V A R I A Andrologie Bauchumfang korreliert mit Testosteronspiegel Ein einfaches Maßband um den Bauch ist das beste Hilfsmittel, um Patienten mit einem erhöhten Risiko für Atherosklerose, Diabetes – und oft auch erniedrigtem Testosteronspiegel – zu erkennen und Präventionsmaßnahmen einzuleiten.Ab einem Bauchumfang von mehr als 94 Zentimetern ist das Risiko für ein metabolisches Syndrom erhöht, bei mehr als 102 Zentimetern sogar stark erhöht. Als größtes endokrines Organ verändert das viszerale Fett die Hormonproduktion und erschwert darüber das Abnehmen, wie der Endokrinologe Prof. Armin Heufelder (München) ausführte: Im Fettgewebe wird Cortisol gebildet, der Leptinspiegel steigt, es kommt zur Insulinresistenz. Andererseits fallen Wachstumshormon und Testosteron – lipolytisch wirksame und muskelaufbauende Hormone – ab. Die Betroffenen sitzen dadurch in der „Insulinfalle“ und nehmen auch mit gutem Willen kaum ab. Sie entwickeln ein metabolisches Syndrom, was nach einer skandinavischen Studie das Risiko für einen Testosteronmangel um den Faktor 2,6 ansteigen lässt. Ein Testosteronmangel wiederum erhöht das Risiko für ein metabolisches Syndrom oder einen Diabetes auf das 1,7- bis 4,3fache. Welcher Faktor nun primärer Auslöser ist, lässt sich nicht beantworten. Doch bei Männern, denen es gelingt, ihr Gewicht zu reduzieren, steigt Testosteron lange vor der Besserung der anderen Hormonwerte an. Bewirkt Testosteron eine „Initialzündung“, um aus dem Teufelskreis herauszukommen? Verschiedene Studien deuten nach Ansicht Heufelders in diese Richtung: So wur- A 638 de unter Testosterongel (Testogel®) eine Abnahme der Körperfett- zugunsten der Muskelmasse dokumentiert, die Insulin-Sensitivität verbesserte sich umso stärker, je niedriger das Ausgangs-Testosteron lag. Auch für die Injektionsform (Nebido®) konnte innerhalb von 90 Wochen ein Einschmelzen des Fettgewebes um 25 Prozent nachgewiesen werden. Heufelder hat probeweise ein Programm für Prädiabetiker gestartet, bei dem eine Gruppe von motivierten Patienten zusätzlich zum „Ge- samtpaket“ aus Bewegung, Muskeltraining und Ernährungsberatung auch Testosteron erhält. Nicht nur der Bauchumfang flachte stärker ab als in der Vergleichsgruppe (neun versus drei Zentimeter), auch der HBA1c-Wert sank deutlicher (von 7,61 auf 6,38 versus 7,16). Wie der Experte betonte, lohnt es sich nicht nur bei Prädiabetikern, nach einem Testosterondefizit zu suchen: Mindestens ein Drittel der Typ-2-Diabetiker und mehr als die Hälfte der Patienten mit ausgeprägten Formen dieser Zivilisationskrankheit weisen verminderte Testosteronspiegel auf. Dr. rer. nat. Renate Leinmüller Presseworkshop in Fürth: Hypogonadismus: Experten diskutieren neueste Erkenntnisse und Therapieansätze, Veranstalter: Jenapharm Lipidsenkung mit einer Tablette Die meisten Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind auf die Einnahme zahlreicher unterschiedlicher Tabletten angewiesen. Die Einsparung von Tabletten und die damit einhergehende Vereinfachung der Therapie wird daher von jedem Patienten befürwortet. Zudem erreichen nicht alle Patienten unter einer Monotherapie mit einem Statin wünschenswerte LDL-Cholesterinwerte. Umso höher ist der Wert einer Kombinationstherapie aus Simvastatin und dem Cholesterin-Resorptionshemmer Ezetimib (Inegy®). Prof. Michel Farnier (Dijon) stellte hierzu die Ergebnisse der VYVA-Studie (Vytorin Versus Atorvastatin Study) vor, bei der 1 902 Patienten entweder mit der fixen Kombination oder nur mit Atorvastatin behandelt wurden. Das Design der Studie sah vor, dass die Patienten, die einen LDL-Wert über ihrem empfohlenen Zielwert hatten, entweder sechs Wochen lang mit Atorvastatin (10, 20, 40 oder 80 mg) oder mit 10 mg Ezetimib plus 10, 20, 40 oder 80 mg Simvastatin behandelt wurden. Wie die Analyse der Studiendaten belegt, konnte das Kombinationspräparat in allen Statin-Dosierungen das LDL-Cholesterin stärker senken als die Statin-Monotherapie. Die Verträglichkeit der beiden Therapieregime war vergleichbar gut. Wie Farnier erklärte, könne man mit der gängigen Startdosis von 20 mg eines Statins die Cholesterinwerte mit dem Kombinationspräparat in etwa halbieren. Dies spreche dafür, der Kombinationstherapie künftig eine breitere AufmerksamAlexander Wehr keit zu schenken. Media Briefing: „Achieving a Better Treatment Standard: Cardiologists’ Beliefs about Optimal LDL-C-Treatment and Two Sources of Cholesterol“ anlässlich der ESC-Tagung in Stockholm, Veranstalter: MSD Kurz informiert Glaukom-Augentropfen ohne Konservierungsstoffe – Der Wirkstoff Dorzolamid der neu eingeführten Augentropfen Trusopt-S (Chibret PharFoto: Prof. Reinhard, Uni-Klinik Freiburg Unternehmen mazeutische GmbH, Haar) senkt den bei Glaukom erhöhten Innendruck der Augen und verbessert die Durchblutung von Sehnerv und Netzhaut. Es enthält als erstes Glaukom-Medikament keine Konservierungsstoffe und schützt deshalb auch vor einem „trockenen Auge“ – ein Problem, das gerade bei dieser Erkrankung weit verbreitet ist. Die Tränenproduktion ist gegenüber Gesunden um mehr als ein Fünftel reduziert. Raucherentwöhnung mit neuartigem Wirkprinzip – Mehrere klinische Studien mit Vareniclin (Pfizer) – einer derzeit in der Zulassung befindlichen Substanz zur Raucherentwöhnung – zeigen, dass die Chance auf dauerhafte Abstinenz im Vergleich zu Placebo um das Drei- bis Vierfache erhöht werden kann. Die Substanz, die kein Nikotin enthält, ist ein partieller Agonist, der hoch spezifisch an den ␣42-Acetylcholin-Rezeptoren, an denen auch Nikotin bindet, wirkt. Vareniclin verfolgt daher einen zweifachen Wirkansatz. Durch die agonistische Komponente wird der Rezeptor stimuliert. Damit werden sowohl das Verlangen nach Nikotin als auch die typischen Nikotin-Entzugssymptome während der Raucherentwöhnung reduziert. Die antagonistische Wirkung dagegen blockiert den Rezeptor und schwächt so die als angenehm empfundenen Wirkungen des RauEB chens ab. ⏐ Jg. 103⏐ ⏐ Heft 10⏐ ⏐ 10. März 2006 Deutsches Ärzteblatt⏐