Schweiz Med Wochenschr 2000;130:963–8 G. Cathomasa, E. L. Renner b a Departement Pathologie, Institut für klinische Pathologie; b Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, Departement Innere Medizin; Universitätsspital Zürich Fortbildung Lebertransplantation und Tumoren: Risiko und Chance Summary Liver transplantation is the established therapy of choice for endstages of acute and chronic liver diseases of various aetiologies. The place of liver transplantation in the treatment of malignant liver disease, in particular hepatocellular carcinoma, remains, however, debated: liver transplantation for hepatocellular carcinoma achieves 5-year survival similar to that for other indications, and 5-year disease-free survival better than that following “curative” resection, provided certain criteria are fulfilled (one node max. 5 cm in diameter or max. 3 nodes each of max. 3 cm in diameter). This must be weighed against the uncertainties of preoperative staging and the shortage of donor organs. In contrast, cholangiocarcinoma has a poor prognosis after liver transplantation with 3- and 5-year survival rates below 20%. Only small, incidental, peripheral, intrahepatic cholangiocarcinomas in patients with primary sclerosing cholangitis seem to be an exception to this rule. Liver metastases indicate generalised tumour spread, and thus are not an indication for liver transplantation. Liver transplantation may be justified for liver metastases of neuroendocrine gastrointestinal tumours, provided the primary has been curatively resected and there is no extrahepatic spread. Finally, liver-transplanted (immunosuppressed) patients are at increased risk to develop malignant tumours. This includes in particular epithelial skin tumours, (EBV-associated lymphoproliferative diseases and (HHV8-induced) Kaposi’s sarcoma. Keywords: liver transplantation; hepatocellular carcinoma; cholangiocarcinoma; liver metastasis Die Lebertransplantation ist heute als Therapie der Wahl bei Endstadien akuter und chronischer Leberleiden verschiedenster Ätiologie etabliert. Der Stellenwert der Lebertransplantation bei malignen Lebererkrankungen, insbesondere beim hepatozellulären Karzinom, bleibt aber umstritten: Die Lebertransplantation weist beim hepatozellulären Karzinom, falls gewisse Kriterien erfüllt sind (ein einzelner Knoten von max. 5 cm Durchmesser oder bis max. 3 Knoten von je max. 3 cm Durchmesser), eine ebenso gute 5-Jahres-Überlebensrate wie bei anderer Indikation und eine klar höhere rezidivfreie 5-Jahres-Überlebensrate als die «kurative» Resektion auf. Demgegenüber stehen aber die Unsicherheiten des präoperativen Stagings und der Organmangel. Im Gegensatz zum hepatozellulären Karzinom weisen Cholangiokarzinome nach Lebertransplantation eine schlechte Prognose auf (3- Liver transplantation and tumours: risks and outlook Zusammenfassung Korrespondenz: PD Dr. med. Gieri Cathomas Departement Pathologie Institut für Klinische Pathologie Schmelzbergstrasse 12 CH-8091 Zürich e-mail: [email protected] 963 Fortbildung Schweiz Med Wochenschr 2000;130: Nr 25 bzw. 5-Jahres-Überleben unter 20%). Eine Ausnahme bilden kleine, inzidentelle, peripher gelegene, intrahepatische Cholangiokarzinome bei Patienten mit primär sklerosierender Cholangitis, welche die Langzeitprognose wenig beeinflussen. Lebermetastasen sind Ausdruck eines generalisierten Tumorleidens und damit keine Indikation für eine Lebertransplantation. Eine Ausnahme können Lebermetastasen neuroendokriner gastrointestinaler Tumoren darstellen, falls der Primärtumor kurativ reseziert werden konnte und sich keine extrahepatischen Manifestationen mehr finden. Umgekehrt gilt es zu bedenken, dass lebertransplantierte (immunsupprimierte) Patienten ein erhöhtes Tumorrisiko aufweisen, welches vorwiegend epitheliale Hauttumoren, (EBVassoziierte) lymphoproliferative Erkrankungen und das Kaposi-Sarkom, seltener andere Karzinome, umfasst. Keywords: Lebertransplantation; hepatozelluläres Karzinom; Cholangiokarzinom; Lebermetastasen Die orthotope Lebertransplantation ist heute eine etablierte Methode zur Behandlung von Endstadien akuter und chronischer Lebererkrankungen verschiedenster Ätiologie. Verbesserungen im Bereich der Chirurgie, Anästhesie/Intensivmedizin, aber auch im späteren postoperativen Management, insbesondere im Bereich der Immunsuppression, lassen eine akzeptable perioperative Mortalität und ein 5-Jahres-Überleben von rund 70–80% erreichen. Unter den Indikationen steht die Leberzirrhose verschiedenster Ursachen mengenmässig an erster Stelle. Die Zirrhose wiederum stellt per se einen Risikofaktor für das hepatozelluläre Karzinom dar, und so ergibt sich die Frage, inwieweit hepatozelluläre Karzinome, aber auch andere Tumoren, mittels einer Lebertransplantation angegangen werden können. Einleitung Hepatozelluläres Karzinom Hepatozelluläre Karzinome entstehen bei uns in 80–90% auf dem Boden einer Leberzirrhose, wobei das Karzinomrisiko bei Patienten mit Virushepatitis oder Hämochromatose am höchsten, bei Patienten mit primär biliärer Zirrhose und M. Wilson am geringsten ist. Der kurativen chirurgischen Therapie durch Resektion sind einerseits von der Tumorlokalisation und -ausdehnung, anderseits von der funktionellen hepatischen Reserve und Regenerationsfähigkeit der zirrhotischen Restleber her Grenzen gesetzt. Zudem wird die als Präkanzerose zu betrachtende Grundkrankheit in der Restleber nicht angegangen, was innert 5 Jahren in bis zu 80% zu einem erneuten Tumorleiden in der Restleber führt (echte Metastasen des ursprünglichen Tumors und/ oder metachrone Zweittumoren). Die Lebertransplantation ist die einzige Therapieoption, die das Tumorleiden und die zugrunde liegende, als Pärkanzerose zu betrachtende Grundkrankheit der Leber (Zirrhose) potentiell kurativ angehen kann. In der ersten Zeit der Lebertransplantation wurden vor allem Patienten mit fortgeschrittenem Tumorleiden behandelt. Die Prognose erwies sich allerdings in diesen Fällen meist als ungünstig, und entsprechend geriet diese Form der Therapie für das hepatozelluläre Karzinom in Verruf [1–4]. 964 Trotzdem gibt es die oben skizzierten theoretischen Überlegungen, die für die Transplantation als chirurgische Therapie des hepatozellulären Karzinoms sprechen [5]. Ausserdem ist die postoperative Mortalität heute bei der Transplantation oft vergleichbar oder sogar geringer als bei einer Tumorresektion [5]. Argumente gegen eine Therapie des hepatozellulären Karzinoms mittels Transplantation sind der Mangel an Organen, die Unsicherheit des präoperativen Stagings auch mit modernen bildgebenden Verfahren (inkl. MRI), das Risiko einer Tumorprogression während der Wartezeit auf ein geeignetes Transplantat sowie die rasche Tumorprogression unter immunosuppressiver Therapie, falls doch nicht erkannte, extrahepatische Tumormanifestationen vorliegen. In einer Reihe von Untersuchungen konnte aber gezeigt werden, dass ausgewählte Patienten mit kleinen Tumoren nach Transplantation eine bessere Langzeitprognose aufweisen als nach Resektion (Abb. 1). Mazzaferro und Mitarbeiter zeigten in einer prospektiven Studie an 48 Patienten mit nicht-resektablem hepatozellulärem Karzinom ein rezidivfreies Überleben 4 Jahre nach Lebertransplantation von 83% [6], sofern im präoperativen Staging nur ein einzelner Tumorherd von max. 5 cm Fortbildung Schweiz Med Wochenschr 2000;130: Nr 25 Abbildung 1 Explantat der zirrhotisch umgebauten Leber einer 63jährigen Frau mit chronischer Hepatitis-C-Infektion und dem solitären Knoten eines hepatozellulären Karzinoms von <5cm Durchmesser (1a). Histologisch hoch bis mässig differenziertes hepatozelluläres Karzinom vom sinusoidal-trabekulären Typ (1b) mit mikroskopischem Nachweis von Gefässeinbrüchen (Bildeinschub). Tabelle 1 TNM-Klassifikation von Lebertumoren Stadieneinteilung von Lebertumoren nach TNM und UICC. Tx T-Stadium kann nicht beurteilt werden T0 kein Primärtumornachweis T1 solitärer Tumor ≤2 cm ohne Gefässinvasion T2 solitärer Tumor ≤2 cm mit Gefässinvasion oder multiple Tumoren (≤2 cm) in einem Lappen ohne Gefässinvasion oder solitärer Tumor >2 cm ohne Gefässinvasion T3 solitärer Tumor >2 cm mit Gefässinvasion oder multiple Tumoren (≤2 cm) in einem Lappen mit Gefässinvasion oder multiple Tumoren >2 cm in einem Lappen T4 multiple Tumoren in mehr als einem Lappen oder Invasion in Hauptäste von Pfortader oder Lebervene(n) Tumorinfiltration in angrenzende Organe oder Tumorperforation des viszeralen Peritoneums Nx regionäre Lymphknoten können nicht beurteilt werden N0 keine regionären Lymphknotenmetastasen N1 regionäre Lymphknotenmetastasen Mx Metastasen können nicht beurteilt werden M0 keine Fernmetastasen M1 Fernmetastasen UICC-Stadiengruppierung Stadium I T1 N0 M0 Stadium II T2 N0 M0 Stadium IIIA T3 N0 M0 Stadium IIIB T1 N1 M0 T2 N1 M0 T3 N1 M0 Stadium IVA T4 jedes N M0 Stadium IVB jedes T jedes N M1 oder maximal 3 Tumorherde von max. 3 cm vorhanden waren und keine Gefässinvasion vorlag. Diese 4-Jahres-Überlebensrate unterscheidet sich nicht signifikant von derjenigen von Patienten, die aus anderer Indikation lebertransplantiert wurden. Bei dem am Ex- plantat durchgeführten pathologisch-anatomischen Re-Staging zeigten 13 Patienten (27%) Tumoren, die an Ausdehnung über die obengenannten Einschlusskriterien hinausgingen. Das rezidivfreie Überleben dieser Patienten war signifikant kürzer als das Überleben der 35 965 Fortbildung Patienten, welche die obengenannten Kriterien auch im Explantat erfüllten (59 vs. 92%, p = 0,002). Schliesslich wurde für Patienten mit der fibrolamellären Variante des hepatozellulären Karzinoms über eine gute Prognose nach Lebertransplantation berichtet [7]. Wie aufgeführt, zeigen eine Reihe von zwischenzeitlich publizierten Daten, dass die Lebertransplantation bei vereinzelten, kleinen hepatozellulären Karzinomknoten eine erfolgversprechende therapeutische Möglichkeit darstellt. Dabei sollte man sich in Erinnerung rufen, dass sich dies weder in der TNM-Klassifikation noch in den UICC-Tumorstadien niederschlägt (Tab. 1) [8]. So finden sich theoretisch in mehreren T-Stadien wie in den UICC-Stadien I bis III Patienten, die grundsätz- Schweiz Med Wochenschr 2000;130: Nr 25 lich die obengenannten Bedingungen erfüllen und demzufolge allenfalls von einer Lebertransplantation profitieren könnten. Andererseits sind es aber auch gerade die kleinen Tumoren, welche alternativen Therapiemöglichkeiten, wie der kurativen Resektion, oder palliativen Optionen, wie perkutaner Alkoholinjektion usw., am besten zugänglich sind, wobei hier die Grundkrankheit natürlich nicht beeinflusst wird. So müssen auch heute noch individuell die Vor- und Nachteile der beiden potentiell kurativen und der palliativen Therapieoptionen beim einzelnen Patienten sorgfältig und im Lichte des Organmangels, der Wartezeiten und der Unsicherheiten des präoperativen Stagings gegeneinander abgewogen werden. Cholangiozelluläres Karzinom Cholangiokarzinome sind rund 10mal seltener als hepatozelluläre Karzinome und können sich sowohl in den intrahepatischen (zentralen) als auch extrahepatischen Gallenwegen entwickeln. Eine Sonderform ist der sogenannte Klatskin-Tumor, das Karzinom im Bereich der Gabelung von Ductus cysticus und hepaticus. Als Risikofaktor für ein Cholangiokarzinom gelten Infektionen mit Leberegel, biliäre Zysten, Colitis ulcerosa und primär sklerosierende Cholangitis. Im Gegensatz zum hepatozellulären Karzinom zeigt die Leber, mit Ausnahme von Patienten mit sklerosierender Cholangitis, meist keine Zirrhose, und in diesen Fällen ist die radikale Resesektion als einzige potentiell kurative Therapieoption grundsätzlich zu evaluieren. Allerdings ist der Tumor zur Zeit der Diagnose häufig schon fortgeschritten und nicht mehr kurativ resezierbar [9]. Erwartungsgemäss ist die Prognose in den meisten Fällen ungünstig mit einem 2-Jahres-Überleben von lediglich 10%. Intrahepatische Gallengangskarzinome scheinen dabei eine geringgradig bessere Prognose aufzuweisen als die Karzinome der grossen Gallenwege. Entscheidend für die Prognose ist aber der tumorfreie Resektionsrand im Bereich des Ductus choledochus. Auch wenn immer wieder über erfolgreiche Einzelfälle berichtet wird, so hat sich doch gezeigt, dass nach Lebertransplantation zur 966 Therapie eines Cholangiokarzinoms das 3bzw. 5-Jahres-Überleben selten über 10–20% hinausgeht. Dies stimmt besonders für Patienten mit einem Cholangiokarzinom der grossen Gallenwege, während möglicherweise einzelne Patienten mit einem umschriebenen zentralen (intrahepatischen) Cholangiokarzinom von einer Lebertransplantation profitieren können [9]. Eine spezielle Situation besteht bei Patienten mit einer primär sklerosierenden Cholangitis. Das Risiko, im Rahmen einer sklerosierenden Cholangitis ein Cholangiokarzinom zu entwickeln, liegt zwischen 8 und 40%. Ausserdem besteht bei diesen Patienten häufig gleichzeitig eine Zirrhose, und die Lebertransplantation bedeutet dementsprechend die Heilung des Grundleidens. In rund 10% dieser Patienten findet sich bei der morphologischen Untersuchung des Explantats ein sogenanntes inzidentelles Cholangiokarzinom, das vorher nicht bekannt war. Diese inzidentellen Karzinome scheinen keinen wesentlichen Einfluss auf die Prognose auszuüben, während bei bereits bekanntem Cholangiokarzinom die Prognose nach Lebertransplantation, ähnlich wie für andere Patienten mit Cholangiokarzinom, ungünstig ist [10]. Ein nachgewiesenes Cholangiokarzinom gilt deshalb in den meisten Zentren als Kontraindikation für eine Lebertransplantation. Schweiz Med Wochenschr 2000;130: Nr 25 Fortbildung Metastasen und andere Tumoren Im allgemeinen gilt eine Lebertransplantation bei Lebermetastasen als kontraindiziert. Eine Ausnahme machen höchstens Lebermetastasen neuroendokriner Tumoren, die oft langsam wachsen, aber sich zum Zeitpunkt der Diagnose wegen ihrer Ausdehnung trotzdem bereits einer Resektion entziehen. Primäre neuroendokrine Tumoren der Leber sind selten; meist handelt es sich um Metastasen von Primärtumoren im Pankreas (Abb. 2), aber auch im Gastrointestinaltrakt (vor allem im Dünndarm) oder in der Lunge. Die Resektion kann bei gleichzeitiger Entfernung des Primärtumors in kurativer Absicht erfolgen. Oft sind die Lebermetastasen bei Diagnosestellung aber nicht mehr kurativ resektabel, und es stellt sich in solchen Fällen die Frage einer Lebertransplantation. Da es sich alles in allem um eine seltene Indikation handelt, finden sich in der Literatur meist nur Einzelfälle oder Serien mit kleinen Fallzahlen. In einer kürzlich veröffentlichten Übersichtsarbeit wurden die Daten von 31 solcher Studien aus 23 Institutionen mit insgesamt 103 Patienten zusam- mengefasst [11]. Dabei fand sich gesamthaft ein 2- bzw. 5-Jahres-Überleben von 60 bzw. 47%, ein rezidivfreies 5-Jahres-Überleben von höchstens 24%. Allerdings ist ein 5-JahresÜberleben von 47% möglicherweise etwas günstiger als die 30–32%, welche für unbehandelte neuroendokrine Karzinommetastasen beschrieben worden sind [12, 13]. Rezidive werden vor allem in Knochen und im Lebertransplantat selbst, aber auch in anderen Organen wie Lunge, Peritoneum oder in generalisierter Form beobachtet. Prognostisch ungünstig erscheint dabei ein Patientenalter über 50 Jahre und eine zusätzliche ausgedehnte Abdominalchirurgie zur Primärtumorresektion. Zusammenfassend kann man sagen, dass ausgewählte Patientengruppen mit neuroendokrinen Tumoren der Leber unter Umständen von einer Lebertransplantation profitieren können. Schliesslich können in ganz ausgewählten Fällen sehr seltene andere Tumoren der Leber wie benigne Hämangioendotheliome, Hepatoblastome oder Riesenhämangiome durch Transplantation angegangen werden [14]. Abbildung 2 Explantat der unveränderten Leber einer 34jährigen Frau mit Metastasen eines neuroendokrinen Karzinoms des Pankreas (2a). Histologisch Übergang vom Lebergewebe (rechte Bildhälfte) in Karzinom (2b) und immunhistochemischer Nachweis von Synaptophysin als neuroendokrinem Marker (Bildeinschub). Tumoren nach Transplantation Neue Langzeitdaten belegen, dass Transplantierte (Immunsupprimierte) gegenüber der Normalbevölkerung ein erhöhtes Risiko aufweisen, einen Tumor zu entwickeln [15–17]. Die meisten Daten in diesem Zusammenhang stammen aus Untersuchungen von Patienten nach Nierentransplantation. Drei Tumorengruppen treten dabei deutlich gehäuft auf, nämlich epitheliale Hauttumoren, posttransplantäre lymphoproliferative Erkrankung und das Kaposi-Sarkom. Der durchschnittliche Zeitraum zwischen Transplantation und Tu- mor liegt bei 20 Monaten für das KaposiSarkom und bei 33 Monaten für die posttransplantäre lymphoproliferative Erkrankung. Die Inzidenz für die beiden Tumoren sinkt anschliessend, und das relative Risiko, später ein Kaposi-Sarkom oder eine posttransplantäre lymphoproliferative Erkrankung zu entwickeln, nimmt ab. Im Gegensatz dazu steigt das relative Risiko, einen epithelialen Tumor der Haut zu entwickeln, nach der Transplantation kontinuierlich an [15]. Interessanterweise scheint bei der Entstehung vieler 967 Fortbildung Schweiz Med Wochenschr 2000;130: Nr 25 dieser besonders gehäuften Tumorarten ein viraler Infekt eine wesentliche Rolle zu spielen: Während seit längerem der Zusammenhang zwischen der Epstein-Barr-Virusinfektion und der posttransplantären lymphoproliferativen Erkrankung bekannt ist, konnte kürzlich gezeigt werden, dass das humane Herpesvirus 8 (HHV8) für die Entstehung des Kaposi-Sarkoms verantwortlich ist und auch durch die Transplantation übertragen werden kann [18, 19]. Das Tumorrisiko ist abhängig vom Grad der Immunosuppression, und entsprechend ist das Risiko bei Patienten nach Lebertransplantation zwar allgemein erhöht, gegenüber anderen Organtransplantierten, die meist eine stärkere Immunosuppression benötigen, jedoch geringer [16]. Erwähnt seien an dieser Stelle noch die Patienten mit sklerosierender Cholangitis, die, mit oder ohne zusätzliche Colitis ulcerosa, ein erhöhtes Risiko haben, ein Kolonkarzinom zu entwickeln, und deshalb regelmässig kolonoskopisch nachkontrolliert werden sollten [10]. 1 Selby R, Zakiayah K, Carr B, Tzakis A, Madariaga JR, Iwatsuki S. Liver transplantation for hepatocellular carcinoma. World J Surg 1995;19:53–8. 2 Ismail T, Angrisani L, Gunson BK, Hubscher SG, Buckels JA, Neuberger JM, et al. Primary hepatic malignancy: the role of liver transplantation. Br J Surg 1990;77:983–7. 3 Ringe B, Wittekind C, Bechstein WO, Bunzendahl H, Pichlmayr R. The role of liver transplantation in hepatobiliary malignancy: a retrospective analysis of 65 patients with particular regard to tumor stage and recurrence. Ann Surg 1989;209:88–98. 4 O’Grady JG, Polson RJ, Rolles K, Calne RY, Williams R. Liver transplantation for malignant disease: results in 93 consecutive patients. 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