10 Elektrischer Strom

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Elektrischer Strom
1. Elektrischer Strom als Ladungstransport
2. Wirkungen des elektrischen Stromes
3. Mikroskopische Betrachtung des Stroms, elektrischer
Widerstand, Ohmsches Gesetz
i. Driftgeschwindigkeit und Stromdichte
ii. Das Ohmsche Gesetz
iii. Widerstände
4. Elektrische Netzwerke Kirchhoffsche Gesetze
i. Knotenregel
ii. Maschenregel
iii. Anwendungen
5. Messung elektrischer Größen
6. Elektrische Leistung Stromwärme
Strom als Ladungstransport
Ladungen werden transportiert: elektrischer Stromfluss im Leiter
Welcher Zusammenhang besteht zwischen
elektrischen Ladungen und elektrischem Strom?
1
Elektrischer Strom
Elektrischer Strom I = Ladung durch Leiterquerschnitt/Messzeit
I=
dQ
dt
Dimension des Stromes [I] = Ampere
Ampere Basisgröße des SI Systems (wie Masse, Zeit, Länge)
Stromstärken:
Haushaltsgeräte 1..10A Blitze 100kA (über kurze Zeit)
Elektronik µA bis mA
Wirkungen des Stromflusses
Wie können wir experimentell (von außen) feststellen, dass in
einem Leiter ein Strom fließt?
1.
2.
3.
4.
Wärmewirkung
Magnetische Wirkung
Chemische Wirkung
Physiologische Wirkung
2
Definition Ampere
Durch zwei 1m lange, parallele
Leiter im Abstand von 1m fließt
ein Strom der Stärke I = 1A,
wenn zwischen den Leitern
eine Kraft von 2 10-7 N wirkt
SI Basiseinheiten
Meter
1 m ist die Strecke, die das Licht im Vakuum
zurücklegt in 1/299792458 Sekunde (exakt!)
Kilogramm
1 kg ist die Masse des internationalen Kilogrammtyps
(Fehler: ∆m/m ≈ 2⋅10-8)
Sekunde
1 s ist das 9192631770 fache der Periodendauer
beim Übergang zwischen den Hyperfeinstrukturniveaus
des Grundzustandes von 133Cs (Fehler: ∆t/t ≈ 10-14)
Ampère
1 A ist die Stärke eines konstanten Stromes, der durch
zwei gerade, parallele und unendlich lange Leiter im
Abstand von 1 m fließt und dabei pro Meter Leiterlänge
die Kraft F = 2⋅10-7 N erzeugt (Fehler: ∆F/F ≈ 2⋅10-8)
3
Elektrischer Strom
Wie tragen bewegte Ladungen zu einem
Stromfluss bei?
Wie viele werden bewegt?
Warum bewegen sie sich?
Wie hängen Ursache (Potenzialdifferenz) und
Wirkung (Strom) in einem Leiter zusammen?
Stromdichte
Stromstärke:
Stromdichte j: Strom pro
Einheitsfläche in Richtung der
Bewegung der Ladungen
r dI r
j=
⋅ eI [j] = Am −2
dA
Gesamtstrom durch
Fläche A:
r
dA
Fläche A
dQ
I=
dt
r
eI
I
r
j
v r
I = ∫ j dA
A
Bei räumlich konstanter Stromdichte gilt I = j A
4
Geschwindigkeit der Ladungsträger und
Strom
dx
r
v
r
A
Annahme: Ladungen bewegen sich mit Geschwindigkeit v
n Ladungen mit der Einheitsladung q pro Volumseinheit
Frage: Wie viel Ladung geht im Zeitintervall ∆t durch die Fläche A?
Alle die im Volumen V = A dx = A v dt sind, das sind n V q
⇒Stromstärke I = ∆q/∆t = n q V / ∆t = n q A v
⇒Stromdichte j = n q v und n q = ρ Ladungsdichte
r
r
j = ρ el v
Leitungsmechansimen und Stromdichte
• Elektronische Leiter: Metalle, Halbleiter
Ladungsträger hauptsächlich Elektronen
• Ionen-Leiter: Elektrolyte, Isolatoren mit Fehlstellen
Ladungsträger hauptsächlich positive und negative Ionen
• Gemischte Leiter: Plasmen
Ladungsträger: Elektronen und Ionenrümpfe; z.B. in
Gasentladungen
n±: Anzahldichte positiver bzw. negativer Elementarladungen
v±: zugehörige Transportgeschwindigkeiten
⇒
r
+ r+
− r−
j = en v − en v
5
Geschwindigkeit der Ladungsträger
Wie groß ist die Geschwindigkeit der Elektronen in einem
Kupferdraht, wenn durch den Draht mit 1mm Radius ein
Strom I von 1 A fließt?
r
r
r
j = en+ v + − en− v −
Kupfer : nur Elektronen tragen zur Leitfähigkeit bei
nCu ≈ 8.41022 Elektronen / cm3
⇒v =
I
≈ 710 −5 m / s
Ane
Warum setzt aber dann die Stromwirkung instantan ein?
Kontinuitätsgleichung
Strom durch eine geschlossene Fläche A, welche das Volumen V umschließt
I=
r r
dQ
d
j
d
A
=
−
=
−
ρ el dV
∫
∫
dt
dt
Fläche
Die negative zeitliche Änderung der Ladungen in einem Volumen ist gleich dem
Gesamtstrom durch die Oberfläche des Volumens
Leiter
V
Stromdichte
v
dA
Q
r
j
r
j
Mit Satz von Gauß:
v r
r
∂
div j (r , t ) = − ρ el (r , t )
∂t
Kontinuitätsgleichung: Ladungen weder erzeugt noch vernichtet
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Elektrischer Strom
Warum oder wann bewegen sich die Ladungen in
einem Leiter ?
bewegte Ladung q
An den Leiter wird eine
Potenzialdifferenz angelegt
Wenn ein Strom fließt, dann ist
die Potenzialdifferenz zwischen
beliebigen Punkten am Leiter ≠ 0
Leiter
− +
+
r
E
–
U
Wenn es eine Potenzialdifferenz gibt, dann muss es auch ein elektrisches
Feld geben. Aber muss das Feld in einem Leiter nicht 0 sein?
Ja aber nur im elektrostatischen Fall
Aber hier bewegte Ladungen nichtstatischer Fall, Potenzialdifferenz
zwischen Leiterenden, bzw. Feld im Leiter nicht 0
Spannungsquelle
Wie groß ist der Strom in einem geschlossenen Kreis?
Abhängig von der Stärke der Quelle
Zur Charakterisierung der "Stärke" der Quelle führt man die Größe
"elektrische Spannung U" ein. Die Spannung kennzeichnet die Fähigkeit
der Quelle, in einem angeschlossenen äußeren Stromkreis einen Strom
aufrechtzuerhalten, sie ist also die Ursache für den Strom.
Der Druchfluss (Strom) hängt von
der Höhe (Potenzialdifferenz)
ab. Ohne Pumpe würde Strom nicht
kontinuierlich fließen
Beachte: Strom nur bei
geschlossenen Kreis; Spannung auch
bei offenen Kreis
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Ladungstransport
Stromfluss tragen nur frei
bewegliche Ladungsträger bei
A
Strom ist Transport von Ladungen
I = ∆Q/∆t bzw
Stromdichte j = I/A Ladungen durch Fläche
j=qnv
q Ladung (LT)
n Anzahl der LT/Volumen
v Geschwindigkeit der LT
Was ist diese Geschwindigkeit und wovon hängt sie ab?
Damit Strom fließt benötigen wir eine Spannungsquelle
(Potenzialdifferenz), d.h. ein Feld im Leiter
Elektronen in einem elektrischen Feld werden beschleunigt,
was nehme ich denn dann für eine Geschwindigkeit an?
Feldfreier Leiter
Freie Ladungsträger im Leiter (keine Stöße zwischen Elektronen, nur mit
Bahn eines
Atomen) bewegen sich bei Temperatur T ≠ 0
Leitungselektrons
mit mittlerer Geschwindigkeit
r
r r
v ≈ 10 6...10 7 m/s
E
=0
Richtung und Betrag durch
Stöße statistisch, daher
r r
r
r
v = 0, j = 0
Stöße an Atomen des Festkörpers
⇒ ungeordnete Bewegung
Beschreibung statistischer Prozesse:
mittlere freie Weglänge ( zwischen zwei Stößen ): Λ
Λ
mittlere Zeit zwischen zwei Stößen: τ S = r
v
Kupfer bei Zimmertemperatur
r
v = 1,5 ⋅ 10 6 ms
Λ = 4 ⋅ 10 − 8 m
τ S = 2,7 ⋅ 10
− 14
s
(vgl. Geschwindigkeit von Gasmolekülen v = (3kT/m) 0.5 ≈ 105 m/s
Elektronen sind Quantenobjekte, daher andere mittlere Geschwindigkeit)
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Leiter mit elektrischem Feld
Ladungsträger erfahren zusätzliche Kraft F = q E
⇒ Beschleunigung a (= F/m) zwischen zwei Stößen (Zeit τs)
Elektronen erhalten mittlere Zusatzgeschwindigkeit
r
v
r
F
qE
∆v = ⋅ τ S =
⋅τ S
m
m
Bahn eines
Leitungselektrons
r
E
Stöße ⇒ völlige Randomisierung
der Bewegungsrichtung
Mittlere Zusatzgeschwindigkeit in Kupfer mit E = 1V/m
r
r
∆v ≈ 5 cm/s << v ≈ 10 6 m/s
Driftgeschwindigkeit
Mittlere Zusatzgeschwindigkeit = Driftgeschwindigkeit
r
r
∆v = v D
Anwesenheit eines Feldes:
Ladungstransport in (bzw. gegen) Feldrichtung
Definition der Stromdichte:
r
r
r
j = env = env D
r
r
r
F
nq2τ S r
j = nqv D = nq τ S =
⋅E
m
m
⇓
r
r
vD = µ ⋅ E
µ=
σ el
nq
Beweglichkeit
⇒
r
r
j = σ el ⋅ E „Ohmsches Gesetz“
σ el =
nq2τ S elektrische
Leitfähigkeit
m
Ohmsches Gesetz:
j direkt prop. zu E
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Widerstand eines homogenen Leiters
Länge L
r
E
r
j
Querschnitt A
r
j = const. über Querschnitt
r
E = homogen über Länge
⇒ I = j⋅ A
⇒ U = E ⋅L
j = σ el ⋅ E
Ohmsches Gesetz
U
1
Ohmsches Gesetz: Strom direkt
U bzw. R = = konst proportional zur Spannung
R
I
L
L
R=
= ρel
elektrischer Widerstand
σ el ⋅ A
A
I=
ρel =
1
σ el
spezifischer Widerstand
( Materialparameter )
Widerstand und Leitwert eines
homogenen Leiters
A
L
Widerstand hängt ab: Material (spezifischer Widerstand ρ [ρ] =Ωm)
Geometrie (Länge L, Querschnitt A)
R=ρ
L
A
Manchmal zweckmäßig Leitwert G (Einheit [G] = S Siemens)
G=
A
1
=σ
R
L
10
Spezifischer Widerstand (ρ in Ωm)
Silber
Kupfer
Konstantan
Leiter
Leiter
Leiter
1.47 10-8
1.7 10-8
4.9 10-7
Kohle
Germanium
Silizium
Halbleiter
Halbleiter
Halbleiter
3.5 10-5
6 10-1
2.3 10-3
Isolator
Isolator
Isolator
Isolator
5 1014
> 10-13
>108 ... 1011
>1010 ...1015
Ionenleiter
Ionenleiter
Ionenleiter
1.6
2
33
Bernstein
Teflon
Holz
Glas
Blut
Muskeln
Fettgewebe
Spezifischer Widerstand ändert sich über 23 Größenordnungen!
Elektrischer Widerstand eines Leiters
I
Potenzialdifferenz U
U
U =∝ L
bzw. ∆U ∝ ∆L
U = R I I = const .
⇒R∝L
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Ohmsches Gesetz
Kennlinie von Leitern (Metalle, Elektrolyte):
I direkt proportional zu U
R=
U
= const .
I
R= const: Gültigkeitsbereich des Ohmschen Gesetzes
I
I2
U1 U2
=
=R
I1
I2
I1
U1
U2
U
Kennlinie einer Glühlampe
R nicht konstant
nicht-ohmscher Bereich
(differentieller Widerstand
r=∆U/∆I)
Strom
R = U/I = konstant
ohmscher Bereich
Spannung
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Widerstände
Moderne Elektronik SMD
(surface mounted device)
Widerstandswerte
Kommerziell erhältliche Widerstände haben nur ganz bestimmte Werte
1.0, 1.2, 1.5, 1.8, 2.2, 2.7, 3.3, 3.9, 4.7, 5.6, 6.8, 8.2 and 10.0
Normwerte sind zu Reihen zusammengefasst E6, E12, E24:
Widerstandswerte ergeben sich aus Fertigungstoleranz
z.B 10% Toleranz: es passen 12 Werte in eine Dekade ohne,
dass sie sich überlappen Schrittfaktor: zwölfte Wurzel aus 10: E12
Normwerte
E6
E12
E24
E48
E96
Schrittfaktor
1,47
1,21
1,10 1,05
1,02
Toleranz
20%
10%
5%
1%
2%
13
Einstellbare Widerstände
Potentiometer
Stromwirkung auf den Menschen
Bereich 1: Wechselströme in diesem Bereich werden von den meisten
Menschen gar nicht wahrgenommen.
Bereich 2: Es ist ein Kribbeln zu spüren, auch schmerzhafte Verkrampfungen
sind möglich. Direkte Schäden sind kaum zu befürchten.
Bereich 3: Die Stromquelle kann auf Grund von Muskelverkrampfung nicht
mehr losgelassen werden.
Bereich 4: Schwere Schädigung und häufig tödliche Stromwirkung , z.B.
durch Herzkammerflimmern
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Mensch als Widerstand
Die Größe der Stromstärke im Körper hängt von der Spannung zwischen
den Berührstellen und dem Körperwiderstand ab.
Der Körperwiderstand sinkt mit steigender Spannung.
Der Körperwiderstand hängt davon ab über welche Strecken der Strom
•
fließen kann
Stromweg
Körperwiderstand
(minimal)
Hand - Hand
ca. 650 Ω
Hand - Fuß
ca. 1300 Ω
Hand - Füße
ca. 975 Ω
Hände - Füße
ca. 650 Ω
Der Hautwiderstand beträgt einige Hundert Ohm, kann bei
hohen Spannungen aber bis auf Null absinken.
Beispiel: Gefährdung I > 10mA, Rmensch 650Ω
⇒ Maximale „sichere“ Spannung ca 60 V
Ströme und Widerstände
L
A
Elektrischer Widerstand
Rel = ρ
Strömungswiderstand
Rstr = 8πη
Teilchenstromwiderstand
Rdiff =
Wärmewiderstand
L
A2
1 L
DA
Rtherm = ρ therm
L
A
Iel =
U
∆ϕ
=
Rel Rel
Istr =
∆p
Rstr
Idiff =
∆c
Rdiff
Itherm =
∆T
Rtherm
Für den elektrischen Strom gelten die gleichen Gesetze wie für die
laminare Strömung viskoser Flüssigkeiten und für die Wärmeleitung.
Allen Phänomenen ist gemeinsam, dass einer Diffusionsbewegung
von Teilchen die Richtung durch einen äußeren Gradienten
aufgeprägt wird.
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Zusammenfassung
• Elektrischer Strom ist Transport von Ladungen in einem
Potenzialgefälle
• Damit Strom fließen kann muss der Stromkreis geschlossen sein und
eine Spannungsquelle haben (erhält Potenzialdifferenz aufrecht)
• Stromfluss verursacht eine Erwärmung des Leiters, ein Magnetfeld
oder chemische Umwandlungen
• Damit ein Strom fließt wird der thermischen Bewegung der
Ladungsträger eine feldabhängige Driftgeschwindigkeit überlagert.
Stromdichte j direkt proportional zur Feldstärke: ohmsches Gesetz
(mikroskopisch)
• Widerstand R ist definiert als Verhältnis von Spannung zu Strom. Ist
der Widerstand unabhängig von Strom und Spannung so gilt das
Ohmsche Gesetz I = R U mit R = const.
• Größe eines Widerstands hängt von der Leitergeometrie und dem
Material ab. Man unterscheidet Leiter, Halbleiter und Isolatoren
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