Mikrobiologie MIKROBIOLOGIE THALAMUS Schulen für ganzheitliche Heilkunde © Maria Niemeyer, Essen - 17.03.2009 Mikrobiologie - 1 Mikrobiologie Inhaltsverzeichnis Infektionen Seite 3 Infektionsformen Seite 3 Erreger Seite 4 Allgemeine Epidemiologie Seite 5 Spezielle Virologie Seite 5 Spezielle Bakteriologie Seite 7 Kokken Stäbchen Seite 7 Seite 9 Sonderformen Seite 10 Pilze Seite 10 Protozoen Seite 11 Würmer Seite 12 Bekämpfung von Krankheitserregern Seite 14 THALAMUS Schulen für ganzheitliche Heilkunde © Maria Niemeyer, Essen - 17.03.2009 Mikrobiologie - 2 Mikrobiologie ALLGEMEINE INFEKTIONSLEHRE INFEKTIONEN Eine Infektion bedeutet das Eindringen und Haften von Erregern (inapparente Infektion). Wenn Krankheitszeichen vorliegen, handelt es sich um eine Infektionskrankheit (apparente Infektion). INFEKTIONSWEGE Es gibt verschiede Möglichkeiten für die Erreger, in den Organismus zu gelangen (Infektionsmodus). Die Infektion kann endogen oder exogen erfolgen. ENDOGENE Infektion durch körpereigene Keime: • durch Standortwechsel (E. coli ist im Darm normal, woanders Verursacher von Entzündungen) • Herpesviren, die im Körper persistieren und bei Abwehrschwäche Entzündungen verursachen INFEKTION EXOGENE INFEKTION Akutes oder passives Eindringen von Krankheitserregern. Hämatogen: • Stichverletzungen, Transfusionen, Tierbiss, Insektenstich • Schleimhautverletzung • während der Schwangerschaft (intrauterin, diaplacentar) • während oder nach der Geburt Fäkal-oral: • Erreger, die aus Fäkalien stammen (E. coli, Salmonellen) und über verseuchtes Trinkwasser, Lebensmittel, Schmierinfektion übertragen werden. Schmierinfektion: Stuhl, Sputum, Eiter, Urin, Wundsekret Tröpfchen- und Staubinhalation: • Übertragung durch Staubpartikel oder getrocknete Speichelreste in der Luft, die Erreger vermehren sich wieder bei Einatmung. Nahrungsmittelinfektion Direkter Kontakt bei Geschlechtskrankheiten INFEKTIONSFORMEN Lokale Infektion: die Symptome sind begrenzt auf die Eintrittspforte • Katarrh (Schleimhäute betroffen, Nase, Magen-Darm) • Wundinfektion Generalisierte Infektion: allgemeine Reaktion des Organismus auf die Eindringlinge, die sich über Blut- und Lymphbahnen verbreiten (Bakteriämie, Virämie) Eine generalisierte Infektion zeigt oft einen zyklischen Verlauf: • Inkubationszeit: die Zeit vom Eindringen des Erregers bis zum Auftreten von Symptomen THALAMUS Schulen für ganzheitliche Heilkunde © Maria Niemeyer, Essen - 17.03.2009 Mikrobiologie - 3 Mikrobiologie • Prodromalstadium: Ausbreitung und Vermehrung über Lymphe und Gewebe in die Blutbahn mit hämatogener Generalisation und allgemeinen Krankheitszeichen wie Fieber, Schwäche, Kopf-, Kreuz-, Gliederschmerzen, Lymphknotenschwellungen • Organmanifestation: Vermehrung in den für den Erreger günstigsten Körpergeweben, je nach Affinität des Erregers: - Haut: Exantheme - Darm: Durchfälle - Leber: Ikterus - Lunge: Husten "Stille Feiung": subklinisch, inapparent verlaufende Infektion Abortive Infektion: Krankheitsende nach dem Prodromalstadium. ERREGER Ein Erreger wird als pathogen bezeichnet, wenn seine Anwesenheit und Vermehrung zu Krankheitssymptomen führen. Menschenpathogene Keime sind Bakterien, Protozoen, Pilze und Würmer (sie besitzen einen eigenen Stoffwechsel) und Viren (ohne eigenen Stoffwechsel). WAFFEN Invasivität bedeutet die Fähigkeit, die Gewebe zu befallen. Begünstigende Faktoren sind Substanzen wie Streptokinase, Hyaluronidase (wirken membranlösend) oder Schleimkapseln, die die Phagozytose durch die Abwehrzellen hemmen. Toxizität bezeichnet die Fähigkeit der Bakterien, giftige Substanzen zu bilden: • Exotoxine, von lebenden Zellen abgesonderte Polypeptide, die stark antigen wirken • Endotoxine, Bestandteile der Zellwand, die bei Zerfall freigesetzt werden DES ERREGERS VIRULENZ Die Virulenz des Erregers setzt sich zusammen aus Infektiösität x Invasivität x Toxizität und beschreibt, wie schnell und in welchem Ausmaß ein Erreger Krankheitszeichen verursacht. ABWEHR- Abwehrmechanismen des Wirtes sind: • intakte Schleimhaut • intakte Haut mit Normalflora • gesunde mikrobielle Flora • Lysozyme • Phagozyten • hydrolysierende Substanzen im Speichel • proteolytische Substanzen im Dünndarm • saurer pH-Wert im Magen/Vagina • spezifische Immunität, T- und B-Lymphozyten • Komplementsystem, sorgt für die Auflösung der Bakterienwände • Interferone, durch Leukozyten und infizierte Zellen gebildet, verhindern die Virusvermehrung MECHANISMEN DES WIRTES THALAMUS Schulen für ganzheitliche Heilkunde © Maria Niemeyer, Essen - 17.03.2009 Mikrobiologie - 4 Mikrobiologie Allgemeine Epidemiologie ERREGERRESERVOIR KONTAGIONSINDEX Zum Erregerreservoir gehören: • kranker Mensch • gesunde Keimträger • Dauerausscheider • Tiere (Anthropozoonosen mit tierischen Zwischenwirten) • Umwelt Der Kontagionsindex meint die Anzahl an einer bestimmter Krankheit manifest Erkrankter bezogen auf die Zahl aller mit dem Erreger Infizierten (Krankheitsbereitschaft). EPIDEMIE Eine Epidemie ist eine zeitlich gehäuftes, räumlich begrenztes Auftreten einer bestimmten Infektionskrankheit innerhalb einer Bevölkerungsgruppe. PANDEMIE Eine Pandemie ist eine große, über Kontinente sich ausdehnende Epidemie. ENDEMIE Endemie meint den dauernder Durchseuchungszustand innerhalb einer Bevölkerung, des Organismus. ANTIGEN Ein Antigen ist eine als "körperfremd" erkannte Substanz, die eine Immunantwort auslöst. IMMUNITÄT Immunität ist der spezifische Schutz gegen Erreger, die natürlich d.h. über durchgemachte Erkrankungen erreicht wird oder durch Immunisierung wobei die: • aktive Immunisierung durch Antigenverabreichung • passive Immunisierung durch Antikörpergabe. Spezielle Virologie ÜBERSICHT Viren sind die kleinsten Krankheitserreger (5-100 mal kleiner als Bakterien). Sie besitzen einen DNS- oder RNS-Strang, der umschlossen ist von einem Kapsid aus Proteinen. Manche Viren besitzen noch eine Hülle. Zur Vermehrung benötigen Viren eine Wirtszelle. Nach dem Eindringen in die betreffende Wirtszelle wird der Zellstoffwechsel zur Produktion genutzt. Die neu gebildeten Viren werden meist durch Platzen der Wirtszelle freigesetzt. Virale Infektionen sind gekennzeichnet durch eine Leukopenie. ADENOVIREN Hüllenlose DNA-Viren, die relativ resistent gegen thermische oder pHEinflüsse sind (besonders bei Kleinkindern endemisch verbreitet). Die Übertragung erfolgt durch Schleimtröpfchen und Stuhl, die Eintrittspforte ist die Schleimhaut des Nasopharynx. Vermehrung in Konjuktiven, Schleimhäute (Pharynx), Dickdarm Inkubationszeit: 3-6 Tage Krankheitsbilder: • akute katarrhalische Atemwegskrankheiten • Konjunktivitis • Pneumonie • selten Meningitis THALAMUS Schulen für ganzheitliche Heilkunde © Maria Niemeyer, Essen - 17.03.2009 Mikrobiologie - 5 Mikrobiologie HERPESVIREN Große DNA-Viren, die in der Wirtszelle intranukleär syntethisiert werden und Riesenzellfusionen verursachen, häufigster Krankheitserreger beim Menschen (90% der Erwachsenen sind infiziert). Herpesvirus Typ 1 • Herpes labialis • Keratoconjunktivitis, Erblindungsgefahr • Meningitis, Menigoencephalitis • Gingivostomatitis herpetica: Entzündung von Mundschleimhaut und Zahnfleisch mit Bläschen, Aphten und Ulcerationen (Mundfäule). Herpesvirus Typ 2 • Herpes genitalis • Herpes neonatalis: Die Bläschen sind über die gesamte Haut verteilt, Leber-Milzschwellung, Ikterus Varicella-Zoster-Virus • Windpocken im Kindesalter • Gürtelrose im Erwachsenenalter Zytomegalie-Virus mononukleoseähnliches Krankheitsbild; die angeborene Zytomegalie führt u. a. zur Mikrocephalie Epstein-Barr-Virus Verursacher der Mononucleose. Das Virus befällt die B-Lymphozyten und verursacht deren Änderung in Lymphoblasten (Pfeifferzellen). Der Durchseuchungsgrad ist sehr hoch (100% der Bevölkerung bis 30 Jahre). COXSACKIE-VIREN Coxsackie-A-Virus mit Serotypen: • Herpangina Coxsackie-B-Virus mit Serotypen: Verursacher der • Bornholm´schen Krankheit (Pleurodynie) • Myokarditis • abakterielle Meningitis (A und B) PAPILLOMA-VIREN Verursacher von Warzenbildung im Genitalbereich, Larynxpapillomen, Papillome gelten als Präkanzerosen. THALAMUS Schulen für ganzheitliche Heilkunde © Maria Niemeyer, Essen - 17.03.2009 Mikrobiologie - 6 Mikrobiologie Spezielle Bakteriologie ÜBERSICHT Bakterien sind ca. 0,5-5 µm große Mikroorganismen mit unvollständigem Zellkern, die DNA schwimmt frei im Zytoplasma. Sie sind von einer widerstandsfähigen Membran umgeben, die zusätzlich eine Kapsel oder Wachs enthalten kann. Bestimmte Bakterien bilden Sporen, die extrem überlebensfähig sind und bei günstigen Bedingungen wieder auskeimen können. Sie haben einen eigenen Stoffwechsel (Ribosomen zur Eiweißsynthese) und sind auf Nährböden anzüchtbar. Bakterien, die Sauerstoff benötigen, nennt man Aerobier, die ohne Sauerstoff existieren Anaerobier. Je nach der Einfärbbarkeit der Membran unterscheidet man: • gram + (positive) Bakterien • gram - (negative) Bakterien Kokken STAPHYLOKOKKEN Staphylokokken sind grampositive, unbewegliche Kugelbakterien, die schnell und anspruchslos wachsen. Beispiele: Staphylokokkus aureus und epidermis Ihre Toxine sind: • α-Hämolysin, wirkt hautnekrotisch • Leukozidin, leukozytenschädigend • Enterotoxine, thermostabil, häufige Ursache von Lebensmittelvergiftungen. Typische Krankheitsbilder: • Furunkel, Karbunkel • Mastitis • Osteomyelitis • Enterocolitis • Endocarditis • häufige Infektion bei Diabetes mellitus • selten TSS (toxisches Schock-Syndrom) in Verbindung mit Tampons Epidemiologie: Staphylokokken sind sehr resistent (große Antibiotikaresistenz bei Spitalkeimen). THALAMUS Schulen für ganzheitliche Heilkunde © Maria Niemeyer, Essen - 17.03.2009 Mikrobiologie - 7 Mikrobiologie STREPTOKOKKEN Streptokokken sind kettenförmige, grampositive Kugelbakterien, Erreger akuter, eitriger und chronisch-entzündlicher Krankheiten Die für den Menschen bedeutsamsten Streptokokken sind β-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A und α-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A (Streptokokkus viridans) Toxine: Streptokinase, Hämolysine (Streptolysin O). Der Antistreptolysintiter sagt aus, bis zu welcher Titerhöhe ein Patientenserum die hämolysierende Wirkung einer bestimmten Menge Streptolysin aufheben kann. Streptococcus pyogenes Typische Infektionen: • Angina tonsillaris • Erysipel, Phlegmone • Scharlach • Otitis media, Sinusitis, Mastoiditis Streptococcus viridans gehört zur normalen Rachenflora und ist ein wichtiger Erreger der • Endokarditis lenta (Bakteriämie nach Zahnextraktion) PNEUMOKOKKEN Pneumokokken sind grampositive, bekapselte Diplokokken, die Polysaccaridkapsel verhindert die Phagozytose der Keime. Diplococcus pneumoniae ist eigentlich ein harmloser Keim der Rachenflora, kann aber auch folgende Krankheitsbilder auslösen: • Lobärpneumonie • chronische Bronchitiden • Meningitis GONOKOKKEN Gonokokken sind Schleimhautparasiten, durch Geschlechtsverkehr übertragbar und außerhalb der Wirtes nicht lebensfähig. Krankheitsbilder: • Gonorrhoe (Tripper) • Ophtalmia neonatorum: Neugeborene infizieren sich auf dem Weg durch den Geburtskanal, unbehandelt droht Erblindung. Zur Vorbeugung dient die Credésche-Prophylaxe (Silbernitratlösung oder Penicillin wird nach der Geburt in die Augen geträufelt). MENINGOKOKKEN Neisseria meningitides ist der Erreger der epidemischen Meningitis (Meningokokken-Meningitis). Die Komplikation ist das WaterhouseFriedrichsen-Syndrom: • Kreislaufkollaps • Nebennierenversagen, • toxische Kapillarschäden mit Petechien, Purpura • hohes Fieber (besonders bei Kleinkindern) Im Normalfall existieren Meningokokken als Nasopharynxparasiten und verursachen eine Pharyngitis. THALAMUS Schulen für ganzheitliche Heilkunde © Maria Niemeyer, Essen - 17.03.2009 Mikrobiologie - 8 Mikrobiologie Stäbchen GRAMNEGATIVE STÄBCHEN Salmonellen-Gruppe, bewegliche, aerobe, begeißelte Stäbchen: • Salmonella typhi - Erreger des Typhus, septikämische Ausbreitung bis zur Peyerschen Plaques des Dünndarms • Salmonella typhimurium/enteritidis: wichtigste Gastroenteritis-Erreger in Deutschland, die Infektion erfolgt meist durch Nahrungsmittel (Endotoxine) Shigellen sind schlanke, unbewegliche Stäbchen ohne Kapsel und Sporenbildung, das Krankheitsbild ist eine Kolitis. E. coli gehört zur normalen Flora des Intestinums. Er verursacht Entzündungen, wenn er in andere Gewebe gelangt: • oft Harnwegsinfektion, besonders bei Frauen • Hospitalkeim der Säuglingsenteritis Hämophilus-Gruppe: • Bordetella pertussis (Keuchhusten) • Hämophilus ducreyi (Ulcus molle) • Hämophilus influenzae (kapseltragende Variante) kann folgende Krankheitsbilder auslösen: - Sinusitis, Otitis media - Epiglottitis - Meningitis Fusobakterien: endogene Anaerobier. Sie gehören zur normalen Mundflora und können in Symbiose mit Borellia vincentii (Spirochäte), die Angina PlantVincentii verursachen, eine einseitig ulcerierende, meist stark riechende Angina, mit gelb-grünlichen Belägen. GRAMPOSITIVE STÄBCHEN Corynebacterium diphteriae (Diphterie) Listeria monocytogenes (Fetopathie und postnatale Infektion) SPORENBILDNER Aerobe Sporenbildner: • Bacillus anthracis: Milzbrand Anaerobe Sporenbildner: • Clostridium tetani: Tetanus • Clostridium botulinum: Botulismus • Clostridium perfringens: Gasbrand MYCOBACTERIEN Myobacterium tuberculosis: säurefester Erreger der Tuberkulose mit Wachspanzer. Mycobacterien können durch Phagozyten nicht eliminiert werden. Der Körper errichtet einen "Abwehrwall" aus Zellen um die Herde, lässt also den Erreger verschwinden, der bei Abwehrschwäche wieder aktiviert werden kann. Färbung nach Ziehl-Neelsen Mycobacterium Leprae: Erreger der Lepra SPIROCHÄTEN Leptospiren: spiralförmig gewunden, an den Enden gekrümmt Leptospirosen sind Anthropozoonosen, Überträgertiere sind Mäuse, Ratten, Hunde, die die Keime über die Niere ausscheiden. Die Infektion erfolgt perkutan über verunreinigtes Wasser. THALAMUS Schulen für ganzheitliche Heilkunde © Maria Niemeyer, Essen - 17.03.2009 Mikrobiologie - 9 Mikrobiologie TREPONOMEN Treponema pallidum, korkenzieherartig gewundene Bakterien, Erreger der Syphilis Sonderformen ÜBERSICHT Rickettsien und Chlamydien: eine Zwischengruppe von Viren und Bakterien. Sie haben keinen eigenen Stoffwechsel und benutzen eine Wirtszelle zur Vermehrung. Von der Form her zählen sie zu den Bakterien (Kokken, Stäbchen) und sprechen auf Antibiotika an. CHLAMYDIEN Wichtige Erreger sind Chlamydia lymphogranuloma inguinale (Geschlechtskrankheit) und Chlamydia trachomatis. RICKETTSIEN Unbewegliche Stäbchen/Kokken, die oft über Zwischenwirte (Zecken, Mücken, Läuse) übertragen werden. Krankheiten sind das Fleckfieber und das Q-Fieber. Pilze ÜBERSICHT Die meisten pathogenen Pilze vermehren sich ungeschlechtlich durch Sporen. Aus den Sporen entstehen durch Ausstülpung fächige Strukturen: Hyphen. Ein Hyphengeflecht heißt Myzel. EINTEILUNG Sprosspilze (Hefen) Fadenpilze (Dermatophyten) Schimmelpilze (Aspergillus) DERMATOPHYTEN Microsporon andouinii: Erreger der "Ringelflechte", Mikrosporie, eine hochinfektiöse Mykose mit Befall von Kopfhaut und Haaren, sie betrifft oft Kinder und kann in Kindergärten und sonstigen Gemeinschaftseinrichtungen endemisch vorkommen. Trichophytonarten: Erreger von Infektionen der Haut, Nägel und der Haare. Der Oberbegriff der Infektion ist "Tinea" mit der Bezeichnung der Lokalisation: • Tinea pedum (Fußpilz) • Tinea capilliti (Kopfhautpilz) Candida albicans: ein Sprosspilz als Erreger des Soors. Das Krankheitsbild ist die Candidamykose. Betroffen sind Schleimhäute und äußere Haut, es kann aber auch zu einer Sepsis und Organbefall (Lunge, Meningen) kommen. Als äußeres Bild sind typisch die weißlichen, festhaftenden Beläge an Schleimhäuten (Mundsoor bei Neugeborenen, Candidaösophagitis bei HIV). SCHIMMELPILZ Aspergillus fumigatus: kommt vor in Humus, Heu, Stroh und auf Nüssen, dieser Pilz kann Aflatoxin bilden, eine kanzerogene Substanz, die schon in geringer Dosis Leber-, Nieren- und Magenkrebs auslösen kann. THALAMUS Schulen für ganzheitliche Heilkunde © Maria Niemeyer, Essen - 17.03.2009 Mikrobiologie - 10 Mikrobiologie Protozoen ÜBERSICHT Protozoen sind einzellige Lebewesen mit vollständigem Kern, Zellorganellen und Geißeln oder Wimpern zur Fortbewegung ("Urtierchen") Die Vermehrung erfolgt geschlechtlich oder ungeschlechtlich. RHIZOPODEN Wurzelfüßler Amöben: Entamoeba histolytica ist ein Dickdarmparasit, der sich dort in drei Stadien findet: die Magnaform bei der akuten Amöbenruhr bildet nach Abklingen des akuten Stadium die Minutaform, die die Cystenform ausbildet. Die Cysten werden bei der chronischen Form ausgeschieden und sind übertragbar. SPOROZOEN Toxoplasma gondii: ein intrazellulärer Gewebsparasit mit weltweiter Verbreitung und großem Wirtsspektrum. Die geschlechtliche Entwicklung erfolgt in Katzendünndarm (Sporozoiten), die ungeschlechtliche Entwicklung im Menschen und Säugetieren (Cysten). Die Übertragung erfolgt durch rohes Fleisch, Katzenkot, Intrauterin. Toxoplasmose: das Krankheitsbild verläuft bei Erwachsenen meist asymptomatisch, einziges Symptom sind oft Lymphknotenschwellungen, es können aber auch gastrointestinale Beschwerden auftreten. Bei diaplacentarer Übertragung können Totgeburten oder Schäden durch ZNSBefall auftreten. Pneumocystis carinii Der Erreger lebt extrazellular in Alveolen und Bronchiolen und entwickelt dort Schleimkugeln, die die Respirationsfläche einschränken. Der Keim ist besonders gefährlich bei resistenzmindernden Grunderkrankungen (AIDS, Cytostatikatherapie, Frühgeburten) als Verursacher einer interstitiellen Pneumonie. Plasmodien sind intrazelluläre Parasiten und Erreger der Malaria. Sie entwickeln sich in einem Wirtswechsel zwischen weiblicher AnophelesMücke und dem Menschen: Gametozyten werden aus menschlichem Blut aufgenommen und entwickeln sich im Speichel der Mücke zu infektionsfähigen Sporozoiten. Der Mensch wird gestochen und es kommt zur ungeschlechtlichen Vermehrung in der Leber, dann zum Erythrozytenbefall mit erneutem Wachstum und Vermehrung (Merozoiten). Beim Zerplatzen des Erythrozyten differenzieren sie sich zu männlichen und weiblichen Gametozyten. Dieser Mensch wird erneut von der blutsaugenden Mücke gestochen... Die Synchronisierung der Entwicklung verursacht das Wechselfieber. Ein Nachweis ("dicker Tropfen") ist nur im Fieberschub möglich. FLAGELLATEN Trichomona vaginalis (Geisseltierchen) befinden sich überwiegend bei Frauen im Vaginalbereich und werden durch Geschlechtsverkehr übertragen. Krankheitsbilder sind Urethritis und Prostatitis. THALAMUS Schulen für ganzheitliche Heilkunde © Maria Niemeyer, Essen - 17.03.2009 Mikrobiologie - 11 Mikrobiologie Würmer (Helminthosen) ÜBERSICHT Zu den menschenpathogenen Würmern zählen die Trematoden (Saugwürmer), Zestoden (Bandwürmer) und Nematoden (Rundwürmer). Würmer sind Parasiten und benutzen den Menschen als End- oder Zwischenwirt. Die Entwicklung erfolgt meist über die Stadien: Ei - Larve - Wurm. BANDWURM Rinder- und Schweinebandwurm Die Tiere nehmen Wurmeier über die Nahrung auf. Nach dem Larvenstadium entwickelt sich das Finnenstadium. Im Menschen (Endwirt) löst sich die Finnenkapsel, der Wurm setzt sich im Dünndarm fest und entwickelt in 3 - 4 Monaten die typische geschlechtsreife Wurmform (3 - 8 Meter lange Ketten). Die Verweildauer kann ohne Behandlung bis zu 20 Jahre betragen. Symptome: Gewichtsabnahme, Appetitlosigkeit, Bauchschmerzen, Eosinophilie Hunde- und Fuchsbandwurm (Echinokokkosen), Zwischenwirte sind Schafe und Menschen. Die vom Hund ausgeschiedenen Bandwurmeier können an Fell und Schwanz haften und so oral (vom Menschen) aufgenommen werden. Die Fuchsbandwürmer werden über Waldfrüchte aufgenommen. Echinokokkus granulosus: Blasenartiges Finnenstadium, flüssigkeitsgefüllte Cyste, die bis zu Kindskopfgröße heranwachsen kann. Befall oft Leber, aber auch Lunge, Milz, ZNS. Relativ gute operative Entfernung bei Leberbefall möglich. Bei Platzen der Cyste kann es zu einem anaphylaktischen Schock kommen. Echinokokkus multilocularis: Finnenstadium von klein- bis vielblasiger Struktur: Diese Form lässt sich schwer entfernen, da krebsartige Wucherungen in der Leber entstehen. RUNDWÜRMER Enterobius vermicularis (Madenwurm), häufigster Wurmparasit des Menschen. Die reifen Weibchen wandern nachts zur Afteröffnung zur Eiablage, nach ca. 5 Stunden bilden sich invasionsfähige Larven. Durch Kratzen kann die orale Aufnahme erfolgen, sie schlüpfen im Dünndarm und erlangen die Geschlechtsreife in Dickdarm und Blinddarm. Bei kleinen Mädchen können die Würmer auch in Vagina und Uterus gelangen. Ascaris lumbricoides (Spulwürmer), größte (bis 40cm) und häufigste Dünndarmparasiten. Die Aufnahme von reifen Eier erfolgt über fäkalverseuchtes Gemüse und Salate. Wanderung durch den Körper: Magen - Dünndarm - Durchdringung der Dünndarmwand - Pfortader - Leber - rechtes Herz - Lunge - Alveolen - Bronchien - Trachea - Rachen Speiseröhre - Darm. Die Symptome sind je nach Infektiosität der Würmer Bauchschmerzen und Erbrechen. Bei der Lungenpassage kann es zu hohem Fieber kommen (gefährlich für Kleinkinder). THALAMUS Schulen für ganzheitliche Heilkunde © Maria Niemeyer, Essen - 17.03.2009 Mikrobiologie - 12 Mikrobiologie TRICHINEN Trichinella spiralis, entwickelt sich in einem Wirt (Säugetier, Mensch). Das geschlechtsreife Weibchen legt seine Eier in der Dünndarmschleimhaut ab. Die Larven wandern über die Lymphe in den Blutstrom und gelangen dann über den großen Kreislauf in alle Körperteile. Trichinen befallen bevorzugt die quergestreifte Muskulatur. Hier erfolgt ein erneutes Wachstum, Einrollen und Verkapselung. Symptome: • Übelkeit, Erbrechen • Durchfall • Ödeme • hohes Fieber • Muskelschwäche, -schmerzen • Eosinophilie Die Trichinengefahr ist bei uns durch intensive Fleischbeschau gering. THALAMUS Schulen für ganzheitliche Heilkunde © Maria Niemeyer, Essen - 17.03.2009 Mikrobiologie - 13 Mikrobiologie Bekämpfung von Krankheitserregern DESINFEKTION Entseuchung, umfasst Maßnahmen zur Keimreduktion. Sporen werden nicht abgetötet. Es besteht keine völlige Keimfreiheit. Chemische Desinfektion: • Alkohol: 60% n-Propanol 70% Isopropanol 80% Äthanol • Formaldehyd • Phenole Physikalische Desinfektion durch • UV-Bestrahlung • Wasserdampf (130°, 30 min lang) • Heißluft • Auskochen • Pasteurisieren Mechanische Desinfektion durch • Spülen • Waschen • Filter Hygienische Händedesinfektion: Vor und nach jedem Patientenkontakt zur Verhinderung der Übertragung von Keimen. Man gibt Desinfektionsmittel in die Hand und verreibt etwa 60 Sekunden lang, besonders in Hautfalten- und Nagelfalz. Chirurgische Händedesinfektion: Hände und Unterarme mit Seife waschen, die Nägel bürsten und mit einem Desinfektionsmittel einreiben. Dieser Vorgang sollte ca. 7 Minuten dauern. Nach dem Trocknenlassen nichts mehr berühren. Flächendesinfektion: Mit Phenolen, Formaldehyden in Verbindung mit Tensiden. Genaue Herstelleranweisungen müssen befolgt werden. STERILISATION Sterilisation: Sterilisation bedeutet völlige Keimfreiheit durch das Abtöten aller Mikroorganismen und der Sporten. Die Überprüfung der Sterilisationsmaßnahmen erfolgt über sog. Sporenpäckchen oder Sporenstreifen. Diese werden mitsterilisiert und anschließend bebrütet. Sterilisier-Verfahren: • Dampf (120°, 2bar, mind. 20 Min. oder 134°, 3bar, mind. 5 Min.) • Heißluft (180°, 30 bzw. 60 Min. - mit oder ohne Luftumwälzung) Erst wenn das Sterilisiergut die vorgeschriebene Temperatur eingenommen hat, gelten die Einwirkzeiten. Bitte jeweils die Herstellerangaben zu den unterschiedlichen Geräten befolgen. Die Vorgehensweise ist immer: • Desinfektion (Einlegen in Lösung) • Reinigen • Sterilisation THALAMUS Schulen für ganzheitliche Heilkunde © Maria Niemeyer, Essen - 17.03.2009 Mikrobiologie - 14 Allgemeine Infektionslehre Infektion: Eindringen und Anhaften von Erregern Exogene Infektion: von außen her entstehende Infektion Endogene Infektion: von innen her entstehende Infektion Lokale Infektion: Erreger bleibt auf die Eintrittspforte begrenzt Generalisierte Infektion: Erreger breitet sich auf Blut/Lymphweg aus Inkubationszeit: Zeit zwischen Eindringen des Erregers bis zum Auftreten von Symptomen ( Brüte Stadium) Prodromalstadium: Ausbreitung über Blut/Lymphweg und allg. KrankheitsZeichen ( Blüte Stadium) Organmanifestation: Vermehrung des Erregers in einem günstigen Körpergewebe Stille Feiung: subklinisch, inapparent, Krankheit kommt nicht raus Abortive Infektion: Krankheit endet nach dem Prodromalstadium Erreger: krankmachender Keim Invasivität: Fähigkeit des Erregers Gewebe zu befallen Toxizität: „Giftigkeit“ des Erregers Virulenz: Kombination aus Invasivität und Toxizität wie schnell schädigt der Erreger seinen Wirt Mikrobiologie Infektion: vom Lateinischen „inficere – beeinträchtigen, beeinflussen Definition: Als Infektion bezeichnet man den Eintritt, die Ansiedelung und Vermehrung von Mikroorganismen (Viren, Pilze, Bakterien, Parasiten) in einem Organismus. Der Ablauf einer Infektion ist von zahlreichen Faktoren abhängig, die darüber entscheiden, ob eine Infektion “erfolgreich“ verläuft oder nicht. Beeinflussende Faktoren: ⇒ Art des Erregers ⇒ Virulenz des Erregers ⇒ Erregermenge ⇒ Barriere Funktion des Gewebes ⇒ Allgemeinzustand des Wirtsorganismus ⇒ Immunstatus des Wirtsorganismus Man kann eine Infektion wie folgt beurteilen: 1. …nach auslösendem Erreger: ⇒ Bakterielle Infektion ⇒ Virusinfektion ⇒ Pilzinfektion ⇒ Parasitäre Infektion 2. … nach Herkunft der Erreger: ⇒ Endogen Infektion ⇒ Exogene Infektion 3. … nach Übertragungsmedium: ⇒ Schmierinfektion ( fäkal-oral , Sputum, Eiter, Wundsekret etc. ) ⇒ Tröpfcheninfektion ⇒ Kontaktinfektion ( Geschlechtskrankheiten) ⇒ Hämatogene Infektion ⇒ Nahrungsmittelinfektion 4. …nach Eintrittspforte des Erregers: ⇒ Wundinfektion ⇒ Inhalationsinfektion ⇒ perkutane Infektion ⇒ permuköse Infektion ⇒ enterale Infektion ⇒ urogenitale Infektion 5. … nach Anzahl/Art der Erregerkontakte: ⇒ Primärinfektion ( Erstkontakt mit den Erreger ) ⇒ Sekundärinfektion ( Folgeinfektion mit dem Erreger ) ⇒ Doppelinfektion/ Coinfektion ( Infektion mit 2 Erregern gleichzeitig ) ⇒ Superinfektion ( bakt. Infekt auf der Basis eines bestehenden viralen Infekts ) ⇒ Reininfektion ( Zweitinfektion ) ⇒ „ Ping-Pong“ Infektion ( bei Geschlechtskrankheiten, Sonderfall der Reinfektion ) 6. … nach Bezug zur Geburt: ⇒ pränatal( = interuterin ), d.h. vor der Geburt ⇒ perinatal, d.h. während der Geburt ⇒ postnatal, d.h. nach der Geburt 7. … nach Verlauf: ⇒ foudroyant ( hochakut ): sehr schneller Beginn ⇒ akut: schneller Beginn ⇒ subakut: mäßig schneller Beginn ⇒ chronisch: langsamer Beginn ⇒ latent: Verborgen sein über längere Zeiträume ⇒ rezidivierend: wiederkehrend Zusammenfassung Mikrobiologie : Infektion: a. inapparent = „nicht sichtbar“, Erreger dringen ein und haften an b. apparent = „sichtbar“ Krankheitszeichen, Infektionskrankheit abhängig vom Immunstatus des Patienten a. endogen = „von innen“, Herpesviren, E-coli Bakterien mit Standortwechsel b. exogen = „von außen“, aktiv oder passiv erfolgt hämatogen, fäkal-oral, Schmierinfektion, Tröpfen/Staubinfektion, Nahrungsmittel, Geschlechtsverkehr. Infektionsformen: a. lokal = Haut/Schleimhaut, auf Eintrittspforte beschränkt b. generalisiert = Einbruch in die Lymphbahn/Blutbahn Bakteriämie/Virämie Toxine: Sind Gifte von Mikroorganismen/Tieren/Pflanzen a. Exotoxine: werden von lebenden Bakterien freigesetzt, thermostabil bis 60°C b. Endotoxine: werden beim Absterben von gram-negativen Bakterien frei. Hier kann es zum septischen Schock kommen. Endotoxine werden auch frei, bei der Gabe von Antibiotikum, dass die Bakterien“abtötet“. Hier kann es zur Herxheimer-Jarisch-Reaktion kommen. Bakterien: Mikroorganismen mit unvollständigem Zellkern, mit eigenem Stoffwechsel. Eigenschaften: • • • • anzüchtbar auf Nährböden gram-negativ/positiv Sporenbildner Aerobier/Anaerobier Bakterienarten: Kokken (Kugelbakterien) Stäbchen Spirochäten (spiralförmig) Treponemen (korkenzieherartig) Sonderformen : Rickettsien und Clamydien Viren: Besitzen DNS/RNS, besetzen Wirtszelle, haben keinen eigenen Stoffwechsel. Wirtszelle wird so manipuliert, dass sie Viren produziert. Viren sprechen nicht auf Antibiotikum an und können nicht angezüchtet werden, da sie keinen eigenen Stoffwechsel haben. Pilze: Hefepilze ( Candida albicans) Fadenpilze ( Dermatophyten) Schimmelpilze (Aspergillus) Würmer: Sind Parasiten, die den Menschen als Zwischenwirt oder Endwirt haben. Rinder/Schweinebandwurm Hunde/Fuchsbandwurm Madenwurm Spulwurm Trichinen