Wirtschaftspolitik

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Wirtschaftspolitik
Prof. Dr. Joachim Weimann
WS 2008/2009
1
Organisatorisches
• Alle Folien im Netz
g
• Übung:
– Steffen Rätzel
– Mo. 19:00 bis 20:30 Uhr H1 (14-tägig)
(
g g)
• Literatur:
– Weimann
Weimann, JJ.:: Wirtschaftspolitik
Wirtschaftspolitik, Allokation und kollektive
Entscheidung. 4. Aufl. Springer Verlag 2006.
• Sprechstunde:
– JW: Di. 16:00 bis 17:30 Uhr
2
1. Zum Verständnis von „Politik“
1 1 Grundlegende Fragen
1.1
Was ist mit "Wirtschaftspolitik" gemeint?
W ist
Was
i Politik?
P li ik?
Warum braucht man Politik?
W geschieht,
Was
hi ht wenn Politiker
P litik "entscheiden"?
" t h id "?
Politik = kollektive Entscheidung
=
Entscheidung mit Bindungswirkung
für eine Gruppe
3
Kollekti e Entscheid
Kollektive
Entscheidungen
ngen implizieren
impli ieren Zwang
Z
o Nur dann sind sie durchsetzbar
o Deshalb
D h lb bedürfen
b dü f sie
i der
d besonderen
b
d
Legitimation!
L ii i !
¾ Warum, in welchen Fällen ist es überhaupt notwendig,
kollektiv zu entscheiden?
¾ Wann
W
also
l soll
ll ein
i Politiker
P litik – oder
d allgemeiner
ll
i
der
d Staat
St t
– tätig werden und wann nicht?
Es ist Aufgabe der (wissenschaftlichen)
Wirtschaftspolitik diese Fragen zu beantworten.
Wirtschaftspolitik,
beantworten
4
Die Antwort wird lauten:
• Kollektive Entscheidungen sind dann notwendig,
wenn
enn indi
individuell
id ell rationales Verhalten zu
kollektiv nicht rationalen Ergebnissen führt!
• Wirtschaftspolitik
i h f
li ik befasst
b f
sich
i h mit
i solchen
l h
Situationen
• Einschließlich der Frage, was dann zu tun ist
5
Was macht die Finanzwissenschaft?
1.
2.
Wir werden sehen, dass es Situationen gibt, in denen
wir kollektive Entscheidungen
g ((Politik)) brauchen
Wir brauchen einen Staat! Das wirft die Frage auf:
Wie versorgt sich der Staat mit den nötigen
Ressourcen?
Das ist eine zentrale Fragestellunge der Finanzwissenschaft
(4. Semester)
6
Der weitere Plan:
• Erst müssen wir grundsätzlich klären, wann Politik
notwendigg ist.
• Dann müssen wir konkrete Situationen betrachten, in
d
denen
di der
dies
d Fall
F ll ist.
it
• Zum Schluss werden wir die Probleme behandeln, die mit
kollektiven Entscheidungsverfahren verbunden sind.
7
1.2
Wann brauchen wir Politik?
Weimann Kap.
p 1.2
• Wann
W
ist
i t es rational,
ti
l kollektiv
k ll kti zu entscheiden?
t h id ?
Rationalität = Konsistentes Verhalten in bezug auf
ein Ziel
Das bedeutet:
Um die Rationalität einer Handlungg beurteilen zu
können, muss das Ziel bekannt sein
8
Ziele sind normative Kategorien!
Wie soll man wissenschaftlich etwas über Ziele sagen?
• Wissenschaftlich heißt doch wertfrei?!
• Wie geht die Wirtschaftswissenschaft mit diesem Problem um?
– Wie sprechen wir „wertfrei“ über Werte?
• Um zu antworten müssen wir weiter ausholen
– und uns das ansehen, was man die „Wertbasis
„Wertbasis“ der
Ökonomik nennt.
9
Entscheidungstheoretische Fundierung
Eine methodische Grundsatzentscheidung:
Entscheidungstheoretische
E
h id
h
i h Fundierung
F di
ist
i der
d Versuch,
V
h
Phänomene als das Resultat individueller Entscheidung
zu erklären
Entscheidungstheoretische
g
Fundierung
g ist
Ausdruck des methodologischen
Individualismus!
10
Begründungen
•
•
•
•
Ein kollektives Gehirn existiert nicht!
Individuelle Entscheidungen
g sind die Grundlage!
g
Individuen haben Freiheitsgrade!
Die Ökonomik thematisiert „Wahlhandlungen
Wahlhandlungen“
– individuelle Entscheidungen sind die Grundlagen aller
Phänomene die Ökonomen interessieren.
Phänomene,
interessieren
• Sowohl in der BWL als auch in der VWL
11
Annahmen der Entscheidungstheorie
1. Individuen verhalten sich strikt rational
–
–
Empirisch
E
i i h problematisch
bl
i h
Normativ gerechtfertigt
2. Ziel ist die individuelle Nutzenmaximierung
–
–
Birgt die Gefahr einer Tautologisierung
Strikte Voraussetzung: Was Nutzen stiftet,
entscheidet das Individuum!
12
Problem:
1. Nur das Individuum weiß, was ihm nützt.
g
2. Ziel ist die Nutzenmaximierung.
Folgt dann nicht:
Nur das Individuum kann etwas über die
"Nur
Rationalität der eigenen Handlung sagen"
U d ddamit:
Und
it
Wissenschaft kann nichts über die Rationalität
individuellen Handelns aussagen?
13
Es handelt sich um ein ernstes Problem,
Problem denn
• gegeben eine beobachtbare Handlung
– ist es immer möglich, ein Motiv oder Ziel zu finden, das
dazu passt.
• wenn also das Ziel völlig beliebig ist,
– kann alles „rationalisiert“ werden
– und die Theorie wird nutzlos.
14
Lösungen:
1. Fundiere Annahmen über Nutzen empirisch
¾ Gewinnt an Bedeutung
¾ ist
i t aber
b sehr
h schwierig,
h i i denn
d
Motive
M ti kann
k
man nicht
i ht
beobachten!
2. Wähle möglichst
g
allgemeine
g
Annahmen
Gängige Praxis:
ª u(x)
( ) mit wenigen
g Eigenschaften,
g
, die von fast allen
Präferenzen erfüllt werden
Im Ergebnis:
max. u(x) unter Nebenbedingung definiert
individuelle Rationalität
15
Vom Individuum zum Kollektiv
• Beachte:
– u‘(x) > 0, d.h. es wird grundsätzlich unterstellt, dass „mehr“
besser ist als „weniger“.
– Hilfreich
ilf i h bei
b i der
d Beschreibung
h ib
individueller
i di id ll Präferenzen,
f
aber was ist, wenn wir die Wohlfahrt einer Gruppe
betrachten?
– Was ist kollektiv rational?
16
Kollektive Rationalität
1. Bei der Antwort muß der methodologischer
Individualismus beibehalten werden!
2. Die Antwort muss sich am ökonomischen
Grundproblem orientieren, dem
Knappheitsproblem:
Maximierungskalküle der Individuen begrenzen sich gegenseitig,
weil nicht genug Ressourcen vorhanden sind, um alle
Bedürfnisse zu befriedigen
17
Lösung:
Ein Zustand ist kollektiv rational, wenn er effizient im Sinne des
Pareto-Kriteriums ist:
Es ist nicht möglich, ein Individuum besser zu stellen, ohne
gleichzeitig
g
g ein anderes schlechter zu stellen.
• Pareto-Effizienz
Pareto Effizienz = Abwesenheit von Verschwendung
• Effizienz ist das Beste, was in einer Knappheitssituation erreicht
werden kann!
Frage:
• Führt individuell rationales Verhalten zu kollektiv rationalen
R lt t ?
Resultaten?
18
• Wenn dies der Fall ist, brauchen wir dann Politik?
Die Strategie:
¾ Strikte ex ante Sicht
ƒ Wir reparieren
p
nicht ((ex ppost),
), sondern konstruieren
¾ Analyse von Institutionen
ƒ Zu verstehen als „Regeln
Regeln“
Zentrale Frage
g ((ex ante zu stellen):
)
Welches institutionelle Arrangement ist am besten
geeignet das Knappheitsproblem zu lösen?
geeignet,
19
Eine wichtige Implikation dieser Strategie:
Die Trennung von Effizienz und Verteilung (Allokation
und Distribution)
• Notwendig, um Aussagen über die Allokation zu
gewinnen.
• Tatsächlich besteht aber ein direkter Zusammenhang.
• Trennung ist deshalb fiktiv.
• Sie
Si ist
i t notwendig,
t
di weil
il Verteilungsfragen
V t il
f
wiederum
i d
normativ sind
– entziehen sich damit partiell der rationalen
Analyse.
20
Fassen wir zusammen:
Als rationale Wirtschaftspolitik sei der Versuch bezeichnet,
individuell rationalem Verhalten dort,
dort wo es zu kollektiver
Rationalität führt, zum Durchbruch zu verhelfen, und dort, wo
keine Harmonie zwischen individueller und kollektiver
Rationalität herrscht, kollektive Rationalität herzustellen. Die
dazu notwendige Analyse institutioneller Arrangements erfolgt
aus einer
i
strikten
t ikt ex ante
t Sicht.
Si ht
21
2.
Wohlfahrtsökonomische Grundlagen
Weimann Kap. 3
• Theorie muss explizit sein! Deshalb gesucht:
Eine theoretische Fundierung für wirtschaftspolitische Aussagen
g gp
Ausgangspunkt:
• Pareto-Effizienz und ihre Charakterisierung
• Marginalbedingungen
• Nachzulesen im Buch Kap. 3.1 bis 3.3.1 (Übung)
FRAGE:
Wie kommt man von den Marginalbedingungen zu verwertbaren
theoretischen Aussagen?
22
2.1
Wir brauchen Märkte und Preise
Reine Tauschökonomie
• Es existieren Preise für alle Güter und Anfangsausstattung:
K
0
p
z
∑ j ij = Yi
•
j=1
Optimierungsproblem des Konsumenten (KM)
max Ui ( zi1 ,..., ziK )
K
∑p z
j ij
≤ Yi
u. d. N.
•
j=1
23
Lösung von (KM)
24
DEFINTION
Ein allgemeines Gleichgewicht (Walras-Gleichgewicht) ist
gegeben durch einen Preisvektor p = (p1,...,ppK) und
individuelle Güterbündel zi für alle I Individuen, so dass
1) zi bei den Preisen p das Problem (KM) löst und
2) alle Märkte geräumt sind, d. h.
I
I
i =1
i =1
0
z
≤
z
∑ i ∑ i
25
Erster Hauptsatz der WÖ:
Walras-Gleichgewichte sind stets Pareto-effizient
• Satz ist von zentraler Bedeutung
• Sichert die Vorzugswürdigkeit dezentraler
Allokationsmechanismen!
• Extrem wichtig für die Politikberatung!
26
Walras-Gleichgewichte sind Wettbewerbsgleichgewichte
Effizienzeigenschaften von Wettbewerbsmärkten:
Weimann Kap. 6.1
1 Hauptsatz:
1.
• Steuerung ausschließlich über Märkte
• Steuerungsinstrument ausschließlich Preis
Wie entstehen die "richtigen" Preise?
• Es muß sich um einen Wettbewerbsmarkt handeln
• Was charakterisiert einen Wettbewerbsmarkt?
Preisnehmerverhalten
Grenzkostenpreise
27
Messung der Vorteilhaftigkeit einer Allokation:
Wohlfahrtsmaß:
– Konsumentenrente
– Produzentenrente
– Sozialer Überschuß
28
GK-Preise erzeugen maximalen sozialen Überschuß
– Identisch mit Effizienz
– Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein?
1) Vollständiges System
S stem von
on Eigentumsrechten
Eigent msrechten
• Durchsetzung muß gesichert sein
• Setzt kollektives Handeln voraus
2) Keine Marktmacht
• Setzt ebenfalls kollektives Handeln voraus
3) Vertragsfreiheit
• Teilweise Verzicht auf kollektives Handeln erforderlich!
• Keine administrative Preissetzung
29
2.2
Eigentumsrechte
Der Kern eines Tauschgeschäftes:
– Übereignung von Eigentums und Verfügungsrechten
– Märkte entstehen nur dann, wenn Eigentumsrechte
existieren
Frage:
Wie müssen solche Rechte beschaffen sein?
– Verfügbarkeit von Gütern
– Übertragbarkeit
Eigentumsrechte schaffen und begrenzen Handlungsspielräume
30
Eigentumsrechte müssen durchsetzbar sein
• Frage des Rechtssystems und
• der Gutseigenschaften
Diversifizierbarkeit - Separierbarkeit
– Beispiel Kapitalgesellschaften
• Diversifiziertes Aktienkapital
• Separation von Eigentum und Entscheidungsgewalt
Prinzipal-Agent-Problematik
Ei t
Eigentumsrecht
ht bezieht
b i ht sich
i h nicht
i ht auff den
d
Marktwert!
31
Ist es individuell rational, Eigentumsrechte zu
beachten?
Notwendigkeit kollektiven Handelns?
– Was geschieht, wenn Eigentumsrechte nicht sicher sind?
• Beispiele aus Transformationsländern
• Bezug zur Hobbeschen Anarchie
• Rechtssystem ist öffentliches Gut
Was ist,, wenn Eigentumsrechte
g
verletzt werden?
• Externe Effekte (später mehr)
– "unbeabsichtigt", d. h. "unfallhaft„
• Offensichtlich nicht auszuschließen, d.h. Eigentum kann
Risiken ausgesetzt sein!
32
2 3 Wozu Wirtschaftspolitik?
2.3
1 Hauptsatz: Märkte erzeugen Effizienz
1.
– Wir müssen nur Eigentumsrechte schaffen?!
– Warum machen wir uns dann Gedanken über
Wirtschaftspolitik?
– Ist die beste Wirtschaftspolitik keine Wirtschaftspolitik?
Es bleiben drei Fragen zu klären
33
1. Wie funktioniert der Markt?
• Wie entstehen Gleichgewichte?
• Welche
W l h Bedingungen
B di
müssen
ü
erfüllt
füllt sein,
i damit
d it
Gleichgewichte entstehen?
– S
Steht
h hi
hier nicht
i h im
i Zentrum
Z
des
d Interesses
I
– Experimentelle Befunde zeigen, dass Wettbewerbsmärkte sehr
gutt funktionieren
f kti i
• Gleichgewichte werden auch bei wenig Information der
Akteure schnell gefunden.
gefunden
34
2. Funktioniert der Markt in jedem Fall?
Wichtigste Frage!
Es gibt Fälle von Marktversagen
– Marktallokation sind nicht effizient, weil
Voraussetzungen
g des 1. Hauptsatzes
p
nicht erfüllt sind
• Wenn Marktversagen vorliegt, dann ist kollektive
Entscheidung,
g d.h. der Eingriff
g
von Politik, u.U.
gerechtfertigt.
– Zumindest ist ein Marktversagen eine notwendige
Bedingung für einen solchen Eingriff!
– Nicht hinreichend allerdings!
•
35
3. Wie verteilt der Markt?
Für die Politik ist die Verteilungsfrage von größter Bedeutung
– Politiker wollen wieder gewählt werden
– Wiederwahlchance hängt davon ab, wie gut für die
eigene Klientel gesorgt wurde
– Beispiel: Insider Outsider Problem
Im Prinzip ist das Verteilungsproblem lösbar:
2. Hauptsatz der WÖ:
Jede zulässige Pareto effiziente Allokation kann durch
passende
d Wahl
W hl der
d Anfangsausstattung
A f
d
dezentral
l erzeugt
werden
36
• Impliziert die Trennung von Allokation und
Verteilung!
Leider:
• Trennung von Allokation und Verteilung im Sinne des
zweiten Hauptsatzes nicht möglich.
• Es besteht ein Zusammenhang zwischen Verteilung und
Effizienz
• Umgang mit Verteilungsfragen ist kategorial anders als
der mit Effizienzfragen
– Werturteilsproblem
Dennoch:
• Trenne Effizienz und Verteilung bei der Beurteilung
von Politiken.
37
Faustformel für die Verteilungspolitik:
Wenn umverteilt werden soll, dann verändere die
Anfangsausstattung
* Finger weg von Preisen, wenn Verteilungspolitik
betrieben werden soll
* Aktuelles Beispiel: „Mindestlohn“
Nächste Schritte:
Konzentration
K
t ti auff Effizienzfragen
Effi i f
• Genauere Charakterisierung von Marktversagen
• Erst
E danach:
d
h Analyse
A l
konkreter
k k
Marktversagensfälle
M k
fäll
•
38
3.
Gefangenen-Dilemma und Marktversagen
Weimann Kap.
p 4
Zur Wiederholung: Das Gefangenen-Dilemma (GD)
Spieler 1
gesteht
Spieler1
gesteht nicht
Spieler 2
gesteht
h
1,1
6,0
Spieler 2
gesteht nicht
0,6
5,5
Werte geben Auszahlung an! (Spieler 1
1, Spieler 2)
39
Welchen Weg gibt es aus dem Dilemma heraus?:
Ändere die Regeln des Spiels
• Beispiel: Einführung eines durchsetzbaren Vertrages
– Nicht ohne weiteres möglich!!
– Ist gleichbedeutend mit Zwang
• Regeländerung ist eine kollektive Entscheidung!
– Nur durch solche ist Zwang zu rechtfertigen!
• Andererseits:
– Wenn durch Zwang die Spieler aus dem Dilemma
h
herauskommen,
k
kkann das
d den
d Zwang
Z
rechtfertigen!
htf ti !
40
Man erinnere sich an unsere Definition von rationaler
Wirtschaftspolitik!
• Kollektives Handeln dann ggerechtfertigt,
g , wenn es einen
Widerspruch zwischen individueller und kollektiver
Rationalität gibt!
• Genau das ist im GD der Fall!
• Das GD ist deshalb ein paradigmatisches Beispiel für die
Anreizstruktur, die herrschen muss, damit es zu dem
Widerspruch kommt!
• Frage:
F
Kö
Können wir
i mit
it Hilfe
Hilf des
d GD Sit
Situationen
ti
identifizieren, in denen kollektives Handeln erforderlich ist?
41
Ein erster Schritt:
V ll
Verallgemeinerung
i
auff ein
i n-Personen
P
GD
Experiment mit 10 Personen
• Auszahlung:
• P = (10 - bi)0,5
)0 5 + 0,25
0 25 SUMME bk
• = 5 - 0,25 bi + 0,25 b-i
• Maximum: bi = 0
• Auszahlung bei individuell rationalem Verhalten:
• 5,
5,- € / Person
• Auszahlung bei Kooperation:
• 25,- € / Person
42
Weitere Verallgemeinerung:
Mehrstufiges
M
h
fi
GD-Spiel
GD S i l mit
i fester
f
Rundenzahl
R d
hl
– Teilspielperfektes Gleichgewicht:
– Wird ermittelt durch Rückwärtsinduktion
– Ist eindeutig
– Sieht in allen Runden keine Kooperation vor
Wiederholung
i d h l
des
d Spiels
S i l hilft
hilf nicht!
i h!
Frage:
Wo müssen wir mit GD-Situationen und damit mit
Marktversagen rechnen?
– Ist das GD zur Charakterisierung von rationaler
Wirtschaftspolitik brauchbar?
– Oder nur ein Randproblem?
43
4.
Öffentliche Güter und externe Effekte
4.1 Reine öffentliche Güter
Weimann Kap. 4.2 und 8
Rein Öffentliche Güter:
• Sind nicht definiert durch öffentliches Angebot
sondern:
• Fehlender Konsumausschluß
• Fehlende
F hl d Ri
Rivalität
li im
i Konsum
K
Beachte:
• Im Experiment
E periment entsprach die öffentliche Anlage einem rein
öffentlichen Gut.
• Experiment zeigte bereits: Es ist dominante Strategie, nichts zur
Bereitstellung beizutragen!
44
Sind öffentliche Güter seltene Ereignisse?
Standardbeispiele:
• Landesverteidigung und Leuchtturm
Modernere Beispiele:
• Umweltsektor
Klimasystem, Artenreichtum etc.
• Innere Sicherheit
Gewaltmonopol
Rechtsprechung
• Versorgungssicherheit (Energie, Landwirtschaft etc.)
• Ästhetische Werte (Landschaft, Gebäude etc.)
• Der Gewinn der Fußball Weltmeisterschaft
• Leben mit weniger Arbeitslosigkeit?
• Dopingfreier Sport
• Schweigen der Politiker in der Sommerpause
45
Wie verhalten sich Menschen im Gefangenen Dilemma?
•
•
Leisten Menschen freiwillig Beiträge zur Erstellung öffentlicher Güter?
Oder agieren sie als strikte Freifahrer? (Wie die Theorie prognostiziert!)
– Frage ist empirisch schwer zu beantworten, denn
• Nicht alle Auszahlungen eines Spiels sind beobachtbar
• Deshalb ist oft nicht klar
klar, ob tatsächlich die Struktur eines GD
vorliegt.
– Darum ist die Frage vor allem experimentell untersucht worden
• Im Labor lassen sich die Auszahlungen kontrollieren
• Standard E
Experimente
perimente haben die Str
Struktur
kt r unseres
nseres Beispiels
• N Spieler müssen sich zwischen einer privaten und einer öffentlichen
Anlage entscheiden …
46
Wichtige experimentelle Resultate
• Strikte
St ikt F
Freifahrerhypothese
if h h
th
kann
k
nicht
i ht bestätigt
b täti t werden
d
– Allerdings kommt es auch nicht zu effizienten Lösungen
– Beiträge liegen anfangs zwischen Nash-GG und effizienter Lösung
• Bei wiederholten Spielen fallen die Beiträge
– Es g
gibt einen klaren Schlussrundeneffekt
– Aber auch in der Schlussrunde sind die Durchschnittsbeiträge noch
signifikant von Null verschieden.
• Es lassen sich unterschiedliche Typen identifizieren
– Strikte Freifahrer/schwache Freifahrer/kooperative
• Kommunikation
K
ik i steigert
i
die
di Kooperation
K
i drastisch
d i h
– Obwohl Kommunikation „cheap talk“ ist.
– Übertragbar auf große Gruppen?
47
4.2
Nicht „reine“ öffentliche Güter
• Grundlagenforschung
– Im Prinzip ist Konsumausschluss möglich, aber
– bezüglich "Wissen" besteht keinerlei Rivalität!
– Folge: Effizient ist die kostenlose Bereitstellung
(Grenzkostenpreis = 0)
– dann aber lassen sich nicht alle Erträge privat aneignen,
– deshalb zu g
geringe
g Bereitstellung.
g
• Grundlagenforschung wird überall staatlich finanziert
– auch in den USA
– folge des oben beschriebenen Problems
– die Erträge aus Grundlagenforschung für den Forscher:
Reputation
48
• Sauberkeit von Plätzen Straßen und Stränden
– Ist es individuell rational,
rational die Kosten der
Kaugummientsorgung zu tragen?
– Offenbar nicht ((siehe Mansavorplatz)
p )
• Übertragung eines Fußballspiels im Fernsehen
– Konsumausschuss möglich,
g
aber
» besteht Rivalität?
» Preis = 0??
» EU-Kommission und Herr Rummenigge!
Macht Verallgemeinerung notwendig:
Clubgut und Allmendegut
49
Clubgüter
• Charakterisiert durch
– Konsumausschluss möglich
– Rivalität bis zur Kapazitätsgrenze nicht gegeben
• Beispiele:
– Vorlesung?
– Kino?
Ki ? Theater?
Th
?
• Haben wir in diesen Fällen ein Allokationsproblem?
– Fernsehübertragung
• Sollte Konsumausschluss geübt werden?
– Autobahn
• Brauchen wir eine Maut? Wenn ja, welche?
50
Die Autobahn als Beispiel eines Clubgutes
• Konsumausschluss?
• Prinzipiell machbar: Siehe LKW Maut, London
• Rivalität?
• Sonntags zwischen 7:00 und 9:00 Uhr?
• Freitags ab 15:00 Uhr?
• Bei Rivalität:
• Es entstehen externe Effekte (siehe nächster Abschnitt):
– Autofahrer verursachen Zeitkosten bei anderen!
– Berücksichtigt werden aber nur die eigenen Kosten!
• Diese
Di
führen
füh
zu IIneffizienz
ffi i
bbeii dder E
Entscheidung
t h id
üb
über di
die
Autobahnnutzung
51
Ein Autobahnmodell
• Voraussetzungen:
– N Pendler fahren von A nach B
– Alle wollen zur gleichen Zeit in B ankommen
– Auf dem Weg gibt es einen Engpass mit Kapazität s
<N
– Es entstehen Zeitkosten, wenn man
» Im Stau steht
» Zu früh oder zu spät ankommt
– T = Zeit im Stau, D = Länge des Staus
52
Das Nash Gleichgewicht
Details: Sidestep
p 41,, S. 388
• Pendler entscheiden, wann sie abfahren
• Im Nash Gleichgewicht gilt:
– Kein Pendler kann sich dadurch besser stellen, dass er eine andere
Abfahrtzeit wählt.
wählt
– Für jeden Pendler gilt, dass seine Wahl beste Antwort auf die
Abfahrtzeiten aller anderen ist.
– r1 und r2 sind Abfahrtsraten, s ist die Rate der Ankünfte
53
Nash Gleichgewicht: Graphik
54
Eigenschaften des Nash Gleichgewichts
• Gleichgewichtige Abfahrtsstruktur ist ineffizient, denn:
– Rate der Ankünfte ist in jedem Fall s, d.h. die aggregierten
Kosten durch zu spätes oder zu frühes Ankommen sind immer
gleich
l i h
– Im Gleichgewicht entsteht ein Stau
– Die Staukosten können vollständig vermieden werden
– Dazu müsste die Abfahrtrate = s sein
– Ließe sich durch entsprechende Preise erreichen: Roadpricing!
55
Allmendegüter
• G
Gekennzeichnet
k
i h t durch:
d h
– Kein Konsumausschluss
– Vollständige Rivalität des Konsums
• Beispiele:
– Natürliche Ressourcen,
Ressourcen für die Eigentumsrechte nicht existieren oder
nicht durchsetzbar sind
• Fischbestände im offenen Meer
• Wälder, Tier- und Pflanzenarten
• Wasserbestände
–
Budgets
• Bücherbudget der Universitätsbibliothek
56
Das Allokationsproblem
• Entsteht, wenn es zur Übernutzung der Allmende kommen kann
• Beispiele:
– Fischbestände können überfischt werden
• Rotbarsch, Dorsch, Hering
– Tierpopulationen können zu klein werden (Artensterben)
– Nachhaltige Bewirtschaftung von Forsten ist nicht gesichert
– usw.
57
• In eine Allmende kann man investieren
– Fischer kaufen Boote
• Aus einer Allmende zieht man Erträge
– Fischer fangen Fische
• Aber:
– Der Ertrag hängt nicht nur von der eigenen Investition ab,
sondern
– Auch von der Investition der anderen!
– Diese Nutzungsexternalität ist entscheidend!
58
Formal:
• N Spieler und alle i = 1,…,N
1 N Spieler haben eine
Anfangsausstattung in Höhe von ei.
• Ihre Investition in die CPR sei xi mit 0 ≤ xi ≤ ei. Insgesamt
wird dann investiert:
X =
N
∑x
i
i =1
Produktionsfunktion
d k i f k i der
d Allmende:
All
d
F(X) ist eine konkave Funktion mit
F’(0)
F
(0) > w und F
F’(N
(N ei) < 0.
0
w: konstanter Grenzertrag, den ein Spieler realisiert wenn er
nicht in die Allmende investiert
59
• w – Opportunitätskosten des Fischfangs! Gemessen
als Grenzkosten.
g an Spieler
p
i:
• Auszahlung
hi ( X ) = w ⋅ ei
falls xi = 0
xi
hi ( X ) = w ⋅ (ei − xi ) + ⋅ F ( X )
X
falls xi > 0.
0 (*)
60
Pareto Optimum
• Wenn wir kollektiv für alle Fischer entscheiden, dann ist die
Auszahlung:
g
• H(X) = w (Nei – X) + F(X)
a
e u g liefert
e e t die
d e notwendige
otwe d ge Bedingung
ed gu g für
ü eine
e e
• Maximierung
effiziente CPR-Nutzung:
F (X) = w
F’(X)
Grenzertrag = Grenz(opportunitäts-)kosten
61
Nash-Gleichgewicht
• Erhält man, wenn man (*) für Spieler i maximiert unter der
Voraussetzung, dass das Verhalten aller anderer Spieler
gegeben ist.
ist
• Notwendige Bedingung (**):
∂π i
= −w +
∂xi
∑ x − x F(
∑
(∑ x )
N
i =1
i
i
2
N
i =1
i
N
i =1
)
xi +
xi
∑
N
i =1
xi
F'
(∑ x ) = 0
N
i =1
i
62
Interpretation
• Angenommen w = 0 (keine Opportunitätskosten)
• Da der erste Term in ((**)) immer > 0 ist, muss der
zweite Term < 0 sein, d.h. F‘ muss < 0 sein!
Nash Gleichgewicht mit w = 0 ist die
• Im Nash-Gleichgewicht
Grenzproduktivität negativ!
• Für w > 0
• Grenzertrag muss < w sein, also kleiner als die
G
Grenzkosten!
k t !
63
Symmetrisches Gleichgewicht
• Im symmetrischen GG ist X = Nxi
• Dann vereinfacht sich ((**)) zu:
N − 1 F (X ) 1
+ F' ( X ) = w
N
X
N
• Angenommen N = 1,
1 d.h.
d h es gibt nur einen Fischer
Fischer.
• Dann ist F‘(X) = w erfüllt
– P
Pareto
t Effizienz!
Effi i !
– Klar, es gibt keine Nutzungsexternalität!
64
Symmetrisches GG bei freiem Zugang
• Anderes Extrem, wird abgebildet durch N → ∞
• Dann wird (**) zu:
F(X )
=w
X
• Im Nash-GG bei freiem Zugang gilt, dass Durchschnittsertrag
= Grenzkosten
k
• Da F(X) konkav ist, gilt
F(X )
> F'(X )
X
65
Graphische Veranschaulichung
F (X)
F‘(X)
F(X)/X
w
XPareto
XNash
X
Übernutzungg der Allmende im Nash-Gleichgewicht
g
66
Gegenmaßnahmen
• L
Letztlich
t tli h einzig
i i erfolgversprechende
f l
h d Maßnahme:
M ß h
– Schaffung und Durchsetzung von Eigentumsrechten
• Setzt eine kollektive Entscheidung voraus
– Besonders schwierig bei internationalen Allmenden
• Kollektive Entscheidungen sind hier nicht möglich!
• Fischereiabkommen
– Walfangmoratorium
• Abkommen zum Artenschutz
– In vielen Fällen nicht erfolgreich
• Grundsätzliches
G d ät li h Problem:
P bl
• Aus Sicht eines einzelnen Staates ist es nicht rational, einem
Abkommen beizutreten! Zwang
g ist ggleichzeitig
g ausgeschlossen.
g
67
Zusammenfassung: Gutsformen
Rivalität gegeben
Keine Rivalität
Konsumausschluß
Private Güter
Clubgüter
Kein
K
i
Konsumausschluß
Allmende-Güter
Reine öffentliche
Güter
68
4.3
Externe Effekte
Normalfall
N
lf ll bei
b i funktionierenden
f kti i
d Eigentumsrechten:
Ei t
ht
– Märkte produzieren Preissignale, an die sich die Akteure anpassen
– Führt zu einer effizienten Allokation (erster Hauptsatz!)
Wenn Eigentumsrechte nicht funktionieren:
– Preissystem kann keine Steuerung leisten
– Führt zu externen Effekten
– Beanspruchung knapper Ressourcen am Preissystem vorbei!
69
4.3.1
Positive externe Effekte
• Entstehen, wenn eine Aktivität zu Erträgen führt, die nicht durch
denjenigen vereinnahmt werden können, der die Aktivität
ausführt.
f h
Lehrbuchbeispiel:
• Bi
Bienenzucht
h steigert
i
den
d Ertrag
E
der
d benachbarten
b
hb
Ob
Obstplantage
l
• Imker profitiert aber nicht von den höheren Erträgen des Obstanbaus
• Führt zu einer ineffizienten Entscheidung über die Zahl der
Bienenvölker:
– Bei Investitionsentscheidungen: Gegenüberstellung von Kosten
und
dE
Erträgen.
ä
– Kosten der Bienenzucht muss der Imker voll tragen, die Erträge
fließen ihm aber nicht vollständig
g zu!
70
• Praktisch relevante Beispiele
– ICE Anschluss
A hl
der
d Stadt
St dt Magdeburg
M d b
• Zahlungsbereitschaft eines Reisenden berücksichtigt nur die eigenen
Vorteile einer Reise nach Magdeburg
g
g
• Die Erträge, die in der Stadt anfallen, bleiben unberücksichtigt.
– Grundlagenforschung
• Werden Forschungsergebnisse publiziert und sind frei zugänglich
(kein Konsumausschluss), so entstehen nicht nur beim Verfasser
Erträge.
Erträge
– Agglomerationseffekte
• Wirtschaftliches Wachstum findet vor allem in Ballungszentren
g
statt.
• Hängt zusammen mit sog. Spillover Effekten = positive externe
Effekte räumlicher Nähe von Unternehmen.
71
– Reduzierung der Arbeitslosigkeit
• Führt u.U. auch zu Nutzenzuwächsen bei denen, die
Arbeit haben und nicht von Arbeitslosigkeit bedroht
sind.
• Messung
M
iist gerade
d Gegenstand
G
d eine
i
Forschungsprojekts an der Fakultät.
–S
Sportliche
tli h Erfolge
E f l der
d Nationalmannschaft
N ti l
h ft
– Sportliche Erfolge von Bayern München?
• Positiver externer Effekt? Oder doch eher negativer
exterener Effekt?
72
4.3.2
Negative externe Effekte
• Entstehen dann,
dann wenn eine Aktivität zur Inanspruchnahme
knapper Ressourcen führt, d.h. Kosten verursacht, diese aber
nicht von demjenigen zu tragen sind, der die Aktivität ausführt.
Lehrbuchbeispiel:
• Unternehmen
h
verschmutzt
h
die
di Luft
f
– Die knappe Ressource ist hier die saubere Atemluft
• Dadurch entstehen Kosten an anderer Stelle
– Produktionseinschränkung bei anderen Unternehmen, die saubere
Luft brauchen,
– Konsumenten,
Konsumenten die unter der Luftverschmutzung leiden.
leiden
• Das verschmutzende Unternehmen wird diese Kosten nicht
berücksichtigen.
– Der
D P
Preis
i dder L
Luft
f ist
i = 0,
0 weil
il kein
k i Markt
M k für
fü Luft
L f existiert
i i
73
– Folge fehlender Eigentumsrechte
Effizienzschädigende Eigenschaften negativer
externer
t
Eff
Effekte
kt (Weimann Kap. 8.1.1)
•
Produktionsfunktion einer Papierfabrik:
X P = X P ( l1 )
•
Arbeitseinsatz
Produktionsfunktion einer Fischzucht:
( ( ))
X F = X F l2 , a X p
Abwasser
bwasse de
der Papierfabrik
ap e ab
74
• Papierfabrik
p
maximiert ihren Gewinn:
p1 X P (l1 ) − wl1 =: π P → max .
l1
• Notwendige Bedingung:
p1 X ′p (l1 ) = w.
• Fischzucht maximiert auch ihren Gewinn:
( ( ))
p 2 X F l 2 , a X P − wl 2 =: π F → max .
l2
75
• Notwendige Bedingung:
⎛
⎞
∂X F ⎜ l2 , a⎛⎜ X P ⎞⎟ ⎟
⎝
⎠⎠
⎝
p2
= w.
∂l2
• Nach
N hF
Fusion
i dder U
Unternehmen:
t
h
( (
))
p1 X P ( l1 ) + p 2 X F l 2 , a X P ( l1 ) − wl1 − wl 2 = π → max.
max
l1l 2
76
• Notwendige Bedingung 1:
( )
p1 X ′P l1 + p 2
( ) ( ) ( )
∂X F l 2 , a
a ′ X P X ′P l1 − w = 0
∂a
• Notwendige
N t
di Bedingung
B di
2:
2
p2
(
∂X F l 2 , a
∂l 2
) − w = 0.
77
• Nach Umstellen von Bed. 1:
(
⎡
∂X F l 2 , a
⎢p + p
2
⎢ 1
∂a
⎢⎣
( )
X P′ l1
) a′
⎤
X P ⎥ X ′P l1 = w.
⎥
⎦⎥
( )
( )
w
=
.
∂X F l 2 , a
p1 + p2
a′ X P
∂a
(
) ( )
((*))
• Zum Vergleich die Bed., die die Papierfabrik erfüllt:
( )
X P′ l1 =
w
p1
(**)
78
Interpretation
• Die rechte Seite von (*) ist > als die rechte Seite von (**)
– Das bedeutet,, dass im effizienten Fall das Grenzprodukt
p
der Arbeit bei der Papierproduktion größer sein muss als
im Fall dezentraler Entscheidung
– Folge: Bei dezentraler Entscheidung wird zu viel Arbeit bei
der Produktion von Papier eingesetzt.
– Ursache ist die Tatsache, dass die Kosten der
Verschmutzung bei P nicht berücksichtigt werden =
externer Effekt
79
4.4
Die Internalisierung externer Effekte
• Externe Effekte sind ein ernsthaftes Problem:
– Umweltproblematik ist vor allem ein Problem externer Effekte
– Öffentliche Güter, Clubgüter, Allmendegüter sind immer mit externen
Effekten verbunden!
– Beachte
B h die
di Grundstruktur
G d
k des
d Problems:
P bl
Widerspruch
Wid
h zwischen
i h
individueller und kollektiver Rationalität
• Internalisierung heißt nicht „Abschaffung“
– Es geht vielmehr darum, den Defekt des Marktsystems zu beheben.
– Wir stellen zwei Lösungswege vor: Coase-Theorem und Pigou-Steuer
80
4.4.1
Das Coase-Theorem
Weimann Kap. 8.2
• Das Coase-Theorem besagt:
– Existiert ein vollständiges System durchsetzbarer
Eigentumsrechte und sind private Verhandlungen ohne
Transaktionskosten möglich,
möglich so werden solche Verhandlungen
stattfinden und zu einer effizienten Internalisierung des
externen Effekts führen. Dabei ist es unerheblich, wie die
Eigentumsrechte verteilt werden.
81
• Am Beispiel
p Papierfabrik
p
– Fischzucht:
– Angenommen, der Fischzüchter ist Eigentümer des
Flusses
• D
Dann kkann er von ddem P
Papierhersteller
i h t ll eine
i
Entschädigung für die Flussverschmutzung verlangen.
– Man kann leicht zeigen, dass:
• Unter der Voraussetzung vollständiger Information ein
Vertrag herauskommt, der eine effiziente
Papierproduktion vorsieht.
• Grund: Wird effizient produziert, ist der
Effizienzgewinn der zur Verteilung ansteht am
Effizienzgewinn,
größten, d.h. es gibt keinen Grund, eine nicht effiziente
Produktion zu vereinbaren.
82
– Angenommen der Papierhersteller hat das Eigentumsrecht
• Dann kann der Fischzüchter ihn für eine
Produktionseinschränkung kompensieren
• Der Vertrag wird die gleiche Papierproduktion vorsehen, aber
der Effizienzgewinn wird nun anders verteilt!
Wie die Eigentumsrechte verteilt werden, beeinflusst damit nur
die Verteilung, nicht die Effizienz der Allokation!
Zentrale Einsicht von Coase:
Externe Effekte haben einen reziproken Charakter
Einteilung in „Verursacher“ und „Geschädigter“ ist ökonomisch
nicht relevant!
83
Gilt das Coase-Theorem?
1. Die Rolle der Transaktionskosten
Coase unterstellt, dass TK = 0
– TK entstehen dann, wenn Verhandlungen ablaufen,
bei denen Eigentumsrechte
g
betroffen sind.
•
•
•
•
Verhandlungen brauchen Zeit, müssen durchgesetzt und
überwacht werden.
Wenn die TK = 0 sind, dann ist das Coase Theorem trivial
Wenn es nichts kostet, zu verhandeln, werden rationale
Akt
Akteure
immer
i
so lange
l
verhandeln,
h d l bis
bi kein
k i
Effizienzgewinn mehr möglich ist!
Es bleibt kein Geld auf der Straße liegen!
84
• Aber können die TK überhaupt = 0 sein?
– Nicht wirklich, verhandeln verursacht immer
Opportunitätskosten.
• Deshalb muss das Coase Theorem um die
Transaktionskosten erweitert werden:
– Es kommt dann zu einer Internalisierung der externen
Effekte, wenn die Effizienzgewinne größer sind als die
T
Transaktionskosten.
kti k t
• Damit kann auch der Staat wieder zu einem Akteur
werden!
d !
– Wenn staatlicher Eingriff die Transaktionskosten senkt!
85
2. Vollständige
g Information!
• Damit Verhandlungen zum Erfolg führen, müssen die
Gewinnfunktion des jeweils anderen bekannt sein!
• Das ist aber typischerweise private Information!
Die Informationsvoraussetzung beschränkt die
Anwendbarkeit des Coase
Coase-Theorems
Theorems in extremer
Weise!
Selbst bei TK = 0 und vollständigen Eigentumsrechten ist
Effizienz bei asymmetrischer Information nicht
gesichert!
86
Das Informationsproblem jenseits von Coase
• Angenommen, der Staat wollte eine effiziente Allokation von
Papier
p und Fisch herbeiführen
– Er wäre mit dem gleichen Informationsproblem
konfrontiert, wie die Teilnehmer an der Verhandlung.
– Auch der Staat hat keine Chance, das Problem zu lösen.
– Daran scheitert der Versuch, durch Ordnungspolitik
gp
((Geund Verbote) effizienten Umweltschutz zu betreiben!
87
• Lösung:
– Das Problem ist grundlegender Art
– Alle Informationen, die man braucht, um effiziente
Produktionspläne zu entwerfen, sind
• Dezentral im Besitz privater Akteure
• Für einen Planer nicht zu bekommen, weil die Akteure keinen
Anreiz besitzen, Inormationen wahrheitsgemäß zu offenbaren.
– Problem um so kleiner, je geringer der strategische
p
des Einzelnen.
Spielraum
88
• Auf Wettbewerbsmärkten:
– Akteure sind Preisnehmer, d.h. ihr strategischer Spielraum
ist Null.
– Es herrscht Anreizkompatibilität, d.h. jeder Akteur wird die
ihm zur Verfügung stehende Information wahrheitsgemäß
nutzen.
nutzen
– Über den Preismechanismus werden Informationen
verdichtet und verarbeitet.
• Beispiel Wahlbörsen
– Deshalb lösen dezentrale, anreizkompatible
All k ti
Allokationsmechanismen
h i
das
d Informationsproblem
I f
ti
bl
bestmöglich!
89
• Beispiel Umweltpolitik:
– Ordnungspolitik ist zum Scheitern verurteilt, weil der Staat
weder die Grenzvermeidungskosten noch den Grenznutzen
aus Vermeidung kennen kann.
– Dezentrale
D
l Lösungen:
Lö
• Handelbare Emissionsrechte
– E
Es liegt
li t im
i Interesse
I t
jedes
j d Akteurs,
Akt
genau dann
d
zu vermeiden,
id
wenn die Kosten dafür unter dem Zertifikatpreis liegen
– Jeder wird sich an seinen tatsächlichen Kosten orientieren.
• Steuern – unser nächstes Thema
90
4.4.2 Die Alternative zu Coase: Pigou-Steuer
• Pigou (1923):
– Lösung des Problems externer Effekte durch Einsatz einer Steuer:
• Die Pigou-Steuer besteuert den Verursacher eines negativen externen
Effekts.
• Die Höhe der Steuer entspricht dem Grenzschaden, der im Optimum
entsteht.
• Führt zu einer perfekten Internalisierung des externen Effekts und zu
einer „first-best Allokaton“ (Pareto-Effizienz)
Beispiel:
– Unternehmen verursachen „soziale Kosten“ durch
Luftverschmutzung:
91
GKprivat +GKsozial
Gleichgewicht mit Steuer
GKprivat
Pigou-Steuer
Gleichgewicht ohne Steuer
Nachfrage
Problem:
– Wie soll der Steuersatz ermittelt werden?
– Notwendige Informationen sind privat!
92
4.4.3 Second-best Lösungen
•
•
•
Auch
h mit
i der
d Pigou-Steuer
i
i first-best
ist
fi b nicht
i h zu erreichen
i h
– Scheitert an nicht lösbaren Informationsproblemen
Second-best:
– Kostenminimale Realisierung eines gegebenen Umweltziels
– Zwar nicht Pareto-effizient, aber immerhin.
I t
Instrumente:
t
– Ökosteuer
• Ist das Motiv der Ökosteuer wirklich die „Ökologische
g
Dividende“?
• Ist die Ökosteuer eine Ökosteuer?
– Handel mit Verschmutzungsrechten
• Gleiche Effizienzeigenschaften wie die Steuerlösung
• 2005 Erstmals in der EU eingeführt
• 2007: NAP II verabschiedet
93
Funktionsweise der Second-best Instrumente
• Ökosteuer:
Ö
– Besteuert werden Emissionen
– Steuersatz wird administrativ festgelegt
– Emissionsquellen haben unterschiedliche
Grenzvermeidungskosten
• Planer kennt diese Kosten nicht
• Unternehmen maximieren ihren Gewinn
• Beispiel für zwei Emittenten:
94
Grenzvermeidungskosten
Grenzvermeidungskosten
Firma 2
Grenzvermeidungskosten
Firma 1
Ersparnis Firma 2
Ökosteuer
Mehrkosten Firma 1
-Δ
Δx
Vermeidungsmenge Firma 2
nach Einführung der Steuer
+Δ x
Ordnungspolitik legt
identische Vermeidung für
beide fest
Vermiedene Schadstoffe
Vermeidungsmenge Firma 1
nach Einführung der Steuer
95
Interpretation
• Ordnungspolitik
Od
li ik legt
l Vermeidungsmengen
V
id
direkt
di k fest
f
– Ohne Rücksicht auf die Vermeidungskosten
• Besteuerung führt
h ddazu, dass
d so llange vermieden
i d
wird, bis gilt dass GKV = Steuersatz.
• Führt
h ddazu, dass
d alle
ll Emittenten
i
identische
id i h GVK
haben.
– N
Notwendige
di undd hinreichende
hi i h d Bedingung
B di
für
fü ein
i Minimum
Mi i
der Gesamtkosten
– Vermeidungsmenge bleibt die gleiche.
gleiche
– Kostenminimale Realisierung des exogen vorgegebenen
Umweltziels.
96
Handelbare Verschmutzungsrechte
• Vermeidung
V
id
l h sich,
lohnt
i h wenn die
di GVK < Z
Zertifikatpreis
ifik
i sind.
i d
– Anreize sind dort am stärksten, wo die Kosten am geringsten
sind!
• Handel erfolgt zwischen Emittenten mit niedrigen
Vermeidungskosten (Anbieter) und solchen mit hohen
Vermeidungskosten
id
k
(Nachfrager)
(
hf
)
• Im Gleichgewicht GVK = Zertifikatpreis
– Wiederum die Bedingung für Kostenminimalität
• Problem:
– Wie wird die Erstvergabe der Zertifikate organisiert?
• Kostenlos?
• Versteigerung/Verkauf?
97
– Braucht man „Banking“?
•Ü
Übertragung der Emissionsrechte in die nächste
Periode?
• Was passiert
passiert, wenn das nicht erlaubt ist?
• Unterschied Ökosteuer – Zertifikate
B i kostenloser
Bei
k
l
Vergabe
V
b der
d Emissionsrechte:
E i i
h
– Wichtigster Unterschied ist die Tatsache, dass bei der
St
Steuer
ein
i Aufkommen
A fk
entsteht,
t t ht bbeii dden Z
Zertifikaten
tifik t
nicht
• Die „Restemission
Restemission“ im Optimum wird besteuert!
– Ist das ein Vorteil oder ein Nachteil?
98
– Existiert eine „zweite Dividende“ bei der Steuer?
• Wenn das Steueraufkommen genutzt wird,
wird um verzerrende
Steuern zu reduzieren, kommt es zu einer Effizienzsteigerung
• Neben der ökologischen entsteht dann auch eine
ökonomische Dividende.
– Belastung der Unternehmen?
• B
Beii kkostenloser
l
Vergabe
V
b fli
fließt
ß den
d Unternehmen
U
h
ein
i
erheblicher Wert zu.
• Kostenlos erhaltenes Recht kann ggewinnbringend
g
verkauft
werden!
• Bei Nutzung des Rechts entstehen Opportunitätskosten
• Einpreisung
Ei
i
bei
b i Strom
S
führt
füh zu erheblichen
h bli h „Windfall
Wi df ll
Profits“
99
5. Eingeschränkter Wettbewerb
Weimann Kap.
p 6 und 7
5.1
Monopol
Zur Auffrischung, eine kurze Wiederholung aus der
„Einführung in die VWL“
‡
‡
Ein reines Monopol ist fast so selten wie ein vollkommener
Wettbe erbsmarkt
Wettbewerbsmarkt.
Monopol ist deshalb ebenso idealtypisch wie vollkommener
Wettbewerb.
100
• Der entscheidende Unterschied zum Wettbewerbsmarkt:
– Für den Monopolisten ist die Gesamtnachfrage identisch mit der
konjekturalen.
– Folge: Der Monopolist ist kein Preisnehmer.
– Wenn er die Menge verändert, hat das Auswirkungen auf den Preis.
– Es gilt deshalb Preis = Durchschnittserlös ≠ Grenzerlös!
– Wie im Wettbewerbsmarkt bestimmt auch der Monopolist sein
Angebot nach der Regel:
– Grenzerlös = Grenzkosten
– (notwendige Bedingung für ein Gewinnmaximum)
– aber das impliziert:
– Grenzerlös = Grenzkosten ≠ Preis!
– Damit kann das Angebot des Monopols nicht effizient sein!
101
Preis
Grenzerlöse
Monopolpreis
C
Grenzkosten =Durchschnittskosten
Wettbewerbspreis
Nachfrage
g
A/2b
Monopolmenge
Wettbewerbsmenge
A/b
Menge
102
Preis
Konsumentenrente
C
Monopolpreis
Harberger Dreieck = Effizienzverlust
Monopolrente
Grenzkosten =Durchschnittskosten
Wettbewerbspreis
Monopolmenge
Wettbewerbsmenge
Menge
103
5.2
Effizienzverluste durch Monopole
5 2 1 Kostenineffizienz
5.2.1
Weimann Kapitel 6.3.2
• Es geht um Effizienzverluste,
Effizienzverluste die über das Harberger Dreieck
hinausgehen!
• Harberger Dreieck entsteht auf der Nachfrageseite
– Zu hoher Preis verhindert Pareto-verbessernde Tauschvorgänge.
Ineffizienz auf der Angebotsseite:
„…the best of all monopoly profits is a quite life.“ (Machlup)
–
–
–
–
Es stört kein unliebsamer Wettbewerber!
Damit entfallen auch die positiven Wirkungen des Wettbewerbsdrucks!
Ein Monopolist muss nicht innovativ sein.
Ein Monopolist sollte allerdings auf die Kosten achten, aber ...
104
• Auch bei einem Monopol gibt es ein
Prinzipal-Agent-Problem:
–
–
–
–
Eigentümer und Manager sind in der Regel nicht identisch
Eigentümer sind an maximalem Gewinn interessiert
Manager an Macht, Einfluss, Gehalt, Status
Informationsasymmetrie:
• Der Prinzipal (Eigentümer) kann nicht perfekt beobachten, was der Agent
(Manager) tut.
•
Kontrolle der Manager ist im Monopol erschwert
– Es fehlt der Wettbewerber als Vergleichsmaßstab
• Größerer Spielraum für Verwirklichung eigener Interessen
• Wird antizipiert.
p
Folge:
g Niedrigere
g Gehälter
•
Aber:
Der Monopolist produziert zu teuer!
105
• Ursachen:
– Fehlender Kostendruck durch Wettbewerber
– Fehlende Kontrollmöglichkeiten durch Eigentümer
• Beispiele:
– Telefonmarkt
e e o a vor
vo der
de Liberalisierung
be a s e u g
– Briefmonopol?
• Was p
passiert, wenn Sie die Postleitzahl verwechseln?
– Deutsche Bahn AG?
– Der deutsche Arzneimittelmarkt?
• Preisbindung bei Medikamenten, Filialverbot
106
5.2.2 Rent-seeking
Monopole
M
l ffallen
ll nicht
i ht vom Himmel!
Hi
l!
• Preisbindung bei Büchern und bei Medikamenten auch nicht!
• Einfuhrzölle auf Lebensmittel ebenfalls nicht.
• Dafür muss man kämpfen!
• Meistens gegen andere Rent-seeker!
Rent-Seeking
• Konkurrenz um Monopolstellung oder andere Einschränkungen des
Wettbewerbs
• Aufwendungen sind Verschwendung.
– Sie dienen nicht der Produktion von Gütern,, sondern der Generierung
g eines
Renteneinkommens!
• Harberger + Kostenineffizienz + Rent-seeking Aufwendungen
107
Theorie des Rent-seeking: Das Tullock-Modell
• Zentrale Frage:
– Wie hoch werden die Aufwendungen im Rent-seeking Prozess sein?
– Das
D wichtigste
i hti t Modell
M d ll dazu:
d
• Gordon Tullock (1967)
– Abbildung des Wettbewerbs durch eine „Lotterie
Lotterie“::
• Aufwendungen der Rent-seeker erhöhen die eigene Gewinnwahrscheinlichkeit
und reduzieren die der anderen.
• Äquivalent:
Ä
– „All pay auction“: alle Gebote müssen gezahlt werden, egal ob man den Zuschlag
bekommt.
• Zentral ist die Annahme hinsichtlich der Produktivität der Rent-seeking
Aufwendungen.
• Formal für zwei Spieler:
108
xr
yr
F ( x, y ) = r
V − x ; G ( x, y ) = r
V−y
r
r
x +y
x +y
• Dabei ist
F(x, y) – Auszahlung für Spieler 1
x
– Rent-seeking Aufwand von Spieler 1
G(x, y) – Auszahlung für Spieler 2
y
– Rent-seeking Aufwand von Spieler 2
r
– Produktivitätsparameter
V
– zu vergebende
ergebende Rente
•
Beide Spieler
p
wählen simultan x und yy.
109
• Die Gebote im symmetrischen Nash-Gleichgewicht:
rV
x= y=
4
• Damit ist der gesamte Aufwand (die gesamte Verschwendung):
r
x+ y = V
2
• Damit ist wird für r = 2 bereits die gesamte Rente im RentRent
seeking Prozess eingesetzt!
• „Full
Full Rent dissipation
dissipation“
110
• Die Auszahlung, die die Spieler im Gleichgewicht erhalten ist:
V⎛ 1 ⎞
π i (x , y ) = ⎜ 1 − r ⎟
n⎝ 2 ⎠
– Für r = 1 ist sie damit = V/4
– Für r = 2 ist sie = 0
– Für r > 2 ist sie < 0!
• Je produktiver die RS
RS-Investition
Investition ist, um so geringer ist die
Auszahlung im GG!
• Was ist die beste Antwort,, wenn die Auszahlungg im GG < 0
ist?
– Kein Gebot abzugeben!
– Das kann aber kein GG sein!
– Warum nicht?
111
• Das erste Rätsel des Tullock-Modells:
– Für r > 2 und n = 2 existiert kein GG in reinen Strategien
• Wenn n > 2, kann muss r < n/(n-1) sein, damit ein GG in reinen
Strategien existiert.
existiert
– Natürlich existieren Gleichgewichte in gemischten
Strategien.
• Nur lassen sich diese nicht gut interpretieren!
– Was also tun echte Rent-seeker,, wenn ihre Aufwendungen
g
sehr produktiv sind?
• Bestechung kann u.U. sehr produktiv sein!
112
• Das zweite Rätsel des Tullock-Modells:
– D
Das M
Modell
d ll prognostiziert,
ti i t dass
d die
di Rent-seeker
R t
k sehr
h
ineffizient handeln.
• Beachte: Im GG machen beide das gleiche Gebot,
Gebot d.h.
d h ihr
Gewinnwahrscheinlichkeit ist ½.
• Das könnten sie auch haben, wenn beide das minimale Gebot
abgeben!
• Die Verschwendung im Rent-seeking Wettbewerb ist höher, als Sie
bei kooperativem
p
Verhalten sein müsste!
– Das Rätsel:
• empirisch lässt sich zeigen, dass echte Rent-seeker viel effizienter
sind, als es das Modell prognostiziert.
• Die Aufwendungen sind im Verhältnis zur Rente relativ klein.
113
Das Tullock-Modell bei sequentieller Modellierung
• Was ist falsch am Tullock-Modell?
– Vielleicht die Annahme, dass die Spieler simultan entscheiden?
– Was spricht gegen eine sequentielle Modellierung?
• Lange Zeit die Überzeugung, dass es dann nur zu einem Wettbewerb um
das Recht kommen würde, den ersten Zug zu machen.
• Damit wäre das Problem nur eine Stufe vorverlagert.
– Leininger (1993): Zeigt allerdings, dass dieses Argument nicht
überzeugt:
• Sequentielles Spiel Pareto-dominiert das simultane!
• Sequentielle Modellierung führt zu effizientem Verhalten im
teilspielperfekten GG!
• Allerdings nur dann, wenn nicht klar ist, welcher Wettbewerber den letzten
Zug hat!
114
Experimentelle Überprüfung
• Vogt, Weimann und Yang (1999, 2000):
– Bei sequentiellem Spiel mit fester Rundenzahl:
• Existenz eines First-Mover-Advantage kann nicht bestätigt werden.
– Präemptive Züge werden bestraft!
– Zweitziehende realisieren höhere Auszahlungen
g als die
Erstziehenden!
– Bei sequentiellem Spiel mit offenem Ende:
• Effizientes Verhalten der Rent-seeker
• Einigung auf kleine Gebote
• Auffällige Unterschiede im Verhalten bei ostost und westdeutschen
Versuchspersonen.
– Ostdeutsche sind deutlich kompetitiver als Westdeutsche!
115
• Die sequentielle Modellierung löst damit das zweite Rätsel.
• Ist
I sie
i auchh realistisch?
li i h?
– Ganz sicher:
• Aktivitäten der Lobbyisten
y
erfolgen
g nicht simultan.
• Es dürfte auch realistisch sein, anzunehmen, dass niemand weiß, wer den
letzten Zug hat.
• Die Angst
g vor „„Vergeltung“
g
g oder „Bestrafung“
„
g ist die Ursache für das
„kooperative“ Verhalten.
•
•
•
•
Effizientes Verhalten macht Rent-seeking lohnend!
M sollte
Man
llt sich
i h an dieser
di
St
Stelle
ll nicht
i ht über
üb Effizienz
Effi i
freuen.
f
Nehmen die Rent-seeking Aktivitäten eher zu oder eher ab?
Auch effizientes Rent-seeking
Rent seeking führt zu Verschwendung!
– Monopole bleiben geschützt (Briefmonopol?)
– Importe werden mit Zöllen belegt (Energiesparlampen?)
116
5.2.3
Technischer Fortschritt
Weimann Kap. 6.3.3
Drei Methoden um mehr zu produzieren und damit höheren
Wohlstand zu erreichen:
• Mehr Kapital einsetzen
– setzt Konsumverzicht voraus!
• Mehr arbeiten
– pro Tag, pro Leben, …
• Produktiver werden (technischer Fortschritt)
– der mit Abstand wichtigste Faktor für wachsenden Wohlstand.
Wovon hängt der technische Fortschritt ab?
– Unterscheide zwischen Grundlagenforschung und angewandter Forschung
– In beiden Fällen kommt es auf die Anreize an!
117
•
Grundlagenforschung:
– P
Produziert
d i t im
i Wesentlichen
W
tli h öffentliche
öff tli h Güter.
Güt
– Bezüglich des Wissens gibt es keine Rivalität.
– Nutzungsausschluss wäre deshalb nicht effizient.
•
Worin besteht der Anreiz zu forschen, wenn man Forschungsergebnisse
nicht verkaufen kann?
– Deshalb gilt für Grundlagenforschung:
• Muss staatlich finanziert werden
• bedarf nicht pekuniärer Anreize
– Reputation, akademische Freiheit, Nobelpreis etc.
•
Letztlich funktioniert Grundlagenforschung nach einem
Belohnungssystem:
– Wenn du etwas findest, von dem die akademische Welt der Meinung ist, dass
es ein Fortschritt ist, dann wirst du mit Anerkennung, einer Lebensstellung
usw. belohnt.
– Hoffentlich weiß die akademische Welt immer, was ein Fortschritt ist und was
nicht!
i ht!
118
• Angewandte Forschung
– Darunter ist die Forschung
g zu verstehen,, die unmittelbar zu Produktoder Prozessinnovationen führt.
• Welchen Anreiz haben Unternehmen in F&E zu investieren?
– N
Natürlich
tü li h die
di Gewinne,
G i
die
di realisiert
li i t werden
d können,
kö
wenn es zu
Innovationen kommt (oder wenn man der Welt vormachen kann, man
habe eine solche – wie z.B. Apple)
– Setzt
S
voraus, ddass di
die fi
fixen Investitionskosten
ii k
auch
h wieder
i d verdient
di
werden können.
– Geht nicht, bei Grenzkostenpreisen!
– Ohne Patentschutzwerden die Preise aber schnell auf die Grenzkosten
fallen!
– Damit gilt:
• F&E setzt Patentschutz voraus!
119
Deshalb:
Ohne Patentschutz: Kein Anreiz zu F&E
Aber:
Mit Patentschutz : Monopol!
Ist das Belohnungsmodell hier eine Alternative?
– Wohl kaum,, denn es müsste ja
j klar sein,, was belohnt werden soll.
– Es existiert aber keine „wissenschaftliche Gemeinschaft“, die das
festlegen könnte.
• Vielleicht ist Monopol in diesem Fall nicht so schlimm?
– Zeitliche Begrenzung des Patentschutzes
– Anreize zum Substitutionswettbewerb
– Schumpeters Sicht der „schöpferischen Zerstörung“
120
5.2.4 F&E Grundmodell und Patentwettlauf
•
Welchen Vorteil hat die Gesellschaft von Innovationen?
–
•
Welchen Vorteil haben die, die die Innovation „entdecken“?
–
•
Prozessinnovation: Grenzkosten sinken von c auf z < c.
Kö
Können
wir
i sicher
i h sein,
i dass
d die
di Anreize
A i zur Innovation
I
i ausreichen?
i h ?
Wi untersuchen
Wir
t
h zweii Fälle:
Fäll
1.
2
2.
Monopolist, der Innovation einführt.
Wettbewerbsanbieter der eine „drastische
Wettbewerbsanbieter,
drastische“ Innovation einführt und
damit zum Monopolisten wird.
121
Der gesellschaftliche Vorteil einer
Prozessinnovation
Preis/Grenzkosten
c
A
z
Nachfrage
g
Wettbewerbsmenge bei c
Wettbewerbsmenge bei z
Menge
122
Innovationsanreize eines Monopolisten
Preis/Grenzkosten
Vorteil: B – D
Monopolist ersetzt zum Teil seine eigene Rente!
B – D < A ! Anreiz
A i iistt kl
kleiner
i
als
l gesellschaftlicher
ll h ftli h
Vorteil
p1
D
c
p2
B
z
Nachfrage
g
Menge
123
Anreize eines Wettbewerbers bei drastischer Innovation
Monopolpreis bei z liegt unter Wettbewerbspreis
bei c (drastische Innovation)
Preis/Grenzkosten
Aber wieder sind die Anreize kleiner als der
gesellschaftliche Vorteil
Wettbewerbspreis bei c
A1
c
Monopolpreis bei z
F
A2
z
Nachfrage
g
Wettbewerbsmenge bei z
Menge
124
Patentwettlauf
•
•
•
Wert von Innovationen größer als der Vorteil den sie für den haben, der sie
realisiert!
Um so wichtiger
g sind die Anreizstrukturen!
Die Rolle der Information:
– Für „Wettbewerb der Labore“ ist es wichtig, dass nicht alle alles wissen.
– Man braucht private Information.
– Sonst degeneriert der Wettbewerb
• Wenn man nicht weiß, wie weit die anderen sind, macht es Sinn sich anzustrengen.
• Wenn man weiß, dass man vorn liegt oder hinten ist, dann kann man es geruhsam
angehen.
•
Nachteil asymmetrischer
y
Information:
– Ineffiziente Doppelforschung
– Offensichtlich ein Trade-off
125
5.3
Eingeschränkter Wettbewerb: Oligopole
• Zur Erinnerung:
– In der Einführung haben wir das Cournot-Modell
Cournot Modell kennen
gelernt.
– Mengenwettbewerb zwischen Oligopolisten
Oligopolisten.
– Standardmodell zur Beschreibung oligopolostischen
Wettbewerbs.
– Eines der meist benutzten und best analysierten Modelle
p
überhaupt.
– Das „Arbeitstier“ der Industrieökonomik.
126
Cournot-Modell
Resultate:
Für den Fall identischer Kosten und linearer Nachfrage gilt:
• Bei zwei Anbietern wird insgesamt 2/3 der Menge S angeboten, die im
Wettbewerbsfall resultiert.
• Für n > 2 Anbieter resultiert die Gesamtangebotsmenge:
1 ⎞
⎛
Q = ⎜1 −
⎟S
⎝ n + 1⎠
Mit wachsendem n nähert sich die Cournot-Menge
der Wettbewerbsmenge S
127
Das Bertrand-Modell
Das Konkurrenzmodell zu Cournot!
Voraussetzungen:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Duopol (2 Anbieter)
Homogenes Gut
Beide können den gesamten Markt bedienen
Entscheidungsvariable ist der Preis p1, p2
Konstante Grenzkosten c, keine Fixkosten
Nachfrage D hängt von beiden Preisen ab:
D = D(p1, p2)
128
Konjekturale Nachfrage:
(
Di pi , p j
)
wenn p i < p j
⎧D( p i ),
⎪
⎪1
= ⎨ D( p i ),
) wenn p i = p j
⎪2
wenn p i > p j
⎪⎩0 ,
Gewinn: πi = D(pi, pj) (pi – c)
• Beide Anbieter entscheiden simultan über ihren Preis
• Gesucht ist das Nash-Gleichgewicht (Bertrand-Gleichgewicht)
• Ist gegeben durch:
p1 = p2 = c
129
Beweis:
• p1 > p2 = c
Kein GG da 2 den Preis anheben könnte
• p1 = p2 > c
Kein GG, da 0,5(pi – c) D(pi) < (pi – c – ε) D(pi – ε )
Fü ein
Für
i hi
hinreichend
i h d kleines
kl i
ε
Es bleibt nur p1
= p2 = c
Bertrand-Gleichgewicht!
• Bertrand Wettbewerb führt damit zum Wettbewerbsgleichgewicht!
• Obwohl nur 2 Unternehmen am Markt sind!
130
Bertrand oder Cournot?
• IIm C
Cournot-Modell
M d ll wählen
ähl die
di Unternehmen
U
h
die
di Mengen,
M
der
d
Preis wird dann vom Markt bestimmt.
• Kreps & Scheinkman (1983):
– Zweistufiges Spiel
• Auf der ersten Stufe Cournot-Wettbewerb, d.h. Unternehmen bestimmen
di Mengen.
die
M
• Auf der zweiten Stufe: Preiswettbewerb
– Resultat: Identisch mit dem des Cournot-Modells.
• Firmen benutzen Mengenbegrenzungen, um den Preiswettbewerb zu
beschränken!
– Spricht für die Verwendung des Cournot-Modells.
• Vgl. Sidestep 36 Seite 324 in Weimann (2006)
131
Stackelberg-Modell
• Fü
Für die
di Ergebnisse
E b i des
d Cournot
C
undd des
d Bertrand-Modells
B
d M d ll ist
i die
di
Annahmen simultaner Züge wichtig.
passiert, wenn es einen Spieler gibt,
gibt der als erster ziehen
• Was passiert
kann?
• Stackelberg-Modell:
g
– Auf der ersten Stufe: Monopolist legt seine Angebotsmenge x fest.
– Auf der zweiten Stufe: Gegeben die Menge des Monopolisten entscheidet
Entrant ob er in den Markt eintritt (y > 0) oder nicht (y = 0)
Entrant,
• Annahmen:
–
–
–
–
Inverse Nachfrage:
Kosten:
Monopolmenge
Monopolgewinn
p = 13 – x – y
C(x) = x + 6,25 bzw. C(y) = y + 6,25
xm = 6
πm = 29,75
29 75
132
Stackelberg-Modell
• Allerdings: Wenn der Erstziehende die Monopolmenge 6
wählt, dann wird der Entrant in den Markt eintreten und y = 3
wählen.
wählen
• Gewinn des „Monopolisten“ dann nur noch 11,75
• Gewinnfunktion des Entrant:
π y(y) = (13 – x – y) y – y – 6,25
G i
Gewinnmaximum
i
bei:
b i
y* =
Gewinn bei y*:
π y(
12 − x
2
2
⎛ 12 − x ⎞
*
y =⎜
⎟ − 6 ,25
⎝ 2 ⎠
)
133
Stackelberg-Modell
• Damit ist der Gewinn des Entrant solange > 0 solange x < 7
ist.
• Gewinnfunktion
G i f kti des
d Monopolisten:
M
li t
⎧⎛
12 − x ⎞
⎟ x − x − 6 ,25 für x < 7
⎪⎜ 13 − x −
m
π = ⎨⎝
2 ⎠
⎪(13 − x )x − x − 6 ,25
f
für
x ≥7
⎩
• Die Graphik zur Gewinnfunktion
– (Achtung: Abbildung 49 nicht ganz korrekt!)
134
Stackelberg-Modell
Wird x kleiner als 7, kommt es zu Markteintritt,
Gewinn
und der Gewinn fällt.
Das Cournot- Gleichgewicht liegt bei x = y = 4
6
7
Menge
135
Stackelberg und Cournot-Gleichgewicht
x(y)
StackelbergGleichgewicht
7
6
Ry
Cournot-Gleichgewicht
4
Rx
y(x)
( )
4
6
7
136
Die Rolle der Markteintrittskosten
• Warum kann der Monopolist den Eintritt des Entrant durch
eine strategische Mengenentscheidung verhindern?
– Schuld sind die Markteintrittskosten von 6,25.
6 25
– Wären diese = 0 wie sähe das Gleichgewicht dann aus? Übung!
• Fixkosten haben hier den Charakter von „Sunk
Sunk costs
costs“, d.h.
d h sie
sind durch Marktaustritt nicht reversibel zu machen!
• Folge:
g
– Kommt es zum Markteintritt und der Monopolist setzt eine hohe
Menge fest, macht der Entrant Verlust.
– Die Aussicht darauf hält ihn vom Markteintritt ab.
– Das gleiche Argument wird später noch einmal eine wichtige Rolle
spielen.
sp
ee .
137
5.4
Wettbewerbspolitik
Weimann Kapitel 6.4
Lehren aus der Beschäftigung mit Monopol und Oligopol:
•
•
•
•
Marktmacht führt (meistens) zu Ineffizienz.
Je weniger Anbieter in einem Markt, umso größer die Gefahr, dass die
effiziente Lösung weit verfehlt wird.
Preiswettbewerb führt eher zum Wettbewerbsgleichgewicht
g
g
als
Mengenwettbewerb.
Die Anbieter in einem Wettbewerbsmarkt befinden sich in einem
Gefangenen Dilemma:
Gefangenen-Dilemma:
– Alle würden höhere Gewinne machen, wenn sich alle zusammen so
verhalten wie ein Monopolist.
– Gegeben, die anderen setzen den Monopolpreis und wählen die
Monopolmenge, ist es beste Antwort, die Menge auszudehnen.
– Im Gleichgewicht sind alle bei der effizienten Lösung
•
Diese Dilemma muss aufrecht erhalten bleiben.
138
Die wichtigsten Leitlinien der Wettbewerbspolitik, die sich
daraus ergeben:
• Freier Marktzugang
– Sichert Tendenz zum Grenzkostenpreis
– Kann beschränkt sein
• Rolle der Sunk cost
• Funktion von Werbung?
– Manchmal reicht die Drohung des Markteintritts
Markteintritts.
– Kann ein wirksamer Schutz des GD sein, in dem sich Anbieter
befinden!
139
• Verhinderung von Kartellen
– Es muss bei dem GD der Anbieter bleiben.
– Markteintritt darf nicht ausgeschlossen sein
– Auch implizite Kartellabsprachen müssen verhindert
werden:
• Öffentliche Ankündigung: Das Bier wird teurer werden?!
– Vor allem
ll gilt
il es Preiskartelle
ik
ll zu vermeiden.
id
• Preiswettbewerb ist enorm wirksam!
• Aber was ist mit der Preisbindung bei Medikamenten?
• Was ist mit der Preisbindung bei Büchern?
Staatlich sanktionierte Kartelle?
140
• Unternehmenszusammenschlüsse
– K
Kann zu W
Wettbewerbseinschränkung
ttb
b i hä k
führen.
füh
– Ist die perfekte Form der Kartellbildung.
– Unternehmenskonzentration
U
h
k
i muss kkontrolliert
lli werden.
d
• Aber es gibt einen Trade off:
– Mitunter sind Unternehmenszusammenschlüsse notwendig,
weil dadurch Größenvorteile realisiert werden, ohne die
U t
Unternehmen
h
nicht
i ht mehr
h wettbewerbsfähig
ttb
b fähi sind.
i d
• „Economies of scale“ – Skaleneffekte
• „Economies
Economies of scope
scope“ – Synergieeffekte
– Wichtig ist die richtige Abgrenzung des Marktes!
141
Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen
• Setzt die Leitlinien im Wesentlichen in drei zentralen
Vorschriften um:
• Kartellverbot
– Zementindustrie wurde erwischt.
• Jahrelange Preisabsprachen
• Die Apotheker dürfen weiterhin den Preiswettbewerb ausschalten.
• Missbrauchsaufsicht
Mi b
h f i ht
• Wird vom Bundeskartellamt ausgeübt
• Verhinderung von marktbeherrschenden Stellungen
• Beispiel: Fuchs-Gewürze haben versucht, durch Einmalzahlungen
an Lebensmittelmärkte, einen konkurrierenden Anbieter vom Markt
zu verdrängen.
d
142
Zusammenschlusskontrolle
– Unternehmenszusammenschlüsse müssen vom Kartellamt genehmigt
werden, wenn:
1 die
1.
di beteiligten
b t ili t Unternehmen
U t
h
insgesamt
i
t weltweit
lt it Umsatzerlöse
U
t lö von
mehr als 500 Millionen Euro und
2. mindestens ein beteiligtes Unternehmen im Inland Umsatzerlöse
von mehr als 25 Millionen Euro erzielt haben.
• Kleine Märkte mit Gesamtumsatz < 15 Mio. sind ausgenommen
– Ministerentscheidung:
Ministerentscheid ng:
• Wenn das Kartellamt den Zusammenschluss verbietet, kann der
Wirtschaftsminister dieses Verbot aufheben.
143
Europäische
p
Wettbewerbspolitik
p
– Soll vor allem den Wettbewerb zwischen den Ländern der
EU sichern.
– Richtet sich deshalb vorwiegend gegen staatliche
Förderungen einzelner nationaler Industrien.
• Beihilfeverbot!
• Schwierige Fragen der Abgrenzung: Was ist eine den Wettbewerb
einschränkende Beihilfe?
• Zieht weite Kreise: Richtlinie der EU-Kommission zur Frage der
Vermarktung von Fußball Fernsehrechten!
– Hinsichtlich des Wettbewerbs über die EU-Grenzen
hinweg sieht die Welt ganz anders aus!
144
5.5 Administrierte Märkte
• Auch administrierte Märkte sind Märkte mit
eingeschränktem Wettbewerb.
Wettbewerb
• In der Einführung haben wir uns ausführlich mit den
Wirkungen von Höchst- und Mindestpreisen befaßt.
befaßt
• Hier:
– Diskussion „meritorischer
meritorischer Eingriffe
Eingriffe“
– Ein konkreter Fall eines administrierten Marktes: Der Arbeitsmarkt.
145
5.5.1 Meritorik
• W
Welche
l h G
Gründe
ü d kkann es fü
für staatliche
li h Ei
Eingriffe
iff iin Märkte
Mä k
geben, wenn kein Marktversagen vorliegt?
1. Verteilungsziele
• Sollten eigentlich durch Veränderungen der Einkommen
erreicht
i h werden
d (Anfangsausstattung).
(A f
)
– Allerdings kann es sein, dass Einkommen nicht beobachtbar
ist.
– Besteuerung von Zigaretten?
– Haben Raucher einen geringeren Grenznutzen des
Einkommens?
• Umverteilung durch Preismanipulation ansonsten sehr
problematisch.
146
2. Meritorisches Handeln
•
• Richard Musgarve (1959!)
Meritorik = staatliches Handeln ohne Marktversagen und
ohne
h Verteilungsmotiv
V
il
i
–
–
–
–
Nur begründbar durch Annahme verzerrter Präferenzen!
Der Planer handelt, weil Konsumenten nicht wissen, was ihnen
nützt!
Steht unmittelbar im Widerspruch zum methodologischen
Individualismus.
Setzt voraus, dass der Staat eine Art „Erziehungsauftrag“ gegenüber
seinen Bürgern hat.
147
Beispiele:
• Drogenkonsum (gerechtfertigt?)
– Fehlende Souveränität des Konsumenten.
– Weiß ein Drogenkonsument noch,
noch was ihm nützt?
• Theatersubvention, Film, Schwimmbad.
– Häufig: Verquickung von Verteilungszielen, Meritorik und
öffentlichen Gut Argumenten.
– Saubere Trennung erforderlich.
• Güter "zu
zu wichtig"
wichtig für den Markt?
– Wohnungen, Energie, Grundnahrungsmittel?
– CO2-Vermeidung?
Verkehrung der realen Bedingungen!
148
Das Natürliche Monopol
Weimann Kap.
Kap 7
Fallende Durchschnittskosten
Nachfrage
p1
pN
pc
DK(x)
x1
xN
xc
GK(x)
149
Zutaten für ein natürliches Monopol:
– Hohe Fixkosten
– Geringe variable Kosten
– beachte Verhältnis von Kosten und Nachfrage!
z B leitungsgebundene Angebote!
z.B.
Wohlfahrtsbetrachtung:
Fixkosten nur einmal!
– Voraussetzung:
g Ein Anbieter kann ggesamte Marktnachfrage
g
kostenminimal befriedigen!
– Kapazität reicht also aus!
150
Effizienzverlust bei Second Best Lösung
Nachfrage
pN
pc
A
B
xN
DK(x)
C
GK( )
GK(x)
xc
151
Subadditive Kosten
⎛n ⎞
K(xi ) > K⎜∑ xi ⎟
∑
⎝ i =1 ⎠
i =1
n
Nachfrage
DK(x)
C
xN
xc
152
Subadditiv vs. Wettbewerb
Nachfrage
g
Nachfrage
g
DK
GK
DK
153
Theorie bestreitbarer Märkte
Grundidee:
• Bei fallenden DK und freiem Markteintritt war nur die second best
Lösung stabil
– Preis < DK führt zu Verlust
– Preis > DK führt zu Markteintritt
• Damit stellt sich die second best Lösung quasi von allein ein.
ein
Theorie bestreitbarer Märkte
154
Die Voraussetzungen der Theorie
bestreitbarer Märkte
• Theorie bestreitbarer Märkte :
• Oligopole sind „nicht so schlimm“.
• Sind die Voraussetzungen dafür erfüllt?
• Kritische
K i i h Annahmen:
A h
Hit and Run muß möglich sein
• Glaubwürdige
g Drohungg des Markteintritts
• Positive Reaktionszeit der alten Firmen
Abwesenheit von Sunk Costs
• Wirken als Markteintrittsbarriere
• Wirken auch als Austrittsbarriere
• TDK = Totale DK; RDK = Reversible DK
155
Marktaustrittsbarriere:
156
Wirkung von Sunk Costs
Ursächlich ist Asymmetrie zwischen Newcomer und dem, der bereits im
Markt ist.
• Letztere hat die Kosten schon versenkt
– Deshalb sind sie nicht mehr Bestandteil seiner Opportunitätskosten
• Deshalb ist Drohung den Newcomer zu unterbieten glaubwürdig
Sind Sunk Costs selten?
• Leider nein
• Fast alle fixen Kosten haben auch Anteile von Sunk Costs
• Markteintrittskosten, Werbung, Forschung etc.
Gültigkeit der Theorie bestreitbarer Märkte damit
eingeschränkt!
157
Aber: Vielfach sind Teile eines Marktes bestreitbar,
– S
Strategie:
i
• Reguliere den nicht bestreitbaren Teil
• Wettbewerb im bestreitbaren
– Beispiele:
• Telekommunikation:
– Telefonnetz bleibt monopolistisch
– Endgeräte und Netzbetrieb dagegen wettbewerblich
• Eisenbahn
– Streckennetz als staatliches Monopol
p
– Zugverkehr wettbewerblich
158
Strategien bei nicht bestreitbaren Märkten:
1.
Demsetz-Versteigerung
Demsetz
Versteigerung
Wenn ein Markt nicht bestreitbar ist
• Kein Wettbewerb um den Markt
Aber:
• Dieser kann vom Staat initiiert werden
• Geschieht durch eine Versteigerung der Monopolstellung
• Gebote sehen Mengen und Qualitäten vor
– Problem unvollständiger Verträge!
Beispiele:
• Entsorgungsleistungen für Kommunen
• UMTS-Versteigerung: Kein Monopol, aber Oligopol
159
2. Monopolistische Konkurrenz
Reine Monopole sehr selten
• Fast immer: Substitutionswettbewerb
• Beispiel:
B i i l B
Bahn
h iist M
Monopolbetrieb,
lb i b aber:
b
– Wettbewerb mit Straße, Wasser, Flugverkehr!
– Begrenzt den Preissetzungsspielraum
– Insofern „monopolistische Konkurrenz“
Charakterisierung der Industriekonfiguration:
• All
Alle Anbieter
A bi
sehen
h sich
i h mit
i fallender
f ll d konjekturaler
k j k
l Nachfrage
N hf
konfrontiert
• Keiner macht einen Gewinn (Nullgewinnbedingung)
• Preissetzung hat nur geringen Einfluss auf die Nachfrage der anderen
160
Einzige stabile Situation (Gleichgewicht):
Substitutionswettbewerb:
•Erfolgt
E f l t durch
d h Produktdifferenzierung
P d ktdiff
i
•Diese schafft mehr oder weniger enge Substitute
•Prozess läuft so lange, bis Nullgewinn erreicht ist.
•Im Gleichgewicht: Preis = DK
Beachte:
•Im Wettbewerb ist die Nachfrage eine Horizontale
•Monopolistischer
M
li i h Wettbewerb
W b
b erzeugt im
i Idealfall
Id lf ll secondd
161
best auch bei fallenden DK!
Gleichgewicht bei monopolistischer Konkurrenz
162
DK
Nachfrage
Nachfrage
DK
NEIN
Existiert ein
natürliches Monopol?
Subadditivität?
JA
Wie groß ist der Effizienzverlust bei second best?
groß
klein
DK
GK
Demsetz-Versteigerung??
Bestreitbarer Markt?
Reguliere
NEIN
Monopolistische
p
Konkurrenz?
JA
second best
163
Asymmetrische Information
Weimann Kap. 4.3.1
– Vollkommen symmetrische Information eher die Ausnahme.
– Schafft in der Regel keine Probleme
Aber:
Systematische Informationsasymmetrie schafft Probleme
Beispiel Gefangenendilemma:
•
•
•
•
GD im Prinzip lösbar durch Vertrag
Bei sequentiellem Spiel: einer muss eine Vorleistung erbringen
Für den Zweiten ist die Einhaltung des Vertrags nicht rational!
Erzwingbarer Vertrag (Gerichte etc.) setzt Kontrollmöglichkeit voraus
und damit Beobachtbarkeit
• Bei systematischer Informationsasymmetrie ist diese Voraussetzung
164
nicht erfüllt
Folge 1: Adverse Selektion
Standardbeispiel: Gebrauchtwagenmarkt
"M k ffor L
"Market
Lemmons„
•
•
Verkäufer kennt die wahre Qualität des Autos
Käufer kann diese nicht beobachten
– Darin besteht die systematische Informationsasymmetrie
•
Was wird der Verkäufer über die Qualität des Autos sagen?
165
Kann man ihm glauben?
– Jeder Verkäufer wird das Gleiche sagen, unabhängig von der wahren
Qualität
– Aussage ist deshalb nicht glaubwürdig, auch wenn sie wahr ist
R db
Randbemerkung:
k
– Experiment von Ockenfels/Selten:
• Zeigt,
Zeigt dass Lügner nur schwer zu entlarven sind
Folge:
– Käufer werden eine mittlere Q
Qualität unterstellen und nur den Preis für
eine mittlere Qualität zu zahlen bereit sein
– Gute Qualitäten erzielen deshalb nicht die entsprechenden Preise
– Werden
W d deshalb
d h lb auchh nicht
i ht mehr
h angeboten
b t
– Durchschnittsqualität sinkt, Erwartung der Käufer passt sich an
– Preise sinken, usw.
166
Gleichgewicht:
• G
Gute Q
Qualitäten
li ä sind
i d vom Markt
M k verschwunden
h
d
• Es werden nur noch Zitronen gehandelt
• Vorteilhafte Tausche guter Qualitäten kommen nicht zustande:
Ineffizienz
Lösungen:
• Qualitätssignal des Verkäufers muss glaubwürdig werden!
• Erste Möglichkeit: Reputation
– Wenn Reputation für den Verkäufer wichtig ist, werden seine
Informationen glaubwürdig
• Zweite Möglichkeit: Garantien
Vergleiche Markenhändler mit Wochenendmarkt!
167
Adverse Selektion auf dem Versicherungsmarkt
Beispiel
p Krankenversicherung
g
Annahme:
• Versicherungen
g können das Risiko des Versicherten nicht beobachten!
– Vorerkrankungen, Lebensstil etc. nicht bekannt
• Folge:
– Bei der Berechnung der Prämie wird vom statistischen Durchschnitt
ausgegangen
– Prämie ist für gute Risiken deshalb zu hoch
– Gute Risiken fragen die Versicherung deshalb nicht nach
– Durchschnittsrisiko steigt, Prämie auch etc.
– Am Ende nur noch schlechte Risiken im Pool.
– Adverse Selektion
168
Annahme:
Versicherungen können die Risiken perfekt beobachten
Folge:
– Risikoäquivalente Versicherungsverträge
– Preisdiskriminierung
P bl
Problem:
– Führt bei Hochrisikogruppen und chronisch Kranken zu
prohibitiven Prämien
– Bei gesetzlichen Krankenkassen keine Risikoabhängigkeit
der Prämien (einkommensabhängig)
• Führt zu Risikoselektion
• Wettbewerb setzt deshalb Risikostrukturausgleich voraus
169
Folge 2: Moral Hazard
Allgemein:
• Verhaltensveränderung, die durch eine Versicherung eintritt und die
• nicht beobachtbar ist
– Darin besteht die Informationsasymmetrie
B i i l
Beispiele:
– Vollkaskoversicherungen
• Jede Beule wird repariert
p
– Rechtsschutzversicherungen
• Nur keinen Streit vermeiden
– Krankenversicherung
• Immer nur das teuerste (Medikamente, Arztbesuche etc.)
170
Lösungen und Probleme
Haftungsgrenzen und Selbstbeteiligungen
– Vollkaskoversicherung gibt es praktisch nur mit Selbstbeteiligung
– Bei der g
gesetzlichen Krankenversicherungg im Gespräch
p
Schwierigere Probleme:
•
•
Soziales Sicherungssystem (Sozialhilfe
(Sozialhilfe, Arbeitslosenhilfe) ist eine
Versicherung
Führt zu Verhaltensänderungen
– Keine
K i eigene
i
Vorsorge
V
(Ri
(Riester
t R
Rente!)
t !)
Alle Probleme, die durch Informationsasymmetrien
entstehen, sind Gegenstand von:
Kontrakttheorie
Prinzipal-Agent-Modellen
Prinzipal
Agent Modellen
171
Ein vorläufiges Fazit
• Was haben wir bis jetzt gelernt?
– Politik ist „kollektive Entscheidung“
– Bedeutet
B d t t Zwang
Z
– Bedarf der Rechtfertigung
– Eine
Ei solche
l h lässt
lä sich
i h dann
d
leisten,
l i
wenn gezeigt
i werden
d
kann, dass kollektive Entscheidungen bessere Ergebnisse
bringt als individuelle.
individuelle
• Wann ist das der Fall?
– Wenn wir allokative Effizienz als Maß verwenden:
• Kollektive Entscheidungen notwendig, wenn der Markt versagt,
d.h. keine Pareto-effiziente Allokation erzeugt.
172
• Beispiele:
– Öffentliche Güter
– Externe Effekte
– Natürliche Monopole
– Asymmetrische Information
• Wie steht es um Verteilungsfragen?
– Davor haben wir uns bisher eher gedrückt
Aber:
– Eine sehr grundsätzliche Bemerkung dazu ist notwendig!
173
Verteilung und kollektive Entscheidung:
Hinter dem Schleier des Unwissens
Ein Gedankenexperiment:
– Man stelle sich eine verfassungsgebende Versammlung vor
– Die Mitglieder befinden sich hinter einem „Schleier des
Unwissens
Unwissens“
• Niemand weiß, welche Rolle er/sie später in der Gesellschaft spielen
wird, d.h.
– ob er arm/reich, gesund/krank etc.sein wird
– Was werden die Versammlungsmitglieder in die Verfassung
schreiben?
– Einzige Annahme: Menschen sind risikoavers
– Die Idee geht aauff John Rawls
Ra ls zurück
rück (Theorie der
174
Gerechtigkeit)
Umverteilung als Versicherung
• Eine naheliegende Idee:
– Menschen wollen sich gegen die Gefahr versichern, in einer
schlechten Position zu sein.
sein
– Eine kollektiv vereinbarte soziale Grundsicherung (z.B.
Sozialhilfe und/oder Arbeitslosenhilfe) bietet eine solche
Versicherung.
– Grundsicherungg bedeutet aber Umverteilung:
g Von denen,,
denen es gut geht, zu denen, denen es schlecht geht.
– Vor dem Schleier des Unwissens ist dazu Zwang notwendig
– Rawls und Harsaniy zeigen: Es ist eine individuell rationale
Entscheidung, hinter dem Schleier des Unwissens für diesen
Zwang zu votieren.
175
Die Konsequenz daraus
• S
Sowohl
hl allokative
ll k i Gründe
G ü d (Marktversagen)
(M k
) als
l auchh Verteilungsaspekte
V il
k
sprechen für kollektive Entscheidungen
• Gegenstand dieser Entscheidungen muss u.a. die Regelung einer
Zwangsfinanzierung staatlicher Aufgaben sein
– Erstellung öffentlicher Güter kostet Geld
– Umverteilung kann nur durch Zwangseinnahmen erreicht werden
Das bedeutet:
Die Notwendigkeit kollektiver Entscheidungen geht mit der Notwendigkeit
einher,, öffentliche Einnahmen zu erzielen!
176
Delegationsprobleme in repräsentativen
Demokratien
Weimann Kap. 9
In repräsentativen
p
Demokratien:
–
–
Delegation der Entscheidungen
Schafft Probleme
Vier Gruppen sind beteiligt:
1.
Die Wähler
•
•
2
2.
Ihre Bedeutung ist offensichtlich
Sie bestimmen die Repräsentanten
Die Politiker bzw.
bzw die politischen Parteien
•
•
Konkurrieren um die Wählerstimmen
orientieren sich deshalb am Wählerwillen?!
177
3.
Die Interessenverbände
•
•
4.
Gewerkschaften,
G
k h ft A
Arbeitgeberverbände,
b it b
bä d NGO‘s
NGO‘ aller
ll
Art
Hohes Interesse an Interessenwahrnehmung (im
Unterschied zu Wählern)
Die Bürokratie
•
•
•
•
Wichtiger Teil der Exekutive
Politiker müssen zwangsläufig einen Teil der
Entscheidungen an Bürokraten delegieren!
Minister kommen und gehen, Bürokraten bleiben!
Bürokratie gehorcht eigenen Gesetzen!
178
Die Wähler: Das Wahlparadoxon
Die Wahlbeteiligung bei Bundestagswahlen liegt bei über 70%
– Warum gehen so viele Menschen wählen?
– Ist es rational zu wählen?
Ein einfaches Modell
Walter ist unser repräsentativer Wähler
– Er entscheidet sich zwischen zwei Kandidaten {1, 2} und bevorzugt
Kandidat 1.
– B – ist der Vorteil den Walter hat, wenn 1 gewählt wird
– d – ist der direkte Nutzen aus dem Wahlakt (staatsbürgerliche
Pflichterfüllung)
– c – sind die Kosten der Wahlbeteiligung
179
n1 , n2 = Wählerstimmen für Kandidat 1, 2
Vier Fälle:
a)
n1 – n2 > 1 → Kandidat 1 gewinnt auch wenn Walter nicht zur
W hl geht
Wahl
ht
b)
n1 – n2 = 0 → Walter entscheidet die Wahl zugunsten seines
Kandidaten
c)
n1 – n2 = 1 → Walter kann ein Patt erreichen
d)
n1 – n2 < -1 → Kandidat 2 gewinnt auch wenn Walter für 1
stimmt
ti
t
Sei q1 die Wahrscheinlichkeit für Ausgang a), und p die W‘keit für die Ausgänge b)
und c). Dann ist der Erwartungsnutzen Walters:
180
Der erwartete Nutzen aus der Wahlbeteiligung:
(bei Patt entscheidet das Los)
E[U(W)] = q1B + pB + p ½ B + d – c
Erwartungsnutzen wenn Walter nicht zur Wahl geht:
Erwartungsnutzen,
E[U(E)] = q1B + p ½ B
Walter geht wählen, wenn die Differenz:
pB + d –c > 0 ist!
Achtung: p ist praktisch = 0!
1960:
Kennedy 49,72%, Nixon 49,55% = 114.673 Stimmen Differenz!
181
Resultat:
1
1.
Wählen, um einen Kandidaten auszuwählen,
Wählen
auszuwählen macht
keinen Sinn.
–
–
2.
Die W‘keit,, entscheidend zu sein,, ist zu klein
Impliziert, dass es auch keinen Sinn macht, sich über
Kandidaten zu informieren!
Zur Wahl
hl geht
h nur, ffür dden d > c gilt
il
–
Es muss wenig kosten zu wählen und es muss hinreichend
viel „Spaß
Spaß“ machen!
Macht es mehr Spaß bei den Gewinnern zu sein?
–
•
These der Schweigespirale
182
Folgerungen
Aus der Sicht des einzelnen Wählers:
– Wahl dient nicht der Auswahl eines Kandidaten
Wenn deshalb niemand wählen geht:
– kann ein Wähler entscheiden
• für diesen ist es dann rational zur Wahl zu gehen!
• Wahlbeteiligung
W hlb ili
= 0 deshalb
d h lb kein
k i Gleichgewicht
Gl i h
i h
Aber:
– Gleichgewicht
Gl i h
i h bei
b i sehr
h geringen
i
Beteiligungsraten!
B ili
!
183
Folgerungen
Wahlbeteiligung ist ein Akt der Bereitstellung eines
öffentlichen Gutes
– Demokratie
– demokratisch gewählte
g
Regierung
g
g
– wir bekommen alle die gleiche!
Kann man 70 – 80% Beteiligung mit dem üblichen
Kooperationsverhalten erklären?
– Wohl kaum
– d spielt eine wichtige Rolle
184
Direkter Nutzen der Wahlbeteiligung
Für d > 0 gibt es verschiedene Interpretationen:
– Staatsbürgerliche Pflicht
– Implizite Sanktionen der Wahlenthaltung
• „es gehört sich nicht“
Wahl als Ausdruck der einen Präferenz
– Eine Art Konsumakt
– gewählt wird auch dann, wenn der eigene Kandidat keine Chance
hat!
– Es
E geht
ht darum
d
kundzutun,
k d t welche
l h Vorliebe
V li b man hat.
h t
185
Wahl als Ausdruck der politischen Präferenz:
Legt die Zerlegung des Wahlaktes in zwei Stufen nahe:
1. Welche Präferenz habe ich
2
2.
S ll ich
Soll
i h dieser
di
auchh Ausdruck
A d k verleihen
l ih (wählen
( ähl
gehen)
•
Für beides muss die Nutzen-Kosten
Nutzen Kosten Kalkulation
getrennt durchgeführt werden
Kosten Nutzen des Wahlganges (2.
Kosten-Nutzen
(2 Stufe):
•
Kosten: Nur die Opportunitätskosten der Zeit
•
N t
Nutzen
d muss nur gering
i sein,
i um die
di Wahlbeteiligung
W hlb t ili
zu einem rationalen Akt werden zu lassen
186
Kosten und Nutzen der Präferenzbildung
Frage:
• Welche Kosten entstehen, wenn ein Wähler versucht, die für ihn beste
Partei zu finden und
• welchen Vorteil hat er von einer fundierten Entscheidung?
Antwort:
• Die
Di Kosten
K
sind
i d extrem hoch
h h
• Informationsaufwand sehr groß
• Diee Erträge
ge sind
s d praktisch
p
sc = 0
• Ein Irrtum verursacht keine Kosten
• Wahlentscheidung unbedeutend für den Ausgang!
– Analogie
A l i zum Restaurantbesuch:
R t
tb
h
• Macht es Sinn, die Karte extrem aufwendig zu studieren, wenn klar ist, dass
es sowieso nur Erbsensuppe gibt?
187
Rationale Wähler sind schlecht informiert
• Information lohnt sich nicht
– Entscheidung wird dadurch nicht „besser“
• Hat
H t weit
it reichende
i h d Konsequenzen:
K
– Wählerstimmenmarkt:
• Parteien treten in Konkurrenz um die Wählerstimmen
• Erfolg
f l hat
h die
di Partei,
i die
di ein
i Programm anbietet,
bi
das
d den
d Präferenzen
f
der
d
Wähler entspricht
– Analogie zum Gütermarkt:
• Nur der Anbieter hat Erfolg,
Erfolg der sein Produkt den Bedürfnissen der
Wähler anpasst.
• Analogie trägt aber nicht
• Parteien wissen,
wissen dass Wähler die wahre Qualität ihre Produkts nicht
kennen!
188
Die Funktion von Ideologien
Ideologien sind die Kurzfassungen der Weltanschauungen
– Bestehen aus Schlagwörtern
g
und „Glaubenssätzen“,, wie
•
•
•
•
„Erneuerbare Energien sind gut für die Umwelt“
„Arbeitszeitverkürzungen führen zu mehr Beschäftigung“
„Mehr
Mehr Markt
Markt, weniger Staat“
Staat
„Arbeit muss sich wieder lohnen“
– Die „Gläubigen“ hinterfragen diese Sätze nicht mehr
Ideologien sind leicht konsumierbar
– Deshalb eignen sie sich in der politischen Auseinandersetzung
• Sachliche
S hli h Argumente
A
sind
i d viel
i l zu schwierig
h i i
– Ideologien lösen das Informationsproblem der Wähler!
189
Die Funktion des Parteienstandorts
Gemeint ist die Position im Links-Rechts Schema
– Di
Dientt ebenso
b
wie
i Ideologien
Id l i der
d Orientierung
O i ti
der
d Wähler
Wähl
– Erlaubt es den Wählern, die Distanz, in der sie sich zu einer
Partei befinden,
befinden einfacher abzuschätzen.
abzuschätzen
– Wettbewerb der Parteien findet vor allem in diesem Raum
statt.
statt
– Zur Frage der Mehrdimensionalität später mehr
190
Die Funktion der Medien
• Ideologien und Parteistandorte müssen den Wählern bekannt gemacht
werden
– Diese Aufgabe erledigen die (Massen-) Medien.
Medien
• Aber:
– Der rationale Wähler ist schlecht informiert
– D.h. er hat keinen Anreiz, Informationen über das öffentliche Gut
„Politikermeinung“ einzuholen
– Er
E hat
h t auchh keinen
k i
Anreiz
A i Informationen
I f
ti
über
üb andere,
d
aus seiner
i
Si
Sicht
ht
öffentliche Güter nachzufragen
• Der letzte Stand der Diskussion um die nächste Rentenreform?!
• Arbeitsmarktreformen der Zukunft?!
191
Private Medien
–
–
–
–
Bieten die
Bi
di Information
I f
i an, die
di auchh nachgefragt
h f
wird
id
Das sind nicht „politische Informationen“
Politiker passen sich den Bedingungen des Medienmarktes an
Produzieren die Information, die eine Chance hat,
veröffentlicht zu werden
– Darin besteht die eigentlich wichtige Medienfunktion:
• Nicht in der direkten Beeinflussung der Wähler
– Außerdem wirken sie als Agenda Setter!
• Sie bestimmen die Themen der Diskussion
These:
Rationale Politiker und rationale Journalisten investieren nicht in
Kompetenz
192
Parteienverhalten
• Parteienverhalten stark abhängig von den institutionellen
Bedingungen:
– Verhältniswahlrecht?
– Zwei Parteien System?
• „Arbeitspferd“ der public choice Theorie:
Medianwählermodell
193
Das Medianwähler-Modell
Eindimensionaler
i di
i l Fall
ll
194
Definition
Seien {x1,..., xn} die idealen Punkte der n Wähler. Sei NR die
Anzahl der xi ≥ xm und NL die Anzahl der xi ≤ xm. Dann ist
xm in der Median-Position, wenn NR ≥ n/2 und NL ≥ n/2.
Median-Theorem
Wenn x ein eindimensionaler Entscheidungsgegenstand ist
und alle Wähler eingipfelige Präferenzen über x haben,
dann kann der Medianwähler unter der Mehrheitsregel
keine Abstimmung verlieren.
195
Bei offener Agenda
(Alle Punkte stehen zur Abstimmung)
• Für jeden Punkt rechts von xm:
– Alle, die links von xm sind, sind für xm
– Da der Medianwähler xm sowieso vorzieht, ergibt das eine
Mehrheit.
– Die gleiche Überlegung gilt für alle Punkte links des
M di
Medianwählers
ähl
– Der Medianwähler gewinnt jeden paarweisen Vergleich!
196
Bei geschlossener Agenda:
• Ein Wahlleiter kann bestimmte Punkte zur
Abstimmung bringen
– Dieser kann seinen eigenen Bliss point durchsetzen,
wenn er nur solche Abstimmungen zulässt, bei denen
der Medianwähler auf seiner Seite ist.
197
Xw kann nicht verlieren
verlieren, wenn nur Kandidaten außerhalb des
Kreises gegen ihn antreten, weil er dann den Medianwähler auf
seiner Seite hat!
Æ Außer dem Medianwähler findet jeder eine Gegenstimme!
Æ Deshalb werden alle Stimmen neutralisiert – bis auf die des
Medianwählers
198
Gleichgewicht bei zwei Parteien
• Interpretiere den Entscheidungsraum als „Links –
Rechts Schema“
• Welchen Standort werden zwei Parteien wählen?
– Welche Standortverteilungg ist ein Nash-Gleichgewicht?
g
• Es existiert nur eine gleichgewichtige Verteilung:
– Beide Parteien werden die Position des Medianwählers
einnehmen.
– Deshalb ist die ppolitische Mitte so begehrt!
g
199
Gleichgewichte für mehr als zwei Parteien:
– 3 Parteien ist der Ausnahmefall, denn bei drei Parteien
existiert kein Gleichgewicht
• Beachte dass es in Deutschland lange Zeit ein stabiles Drei Parteien
System gab
– Bei 4 Parteien: Je zwei auf ¼ und ¾
– Bei 5 Parteien: Wie bei 4 plus eine Partei auf ½
All Modellen
Allen
M d ll gemeinsam:
i
– Verhaltensannahme für die Politiker:
– Stimmenmaximierer
Si
i i
• Rational und eigennützig
• Interessiert an Macht und Amt
200
Grenzen des Medianwählermodells
– Eingeschränkt in seiner Anwendbarkeit:
• Eindimensionalität des Entscheidungsraums
• Wähler und Politiker müssen den gleichen Entscheidungsraum
unterstellen
• Verhältniswahlrecht nicht abbildbar etc
etc.
– Dennoch: Tendenz zur Mitte wird häufig beobachtet
201
Interessengruppen
• Zahlreiche Beispiele für erfolgreiche Interessengruppen
– Erfolg
g heißt: Partikulare Interessen durchsetzen,, ggf.
gg auf
Kosten der Allgemeinheit.
• Steinkohlelobby, Landwirtschaft
• Greenpeace,
Greenpeace Anti Atom Bewegung
• Gewerkschaften
• Aber genauso gibt es viele Gruppen, die sehr wenig Erfolg
haben
• Wovon hängt es ab, Interessengruppen erfolgreich sind oder
nicht?
202
Informationspolitik und Drohpotential
• Informationspolitik bedeutet, die öffentliche Meinung zu
mobilisieren
– es geht auch darum, die Politiker zu informieren, aber das
Interesse der Politiker an dieser Information hängt
g stark von
der öffentlichen Aufmerksamkeit ab.
– Nachfrageverhalten der Medien:
• Produziere Nachrichten, die gefragt werden, die gut visualisierbar
sind, Unterhaltungswert besitzen
• Beispiel: Bauerndemo
Bauerndemo, Greenpeace Aktionen
– Themen, die die Medien auf die Agenda setzen, müssen von
der Politik aufgegriffen werden.
werden
203
• Drohpotential
– Was geschieht, wenn sich die Interessengruppe nicht durchsetzt?
– Die Konsequenzen daraus sind zu einem erheblichen Teil endogen,
endogen d.h.
dh
können von der Interessengruppe gestaltet werden.
• Beispiele:
– Durchschnittsalter im Steinkohlebergbau
– Mengensubventionen in der Landwirtschaft an Stelle von direkten
Einkommenszuschüssen.
Einkommenszuschüssen
204
Bürokratie
• Zwischen dem, was Politiker beschließen und dem, was
tatsächlich geschieht, kann es beträchtliche Unterschiede
geben: Da
Dazwischen
ischen liegt die Bürokratie.
Bürokratie
– Bürokraten haben Spielräume
• entstehen durch asymmetrische Information
– Diese können genutzt werden zu
• Maximierung des eigenen Budgets (Niskanen Modell)
• Minimierung des Arbeitsleides
– Gegenmittel:
• P
Privilegien
i il i für
fü loyales
l l Verhalten
V h lt (L
(Lebensstellung,
b
t ll
Ministerialzulage
Mi i t i l l
etc.)
– Abbau dieser Privilegien:
g
Gefahr der „Südamerikanisierung“
g
205
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