ANHANG 1. ANHANG I ZUSAMMENFASSUNG DER MERKMALE DES ARZNEIMITTELS 3 1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS EPIVIR 2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG Lamivudin 150 mg 3. DARREICHUNGSFORM Filmtabletten Die Tabletten sind weiß, filmüberzogen, diamantförmig und sind auf einer Seite mit der Gravur “GX CJ7” versehen. 4. KLINISCHE ANGABEN 4.1 Anwendungsgebiete EPIVIR ist in Kombination mit anderen antiretroviralen Arzneimitteln angezeigt zur Behandlung von HIV-infizierten Erwachsenen und Kindern über 12 Jahren mit fortschreitender Immunsuppression (CD4+ Zellzahl ≤ 500 Zellen/mm3). EPIVIR wird nicht zur Anwendung als Monotherapeutikum empfohlen. Nur die Kombination mit Zidovudin wurde hinsichtlich der Sicherheit und Wirksamkeit umfassend untersucht. Studien zur Anwendung in Kombination mit anderen antiretroviralen Arzneimitteln werden derzeit durchgeführt. Lamivudin reduziert in Kombination mit Zidovudin die virale Belastung mit HIV-1 und erhöht die CD4+ Zellzahl. Eine Metaanalyse der klinischen Daten von Phase II - Vergleichsstudien zeigt, daß Lamivudin in Kombination mit Zidovudin das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamt. Eine Studie zur Bestätigung dieser Effekte auf das Fortschreiten von AIDS und das Überleben wird derzeit durchgeführt. 4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung Erwachsene und Kinder über 12 Jahre: Die empfohlene Dosierung für EPIVIR beträgt 150 mg (1 Tablette) 2mal täglich. Für Patienten, die keine Tabletten einnehmen können, steht EPIVIR auch als Lösung zum Einnehmen zur Verfügung. EPIVIR sollte normalerweise nicht mit Nahrungsmitteln eingenommen werden. Eine gleichzeitige Nahrungsaufnahme verringert den Cmax-Wert erheblich aber verändert nicht den AUC (“Area under the curve”)-Wert (siehe 5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften). Daher kann eine gleichzeitige Einnahme mit der Nahrung eventuell erfolgen, wenn diese aus klinischen Gründen erforderlich ist. Die Therapie sollte von einem Arzt, der Erfahrung in der Behandlung von HIV-Infektionen besitzt, begonnen werden. 4 Dosierung bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion: Die Lamivudinspiegel sind bei Patienten mit mäßiger bis starker Niereninsuffizienz aufgrund der verringerten Ausscheidung erhöht. Daher sollte die Dosierung entsprechend angepaßt werden. Bei Patienten mit einem Abfall der Kreatinin Clearance unter 30 ml/min sollte Epivir Lösung zum Einnehmen angewendet werden (siehe Tabelle). Dosierungsempfehlung für Erwachsene: Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance, mL/min) Clcr ≥ 50 50 >Clcr ≥ 30 Clcr <30 Erste Dosis Erhaltungsdosis 150 mg 150 mg zweimal täglich 150 mg 150 mg einmal täglich Bei Dosen unter 150 mg wird die Anwendung von Lösung zum Einnehmen empfohlen Dosierung bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion: Der Einfluß einer eingeschränkten Leberfunktion auf die Lamivudinspiegel wird zur Zeit weiter untersucht. Lamivudin wird hauptsächlich über die Nieren ausgeschieden. Basierend auf vorläufigen Sicherheitsdaten ist eine Anpassung der Dosierung nicht notwendig. 4.3 Gegenanzeigen Die Anwendung von EPIVIR bei Patienten mit bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Lamivudin oder einem anderen Bestandteil der Tabletten ist kontraindiziert. 4.4 Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung Warnhinweise: EPIVIR wird nicht zur Anwendung in der Monotherapie empfohlen. Fälle von Pankreatitis traten selten auf. Es konnte aber nicht geklärt werden, ob diese Fälle auf die Behandlung oder auf die HIV-Erkrankung selbst zurückzuführen waren. Die Behandlung mit EPIVIR sollte sofort unterbrochen werden, wenn klinische Anzeichen, Symptome oder abnorme Laborwerte, die auf eine Pankreatitis hindeuten, auftreten. Für Kinder unter 12 Jahre ist die Datenlage in Hinblick auf die Anwendung von EPIVIR unzureichend. Die Anwendung von EPIVIR während der ersten drei Schwangerschaftsmonate wird nicht empfohlen (siehe 4.6 Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit). Patienten, die EPIVIR oder eine andere antiretrovirale Therapie erhalten, können auch weiterhin opportunistische Infektionen oder andere Komplikationen einer HIV-Infektion entwickeln. Daher sollten sie unter enger klinischer Überwachung durch Ärzte, die Erfahrung in der Behandlung von Patienten mit HIV-Begleiterkrankungen besitzen, bleiben. Die Patienten sollten darüber aufgeklärt werden, daß die derzeitige antiretrovirale Therapie inklusive EPIVIR das Risiko einer Übertragung von HIV auf andere durch sexuellen Kontakt 5 oder Kontamination mit Blut nicht herabsetzt. Angemessene Vorsichtsmaßnahmen sollten daher weiterhin angewandt werden. Vorsichtsmassnahmen bei der anwendung: Bei Patienten mit mäßiger bis starker Niereninsuffizienz ist die terminale Plasmahalbwertzeit von Lamivudin aufgrund der verringerten Clearance erhöht. Die Dosierung sollte angepaßt werden (siehe Dosierung bei Niereninsuffizienz, in Abschnitt 4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung). EPIVIR sollte bei Patienten mit fortgeschrittener Leberzirrhose, die durch eine chronische Hepatitis B-Infektion bedingt ist, mit Vorsicht angewandt werden, da die Möglichkeit eines Rückfalls nach Ende der Behandlung besteht. 4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen Die Wahrscheinlichkeit von Wechselwirkungen ist aufgrund der geringen Metabolisierung der begrenzten Plasmaproteinbindung und der fast vollständigen Nieren-Clearance gering. Wenn Zidovudin zusammen mit Lamivudin verabreicht wurde, wurde ein mäßiger Anstieg (28 %) der maximalen Serumkonzentration (Cmax) von Zidovudin beobachtet, der AUC-Wert insgesamt wurde jedoch nicht signifikant verändert. Zidovudin hat keine Auswirkungen auf die Pharmakokinetik von Lamivudin (siehe Abschnitt 5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften). Die Möglichkeit von Wechselwirkungen mit anderen gleichzeitig verabreichten Arzneimitteln sollte bedacht werden, vor allem wenn diese Arzneimittel hauptsächlich durch aktive Nierensekretion über das Transportsystem für organische Kationen ausgeschieden werden, wie z. B. Trimethoprim. Andere Arzneimittel (z. B. Ranitidin, Cimetidin) werden nur teilweise über diesen Mechanismus ausgeschieden und zeigten keine Wechselwirkungen mit Lamivudin. Nucleosidanaloga wie Zidovudin, Didanosin und Zaltcitabin werden nicht über diesen Mechanismus ausgeschieden. Daher sind Wechselwirkungen mit Lamivudin unwahrscheinlich. Die gleichzeitige prophylaktische Gabe von Co-Trimoxazol führt zu einer 40 %igen Erhöhung des Lamivudinplasmaspiegels aufgrund des Bestandteils Trimethoprim; der Bestandteil Sulfamethoxazol verursachte keine Wechselwirkungen. Solange jedoch keine Niereninsuffizienz vorliegt, ist eine Dosierungsanpassung von Lamivudin nicht notwendig (siehe Abschnitt 4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung). Wenn die gleichzeitige Anwendung gerechtfertigt ist, sollten die Patienten klinisch überwacht werden. Die gleichzeitige Anwendung von EPIVIR mit hohen Dosen Co-Trimoxazol zur Behandlung von Pneumocystis carinii Pneumonie (PCP) und Toxoplasmose sollte vermieden werden. Lamivudin hat keinen Einfluß auf die Pharmakokinetik von Co-Trimoxazol. Der Lamivudin-Metabolismus verläuft nicht über CYP3A. Wechselwirkungen mit Arzneimitteln, die über dieses System verstoffwechselt werden (z. B. Protease-Inhibitoren) sind unwahrscheinlich. Die gemeinsame Verabreichung von Lamivudin mit intravenösem Ganciclovir oder Foscarnet wird solange nicht empfohlen bis weitere Informationen zur Verfügung stehen. 6 4.6 Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit Schwangerschaft Über die Sicherheit von Lamivudin während der Schwangerschaft liegen keine Untersuchungen vor. Reproduktionsstudien bei Tieren ergaben keinen Hinweis auf eine eventuelle Teratogenität oder Auswirkungen auf die männliche oder weibliche Fertilität. Bei Kaninchen gibt es Hinweise auf eine frühe Embryoletalität, wenn das Arzneimittel in Dosierungen, die denen beim Menschen vergleichbar sind, verabreicht wird. Lamivudin passiert bei Tieren die Plazenta, für den Menschen existieren hierzu keine Daten. Auch wenn Reproduktionsstudien an Tieren nur eine begrenzte Voraussage für den Menschen ermöglichen, wird eine Verabreichung während der ersten 3 Schwangerschaftsmonate nicht empfohlen (siehe 4.4. Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung). Stillzeit Bei einer Studie an Ratten wurde gezeigt, daß Lamivudin nach oraler Verabreichung 4fach konzentriert in die Milch übergeht. Es ist nicht bekannt, ob Lamivudin auch beim Menschen in die Muttermilch übergeht. Da diese Möglichkeit aber besteht, sollten Mütter, die mit EPIVIR behandelt werden, ihre Kinder nicht stillen. Einige Gesundheitsexperten empfehlen, daß HIVinfizierte Frauen unter gar keinen Umständen ihre Kinder stillen sollten, um eine Übertragung von HIV zu vermeiden. 4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen Derzeit liegen keine Studien, die die Auswirkungen von Lamivudin auf die Verkehrstüchtigkeit oder das Bedienen von Maschinen untersucht haben, vor. Ein Gefährdungspotential für solche Aktivitäten kann aufgrund der Pharmakologie des Arzneimittels nicht vorhergesagt werden. Es sollte immer der klinische Status des Patienten und das mögliche Nebenwirkungsprofil von EPIVIR in Betracht gezogen werden, wenn die Fähigkeit des Patienten, zu fahren oder Maschinen zu bedienen, beurteilt wird. 4.8 Nebenwirkungen Nebenwirkungen wurden bei der Therapie der HIV-Erkrankung sowohl allein mit EPIVIR als auch zusammen mit Zidovudin berichtet. Bei vielen Nebenwirkungen ist nicht geklärt, ob sie in Zusammenhang mit der Einnahme des Arzneimittels stehen oder ob sie ein Ergebnis der Grunderkrankung sind. Nebenwirkungen, die gewöhnlich berichtet werden, sind Kopfschmerzen, allgemeines Krankheitsgefühl, Müdigkeit, Übelkeit, Durchfall, Erbrechen, Unterleibbeschwerden oder Krämpfe, Schlaflosigkeit, Husten, nasale Symptome und Muskelschmerzen. Fälle von Pankreatitis und peripherer Neuropathie (oder Parästhesie) wurden berichtet, obgleich kein Zusammenhang mit der EPIVIR-Dosis festgestellt wurde. Neutropenie und Anämie (beide gelegentlich in schwerer Form) traten bei der Kombination mit Zidovudin auf. Thrombozytopenie, ein vorübergehender Anstieg der Leberenzyme (AST, ALT) und ein Anstieg der Serumamylase wurden berichtet. 4.9 Überdosierung 7 Die Verabreichung von Lamivudin in sehr hoher Dosierung führte in Tierstudien zur akuten Toxizität zu keiner Organtoxizität. Bezüglich der Folgen von akuter Überdosierung beim Menschen gibt es nur begrenzte Daten. Über Todesfälle wurde nicht berichtet und die Patienten erholten sich. Es konnten keine spezifischen Anzeichen oder Symptome in der Folge einer solchen Überdosierung festgestellt werden. Im Falle einer Überdosierung sollte der Patient beobachtet werden und, wenn erforderlich, die üblichen Maßnahmen ergriffen werden. Da Lamivudin dialysierbar ist, kann eine Haemodialyse bei der Behandlung der Überdosierung durchgeführt werden, obgleich dieses nicht gezielt untersucht wurde. 5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN 5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften Pharmakotherapeutische Gruppe - Nucleosidanalogon, ATC Code: J05A B10. Lamivudin ist ein neues Nukleosidanalogon. Lamivudin wird intrazellulär zu Lamivudin-5’Triphosphat metabolisiert, sein Hauptwirkungsmechanismus ist eine Kettenabbruchsreaktion der reversen Transkription von HIV. Das Triphosphat ist ein hochwirksamer, selektiver Inhibitor der HIV-1 und HIV-2 Replikation in vitro und ist auch gegen Zidovudin-resistente klinische Isolate von HIV aktiv. Die direkte Beziehung zwischen der in vitro-Empfindlichkeit von HIV auf Lamivudin und der klinischen Antwort auf die Therapie wird zur Zeit untersucht. Die in vitro-Testung auf Empfindlichkeit wurde nicht standardisiert und die Ergebnisse können aufgrund methodologischer Faktoren variieren. In vitro wurde für HIV-Isolate, die von Patienten unter EPIVIR-Behandlung stammen, eine Verringerung der Empfindlichkeit auf Lamivudin berichtet. Es hat sich gezeigt, daß Lamivudin zusammen mit Zidovudin bei der Inhibierung der Replikation von HIV in Zellkultur stark synergistisch wirkt. In vitro-Studien zeigen, daß Zidovudin-resistente Virusisolate auf Zidovudin wieder empfindlich reagieren, wenn sie simultan eine Resistenz gegenüber Lamivudin erwerben. Weiterhin zeigt sich in vivo, daß Lamivudin in Kombination mit Zidovudin das Auftreten von Zidovudin-resistenten Isolaten in Personen ohne vorherige antiretrovirale Therapie verzögert. Lamivudin zeigte in vitro eine geringe Zytotoxizität gegenüber peripheren Blutlymphozyten sowie gegenüber Lymphozyten, Monozyten-Makrophagen Zellinien und gegenüber einer Vielzahl von Knochenmarkstammzellen. Lamivudin besitzt daher in vitro einen hohen therapeutischen Index. 5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften Absorption Lamivudin wird gut aus dem Magen-Darm-Trakt absorbiert. Die orale Bioverfügbarkeit liegt beim Erwachsenen normalerweise zwischen 80 und 85 %. Nach oraler Administration beträgt die mittlere Zeit (tmax) bis zur maximalen Serumkonzentration (Cmax) ca. 1 Stunde. Bei 8 therapeutischer Dosierung, d. h. 4 mg / kg Körpergewicht / Tag, aufgeteilt in 2 Einzeldosen alle 12 Stunden, liegt Cmax in der Größenordnung von 1,5 bis 1,9 µg/ml. Die Gabe von Lamivudin zusammen mit den Mahlzeiten führt zu einer Verzögerung von tmax und einer Verringerung von Cmax (um 47 %). Trotzdem wird die Bioverfügbarkeit (basierend auf der AUC) nicht beeinflußt. Bei gemeinsamer Gabe von Zidovudin und Lamivudin erhöht sich die Verfügbarkeit von Zidovudin um 13 %. Der Peak-Plasma-Level steigt um 28 %. Dieses wird nicht für klinisch bedeutsam gehalten und Dosierungsänderungen sind daher nicht notwendig. Verteilung Aus Studien, in denen Lamivudin intravenös verabreicht wurde, ist bekannt, daß das mittlere Verteilungsvolumen 1,3 l/kg beträgt. Die beobachtete Eliminationshalbwertzeit beträgt 5 bis 7 Stunden. Die mittlere systemische Clearance von Lamivudin beträgt ca. 0,32 l /h /kg, wobei die renale Clearance via aktiver tubulärer Sekretion starkt überwiegt (> 70 %). Lamivudin besitzt ein lineares pharmakokinetisches Verhalten über die therapeutische Dosierungsbreite und eine begrenzte Bindung an das Hauptplasmaprotein Albumin (< 16 % - 36 % an Serumalbumin in in vitro Studien). Eine begrenzte Anzahl von Daten zeigt, daß Lamivudin in das zentrale Nervensystem einzudringen vermag und in der Cerebrospinalflüssigkeit (CSF) nachweisbar ist. Das durchschnittliche Verhältnis Cerebrospinalflüssigkeit zu Serum-Lamivudin-Konzentration 2 - 4 Stunden nach der oralen Verabreichung betrug ca. 0,12. Die exakte Menge Substanz in der Cerebrospinalflüssigkeit oder ihre Korrelation mit einer klinischen Wirksamkeit ist nicht bekannt. Metabolisierung Lamivudin wird in unveränderter Form vor allem renal ausgeschieden. Die Wahrscheinlichkeit von metabolischen Arzneimittelwechselwirkungen mit Lamivudin ist aufgrund der wenig ausgeprägten hepatischen Metabolisierung (5 - 10 %) und niedriger Plasmaproteinbindung gering. Elimination Studien an Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion zeigen, daß die LamivudinAusscheidung durch eine Störung der Nierenfunktion beeinträchtigt wird. Eine Empfehlung für die Dosierung bei Patienten mit einer Kreatinin-Clearance unter 50 ml/min wird im Abschnitt "Dosierung" gegeben (siehe Abschnitt 4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung). Eine Wechselwirkung mit Trimethoprim, einem Bestandteil von Co-Trimoxazol, führt bei therapeutischer Dosierung zu einem um 40 % erhöhten Plasmaspiegel von Lamivudin. Eine Dosierungsanpassung ist aber nicht notwendig, solange der Patient nicht an einer Niereninsuffizienz leidet (siehe Abschnitt 4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen, und Dosierungsanpassung bei Niereninsuffizienz, Abschnitt 4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung). Bei Patienten mit Niereninsuffizienz sollte eine gemeinsame Gabe von Co-Trimoxazol und EPIVIR sorgfältig abgewogen werden. 5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit 9 Die Verabreichung von Lamivudin in sehr hoher Dosierung ging in Tierstudien zur Toxizität nicht mit einer schwerwiegenden Organtoxizität einher. In den höchsten Dosierungsstufen zeigten sich geringe Einflüsse auf die Leber- und Nierenwerte. Diese gingen einher mit einer gelegentlichen Reduktion des Lebergewichts. Beobachtete klinisch relevante Parameter waren Anämie und Neutropenie. Lamivudin wirkte in Bakterientests nicht mutagen, zeigte aber in vitro, wie viele andere Nukleosidanaloga, eine Aktivität im in vitro Zelltransformationstest und im Genmutationstest an Mauszellen (Maus Lymphom-Assay). Lamivudin war in vivo in Dosierungen, bei denen eine Plasmakonzentration erreicht wurde, die um den Faktor 40 - 50 höher lagen als die übliche klinische Dosierung, nicht genotoxisch. Da die in vitro gezeigte mutagene Aktivität von Lamivudin bei in vivo-Tests nicht bestätigt werden konnte, kann geschlossen werden, daß Lamivudin keine genotoxische Gefahr für Patienten darstellt. In Langzeitstudien an Ratten und Mäusen zeigte Lamividin kein für den Menschen relevantes karzinogenes Potential. 6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN 6.1 Hilfsstoffe Tablettenkern • Mikrokristalline Cellulose PhEur (E460) • Poly(O-carboxymethyl)stärke, Natriumsalz BP • Magnesiumstearat PhEur (E572) Filmüberzug • Methylhydroxypropylcellulose PhEur (E464) • Titandioxid PhEur (E171) • Macrogol PhEur • Polysorbat 80 PhEur (E433) • Gereinigtes Wasser PhEur 6.2 Inkompatibilitäten Keine berichtet. 6.3 Dauer der Haltbarkeit 2 Jahre. 6.4 Besondere Lagerungshinweise Zwischen 2 °C und 30 °C lagern. 6.5 Art und Inhalt des Behältnisses Die Faltschachteln enthalten 60 Filmtabletten in einer weißen Flasche aus Polyethylen hoher Dichte (HDPE), die mit einem kindergesicherten Verschluß versehen ist. 6.6 Hinweise für die Handhabung und Entsorgung (wenn erforderlich) 10 Nicht erforderlich. 7. PHARMAZEUTISCHER UNTERNEHMER Glaxo Group Ltd Greenford Road Greenford Middlesex UB6 0NN Großbritannien 8. NUMMER IM GEMEINSCHAFT ARZNEIMITTELREGISTER DER EUROPÄISCHEN EU/1/96/015/001 9. DATUM DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG 08-1996 10. STAND DER INFORMATION 11 1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS EPIVIR 2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG EPIVIR Lösung zum Einnehmen enthält Lamivudin 10 mg/ml sowie 20 % (w/v) Saccharose und 6 % (v/v) Ethanol und Konservierungsstoffe (Methylhydroxybenzoat und Propylhydroxybenzoat). 3. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG Lösung zum Einnehmen. 4. KLINISCHE ANGABEN 4.1 Anwendungsgebiete EPIVIR ist in Kombination mit anderen antiretroviralen Arzneimitteln angezeigt zur Behandlung von HIV-infizierten Erwachsenen und Kindern über 12 Jahren mit fortschreitender Immunsuppression (CD4+ Zellzahl ≤ 500 Zellen/mm3). EPIVIR wird nicht zur Anwendung als Monotherapeutikum empfohlen. Nur die Kombination mit Zidovudin wurde hinsichtlich der Sicherheit und Wirksamkeit umfassend untersucht. Studien zur Anwendung in Kombination mit anderen antiretroviralen Arzneimitteln werden derzeit durchgeführt. Lamivudin reduziert in Kombination mit Zidovudin die virale Belastung mit HIV-1 und erhöht die CD4+ Zellzahl. Eine Metaanalyse der klinischen Daten von Phase II - Vergleichsstudien zeigt, daß Lamivudin in Kombination mit Zidovudin das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamt. Eine Studie zur Bestätigung dieser Effekte auf das Fortschreiten von AIDS und das Überleben wird derzeit durchgeführt. 4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung Erwachsene und Kinder über 12 Jahre: Die empfohlene Dosierung beträgt 150 mg (15 ml) 2mal täglich. EPIVIR ist auch in Tablettenform erhältlich. EPIVIR sollte normalerweise nicht mit Nahrungsmitteln eingenommen werden. Eine gleichzeitige Nahrungsaufnahme verringert den Cmax -Wert erheblich aber verändert nicht den AUC (“Area under the curve”)-Wert (siehe 5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften). Daher kann eine gleichzeitige Einnahme mit der Nahrung eventuell erfolgen, wenn diese aus klinischen Gründen erforderlich ist. Die Therapie sollte von einem Arzt, der Erfahrung in der Behandlung von HIV-Infektionen besitzt, begonnen werden. 12 Dosierung bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion: Die Lamivudinspiegel (AUC) sind bei Patienten mit mäßiger bis starker Niereninsuffizienz aufgrund der verringerten Ausscheidung erhöht. Daher sollte die Dosierung entsprechend angepaßt werden (siehe Tabelle). Dosierungsempfehlung für Erwachsene Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance, mL/min) Clcr ≥ 50 50 >Clcr ≥ 30 30 >Clcr ≥ 15 15 >Clcr ≥ 5 Clcr < 5 Erste Dosis Erhaltungsdosis 150 mg (15 ml) 150 mg (15 ml) 150 mg (15 ml) 150 mg (15 ml) 50 mg (5 ml) 150 mg (15 ml) zweimal täglich 150 mg (15 ml) einmal täglich 100 mg (10 ml) einmal täglich 50 mg (5 ml) einmal täglich 25 mg (2,5 ml) einmal täglich Dosierung bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion: Der Einfluß einer eingeschränkten Leberfunktion auf die Lamivudinspiegel wird zur Zeit weiter untersucht. Lamivudin wird hauptsächlich über die Nieren ausgeschieden. Basierend auf vorläufigen Sicherheitsdaten ist eine Anpassung der Dosierung nicht notwendig. 4.3 Pharmakokinetische Eigenschaften Die Anwendung von EPIVIR bei Patienten mit bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Lamivudin oder einem anderen Bestandteil der Lösung ist kontraindiziert. 4.4 Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung Warnhinweise: EPIVIR wird nicht zur Anwendung in der Monotherapie empfohlen. Fälle von Pankreatitis traten selten auf. Es konnte aber nicht geklärt werden, ob diese Fälle auf die Behandlung oder auf die HIV-Erkrankung selbst zurückzuführen waren. Die Behandlung mit EPIVIR sollte sofort unterbrochen werden, wenn klinische Anzeichen, Symptome oder abnorme Laborwerte, die auf eine Pankreatitis hindeuten, auftreten. Für Kinder unter 12 Jahre ist die Datenlage in Hinblick auf die Anwendung von EPIVIR unzureichend. Die Anwendung von EPIVIR während der ersten drei Schwangerschaftsmonate wird nicht empfohlen (siehe 4.6 Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit). Patienten, die EPIVIR oder eine andere antiretrovirale Therapie erhalten, können auch weiterhin opportunistische Infektionen oder andere Komplikationen einer HIV-Infektion entwickeln. Daher sollten sie unter enger klinischer Überwachung durch Ärzte, die Erfahrung in der Behandlung von Patienten mit HIV-Begleiterkrankungen besitzen, bleiben. Die Patienten sollten darüber aufgeklärt werden, daß die derzeitige antiretrovirale Therapie inklusive EPIVIR das Risiko einer Übertragung von HIV auf andere durch sexuellen Kontakt 13 oder Kontamination mit Blut nicht herabsetzt. Angemessene Vorsichtsmaßnahmen sollten daher weiterhin angewandt werden. Vorsichtsmassnahmen: Bei Patienten mit mäßiger bis starker Niereninsuffizienz ist die terminale Plasmahalbwertzeit von Lamivudin aufgrund der verringerten Clearance erhöht. Die Dosierung sollte angepaßt werden (siehe Dosierung bei Niereninsuffizienz, in Abschnitt 4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung). EPIVIR sollte bei Patienten mit fortgeschrittener Leberzirrhose, die durch eine chronische Hepatitis B-Infektion bedingt ist, mit Vorsicht angewandt werden, da die Möglichkeit eines Rückfalls nach Ende der Behandlung besteht. Patienten mit Diabetes sollten darauf hingewiesen werden, daß jede Dosis (150 mg = 15 ml) 3 g Zucker enthält. Weiterhin ist darauf aufmerksam zu machen, daß dieses Arzneimittel Alkohol enthält. 4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen Die Wahrscheinlichkeit von Wechselwirkungen ist aufgrund der geringen Metabolisierung der begrenzten Plasmaproteinbindung und der fast vollständigen Nieren-Clearance gering. Wenn Zidovudin zusammen mit Lamivudin verabreicht wurde, wurde ein mäßiger Anstieg (28 %) der maximalen Serumkonzentration (Cmax ) von Zidovudin beobachtet, der AUC-Wert insgesamt wurde jedoch nicht signifikant verändert. Zidovudin hat keine Auswirkungen auf die Pharmakokinetik von Lamivudin (siehe auch Abschnitt 5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften). Die Möglichkeit von Wechselwirkungen mit anderen gleichzeitig verabreichten Arzneimitteln sollte bedacht werden, vor allem wenn diese Arzneimittel hauptsächlich durch aktive Nierensekretion über das Transportsystem für organische Kationen ausgeschieden werden, wie z. B. Trimethoprim. Andere Arzneimittel (z. B. Ranitidin, Cimetidin) werden nur teilweise über diesen Mechanismus ausgeschieden und zeigten keine Wechselwirkungen mit Lamivudin. Nucleosidanaloga wie Zidovudin, Didanosin und Zaltcitabin werden nicht über diesen Mechanismus ausgeschieden. Daher sind Wechselwirkungen mit Lamivudin unwahrscheinlich. Die gleichzeitige prophylaktische Gabe von Trimethoprim führt zu einer 40 %igen Erhöhung des Lamivudinplasmaspiegels aufgrund des Bestandteils Trimethoprim; der Bestandteil Sulfamethoxazol verursachte keine Wechselwirkungen. Solange jedoch keine Niereninsuffizienz vorliegt, ist eine Dosierungsanpassung von Lamivudin nicht notwendig (siehe Abschnitt 4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung). Wenn die gleichzeitige Anwendung gerechtfertigt ist, sollten die Patienten klinisch überwacht werden. Die gleichzeitige Anwendung von EPIVIR mit hohen Dosen Co-Trimoxazol zur Behandlung von Pneumocystis carinii Pneumonie (PCP) und Toxoplasmose sollte vermieden werden. Lamivudin hat keinen Einfluß auf die Pharmakokinetik von Co-Trimoxazol. Der Lamivudin-Metabolismus verläuft nicht über CYP3A. Wechselwirkungen mit Arzneimitteln, die über dieses System verstoffwechselt werden (z. B. Protease-Inhibitoren) sind unwahrscheinlich. 14 Die gemeinsame Verabreichung von Lamivudin mit intravenösem Ganciclovir oder Foscarnet wird solange nicht empfohlen bis weitere Informationen zur Verfügung stehen. 4.6 Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit Schwangerschaft Über die Sicherheit von Lamivudin während der Schwangerschaft liegen keine Untersuchungen vor. Reproduktionsstudien bei Tieren ergaben keinen Hinweis auf eine eventuelle Teratogenität oder Auswirkungen auf die männliche oder weibliche Fertilität. Bei Kaninchen gibt es Hinweise auf eine frühe Embryoletalität, wenn das Arzneimittel in Dosierungen, die denen beim Menschen vergleichbar sind, verabreicht wird. Lamivudin passiert bei Tieren die Plazenta, für den Menschen existieren hierzu keine Daten. Auch wenn Reproduktionsstudien an Tieren nur eine begrenzte Voraussage für den Menschen ermöglichen, wird eine Verabreichung während der ersten 3 Schwangerschaftsmonate nicht empfohlen (siehe 4.4. Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung). Stillzeit Bei einer Studie an Ratten wurde gezeigt, daß Lamivudin nach oraler Verabreichung 4fach konzentriert in die Milch übergeht. Es ist nicht bekannt, ob Lamivudin auch beim Menschen in die Muttermilch übergeht. Da diese Möglichkeit aber besteht, sollten Mütter, die mit EPIVIR behandelt werden, ihre Kinder nicht stillen. Einige Gesundheitsexperten empfehlen, daß HIVinfizierte Frauen unter gar keinen Umständen ihre Kinder stillen sollten, um eine Übertragung von HIV zu vermeiden. 4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen Derzeit liegen keine Studien, die die Auswirkungen von Lamivudin auf die Verkehrstüchtigkeit oder das Bedienen von Maschinen untersucht haben, vor. Ein Gefährdungspotential für solche Aktivitäten kann aufgrund der Pharmakologie des Arzneimittels nicht vorhergesagt werden. Es sollte immer der klinische Status des Patienten und das mögliche Nebenwirkungsprofil von EPIVIR und Zidovudin in Betracht gezogen werden, wenn die Fähigkeit des Patienten, zu fahren oder Maschinen zu bedienen, beurteilt wird. 4.8 Nebenwirkungen Nebenwirkungen wurde bei der Therapie der HIV-Erkrankung sowohl allein mit EPIVIR als auch zusammen mit Zidovudin berichtet. Bei vielen Nebenwirkungen ist nicht geklärt, ob sie in Zusammenhang mit der Einnahme des Arzneimittels stehen oder ob sie ein Ergebnis der Grunderkrankung sind. Nebenwirkungen, die gewöhnlich berichtet werden, sind Kopfschmerzen, allgemeines Krankheitsgefühl, Müdigkeit, Übelkeit, Durchfall, Erbrechen, Unterleibbeschwerden oder Krämpfe, Schlaflosigkeit, Husten, nasale Symptome und Muskelschmerzen. Fälle von Pankreatitis und peripherer Neuropathie (oder Parästhesie) wurden berichtet, obgleich kein Zusammenhang mit der EPIVIR -Dosis festgestellt wurde. Neutropenie und Anämie (beide gelegentlich in schwerer Form) traten bei der Kombination mit Zidovudin auf. Thrombozytopenie, ein vorübergehender Anstieg der Leberenzyme (AST, ALT) und ein Anstieg der Serumamylase wurden berichtet. 4.9 Überdosierung 15 Die Verabreichung von Lamivudin in sehr hoher Dosierung führte in Tierstudien zur akuten Toxizität zu keiner Organtoxizität. Bezüglich der Folgen von akuter Überdosierung beim Menschen gibt es nur begrenzte Daten. Über Todesfälle wurde nicht berichtet und die Patienten erholten sich schnell. Es konnten keine spezifischen Anzeichen oder Symptome in der Folge einer solchen Überdosierung festgestellt werden. Im Falle einer Überdosierung sollte der Patient beobachtet werden und, wenn erforderlich, die üblichen Maßnahmen ergriffen werden. Da Lamivudin dialysierbar ist, kann eine Haemodialyse bei der Behandlung der Überdosierung durchgeführt werden, obgleich dieses nicht gezielt untersucht wurde. 5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN 5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften Pharmakotherapeutische Gruppe - Nukleosidanalogon,ATC Code: J05A B10. Lamivudin ist ein neues Nukleosidanalogon. Lamivudin wird intrazellulär zu Lamivudin-5’Triphosphat metabolisiert, sein Hauptwirkungsmechanismus ist eine Kettenabbruchsreaktion der reversen Transkription von HIV. Das Triphosphat ist ein hochwirksamer, selektiver Inhibitor der HIV-1 und HIV-2 Replikation in vitro und ist auch gegen Zidovudin-resistente klinische Isolate von HIV aktiv. Die direkte Beziehung zwischen der in vitro-Empfindlichkeit von HIV auf Lamivudin und der klinischen Antwort auf die Therapie wird zur Zeit untersucht. Die in vitro-Testung auf Empfindlichkeit wurde nicht standardisiert und die Ergebnisse können aufgrund methodologischer Faktoren variieren. In vitro wurde für HIV-Isolate, die von Patienten unter EPIVIR-Behandlung stammen, über eine Verringerung der Empfindlichkeit auf Lamivudin berichtet. Es hat sich gezeigt, daß Lamivudin zusammen mit Zidovudin bei der Inhibierung der Replikation von HIV in Zellkultur stark synergistisch wirkt. In vitro-Studien zeigen, daß Zidovudin-resistente Virusisolate auf Zidovudin wieder empfindlich reagieren, wenn sie simultan eine Resistenz gegenüber Lamivudin erwerben. Weiterhin zeigt sich in vivo, daß Lamivudin in Kombination mit Zidovudin das Auftreten von Zidovudin-resistenten Isolaten in Personen ohne vorherige antiretrovirale Therapie verzögert. Lamivudin zeigte in vitro eine geringe Zytotoxizität gegenüber peripheren Blutlymphozyten sowie gegenüber Lymphozyten, Monozyten-Makrophagen Zellinien und gegenüber einer Vielzahl von Knochenmarkstammzellen. Lamivudin besitzt daher in vitro einen hohen therapeutischen Index. 5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften Absorption Lamivudin wird gut aus dem Magen-Darm-Trakt absorbiert. Die orale Bioverfügbarkeit liegt beim Erwachsenen normalerweise zwischen 80 und 85 %. Nach oraler Administration beträgt die mittlere Zeit (tmax) bis zur maximalen Serumkonzentration (Cmax) ca. 1 Stunde. Bei 16 therapeutischer Dosierung, d. h. 4 mg / kg Körpergewicht / Tag, aufgeteilt in 2 Einzeldosen alle 12 Stunden, liegt Cmax in der Größenordnung von 1,5 bis 1,9 µg/ml. Die Gabe von Lamivudin zusammen mit den Mahlzeiten führt zu einer Verzögerung von t max und einer Verringerung von Cmax (um 47 %). Trotzdem wird die Bioverfügbarkeit (basierend auf der AUC) nicht beeinflußt. Bei gemeinsamer Gabe von Zidovudin und Lamivudin erhöht sich die Verfügbarkeit von Zidovudin um 13 %. Der Peak-Plasma-Level steigt um 28 %. Dieses wird nicht für klinisch bedeutsam gehalten und Dosierungsänderungen sind daher nicht notwendig. Verteilung Aus Studien, in denen Lamivudin intravenös verabreicht wurde, ist bekannt, daß das mittlere Verteilungsvolumen 1,3 l/kg beträgt. Die beobachtete Eliminationshalbwertzeit beträgt 5 bis 7 Stunden. Die mittlere systemische Clearance von Lamivudin beträgt ca. 0,32 l /h /kg, wobei die renale Clearance via aktiver tubulärer Sekretion starkt überwiegt (> 70 %). Lamivudin besitzt ein lineares pharmakokinetisches Verhalten über die therapeutische Dosierungsbreite und eine begrenzte Bindung an das Hauptplasmaprotein Albumin (< 16 % - 36 % an Serumalbumin in in vitro Studien). Eine begrenzte Anzahl von Daten zeigt, daß Lamivudin in das zentrale Nervensystem einzudringen vermag und in der Cerebrospinalflüssigkeit (CSF) nachweisbar ist. Das durchschnittliche Verhältnis Cerebrospinalflüssigkeit zu Serum-Lamivudin-Konzentration 2 - 4 Stunden nach der oralen Verabreichung betrug ca. 0,12. Die exakte Menge Substanz in der Cerebrospinalflüssigkeit oder ihre Korrelation mit einer klinischen Wirksamkeit ist nicht bekannt. Metabolisierung Lamivudin wird vor allem renal in unveränderter Form ausgeschieden. Die Wahrscheinlichkeit von metabolischen Arzneimittelwechselwirkungen mit Lamivudin ist aufgrund der wenig ausgeprägten hepatischen Metabolisierung (5 - 10 %) und niedriger Plasmaproteinbindung gering. Elimination Studien an Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion zeigen, daß die LamivudinAusscheidung durch eine Störung der Nierenfunktion beeinträchtigt wird. Eine empfohlene Dosierung für Patienten mit einer Kreatinin-Clearance unter 50 ml/min ist im Abschnitt "Dosierung" gegeben (siehe Abschnitt 4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung). Eine Wechselwirkung mit Trimethoprim, einem Bestandteil von Co-Trimoxazol, führt bei therapeutischer Dosierung zu einem um 40 % erhöhten Plasmaspiegel von Lamivudin. Eine Dosierungsanpassung ist aber nicht notwendig, solange der Patient nicht an einer Niereninsuffizienz leidet (siehe Abschnitt 4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen, und Dosierungsanpassung bei Niereninsuffizienz in Abschnitt 4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung). Bei Patienten mit Niereninsuffizienz sollte eine gemeinsame Gabe von Co-Trimoxazol und EPIVIR sorgfältig abgewogen werden. 5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit 17 Die Verabreichung von Lamivudin in sehr hoher Dosierung ging in Tierstudien zur Toxizität nicht mit einer schwerwiegenden Organtoxizität einher. In den höchsten Dosierungsstufen zeigten sich geringe Einflüsse auf die Leber- und Nierenwerte. Diese gingen einher mit einer gelegentlichen Reduktion des Lebergewichts. Beobachtete klinisch relevante Parameter waren Anämie und Neutropenie. Lamivudin wirkte in Bakterientests nicht mutagen, zeigte aber in vitro, wie viele andere Nukleosidanaloga, eine Aktivität im in vitro Zelltransformationstest und im Genmutationstest an Mauszellen (Maus Lymphom-Assay). Lamivudin war in vivo in Dosierungen, bei denen eine Plasmakonzentration erreicht wurde, die um den Faktor 40 - 50 höher lagen als die übliche klinische Dosierung nicht genotoxisch. Da die in vitro gezeigte mutagene Aktivität von Lamivudin bei in vivo-Tests nicht bestätigt werden konnte, kann geschlossen werden, daß Lamivudin keine genotoxische Gefahr für Patienten darstellt. In Langzeitstudien an Ratten und Mäusen zeigte Lamividin kein für den Menschen relevantes karzinogenes Potential. 6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN 6.1 Hilfsstoffe Saccharose PhEur (20 % w/v) Ethanol BP (6 % v/ v ) Methylhydroxybenzoat PhEur (E 218) Propylhydroxybenzoat PhEur (E 216) Citronensäure PhEur Propylenglykol PhEur Editinsäure, Dinatriumsalz 2H2O PhEur Künstliches Erdbeeraroma Künstliches Bananenaroma Gereinigtes Wasser PhEur 6.2 Inkompatibilitäten Keine berichtet. 6.3 Inkompatibilitäten 2 Jahre. 6.4 Besondere Lagerungshinweise Zwischen 2 °C und 25 °C lagern. 6.5 Art und Inhalt des Behältnisses Die Faltschachteln enthalten 240 ml Lösung zum Einnehmen (10 mg Lamivudin/ml) in einer weißen Flasche aus Polyethylen hoher Dichte (HDPE), die mit einem kindergesicherten Verschluß versehen ist, sowie eine 10 ml Dosierspritze aus Polypropylen zur Verabreichung der Lösung in den Mund und einen Adapter aus Polyethylen. 6.6 Hinweise für die Handhabung und Entsorgung (wenn erforderlich) 18 Die Dosierspritze zur Verabreichung der Lösung in den Mund wird zur exakten Dosierung mitgeliefert. Hinweise zur Handhabung finden sich in der Gebrauchsinformation. 1 Monat nach Anbruch ist die restliche Lösung zu verwerfen. 7. PHARMAZEUTISCHER UNTERNEHMER Glaxo Group Ltd Greenford Road Greenford Middlesex UB6 0NN Großbritannien 8. NUMMER IM GEMEINSCHAFT ARZNEIMITTELREGISTER DER EUROPÄISCHEN EU/1/96/015/002 9. DATUM DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG 08-1996 10. STAND DER INFORMATION 19