Physikalische Chem ie Prof. Dr. Norbert Ham pp Physikalische Chem ie I 1/9 SoSe 2009 1. Das Ideale Gas Thermodynamik Teilgebiet der klassischen Physik. Wir betrachten statistisch viele Teilchen. Informationen über einzelne Teilchen werden nicht gewonnen bzw. benutzt, nur mittlere Größen wie Druck und Temperatur werden betrachtet. Früher wurde die Thermodynamik auch als Wärmelehre bezeichnet. Sie befasst sich mit Energie, ihren Erscheinungsformen, ihre Wandelbarkeit bzw. Fähigkeit Arbeit zu verrichten. Als verbreiteste (wichtigste) Energieform wird dabei Wärme betrachtet, daher der Begriff Wärmelehre. Ihre Bedeutung in der Chemie: Mit Hilfe der Thermodynamik lässt sich z.B. die ‘Wärmetönung’ chemischer Reaktionen erklären, oder warum bestimmte chemische Reaktionen spontan ablaufen und andere nicht. Physikalische Chem ie Prof. Dr. Norbert Ham pp Physikalische Chem ie I 2/9 SoSe 2009 1. Das Ideale Gas Die Thermodynamik ist eine rein makroskopische Theorie. Die physikalischen Eigenschaften des Systems werden mittels makroskopischer Zustandsgrößen beschrieben. Intensive (skalenabhängige) Zustandsgrößen Temperatur T, Druck p, chemisches Potenzial : Änderung beeinflusst thermodynamisches Gleichgewicht Extensive (skalenunabhängige) Zustandsgrößen innerer Energie U, Entropie S, Volumen V, Teilchenzahl N Änderung beeinflusst nicht das thermodynamisches Gleichgewicht Die Arbeit W und die Wärme Q sind keine Zustandsgrößen, da sie nicht vom Zustand des Systems zu einem beliebigen Zeitpunkt abhängen, sondern von seiner gesamten Vorgeschichte. Physikalische Chem ie Prof. Dr. Norbert Ham pp Physikalische Chem ie I 3/9 SoSe 2009 1. Das Ideale Gas Modelle zur Beschreibung von Gasen und deren Eigenschaften Modelle = vereinfachende mathematische Darstellungen der Realität Für Gase wollen wir drei Modelle analysieren, die wir als das Ideale Gas, die Kinetische Gastheorie und das Reale Gase bezeichnen wollen. Ideales Gas Kinet. Gastheorie Reales Gas Teilchen massebehaftet + + + Teilchenzahl konstant (Ausschluss chemischer Reaktionen) + + + Elastische Stöße (Energie- und Impulserhaltung) - + + Gasteilchen mit Eigenvolumen - + + Gesamtenergie des Systems umfasst kinetische Energie der Teilchen + + + Gesamtenergie des Systems auch in potentieller Energie (Dipol-Dipol-WW) - - + Physikalische Chem ie Prof. Dr. Norbert Ham pp Physikalische Chem ie I 4/9 SoSe 2009 1. Das Ideale Gas Das Ideale Gas stellt das einfachste Modell dar. Die Gasteilchen sind - massebehaftet (Eigengewicht) - punktförmig (ohne Ausdehnung) - haben keinerlei Wechselwirkungen untereinander Die Ideale Gasgleichung beschreibt die gegenseitige Abhängigkeit der extensiven Parameter Druck p, Volumen V und Temperatur T von der Stoffmenge n. Als Proportionalitätskonstante wird die Gaskonstante R eingeführt. Wie kann man p, V und T bestimmen? Das Volumen, als geometrische Größe, wird über einen Vergleich mit einem Standard der Längeneinheiten, dem Meter, bestimmt. Mit Druck und Temperatur werden wir vorerst genauso verfahren und uns auf einen Vergleich mit einem Standard beschränken. Damit eine Vergleichsmessung mit einem Standard sinnvoll durchgeführt werden kann, muß gelten: (0. Hauptsatz) Steht ein System A mit einem System B im thermischen Gleichgewicht, und steht das System B mit einem System C im thermischen Gleichgewicht, dann stehen auch System A und System C im thermischen Gleichgewicht. Physikalische Chem ie Prof. Dr. Norbert Ham pp Physikalische Chem ie I 5/9 SoSe 2009 1. Das Ideale Gas Für die Anwendung der Zustandsgleichung des Idealen Gases ist der Druck in Newton pro Quadratmeter anzugeben bzw. aus anderen Einheiten umzurechnen (1 bar = 10 5 Pa; 1 Pa = 1 N m -2; 1 N = kg m s -2). das Volumen in m 3. die Temperatur in Grad Kelvin (nicht in Grad Celsius). (- 273,15 /C = 0 K) Häufig wird in der Chemischen Thermodynamik auf sogenannte Standardbedingungen Bezug genommen. Als so genannte Standardbedingungen sind definiert: STP: 0 /C = 273,15 K; 101,325 kPa SATP: 25 /C = 298,15 K; 1 bar = 10 5 Pa (Vorsicht! Es gibt zwei (!) Standardbedingungen) Physikalische Chem ie Prof. Dr. Norbert Ham pp Physikalische Chem ie I 6/9 Druck Der Druck kann mit dem Standarddruck (Luftdruck auf Meereshöhe) verglichen werden mit der gezeigten Manometeranordnung. Die Masse m der Flüssigkeitssäule der Höhe h und des Querschnitts A der Flüssigkeit mit der Dichte D ist Der Druck, definiert als Kraft pro Fläche, ist dann Der Druck des Testsystems ist um den durch die Höhe der Flüssigkeitssäule angezeigten Druckunterschied größer oder kleiner als der Außendruck/Standarddruck. SoSe 2009 1. Das Ideale Gas Physikalische Chem ie Prof. Dr. Norbert Ham pp Physikalische Chem ie I 7/9 Temperatur Flüssigkeiten zeigen eine von der Temperatur abhängige vollständig reversible Ausdehnung. In einer mit einem Vorratsgefäß verbundenen Kapillare kann diese als eindimensionale Längenausdehnung gemessen werden. Eine erste Definition einer Temperaturskala nutzt den Gefrierpunkt und den Siedepunkt von Wasser bei Normaldruck als Eichgrößen. (Celsiusskala) SoSe 2009 1. Das Ideale Gas Physikalische Chem ie Prof. Dr. Norbert Ham pp Physikalische Chem ie I 8/9 SoSe 2009 1. Das Ideale Gas Mischungen idealer Gase Die Stoffmenge n einer Mischung ergibt sich aus den Anteilen der einzelnen Komponenten: Der von jeder Komponente einzeln in dem Testvolumen verursachte Druck wird Partialdruck genannt. Der Gesamtdruck ergibt sich als die Summe der Partialdrücke: Da zwischen den Teilchen keine Wechselwirkungen existieren sind die Stoffmengen bzw. Teilchenzahlen und deren zurechenbare Partialdrücke streng proportional. Physikalische Chem ie Prof. Dr. Norbert Ham pp PC I - Chem ische Therm odynam ik 9/9 SoSe 2009 1. Ideales Gas Wann ist die Näherung des Idealen Gases auf reale Gase anwendbar? Bei niedrigen Drücken und bei hohen Temperaturen. Bei niedrigen Drücken ist der Abstand zwischen den einzelnen Gasteilchen so groß, dass deren geringe aber endliche Ausdehnung keine Rolle spielt. Bei hohen Temperaturen ist so viel kinetische Energie auf den Gasteilchen lokalisiert, dass Wechselwirkungsenergien zwischen den Gasteilchen vernachlässigt werden können. Grenzen des Modells Ein ideales Gas kann nicht verflüssigt werden oder in den festen Aggregatzustand überführt werden. Eine Aussage über die Verteilung der Gesamtenergie auf die einzelnen Teilchen ist nicht möglich bzw. nicht sinnvoll.