Vorgesehenes Programm der AG Molekulare Resistenzbestimmung

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Vorgesehenes Programm der AG Molekulare Resistenzbestimmung
in der Sektion Grundlagen der Paul-Ehrlich-Gesellschaft
Nadja Auer, Peter Heisig
Pharmazeutische Biologie und Mikrobiologie
Universität Hamburg
e-mail: [email protected], [email protected]
Genetisch basierte Detektionssysteme
Hintergrund:
Die herkömmlichen Methoden der Ermittlung der Antibiotikaempfindlichkeit bakterieller
Krankheitserreger beruhen auf kulturellen Verfahren, die den Resistenzphänotyp
mittels Reihenverdünnung oder Agardilution bestimmen. Die Suche nach alternativen
Methoden begründet sich vor allem auf der z.T. langen Anzuchtdauer (z.B.
Mykobakterien) und der von den Anzuchtbedingungen abhängigen Expression
mancher Resistenzeigenschaften, die zu falsch negativen Ergebnissen führen kann
(z.B. Methicillin-Resistenz, bestimmte β-Laktamasen). Als Alternative soll die
Möglichkeit der Detektion von Resistenzeigenschaften auf genetischer Ebene mittels
molekularbiologischer Methoden untersucht werden. Zwei grundlegende genetische
Mechanismen kommen für die Entstehung von Antibiotikaresistenz in Betracht:
1. Der Erwerb zusätzlicher genetischer Information, z.B. in Form von RPlasmiden,
Integrons,
Transposons
oder
einfacher
Insertionselemente
mittels Transformation, Transduktion oder
Konjugation sowie
2.
Mutationen
Insertionen.
die
Veränderung vorhandener genetischer Information durch
z.B. in Form von Punktmutationen, Deletionen oder
VORTEILE
NACHTEILE
¾ schnellere Datenverfügbarkeit,
besonders bei langsam wachsenden
Erregern
¾ mögliche Lücke bei neuartigen
Resistenzdeterminanten
¾ möglicherweise nicht alle
Resistenzdeterminanten erfassbar
¾ einfachere Handhabung
¾ bessere Standardisierbarkeit
¾ höhere Kosten
¾ umfangreicheres Spektrum an
gleichzeitig zu erfassenden Mechanismen
¾gute Automatisierbarkeit
¾ bei fehlender Expression
Überbewertung von positiven
Nachweisen
¾ auch quantitative Änderungen in der
Genexpression sind erfassbar
¾Eindeutiges Screening bei Auftauchen ‚alter‘
Resistenzgene in ‚neuen‘ Erregern ohne
weitere methodische Entwicklung (VRSA)
Beispiele:
1. Für den Nachweis des Erwerbs neuer genetischer Information, Insertionsund größere Deletionsmutationen eignet sich:
2. Für den Nachweis bekannter Punktmutationen mit weiter Verbreitung und
hoher Homologie eignet sich:
•PCR mit spezifischen Primern mit gelelektrophoretischer Auftrennung
•PCR-Techniken mit allelspezifischen Primern oder spezifische
Hybridisierungsmethoden für Mutationen, die in einem eng begrenzten Bereich
lokalisiert sind
ÆIdentifizierung des betreffenden DNA-Abschnitts anhand der Molekülgröße
ÆErhöhung der Spezifität z.B. durch nachgeschalteten Restriktionsverdau
ÆRT-PCR
•Quantifizierung
der
mRNA
ausgewählter
Gene
am
Ende
einer
Aktivierungskaskade, wie z.B. Strukturgene für Effluxpumpen oder β-Laktamase für
Punktmutationen, die an sehr variablen Positionen vorkommen
•DNA-Sequenzierung zum Nachweis spezifischer Punktmutationen innerhalb
größerer DNA-Bereiche
1a) Methicillin/Oxacillin Resistenz in Staphylokokken
High-level Resistenz gegen β-Laktame entsteht durch ein alternatives Penicillinbinding-protein (PBP2a), kodiert durch das mecA Gen.
2a) Konservierte Aminosäuresequenzen in der QRDR
von GyrA und ParC Gram-negativer Bakterien
67 ---- 78 - 79 - 80 - 81 - 82 - 83 - 84 - 85 - 86 - 87 - 88 - 89 - 90 - 91---106
Ala
Gln
ParC
GyrA
Abb. 1a: mecA Gen
1b) Mar (Multiple antibiotic resistance) Phänotyp bei E. coli beruht oft auf
Dereprimierung durch Mutationen unterschiedlicher Regulatoren * für die Efflux
Pumpe AcrAB
*
*
Mar
R
Acr
R
A
marR marA marB
Mar
A
soxR
Sox
S
B
*
Sox
R
soxS
AcrA
2b)
Acr
B
C
acrR
acrA
acrB
Komponenten der
Efflux Pumpe
AcrAB
His Pro
His Gly Asp Ser Ala
Val Tyr Asp Thr Ile Val
Arg
Thr Ser
Glu Ala Leu
Asn
64 ---- 75 - 76 - 77 - 78 - 79 - 80 - 81 - 82 - 83 - 84 - 85 - 86 - 87 - 88---103
Ala His Pro His Gly Asp Ser Ala Cys Tyr Glu Ala Met Val Leu
Gln
Ser Ala
Arg
Ile
Ile
Gly
Cys
Ala Pro
Ala
His
Abb. 2a: Punktmutationen in Position 83 und 87 in gyrA und parC gram negativer Bakterien
Ser
Asp
Phe Val
Gly
Arg
Thr
Val
Leu
Asn
Ile
Tyr
Mycobacterium tuberculosis:Trp
Rifampin Resistenz
Val
Val
Extreme Variabilität der Mutationen im rpoB Gen welches zur Resistenz gegen Rifampin führt
Sox
R*
Abb. 1b: (nach Miller und Sulavik (1996)), regulatorisches System für die Kontrolle von multiple-antibiotic-resistance in E. coli
A: marRAB locus; B: soxRS locus; C: acrAB locus.
Pfeile zeigen positive Regulation, beidseitig beendete Linien zeigen negative Regulation. SoxR* ist das Protein in seiner
aktivierten Form. AcrA und AcrB sind Komponenten des Efflux Pumpen Komplexes.
Abb. 2b: mögliche Mutationen im rpoB Gen von M. tuberculosis (aus Musser JM (1995)).
Ziele der zukünftigen Tätigkeit der neuen AG Molekulargenetische Resistenzbestimmung sollen daher sein,
•
zunächst bereits vorhandene Erfahrungen mit dem Nachweis einzelner Resistenzeigenschaften zu sammeln und
in Form von Empfehlungen durch Expertenlaboratorien als leicht reproduzierbare Arbeitsvorschriften zur Verfügung zu
stellen,
•
in ausgewählten Referenzlaboratorien einzelne molekulargenetische Techniken parallel zur routinemäßigen
Resistenzbestimmung zu evaluieren,
•
die Erfahrungen regelmäßig auszutauschen und koordiniert zu erweitern, um für die weitere Zukunft die
Entwicklung eines miniaturisierten Detektionssystems auf der Basis eines DNA-Chips anzustreben.
Literatur
Miller PF und Sulavik (1996). Overlaps and parallels in the regulation of intrinsic multiple-antibiotic resistance in Escherichia coli. Molecular Microbiology, 21 (3), 441-448
Fluit C, Visser MR, Schmitz F-J (2001). Molecular Detection of Antimicrobial Resistance. Clinical Microbiology Review, Oct., 836-871
Kobayashi N, Taniguchi K, Urasawa S (1998). Analysis of Diversity of Mutations in the mecA Promoter/Operator Region of Methicillin-resistant Staphylococcus aureus and Staphylococcus epidermidis. Antimicrobial Agents and Chemotherapy, Mar., 717-720
Musser JM (1995). Antimicrobial Agent Resistance in Mycobacteria: Molecular Genetic Insights. Clinical Microbiolohy Reviews. Oct., 496-514
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