Fuß, entzündliche Erkrankungen - Engelhardt Lexikon Orthopädie

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PDF 00753
Engelhardt (Hrsg.)
Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie
Fuß, entzündliche Erkrankungen
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Synonyme
Arthritis; Osteomyelitis; Rheuma; Gicht
Englischer Begriff
Inflammatory foot diseases
Definition
Unter den entzündlichen Erkrankungen werden alle diejenigen zusammengefasst, die mit den typischen
Entzündungszeichen einhergehen: Functio laesa, Rubor, Tumor, Calor, Dolor.
Pathogenese
Da es sich um eine Vielzahl von Erkrankungen handelt, weisen all diese eine unterschiedliche Pathogenese auf.
Für infektiös entzündliche Erkrankungen wie Osteomyelitis, infektiöse Arthritis oder Weichteilinfekte (z. B.
Erysipel) ist ein externes Agens (Bakterium) verantwortlich, welches in das jeweilige Kompartment
eingedrungen ist. Reaktiv entzündliche Erkrankungen auf ein infektiöses Agens außerhalb des Fußbereichs sind
ebenfalls möglich (Yersinien, Shigellen, Salmonellen, Chlamydien). Die rheumatischen Beteiligungen des Fußes
fallen in den Bereich der immunologisch hervorgerufenen Erkrankungen. Stoffwechselbedingte Entzündungen
des Fußes werden vor allem durch Ausfallen von Uratkristallen (Gicht), seltener von
Kalziumpyrophosphatkristallen (Pseudogicht) in der Synovialflüssigkeit hervorgerufen. Diese lösen eine
inflammatorische Reaktion im Gelenk aus und führen schließlich zur Zerstörung des Gelenkknorpels.
Symptome
Klinisch zeigen sich die Kardinalsymptome einer Entzündung: Calor, Rubor, Tumor, Dolor und Functio laesa. Im
Fall einer Gelenkbeteiligung kommt es zusätzlich zum Gelenkerguss, der eine deutliche
Bewegungseinschränkung nach sich zieht.
Diagnostik
Die Diagnose entzündlicher Erkrankungen und deren Pathogenese erfolgt aus der Zusammenschau der
Anamnese, der klinischen Untersuchung, bildgebender Verfahren und laborchemischer Parameter.
In der Anamnese ist vor allem auf die Erhebung bereits bestehender Infektionskrankheiten, eines Diabetes
mellitus, einer vorausgehenden Verletzung als Keimeintrittspforte, einer Stoffwechselerkrankung oder einer
rheumatischen Erkrankung zu achten. Die klinische Untersuchung schließt die Inspektion, Palpation und
Funktionsüberprüfung mit ein. Besonders ist auf etwaige Gelenkergüsse zu achten. In der bildgebenden
Diagnostik ist zuerst ein Röntgenbild anzufertigen, um eine ossäre Beteiligung auszuschließen oder zu
diagnostizieren. Außerdem lassen sich kartilaginäre Destruktionen feststellen. Die Sonographie spielt in der
Diagnostik von Gelenkergüssen eine Rolle. Die Magnetresonanztomographie, Computertomographie oder
Skelettszintigraphie werden erst in zweiter Linie eingesetzt. Eine wichtige Rolle spielt die laborchemische
Blutuntersuchung. Hierbei ist auf Entzündungswerte (CRP, Leukozyten, BSG), Rheumafaktor und erhöhte
Stoffwechselprodukte zu achten (Harnsäure).
Differenzialdiagnose
Differentialdiagnostisch ist neben den bereits erwähnten Erkrankungen vor allem eine akute CharcotArthropathie abzugrenzen. Diese geht in ihrer Akutphase mit Schwellung, Rötung und Erwärmung des Fußes
einher. Anamnestisch ist meist ein Diabetes mellitus oder eine Neuropathie anderer Genese zu erheben.
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Therapie
Die Therapie richtet sich nach der Genese des entzündlichen Geschehens, wobei in den meisten Fällen ein
anfängliches konservatives Vorgehen gerechtfertigt ist.
Akuttherapie
Ruhigstellung des Fußes mit lokaler Anwendung antiphlogistischer Maßnahmen (Kryotherapie) und/oder
Antibiose.
Konservative/symptomatische Therapie
Akute entzündliche Geschehen bedürfen meist einer Ruhigstellung, um die akute Entzündung abklingen zu
lassen.
Medikamentöse Therapie
Die Ruhigstellung kann durch entzündungshemmende Medikation (NSAR) unterstützt werden. Je nach Genese
des Geschehens werden eine Antibiose oder eine stoffwechselmodulierende Medikation (Purinstoffwechsel)
hinzugefügt.
Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis erfordern eine gesonderte Medikation.
Operative Therapie
Infektiös-entzündliche Erkrankungen von Gelenken erfordern eine rasche chirurgische Therapie im Sinn einer
offenen Infektsanierung mit Synovektomie und Spülung des Gelenks. Bei infektiös-entzündlichen ossären
Erkrankungen muss dann eine chirurgische Therapie durchgeführt werden, wenn eine konservative Therapie
keine Besserung bringt. Für Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises stehen auch in allen Phasen der
Erkrankung operative Verfahren zur Verfügung.
Dauertherapie
Rheumatische Erkrankungen und Stoffwechselerkrankungen erfordern eine dauerhafte medikamentöse Therapie.
Bewertung
Der Erfolg der Therapie hängt von der Erkennung der Ursache der Entzündung ab. Erst wenn das ursächliche
Agens gefunden wird, kann eine dauerhafte Heilung erwartet werden.
Nachsorge
Entzündliche Fußerkrankungen verlangen eine regelmäßige Kontrolle der Befunde und eine eventuelle
Angleichung der Therapie. Der Erfolg der Therapie kann je nach Erkrankung mithilfe laborchemischer Parameter
oder radiologischer Verlaufskontrollen erhoben werden.
Autor
Karl-Heinz Kristen, Peter Bock
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