: • Kartellverbot – Zementindustrie wurde erwischt. • Jahrelange Preisabsprachen • Die Apotheker dürfen weiterhin den Preiswettbewerb ausschalten. • Missbrauchsaufsicht Mi b h f i ht • Wird vom Bundeskartellamt ausgeübt • Verhinderung von marktbeherrschenden Stellungen • Beispiel: Fuchs-Gewürze haben versucht, durch Einmalzahlungen an Lebensmittelmärkte, einen konkurrierenden Anbieter vom Markt zu verdrängen. d 142 Zusammenschlusskontrolle – Unternehmenszusammenschlüsse müssen vom Kartellamt genehmigt werden, wenn: 1 die 1. di beteiligten b t ili t Unternehmen U t h insgesamt i t weltweit lt it Umsatzerlöse U t lö von mehr als 500 Millionen Euro und 2. mindestens ein beteiligtes Unternehmen im Inland Umsatzerlöse von mehr als 25 Millionen Euro erzielt haben. • Kleine Märkte mit Gesamtumsatz < 15 Mio. sind ausgenommen – Ministerentscheidung: Ministerentscheid ng: • Wenn das Kartellamt den Zusammenschluss verbietet, kann der Wirtschaftsminister dieses Verbot aufheben. 143 Europäische p Wettbewerbspolitik p – Soll vor allem den Wettbewerb zwischen den Ländern der EU sichern. – Richtet sich deshalb vorwiegend gegen staatliche Förderungen einzelner nationaler Industrien. • Beihilfeverbot! • Schwierige Fragen der Abgrenzung: Was ist eine den Wettbewerb einschränkende Beihilfe? • Zieht weite Kreise: Richtlinie der EU-Kommission zur Frage der Vermarktung von Fußball Fernsehrechten! – Hinsichtlich des Wettbewerbs über die EU-Grenzen hinweg sieht die Welt ganz anders aus! 144 5.5 Administrierte Märkte • Auch administrierte Märkte sind Märkte mit eingeschränktem Wettbewerb. Wettbewerb • In der Einführung haben wir uns ausführlich mit den Wirkungen von Höchst- und Mindestpreisen befaßt. befaßt • Hier: – Diskussion „meritorischer meritorischer Eingriffe Eingriffe“ – Ein konkreter Fall eines administrierten Marktes: Der Arbeitsmarkt. 145 5.5.1 Meritorik • W Welche l h G Gründe ü d kkann es fü für staatliche li h Ei Eingriffe iff iin Märkte Mä k geben, wenn kein Marktversagen vorliegt? 1. Verteilungsziele • Sollten eigentlich durch Veränderungen der Einkommen erreicht i h werden d (Anfangsausstattung). (A f ) – Allerdings kann es sein, dass Einkommen nicht beobachtbar ist. – Besteuerung von Zigaretten? – Haben Raucher einen geringeren Grenznutzen des Einkommens? • Umverteilung durch Preismanipulation ansonsten sehr problematisch. 146 2. Meritorisches Handeln • • Richard Musgarve (1959!) Meritorik = staatliches Handeln ohne Marktversagen und ohne h Verteilungsmotiv V il i – – – – Nur begründbar durch Annahme verzerrter Präferenzen! Der Planer handelt, weil Konsumenten nicht wissen, was ihnen nützt! Steht unmittelbar im Widerspruch zum methodologischen Individualismus. Setzt voraus, dass der Staat eine Art „Erziehungsauftrag“ gegenüber seinen Bürgern hat. 147 Beispiele: • Drogenkonsum (gerechtfertigt?) – Fehlende Souveränität des Konsumenten. – Weiß ein Drogenkonsument noch, noch was ihm nützt? • Theatersubvention, Film, Schwimmbad. – Häufig: Verquickung von Verteilungszielen, Meritorik und öffentlichen Gut Argumenten. – Saubere Trennung erforderlich. • Güter "zu zu wichtig" wichtig für den Markt? – Wohnungen, Energie, Grundnahrungsmittel? – CO2-Vermeidung? Verkehrung der realen Bedingungen! 148 Das Natürliche Monopol Weimann Kap. Kap 7 Fallende Durchschnittskosten Nachfrage p1 pN pc DK(x) x1 xN xc GK(x) 149 Zutaten für ein natürliches Monopol: – Hohe Fixkosten – Geringe variable Kosten – beachte Verhältnis von Kosten und Nachfrage! z B leitungsgebundene Angebote! z.B. Wohlfahrtsbetrachtung: Fixkosten nur einmal! – Voraussetzung: g Ein Anbieter kann ggesamte Marktnachfrage g kostenminimal befriedigen! – Kapazität reicht also aus! 150 Effizienzverlust bei Second Best Lösung Nachfrage pN pc A B xN DK(x) C GK( ) GK(x) xc 151 Subadditive Kosten ⎛n ⎞ K(xi ) > K⎜∑ xi ⎟ ∑ ⎝ i =1 ⎠ i =1 n Nachfrage DK(x) C xN xc 152 Subadditiv vs. Wettbewerb Nachfrage g Nachfrage g DK GK DK 153 Theorie bestreitbarer Märkte Grundidee: • Bei fallenden DK und freiem Markteintritt war nur die second best Lösung stabil – Preis < DK führt zu Verlust – Preis > DK führt zu Markteintritt • Damit stellt sich die second best Lösung quasi von allein ein. ein Theorie bestreitbarer Märkte 154 Die Voraussetzungen der Theorie bestreitbarer Märkte • Theorie bestreitbarer Märkte : • Oligopole sind „nicht so schlimm“. • Sind die Voraussetzungen dafür erfüllt? • Kritische K i i h Annahmen: A h Hit and Run muß möglich sein • Glaubwürdige g Drohungg des Markteintritts • Positive Reaktionszeit der alten Firmen Abwesenheit von Sunk Costs • Wirken als Markteintrittsbarriere • Wirken auch als Austrittsbarriere • TDK = Totale DK; RDK = Reversible DK 155 Marktaustrittsbarriere: 156 Wirkung von Sunk Costs Ursächlich ist Asymmetrie zwischen Newcomer und dem, der bereits im Markt ist. • Letztere hat die Kosten schon versenkt – Deshalb sind sie nicht mehr Bestandteil seiner Opportunitätskosten • Deshalb ist Drohung den Newcomer zu unterbieten glaubwürdig Sind Sunk Costs selten? • Leider nein • Fast alle fixen Kosten haben auch Anteile von Sunk Costs • Markteintrittskosten, Werbung, Forschung etc. Gültigkeit der Theorie bestreitbarer Märkte damit eingeschränkt! 157 Aber: Vielfach sind Teile eines Marktes bestreitbar, – S Strategie: i • Reguliere den nicht bestreitbaren Teil • Wettbewerb im bestreitbaren – Beispiele: • Telekommunikation: – Telefonnetz bleibt monopolistisch – Endgeräte und Netzbetrieb dagegen wettbewerblich • Eisenbahn – Streckennetz als staatliches Monopol p – Zugverkehr wettbewerblich 158 Strategien bei nicht bestreitbaren Märkten: 1. Demsetz-Versteigerung Demsetz Versteigerung Wenn ein Markt nicht bestreitbar ist • Kein Wettbewerb um den Markt Aber: • Dieser kann vom Staat initiiert werden • Geschieht durch eine Versteigerung der Monopolstellung • Gebote sehen Mengen und Qualitäten vor – Problem unvollständiger Verträge! Beispiele: • Entsorgungsleistungen für Kommunen • UMTS-Versteigerung: Kein Monopol, aber Oligopol 159 2. Monopolistische Konkurrenz Reine Monopole sehr selten • Fast immer: Substitutionswettbewerb • Beispiel: B i i l B Bahn h iist M Monopolbetrieb, lb i b aber: b – Wettbewerb mit Straße, Wasser, Flugverkehr! – Begrenzt den Preissetzungsspielraum – Insofern „monopolistische Konkurrenz“ Charakterisierung der Industriekonfiguration: • All Alle Anbieter A bi sehen h sich i h mit i fallender f ll d konjekturaler k j k l Nachfrage N hf konfrontiert • Keiner macht einen Gewinn (Nullgewinnbedingung) • Preissetzung hat nur geringen Einfluss auf die Nachfrage der anderen 160 Einzige stabile Situation (Gleichgewicht): Substitutionswettbewerb: •Erfolgt E f l t durch d h Produktdifferenzierung P d ktdiff i •Diese schafft mehr oder weniger enge Substitute •Prozess läuft so lange, bis Nullgewinn erreicht ist. •Im Gleichgewicht: Preis = DK Beachte: •Im Wettbewerb ist die Nachfrage eine Horizontale •Monopolistischer M li i h Wettbewerb W b b erzeugt im i Idealfall Id lf ll secondd 161 best auch bei fallenden DK! Gleichgewicht bei monopolistischer Konkurrenz 162 DK Nachfrage Nachfrage DK NEIN Existiert ein natürliches Monopol? Subadditivität? JA Wie groß ist der Effizienzverlust bei second best? groß klein DK GK Demsetz-Versteigerung?? Bestreitbarer Markt? Reguliere NEIN Monopolistische p Konkurrenz? JA second best 163 Asymmetrische Information Weimann Kap. 4.3.1 – Vollkommen symmetrische Information eher die Ausnahme. – Schafft in der Regel keine Probleme Aber: Systematische Informationsasymmetrie schafft Probleme Beispiel Gefangenendilemma: • • • • GD im Prinzip lösbar durch Vertrag Bei sequentiellem Spiel: einer muss eine Vorleistung erbringen Für den Zweiten ist die Einhaltung des Vertrags nicht rational! Erzwingbarer Vertrag (Gerichte etc.) setzt Kontrollmöglichkeit voraus und damit Beobachtbarkeit • Bei systematischer Informationsasymmetrie ist diese Voraussetzung 164 nicht erfüllt Folge 1: Adverse Selektion Standardbeispiel: Gebrauchtwagenmarkt "M k ffor L "Market Lemmons„ • • Verkäufer kennt die wahre Qualität des Autos Käufer kann diese nicht beobachten – Darin besteht die systematische Informationsasymmetrie • Was wird der Verkäufer über die Qualität des Autos sagen? 165 Kann man ihm glauben? – Jeder Verkäufer wird das Gleiche sagen, unabhängig von der wahren Qualität – Aussage ist deshalb nicht glaubwürdig, auch wenn sie wahr ist R db Randbemerkung: k – Experiment von Ockenfels/Selten: • Zeigt, Zeigt dass Lügner nur schwer zu entlarven sind Folge: – Käufer werden eine mittlere Q Qualität unterstellen und nur den Preis für eine mittlere Qualität zu zahlen bereit sein – Gute Qualitäten erzielen deshalb nicht die entsprechenden Preise – Werden W d deshalb d h lb auchh nicht i ht mehr h angeboten b t – Durchschnittsqualität sinkt, Erwartung der Käufer passt sich an – Preise sinken, usw. 166 Gleichgewicht: • G Gute Q Qualitäten li ä sind i d vom Markt M k verschwunden h d • Es werden nur noch Zitronen gehandelt • Vorteilhafte Tausche guter Qualitäten kommen nicht zustande: Ineffizienz Lösungen: • Qualitätssignal des Verkäufers muss glaubwürdig werden! • Erste Möglichkeit: Reputation – Wenn Reputation für den Verkäufer wichtig ist, werden seine Informationen glaubwürdig • Zweite Möglichkeit: Garantien Vergleiche Markenhändler mit Wochenendmarkt! 167 Adverse Selektion auf dem Versicherungsmarkt Beispiel p Krankenversicherung g Annahme: • Versicherungen g können das Risiko des Versicherten nicht beobachten! – Vorerkrankungen, Lebensstil etc. nicht bekannt • Folge: – Bei der Berechnung der Prämie wird vom statistischen Durchschnitt ausgegangen – Prämie ist für gute Risiken deshalb zu hoch – Gute Risiken fragen die Versicherung deshalb nicht nach – Durchschnittsrisiko steigt, Prämie auch etc. – Am Ende nur noch schlechte Risiken im Pool. – Adverse Selektion 168 Annahme: Versicherungen können die Risiken perfekt beobachten Folge: – Risikoäquivalente Versicherungsverträge – Preisdiskriminierung P bl Problem: – Führt bei Hochrisikogruppen und chronisch Kranken zu prohibitiven Prämien – Bei gesetzlichen Krankenkassen keine Risikoabhängigkeit der Prämien (einkommensabhängig) • Führt zu Risikoselektion • Wettbewerb setzt deshalb Risikostrukturausgleich voraus 169 Folge 2: Moral Hazard Allgemein: • Verhaltensveränderung, die durch eine Versicherung eintritt und die • nicht beobachtbar ist – Darin besteht die Informationsasymmetrie B i i l Beispiele: – Vollkaskoversicherungen • Jede Beule wird repariert p – Rechtsschutzversicherungen • Nur keinen Streit vermeiden – Krankenversicherung • Immer nur das teuerste (Medikamente, Arztbesuche etc.) 170 Lösungen und Probleme Haftungsgrenzen und Selbstbeteiligungen – Vollkaskoversicherung gibt es praktisch nur mit Selbstbeteiligung – Bei der g gesetzlichen Krankenversicherungg im Gespräch p Schwierigere Probleme: • • Soziales Sicherungssystem (Sozialhilfe (Sozialhilfe, Arbeitslosenhilfe) ist eine Versicherung Führt zu Verhaltensänderungen – Keine K i eigene i Vorsorge V (Ri (Riester t R Rente!) t !) Alle Probleme, die durch Informationsasymmetrien entstehen, sind Gegenstand von: Kontrakttheorie Prinzipal-Agent-Modellen Prinzipal Agent Modellen 171 Ein vorläufiges Fazit • Was haben wir bis jetzt gelernt? – Politik ist „kollektive Entscheidung“ – Bedeutet B d t t Zwang Z – Bedarf der Rechtfertigung – Eine Ei solche l h lässt lä sich i h dann d leisten, l i wenn gezeigt i werden d kann, dass kollektive Entscheidungen bessere Ergebnisse bringt als individuelle. individuelle • Wann ist das der Fall? – Wenn wir allokative Effizienz als Maß verwenden: • Kollektive Entscheidungen notwendig, wenn der Markt versagt, d.h. keine Pareto-effiziente Allokation erzeugt. 172 • Beispiele: – Öffentliche Güter – Externe Effekte – Natürliche Monopole – Asymmetrische Information • Wie steht es um Verteilungsfragen? – Davor haben wir uns bisher eher gedrückt Aber: – Eine sehr grundsätzliche Bemerkung dazu ist notwendig! 173 Verteilung und kollektive Entscheidung: Hinter dem Schleier des Unwissens Ein Gedankenexperiment: – Man stelle sich eine verfassungsgebende Versammlung vor – Die Mitglieder befinden sich hinter einem „Schleier des Unwissens Unwissens“ • Niemand weiß, welche Rolle er/sie später in der Gesellschaft spielen wird, d.h. – ob er arm/reich, gesund/krank etc.sein wird – Was werden die Versammlungsmitglieder in die Verfassung schreiben? – Einzige Annahme: Menschen sind risikoavers – Die Idee geht aauff John Rawls Ra ls zurück rück (Theorie der 174 Gerechtigkeit) Umverteilung als Versicherung • Eine naheliegende Idee: – Menschen wollen sich gegen die Gefahr versichern, in einer schlechten Position zu sein. sein – Eine kollektiv vereinbarte soziale Grundsicherung (z.B. Sozialhilfe und/oder Arbeitslosenhilfe) bietet eine solche Versicherung. – Grundsicherungg bedeutet aber Umverteilung: g Von denen,, denen es gut geht, zu denen, denen es schlecht geht. – Vor dem Schleier des Unwissens ist dazu Zwang notwendig – Rawls und Harsaniy zeigen: Es ist eine individuell rationale Entscheidung, hinter dem Schleier des Unwissens für diesen Zwang zu votieren. 175 Die Konsequenz daraus • S Sowohl hl allokative ll k i Gründe G ü d (Marktversagen) (M k ) als l auchh Verteilungsaspekte V il k sprechen für kollektive Entscheidungen • Gegenstand dieser Entscheidungen muss u.a. die Regelung einer Zwangsfinanzierung staatlicher Aufgaben sein – Erstellung öffentlicher Güter kostet Geld – Umverteilung kann nur durch Zwangseinnahmen erreicht werden Das bedeutet: Die Notwendigkeit kollektiver Entscheidungen geht mit der Notwendigkeit einher,, öffentliche Einnahmen zu erzielen! 176 Delegationsprobleme in repräsentativen Demokratien Weimann Kap. 9 In repräsentativen p Demokratien: – – Delegation der Entscheidungen Schafft Probleme Vier Gruppen sind beteiligt: 1. Die Wähler • • 2 2. Ihre Bedeutung ist offensichtlich Sie bestimmen die Repräsentanten Die Politiker bzw. bzw die politischen Parteien • • Konkurrieren um die Wählerstimmen orientieren sich deshalb am Wählerwillen?! 177 3. Die Interessenverbände • • 4. Gewerkschaften, G k h ft A Arbeitgeberverbände, b it b bä d NGO‘s NGO‘ aller ll Art Hohes Interesse an Interessenwahrnehmung (im Unterschied zu Wählern) Die Bürokratie • • • • Wichtiger Teil der Exekutive Politiker müssen zwangsläufig einen Teil der Entscheidungen an Bürokraten delegieren! Minister kommen und gehen, Bürokraten bleiben! Bürokratie gehorcht eigenen Gesetzen! 178 Die Wähler: Das Wahlparadoxon Die Wahlbeteiligung bei Bundestagswahlen liegt bei über 70% – Warum gehen so viele Menschen wählen? – Ist es rational zu wählen? Ein einfaches Modell Walter ist unser repräsentativer Wähler – Er entscheidet sich zwischen zwei Kandidaten {1, 2} und bevorzugt Kandidat 1. – B – ist der Vorteil den Walter hat, wenn 1 gewählt wird – d – ist der direkte Nutzen aus dem Wahlakt (staatsbürgerliche Pflichterfüllung) – c – sind die Kosten der Wahlbeteiligung 179 n1 , n2 = Wählerstimmen für Kandidat 1, 2 Vier Fälle: a) n1 – n2 > 1 → Kandidat 1 gewinnt auch wenn Walter nicht zur W hl geht Wahl ht b) n1 – n2 = 0 → Walter entscheidet die Wahl zugunsten seines Kandidaten c) n1 – n2 = 1 → Walter kann ein Patt erreichen d) n1 – n2 < -1 → Kandidat 2 gewinnt auch wenn Walter für 1 stimmt ti t Sei q1 die Wahrscheinlichkeit für Ausgang a), und p die W‘keit für die Ausgänge b) und c). Dann ist der Erwartungsnutzen Walters: 180 Der erwartete Nutzen aus der Wahlbeteiligung: (bei Patt entscheidet das Los) E[U(W)] = q1B + pB + p ½ B + d – c Erwartungsnutzen wenn Walter nicht zur Wahl geht: Erwartungsnutzen, E[U(E)] = q1B + p ½ B Walter geht wählen, wenn die Differenz: pB + d –c > 0 ist! Achtung: p ist praktisch = 0! 1960: Kennedy 49,72%, Nixon 49,55% = 114.673 Stimmen Differenz! 181 Resultat: 1 1. Wählen, um einen Kandidaten auszuwählen, Wählen auszuwählen macht keinen Sinn. – – 2. Die W‘keit,, entscheidend zu sein,, ist zu klein Impliziert, dass es auch keinen Sinn macht, sich über Kandidaten zu informieren! Zur Wahl hl geht h nur, ffür dden d > c gilt il – Es muss wenig kosten zu wählen und es muss hinreichend viel „Spaß Spaß“ machen! Macht es mehr Spaß bei den Gewinnern zu sein? – • These der Schweigespirale 182 Folgerungen Aus der Sicht des einzelnen Wählers: – Wahl dient nicht der Auswahl eines Kandidaten Wenn deshalb niemand wählen geht: – kann ein Wähler entscheiden • für diesen ist es dann rational zur Wahl zu gehen! • Wahlbeteiligung W hlb ili = 0 deshalb d h lb kein k i Gleichgewicht Gl i h i h Aber: – Gleichgewicht Gl i h i h bei b i sehr h geringen i Beteiligungsraten! B ili ! 183 Folgerungen Wahlbeteiligung ist ein Akt der Bereitstellung eines öffentlichen Gutes – Demokratie – demokratisch gewählte g Regierung g g – wir bekommen alle die gleiche! Kann man 70 – 80% Beteiligung mit dem üblichen Kooperationsverhalten erklären? – Wohl kaum – d spielt eine wichtige Rolle 184 Direkter Nutzen der Wahlbeteiligung Für d > 0 gibt es verschiedene Interpretationen: – Staatsbürgerliche Pflicht – Implizite Sanktionen der Wahlenthaltung • „es gehört sich nicht“ Wahl als Ausdruck der einen Präferenz – Eine Art Konsumakt – gewählt wird auch dann, wenn der eigene Kandidat keine Chance hat! – Es E geht ht darum d kundzutun, k d t welche l h Vorliebe V li b man hat. h t 185 Wahl als Ausdruck der politischen Präferenz: Legt die Zerlegung des Wahlaktes in zwei Stufen nahe: 1. Welche Präferenz habe ich 2 2. S ll ich Soll i h dieser di auchh Ausdruck A d k verleihen l ih (wählen ( ähl gehen) • Für beides muss die Nutzen-Kosten Nutzen Kosten Kalkulation getrennt durchgeführt werden Kosten Nutzen des Wahlganges (2. Kosten-Nutzen (2 Stufe): • Kosten: Nur die Opportunitätskosten der Zeit • N t Nutzen d muss nur gering i sein, i um die di Wahlbeteiligung W hlb t ili zu einem rationalen Akt werden zu lassen 186 Kosten und Nutzen der Präferenzbildung Frage: • Welche Kosten entstehen, wenn ein Wähler versucht, die für ihn beste Partei zu finden und • welchen Vorteil hat er von einer fundierten Entscheidung? Antwort: • Die Di Kosten K sind i d extrem hoch h h • Informationsaufwand sehr groß • Diee Erträge ge sind s d praktisch p sc = 0 • Ein Irrtum verursacht keine Kosten • Wahlentscheidung unbedeutend für den Ausgang! – Analogie A l i zum Restaurantbesuch: R t tb h • Macht es Sinn, die Karte extrem aufwendig zu studieren, wenn klar ist, dass es sowieso nur Erbsensuppe gibt? 187 Rationale Wähler sind schlecht informiert • Information lohnt sich nicht – Entscheidung wird dadurch nicht „besser“ • Hat H t weit it reichende i h d Konsequenzen: K – Wählerstimmenmarkt: • Parteien treten in Konkurrenz um die Wählerstimmen • Erfolg f l hat h die di Partei, i die di ein i Programm anbietet, bi das d den d Präferenzen f der d Wähler entspricht – Analogie zum Gütermarkt: • Nur der Anbieter hat Erfolg, Erfolg der sein Produkt den Bedürfnissen der Wähler anpasst. • Analogie trägt aber nicht • Parteien wissen, wissen dass Wähler die wahre Qualität ihre Produkts nicht kennen! 188 Die Funktion von Ideologien Ideologien sind die Kurzfassungen der Weltanschauungen – Bestehen aus Schlagwörtern g und „Glaubenssätzen“,, wie • • • • „Erneuerbare Energien sind gut für die Umwelt“ „Arbeitszeitverkürzungen führen zu mehr Beschäftigung“ „Mehr Mehr Markt Markt, weniger Staat“ Staat „Arbeit muss sich wieder lohnen“ – Die „Gläubigen“ hinterfragen diese Sätze nicht mehr Ideologien sind leicht konsumierbar – Deshalb eignen sie sich in der politischen Auseinandersetzung • Sachliche S hli h Argumente A sind i d viel i l zu schwierig h i i – Ideologien lösen das Informationsproblem der Wähler! 189 Die Funktion des Parteienstandorts Gemeint ist die Position im Links-Rechts Schema – Di Dientt ebenso b wie i Ideologien Id l i der d Orientierung O i ti der d Wähler Wähl – Erlaubt es den Wählern, die Distanz, in der sie sich zu einer Partei befinden, befinden einfacher abzuschätzen. abzuschätzen – Wettbewerb der Parteien findet vor allem in diesem Raum statt. statt – Zur Frage der Mehrdimensionalität später mehr 190 Die Funktion der Medien • Ideologien und Parteistandorte müssen den Wählern bekannt gemacht werden – Diese Aufgabe erledigen die (Massen-) Medien. Medien • Aber: – Der rationale Wähler ist schlecht informiert – D.h. er hat keinen Anreiz, Informationen über das öffentliche Gut „Politikermeinung“ einzuholen – Er E hat h t auchh keinen k i Anreiz A i Informationen I f ti über üb andere, d aus seiner i Si Sicht ht öffentliche Güter nachzufragen • Der letzte Stand der Diskussion um die nächste Rentenreform?! • Arbeitsmarktreformen der Zukunft?! 191 Private Medien – – – – Bieten die Bi di Information I f i an, die di auchh nachgefragt h f wird id Das sind nicht „politische Informationen“ Politiker passen sich den Bedingungen des Medienmarktes an Produzieren die Information, die eine Chance hat, veröffentlicht zu werden – Darin besteht die eigentlich wichtige Medienfunktion: • Nicht in der direkten Beeinflussung der Wähler – Außerdem wirken sie als Agenda Setter! • Sie bestimmen die Themen der Diskussion These: Rationale Politiker und rationale Journalisten investieren nicht in Kompetenz 192 Parteienverhalten • Parteienverhalten stark abhängig von den institutionellen Bedingungen: – Verhältniswahlrecht? – Zwei Parteien System? • „Arbeitspferd“ der public choice Theorie: Medianwählermodell 193 Das Medianwähler-Modell Eindimensionaler i di i l Fall ll 194 Definition Seien {x1,..., xn} die idealen Punkte der n Wähler. Sei NR die Anzahl der xi ≥ xm und NL die Anzahl der xi ≤ xm. Dann ist xm in der Median-Position, wenn NR ≥ n/2 und NL ≥ n/2. Median-Theorem Wenn x ein eindimensionaler Entscheidungsgegenstand ist und alle Wähler eingipfelige Präferenzen über x haben, dann kann der Medianwähler unter der Mehrheitsregel keine Abstimmung verlieren. 195 Bei offener Agenda (Alle Punkte stehen zur Abstimmung) • Für jeden Punkt rechts von xm: – Alle, die links von xm sind, sind für xm – Da der Medianwähler xm sowieso vorzieht, ergibt das eine Mehrheit. – Die gleiche Überlegung gilt für alle Punkte links des M di Medianwählers ähl – Der Medianwähler gewinnt jeden paarweisen Vergleich! 196 Bei geschlossener Agenda: • Ein Wahlleiter kann bestimmte Punkte zur Abstimmung bringen – Dieser kann seinen eigenen Bliss point durchsetzen, wenn er nur solche Abstimmungen zulässt, bei denen der Medianwähler auf seiner Seite ist. 197 Xw kann nicht verlieren verlieren, wenn nur Kandidaten außerhalb des Kreises gegen ihn antreten, weil er dann den Medianwähler auf seiner Seite hat! Æ Außer dem Medianwähler findet jeder eine Gegenstimme! Æ Deshalb werden alle Stimmen neutralisiert – bis auf die des Medianwählers 198 Gleichgewicht bei zwei Parteien • Interpretiere den Entscheidungsraum als „Links – Rechts Schema“ • Welchen Standort werden zwei Parteien wählen? – Welche Standortverteilungg ist ein Nash-Gleichgewicht? g • Es existiert nur eine gleichgewichtige Verteilung: – Beide Parteien werden die Position des Medianwählers einnehmen. – Deshalb ist die ppolitische Mitte so begehrt! g 199 Gleichgewichte für mehr als zwei Parteien: – 3 Parteien ist der Ausnahmefall, denn bei drei Parteien existiert kein Gleichgewicht • Beachte dass es in Deutschland lange Zeit ein stabiles Drei Parteien System gab – Bei 4 Parteien: Je zwei auf ¼ und ¾ – Bei 5 Parteien: Wie bei 4 plus eine Partei auf ½ All Modellen Allen M d ll gemeinsam: i – Verhaltensannahme für die Politiker: – Stimmenmaximierer Si i i • Rational und eigennützig • Interessiert an Macht und Amt 200 Grenzen des Medianwählermodells – Eingeschränkt in seiner Anwendbarkeit: • Eindimensionalität des Entscheidungsraums • Wähler und Politiker müssen den gleichen Entscheidungsraum unterstellen • Verhältniswahlrecht nicht abbildbar etc etc. – Dennoch: Tendenz zur Mitte wird häufig beobachtet 201 Interessengruppen • Zahlreiche Beispiele für erfolgreiche Interessengruppen – Erfolg g heißt: Partikulare Interessen durchsetzen,, ggf. gg auf Kosten der Allgemeinheit. • Steinkohlelobby, Landwirtschaft • Greenpeace, Greenpeace Anti Atom Bewegung • Gewerkschaften • Aber genauso gibt es viele Gruppen, die sehr wenig Erfolg haben • Wovon hängt es ab, Interessengruppen erfolgreich sind oder nicht? 202 Informationspolitik und Drohpotential • Informationspolitik bedeutet, die öffentliche Meinung zu mobilisieren – es geht auch darum, die Politiker zu informieren, aber das Interesse der Politiker an dieser Information hängt g stark von der öffentlichen Aufmerksamkeit ab. – Nachfrageverhalten der Medien: • Produziere Nachrichten, die gefragt werden, die gut visualisierbar sind, Unterhaltungswert besitzen • Beispiel: Bauerndemo Bauerndemo, Greenpeace Aktionen – Themen, die die Medien auf die Agenda setzen, müssen von der Politik aufgegriffen werden. werden 203 • Drohpotential – Was geschieht, wenn sich die Interessengruppe nicht durchsetzt? – Die Konsequenzen daraus sind zu einem erheblichen Teil endogen, endogen d.h. dh können von der Interessengruppe gestaltet werden. • Beispiele: – Durchschnittsalter im Steinkohlebergbau – Mengensubventionen in der Landwirtschaft an Stelle von direkten Einkommenszuschüssen. Einkommenszuschüssen 204 Bürokratie • Zwischen dem, was Politiker beschließen und dem, was tatsächlich geschieht, kann es beträchtliche Unterschiede geben: Da Dazwischen ischen liegt die Bürokratie. Bürokratie – Bürokraten haben Spielräume • entstehen durch asymmetrische Information – Diese können genutzt werden zu • Maximierung des eigenen Budgets (Niskanen Modell) • Minimierung des Arbeitsleides – Gegenmittel: • P Privilegien i il i für fü loyales l l Verhalten V h lt (L (Lebensstellung, b t ll Ministerialzulage Mi i t i l l etc.) – Abbau dieser Privilegien: g Gefahr der „Südamerikanisierung“ g 205