The European Agency for the Evaluation of Medicinal Products 7

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The European Agency for the Evaluation of Medicinal
Products
ANHANG I
ZUSAMMENFASSUNG DER MERKMALE DES ARZNEIMITTELS
7 Westferry Circus, Canary Wharf, London E14 4HB, UK
Tel: (+44-171) 418 84 00 Fax: (+44-171) 418 84 16
E_Mail: [email protected] http://www.eudra.org/emea.html
1.
BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS
INVIRASE
2.
QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG
Eine Kapsel Invirase enthält Saquinavir-Mesylat entsprechend 200 mg Saquinavir.
3.
DARREICHUNGSFORM
Kapseln
4.
KLINISCHE ANGABEN
4.1
Anwendungsgebiete
Invirase ist in Kombination mit antiretroviralen Nukleosidanaloga zur Behandlung von
HIV-1-infizierten erwachsenen Patienten angezeigt (siehe auch Abschnitt 4.4).
4.2
Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Erwachsene und Kinder über 16 Jahre
Für eine Kombinationstherapie mit Nukleosidanaloga wird die Gabe von dreimal täglich
600 mg Invirase innerhalb von 2 Stunden nach den Mahlzeiten empfohlen. Bei
Kombinationstherapie ist die empfohlene Dosis von Nukleosidanaloga den
Fachinformationen dieser Arzneimittel zu entnehmen. Bezüglich Informationen zu
besonderen
Patientengruppen
siehe
Abschnitt
4.4,
“Warnhinweise
und
Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung“.
Dosisanpassungen
Kombinationstherapie mit Invirase: Bei Nebenwirkungen, die möglicherweise im
Zusammenhang mit der Anwendung von Invirase stehen, sollte die Behandlung mit
Invirase unterbrochen werden. Invirase wird in einer Dosierung von weniger als dreimal
täglich 600 mg nicht empfohlen.
Leber- und/oder Nierenfunktionsstörungen: Informationen zu LeberNierenfunktionsstörungen
sind
dem
Abschnitt
4.4
“Warnhinweise
Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung“ zu entnehmen.
4.3
und
und
Gegenanzeigen
Invirase ist bei Patienten mit Überempfindlichkeit gegen Saquinavir oder einen der
anderen Bestandteile der Kapsel kontraindiziert.
Invirase ist kontraindiziert bei Patienten, die mit Terfenadin, Astemizol oder Cisaprid
behandelt werden (siehe Abschnitt 4.5).
1
Invirase ist kontraindiziert bei Patienten, die gleichzeitig mit Arzneimitteln behandelt
werden, die die Plasmakonzentrationen von Saquinavir erniedrigen, z.B. Rifampicin,
Rifabutin oder Nevirapin (siehe Abschnitt 4.5).
4.4
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Die Patienten sollten darauf hingewiesen werden, daß Saquinavir nicht zur Heilung einer
HIV-Infektion
führt
und
mit
fortschreitender
HIV-Infektion
weiterhin
Begleiterkrankungen, einschließlich opportunistischer Infektionen, auftreten können. Die
Patienten sollten außerdem darüber aufgeklärt werden, daß bedingt durch die zusätzliche
Gabe von Arzneimitteln wie Zalcitabin und Zidovudin Nebenwirkungen auftreten können.
Im Hinblick auf die limitierte und/oder variable Bioverfügbarkeit von Invirase sollte das
Risiko einer Unterdosierung in Betracht gezogen werden. Daher sollte die gesamte AntiHIV-Medikation sorgfältig überlegt werden.
Leberfunktionsstörungen: Bei leichter bis mittelgradiger Funktionsstörung ist bei der
empfohlenen Dosis eine initiale Dosisanpassung nicht erforderlich. Die Anwendung von
Saquinavir bei Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung ist nicht untersucht worden.
Solange solche Untersuchungen nicht vorliegen, ist Vorsicht angebracht, da erhöhte
Saquinavir-Konzentrationen auftreten könnten. Bei Patienten mit früherer Hepatitis B oder
Hepatitis C und/oder chronischem Alkoholismus wurde über eine Verschlechterung der
Lebererkrankung und die Entwicklung eines Pfortaderhochdrucks nach Einleitung einer
Saquinavir-Therapie berichtet. Die damit im Zusammenhang stehenden Symptome
beinhalten Ikterus, Aszites, Ödeme und in einigen Fällen Ösophagusvarizen. Mehrere von
diesen Patienten starben. Ein Kausalzusammenhang zwischen der Saquinavir-Therapie
und der Entwicklung des Pfortaderhochdrucks konnte jedoch nicht nachgewiesen werden.
Bei diesen Patienten sollte die gleichzeitige Anwendung von Saquinavir mit
bekanntermaßen hepatotoxischen Arzneimitteln vermieden werden.
Nierenfunktionsstörungen: Für Saquinavir ist die renale Elimination nur von
untergeordneter Bedeutung, die hauptsächliche Metabolisierung und Exkretion erfolgen
über die Leber. Daher ist bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen keine initiale
Dosisanpassung erforderlich. Da bisher noch keine Untersuchungen bei Patienten mit
schwerer Nierenfunktionsstörung vorliegen, ist bei dieser Patientengruppe Vorsicht
angebracht.
Patienten mit chronischer Diarrhoe oder Malabsorption: Es liegen keine Informationen
über die Unbedenklichkeit und Wirksamkeit von Saquinavir bei Patienten mit chronischer
Diarrhoe oder Malabsorption vor. Es ist nicht bekannt, ob unter solchen Bedingungen bei
Patienten subtherapeutische Wirkspiegel vorliegen könnten.
Junge und ältere Patienten: Die Unbedenklichkeit und Wirksamkeit von Saquinavir bei
HIV-infizierten Patienten (unter 16 Jahren) sind noch nicht belegt. Bei Patienten über
60 Jahren liegen nur begrenzte Erfahrungen vor.
Lactose-Intoleranz: Jede Kapsel enthält 63,3 mg Lactose (wasserfrei). Diese Menge reicht
wahrscheinlich nicht aus, um spezifische Symptome einer Intoleranz zu induzieren.
Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit: siehe Abschnitt 4.6
Patienten mit Hämophilie: Es liegen mehrere Berichte über eine Zunahme von Blutungen,
einschließlich spontaner kutaner Hämatome und Hämarthrosen, bei hämophilen Patienten
(Typ A und B) vor, die mit Proteasehemmern behandelt wurden. Einigen Patienten wurde
zusätzlich Faktor VIII gegeben. In über der Hälfte dieser Fälle wurde die Behandlung mit
Proteasehemmern fortgesetzt bzw. wieder aufgenommen, wenn sie unterbrochen worden war.
Ein kausaler Zusammenhang wird vermutet, der Wirkmechanismus ist allerdings nicht
geklärt. Hämophile Patienten sollten daher auf die Möglichkeit einer Zunahme von
Blutungen aufmerksam gemacht werden.
Diabetes mellitus und Hyperglykämie: Es liegen Berichte vor, denen zufolge es bei der
Behandlung von Patienten mit Proteasehemmern zu Diabetes mellitus, Hyperglykämie oder
zur Verschlechterung eines bestehenden Diabetes mellitus gekommen ist. In einigen Fällen
war die Hyperglykämie schwer, und in einigen Fällen bestand auch eine Ketoazidose. Bei
vielen Patienten überlagerten sich verschiedene Krankheitsbilder, von denen einige mit
Arzneimitteln behandelt werden mußten, die mit der Auslösung eines Diabetes mellitus oder
einer Hyperglykämie in Verbindung gebracht werden.
Lipodystrophie: Die antiretrovirale Kombinationstherapie, einschließlich Therapieschemata,
die einen Proteasehemmer beinhalten, ist bei einigen Patienten mit einer Fettumverteilung
assoziiert. Proteasehemmer sind auch assoziiert mit Stoffwechselanomalien wie
Hypertriglyceridämie, Hypercholesterinämie, Insulinresistenz und Hyperglykämie. Im
Rahmen der klinischen Untersuchung sollte auch auf körperliche Anzeichen einer
Fettumverteilung geachtet werden. Die Messung der Serumlipide und Blutglukose sollte
erwogen werden. Es ist derzeit nicht bekannt, auf welchen Mechanismen diese Ereignisse
beruhen und welche Langzeitwirkungen, wie z. B. ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre
Erkrankungen, sich daraus ergeben.
Wechselwirkung mit Ritonavir: Bei gleichzeitiger Anwendung mit Ritonavir steigen die
Plasmakonzentrationen von Saquinavir an (siehe Abschnitt 4.5). In einigen Fällen führte die
gleichzeitige Anwendung von Ritonavir und Saquinavir zu schweren unerwünschten
Reaktionen, meist zu einer diabetischen Ketoazidose. Daher sollte die Kombinationstherapie
mit Saquinavir und Ritonavir nur unter Vorsicht erfolgen.
4.5
Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Die Gabe von Saquinavir zusammen mit Zalcitabin und/oder Zidovudin wurde bei
erwachsenen Patienten untersucht. Bei gleichzeitiger Anwendung dieser Arzneimittel
bleiben Resorption, Verteilung und Elimination jedes einzelnen Arzneimittels
unverändert.
Ranitidin: Bei Verabreichung von Saquinavir zusammen mit Ranitidin und Nahrung kam
es - im Vergleich zur alleinigen Gabe von Saquinavir mit Nahrung - zu einem Anstieg der
systemischen Verfügbarkeit. Das führte zu einer Erhöhung der AUC-Werte um 67 %.
Dieser Anstieg wird als klinisch nicht relevant erachtet. Daher wird eine Dosisanpassung
von Saquinavir nicht empfohlen.
Grapefruitsaft: Die gleichzeitige Einnahme einer Einzelgabe von Saquinavir mit
Grapefruitsaft führte bei gesunden Probanden zu einem Anstieg der systemischen
Verfügbarkeit von Saquinavir um 50 % bis 100 % nach Einnahme von normalem bzw.
konzentriertem Saft. Dieser Anstieg wird als klinisch nicht relevant erachtet. Daher wird
eine Dosisanpassung von Saquinavir nicht empfohlen.
3
Indinavir: Die Gabe von Indinavir (800 mg alle 8 Stunden) zusammen mit SaquinavirEinzeldosen (600 - 1200 mg) führte zu einem ungefähr fünffachen Anstieg der PlasmaAUC von Saquinavir. Es ist nicht zu erwarten, daß ein Anstieg in diesem Ausmaß das
Verträglichkeitsprofil von Saquinavir beeinflußt. Daher wird eine Dosisanpassung von
Saquinavir oder Indinavir nicht empfohlen.
Nelfinavir: Bei Gabe von Nelfinavir (750 mg dreimal täglich über vier Tage) zusammen
mit einer Einzeldosis von 1200 mg Saquinavir-Weichkapseln stieg die Plasma-AUC von
Saquinavir um ungefähr das Vierfache an, während bei Verabreichung mehrerer
Saquinavir-Dosen zusammen mit einer Einzeldosis Nelfinavir die systemische
Verfügbarkeit von Nelfinavir nur um 18 % anstieg. Es ist nicht zu erwarten, daß dieser
Anstieg der systemischen Verfügbarkeit von Saquinavir das Verträglichkeitsprofil von
Invirase beeinflußt. Daher werden Dosisanpassungen von Saquinavir oder Nelfinavir nicht
empfohlen.
Nevirapin: Die Gabe von Nevirapin zusammen mit Saquinavir führte zu einer Abnahme
der Plasma-AUC von Saquinavir um 24 % bei unveränderter Nevirapin-AUC.
Ritonavir: Ritonavir inhibiert deutlich den Metabolismus von Saquinavir und führt zu
stark erhöhten Saquinavir-Plasmakonzentrationen. Im Vergleich zu AUC- und CmaxWerten im Steady-state von 114 Patienten, die 600 mg Saquinavir dreimal täglich
erhielten, stieg die systemische Verfügbarkeit von Saquinavir bei Patienten, die eine
Kombination aus 400 mg Saquinavir zweimal täglich und 400 mg Ritonavir zweimal
täglich erhielten, um mindestens das
17- bzw. 14fache, bezogen auf AUC- bzw.
Cmax-Werte, an. Saquinavir besitzt jedoch bei gesunden Freiwilligen nach einmaliger oder
mehrfacher Verabreichung nachweislich keinen Einfluß auf die Pharmakokinetik von
Ritonavir. Bei der kombinierten Anwendung führten Dosen über 400 mg zweimal täglich
von Ritonavir oder Saquinavir zu einer erhöhten Rate an unerwünschten Reaktionen (siehe
auch Abschnitt 4.4).
Clarithromycin: Die Gabe von Clarithromycin (500 mg zweimal täglich) zusammen mit
Saquinavir-Weichkapseln (1200 mg dreimal täglich) führte zu einem 1,8-fachen Anstieg
der Plasma-AUC von Saquinavir, einem Anstieg der AUC von Clarithromycin um 45 %
und einer Abnahme der AUC des Clarithromycin-14-OH-Metaboliten um 24 %. Für
keines der beiden Arzneimittel ist eine Dosisanpassung erforderlich, wenn sie in den
geprüften Dosen zusammen verabreicht werden.
Nicht zu empfehlende Begleitmedikationen: Es hat sich gezeigt, daß Rifampicin (einmal
täglich 600 mg) die Plasmakonzentrationen von Saquinavir um 80 % vermindert. Weil
dies zu subtherapeutischen Konzentrationen von Saquinavir führen könnte, sollte
Rifampicin nicht gleichzeitig mit Saquinavir angewendet werden. Rifabutin reduziert die
Plasmakonzentrationen von Saquinavir um 40 %. Andere Arzneimittel, die das Isoenzym
CYP3A4 aktivieren (z.B. Phenobarbital, Phenytoin, Dexamethason, Carbamazepin),
könnten ebenfalls die Plasmakonzentrationen von Saquinavir vermindern. Falls eine
Behandlung mit solchen Arzneimitteln für erforderlich gehalten wird, sollte der
behandelnde Arzt Alternativen in Erwägung ziehen, wenn der Patient Invirase einnimmt.
Die Verabreichung von Terfenadin zusammen mit Saquinavir führt zu einer Zunahme der
Plasma-AUC von Terfenadin, die mit einer Verlängerung der QTc-Zeit einhergeht. Daher
ist Terfenadin kontraindiziert bei Patienten, die Saquinavir erhalten (siehe Abschnitt 4.3).
Begleitmedikationen, die Vorsichtsmaßnahmen erfordern: Die gemeinsame Gabe von
Ketoconazol (einmal täglich 200 mg) und Saquinavir führte zu einer 1,5fachen Erhöhung
der Plasmakonzentration von Saquinavir ohne Veränderung der Eliminationshalbwertszeit
oder der Resorptionsrate. Die Pharmakokinetik von Ketoconazol wird durch die
gleichzeitige Gabe von Saquinavir in einer Dosierung von dreimal täglich 600 mg nicht
verändert. In den untersuchten Dosierungen ist bei gleichzeitiger Anwendung der beiden
Wirkstoffe bei keinem der beiden Arzneimittel eine Dosisanpassung notwendig.
Auch bei der Anwendung von anderen Wirkstoffen aus dieser Gruppe, wie Fluconazol,
Itraconazol und Miconazol oder anderen Inhibitoren des Isoenzyms CYP3A4, könnte die
Plasmakonzentration von Saquinavir in ähnlicher Weise steigen.
Andere mögliche Interaktionen: Die gleichzeitige Anwendung von Astemizol oder
Cisaprid mit Arzneimitteln, die als mögliche Inhibitoren des CYP3A-Systems (z.B.
Ketoconazol, Itraconazol etc.) bekannt sind, kann zu erhöhten Plasmakonzentrationen von
Astemizol oder Cisaprid führen. Pharmakokinetische Interaktionsstudien mit Saquinavir
und Astemizol oder Cisaprid sind nicht durchgeführt worden. Auch wenn Saquinavir kein
starker CYP3A-Inhibitor ist, sollte der behandelnde Arzt Alternativen zu Astemizol oder
Cisaprid verwenden (siehe Abschnitt 4.3). Bei gleichzeitiger Anwendung von Saquinavir
können die Plasmakonzentrationen anderer Arzneimittel, die Substrate von CYP3A4 sind
(z.B. Calciumkanal-Blocker, Tacrolimus, Dapson, Chinidin, Triazolam, Midazolam),
möglicherweise erhöht sein; daher sollten Patienten hinsichtlich der Nebenwirkungen, die
mit diesen gleichzeitig angewendeten Arzneimitteln assoziiert sind, überwacht werden.
Es ist nicht bekannt, ob Arzneimittel, welche die gastrointestinale Verweildauer verkürzen
(z.B. Metoclopramid und Cisaprid), zu einer erniedrigten Plasmakonzentration von
Saquinavir führen könnten.
4.6
Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangerschaft: Die Ergebnisse tierexperimenteller Studien lassen nicht auf mittelbare
oder unmittelbare schädigende Wirkungen auf die Entwicklung von Embryo und Fetus,
den Schwangerschaftsverlauf oder die peri- und postnatale Entwicklung schließen. Es
liegen keine klinischen Erkenntnisse über die Anwendung bei schwangeren Frauen vor.
Bis zum Vorliegen zusätzlicher Daten sollte Saquinavir während der Schwangerschaft nur
nach besonders sorgfältiger Abwägung verordnet werden.
Stillzeit: Es liegen keine Daten von Labortieren oder Menschen darüber vor, ob
Saquinavir in die Muttermilch übertritt. Die Möglichkeit unerwünschter Wirkungen von
Saquinavir beim gestillten Kind kann nicht beurteilt werden. Daher sollte vor der
Anwendung von Saquinavir abgestillt werden. Gesundheitsexperten raten HIV-infizierten
Frauen unter allen Umständen davon ab, ihre Kinder zu stillen, um eine Ansteckung mit
HIV zu verhindern.
4.7
Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen
Es ist nicht bekannt, ob Saquinavir die Fahrtüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen
beeinflußt.
4.8
Nebenwirkungen
Bei Verabreichung in Kombination mit Zalcitabin und/oder Zidovudin ändert oder
verstärkt Saquinavir das Toxizitätsprofil dieser Substanzen nicht.
5
Umfassende Empfehlungen zur Dosisanpassung und Informationen zu spezifischen
Nebenwirkungen von Zalcitabin oder Zidovudin sollte der behandelnde Arzt der
jeweiligen Fachinformation dieser Arzneimittel entnehmen.
Die am häufigsten berichteten unerwünschten Ereignisse bei Patienten, die Invirase
erhalten haben (ausgenommen jene Toxizitäten, die für Zidovudin und Zalcitabin in
Kombination bekannt sind), waren Durchfälle, Unbehagen im Bauch und Brechreiz.
Die unten aufgeführte Auflistung basiert auf einer zentralen Studie, die einen
Behandlungsarm mit Saquinavir als Monotherapie beinhaltete (n = 327). Nebenwirkungen
(leicht, mittelschwer und schwer) mit einer Inzidenz > 2 %, für die der Prüfarzt zumindest
einen möglichen Zusammenhang mit den untersuchten Arzneimitteln angenommen hat,
werden aufgeführt.
Haut und Hautanhangsgebilde: Ausschlag (5 %), Juckreiz (3 %).
Zentrales und peripheres Nervensystem: Kopfschmerz (8 %), periphere Neuropathie (8
%), Taubheitsgefühl an den Extremitäten (6 %), Parästhesie (5 %), Benommenheit (2 %).
Gastrointestinales System: Diarrhoe (17 %), Übelkeit (8 %), Ulzerationen der
Mundschleimhaut (6 %), Abdominalbeschwerden (4 %), Erbrechen (3 %),
Bauchschmerzen (3 %), Flatulenz (2 %).
Körper als Gesamtes - Allgemeinstörungen: Müdigkeit (4 %), Asthenie (4 %), Fieber (2
%).
Muskel- und Skelettsystem: Schmerzen (3 %).
Lipodystrophie: Die antiretrovirale Kombinationstherapie, einschließlich Therapieschemata,
die einen Proteasehemmer beinhalten, ist bei einigen Patienten mit einer Fettumverteilung,
einschließlich einem Verlust subkutanen Fetts in der Peripherie, einer Anreicherung
intraabdominellen Fetts, einer Hypertrophie der Brüste und einer dorsozervikalen
Fettansammlung ("Stiernacken") assoziiert. Proteasehemmer können auch mit
Stoffwechselanomalien wie Hypertriglyceridämie, Hypercholesterinämie, Insulinresistenz
und Hyperglykämie assoziiert sein.
Andere Nebenwirkungen
In klinischen Studien wurde über folgende schwere Nebenwirkungen berichtet, für die
zumindest ein möglicher Zusammenhang mit der Anwendung von Saquinavir
angenommen wird: Verwirrung, Ataxie und Schwäche; akute myeloblastische Leukämie;
hämolytische Anämie; Suizidversuch; Stevens-Johnson-Syndrom; schwere Hautreaktionen
einhergehend mit einer Erhöhung der Leberwerte; Thrombozytopenie und intrakranielle
Blutungen; Exazerbation einer chronischen Lebererkrankung mit einem erhöhten
Leberfunktionstest 4. Grades, Gelbsucht, Ascites; Medikamentenfieber; bullöser
Hautausschlag und Polyarthritis; Nephrolithiasis; Pankreatitis; intestinale Obstruktionen;
Pfortaderhochdruck; periphere Vasokonstriktion.
Diese Nebenwirkungsberichte basieren auf Daten von > 6000 Patienten; mehr als 100
dieser Patienten waren länger als 2 Jahre mit Saquinavir behandelt worden. Die Patienten
hatten Saquinavir entweder als Monotherapie oder in Kombination mit verschiedenen
anderen anti-retroviralen Arzneimitteln erhalten (Nukleosid-Analoga, nichtnukleosidische Hemmer der reversen Transkriptase und Proteaseinhibitoren).
Nach der Markteinführung wurde in der Spontanerfassung über die unten aufgeführten
schweren und nicht schweren Nebenwirkungen berichtet, für die ein ursächlicher
Zusammenhang mit Saquinavir nicht ausgeschlossen werden kann: Myalgie, Somnolenz,
Depressionen, Anfälle, Angstgefühl, allergische Reaktionen, Hepatitis, Diabetes mellitus
und anomale Nierenfunktion.
Laborwertveränderungen
Die
häufigsten
ausgeprägten
Laborwertveränderungen
während
einer
Kombinationstherapie mit Saquinavir waren ein isolierter Anstieg der CK (Kreatinkinase),
Abnahme der Glukosewerte, Anstieg der Glukosewerte, Anstieg der Transaminasen und
Neutropenie.
4.9
Überdosierung
In einem Fall wurde die empfohlene Tagesdosis von Saquinavir (1800 mg täglich) durch
die Einnahme von 8000 mg in einer einzigen Dosis weit überschritten. Zwei Stunden nach
Einnahme der Überdosis wurde der Patient behandelt, indem Erbrechen induziert wurde.
Der Patient trug keine Folgeschäden davon. In einer kleineren exploratorischen Studie
führte die orale Einnahme einer Tagesdosis von 3600 mg Saquinavir während der ersten
16 Behandlungswochen nicht zu einem vermehrten Auftreten von Nebenwirkungen.
5.
PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1
Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Antivirales Arzneimittel, ATC Code J05AE01
Wirkungsmechanismus: In infizierten Zellen spaltet die HIV-Proteinase virale
Vorstufenproteine an spezifischen Stellen. Dieses ist ein entscheidender Schritt bei der
Entstehung voll ausgebildeter infektiöser Viruspartikel. Diese viralen Vorstufenproteine
weisen einen Typ von Spaltungstellen auf, der nur von HIV-Proteinasen sowie anderen
eng verwandten viralen Proteinasen erkannt wird. Saquinavir ist als peptidähnliches
Strukturanalogon solcher Spaltungstellen entwickelt worden. Dadurch paßt Saquinavir in
die aktiven Zentren der HIV-1- und HIV-2-Proteinasen und ist somit in vitro ein
reversibler und selektiver Inhibitor mit einer ungefähr 50 000fach geringeren Affinität für
menschliche Proteinasen.
Anders als Nukleosidanaloga (Zidovudin, etc.) wirkt Saquinavir unmittelbar auf das virale
Zielenzym und muß nicht in einem Stoffwechselschritt aktiviert werden. Dadurch wird
seine potentielle Wirkung auch auf Zellen ausgeweitet, die sich in der Ruhephase
befinden. Saquinavir wirkt in nanomolaren Konzentrationen in lymphoblastoiden und
monozytären Zellinien sowie auf primäre Zellkulturen von Lymphozyten und Monozyten,
die mit Laborstämmen oder klinischen Isolaten von HIV-1 infiziert wurden.
In Experimenten an Zellkulturen konnte gezeigt werden, daß die Gabe von Saquinavir in
Zwei- oder Dreifachkombinationen mit verschiedenen Inhibitoren der reversen
Transkriptase (einschließlich Zidovudin, Zalcitabin, Didanosin) eine additive bis
synergistische antivirale Wirksamkeit gegen HIV-1 aufweist, ohne dabei die Zytotoxizität
zu verstärken.
7
Pharmakodynamische Eigenschaften: Die Wirkungen von Saquinavir in Kombination
mit Zalcitabin und Zidovudin auf biologische Marker (CD4-Zellzahlen und Plasma-RNA)
wurden an HIV-1-infizierten Patienten untersucht.
In einer Studie (NV14256) mit Zidovudin vorbehandelten Patienten (CD4 ≥ 50 ≤
300 Zellen/mm³) verlängerte die Kombination von Saquinavir plus Zalcitabin im
Vergleich zur Zalcitabin-Monotherapie die Zeit bis zum Auftreten einer ersten AIDSdefinierenden Erkrankung oder dem Tod.
Die Kombinationstherapie reduzierte für den Patienten das Risiko für das Auftreten einer
AIDS-definierenden Erkrankung oder das Ableben um 53 % und für das Ableben alleine
um
72 %. Das entspricht einer Reduktion in der Häufigkeit einer AIDS-definierenden
Erkrankung oder des Todes von 29,4 % auf 16 % über 18 Monate. In ähnlicher Weise
wurde die Todesrate von 8,6 % auf 4,1 % über 18 Monate reduziert. In den drei
Behandlungsgruppen betrug die mittlere Behandlungsdauer 11 - 13 Monate, die mittlere
Nachbeobachtungszeit dauerte 17 Monate.
In allen Behandlungsarmen dieser Studie betrug der Basalwert der mittleren CD4 Zellzahl
156 bis 176 Zellen/mm³. Die durchschnittlichen Veränderungen zum Basalwert über
16 Wochen (Median DAVG16) betrugen für Saquinavir plus Zalcitabin + 26 Zellen/mm³
für die CD4-Zellzahl und - 0,6 log10 RNA-Kopien/ml Plasma für die Virusbelastung. Der
höchste mittlere Anstieg der CD4 Zellzahlen betrug 47 Zellen/mm³ in der 16. Woche. Die
höchste mittlere Reduktion der Virusbelastung betrug 0,7 log10 RNA-Kopien/ml Plasma in
der 12. Woche.
Die Studie SV14604 ist eine randomisierte, multizentrische, doppelblinde Phase-III-Studie
mit Parallelgruppenvergleich von Zidovudin + Zalcitabin versus Saquinavir + Zidovudin
versus Saquinavir + Zidovudin + Zalcitabin bei bisher nicht/minimal behandelten HIVinfizierten Patienten. Ein vierter Behandlungsarm mit einer Zidovudin-Monotherapie
wurde abgebrochen; die Patienten, die ursprünglich die Zidovudin-Monotherapie
erhielten, wurden auf Saquinavir + Zidovudin + Zalcitabin umgestellt und stellten somit
eine Gruppe mit "verspäteter" Dreifachtherapie dar.
Insgesamt wurden 3485 Patienten behandelt, von denen auch Follow-up-Daten vorlagen
(Intent-to-treat-Population). In allen drei Behandlungsarmen betrug der Basalwert der
mittleren CD4-Zellzahl 199 - 204 Zellen/mm3 und der Basalwert der mittleren HIV-RNA
5,0 - 5,1 log10 Kopien/ml. Die mittlere Behandlungsdauer betrug ungefähr 14 Monate und
die mittlere Nachbeobachtungszeit für AIDS-definierende Ereignisse und Todesfälle
ungefähr 17 Monate.
Bei den Patienten, die Saquinavir + Zidovudin + Zalcitabin erhielten, kam es signifikant
seltener im weiteren Verlauf zu einem AIDS-definierenden Ereignis oder Tod. Im
Vergleich zu 142 derartigen Ereignissen in der mit Zidovudin + Zalcitabin behandelten
Gruppe wurden nur
76 erstmalig auftretende AIDS-definierende
Ereignisse/Todesfälle beobachtet (p = 0,0001). Ein explorativer Vergleich der Gruppe, die
von Anfang an mit Saquinavir + Zidovudin + Zalcitabin behandelt wurde, mit der Gruppe,
die verspätet die Dreifachkombination erhielt, ergab die Überlegenheit einer initialen
Dreifachtherapie mit Saquinavir mit 76 AIDS-definierenden Ereignissen oder Todesfällen
gegenüber 116 in der Gruppe mit initialer Zidovudin-Monotherapie-verspäteter
Dreifachtherapie (p = 0,001).
Bei den Patienten, die die Dreifachkombination erhielten, stiegen die CD4-Zellzahlen
stärker an. Der höchste mittlere Anstieg gegenüber dem Basalwert betrug 71 Zellen/mm3
im Vergleich zu 40 Zellen/mm3 unter Zidovudin + Zalcitabin. Ebenso nahm die HIV-RNA
unter der Dreifachkombination stärker ab. Die höchste mittlere Veränderung gegenüber
dem Basalwert betrug - 1,5 log10 Kopien/ml, während sie unter Zidovudin + Zalcitabin 1,1 log10 Kopien/ml betrug. Vergleiche über 48 Wochen zwischen dem Dreifachtherapie-
Arm und Zidovudin + Zalcitabin erreichten sowohl für die CD4-Zellzahlen als auch für
die HIV-RNA statistische Signifikanz (p = 0,0001).
Eine Monotherapie wird nicht empfohlen, da eine antiretrovirale Wirkung nicht erwiesen
ist.
Mögliche Ausbildung von Resistenzen und Kreuzresistenzen gegen Saquinavir:
Resistenzen: HIV-Isolate mit einer verminderten Empfindlichkeit auf Saquinavir wurden
nach extensiver In-vitro-Passage selektiert, wobei steigende Konzentrationen der
Testsubstanz verwendet wurden. Die Analyse der Aminosäuresequenzen der Protease in
diesen Isolaten ergab Substitutionen an den Positionen 48 (Glycin gegen Valin = G48V)
und 90 (Leucin gegen Methionin = L90M).
In klinischen Studien sind Veränderungen der viralen Empfindlichkeit für die
Testsubstanz in Kultur (= “phänotypische Resistenz“) oder der Aminosäuresequenz der
Protease (= “genotypische Resistenz“) untersucht worden. Bei mit Saquinavir behandelten
Patienten, die resistente Isolate aufwiesen, werden die beiden besonderen Mutationen der
viralen Protease (L90M oder G48V, erstere überwiegend, eine Doppelmutation eher
selten) gefunden. Die Gesamtinzidenz der genotypischen Resistenz betrug nach ca. einem
Jahr bei einer Gruppe von Patienten aus Phase I/II-Studien, die in Kombination mit
Nukleosidanaloga (Zalcitabin und/oder Zidovudin) behandelt wurden, 38 % (15 von
39 Patienten). Die klinische Signifikanz von phänotypischen und genotypischen
Veränderungen im Zusammenhang mit einer Saquinavir-Therapie ist noch nicht bekannt.
Kreuzresistenzen mit anderen antiretroviralen Arzneimitteln: Eine Kreuzresistenz
zwischen Saquinavir und den Inhibitoren der reversen Transkriptase ist unwahrscheinlich,
da ihre Zielenzyme nicht identisch sind. Gegen Zidovudin resistente HIV-Isolate erwiesen
sich als hochempfindlich für Saquinavir, und umgekehrt erwiesen sich gegen Saquinavir
resistente HIV-Isolate als hochempfindlich für Zidovudin.
Derzeit weist die Therapie mit Saquinavir ein unverkennbares und gleichbleibendes
Mutationsmuster auf. Untersuchungen zu Kreuzresistenzen sind noch nicht abgeschlossen.
5.2
Pharmakokinetische Eigenschaften
Resorption und Bioverfügbarkeit bei Erwachsenen; Einfluß von Nahrung: Bei
gesunden Probanden stieg die Resorption (wie aus der AUC hervorgeht) nach oraler Gabe
von 600 mg Saquinavir auf nüchternen Magen von 24 ng x h/ml (VK 33 %) auf
161 ng x h/ml (VK 35 %) erheblich an, wenn Saquinavir nach einem reichhaltigen
Frühstück verabreicht wurde
(48 g Protein, 60 g Kohlenhydrate, 57 g Fett;
1006 kcal).
Nahrungsaufnahme verlängerte die Zeit bis zum Erreichen der maximalen
Plasmakonzentration von 2,4 auf 3,8 Stunden und erhöhte die mittlere maximale
Plasmakonzentration (Cmax) erheblich von 3,0 ng/ml auf 35,5 ng/ml. Es zeigte sich, daß
der Nahrungseffekt bis zu 2 Stunden nach der Nahrungsaufnahme anhält. Daher wird
empfohlen, Invirase innerhalb von 2 Stunden nach einer Mahlzeit einzunehmen.
Die absolute Bioverfügbarkeit betrug bei 8 gesunden Probanden, die eine einzelne Dosis
von 600 mg (3 x 200 mg) Saquinavir nach einem reichhaltigen Frühstück erhalten hatten,
4%
(VK 73 %, Bereich 1 % bis 9 %). Die niedrige Bioverfügbarkeit scheint durch
eine Kombination aus unvollständiger Resorption und einem ausgeprägten
First-Pass-Metabolismus bedingt zu sein.
9
Es hat sich gezeigt, daß der pH-Wert des Magens nur von geringfügiger Bedeutung für die
stark erhöhte Bioverfügbarkeit bei gleichzeitiger Nahrungsaufnahme ist.
Nach mehrfacher oraler Verabreichung (25 - 600 mg dreimal täglich) mit gleichzeitiger
Nahrungsaufnahme stieg die systemische Verfügbarkeit im Fließgleichgewicht in diesem
Dosisbereich überproportional stärker an (50-fach) als die eingenommene Dosis (24fach).
Nach mehrfacher Verabreichung (dreimal täglich 600 mg) an HIV-infizierte Patienten (n =
29) war die Fläche des Fließgleichgewichts unter der Plasmakonzentrations-Zeit-Kurve
(AUC) 2,5mal (95 % KI 1,6 auf 3,8) höher als nach Verabreichung einer einzelnen Dosis.
HIV-infizierte Patienten, die dreimal täglich 600 mg Saquinavir erhielten mit der
Anweisung, Saquinavir nach einer Mahlzeit oder einer reichhaltigen Zwischenmahlzeit
einzunehmen, wiesen doppelt so hohe Werte für AUC und maximale Plasmakonzentration
(Cmax) auf wie die der gesunden Probanden mit dem gleichen Behandlungsschema (siehe
unten).
Mittlere ( % VK) AUC und Cmax bei Patienten und gesunden Probanden
Gesunde
Probanden
(n=6)
Patienten (n=113)
AUC8∞
(Dosierungsintervall)
in ng x h/ml
359,0 (46)
90,39 (49)
757,2 (84)
253,3 (99)
Cmax
in ng/ml
Verteilung bei Erwachsenen: Saquinavir verteilt sich stark im Gewebe. Nach
intravenöser Gabe von 12 mg Saquinavir beträgt das mittlere Verteilungsvolumen im
Fließgleichgewicht 700 l (VK 39 %). Saquinavir weist eine hochgradige Proteinbindung
auf (ungefähr 98 %), die in einem Bereich von 15 - 700 ng/ml konzentrationsunabhängig
ist. Bei zwei Patienten, die dreimal täglich 600 mg Invirase erhalten hatten, waren die
Konzentrationen von Saquinavir in der Cerebrospinalflüssigkeit gering im Vergleich zu
den Konzentrationen in den entsprechenden Plasmaproben.
Metabolismus und Elimination bei Erwachsenen: In-vitro-Studien an Mikrosomen aus
der menschlichen Leber haben gezeigt, daß Saquinavir über das P450-System
metabolisiert wird, wobei das spezifische Isoenzym CYP3A4 für mehr als 90 % des
hepatischen Metabolismus verantwortlich ist. Basierend auf In-vitro-Studien wird
Saquinavir sehr schnell zu einer Reihe von mono- und dihydroxylierten inaktiven
Abbauprodukten metabolisiert. In einer Massenbilanz-Untersuchung mit 600 mg 14CSaquinavir (n=8) konnten innerhalb von 4 Tagen nach der Verabreichung 88 % der oral
verabreichten, radioaktiv markierten Dosis im Stuhl und 1 % im Urin nachgewiesen
werden. Bei vier weiteren Testpersonen, denen 10,5 mg 14C-Saquinavir intravenös
verabreicht wurde, konnten innerhalb von 4 Tagen nach der Verabreichung 81 % der
intravenös verabreichten, radioaktiv markierten Dosis im Stuhl und 3 % im Urin
nachgewiesen werden. In Massenbilanz-Untersuchungen erschienen nach oraler Gabe 13
% des zirkulierenden Saquinavir als unveränderte Substanz im Plasma, die übrige
Substanz erschien in Form von Metaboliten. Nach intravenöser Verabreichung erscheinen
66 % des zirkulierenden Saquinavir unverändert und der übrige Anteil als Metaboliten,
was einen ausgeprägten First-Pass-Metabolismus vermuten läßt.
Die systemische Clearance von Saquinavir war hoch, 1,14l/h/kg (VK 12 %), knapp
oberhalb des hepatischen Plasmaflusses, und konstant nach intravenöser Verabreichung
von 6, 36 und 72 mg. Die mittlere Verweildauer von Saquinavir betrug 7 Stunden (n = 8).
5.3
Präklinische Daten zur Sicherheit
Akute und chronische Toxizität: Studien zur akuten und chronischen Toxizität und
toxokinetische Studien an Maus, Ratte, Hund und Pinseläffchen belegten die gute
Verträglichkeit von Saquinavir bei hohen Plasmakonzentrationen, die den bei Menschen
beobachteten Werten entsprachen.
Mutagenese: Studien mit und ohne metabolische Aktivierung haben gezeigt, daß
Saquinavir keine mutagene oder genotoxische Aktivität hat.
Karzinogenese: Untersuchungen zur Kanzerogenität sind noch nicht abgeschlossen.
Reproduktionstoxizität: Siehe Abschnitt 4.6 “Anwendung während Schwangerschaft und
Stillzeit“.
6.
PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1
Hilfsstoffe
Kapselfüllstoffe: Lactose (wasserfrei), mikrokristalline Cellulose, Polyvidon,
Natriumstärkeglykolat, Talk, Magnesiumstearat.
Kapselhülle: Gelatine, schwarzes, rotes und gelbes Eisenoxid (E172), Indigocarmin
(E132), Titandioxid (E171).
Beschreibung der Kapsel: hellbraun und grün, undurchsichtig; mit der Aufschrift
‘ROCHE’ und dem Zahlencode ‘0245’ auf jeder Hälfte der Kapselhülle.
6.2
Inkompatibilitäten
Keine bekannt
6.3
Dauer der Haltbarkeit
3 Jahre
6.4
Besondere Lagerungshinweise
In der verschlossenen Originalverpackung lagern.
6.5
Art und Inhalt des Behältnisses
Behältnis: Braune Glasflaschen mit Schraubverschluß aus Kunststoff mit 270 Kapseln
Invirase.
6.6
Hinweise für die Handhabung und Entsorgung (wenn erforderlich)
Keine
11
7.
PHARMAZEUTISCHER UNTERNEHMER
Roche Registration Limited, 40 Broadwater Road, Welwyn Garden City, Hertfordshire,
AL7 3AY, Vereinigtes Königreich
8.
NUMMER
IM ARNEIMITTELREGISTER
GEMEINSCHAFT
DER
EUROPÄISCHEN
EU/1/96/026/001
9.
DATUM DER ZULASSUNG / VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG
04. Oktober 1996
10.
STAND DER INFORMATION
ANHANG III
KENNZEICHNUNG UND PACKUNGSBEILAGE
13
B. PACKUNGSBEILAGE
Gebrauchsinformation
INVIRASE (Saquinavir), Kapseln 200 mg
Bezeichnung des Arzneimittels
Invirase
Wenn Sie weitere Informationen zu diesem Produkt wünschen, oder wenn Ihnen ein bestimmter
Abschnitt dieser Gebrauchsinformation unklar erscheint, wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder
Apotheker.
Zusammensetzung
Invirase ist in Form von Kapseln zum Einnehmen erhältlich in einer braunen Glasflasche
mit 270 Kapseln. Der Wirkstoff ist Saquinavir. Eine Kapsel Invirase enthält SaquinavirMesylat entsprechend 200 mg Saquinavir. Die Kapseln sind hellbraun und grün. Jede
Hälfte der Kapselhülle ist mit der Aufschrift ”ROCHE” und dem Zahlencode ”0245”
markiert.
Die Kapsel enthält außerdem die Hilfsstoffe (sonstige Bestandteile) Lactose (wasserfrei)
63,3 mg, mikrokristalline Cellulose, Polyvidon, Natriumstärkeglykolat, Talk und
Magnesiumstearat.
Die Kapselhülle besteht aus Gelatine, schwarzem, rotem und gelbem Eisenoxid (E172),
Indigocarmin (E132), Titandioxid (E171).
Stoff- oder Indikationsgruppe
Invirase ist ein antivirales Arzneimittel zur Behandlung einer Infektion mit dem humanen
Inmundefizienz Virus (HIV).
Zulassungsinhaber
Der Zulassungsinhaber ist Roche Registration Limited, 40 Broadwater Road, Welwyn
Garden City, Hertfordshire AL7 3AY, Vereinigtes Königreich
Hersteller
Der Hersteller ist Hoffmann-La Roche AG, Grenzach-Wyhlen, Deutschland.
Wofür wird Invirase angewendet?
Invirase wird bei erwachsenen Patienten angewendet, die an einer HIV-Infektion erkrankt
sind. Invirase wird in Kombination mit Nukleosidanaloga verschrieben.
Wann darf Invirase nicht angewendet werden?
Wenn Ihnen bekannt ist, daß Sie gegen Saquinavir oder einen der sonstigen Bestandteile
allergisch sind, dürfen Sie Invirase nicht einnehmen.
Wichtige Informationen vor Behandlungsbeginn
Sie sollten wissen, daß Invirase nicht zur Heilung einer HIV-Infektion führt, und daß bei
Ihnen weiterhin Infektionen oder andere Begleiterkrankungen einer HIV-Infektion
auftreten können. Sie sollten daher auch während der Therapie mit Invirase in ärztlicher
Behandlung bleiben.
Es hat sich gezeigt, daß das Risiko, andere Personen mit dem HIV-Virus durch
Sexualkontakte oder infiziertes Blut anzustecken, durch die Behandlung mit Invirase nicht
vermindert wird.
15
Bestimmte Umstände, die bei Ihnen vorliegen könnten oder vorgelegen haben, erfordern
vor oder während der Behandlung mit Invirase besondere Aufmerksamkeit. Daher sollten
Sie Ihren Arzt vor Behandlungsbeginn darüber informieren, wenn Sie an Diabetes
mellitus, Durchfall, einer Leber- oder Nierenerkrankung oder an Allergien leiden.
Schwangerschaft und Stillzeit
Informieren Sie Ihren Arzt darüber, wenn Sie schwanger sind oder beabsichtigen,
schwanger zu werden. Die Einnahme dieses Arzneimittels während der Schwangerschaft
sollte nur nach einer Beratung durch Ihren Arzt erfolgen. Informieren Sie Ihren Arzt auch,
wenn Sie stillen. Gesundheitsexperten raten HIV-infizierten Frauen davon ab, ihre Kinder
zu stillen, um unter allen Umständen eine Ansteckung mit HIV zu verhindern.
Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen
Es ist nicht bekannt, ob Invirase die Fahrtüchtigkeit oder das Bedienen von Maschinen
beeinflußt.
Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln
Vergewissern Sie sich vor Behandlungsbeginn, daß Ihr Arzt darüber informiert ist, wenn
Sie andere Arzneimittel einnehmen (einschließlich solcher Arzneimittel, die nicht von
Ihrem Arzt verschrieben worden sind).
Das ist besonders wichtig, weil die gleichzeitige Anwendung von mehr als einem
Arzneimittel die Wirkung von Arzneimitteln verstärken oder abschwächen kann (z.B.
Indinavir, Nelfinavir, Nevirapin, Ritonavir, Rifampicin, Rifabutin, Phenobarbital,
Phenytoin, Dexamethason, Carbamazepin, Terfenadin, Astemizol, Cisaprid,
Calciumkanal-Blocker, Clarithromycin, Tacrolimus, Dapson, Chinidin, Triazolam,
Midazolam). Daher sollten Sie Invirase ohne die Erlaubnis Ihres Arztes nicht mit anderen
Arzneimitteln einnehmen.
Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung und Warnhinweise
Geben Sie dieses Arzneimittel niemals an eine andere Person weiter, selbst dann nicht,
wenn diese Person die gleiche Erkrankung oder Krankheitsanzeichen wie Sie hat. Invirase
kann Ihre Krankheitssituation verbessern, dennoch werden Sie auch während der
Behandlung weiterhin ansteckend bleiben. Eine Behandlung mit Invirase führt nicht zur
Heilung einer HIV-Infektion. Daher müssen Sie weiterhin geeignete Vorsichtsmaßnahmen
treffen, um andere Personen nicht mit dem Virus anzustecken.
Darüberhinaus können während der Behandlung andere Infektionen, die mit Ihrer
Immunschwäche im Zusammenhang stehen (opportunistische Infektionen), auftreten.
Diese erfordern besondere und manchmal vorbeugende Behandlungsmaßnahmen. Es ist
sehr wichtig, daß Sie während der Behandlung mit Invirase regelmäßig Ihren Arzt
aufsuchen.
Sie sollten Ihren Arzt aufsuchen, wenn Durchfall auftritt.
Es liegen noch keine ausreichenden Erkenntnisse vor, um eine Anwendung von Invirase
bei. Kindern unter 16 Jahren oder Erwachsenen über 60 Jahren zu empfehlen.
Jede Kapsel enthält 63,3 mg Lactose (wasserfrei). Diese Menge reicht wahrscheinlich
nicht aus, um spezifische Anzeichen einer Lactose-Unverträglichkeit hervorzurufen.
Wie soll Invirase eingenommen werden?
Nehmen Sie Invirase immer genau nach der Anweisung Ihres Arztes ein. Der Arzt wird
Ihnen eine für Sie geeignete Dosis verschreiben.
Eine Einzeldosis besteht aus drei 200-mg-Kapseln Invirase, die dreimal täglich innerhalb
von 2 Stunden nach den Mahlzeiten eingenommen werden. Die Gesamttagesdosis besteht
17
aus 9 Kapseln Invirase. Die Kapseln sollten unzerkaut zusammen mit Wasser geschluckt
werden.
Dauer der Anwendung
Nehmen Sie das Arzneimittel so lange ein, bis Ihnen Ihr Arzt andere Anweisungen gibt.
Vergessen einer Dosis
Wenn Sie die Einnahme einer Dosis vergessen haben, nehmen Sie, sobald Sie es bemerkt haben,
diese vergessene Dosis zusammen mit etwas Nahrung ein. Setzen Sie anschließend die Behandlung
wie verordnet fort. Ändern Sie die verordnete Dosierung nicht selbständig ab.
Überdosierung
Wenn Sie mehr als die verordnete Dosis von Invirase eingenommen haben, setzen Sie sich
bitte mit Ihrem Arzt oder Ihrem Apotheker in Verbindung.
Nebenwirkungen
Alle Arzneimittel können unerwünschte Wirkungen oder Nebenwirkungen haben. Bei der
Behandlung einer HIV-Infektion kann nicht immer unterschieden werden, ob die
Nebenwirkungen durch Invirase oder durch die gleichzeitige Einnahme anderer
Arzneimittel oder durch Komplikationen der Infektion selbst verursacht werden. Aus
diesen Gründen ist es sehr wichtig, daß Sie Ihren Arzt über jede Veränderung Ihres
Gesundheitszustandes informieren.
Die Nebenwirkungen, über die am häufigsten berichtet wird, betreffen den Magen-DarmTrakt; meist handelt es sich um Durchfall, Beschwerden im Bauchraum und Übelkeit.
Sonstige mögliche Nebenwirkungen, die weniger häufig angegeben werden, sind:
Ausschlag, Juckreiz, Kopfschmerz, periphere Neuropathie (Nervenstörungen in Händen
und Füßen, die in Form von Taubheitsgefühl, Kribbeln, stechenden oder brennenden
Schmerzen auftreten können), Schwächegefühl, Schwindel, Depression, Angstgefühle,
Anfälle, Schläfrigkeit, Geschwüre der Mundschleimhaut, Bauchschmerzen, Erbrechen,
Fieber, Müdigkeit, Schmerzen und Muskelschmerzen, allergische Reaktionen oder
Hepatitis.
Ihr Arzt wird Ihnen regelmäßig Blutuntersuchungen verordnen, um mögliche Störungen
wie Anämie, Neutropenie, Thrombozytopenie, Anstieg der Leberenzymwerte,
Einschränkung der Nierenfunktion, Veränderungen der Blutzuckerwerte, rechtzeitig zu
erkennen. Es liegen Berichte über Fälle von Diabetes mellitus oder erhöhte
Blutzuckerwerte bei Patienten, die mit diesem Medikament oder einem anderen
Proteasehemmer behandelt wurden, vor.
Bei hämophilen Patienten (Typ A und B) ist eine Zunahme von Blutungen unter der
Behandlung mit diesem Medikament oder einem anderen Proteasehemmer berichtet
worden. Beim Auftreten dieser Nebenwirkung sollte sofort der Arzt verständigt werden.
Bei manchen Patienten kann die Behandlung mit Proteasehemmern zu Veränderungen der
Körpergestalt aufgrund einer veränderten Fettverteilung führen. Dies kann verringertes
Unterhautfettgewebe, Fettzunahme im Bauch, Vergrößerung der Brüste und
Fettansammlungen im Nacken umfassen. Proteasehemmer können auch eine Hyperlipidämie
(erhöhte Blutfette) und erhöhten Blutzucker verursachen.
Sprechen Sie bitte mit Ihrem Arzt oder Apotheker, wenn Sie über diese oder andere
Nebenwirkungen beunruhigt sind.
Wie soll Invirase aufbewahrt werden?
Bewahren Sie das Arzneimittel immer in der geschlossenen Originalpackung und für
Kinder nicht sichtbar und unzugänglich auf.
19
Verwenden Sie dieses Arzneimittel nur bis zum Ablaufdatum, das auf der äußeren
Umhüllung aufgedruckt ist.
Bitte geben Sie nicht verwendete Arzneimittel an Ihren Apotheker zurück, der diese einer
umweltgerechten Entsorgung zuführen wird.
Stand der Information
Weitere Informationen
Bitte wenden Sie sich für Informationen zu diesem Produkt an die lokale Niederlassung des
Zulassungsinhabers:
Belgique/België:
N.V. Roche S.A.
Rue Dantestraat 75,
1070 Bruxelles - Brussel
Tel: (02) 525 82 11
Italia:
Roche S.p.A.
Piazza Durante 11,
20131 Milano
Tel: (02) 28 84
Luxembourg:
siehe Belgique/België
Danmark:
Roche a/s
Industriholmen 59,
2650 Hvidovre
Tel: 36 39 99 99
Nederland:
Roche Nederland B.V.
Postbus 42,
3640 AA Mijdrecht
Tel: (0297) 29 12 22
Deutschland:
Hoffmann-La Roche AG
Österreich:
Roche Austria GmbH
Engelhorngasse 3
1211 Wien
Tel. (01) 27 787
Emil-Barell-Str. 1
79639 Grenzach-Wyhlen
Tel: (07624) 140
Ελλαδα
Roche (Hellas) A.E.
Αλαμάνας 4 & Δελφών,
151 25 Μαρούσι
Αττική
Τηλ: (01) 68 06 600
Portugal:
Roche Farmacêutica Química, Lda
Estrada Nacional 249-1,
2720 Amadora
Tel: (01) 418 45 65
España:
Productos Roche S.A.
Cª de Carabanchel a la de Andalucía s/n,
28025 Madrid
Tel: 34 (91) 508 62 40
Suomi/Finland:
Roche Oy
PL 12,
02631 Espoo/Esbo
Puh./Tel: (09) 52 53 31
France:
Produits Roche
52 Boulevard du Parc,
92521 Neuilly-Sur-Seine
Tel: 01 46 40 50 00
Sverige:
Roche AB
Box 47327,
100 74 Stockholm
Tel: (08) 726 12 00
21
Ireland:
Roche Pharmaceuticals
3 Richview,
Clonskeagh, Dublin 14
Tel: (01) 283 79 77
United Kingdom:
Roche Products Ltd
PO Box 8, Welwyn Garden City,
Hertfordshire AL7 3AY
Tel: (01707) 36 60 00
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