ÜBERSICHT Johannes Sikorski, Braunschweig Taxonomische Praxis und Artbildungsprozesse bei Bakterien Die Charakterisierung, Klassifizierung und Benennung von bakteriellen Arten gehören zur wissenschaftlichen Routine, wie sie unter anderem von der Deutschen Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ) in Braunschweig geleistet wird. Gut etablierte, effiziente Methoden erlauben eine sichere Bestimmung für die vielfältigen Anwendungen in Medizin, Landwirtschaft, Nahrungsmittelproduktion, Ökologie oder Industrie. Die bewährte empirisch entwickelte Praxis wird allerdings von Nicht-Taxonomen, insbesondere von Evolutionsbiologen und Theoretikern, stark kritisiert. Der zentrale Vorwurf ist, dass die taxonomische Praxis der Abgrenzung von Bakterienarten in keiner Weise den Prozess der Artenbildung mit einbezieht. Dieser Artikel fasst die gegenwärtigen Diskussionen hierüber zusammen und stellt zwei Modelle vor, die zur Bakterienvielfalt führen können und welche Bedeutung sie für das Artkonzept bei Bakterien haben könnten. B ei vielen Menschen ruft das Wort „Bakterien“ Unbehagen und Ekel hervor. Dies nicht völlig zu Unrecht, sind doch viele Bakterien Krankheitserreger und somit oft für Krankheit und Tod verantwortlich. Es gibt jedoch auch „gute“, nutzbringende Bakterien. Diese sind unabdingbar notwendig für die globalen Stoffkreisläufe, ohne die weder tierisches noch pflanzliches Leben existieren würde. Des Weiteren werden Bakterien in industriellen Fertigungsprozessen eingesetzt, man denke nur an die Lebensmittelproduktion (Käse, Sauermilchprodukte) oder Aufbereitung von Textilfasern. Bakterien sind aber nicht nur von hoher Bedeutung für das menschliche Wohlbefinden, sie sind auch zahlenmäßig äußerst häufig auf der Erde vertreten. Eine verlässliche Schätzung ergab ca. 4 bis 6 x 1030 Zellen auf unserem Globus [1]. Diese eher nüchterne Zahl mag vielleicht erst dann bedeutsam wirken, wenn man sie in Beziehung zur Entfernung Erde-Sonne setzt, die ca. 1,5 x 1014 mm beträgt (entspricht 150 Millionen km). Legt man das Modellbacterium Escherichia coli mit 2 µm (2 x 10-6 m) Länge und 1 µm Breite zugrunde, so hieße dies, dass aus 4 x 1030 E.-coli-Zellen ein Faden von 8 x 1021 km Länge entstünde, den man über 50 Billionen mal bis zur Sonne spannen könnte; dies entspräche einem 50 000 km breiten Band! Bakterien (präziser: Prokaryoten) werden daher auch als „die unsichtbare Mehrheit“ bezeichnet [1]. Der Begriff Prokaryoten umfasst die Reiche der Bacteria und der Archaea. Der Naturwissenschaftliche Rundschau | 63. Jahrgang, Heft 4, 2010 umgangssprachlichen Bequemlichkeit halber werden wir hier aber den Begriff Bakterien für Prokaryoten verwenden. Die Menschheit könnte sich nicht vor Bakterien schützen oder diese nutzbringend einsetzen, wenn sie diese nicht in gewissem Sinne „beherrschen“ würde. Hierzu ist eine Charakterisierung der Bakterien notwendig, angefangen von morphologischen Merkmalen, über ihre physiologischen Leistungen bis hin zu den genetischen Besonderheiten, die alle in die Klassifizierung eingehen und ihren sichtbaren Ausdruck in der Benennung mit einem Artnamen finden und ihrer Einordnung in einem hierarchischen System. Wegen der Kleinheit der Bakterien und der Schwierigkeit, einzelne Individuen untersuchen bzw. in Reinkultur züchten zu können, ist es nicht verwunderlich, dass erst ein gewisser methodischer Standard erarbeitet werden musste, ehe die Grundlagen für eine verlässliche Bakteriensystematik geschaffen waren. Ein wichtiges Datum für die heutige Bakteriennomenklatur ist der 1. 1. 1980, als man eine bereinigte Liste aller seit 1753 veröffentlichten Namen vorlegte [2]. Um die Geschichte der Bakteriensystematik soll es hier aber nicht gehen und auch nicht darum, wie durch Einbeziehung neuer Merkmale insbesondere der ribosomalen 16sRNA die Verwandtschaftsverhältnisse neu geklärt werden konnten (vgl. NR 5/2000, S. 217 und NR 7/2001, S. 345). Wir werden uns im Folgenden vielmehr mit der gegenwärtigen Praxis bakterieller Taxonomie auf Artebene auseinandersetzen und ihre Vor- und Nachteile beleuchten. Wir werden 173 Übersicht zusätzlich unterschiedliche Artbildungsprozesse diskutieren und prüfen, inwieweit diese mit der taxonomischen Praxis vereinbar sind und welche Konsequenzen sie für die Praxis, aber auch für das theoretische Artkonzept haben könnten. Die heutige Praxis bakterieller Artbestimmung Verglichen mit eukaryotischen Makroorganismen ist die Praxis der bakteriellen Artbestimmung eine noch recht junge Disziplin. Dies liegt vornehmlich daran, dass einzelne Bakterien nicht mit dem bloßen Auge zu beobachten sind (von wenigen Ausnahmen abgesehen, wie der 0,75 mm großen Namibperle, Thiomargarita namibiensis), und dass zu einer Beschreibung der Art eine Reinkultur (kein Gemisch) vorliegen muss. Diese Hindernisse konnten erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts zuverlässig überwunden werden [3]. Insofern bezogen sich die ersten Ansätze zur Klassifizierung von Bakterien auf die Morphologie der Zellen (Form, Größe, Begeißelung, Anfärbbarkeit u.a.), auf ihre Wuchsbedingungen und auf ihr pathogenes Potential [4]. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gelang es dann, die Biochemie und Physiologie in die Klassifizierung einzubeziehen [5, 6]. Bakterien wurden nun empirisch aufgrund ihrer Ähnlichkeiten in Morphologie und Physiologie und anderen Merkmalen, also aufgrund ihrer phänotypischen Eigenschaften, in Gruppen oder Arten eingeteilt. Bakterien wurden bis zu diesem Zeitpunkt immer noch zu den Pflanzen gerechnet [7]. Vor etwa 30 bis 50 Jahren wurden dann die zentralen Bausteine der heutigen Bakterientaxonomie entwickelt [8]. Bakterien wurden jetzt nicht mehr den Pflanzen, sondern dem Reich der Prokaryotae zugeordnet [7]. Weiterhin wurde die Chemotaxonomie, die Analyse der chemischen Bestandteile von Zellwänden, eingeführt, die auch manchen Befund der auf Anfärbung beruhenden Systematik (z.B. Gram-positiv und Gram-negativ) ergänzte und verständlich machte [9]. Die Entdeckung der erwähnten 16sRNA, die zur Herauslösung der Archaea als ein eigenes Bakterienreich führte, war ein weiterer Meilenstein. Für die praktische taxonomische Arbeit spielen heute neben den phänotypische, qualitativen Merkmalen quantitative Merkmale eine wichtige Rolle. Von besonderer Bedeutung ist die molekulare Methode der DNA-DNA-Hybridisierung (DDH) [10]. Es etablierte sich somit empirisch ein phänotypisches Art-Konzept („Zu einer Art gehören alle Organismen, die in allen wesentlichen morphologischen und physiologischen Merkmalen übereinstimmen und sich somit hinreichend von anderen Arten unterscheiden“), das dann durch computergestützte Auswertungsmethoden (numerische Taxonomie) ergänzt wurde [11]. Die Methode der DNA-DNA-Hybridisierung ermöglicht die Bestimmung der Ähnlichkeit zwischen zwei Bakterien bzw. Bakterienkulturen („A“ und „B“) auf der genomischen Ebene. Dazu wird die gereinigte und auf ca. 1000 Basen fragmentierte DNA aus ihrer doppelsträngigen Form durch thermische Denaturierung in die beiden Einzelstränge (auch als „Watson“ und „Crick“ bezeichnet) überführt. Die Einzelstränge beider Bakterien werden gemischt. Durch eine langsame 174 Abb. 1. Schematische Darstellung der DNA-DNA-Hybridisierungsmethode. - a. Die denaturierten Einzelstränge von zwei sehr nah verwandten Bakterien („gelb“ und „braun“) werden miteinander hybridisiert. Nach Renaturierung bilden sich vergleichsweise gleich viele originale Doppelstränge (gelb-gelb bzw. braun-braun) wie Hybride aus beiden Bakterien (gelb-braun). - b. Bei der DNA-DNA-Hybridisierung deutlich verschiedener Bakterien (gelb und schwarz) bilden sich nach der Renaturierung erheblich mehr originale Doppelstränge als Hybride. Diese Bakterien würden verschiedenen Arten angehören. Reduktion der Temperatur können die Einzelstränge wieder ihre komplementären Partner finden und zu einem Doppelstrang renaturieren. Dabei kann der „Watson“-Strang von Bacterium „A“ bei ausreichender Sequenzähnlichkeit auch mit dem „Crick“-Strang von Bacterium „B“ hybridisieren. Je ähnlicher sich „A“ und „B“ sind, desto häufiger geschieht das. Beträgt die Menge solcher „AB“-Hybride verschiedener Bakterien ungefähr ~70% (oder mehr) der Menge an „AB“ Hybriden bei absoluter Gleichheit von „A“ und „B“, so werden beide Bakterien derselben Art zugeordnet [12] (Abb. 1). Dieser magische, rein pragmatische ~70%-Schwellenwert – häufig auch als „Gold-Standard“ bezeichnet – wurde empirisch anhand der vormals phänotypisch basierten ArtEinteilung kalibriert [13]. Nach gegenwärtiger Praxis gehören Bakterien also zu zwei verschiedenen Arten, wenn sie weniger als ca. 70% Ähnlichkeit bei der DDH haben und sich durch qualitativ diagnostische phänotypische Merkmale unterscheiden [14, 15]. Hierfür wird geprüft, welche Kohlenstoffe als Energiequelle verwertet werden und welche Enzymaktivitäten vorhanden sind. Aus dem Bereich der Chemotaxonomie werden oft auch (quantitative) Unterschiede in Fettsäure-Gehalten gewertet. Häufig werden auch die Wuchsfähigkeiten bei verschiedenen Salzkonzentrationen, pH-Werten und Temperaturen hinzugezogen. Im Prinzip sollten möglichst viele phänotypische Merkmale analysiert werden [14, 15]. So unersetzlich die DDH für Artabgrenzungen auch ist, indem sie einen anerkannten Standard liefert, so oft ist sie jedoch auch kritisiert worden. So ist die Vergleichbarkeit verschiedener Ausführungsvarianten nicht immer gegeben. Zudem ist die Methode recht komplex und nur in wenigen Laboren routinemäßig zuverlässig etabliert. Drittens sind die erhobenen Daten nicht transportabel wie beispielsweise eine DNA-Sequenz, die in einem anderen Labor erhoben und in eine Datenbank abgespeichert wurde und somit als eindeutiges Merkmal weiteren Forschern für Vergleichszwecke zur Verfügung steht. Daher müssen bei jeder weiteren Charakterisierung eines neuen Bacteriums die paarweisen DDH-Werte zu den bisher bekannten Bakterien neu erhoben werden. Naturwissenschaftliche Rundschau | 63. Jahrgang, Heft 4, 2010 Sikorski: Taxonomische Praxis und Artbildungsprozesse bei Bakterien Allerdings deutet es sich an, dass die DDH in Speziallaboratorien in naher Zukunft durch die digitale Bestimmung der Genomähnlichkeit mittels Genomsequenzen abgelöst werden wird. Die Hybridisierung ist dann nicht mit hohem apparativem Aufwand an wirklicher DNA durchzuführen, vielmehr genügt es, die DNA zu sequenzieren (dieses kann als Serviceleistung mittlerweile preisgünstig eingekauft werden) und die Sequenz mit denen aus Datenbanken zu vergleichen. Mittlerweile gibt es entsprechende Software [16] und online nutzbare Server-Systeme (http://ggdc.gbdp. org/) [17] (Abb. 2), die unter anderem auch von der Deutschen Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH (DSMZ, siehe Textkasten, S. 176) entwickelt wurden. Das GEBA-Projekt, eine Kooperation des Joint Genome Institute (JGI) und der DSMZ strebt zurzeit an, die Genomsequenzen aller Typstämme zu bestimmen (www.jgi.doe. gov/programs/GEBA/), die dann anderen Arbeitsgruppen als Referenz zugänglich sind [18]. Wird eine neue Bakterienart beschrieben, so erhält sie ihren Namen nach den Regeln des International Code of Nomenclature of Bacteria [19]. Das International Committee on Systematics of Prokaryotes (ICSP) (www.the-icsp. org/) überwacht die Einhaltung des Codes und schreitet bei Regelverletzungen ein. Eine immer aktuell gehaltene Auflistung aller valide publizierten Artnamen findet sich auf der Webseite von Jean P. Euzéby (www.bacterio.cict.fr/). Die auf Carl von Linné zurückgehende hierarchische Klassifizierung (Species, Genus, Familie, Ordnung etc.), aus der die Einschachtelung der Taxa in übergeordnete und untergeordnete Gruppen zu ersehen ist, wird auch auf Bakterien angewandt und kann unter „Taxonomic Outline of Bacteria and Archaea“ im Internet (www.taxonomicoutline. org/index.php/toba/index) eingesehen werden. Die meisten neuen Arten werden in der Zeitschrift International Journal of Bacterial Systematics and Evolution Abb. 2. Vergleich der experimentellen DNA-DNA-Hybridisierung (DDH) (percent DDH similarity) mit der digitalen DDH (GGD = Genome to Genome Distance). Die waagerechte und senkrechte Linie stellen die entsprechenden Schwellenwerte zur Artabgrenzung dar. Jeder Punkt stellt einen Vergleich zweier Bakterien mittels beider Methoden dar, die schräge Linie ist eine Regressionsgerade. (Mit freundlicher Genehmigung von Dr. Markus Göker und Dr. HansPeter Klenk. Details der Berechnungen finden sich bei [17]). Naturwissenschaftliche Rundschau | 63. Jahrgang, Heft 4, 2010 (http://ijs.sgmjournals.org/) publiziert. Bevor die Publikation zum Druck akzeptiert werden kann, müssen die Autoren gewährleisten, dass der neue Typstamm in mindestens zwei international akzeptierten und in verschiedenen Ländern sich befindenden Stammsammlungen hinterlegt wird, wie etwa der Braunschweiger DSMZ (Abb. 3). Die hier skizzierte gegenwärtige Praxis, Prokaryoten anhand genetischer und im weitesten Sinne phänotypischer Merkmale zu beschreiben und in Arten einzuteilen, erfüllt ihren Zweck in hervorragender Weise: In Tausenden Fällen hat sie sich bewährt, um Isolate von Mikroorganismen zu bestimmen und zu klassifizieren. Insofern sollte man glauben, dass es keinerlei Zweifel an der Realität und Charakteristik von Bakterienarten in der Natur gäbe. Nichtsdestotrotz hat sich in den letzten 10 bis 15 Jahren deutliche Kritik herausgebildet, die sich vor allem am Artkonzept und an der Frage der Artenbildung bei Prokaryoten entzündet. Insbesondere wird bemängelt, dass das gegenwärtige Vorgehen rein empirisch begründet sei und in keiner Weise den evolutiven Prozess der Aufspaltung einer Art in mehrere Arten (Kladogenese) einbeziehe, also letztendlich auf keinen theoretischen Grundlagen beruhe. Diese Kritik wird nahezu ausschließlich von Biologen geäußert, die nicht speziell mit der Taxonomie der Prokaryoten befasst sind. Im Folgenden werden wir daher die Möglichkeiten der Artbildungsprozesse bei Prokaryoten beleuchten. Zunächst sei aber kurz auf den Artbegriff bei Bakterien eingegangen, der die Grundlage aller Überlegungen darstellt. Was sind Bakterien-Arten? Das gängige Artkonzept der Biologie – insbesondere der Zoologie –, wonach Arten als Populationen verstanden werden, die potentiell fertile Nachkommen erzeugen können (Biospezies-Konzept), stößt bei allen Organismen, die sich durch Teilung (klonal) fortpflanzen, an ihre Grenze. Insofern lässt sich dieses Konzept auf Bakterien, die ja keine klassischen Fortpflanzungsgemeinschaften (Bio-Populationen) sind, nicht anwenden. Dies gilt auch dann, wenn man die besonderen Möglichkeiten des genetischen Austauschs bei Bakterien einbezieht, die erst in den letzten Jahrzehnten erkannt worden sind: Bakterien sind nämlich keineswegs die asexuellen Organismen, als die sie den meisten NichtMikrobiologen in Erinnerung geblieben sind. Ihnen stehen durch natürliche genetische Transformation, Transduktion und Konjugation drei Mechanismen zum horizontalen Austausch von Genen mit anderen Bakterien zur Verfügung [20]. Bei einem horizontalen Gentransfer (Siehe Stichwort, S. 221) nimmt ein schon existierender Organismus genetisches Material auf, welches dann in sein Genom integriert wird. Es entsteht dadurch zwar kein neuer Organismus, aber möglicherweise erhält er dadurch neue Eigenschaften. Levin und Bergström haben das interessante Sexualverhalten der Bakterien prägnant auf den Punkt gebracht: „Wir Eukaryoten“ sind aus der Sicht von Bakterien „inzestuöse Nymphomanen“ [21]. Wir sind „inzestuös“, weil Sex (Rekombination) nur innerhalb unserer eigenen Art Homo sapiens erfolgreich funktioniert. 175 Übersicht D S M Z – D ie D e u tsche S amml u ng v o n M ikr o o rganismen u nd Z ellk u lt u ren Die Sammlung wurde 1969 als zentrale „Deutsche Sammlung von Mikroorganismen“ unter der Schirmherrschaft der Gesellschaft für Strahlenund Umweltforschung am Institut für Mikrobiologie der Universität Göttingen gegründet. Seit 1996 ist die DSM unter dem Kürzel DSMZ eine Serviceeinrichtung in der Leibniz-Gemeinschaft. Die DSMZ gehört zu den weltweit führenden wissenschaftlichen Einrichtungen mit Servicefunktion für die universitäre, außeruniversitäre und industrielle Forschung. Als umfangreichstes Ressourcen-Zentrum für Mikroorganismen, Zellkulturen und Pflanzenviren in Europa bietet die DSMZ der Industrie und Forschung authentisches, genetisch stabiles biologisches Material und wissenschaftlichen Service für die Grundlagenforschung, aber auch zur Aufklärung und Lösung von Umweltproblemen, für industrielle Produktionsprozesse und ökologische Entwicklungen. Im Jahre 2004 wurde das Qualitätsmanagementsystem der DSMZ nach dem weltweit gültigen Qualitätsstandard ISO 9001:2000 zertifiziert. Die DSMZ ist Mitglied in nationalen und internationalen Netzwerken und Diskussionspartner in einflussreichen internationalen Organisationen (Diversitas, UNESCO, OECD). Seit 2010 steht die DSMZ unter der geschäftsführenden Leitung von Prof. Dr. Jörg Overmann (Nachfolge von Prof. Dr. Erko Stackebrandt). Der ständig wachsende Bestand an Kulturen umfasst derzeit (Stand Januar 2010) 31 200 Kulturen, darunter 19 200 Mikroorganismen, 8 470 Patent- und Sicherheitshinterlegungen, 770 pflanzliche Zellkulturen, 1 300 Pflanzenviren und Antisera sowie 650 menschliche und tierische Zellkulturen. Es werden Kulturen bis zur Risikostufe 2 akzeptiert und bearbeitet. Zu den international anerkannten Leistungen zählen außer den vielseitigen Spezialsammlungen die Identifizierung und Charakterisierung von biologischem Material sowie die Hinterlegung zu Patent- und Sicherheitszwecken. Informationen zu den DSMZ-Kulturen und Services sind online unter www.dsmz.de zu erhalten. DSMZ-Wissenschaftler stehen auch für Beratung und individuelle Schulung zur Verfügung. Die sammlungsrelevante Forschung basiert auf der ständigen Weiterentwicklung und Anpassung der Sammlungstechnologie an den neuesten Stand der Forschung und umfasst die Taxonomie, Phylogenie und Ökologie der Mikroorganismen, die Weiterentwicklung von Konservierungsmethoden sowie die Charakterisierung und Identifizierung von Mikroorganismen, Pflanzenviren und Zellkulturen. Darüber hinaus ist die DSMZ erfolgreich in verschiedenen Bereichen der biologischen Grundlagenforschung tätig (Drittmittel: DFG Sonderforschungsbereich und Einzelanträge, verschiedene EU-Projekte, German-Israeli Foundation, BMBF, ESA). a b d c Abb. 3. Sammlungs- und Forschungsbereiche der DSMZ: Mikrobiologie (a), Menschliche und Tierische Zellkulturen (b), Pflanzliche Zellkulturen (c) und Pflanzenviren (d). [Photos E. Petersen] 176 Naturwissenschaftliche Rundschau | 63. Jahrgang, Heft 4, 2010 Sikorski: Taxonomische Praxis und Artbildungsprozesse bei Bakterien Bakterien sind dagegen erheblich promiskuitiver – im Prinzip ist ihnen bei der Wahl der Rekombinationspartner keine absolute Grenze gesetzt. Wir sind deswegen auch „nymphoman“, weil wir uns nur sexuell fortpflanzen können (wenn wir den Sonderfall eineiiger Zwillinge außer Acht lassen). Bei verschiedenen Bakterienarten ist dagegen eine große Bandbreite festzustellen: Sie decken das gesamte Kontinuum von asexueller (klonaler) bis zu hochgradig rekombinogener und panmiktischer Lebensweise ab. Die Häufigkeit der Rekombinationsereignisse erscheint beliebig [22–25]. Was dennoch eine Berechtigung gibt, von „Bakterienarten“ zu sprechen, ist die erstaunliche Kohärenz von Bakterienpopulationen, die es gestattet, sie verlässlich voneinander zu unterscheiden und bis hinunter zur feinstrukturellen, physiologischen und genetischen Ebene zu differenzieren. Hierfür lassen sich biologische Ursachen anführen, die offensichtlich in der Natur wirksam sind. Zum einen ist der genetische Zusammenhalt zu nennen, der ja auch in einer rein einelterlichen Fortpflanzungslinie (Mutterzelle – Tochterzellen usw.) geschaffen wird. Als weiteres Element dürfte die Selektion im Spiel sein, die verhindert, dass die bei Zellteilungen unvermeidlichen Mutationen die Nachkommen beliebig verschieden werden lassen. Voraussetzung hierfür ist, dass eine gute Passung zwischen Umwelt und Organismen besteht, so dass die stabilisierende Selektion das einmal etablierte Merkmalsgefüge konstant hält. Wenn allerdings Bakterien mit neuen, zuvor nicht existenten Umweltbedingungen konfrontiert werden, sollte eine transformierende Selektion zu einem Merkmalswandel innerhalb einer Abstammungslinie beitragen. Damit ist das Thema des evolutionären Wandels und der Artenbildung angesprochen, um die es im Folgenden geht. Artbildungsprozesse bei Bakterien „Nothing in biology makes sense except in the light of evolution“ – wer kennt nicht diesen berühmten Satz von Theodosius Dobzhansky [26]? Eine nahezu ähnlich bedeutende Ableitung dieses Satzes lautet „Nothing in evolution makes sense except in the light of population genetics“ [27]. Dieser Satz besagt, dass wir Evolution nur verstehen können, wenn wir die jeweilige Dynamik der den Evolutionsprozess vorantreibenden Kräfte verstehen lernen. Dies gilt natürlich auch für den evolutiven Prozess der Artenbildung durch Aufspaltung (Kladogenese). In Lehrbüchern werden Selektion, Mutation, Rekombination (Neu- und Umkombination des Erbmaterials bei der Meiose und Befruchtung bei Eukaryoten; horizontaler Austausch bei Bakterien) und genetische Drift als zentrale Kräfte des evolutionären Wandels aufgelistet; für den Prozess der Artspaltung müssen diese Mechanismen also bewirken können, dass (mindestens) zwei aus einer Stammpopulation hervorgehende Teilpopulationen sich eine genügende Zeit unbeeinflusst voneinander differenzieren können. Bei Tieren geschieht dies meist unterstützend durch eine von außen auferlegte räumliche Barriere, die separierend wirkt (allopatrische Artenbildung). Auf diese Weise wird ein wie auch immer Naturwissenschaftliche Rundschau | 63. Jahrgang, Heft 4, 2010 gearteter genetischer Austausch unterbunden, so dass die Divergenz der Teilpopulationen vonstatten gehen kann (einführende Grundlagen findet der Leser u.a. in [28]). Im Allgemeinen gilt, dass Mutation und Rekombination genetische Vielfalt in Populationen erzeugen, während Selektion und genetische Drift Vielfalt verringern. Selektion sorgt für eine nicht-zufällige Auswahl, indem sie diejenigen Individuen bevorzugt, die den jeweiligen Erfordernissen der Umwelt besser als andere gewachsen sind. Auf diese Weise wird das Merkmalsgefüge in einer Population zusammengehalten, und „Abweichler“ werden ausgesondert. Drift hingegen ist ein reiner Zufallsprozess, der zur Verringerung des Genbestands in einer Population führt, indem z.B. Individuen durch Umweltkatastrophen vernichtet werden. Auch auf diese Weise wird also die Vielfalt beschnitten. Die jeweilige Einflussstärke von Selektion bzw. Drift ist gekoppelt mit der effektiven Populationsgröße N. Je kleiner N, desto größer ist der Einfluss von Drift und desto kleiner der Einfluss von Selektion. Genau hier begründet sich auch die Gefahr des Aussterbens von Arten, da Arten mit kleiner Populationsgröße oft nicht mehr effizient genug nachteilige Mutationen durch Selektion ausmerzen können [28]. Wie erwähnt kann Selektion stabilisierend wirken und damit zur Konstanz des Merkmalsgefüges beitragen; sie kann aber auch zur Transformation führen. Findet transformierende Selektion in einer Population statt, so kommt es zu einer Artumwandlung (Anagenese), so dass allmählich ein neues Merkmalsgefüge entsteht, wobei die Selektion für eine Kohäsion in der sich wandelnden Abstammungslinie sorgt. Wirkt eine transformierende Selektion hingegen auf zwei getrennte Populationen, so kann sie eine Artspaltung (Kladogenese) zur Folge haben mit dem Ergebnis zweier neuer Arten. Interessanterweise können auch andere der erwähnten Evolutionsfaktoren (insbesondere die Drift und die Rekombination) je nach Konstellation weiterer Parameter einmal aufspaltend, ein anderes Mal aber kohäsiv wirken. In einer für wissenschaftliche Kontroversen typischen Zuspitzung wurden Szenarien der Artenbildung bei Bakterien aufgestellt, die einmal dem einen, einmal dem anderen Faktor den Vorrang einräumen. Im Folgenden werden zwei prominente Beispiele vorgestellt. Beide Beispiele beziehen sich im Wesentlichen auf ein sympatrisches Szenario, eine räumliche Trennung (allopatrisches Szenario) wird hier nicht in Betracht gezogen. Selektion als treibende Kraft: Das ecotype-Modell Das ecotype-Modell wird von Frederick M. Cohan, Wesleyan University (Middletown, Conn./USA), vertreten. Dieses Modell räumt der natürlichen Selektion die vorrangige Bedeutung für Anagenese und Kladogenese ein. Hierbei wird ein periodischer Wechsel der Selektionsstärke angenommen. In der Anagenese wirkt die Selektion kohäsiv durch die bevorzugte Verbreitung einer positiv selektierten Mutante, die letztendlich alle anderen Varianten zurückdrängt. Diese erfolgreiche Mutante kann dann unter weniger strengen („neutralen“) Selektionsbedingungen Ausgangspunkt einer 177 Übersicht Abb. 4. Periodische Selektion und anagenetische und kladogenetische Evolution nach dem ecotype-Modell von Cohan. Aus einem Ökotyp „Blau“ evolviert sich durch ein ökotypbildendes Ereignis (ÖB, grün) ein Ökotyp „Rot“ (Kladogenese). Zu den mit Kreisen bezeichneten Zeitpunkten tritt periodische Selektion (PS) auf, welche die anagenetische neutrale Diversifizierung (dargestellt mit dünnen Linien) wieder zurückschneidet. Beide Ökotypen entwickeln sich anagenetisch weiter. Im Ökotyp „Blau“ ändern sich die Umweltbedingungen vergleichsweise deutlich, was eine raschere anagenetische Umwandlung dieser Linie bewirkt. Dies ist dargestellt durch die sich ändernden Blautöne und einen Wechsel des Grauverlaufes. In dem Ökotyp „Rot“ bleiben die Umweltbedingungen eher konstant, so dass das Merkmalsgefüge dieser Abstammungslinie ebenfalls konstant bleibt. In der Regel findet periodische Selektion erheblich häufiger statt als die Bildung neuer Ökotypen [33, 35, 36]. Der „Ecotype Simulation-Algorithmus“ [35] ist in der Lage, anhand der einem Stammbaum zugrundeliegenden DNA-Sequenzen diese Ereignisse zu quantifizieren und in einem Stammbaum zu erkennen, welche Abspaltungen in der dort vorliegenden Verzweigungsvielfalt anagenetische Diversifizierung oder tatsächliche kladogenetische Abtrennung ist. Diversifizierung sein. In der nächsten Runde der periodischen Selektion wird die Diversität wieder zurückgeschnitten. Dieser Wechsel von neutraler Diversifizierung und periodischer Selektion treibt die Anagenese an. Sie führt dazu, dass sich die Folgepopulationen in ihren Merkmalen zunehmend von der Ausgangspopulation (die nun natürlich in ihren Nachkommen „aufgegangen“ ist) unterscheidet. „Periodic selection“ ist aber keineswegs nur eine theoretische Überlegung, vielmehr handelt es sich um ein aus Laborpopulationen bekanntes Phänomen [29-31], das von Cohan auf natürliche Umwelten übertragen wurde. Die entscheidende Überlegung ist nun: Tritt eine Mutante auf, die zuvor nicht genutzte Nischendimensionen nutzen kann, so kann sie aus dem Zyklus von periodischer Selektion und neutraler Divergenz, dem die anderen Populationsmitglieder unterworfen bleiben, ausscheren. Sie unterliegt nun anderen (ebenfalls periodischen) Selektionsdrücken und 178 kann sich als eigenständige evolutive Linie etablieren, die man nun als Ökotyp oder auch als neue Art ansehen mag [32, 33] (Abb. 4). Einer der Ausgangspunkte für diesen Ansatz lag in der Freiland-Beobachtung, dass innerhalb von taxonomisch beschriebenen Arten Untergruppen existieren, die ökologisch deutlich verschieden sind und somit auch unterschiedlichen Selektionsdrücken unterliegen [34]. Diese Untergruppen sind somit evolutiv getrennt, haben also den Prozess der Kladogenese hinter sich und müssten somit eigentlich als getrennte Arten anerkannt sein. Nach Cohan bestehen viele der nach gegenwärtiger taxonomischer Praxis beschriebenen Arten in Wirklichkeit aus mehreren evolutiv getrennten Gruppen (Ökotypen), auf die unter Einbeziehung von populationsgenetischen Grundannahmen der Begriff „Art“ viel zutreffender wäre. Als Modellorganismen für das ecotype-Modell haben sich Bakterien der Gattung Bacillus etabliert, die von sogenannten „Evolution Canyons“ in Israel und USA isoliert wurden [35-40]. Diese – durchaus als konkrete geologische Landschaftselemente zu verstehenden – Canyons verlaufen in Ost-West-Richtung, haben also einen dauerhaft südlich (SFS) und dauerhaft nördlich (NFS) ausgerichteten Hang (SFS/NFS = south-/north-facing slope). Die Hänge sind 50 bis 200 Meter voneinander entfernt, sind also geographisch nicht getrennt – auch für Bakterien nicht, da sporulierende Bakterien wie z.B. Bacillus innerhalb weniger Tage sogar über Meere hinweg kontinental verweht werden können. Der SFS-Hang ist durch die dauerhafte Sonneneinstrahlung erheblich wärmer und trockener und ist ein savannenartiges Habitat, während der sich im Schatten befindliche NFS ein kühleres und feuchteres Waldhabitat darstellt [41, 42] (Abb. 5). Somit sind die Hänge ökologisch verschieden. Genetische und phänotypische Studien an dieser Lokalität zeigten, dass sich innerhalb von taxonomischen Arten Ökotypen herausbilden, die jeweils Präferenzen für die eine oder andere Hangseite aufweisen. Mehr noch, diese Ökotypen weisen phänotypische Eigenschaften auf, die mit den ökologischen Eigenschaften des jeweils bevorzugt besiedelten Hanges korrelieren, also vermutlich das Resultat von durch Selektion getriebenen Anpassungsprozessen sind [36, 38, 39]. In dem Modell von Cohan kann Selektion daher zum einen in Form von periodischer Selektion als kohäsive Kraft wirken, zum anderen hat sie, sofern die ökologischen Faktoren kleinräumig verschieden sind und damit zur gleichen Zeit in unterschiedlicher Richtung wirken, Bedeutung für die Aufspaltung neuer Bakterienlinien, die sich zu Ökotypen oder Arten umbilden können. Rekombination kann möglicherweise als kohäsive Kraft wirken, also die Aufspaltung verlangsamen, ist aber letztendlich nicht in der Lage, sie effektiv zu verhindern [43]. Andererseits kann Rekombination auch Auslöser von Kladogenese sein, dann nämlich, wenn durch rekombinative Aufnahme eines neuen und „vorteilhaften“ Gens eine entscheidende neue Nischendimension erschlossen werden kann, die dann zur Bildung einer neuen Artnische führt. Naturwissenschaftliche Rundschau | 63. Jahrgang, Heft 4, 2010 Sikorski: Taxonomische Praxis und Artbildungsprozesse bei Bakterien Kann man das ecotype-Modell nun pragmatisch zur Artabgrenzung nutzbar machen? Eine bislang nicht beantwortete Frage ist ja: Ab wann haben sich in dem Wechselspiel von anagenetischer neutraler Mikrodiversifizierung, periodischer Selektion und gelegentlicher Bildung neuer Ökotypen kladogenetische Linien ausreichend voneinander getrennt, und wie kann kladogenetische von anagenetischer Diversifizierung unterschieden werden (Abb. 4)? Ein Blick auf einen DNA-Sequenz-Stammbaum hilft hier nicht weiter, da es willkürlich ist, ob man zwei von einem Ausgangspunkt abspaltende Gruppen nun zusammenfasst oder aber als zwei getrennte Gruppen gegenüberstellt. Außerdem erlaubt das oft angewandte bootstrap-Verfahren (das lediglich die Wahrscheinlichkeit für Spaltungsereignisse anzeigt) zwar qualitative Aussagen darüber, welche der Aufspaltungen als zuverlässig gelten können, aber nicht darüber, auf welcher hierarchischen Aufspaltungsebene (Artebene oder darüber oder darunter?) sich die unter evolutiven und populationsgenetischen Gesichtspunkten relevanten Gruppierungen befinden. Um zwischen anagenetischem Durchgangszustand oder Aufspaltungsprodukt möglichst objektiv unterscheiden zu können, hat Cohan den „Ecotype Simulation-Algorithmus“ entwickelt (vgl. Abb. 4) [35]. Dieser Algorithmus simuliert Evolution und Artenbildung auf DNA-SequenzEbene unter Kombination der Parameter Mutation, Häufigkeit periodischer Selektion, Häufigkeit ökotypbildender Mutationen und genetische Drift in jeweils unterschiedlichsten Ausprägungsstärken der einzelnen Parameter [35]. Die Parameterkombination, die eine Diversitätsstruktur der simulierten Population erzeugt, welche möglichst genau derjenigen der zu untersuchenden natürlichen Population entspricht, liefert gleichzeitig einen Hinweis darauf, wie viele Ökotypen in der Population vorliegen und welche Individuen zu welchem Ökotyp gehören. (Näheres für den Interessierten unter: https://wesfiles.wesleyan.edu/home/ fcohan/web/.) Abb. 5. Das „Evolution Canyon“-Modellsystem. Dargestellt sind die phylogenetischen Verwandtschaftsbeziehungen von Bacillus simplexBakterien eines Ökotyps vom sonnenbeschienenen SFS-Hang versus eines Ökotyps vom schattigen NFS-Hang. Die Bakterien vom SFS-Hang zeigen in mindestens zwei Phänotypen eine bessere Anpassung an die große Hitze des SFS-Hanges als die NFS-Bakterien. Details finden sich bei [38, 39]. [Photo M. Margulis] Naturwissenschaftliche Rundschau | 63. Jahrgang, Heft 4, 2010 Der Vorteil der „Ecotype Simulation“ liegt darin, dass man keinerlei Grundannahmen über die ökologische Vielfalt postulieren muss, allerdings ist im Nachhinein experimentell zu bestätigen, dass die von „Ecotype Simulation“ vorgeschlagenen Ökotypen auch tatsächlich ökologisch verschieden sind. Ein Alternativalgorithmus, der zu vergleichbaren Ergebnissen kommt [36], ist AdaptML aus der Gruppe von Martin Polz und Eric Alm [44]. AdaptML benötigt ökologische Informationen als zusätzliche Eingangsparameter, kann aber deswegen auch Ökotypen sowie bestimmte ökologische Faktoren als mögliche Auslöser und Treiber der beobachteten Diversifizierung vorschlagen. Der Nachteil ist jedoch, dass der Algorithmus nur mit denjenigen ökologischen Parametern arbeiten kann, die der Forscher als bedeutend erachtet. Diesbezüglich ist „Ecotype Simulation“ von Vorteil, da er nicht von subjektiven Vorgaben seitens des Forschers abhängt [36]. Das Drift-Rekombinations-Modell: Die Drift als initiale, aufspaltende und die Rekombination als kohäsive Kraft Das ecotype-Modell wird dahingehend kritisiert, dass es a priori natürliche Selektion als notwendigen Auslöser für Kladogenese annimmt [45]. Könnte es nicht möglich sein, dass Kladogenese auch ohne natürliche Selektion, also ohne Rückgriff auf das Zusammenspiel von Organismus und Umwelt stattfindet? Diese Position wird vornehmlich von Brian Spratt, Imperial College, London, vertreten. Spratt geht der Frage nach, ob Kladogenese nicht auch allein durch genetische Drift ausgelöst werden könnte. Hierzu führte er Computersimulationen durch, mit denen er zeigte, dass bei einer effektiven Populationsgröße von 106 Individuen und einer Populationsmutationsrate von θ = 2Nµ = 2 (N = Populationsgröße, µ = Mutationsrate pro Gen pro Generation) Drift alleine ausreicht, um innerhalb weniger 100 000 Generationen ein Spaltungsereignis zu erzeugen [46]. Könnte Rekombination unter diesen Umständen als kohäsive Kraft wirken, die, vereinfacht ausgedrückt, genetisch „ausbrechende“ Organismen (die also auf dem Weg der kladogenetischen Abtrennung sind) durch Rekombination (Vermischung von genetischem Material zwischen Individuen) wieder in den „Schoß“ der genetischen Familie „zurückholt“? Dazu wurde äquivalent zur Populationsmutationsrate θ eine Populationsrekombinationsrate ρ = 2rN (r = Rekombinationsrate pro Gen pro Generation) eingefügt. Wenn Mutation und Rekombination gleich häufig sind (also: θ = 2, ρ = 2), kann der Spaltungsprozess nicht durch Rekombination aufgehalten werden. Erst unter zehnfach höheren Rekombinationsraten (θ = 2, ρ = 20) wird Kladogenese deutlich verlangsamt bzw. aufgehalten [46]. Nun hat diese Simulation allerdings außer Acht gelassen, dass mit zunehmender Divergenz der DNA-Sequenzen auch die Effektivität einer Rekombination deutlich abnimmt [47–50]. Wird dieser Effekt berücksichtigt, so kann selbst unter deutlich höheren Rekombinationsraten (θ = 2, ρ = 50) eine Aufspaltung – sei sie durch Drift oder möglicherweise durch Erschließung einer neuen ökologischen Nische initiiert – letztendlich 179 Übersicht nicht verhindert werden [46, 51]. Rekombination wirkt bei hoher Sequenzähnlichkeit der rekombinierenden Partner also kohäsiv, gleichzeitig verstärkt sie bei schon vorliegender hoher Sequenzverschiedenheit die genetische Trennung. Im weitesten Sinne kann die Bedeutung von Rekombination in diesem Szenario dem (zoologischen) Biospezies-Konzept, auch Biologisches Spezies Konzept (BSC), gleichgesetzt werden [52]. Es sollte hier aber nicht verschwiegen werden, dass die vermeintliche Universalität des BSC auch in der Zoologie zunehmend Kritik erfährt [53–56]. Die Hypothese, dass Kladogenese bei Bakterien durch Drift initiiert wird, ist also durchaus ernst zu nehmen. Ein wichtiger Kritikpunkt ist allerdings, dass die Spratt’schen Simulationen unter effektiven Populationsgrößen (105–106) durchgeführt wurden, die weitaus niedriger sind als die bisher für Bakterien tatsächlich berechneten effektiven Populationsgrößen (> 108) [57]. Wie oben ausgeführt wirkt Drift erheblich effektiver bei niedrigen Populationsgrößen, was möglicherweise auch den oben beschriebenen messbaren Effekt erklären könnte. Es bleibt abzuwarten, wie diese Simulationen unter realistischen effektiven Populationsgrößen verlaufen. Nichtsdestotrotz zeigten weitere Untersuchungen von Spratt und Kollegen, dass die Populationsstrukturen etlicher pathogener Bakterien wie Streptococcus pneumoniae, Neisseria meningitidis und Staphylococcus aureus durchaus mit Modellen erklärbar sind, die auf Mutation, Drift und Rekombination beruhen [58], also ohne dass man dazu natürliche Selektion annehmen müsste, wie im Cohan’schen ecotype-Modell. Sind bakterielle Arten überhaupt real? Kehren wir nach der Vorstellung dieser Modelle zur Entstehung der bakteriellen Vielfalt zum Artbegriff und Artkonzept bei Bakterien zurück. Trotz der beeindruckenden praktischen Erfolge bei der Bestimmung gibt es unter Wissenschaftlern tiefgreifende Kontroversen. W. Ford Doolittle und seine Kollegen von der Dalhousie University, Canada, bezweifeln, ob es überhaupt reale bakterielle Arten gibt. Für sie sind Aussagen wie „Natürlich gibt es bakterielle Arten“ reines Wunschdenken [52, 59]. So würden, wann immer man nur ausreichend Daten erhebt (etwa Metagenom-Analysen, die beispielsweise die gesamten DNA-Sequenzen eines Bakterienfilms umfassen), immer irgendwelche nicht-zufälligen Strukturen beobachtbar sein, die durch einfachste „random birth and death models“ erklärbar sind, die in etwa der oben beschriebenen Kladogenese ausschließlich durch Drift entsprechen [60]. Nach Doolittle ist es deshalb nicht erforderlich, einen aktiven kohäsiven Mechanismus wie Selektion oder Rekombination anzunehmen, um die Bildung und die stabile Koexistenz von verschiedenen genetischen Gruppierungen von Bakterien anzunehmen [52]. Obendrein würden das ecotype- und das Rekombinations-Modell bestenfalls für einige, jedoch längst nicht alle bakteriellen Organismen gelten. Somit wären sie auch nicht geeignet, Beiträge für ein universelles Artkonzept der Bakterien zu leisten [52, 59]. 180 Doolittle weist ferner auf handwerkliche Mängel hin: Cohan vernachlässige zu stark den durchmischenden Einfluss von horizontalem Gentransfer und Rekombination auf die mikrobielle Evolution. Die Modelle von Spratt hingegen vernachlässigten den Einfluss von Selektion und beruhten zudem auf biologisch unrealistischen Szenarien [52, 59]. Die Beobachtung, dass unterschiedliche evolutive Prozesse zur Kladogenese führen können, ja dass diese vielleicht sogar in einigen bakteriellen Gruppierungen simultan, wenn auch auf unterschiedlichen oder sogar überlappenden Hierarchie-Ebenen ablaufen können, motivierten Doolittle und seinen Kollegen Eric Bapteste von der Universität Pierre und Marie Curie (Paris) dazu, statt eines Spezies-Monismus einen Spezies-Pluralismus vorzuschlagen [52, 59, 61]. Spezies-Monismus bedeutet hier, dass man die Existenz distinkter/abgrenzbarer Individuengruppen auf einen einzigen, generell gültigen Erklärungsansatz zurückführen und daraus auch eine einzige generelle Methode der Artabgrenzung ableiten möchte. Etwa, indem man sich dafür entscheidet, die kohäsive Kraft für den Zusammenhalt der Arten in der Selektion oder aber in der Rekombination zu sehen. Nach Doolittle sind es nun gerade die profunden Ergebnisse beider hier vorgestellten Modelle, die Anlass geben, einen solchen generellen Anspruch aufzugeben [52]. Mit seinem Spezies-Pluralismus plädiert er dafür, sowohl Selektion als auch Rekombination (und möglicherweise weitere, noch zu identifizierende Mechanismen) als gleichberechtigte Erklärungsansätze zu betrachten, mit der Folge, dass es nun auch unterschiedliche Kriterien der Artabgrenzung gibt. Ein Spezies-Pluralismus könnte also dazu führen, dass ein und dieselbe Gruppe von Bakterien je nach Kriterium in unterschiedliche (und möglicherweise sogar überlappende) Arten eingeteilt werden können. In letzter Konsequenz wird mit dem Spezies-Pluralismus der taxonomischen Kategorie „Art“ die Berechtigung entzogen; die Art wird damit zu einem menschlichen Konstrukt, und die Realität von Arten wäre damit zweifelhaft [52]. Allerdings möchte Doolittle damit das „konventionelle“ Vorgehen der taxonomisch arbeitenden Mikrobiologen nicht radikal in Frage stellen. Menschen werden immer Klassifizierungen durchführen, also den Begriff „Spezies“ verwenden – sicher auch als Resultat der evolvierten menschlichen Psyche [59, 62, 63]. Als Wissenschaftler, so Doolittle, sollten wir aber der aus pragmatischen Gründen notwendigen Kategorie „Spezies“ jedoch kein allzu großes Vertrauen schenken [59]. Zusammenfassung und Ausblick Nach einer ca. 150jährigen Entwicklungsgeschichte der Methoden zur bakteriellen Artabgrenzung schien die Praxis der Artbestimmung von Bakterien bis vor ca. 15 Jahren weitestgehend in der Gemeinschaft der mit Bakterien arbeitenden Wissenschaftler etabliert zu sein. Cohan stellte dann mit dem ecotype-Modell die bestehende Praxis in Frage und initiierte somit kontroverse Diskussionen. Cohans Aktivitäten führten zur Entwicklung von Gegen-Modellen, wie Naturwissenschaftliche Rundschau | 63. Jahrgang, Heft 4, 2010 Sikorski: Taxonomische Praxis und Artbildungsprozesse bei Bakterien z.B. dem Spratt’schen Drift-Rekombinations-Modell. Beide Modelle sind in ihren gegenwärtigen Ausrichtungen jedoch Extreme. Es ist anzunehmen, dass in der Natur bzw. innerhalb einer jeweiligen Art Faktoren beider Modelle wirksam sind, so dass es dann letztendlich um die Bestimmung der proportionalen Anteile von Selektion bzw. Drift an der beobachteten Kladogenese gehen wird. Jedenfalls führte das Aufkommen dieser Modelle wiederum andere wie Doolittle und Bapteste zu der Frage, ob eine Beibehaltung der Kategorie „Art“ überhaupt sinnvoll sei, bzw. ob man einen Spezies-Monismus beibehalten oder nicht vielmehr einen Spezies-Pluralismus akzeptieren solle. Insgesamt sind wir damit Zeuge einer lebhaften, kontroversen, aber auch sehr konstruktiven Diskussion über das bakterielle Artkonzept und die Artenbildung. Die klassischen Taxonomen beteiligen sich verständlicherweise nicht an dieser Diskussion, denn sie verfügen über ein sehr pragmatisches, funktionierendes und robustes Prozedere zur Artabgrenzung („never change a winning team, eh, procedure“) [14, 15]. In diesem Bereich ist bestenfalls eine methodische [16], aber keine konzeptionelle Weiterentwicklung zu erwarten. Die bestehenden theoriebasierten Modelle zur Artenbildung, die vornehmlich Nicht-Taxonomen vorantreiben, werden jedoch weiterentwickelt werden. 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