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Theorien I: Einführung in die Medien- und Kommunikationswissenschaft
1. Karl Delhees: Soziale Kommunikation. Psychologische Grundlagen für das
Miteinander in der modernen Gesellschaft
Was ist soziale Kommunikation?
Gespräch, Diskussion, Streit, geselliger Umgang, Dialog, Begegnung, Austausch;
Mensch=soziales Wesen, verwirklicht sich erst in der Kommunikation
Begriffe und Gegenstand
Kommunikation=Verbindung, Mitteilung; Radio, Fernsehen,
Zeitungen=Kommunikationsmedien; Reden=Kommunikationsform; Kleidung haben
kommunikative Funktion; Orte der Begegnung=Kommunikationszentren; Werbung=visuelle
Kommunikation; Computer=unser Kommunikationspartner
Kommunikation und Interaktion
Kommunikation und Interaktion nicht deutlich voneinander abgegrenzt; menschl. Beziehung
mit Wechselwirkung (Gespräch, Spiel, Streit) = soziale Interaktion oder interpersonale oder
soziale Kommunikation
Unterscheidung wenn: Kommunikation = wichtigste Form der Interaktion <- Interaktion =
Oberbegriff
Gegenstand und Grundbestimmung der sozialen Kommunikation
Gewinnung und Verarbeitung von Information aus Umwelt- und Körperreizen =
Wahrnehmung
wenn Informationen mit anderen geteilt werden = Kommunikation
Wo Lebewesen Informationen in ihrem Bedeutungsgehalt aufeinander beziehen, handelt es
sich um soziale Kommunikation.
Formen der Kommunikation: immer mit Partner, personal, apersonal, einseitig, gegenseitig,
direkt, indirekt
Verhalten NICHT kommunikativ wenn dahinter keine Absicht/Intention: soziale
Kommunikation ist immer beabsichtigte Kommunikation, mit einem Ziel.
Definition
Kommunikation wird begrifflich in Zusammenhang gebracht mit Sozialisation,
Beeinflussung, Imitation, Manipulation, Gruppendynamik etc.
Definition von Delhees:
menschliche soziale Kommunikation handelt von Prozessen,
Personen, Absichten, Zeichen, Uebertragung, Gegenseitigkeit, Koordination und Bedeutung.
man kann nicht nicht kommunizieren
„keine Antwort ist auch eine Antwort“
Das Ergebnis, wenn man hinter einer „Fassade“ versteckt kommuniziert kann zu
Fehlinterpretationen führen => möglicherweise eine gestörte Kommunikation
Inhalts- und Beziehungsaspekt der Kommunikation
Inhalt: WAS gesagt wird
Beziehung: WIE es gemeint / zu verstehen ist
Eine Kommunikation kann sich scheinbar auf der Inhaltsebene bewegen, aber eigentlich der
Definition von Beziehungen dienen.
Inhalts- und Beziehungsaspekt = Einheit obwohl sie sich widersprechen können (häufige
Störungsquelle
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Kommunikationssequenzen folgen einander in einer bestimmten
„Interpunktion“
Der Mensch versucht dem Kommunikationsfluss eine Richtung und Ordnung zu geben, mit
denen er vertraut ist. („Platzhirsch“)
Kommunikation bedient sich digitaler und analoger Modalitäten
nach WATZLAWICK: digitale Kommunikation = Schriftverkehr und gesprochene Sprache
ohne affektive Komponente
analoge Kommunikation akustische und taktile Komponenten + Körpersprache, aber nicht
den gleichen logischen Syntax wie bei digitaler Kommunikation
Sach-/Inhaltsebene: eher digitale Kommunikation
Beziehungsebene: eher analoge Kommunikation
verbale und nonverbale Zeichen stehen oft im Widerspruch zueinander
digital
analog
(in Sprachzeichen übersetzt)
(nicht in Sprachzeichen übersetzt)
verbal
/
prä-verbal/vokal
/
non-verbal
Bsp:
„Ich bin wütend.“
laute Stimme
wild fuchteln
„Weiss nicht was machen.“
zögernde Stimme
hilfloser Gesichtsausdruck
(präverbal/vokal: Stimmlage, LautstärkeUntertöne
nonverbal: Gestik, Gesichtsausdruck, Handlungen)
Wenn digitale und analoge Kommunikation NICHT übereinstimmen => gestörte
Kommunikation: -Widerspruch
-Unechter Kommunikationsstil
-Stand der Beziehung
Kommunikation = symmetrisch (unter Gleichgestellten) oder
komplementär (Ueber- Untergeordnetenverhältnis)
gestörte Kommunikation wenn jm. sich in einer Beziehung symmetrisch UND komplementär
verhält
nach HABERMAS: symmetrische Kommunikation = herrschaftsfreie Kommunikation
die meisten Kommunikationsverhältnisse = komplementär (ökonomische, rechtliche, soziale,
psychologische Ungleichheiten)
Abhängigkeit=>Ungleichheit (biologisch, psychisch- emotional, Informationsabhängig)
Rollen – Kommunikation ; Komplementärrolle des Gegenübers; Rollen entstehen aus
Erwartungen
Reziprozität, Gegenseitigkeit
Gegenseitigkeit des Informationsflusses = Informationsaustausch -> wird zur sozialen
Kommunikation, indem die verwendeten Zeichen eine Bedeutung symbolisieren.
Reziprozität = das Verstehen und Nachvollziehen von Mitteilungen anderer Personen und der
dahinterstehenden Absichten.
reziproke Kommunikationsprozesse: Personen tauschen verbale und nonverbale Signale aus
und versuchen gleichzeitig den Partner zu verstehen => soziale Kommunikation
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Grundvorgang der soz. Kommunikation: Entkodierungsprozess (Verschlüsselung) <- Sender
Dekodierungsprozess(Entschlüsselung)<-Empfänger
Kommunikationsgeschehen = eingebettet in soziales und gesellschaftliches Umfeld
Mitteilung
Rauschen
Enkodierer
Interpret
Dekodierer
Dekodierer
Interpret
Entkodierer
Mitteilung
Rauschen
soziales und gesellschaftliches Umfeld
soziale Kommunikation = 2-Weg-Kommunikation
Printmedien/Fernsehen = 1-Weg-Kommunikation (keine Gegenseitigkeit)
Reziprozitätsprinzip: wichtige Wirkgrössen: Kommunikator, Mitteilung, Uebertragung,
Kodierung, Rauschen
Kommunikator
Sender = auch Empfänger / Empfänger = auch Sender
Mitteilung
Mitteilung besteht aus Daten, die für den Empfänger wahrnehmbar und sinnvoll sind,
trotzdem sind alle Kommunikationsinhalte 2-deutig (gesendete und empfangene Mitteilung
stimmen nur teilweise überein)-> Mitteilung allein macht noch keine Kommunikation aus.
Uebertragung
Entscheidung für ein Medium; Wahl zwischen verschiedenen Medien, Kanälen oder deren
Kombination
Kodierung
Verschlüsselung der Mitteilung; der Sender wandelt seine Gedanken, Vorstellungen,
Wünsche etc. in ein System von verbalen und nonverbalen Zeichen (Kodes) um.
Wenn Enkodierung und Dekodierung aufeinander abgestimmt => Verständigung
„sparsame“, optimale Kodierung: nur unbedingt notwendige Anzahl Zeichen
„weitschweifige“, redundante Kodierung: mehr Zeichen als notwendig => weniger
Missverständnisse!
Rauschen
Rauschen = Störeffekte => Informationsverzerrung/-verlust; reduziert Qualität der
Nachrichtenübertragung und Fähigkeit der Informationsaufnahme
Dialog als Bsp. reziproker Kommunikation
Partner beherrsche die gleichen Kodes => Verständigung => Dialog
Grundform des Dialogs: dyadische Interaktion (2 Pers.), Gespräch mit einer Absicht, durch
These und Antithese zur Wahrheit zu finden, verschiedene Dialogtypen
Reziprozität im Dialog:
Monolog: A1
A2
A3
A4
einfacher Dialog: A1
A2
A3
A4
A5
B1
B2
B3
komplexer Dialog
3
B4
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Kommunikation als Multikanal-Multikodesystem
Kanäle: visuell, auditiv, taktil; wenn verschiedene Kanäle nicht synchron => Störungen in
Kommunikation
Wenn keine Absicht = Informationsübermittlung
Wenn Informationsübermittlung mit Absicht = soziale Kommunikation
Einstellungsänderung aufgrund von Kommunikation: Wirkgrössen: Merkmale des
Kommunikators (Glaubwürdigkeit, soz. Macht, Sachkenntnis, Attraktivität etc.), der
Situation, der Mitteilung, des Kanals, des Empfängers (Beeinflussbarkeit, Interesse,
Intelligenz, Verpflichtungen etc.)<- siehe Psychologieblätter
->Reader, Seite 29: Modell!
Funktionen der Kommunikation
soziale Kommunikation = multifunktional, eine Mitteilung enthält gleichzeitig viele
Botschaften
Vom 3- zum 6-funktionenschema
K. Bühler, 1934: 3-Seiten: expressive (Einstellungen des Sprechers), appellative (Sprecher
löst Verhalten aus), signifikante (Sachverhalte vom Sprecher dargestellt) Sprachfunktion
Schulz von Thun, 1989: „Anatomie einer Nachricht“: 4-Seiten: Sachinhalt, Selbstoffenbarung,
Appell, Beziehung
Jakobson, 1960/Holenstein 1979: 6 globale Kommunikationsfunktionen: referentielle
(Orientierung), emotive (Haltung des Senders), konative (Ausrichtung der Komm. auf den
Empfänger), phatische (psycholog. Verbindung zw. Sender+Empfänger), metasprachliche
(zeigt den Kode an), poetische (Funktion der Wotkunst)
In Anlehnung an Jakobson:
4.Beziehung
1.Sachinhalte
Funktionen der
Kommunikation
5.Ausdruck
2.Appell
3.Erläuterung
6.Stil
Sahinhalte: Informationsfunktion
Appell: an den Empfänger Einfluss ausüben, Handlungsaufforderung
Erläuterungen: Interpretationen, wie etwas gemeint ist, metasprachliche Funktion,
erforderlich, wenn Sender und Empfänger andere Kodes verwenden
Beziehung: zwischen Sender und Empfänger, soziale Beziehung, „auf der gleichen
Wellenlänge“
Ausdruck: drückt Haltung des Senders zum Empfänger aus, Gefühle, expressive Funktion
Stil: Rhythmus, Sprechweise, Satzkonstruktion, Gesten, Mimik
Synchronisierung, Koordination: Verhaltensmuster der Kommunikationspartner
aufeinander abgestimmt/synchron
Inhalte: einig sein, über welches Thema man sprechen will
Rollenbeziehugen: die Summe der Erwartungen an den Anderen macht seine Rolle aus, man
muss sich über die Rollenbeziehungen einig sein, psychologischer Kontrakt enthält die
gegenseitigen Erwartungen (dynamisch)
Rollenambiguität/-mehrdeutigkeit => gestörte Kommunikation
Intimität: Grad der persönlichen Bekanntschaft => Eigenbereich/Intimsphäre
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gestörte Kommunikation, wenn beide Partner einen unterschiedlichen Grad an Intimität
anstreben
Intimität = f (räumliche Nähe, persönliche Gesprächsthemen, Augenkontakt, Lächeln,
Berührung etc.)
Dominanz: Dominanz – Unterwerfung, Rangordnung => Verhinderung von Reibungen zw.
den Kommunikationspartnern, wenn Rangordnung unklar oder nicht akzeptiert => Konflikte
zeitliche Abstimmung des Sprechens: Sprecher-/Zuhörer-Wechsel aufeinander abgestimmt,
Gesprächsfluss wird generell durch Pausen und Unterbrechungen gestört/behindert
Sprechen und Zuhören in Sinneseinheiten: wenn Sinneseinheit abgeschlossen, kann der
Andere das Wort ergreifen
Sprecher kann Partner verbal/nonverbal berechtigen/verpflichten als nächster zu sprechen, er
kann aber das Wort auch behalten, indem er keine Pausen macht etc.
der Zuhörer signalisiert dem Sprecher, ob er etwas sagen möchte, unterbrechen,
Interesse/Desinteresse zeigen etc.
Verhaltenssequenzen: Verhalten = Stimulus für das Eigene Folgeverhalten, oder für das des
Partners; Verhaltenssequenz: Stimulus->Reaktion->Verstärkung; Synchronisierung von
Verhaltenssequenzen: auf jedes Verhalten von A muss ein angemessenes Verhalten von B
folgen; z.T. routinisiert und ritualisiert-> „Abstimmung“: -Länge der Aeusserungen
-Unterbrechungen/Pausen
-Art der Aeusserung
-Gestik/Haltung
-Selbstoffenbarung/Selbsenthüllung
Die komm. Partner gleichen ihr Verhalten oft dem Anderen an.
Nichtverbale Reaktivität: Gestik, Mimik, Blickkontakt, Tonlage und tatsächliches Verhalten
müssen synchron sein; Makro-Aspekt: das nonverbale Verhalten insgesamt + Beziehung zur
Rolle, Mikro-Aspekt: das einzelne nonverbale Signal
nonverbale Signale: kommunikationssteuernd, kommunikationsbegleitend
Wirkung: nonverbal->verbal / verbal->nonverbal / nonverbal->nonverbal
nonverbale Kommunikation: Beziehungsaspekt
emotionale Tönung: jede Kommunikation hat emotionale Tönung, wie etwas gemeint ist,
wenn Partner sich in unterschiedlichen Gefühlszuständen befinden => Kommunikation =
möglich, aber nicht auf Dauer
Metakommunikation: = Kommunikation von / über Kommunikation, = psychologischer
Rahmen, enthält Aussagen über: -Zustand und Absichten des Senders
-Zustand und Verständnis des Empfängers
-Beziehung zwischen den Kommunikationspartnern
-Inhalt, der auszutauschenden Mitteilung
-Form, der auszutauschenden Mitteilung
explizite Metakommunikation: Rollenverteilungen werden thematisiert, das
Kommunikationsverhältnis wird thematisiert.
nach HABERMAS: Metakommunikation -> Oberhand über inhaltliche Mitteilung =
„praktischer Diskurs“; Fähigkeit zum Rollenhandeln und zur Verständigungüber die
gegenseitigen Geltungsansprüche „kommunikative Kompetenz“
ideale Sprechsituation => Konsens (ohne äussere und innere Zwänge, nur das bessere
Argument als Zwang, symmetrische Verteilung der Chancen)
 selten erreichbar!
Implizite Metakommunikation: Hinweis, wie der Sender seine Nachricht Empfänger
interpretiert haben möchte, Metakommunikativer Gesprächsrahmen: Einladung, Herstellung
eines Gesprächramens und dessen Aufrechterhaltung, Abbruch des Gesprächramens und
dessen Rückbetrachtung; Doppelbindungen: 2 widersprüchliche Kommunikationen
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2. Günter Bentele und Klaus Beck
Information – Kommunikation – Massenkommunikation
Grundbegriffe und Modelle der Publizistik- und der KommunikationsWissenschaft
Aufgaben von Modellen in der Kommunikationswissenschaft: organisatorische, vorhersagende,
heuristische (zur Entdeckung neuer Fakten und Methoden) Funktion, und z.T. Messfunktion
Information: als Synonym für Nachricht/Neuigkeit verwendet (lat. informare: bilden, formen,
darstellen) nach SHANNON/WEAVER: Neuigkeitswert: je weniger erwartbar ein Signal, desto
informativer sein Empfang, Information zur Reduktion von Ungewissheit, bewirkt durch Signale
eine Strukturveränderung beim Empfänger,
Kommunikation: lat. Verbindung, Zusammenhang, Verkehr, Umgang, Verständigung;
2 Systeme: Sender und Empfänger
Informationsabgabe
Informationsaufnahme
Informationen: intentional(beabsichtigt) oder nicht-intentional(unbeabsichtigt) => man kann nicht
nicht kommunizieren! Kommunikation = die intentionale Informationsabgabe; Kommunikation
bedarf: Sender, Empfänger, Kanal, technisches Medium zum Transport von Signalen
Modelle
SHANNON/WEAVER
Info-Quelle
Mitteilung
Infos werden
aus grosser Menge
potentieller Infos
ausgewählt
Sender
Signal
empfangenes
Signal
Transformation der
Botschaft in ein
Signal, das er dem
Empfänger sendet
Empfänger Mitteilung
Ziel
gibt die Botschaft
an das Ziel weiter
Schwächen und Erweiterungen des Grundmodells
Modell von SHANNON/WEAVER = linear und einseitiger Prozess, Kein Feedback = Reaktion des
Kommunikationspartners => Entwicklung zyklischer Modelle
z.B.
Sender
Information
Empfänger
Information
intentionale
Abgabe
Signal wird aufgenommen
und verstanden
Rückkoppelung
wird verstanden
Rückkoppelung an den Sender
optimale, 2-seitige Kommunikationsform
(z.B.MERTEN)
andere Modelle: Reader S:23! (Informationsübertragung oder Kommunikation?)
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Zeichenvorrat von Sender und Empfänger: innerhalb der gemeinsamen Schnittmenge kann
kommuniziert werden. Verstehen von Zeichen ermöglicht das Verstehen von Sinn.
Kommunikationsmodell von MERTEN:
Reader Seite 25+Erklärung S:26!
 die Rollen von Sender und Empfänger können rasch wechseln
Transfermodelle:
v.a. ältere Kommunikationsmodelle = Transfermodelle, d.h. Kommunikation = Uebertragung
von Signalen, Zeichen etc. neuere Modell: zusätzlich: Rückkoppelung, Reflexivität,
Reziprozität
Handlungstheoretische Ansätze
Kommunikation eingebettet in Verhaltens- und Handlungskontexte
Verhalten: jede Regung
Handeln: intentionales, zielgerichtetes Verhalten
Verhalten auf andere Lebewesen bezogen = soziales Verhalten
Verhalten hat eine informative Komponente
Handeln auf andere Individuen bezogen: soziales Handeln; einerseits strategisch, andererseits
kommunikativ
Erreichen von Zielen
als Akt der Verständigung
Instrumentelles Handeln: erfolgsorientiertes Handeln
nach BURKART: jede kommunikative Handlung-> primäres Ziel der Verständigung, aber
e.v. mit weiteren Zielen verbunden
Teilakte des Sprechaktes: -propoisitionaler Akt (Aussageakt)
-illokutiver Akt (Befehle, Versprechungen, Warnungen etc. um Ziel
zu erreichen)
3. Elisabeth Noelle-Neumann und Winfried Schulz:
Publizistik – Massenkommunikation
Kommunikationsprozess: lat. communis = gemeinsam; Kommunizierende haben
gemeinsam: eine materielle oder energetische Verbindung zur Uebertragung von Signalen,
eine durch Erwartungen gekennzeichnete Beziehungen, bestimmte übereinstimmende
Kognitionen (Wissen, Erfahrungen etc.) -> aus denen sich die Erwartungen ableiten und den
Signalen eine Bedeutung geben, bestimmte Absichten; Kommunikation = ein Prozess
Intention der Kommunikationspartner und Funktion der Kommunikation in der sozialen
Kommunikation Mittelpunkt der Betrachtung;
Aspekte der Kommunikation: vier Betrachtungsebenen: -physischer/physiologischer Aspekt
(untersucht von den Natur- und Technikwissenschaften: Nachrichtentechnik, Informatik,
Biologie, Psychologie)
-informationeller Aspekt (von
gleichen Wissenschaft untersucht wie der physische)
-intentioneller/funktioneller Aspekt
(untersucht von Soziologie, Psychologie, Sprachwissenschaften, Semiotik <- Zeichentheorie)
nach MORRIS: Unterscheidung nach syntaktischen, semantischen, pragmatischen
Dimensionen;
Pragmatik: Absichten, Ziele, Reaktionen der kommunizierenden Subjekten;
Semantik: wie die Zeichen und ihre Bedeutung zustande kommen
Syntaktik: strukturellen und informationellen Eigenschaften der Kommunikationsbeziehung
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Modelle des Kommunikationsprozesses:
nach LASSWELL: Who
Says What
In Which Channel
To Whom
With What Effect ?
Who: Sender, Kommunikator, Quelle
Says What: Nachricht, Aussage, Botschaft, Mitteilung
In Which Channel: Kanal, Medium
To Whom: Rezipient, Empfänger, Adressat, Publikum
 Vorstellung von einem linearen, einseitigen Prozess der Kommunikation
(wie die mathematische Informationstheorie von SHANNON)
Umwandlung der Mitteilung in Signale vom Kommunikator = Enkodierung
Rückübersetzung der empfangenen Signalen vom Rezipient = Dekodierung
 Modell nach SCHRAMM:
Quelle--------Enkodierer------Signal-------Dekodierer---------Ziel
Enkodierung/Dekodierung = Merkmale aller Formen von Kommunikation (nicht nur bei
solchen, wo technische Apperaturen notwendig sind, z.B. Telefon)
Gespräch mit direktem Kontakt der Kommunikationspartner -> face to face communication
oder interpersonale Kommunikation => der Kommunikator ist gleichzeitig Enkodierer
der Rezipient ist gleichzeitig Dekodierer
Medium = Luft / Signal als Schallschwingungen
Störungen im Kommunikationsprozess: Verlust von relevanter Information = Aeqivokation
Hinzukommen von irrelevanter Information= Rauschen
relevante Info, die übertragen wird = Transformation
Rollen: dieselbe Person kann verschiedene Rollen einnehmen (bei interpersoneller
Kommunikation nehmen beide Partner einmal die Kommunikatoren-, einmal die
Rezipientenrolle ein. => symmetrische und reziproke Struktur der Kommunikation, auch als
Interaktion bezeichnet => man spricht nicht mehr von Uebertragung von Signalen, sondern
von Austausch von Signalen
Massenkommunikation:
Mitteilungen in grosser Zahl an eine anonyme Menge von Rezipienten oder nach
MALETZKE: anstatt Masse -> disperses Publikum, d.h. eine grosse Zahl von räumlich
getrennten Individuen oder kleinen Gruppen, die eine durch ein Massenmedium verbreitete
öffentliche Aussage (prinzipiell für jedermann zugänglich) empfangen.
Man spricht hier immer von Uebertragung, nie von Austausch von Mitteilung <- kein
Austausch der Rollen, Kommunikationsprozess = linear, dennoch Möglichkeit einer
Rückkopplung/Feedback, aber meist nicht unmittelbar (wie bei interpersonaler
Kommunikation, auch durch nonverbale Kommunikation), sondern meist im Nachhinein;
Massenmedien = technisch-organisatorische Einrichtungen (Enkoder-Organisationen) =>
Uebertragung und Speicherung von Mitteilungen: -Funkmedien (Radio, Fernsehen)
-Print-/Pressemedien (Zeitungen,
Zeitschriften, Plakat, Buch...)
-Bild-/Tonträgermedien (Kino, Film,
Video, Schallplatte, Kassette, CD...)
Telekommunikation unterscheidet sich nur teilweise von Massenkommunikation, dient meist
zur Ueberbrückung grosser Entfernungen durch direkte Verbindung von Kommunikator und
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Rezipient (technisch vermittelte Kommunikation): -Sprachkommunikation (Telefon,
Sprechfunk, Radio)
-Textkommunikation (Teletext,
Bildschirmtext...)
-Festbildkommunikation (Telefax,
Telefoto...)
-Bewegbildkommunikation (Bildtelefon,
Fernsehen...)
-Datenkommunikation (Datenübertragung,
Fernwirken, Telemetrie...)
-„neue“ Medien wie Computertechnologie
Information:
Nachricht, Mitteilung, Aussage, Neuigkeit, Aktualität, Kennenlernen von bisher
Unbekanntem; Information zur Beseitigung von Ungewissheit, zur Verminderung des
Kenntnis- und Aktualitätsgefälles zwischen Kommunikator und Rezipient; wenn die
Uebertragene Nachricht den Erwartungen des Rezipienten weitgehend entspricht, beseitigt sie
relativ wenig Ungewissheit, ihr Informationsgehalt ist gering. Widerspricht sie dagegen den
Erwartungen des Rezipienten, so ist ihr Informationsgehalt/ihr Ueberraschungswert gross.
Redundanz = Vorhersehbarkeit einer Mitteilung
 Reader Seite: 108: Formeln (nicht für Prüfung!)
Informationsverarbeitung:
Interpretation der übertragenen Signale -> sie werden mit Bedeutung erfüllt
kognitive Prozesse dafür erforderlich
Voraussetzung für erfolgreiche Kommunikation = Interpretationsübereinstimmung zwischen
Kommunikator und Rezipient
Informationsverarbeitung (v.a. aus der Perspektive des Rezipienten betrachtet):
Wahrnehmung, Aufmerksamkeitssteuerung, Denken, Erinnern, Urteilen, Lernen; Mitteilung
und Rezipient interagieren => Resultat der dekodierten Info aus externer Info der Signale und
aus interner Info des kognitiven Systems des Rezipienten
Schematheorie
Schema = kognitive Struktur (im Individuum gespeicherte Info, Erfahrungen, Wissen),
Prozessor (wertet die Signale der Mitteilung aus und setzt sie in Verbindung mit der bereits
gespeicherten Infos), Steuerungselement (dirigiert das Explorationsverhalten der Systems)
inferentielle Verarbeitung: aus der Verknüpfung von Mitteilungsinfo und Schemainfo =>
Erwartungen
elaborative Verarbeitung: ergänzt die neue Info durch frühere Erfahrungen
doppelte Kodierung: Sonderform der Elaboration; bestimmte Sprachelemente rufen visuelle
Vorstellungen hervor
reduktive Verarbeitung: Infobestandteile werden verdichtet: 2 Grundoperationen:
Komplexion (aus unterschiedlichen Elementen ein Ganzes bilden) => Ergebnis: Gestalt,
Generalisierung (verschiedene Elemente werden nach gemeinsamen Merkmalen
zusammengefasst) => Ergebnis: Klasse/Kategorie
Kommunikationsziele:
Kommunikation = intentional/zielgerichtet zur Verwirklichung bestimmter Absichten,
gemeinsames Ziel von Kommunikator und Rezipient ist die Verständigung, Ziel des
Kommunikators ist Wirkung beim Rezipienten zu erzielen, auf ihn Einfluss auszuüben;
(-> Wirkung der Massenmedien durch Propaganda, Werbung)
Funktion von Kommunikation: (auch durch Medien*)
von Seiten des Rezipienten richten sich Erwartungen, Absichten an den
Kommunikationsprozess; Grundbedürfnisse des Rezipienten: physische, psychische, soziale
Bedürfnisse e.v. auch kognitive, affektive, oder integrative, interaktive Bedürfnisse
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nach McQUAIL:
-Informationsbedürfnis
-Ratsuche*
-Befriedigung von Neugier*
-Streben nach Sicherheit durch Wissen*
-Lernen, Weiterbildung (*)
-Bedürfnis nach persönlicher Identität
-Bestärkung der persönlichen Werthaltungen*
-Suche nach Verhaltensmodellen*
-Identifikation mit anderen in den Medien*
-Selbstfindung*
-Bedürfnis nach Integration und sozialer Interaktion
-sich in Lebensumstände anderer versetzen*
-sich mit anderen identifizieren*
-Grundlage für Gespräche, soz. Interaktionen erhalten*
-Ersatz für geselligkeit finden*
-Hilfe bei Annahme soz. Rollen erhalten*?
-Kontakt zu Familie, Freunden... finden
-Unterhaltungsbedürfnis
-Ablenkung von Problemen durch Wirklichkeitsflucht*
-Entspannung*
-kulturelle Erbauung*
-Zeit füllen*
-emotionale Entlastung*
-sexuelle Stimulation*
die Motive des Rezipienten wirken sich nicht nur während (Dauer/Intensität der
Aufmerksamkeit)der Phase der Infoübertragung aus, sondern auch in der prä-(Auswahl der
Quelle) und postkommunikativen (was behalten wird, wie verarbeitet, welche Reaktionen,
welche Wirkungen) Phase
In allen 3 Phasen: Kommunikation = durch Selektivität gekennzeichnet (selektive
Zuwendung, Wahrnehmung, Erinnerung) => als Resultat des medienselektiven
Publikumsverhaltens: Zielgruppen
Ergebnis von Kommunikation = Ausgleich von Angebot und Nachfrage bestimmter Infos
(Transaktion)
Problemlösung durch Kommunikation (andere Lösungen = funktionale Alternativen) positive
Folgen der Problemlösung = funktional; negative Folgen = dysfunktional
manifeste Funktionen: von den Beteiligten eines soz. Systems beabsichtigt und
wahrgenommen
latente Funktionen: weder beabsichtigt noch wahrgenommen
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4. Schulz von Thun:
Miteinander reden 1. Störungen und Klärungen. Allgemeine Psychologie
der Kommunikation
4 Seiten einer Nachricht: Sachinhalt, Beziehung, Appell, Selbstoffenbarung (Anatomie einer
Nachricht)
Kongruente und inkongruente Nachrichten (verbale und nonverbale Signale synchron oder
widersprüchlich)
Mit 4 Ohren empfangen => das Ankommen der Nachricht: ein „Machwerk“ des Empfängers
(->Empfangsfehler)
Verdeckte Missverständnisse unter der Sachebene
Korrelierte Botschaften subtlie Botschaft auf anderen Ebene wird mitgehört oder gesendet
Begegnung mit dem Empfangsresultat (psychochemische Reaktion)-> verborgene
Schlüsselreize
3 Empfangsvorgänge: wahrnehmen, interpretieren, fühlen
Realitätsüberprüfungen von Phantasien
ICH- vs. DU-Botschaften
Interaktion: Wechselwirkung, komplementäres Verhalten
Interpunktion (wer hat angefangen)
Metakommunikation
5. Karl Delhees:
Soziale Kommunikation. Psychologische Grundlagen für das Miteinander
in der modernen Gesellschaft
Nonverbale Kommunikation
Körpersprache hat einen grossen Informationsreichtum
die Physiognomik (von äusseren Körpermerkmalen auf Charaktereigenschaften schliessen)
konnte empirisch nie nachgewiesen werden
Verbale und nonverbale Kommunikation im Vergleich
beim Sprechen kombinieren wir das Verbale und das Nonverbale systematisch, um das
kommunikative Ziel (Verständigung) optimal zu erreichen. verbale Kommunikation = oft auf
nonverbalen Hintergrund angewiesen
Sprechakte stehen in dynamischen Wechselbeziehungen zu nonverbalen Signalen
Wenn verbale und nonverbale Kommunikation nicht synchron, sondern widersprüchlich =>
Störung in Kommunikation / Konflikt (Verunsicherung des Empfängers, Beeinträchtigung der
Beziehung)
Verbale Sprache = digital (es werden konventionelle Zeichen nach bestimmten Regeln
kombiniert)
Nonverbale Sprache = analog (es werden reale Zeichen verwendet)
bei verbalen Aeusserungen wird etwas bewusst gesagt, in der Beziehungsdefinition wird
bewusst eines und nichts anderes gesagt. Je unbewusster die Beziehungsbotschaften, desto
mehr nonverbale Signale.
einige nonverbale Signale = Teil der verbalen Mitteilung (Tonfall, Tonstärke, Pausenlänge,
Zögern, Lachen...)
andere nonverbale Signale: -äussere Erscheinung (Kleidung...)
-räumliche Faktoren (Distant, Sitzhaltung, Umgebung...)
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Wie lässt sich verbale von nonverbaler Kommunikation abgrenzen?
-Struktur:
Wortsprache: begrenzte Zahl von Lauten, Strukturregeln (Grammatik), deren korrekte
Anwendung gibt den Sätzen einen definitiven Sinn => was wir sagen, wird für unseren
Gesprächspartner verständlich.
Nonverbale Signale: nur relativ eindeutig, keine feste Abfolge, keine Strukturregeln, kann oft
auf verschiedene Weise interpretiert werden,
-Inhalt:
Sprache: geeignet um Verhalten zu beschreiben und zu beeinflussen, über Dinge und andere
Menschen reden, Einschätzungen, Bewertungen, Informationen über die Aussenwelt, v.a. je
abstrakter diese ist  v.a. kognitive Informationen
Nonverbale Kommunikation: Mitteilungen von Gefühlen, Einstellungen gegenüber Personen,
v.a. Beziehungsbotschaften (z.B. Ueberlegenheits-/Unterlegenheitsbotschaften), Infos über
die eigene Persönlichkeit, über das eigene „Innere“, über das eigene Befinden -> v.a. affektive
Inhalte
-Dauer:
verbale Kommunikation: klar definierter Anfang, klar definiertes Ende, kann jederzeit
unterbrochen/abgebrochen werden
nonverbale Kommunikation: dauert so lange an, wie Menschen sich wahrnehmen, unmöglich
in der Gegenwart eines anderen nicht zu kommunizieren,
-Steuerung:
Sprache: kann man meist zu einem grossen Teil bewusst steuern, mit bestimmten
Darstellungsregeln lässt sich ein bestimmter Endruck absichtlich hervorrufen,
Nonverbale Signale: schwierig unter Kontrolle zu bringen, meist spontan, meist nicht
steuerbar, unmöglich mehrere Signale (verbale + mehrere nonverbale) gleichzeitig zu steuern,
manche Körpersignale sind gar nicht steuerbar (Erröten...), oft sind nonverbale Signale
unbewusst.
Wenn verbale und nonverbale Signale im Widerspruch zueinander => der Empfänger verlässt
sich intuitiv eher auf die nonverbalen Signale, denn diese sind weniger steuerbar und daher
„aufrichtiger“, d.h. mit der Wortsprache kann man lügen, die Körpersprache dagegen kann
uns leicht „verraten“
-Wirkung:
bei normaler Konversation  1/3 der Bedeutung auf verbaler Ebene kommuniziert
 2/3 der Bedeutung auf nonverbaler Ebene (oder nach anderen
Schätzungen sogar noch höher)
Weil: der Mensch wird oft mehr beeinflusst von dem, was er sieht, als von dem, was er hört;
manchmal fehlen die passenden Wörter, dann kommt die nonverbale Kommunikation zum
Zug; auch dann, wenn 2 Menschen nicht die gleiche Sprache sprechen; bei Ausdruck von
Gefühlen haben nonverbale Signale die grössere Wirkung; ebenso die Einstellung eines
Kommunikationspartners lässt sich eher aus dem nonverbalen Teil erschliessen.
Funktionen der nonverbalen Kommunikation:
-Redundanz (= Bedingungen, die die Ungewissheit einschränken; Mitteilung = redundant,
wenn auf verschiedenen Kanälen die gleiche Information gesendet wird => Redundanz = das
mehrfache Aussenden derselben Info=> Stabilität, Voraussagbarkeit, Integration in der soz.
Kommunikation; konvergierende Kommunikation: verbale und nonverbale Signale gehen in
die gleiche Richtung; Mitteilungen ohne Redundanz = oft unzureichend)
-Ergänzung (das Gesagte veranschaulichen; ergänzt die Bedeutung der verbalen Aeusserung,
dient zur Illustration, nonverbale Mitteilung gehört zur sprachlichen Mitteilung, denn nur
beide zusammen machen die Mitteilung verständlich; können verstärkend, modifizierend,
abschwächend, widersprechend wirken)
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-Betonung (einzelne Punkte werden gezielt hervorgerufen, die sprachlichen Botschaften
werden auch ohne die diese Betonungen verstanden, aber sie gibt ihnen eine besondere
Akzentuierung => die Wirkung einer Rede wird verstärkt oder eingeschränkt/abgeschwächt,
beide Betonungsarten qualifizieren eine Botschaft durch Tonfall und Sprachmuster und durch
Körperbewegungen; siehe Reader Seite: 136!)
-Koordination (den Ablauf der verbalen Kommunikation zu steuern/lenken, explizit+implizit,
Nonverbale Signale = Steuerungs- und Koordinationsmittel, nonverbal zu verbal: Andeutung,
dass man reden möchte, einen anderen zum Reden auffordern, Anfang und Abschluss einer
Rede anzeigen..; nonverbal zu nonverbal: ein nonverbales Signal beantwortet ein anderes
nonverbales Signal, ein Lächeln löst meist auf der anderen Seite ebenfalls ein Lächeln aus)
-Substitution (die verbale Mitteilung wird durch die nonverbale ersetzt; Gründe: um Zu/Abneigung auszudrücken; wenn manche zwischenmenschliche Beziehungen verbalisiert
würden => Zusammenleben wäre unmöglich; soziale Konventionen gelten meist nicht für
nonverbale Kommunikation; sprachliche Verständigung kann durch äussere Einflüsse
verunmöglicht werden (Lärm, Entfernung..; wenn eine Botschaft nur für eine bestimmte
Person gedacht ist und niemand sie hören soll; manchmal ist nonverbale Kommunikatio
effektiver als verbale (Verkehrsregelung durch Handzeichen...)manchmal fehlen die Worte,
weil schwierig, nonverbale Kommunikation in verbale zu übersetzen, manchmal haben wir
keinen Einfluss auf das Geschehen, wenn wir verbale Kanäle verwenden => Hungerstreik,
Demos..z.T. grosse emotionale Wirkung; wenn verbale Kommunikation zw. Partnern
zusammengebrochen => nur noch nonverbale Kommunikation)
-Widerspruch (wenn Körper- und Wörtersprache nicht übereinstimmen => Verwirrung des
Empfängers; Diskrepanz zwischen der erklärten und der latenten Botschaft=> oft Störungen +
Konflikte; können entstehen, wenn die Komminik.Partner in bezug auf ihre Gefühle
unaufrichtig sind; entw. werden widersprüchliche Signale vom Sender unbewusst abgegeben
(meistens, wenn er etwas nicht auszusprechen wagt, darf, kann...), oder Widersprüchlichkeit
wird vom Sender bewusst eingesetzt (eine Aussage wird durch eine gegenläufige Aussage
relativiert, = Grundprinzip von Ironie und Sarkasmus, für strategische Zwecke wie
Täuschung, Schmeichelei)
mehrere Funktionen wirken in einer Mitteilung zusammen
„Mikro-Aspekte“: das einzelne nonverbale Signal
Paralinguistische Ausdrucksmittel: = der nonverbale Teil / vokale Kommunikation
paralinguistische Ausdrucksmittel
Merkmale der Stimme
Formen von Lautäusserungen
(Stimmlage, Lautstärke...)
(Lachen, Gähnen, Seufzen...)
Sonderfall = Sprechpause
paralinguistische Ausdrucksmittel haben eine implizite metakommunikative Funktion (sie
zeigt an, wie etwas gemeint ist)
Emotionen in Stimme und Sprechweise: aus der Art des Sprechens lassen sich Rückschlüsse
auf die Gemütsverfassung des Sprechers ziehen (siehe Beispiele im Reader, Seite:143/144)
die Intensität von Emotionen kann man an den sprachlichen Aeusserungen ablesen, Gefühle
an der Sprechmelodie ablesen = Schwierig!
Menschen kommunizieren ihre Emotionen unterschiedlich/verschieden => die
Ausdrucksweise = oft vieldeutig
13
- 14
Fehlleistungen beim Sprechen: (=Fehlartikulation, Stottern, Wiederholung...) e.v. auf Grund
von psychischen Ursachen  nonverbale Infos über innere Zustände sickern beim Sprechen
durch 
es gibt aber auch zufällige Versprecher ohne psychische Ursache (artikulatorische
Versprecher) durch: ungenügende Planung des Sprechaktes, unterdrücktes Gähnen, Erkältung,
mehrere Sprachproduktionen gleichzeitig...)
nach COOK:
8 Kategorien von Sprechstörungen:
-Parasprachliche Wörter (äh, öh..)
Hinweis auf generelle Unsicherheit
-Satzwechsel (unvollständige Sätze aneinander)
-Wiederholung von (Wörtern oder Satzteilen)
-Stottern
-Auslassung (von Wörtern/Wortteilen)
-Nichtvollendung von Sätzen
Zeichen für Angst / Aengstlichkeit
-Versprechen
-Einführung eines unpassenden Lautes
Sprachprägungen: verschiedene Varietäten:
-Dialekte/Mundarten (geografische Unterschiede), Soziolekte (Sprachunterschiede sozialer
Gruppen)
-Akzente (in der Aussprache, typische Lautform)
Widerspiegeln die nationale, regionale, soziale Herkunft, die Erziehung, Ausbildung eines
Menschen
Ethnologen gehen davon aus, dass ein Dialekt nur in früher Jugend erlernt und dann
zeitlebens beibehalten wird.
Nur die Hoch- und Standartsprache ermöglichen eine Kommunikation über regionale Grenzen
hinaus.
Wertung: Dialekt galt/gilt oftmals als „unfein“
Mimisches Ausdrucksverhalten
= Ausdrucksformen des Gesichts zur Kommunikation von Gefühlen, Emotionen, Absichten;
z.T. unwillkürliche Reaktionen, z.T. gesteuertes Ausdrucksverhalten
nach DARWIN:
mimische Merkmale von 8 Grundemotionen:
-Interesse
-Freude
-Trauer
-Ueberraschung
-Furcht
-Wut
-Ekel
-Scham
Universalität des Ausdrucks:
Versuchspersonen aus verschiedenen Ländern mussten Gesichtsausdrücke Emotionen
zuschreiben => Resultat: hohe Uebereinstimmung bei der Zuordnung
14
- 15
Steuerung des Ausdrucks:
der mimische Ausdruck entspricht nicht immer den inneren Gefühlen, Empfindungen des
Senders. Zwischen inneren Zustand und expressiver mimischer Bewegung tritt die
„Darstellungsregel“ (ein bestimmter Eindruck lässt sich absichtlich hervorrufen)
4 Steueungsabsichten:
-Verstärkung des Gefühls (mehr Gefühl zeigen, als wir empfinden)
-Abschwächung des Gefühls (den Gefühlen nicht freien Lauf lassen)
-Neutralisierung des Gefühls (kein Zeigen der Gefühle)
-Verstellung des Gefühls (dient dem Selbstschutz, statt der vorhandenen werden andere meist
konträre Gefühle gezeigt)
Blickverhalten:
Blickkontakt = Kommunikationsbereitschaft
Blicke können provozierend sein;
2 Grundarten des Blickverhaltens: Anschauen und Wegschauen
Augengruss: = heben der Augenbraue, kommt bei den verschiedensten Völkern vor (
angeborene, typisch menschliche Verhaltensweise) = immer Ausdruck freundlicher
Zuwendung in der Begegnung von Menschen;
Heben der Augenbraue kann auch Ausdruck von Hochmut oder Unmut sein
Lächeln-Brücke zum Anderen:
= Ausdruck von Gefühlen wie Freude, Verlegenheit, Freundlichkeit, im Lächeln äussern sich
Zuwendung und Abwendung; auch um unsere Gefühle zu verbergen („tapferes Lächeln“ um
Erschütterung zu verbergen)
Zuwendung/Abwendung: sich über Lächeln mit anderen anfreunden, Signal für Frieden weil
es entwaffnend wirkt  „Aggressionspuffer“
kann aber auch Ausdruck von Abwendung sein (lächeln vor Verlegenheit, Verachtung);
gekünsteltes Lächeln bei gemischten Gefühlen  Pflichtlächeln
Lächeln
–
Lachen
ab 5. Lebenswoche
ab 4.-5. Lebensmonat
 gemeinsame Wurzel, unterschiedlich ritualisiert
Ausdrucksformen des Lachens:
nicht nur verbindende, sondern auch abstossende Arten von Lachen; manchmal ist Lachen ein
unkontrolliertes Ueberfliessen von Spannung in schmerzlichen Situationen  hysterisches,
nervöses Lachen
Mechanisches Auslösen von Lachen (durch Kitzeln...)
12-Punkteskala nach MORRIS  Ausdrucksformen beim Lachen, das tut der Lachende zum
Zeitpunkt höchster Intensität: johlender Ton, Aufstampfen, offener Mund, Tränen usw. (siehe
Reader, Seite: 156)
Verhalten im Raum:
Beziehungen zwischen Menschen kommen darin zum Ausdruck, wie sie im Raum lokalisiert
und orientiert sind.
Konzepte:
-der sozialen Distanz
-des persönlichen Raums
-der Privatsphäre
-der Territorialität (Proxemik)
Soziale Distanz:
wie nahe  Grad der Intimität; Unterschiede zwischen verschiedenen Menschen und
Kulturen; Faktoren, die bestimmen, wie nahe jm. einem anderen kommt: Bedürfnisse,
kulturelle Sozialisation, Seh- ,Hör-, Geruchsvermögen der Partner, Gesprächskontext,
Bekanntheitsgrad, Alter, Geschlecht
15
- 16
4 Hauptdimensionen:
intime (Liebesbeziehungen), persönliche (Freundeskreis), soziale/gesellschaftliche
(unpersönliche Angelegenheiten), öffentliche Distanz (formal, unpersönlich)
(für Masse, siehe Reader, Seite:158)
der persönliche Raum:
= Schutzblase, Körperpufferzone; dient der individuellen Distanzwahrung
bietet Schutz vor:
-Ueberlastung (dort wo Stimulation zu stark wird)
-Bedrohung (der körperlichen und psychischen Sicherheit)
-Uebererregung (wenn Beziehung permanent gestört/konfliktbeladen)  Ausdehnung des
persönlichen Raums
Ueberlastung/Uebererregung => Veränderungen der Körperpufferzone zur Regulation des
inneren Gleichgewichts
Territorialverhalten:
Territorium = Erweiterung des Selbst  Verteidigung gegen Eindringlinge
(Gruppenterritorien, Stammesterritorien)
Privatsphäre:
Persönlicher Bereich, das Komplement dazu ist Oeffentlichkeit.
Funktionen: - persönliche Autonomie
- emotionale Entspannung
- Möglichkeit zur Selbstbewertung
- Funktion einer begrenzten und geschützten Kommunikation
Arten von Privatheit: Alleinsein (Null-Beziehung), Intimität (Maximum an persönlicher
Beziehung zu einem anderen Menschen), Anonymität (in der Oeffentlichkeit unerkannt
bleiben), Reserviertheit (bestimmte Infos für sich reservieren, selbst in intimen Beziehungen
 psychologische Barriere)
Gestik ( + Körperbewegung und Körperhaltung)
Gestik = primär auf Emotionen bezogen; dient der Vermittlung interpersoneller Einstellungen
oder zur Regelung des Gesprächsablaufs; ist Ausdrucksmittel der Metakommunikation
Unterteilung der Körperbewegungen und –haltungen:
-Sinnblider (allgemein anerkannte Bedeutung, können direkt in Sprache übersetzt werden,
brauchen keine zusätzlichen Erklärungen, vollständige visuelle Botschaften; entw.
symbolische Gesten: versinnbildlichen etwas Abstraktes z.B. V-Zeichen für Sieg, oder
konventionelle Gesten: folgen einer Uebereinkunft z.B. Meldefinger, oder technische Gesten:
werden nur innerhalb eines Fachbereichs verwendet)
-Illustratoren (zur Unterstützung der Sprache)
-Indikatoren des Gefühls (Ausdruck von Emotionen)
-Adaptoren (Verhalten, mit dem eigentlich keine Botschaft nach aussen gesendet werden soll)
-Regulatoren (zur Steuerung des Ablaufs der verbalen Kommunikation)
episodische Gesten  zeitlich ausgedehnt => am ehsten verstanden
kursorische Gesten  flüchtig, rasch fortlaufend => schwierig zu interpretieren
Gestik und Haltung verraten viel von der Rolle, die wir in einer sozialen Beziehung
einnehmen.
Gesten, die das Sprechen unterstützen: das Sprechen veranschaulichen: auf etwas zeigen,
räumliche Bewegungen anzeigen, Tempo/Rhythmus angeben...(siehe Reader, S: 166)
Auf das Selbst bezogene Gesten: Gesten der Selbstberührung; zur Selbstdarstellung oder bei
Anstieg von Unwohlsein/Unsicherheit, oder unbewusste Angewohnheiten  meist ohne
Kommunikationsabsicht nach aussen
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- 17
Kulturelle Unterschiede:
manche Gesten sind regional oder national beschränkt, andere sind universal. Jeder Mensch
hat unterschiedliche Gesten aufgrund: seines Temperaments, seines regionalen und
kulturellen Rahmens, seiner persönlichen Uebung/Kultivierung
Gebärdensprache der Gehörlosen:
= sehr wichtig, weil ein Mensch ohne Sprache wird in seiner geistigen Entwicklung behindert;
Ausfall der Sprache kann zu Sozialer Isolation führen
= Keine Universalsprache, es gibt regionale Gebärdensprachen
Enkodierung und Dekodierung der Körpersprache:
Synchronisierung der emotionalen Tönung (der Empfänger gleicht seine Körpersprache meist
der seines Gegenübers an, d.h. wenn der Gegenüber lächelt fordert dies seinen Partner auch zu
einem Lächeln auf etc.)
Individuelle Unterschiede: Nicht jeder kann nonverbale Signale gleich gut senden und
verstehen.
Frauen können im Allgemeinen nonverbales Verhalten besser Dekodieren und Körpersignale,
die ihr eigenes Inneres betreffen besser senden (sie externalisieren ihre Gefühle zum
grösseren Teil, während Männer ihre Gefühle häufig internalisieren)
Die Fähigkeit, nonverbale Signale zu verstehen nimmt zu mit dem Alter und der Ausbildung,
auch Persönlichkeitseigenschaften und Beruf spielen eine Rolle)
Die ausgedrückten Gefühle sind nicht immer eindeutig (gemischte Gefühle, verbergen,
kaschieren der Gefühle => widersprüchliche Signale => Schwierigkeiten der Interpretation
6. Roland Burkart:
Kommunikationswissenschaft. Grundlagen und Problemfelder
Massenkommunikation: (= aus dem englischen mass communication)
Entwicklung der Massenkommunikation zu einer Art Zielgruppenkommunikation  „3Stufen-Theorie“ der kommunikativen Differenzierung: eine Gesellschaft = gekennzeichnet je
nach Entwicklungsstand durch: Elitemedien, populäre Medien (=Massenmedien) oder
Spezialmedien. Voraussetzung für Spezialmedien = hoher Bildungsstandard, Wohlfahrt, freie
Zeit, ausreichende Bevölkerungsgrösse
Massenkommunikation: Aussagen an eine Vielzahl von Menschen, die sich für den
Kommunikator als unüberschaubar, heterogen (aus unterschiedlichen sozialen Positionen) und
anonym (der einzelne Rezipient ist dem Kommunikator unbekannt) kennzeichnen.
 nach MALETZKE ist es angebrachter, anstatt von Masse von einem dispersen
Publikum zu sprechen, das sich einem gemeinsamen Gegenstand –den Aussagen der
Massenmedien- zuwendet. Das Publikum = in der Regel räumlich voneinander
getrennt, gegenseitig anonym, vielschichtig inhomogen (aus verschiedenen soz.
Schichten, mit verschiedenen Interessen...), unstrukturiert, unorganisiert (keine
Rollenspezialisierung, keine Sitte, keine Tradition, Keine Verhaltensregeln, keine
Institutionen)
das Präsenzpublikum = zu bestimmter Zeit an einem bestimmten Ort versammelte
Menschen, die eine Aussage (meist öffentlich) auf sich einwirken lassen (Theaterstück,
Kinofilm, Konzert...)
Massenkommunikation: ein einzelner/ einige wenige wenden sich an eine relativ grosse,
heterogene, anonyme Publika; räumliche oder raum-zeitliche Distanz zwischen
Kommunikator und Publikum  deshalb nach MALETKE: Massenkommunikation =
indirekte Kommunikation; Polarisierung der kommunikativen Rollen, d.h. es fehlt der
Rollentausch zwischen Kommunikator und Rezipient (auch durch liveTelefonschaltungen für Feedback durchbrechen diese Einseitigkeit nur scheinbar);
Massenkommunikation = öffentlich, d.h. Personenkreis, an den die Aussagen gerichtet
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- 18
sind = nicht eindeutig festgelegt, nicht quantitativ begrenzt; Definition von
Massenkommunikation: öffentliche Aussagenindirekt, einseitig, durch technische
Verbreitungsmittel an ein disperses Publikum
Definition von Massenmedien: Massenkommunikation = nur möglich durch Einsatz von
Massenmedien/Massenkommunikationsmittel; durch Techniken der
Verbreitung/Vervielfältigung mittels Schrift, Ton, Bild werden Aussagen an eine
unbestimmte Vielzahl von Menschen vermittelt
direkte interpersonale Kommunikation: Kommunikationspartner begegnen sich leibhaftig,
von Angesicht zu Angesicht
unterschiedliche Auffassungen von Massenkommunikation als Kommunikation:
nach BöCKELMANN: Massenkommunikation = Sonderform der sozialen
Kommunikation
nach KOB: Massenpublizistik = nur sehr „verkrampft“ eine Art von Kommunikation (es
wird nicht zwischen Personen kommuniziert, sondern publizistische Produkte genutzt)
Definition des Massenkommunikationsprozess:
= Vorgang, bei dem spezielle soziale Gruppen technische Vorrichtungen verwenden, um
einer grossen, heterogenen, weit verstreuten Zahl von Menschen symbolische Gehalte zu
vermitteln
Ziel des kommunikativen Handelns = Verständigung => Kommunikation
 massenmedial vermittelte Kommunikation = wenn das, was der Kommunikator
mitteilen will, von den Rezipienten auch so verstanden wird, wie es von ihm gemeint
war (Verständigung)
implizite Reziprozität: doppelseitiger Prozess: Mitteilungs-Handlung (Kommunikator)
Verstehens-Handlung (Rezipient)
mit dem Ziel der Verständigung
Intention/Interesse des kommunikativen Handelns in Massenmedien  variables Ziel =
Realisierung dieses Interesses; situationsbezogenes –vs- inhaltsbezogenes Interesse, wobei
das situationsbezogene Interesse das inhaltsbezogene dominiert; situationsbezogenes
Interesse: Gewinnung von Oeffentlichkeit des kommunikativen Handelns (von
Aussagen...) = Ziel = Motivation zur Produktion von ihren Aussagen
= neue Qualität kommunikativen Handelns  nach KOB: Attraktion der Publizität
+ Unterscheidung zwischen: Interesse an eigener Publizität: diese
Organisationen/Personen(-gruppen) wollen , dass sie durch die Massenmedien bekannt
werden und über sie geredet wird.
Interesse zu publizieren: Infos, Personen, Tatbestäde publik/für jedermann zugänglich
machen
Interesse des Publikums am publik Gemachten: das Publikum nimmt Ereignisse wahr, von
denen man weiss, dass gewichtige soziale Institutionen sie für allgemein relevant halten
und andere Menschen ebenfalls auf sie aufmerksam sind (man will „mitreden“ können)
=> Massenmedien legen die Aumerksamkeitsschwerpunkte einer Bevölkerung fest; sie
entscheiden, worüber geredet wird, welche Themen als wichtig erachtet werden ( Macht
der Medien)
Bedeutung der Massenkommunikation für Mensch und Gesellschaft:
aus der Perspektive der massenkommunikativen Wirkungsforschung, dann aus der
klassischen Medienwirkungsforschung
Wechselbeziehung zwischen Kommunikation und Gesellschaft: gesellschaftliche
Evolution ist immer gekennzeichnet durch eine Veränderung in den dominierenden
Kommunikationsweisen;  interdependente Beziehung zwischen Kommunikations- und
Gesellschaftsformen 
18
- 19
3 globale Phasen der gesellschaftkichen Evolution: 1. primitive/archaische
Gesellschaftsordnungen, 2. städtisch zentrierte hochkulturen, 3.heutiges technischindustriell fundiertes Gesellschaftssystem
Phasen der kommunikativen Evolution: 1. Entstehen einer Sprache, 2. Entstehung der
schriftlichen Kommunikation, 3. Massenkommunikation (Verbreitungstechniken =>
Sprunghafter Anstieg der Grösse des Kommunikationsnetzes; die Beteiligung an einer
gemeinsamen Realität (LUHMANN) Kennzeichen einer sogenannten Weltgesellschaft,
d.h.die elektr. Medienrevolution verwandelt die Welt zurück in ein globales Dorf)
Problem:
3 Stufen gesellschaftlicher Evolution
Problemlösung:
Gesellschaftstyp:
Transport von Materie
Verkehrsnetze
vorindustrielle Gesellschaft
Transport von Energie
Verbundnetze
industrielle Gesellschaft
Transport von Information
Informationsnetze
postindustrielle Gesellschaft
 von MERTEN nach BELL
Wirkungen der Massenmedien:
bis heute noch keine allgemein gültige Theorie, nur “Theorien mittlerer Reichweite”
7. Roland Burkart (2.):
Kommunikationswissenschaft. Grundlagen und Problemfelder:
Deskriptive Modelle des Massenkommunikationsprozesses:
= beschreibende Modelle; Tatsache, dass es sich um Kommunikationsprozesse handelt, die
stets in einem best. gesellschaftl. Umfeld stattfinden; dass Zeichenübertragung und
Interaktion stattfinden; sie negieren keinenfalls den Zielorientierten Charakter des
massenkommunikativen Geschehens; Zielorientierung: Beeinflussungsprozesse, sie
orientieren sich an systemtheoretischen Denken und am historisch-materialistischen
Denkansatz
Lasswell-Formel:
siehe Kapitel vorher!
gilt als DAS Modell der Kommunikationswissenschaft, mit jedem Fragepronomen werden
eigene Forschungsbereiche angesprochen: WHO (Kommunikationsforschung), SAYS WHAT
(Inhalts-/Aussageanalyse), IN WHICH CHANNEL (Publikumsforschung), WITH WHAT
EFFECT (Wirkungsforschung)
Kritik: die dynamischen und rückgekoppelten Kommunikationsprozesse werden statisch und
linear und damit einseitig-kausal gesehen. Kommunikation als “Einbahnstrasse”
das Westley / MacLean – Modell:
stellen die Nachrichtenübermittlung als mehrfach selektiven und dynamisch rückgekoppelten
vorgang dar:A = Kommunikator, wählt aus der Gesamtheit an Ereignissen einige aus und
transportiert sie in Botschaften (X’); Nachrichtenübermittlung = interessenbezogen und
zielorientiert. B = Publikum empfängt die Botschaften zur subjektiven Bedürfnisbefriedigung.
C = Medium, Personen, die die Kanal-Rollen erfüllen und fungieren gleichsam als Agenten
des Publikums, ohne eigene Interessen vorrangig zu verfolgen selektieren sie Infos, die das
Publikum gebraucht. f = Feedback-Prozesse
f
f
X1-...Xunendl.
A
X’
C
X”
B
f
19
- 20
Transmissionsprozess:
A selektiert und formuliert eine Mitteilung an C
C gibt die Botschaft an B weiter, lässt aber eigene Wahrnehmungen und Gedanken einfliessen
bestimmte Umweltobjekte erreichen B nur über einen Gatekeeper C
Prozess der Nachrichtenübermittlung = 3-Stufig (X X‘ X“)
alle drei Akteure in diesem Modell sind miteinander durch Feedbackprozesse verbunden (f)
das Riley / Riley – Modell:
die soziale Verflochtenheit der Kommunikationspartner steht im Mittelpunkt
Kommunikatoren und Rezipinten = Mitglieder von sozialen Gruppen (Primärgruppen:
Mitglieder stehen zusammen im persönlichen Kontakt)
PPPPP
 das was und wie es kommuniziert wird = nicht alleine nach Belieben des Kommunikators,
sondern schon vorab verbindlich sozial vorstrukturiert => Massenkommunikation = immer
nur 1 Faktor, der individuelles und soziales Verhalten beeinflusst
Massenkommunikationsprozess = Element des Gesamtsozialsystems, welcher dieses
beeinflusst, aber auch umgekehrt von diesem beeinflusst wird.
das Feldschema von Maletzke:
= sozialpsychologisch orientierte Darstellung des Massenkommunikationsprozesses
hebt die Beziehungen und Wechselbeziehungen im Massenkommunikationsprozess hervor
Beziehungssystem zwischen Kommunikator, Medium, Aussage, Rezipient
Kommunikator und Rezipient handeln stets in Abhängigkeit von ihren subjektiven,
psychischen, sozialen Dispositionen; handeln auch nicht unabhängig voneinander, d.h. sie
werden vom vorhandenen Fremdbild beeinflusst
20
- 21
das materialistische Modell von Hund:
= Modell massenhaft kommunizierter Nachrichten unter der Bedingungen kapitalistischer
Warenproduktion;  zeigt Unterschiede zwischen einer sozialpsychologischen und einer
ökonomischen Perspektive der massenmedialen Aussageproduktion
(Siehe Reader Seite: 474)
Nachrichten werden unter den Bedingungen der Kapitalverwertung als Waren produziert.
8. Günter Bentle / Klaus Beck:
Information – Kommunikation – Massenkommunikation:
Grundbegriffe und Modelle der Publizistik- und KommunikationsWissenschaft
Kommunikation, Massenkommunikation, Publizistik:
Gemeinsamkeit von Kommunikation und Massenkommunikation: Intention  durch
Kommunikation/Massenkommunikation eine Einstellungsänderung bei den Rezipienten
hervorrufen
Massenkommunikation = relativ junges Phänomen, entwickelt, um räumliche, zeitliche,
soziale Grenzen interpersonaler Kommunikation zu erweitern; aber ohne interpersonelle
Kommunikation = Massenkommunikation undenkbar!  Rezeption und Wirkung der
Massenmedien nur aufgrund von interpersoneller Kommunikation;
2-oder mehr-Stufen-Fluss der Kommunikation: -Meinungsführer, -Meinungsfolgern, die
Meinungsfolger sehen die Meinungsführer als Experten auf bestimmten Gebieten.
Unterschied zwischen Kommunikation und Massenkommunikation: Massenkommunikation
verläuft überwiegend uni-direktional von (einem) Sender zu (vielen) Empfänger; das
Feedback der Empfänger = beschränkt, Grenze zwischen professionellen Journalisten und
aktiven Rezipienten bleibt bestehen.
weiterer Unterschied: die interpersonale Kommunikation basiert oft auf einer sozialen
Beziehung zwischen Kommunikatoren, bei der Massenkommunikation kommt es höchstens
zu parasozialer Interaktion (Bindung an ein Moderator/Fernsehstar) = kein Ersatz für „echte“
Interaktionspartner;
Begriffe wie Oeffentlichkeit und disperses Publikum = typisch für Massenkommunikation
Fragestellungen der Massenkommunikationsforschung:
LASSWELL-Formel mit den wichtigsten Fragestellungen, aber er sieht Kommunikation als
einseitig, linearen, „wirkenden“ Massenkommunikationsprozess, ausgehend und gesteuert
vom Kommunikator
Massenkommunikation als rückgekoppelter Prozess:
Modell von WESTLEY/McLEAN
es gibt keine neutralen Instanzen (wie bei SHANNON/WEAVER), sondern eingreifende und
verarbeitende Akteure.
 Massenkommunikationsprozesse = mehrstufige Informationsselektionsprozesse
Psychologie der Massenkommunikation:
nach MALETZKE: Feldschema (Siehe weiter oben)
Kommunikator ist jede Person, die an der Produktion von öffentlichen, durch die
Massenmedien verbreiteten Aussagen beteiligt ist.
Kommunikator und Rezipient = eingebunden in soziale Beziehungen und normative
Anforderungen (Zwang der Oeffentlichkeit), die ihr Handeln beeinflussen, ebenso wie
psychologische Faktoren
der Kommunikator wählt Stoffe aus, die dann durch technische Apperaturen an das Publikum
vermittelt werden.
der Rezipient wählt aus dem Medienangebot Aussagen aus, die er interpretieren kann.
21
- 22
Medium:
= technisches Verbreitungsmittel (diese Definition ist sozialwissenschaftlich unbefriedigend,
darum neu definiert als Mittel und Vermittler)
primäre Medien: = menschl. Wortsprache, Gestik, OHNE techn. Hilfsmittel
sekundäre Medien: Printmedien; benötigen NUR auf der Kommunikatoren-Seite techn.
Hilfsmittel, NICHT auf Seiten des Rezipienten
tertiäre Medien: Radio, Fernsehen, Internet, Telefon..; benötigen auf BEIDEN Seiten techn.
Apperaturen
Typen von Medien:
materielle Medien (Luft, Wasser, Stein, Papier, Pergament...)
kommunikative Medien = Zeichensysteme (Sprache, Bilder, Töne)
technische Medien (Mikrophone, Kameras, Sendeeinrichtungen...)
Medien als Institutionen = die einzelnen Medienbetriebe (Zeitung, Fernsehanstalt) und die
Gesamtmedien („der Film“, „der Hörfunk“, „das Fernsehen“...)
Kanal = Sinnesmodalität einer Kommunikation:
-optische/visuelle
-akustische/auditive
-olfaktorische
Kanäle
-gustatorische
-thermale
Oeffentlichkeit:
= Merkmal der Massenkommunikation, Massenkommunikation findet im öffentlichen Raum
statt. prinzipiell hat jeder Zugang zu den Massenmedien
interpersonale Kommunikation = vorwiegend privat
organisationsinterne Oeffentlichkeit = wenn z.B. der Vereinsvorsitzende auf einer
Betriebsversammlung spricht
Modelle, Begriffe, Theorien:
Modelle können die Hypothesenbildung und die Forschungspraxis anregen, der
Systematisierung vorliegender Forschungsergebnisse dienen, von der Deskription bis zur
Erklärung von Zusammenhängen/Wirkungsweisen Erklärungskraft der Modelle
Information: = bedeutungsneutrale Reduktion von Ungewissheit; aus latenten Infosdurch
Signalübertragung + Verstehenaktualisierte Infos
Kommunikation: Informationsübertragung mit der Absicht etwas zu mitzuteilen, mittels
Signalen zwischen min. 2 Systemen,
Konstruktivistische Ansätze: Kognition und Kommunikation = Konstruktionsprozess
Massenkommunikation: öffentlich, mit Hilfe technischer Verbreitungsmittel, einseitiger
Prozess, an ein disperses Publikum
Medien: = vermittelnde Instanzen, materielle, kommunikative Medien, als soziale
Institutionen
Modell: dienen der Vereinfachung, Veranschaulichung, Systematisierung von Erkenntnissen,
Vorhersage von Ergebnissen, Messfunktion und heuristische Funktion
Reziprozität: Reziprozität der Wahrnehmung = 2 Kommunikanden nehmen sich gegenseutig,
gleichzeitig wahr
Transfermodelle: Kommunikation = Transport/Austausch von SignalenKommunikation
bedarf natürlicher, materieller Medien
22
- 23
9. Gerhard Maletzke:
Kommunikationswissenschaft im Ueberblick.
Grundlagen, Probleme, Perspektiven
Modelle:
Modell = vereinfachte, abstrahierende Repräsentation eines Realitätsbereiches
Ziel: die relevanten Aspekte herausheben und überschaubar machen
Selektion und Abstraktion = Entlastungsmechanismen (psychologisch)
Modellbildung in der Wissenschaft: Auswahl- und Abstraktionsprozesse = bewusst,
planmässig, systematisch
das Modell in die Form eines Schemas, in eine graphische Darstellung
Modelle der Massenkommunikation:
am Anfang der Modellbildung in der sozialwissenschaftlichen Kommunikationsforschung
steht die Formel von LASSWELL (dabei wird das komolexe Kommunikationsfeld auf 5
Grundeinheiten reduziert: Kommunikator, Aussage, Medium, Rezipient, Wirkung)
 Kritik: Trivialität (abwertender Ausdruck für Einfachheit) mit diesem Vorwurf muss man
nach MALETZKE vorsichtig umgehen!
 Kritik: die Formel = zu elementenhaft, und eine theorielose, mechanistische
Betrachtungsweise; nach MALETZKE teilweise berechtigt: LASSWELL arbeitete die
Zusammenhänge der einzelnen Faktoren nicht genügend heraus.
Weitere Modelle:
Modell von WETLEY/McLEAN: mehrstufiger Selektionsprozess = Kommunikationsprozess
Schema von Schramm: (hebt das Feedback und den „Input from new sources“ hervor):
The „mass audience
many receivers
each decoding,
Many identical messages
Inferential Feedback
Input from news sources, art sources...
interpreting,encoding
each connected with
a group, wehere
message in re-interpreted and acted
upon
Modell von GERBER: (das Ereignis wird betont, über welches der Kommunikator berichtet)
 Kritik: es bleibt unbeachtet, dass Kommunikation auch die Funktion der Reflexion, der
Kritik, des Ausdrucks, der Aufforderung haben kann
 Kritik: der Gegenseitigkeitscharakter wird nicht berücksichtigt.
23
- 24
Das Modell von RILEY/RILEY: (betont die soziologischen Gruppen- und
Systemzusammenhänge; Modell siehe weiter oben)
Modell von Maletzke: „Psychologie der Massenkommunikation“ (der Kommunikator
produziert die Aussage durch Stoffwahl; seine Arbeit wird mitbestimmt durch seine
Persönlichkeit, seine sozialen Beziehungen, durch Einflüsse der Oeffentlichkeit, und dadurch
dass der Kommunikator in einer Institution eingefügt ist; er formt sich ein Bild des
Publikums, das seine Arbeit, die Aussage, die Wirkung mitbestimmt; die Aussage wird durch
das Medium zum Rezipienten geleitet; dieser wählt bestimmte Aussagen aus dem gesamten
Medienangebot aus und rezipiert sie; Auswählen. Art des Rezipierens und Wirkung hängt ab
von der Persönlichkeit und den sozialen Beziehungen des Rezipienten; von den
wahrnehmungs- und verhaltenspsychologischen Eigenartrn des Mediums, von dem Bild, das
sich der Rezipient vom Kommunikator macht, vom Bewusstsein, ein Glied eines dispersen
Publikums zu sein. Spontane Antworten der Rezipienten = Feedback)  siehe Reader S: 66
Das Modell von De FLEUR:  siehe Reader S: 67
Das Modell von REIMANN: siehe Reader S: 68 (baut auf Systemvorstellungen auf)
Das Modell von FRüH/SCHöNBACH:  siehe Reader S: 69 (gibt die Vorstellung des
dynamisch-transaktionalen Ansatzes wieder)
Das Modell von HUND: (geht von der ökonomischen Formbestimmtheit des
gesellschaftlichen Lebens in entwickelten Industriegesellschaften aus; eine materialistisch
orientierte Analyse des Massenkommunikationsprozesses)
Modelle als Orientierungshilfen:
den einzelnen Aspekten ihren Standort und Stellenwert im Rahmen eines Systems zuweisen.
Fixpunkte = 4 Faktoren: Kommunikator, Aussage, Medium, Rezipient
 Kombination der 4 Faktoren:
K – A (Kommunikatorseite; selektiert, verbreitet Medienaussagen, beeinflussende
Faktoren: Ziele des K, Kriterien der Selektion, Zwang der Aussage auf den K)
K – M (K steht unter dem Zwang des M, den jedes M hat seine Möglichkeiten,
Eigenarten, Grenzen; M=technisches Verbreitungsmittel)
K – R (Massenkommunikation=einseitig, indirekt, K und R sind getrennt, nur durch ein
einseitig vermittelndes Medium verbunden; dennoch wechselseitige Beziehungen:
Blickrichtung KR: K macht sich ein Bild von R, Mittel, mit denen sich K über R
informieren kann (spontanes Feedback, systematisches Feedback=Publikumsforschung;
RK: viele R bauen trotz aller restriktiven Bedingungen der Massenkommunikation eine
Beziehung zu K auf=parasoziale Interaktion)
24
- 25
A – M (Zwang des Mediums, d.h. die Wirkungen der Aussagen hängen von den
Eigenarten des Mediums ab)
R – A (Selektion, Funktionen der Aussagen, Wahrnehmen der Aussage, Aufmerksamkeit,
Verstehen der Aussage, Interpretation der Aussage, Vorstellungen beim Erleben der
Aussage, Psychische Distanz zur Aussage, Emotionen während des Erlebens der Aussage,
Erinnern, Wirkungen von Medienaussagen)
R – M (Eigenarten der verschiedenen M und ihre Folge für Selektion, Erleben,
Wirkungen: -Wahrnehmung (optisch, akustisch, optisch-akustisch)
-Verhaltensfreiheit/-bindung (Freiheit bei akustischen Medien, Bindung durch
die optische Komponente)
-Freiheit/Bindung in der Zeit (Zeit vom Komunikator/Veranstalter festgesetzt?)
-Räumliche Situation (umgebungsunabhängig, gewohnte häusliche Umgebung,
Veranstaltung in besonderer Umgebung)
-Soziale Situation (als Einzelner, in Intimgruppe, als Präsenzpublikum)
-Konserve / Live (Distanz zw. Ereignis und Erlebtem / Gleichzeitigkeit))
 gedrucktes Wort: optisch, Verhalten gebunden, zeitlich frei
 Tonträger: akustisch, frei im Verhalten, in der Zeit, in der räumlichen Umgebung,
immer Konserve, als Einzelner oder in Intimgruppe
 Film: optisch/optisch-akustisch, im Verhalten, in der Zeit und der räumlichen
Umgebung gebunden, immer Konserve, innerhalb eines Präsenzpublikums
 Hörfunk: akustisch, im Verhalten frei, in der Zeit gebunden, in der häuslichen
Umgebung, als Einzelner oder in Intimgruppe, Konserve oder Live
 Fernsehen: optisch-akustisch, im Verhalten und in der Zeit gebunden, in der
häuslichen Umgebung, als Einzelner oder in Intimgruppe, Konserve oder Live
Heinz Pürer:
Einführung in die Kommunikationswissenschaft
Theoretische Ansätze der Publizistikwissenschaft:
Wissenschaftliche Forschungsergebnisse zusammenfassen und aus den Resultaten
Hypothesen und wenn möglich allgemeine Gesetze und Theorien abzuleiten; Theorien =
allgemein Begründungszusammenhänge, die eine gesellschaftliche Wirklichkeit (das Ganze)
oder eine Teilwirklichkei (die Teile) zu interpretieren versuchen; Versuche, der
Wirklichkeitsdeutung, Wirklichkeit modellhaft wiedergeben
Aus publizistik- und kommunikationswissenschaftlicher Sicht: das Ganze = soziale
Kommunikation; die Teile = die Faktoren, die die soziale Kommunikation beeinflussen
(soziopolitische, organisatorische, strukturelle, funktionale Rahmengegebenheiten)
beschreibende, erklärende Theorien
bei der Massenkommunikation, kann man nur von theoretischen Ansätzen sprechen, mit
denen versucht wird, Massenkommunikation kritisch zu hinterfragen, zu analysieren, zu
interpretieren
Frühe Ansätze der Beschäftigung mit den publizistischen Medien:
Wissenschaftliche Reflexion über die publizistischen Mittel beginnt mit der Begründung der
Zeitungswissenschaft um 1920.
Ab Mitte des 18. Jh.: Fragen des Presserechts aufgegriffen, die „öffentliche Meinung“
diskutiert. Für Zeitungen als Mittel der Volksbildung wurden Anleitungen zu deren
vernünftigen Gebrauch entwickelt (staatswissenschaftliche, soziologische Denkansätze)
In der 2. Hälfte des 19. Jh.: das Aufkommen der Massenpresse
Ende des 19. Jh.: erste Vorlesungen und Kurse über das Zeitungswesen
Beginn des 20. Jh.: neben primär historischen Arbeiten auch bescheidene Ansätze
systematisch-empirischen Denkens
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Die normative Publizistik:
Nach DOVIFAT
Ein erster theoretischer Ansatz der Publizistik
Geisteswissenschaftliche Auffassung von Publizistik => in der Zeitung nimmt die
Vielfältigkeit des öffentlichen Lebens Formen an; Aufgabe der Zeitungswissenschaft =
Erforschung des Wechselspiels zwischen den geistigen und materiellen Faktoren der Zeitung
Definition von Publizistik: Publizistik = jede öffentlich bedingte geübte einwirkung auf die
Oeffentlichkeit, um diese im Tun und Handeln zu bestimmen.
 Publizistik hat Oeffentlichkeitscharakter
 vollzieht sich auf der Grundlage weltanschaulicher Haltung
 erhebt immer Führungsanspruch
 verläuft vertikal, normativ vom Sender (oben) zu den Empfängern (unten) und wirkt
meinungs- und willensbildend auf diese ein
 kann Zwangscharakter einnehmen
das vertikale, normative Denkmodell von DOVIFAT ist heute in der Gesinnungspublizistik
immer noch vorfindbar (Parteien-, Verbands-, Kirchenpublizistik) und die Problematik des
politischen Machtmissbrauchs in sich trägt; Bsp. Der kollektive Zwang der Publizistik überall
dort, wo die Medien gemassregelt sind
Die systematische Publizistik:
Nach HAGEMANN
Systematisierung des publizistischen Prozesses
Publizistischer Prozess = einseitig vertikal verlaufend, ausgehend von einem Ereignis über
den Aussageträger (Journalist, Prediger...), über Medien (e.v.) zum Aussageempfänger (Leser,
Hörer...)
Frage wie öffentliche Aussagen entstehen, wie verbreitet, wie aufgenommen
Als Anfangs- und Endpunkt einer öffentlichen Aussage sieht er den Menschen
 Publizistik = öffentlich
 hat Aussage zum Gegenstand
 Aussagen sind aktuell
Systematik der Oeffentlichkeit: Abgrenzung von Oeffentlichkeit und privat:
-räumlich versammelte Vielheit (Präsenzpublikum, Rede, Vortrag, Theater...)
-räumlich verstreute Vielheit (Zeitungsleser, Radiohörer, Fernsehzuschauer...)
Systematik der Aussage: mehrere Aussage-Variablen:
-einfache Aussagen (nur Sprache, nur Mimik)
-zusammengesetzte Aussagen (Sprache und Mimik)
-Aussageträger (Redakteure, Redaktionsteam)
-Aussagemittel (körperliche, geistige, technische)
-Aussagemotive (spontane, intentionale, instrumentale)
-Aussageziele (Unterrichtung, Belehrung, Beeinflussung)
Systematik der Aktualität: primäre (das unmittelbar Wichtige), sekundäre (seit längerer Zeit
wichtig), künstliche (erzeugte, protegierte Aktualität), ideelle Aktualität (dauernd gültige
Werte)
Die systematische Publizistik unterscheidet sich von der normativen durch den Verzicht auf
den publizistischen Führungsaspekt
Besondere Leistungen dieses Denkmodells:
-für alle Medien anwendbar
-auch heute noch die systematische Beschreibung publizistischer Erscheinungen gestattet
-Publizistik als gesellschaftlicher Prozess angesehen
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Die funktionale Publizistik:
Nach PRAKKE
Das Prozessverständnis unterscheidet sich wesentlich von dem der systematischen Publizistik.
Der funktionale Ansatz sieht den Prozess NICHT als vertikal und einseitig verlaufend, vom
Sender ausgehend, sondern als eine Funktion zwischen Kommunikator und Rezipient im
Sinne gesellschaftlichen Zwiegesprächs zwischen Sender und Empfänger; Kommunikator und
Rezipient verständigen sich via Medien über Themen von gesellschaftlicher Relevanz, sie
kommunizieren auf der Basis eines gemeinsamen Zeichensystems
Funktionen der publizistischen Kommunikation: Information, Kommentar, Unterhaltung
Zwischenmenschliche Kommunikation wird dann zur Publizistik, wenn sie öffentlich vor sich
geht und aktuelle Bezüge nachweist.
Neu am funktionalen Ansatz: er sieht Kommunikator und Rezipient als gleichberechtigte
Partner, die dialogisch via Medien miteinander kommunizieren. => Publizistik ist das
öffentlich vor sich gehende Zwiegespräch der Gesellschaft determiniert durch:
-Kommunikator und Rezipient haben gemeinsamen soziokulturellen Hintergrund
-die kommunikativen Bedürfnisse der Gesellschaft nach Information, Kommentar,
Unterhaltung
-Kommunikator:Inspiration, Publikation – Rezipient: Annahme, Ablehnung durch Reaktionen
= Feedback
in Anlehnung an die Formel von LASSWELL: die direkt am Prozess beteiligten Faktoren:
Kommunikator, Kommunikationsinhalt, Kanal, Rezipient, Wirkung
die indirekt beteiligten Faktoren nach PRAKKE: wo, wann, warum eine Kommunikation
stattfindet
der Rezipient erwartet von den Medien Kommunikation => der Kommunikator erfährt seine
Bedeutung
das Zeichensystem über das Kommunikator und Rezipient kommunizieren = notwendig, um
Inhalte, Aussagen auszutauschen
Modell von PRAKKE:
Sssss
Publizistik bedeutet:
-Kommunikation, NICHT Aussage
-Kommunikator, NICHT Aussageträger
-Rezipient, NICHT Aussageempfänger
-Soziales System, NICHT Oeffentlichkeit
-Reaktion und Inspiration durch das Publikum, NICHT Empfangsbereitschaft des Publikums
-Kommunikatives Verhalten durch Kommunikator und Rezipient, NICHT publizistisches
Handeln des Senders
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Verdienst des funktionalen Ansatzes: sieht publizistische Kommunikation als
gesellschaftliches Phänomen und gesellschaftliche Notwendigkeit, kommunikative
Bedürfnisse einer Gesellschaft
Kritik des funktionalen Ansatzes: fragt nicht nach der Art der Inhaltlichen Beschaffenheit
dieser Bedürfnisse; sieht Kommuniokator und Rezipient als gleichberechtigte Partner, dies ist
eine Idealvorstellung, entspricht nicht der Wirklichkeit
Der massenkommunikative Ansatz
Nach MALETZKE
Ist dem funktionalpublizistischen Modell ähnlich, aber es ist nicht mehr von Publizistik die
Rede, sondern von Massenkommunikation
Massenkommunikation: öffentlich, indirekt, einseitig, über techn. Verbreitungsmittel, wie bei
PRAKKE horizontaler Prozess
Grundfaktoren: Kommunikator, Aussage, Medium, Rezipient (stehen miteinander in
Beziehung und Abhängigkeit)
Unterschied zu PRAKKE: Prozess eher einseitig verlaufend mit fallweisen Reaktionen der
Rezipienten
-Rezipient = Glied des dispersen Publikums
-Kommunikator = innerhalb eines sozialen Beziehungsgeflechts, unter den Zwängen im Team
der Redaktion, unter dem Zwang der Oeffentlichkeit
-Medien: haben Eigengesetzlichkeiten,
-MALETZKE misst der Aussage wenig Bedeutung zu, wird als vorausgesetzt betrachtet
-Rollenwechsel zwischen Kommunikator und Rezipient = ausgeschlossen, Prozess = indirekt
und einseitig
Kommunikator und Rezipient kennen einander bedingt, beide machen sich ein Bild vom
Anderen.
Unterschied zum funktionalen Ansatz: Massenkommunikation bedarf nich zwingend der
Aktalität => auch die nicht aktuellen Medien (Buch, CD, Video...) werden auch zu den
Massenmedien gerechnet
Der systemtheoretische Ansatz:
Allgemeine Systemtheorie: System = ein Bündel von Elementen, untereinander in Beziehung,
stellen ein Ganzes dar
Struktur = Ordnungsgefüge, die Beschaffenheitdes Systemganzen
und der Systemteile
Funktionen = erwünschten, beabsichtigten Leistungen
(Interpretation, Adaption)
Alle gesellschaftlichen Systeme weisen Strukturen auf
Funktion des Systems: Erstellung von Durchschaubarkeit damit sich die Systemmitglieder
zurechtfinden; Leistungen sozialer Systeme: Reduktion vonUmweltkomplexität und
Umweltvariabilität
Die Massenkommunikation erbringt erwünschte, beabsichtigte Leistungen für die
Gesellschaft (funktional) sie bringt aber auch unerwünschte, unbeabsichtigte Leistungen
(dysfunktional)
 siehe Abbildung im Reader, S:155
Der strukturell-funktionale Ansatz:
Nach PARSONS
Grundanliegen: Regulierung und Bestandserhaltung des Systems; der Strukturbegriff ist dem
Funktionsbegriff vorgeordnet => Frage nach Systemstrukturen; die Strukturen bestimmen die
Handlungsmuster und erbringen selbst Leistungen im funktionalen sinne für das System; die
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Funktionen ergeben sich aus den Strukturen; dieser Ansatz interpretiert die Bedingungen und
muster von Handlungen als funktionale Erfordernisse des Systems.
Der funktional-strukturelle Ansatz:
Nach LUHMANN
Der Funktionsbegriff ist dem Strukturbegriff vorgeordnet; die Strukturen = Nicht mehr
vorgegebener Systemrahmen, sondern Gegenstand der Analyse; Frage: welche Aufgaben ein
System zu lösen hat, wenn es fortbestehen will => Theorie der sozialen Bedürfnisse
Unterschied der beiden Ansätze:
Strukturell-funktional
Funktional-strukturell
Wesenheit
Funktion
System besteht aus Personen/Strukturen
System besteht aus Handlungen/Funktionen
System=substantielles Gebilde
System=relatives Gebilde
System besteht in und durch sich
System besteht in Auseunandersetzung mit Umwelt
Auf Ebene von Handlungen
Auf Ebene von Erwartungen
Strukturen  das Wesen eines Systems
Strukturenden Prozesseines soz. Systems
Uebertragung auf die Massenmedien:
Struktur eines Massenkommunikationssystems
Strukturen eines Massenkommunikationssystems
=vorgegeben Bezugsrahmen für die Funktionen
NICHT als gegebener Bezugsrahmen vorausgese
des Massenkommunikationssystems
setzt
Das Input- / Output-Modell der Systemtheorie:
Ein System ist mit anderen Systemen in Verbindung, d.h. Systeme nehmen Leistungen aus
der Umwelt (=von anderen Systemen) auf und geben solche an die Umwelt ab.
Weitere Modelle:
Von DeFLEUR (siehe Reader S: 160)  politische, ökonomische Rahmenbedingungen der
Massenkommunikation
Von REIMANN (siehe Reader S: 161)  Systemcharakter des Kommunikationsprozesses
Die kritische Publizistik:
Ende der 30er Jahre, geistige Gegenhaltung zum Faschismus und Kapitalismus
Produktion erfolgt unter den Bedingungen des Kapitalismus
Die Herrschenden bestimmen die Medieninhalte
Distribution unterliegt den Strukturen des Kapitalismus, wird von den Herrschenden
gesteuert, ökonomische Abhängigkeit, unter den Zwängen der Profitmaximierung
Konsumption der Medienprogramme: den Inhalten der Massenkommunikation ist der
Rezipient hilflos ausgesetzt=> Manipulation
Neues Oeffentlichkeitsverständnis: lehnt die bürgerliche Oeffentlichkeit ab und erhebt eine
proletarische Oeffentlichkeit (aktive Teilnahme der Massen am
Massenkommunikationsprozess –Produktion, Distribution, Inhalte- => Berthold BRECHTS
Radio-Theorie: jeder Empfänger ist ein potentieller Sender; Filmtheorie nach BALZAS: jeder
soll Filme machen=>eine vom Monopol der herrschenden Klasse unabhängige Massenkultur;
Kunsttheorie nach BENJAMIN: Kunst des Proletariats, Politisierung der Aesthetik,
Orginalität des Hier und Jetzt;
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ENZENBERGER:
Repressiver /traditioneller Mediengebrauch
v.s.
-zentralgesteuertes Programm
1 Sender viele Empfänger
-Immobilisierung isolierter Individuen
-passive Konsumentenhaltung
-Entpolitisierungsprozess
-Produktion durch Spezialisten
-Kontrolle durch Bürokraten
Emanzipatorischer/proletari
scher Mediengebrauch
dezentral
jeder Empfänger ist potentieller
Sender
Mobilidierung der Massen
aktive Teilnehmer
politischer Lernprozess
kollektive Produktion
gesellschaftliche Kontrolle
Der Neo-Marxsistische Ansatz:
In Anlehnung an die kritische Medientheorie
Kritisiert den Warencharakter der Medieninhalte (gemacht wird, was sich gut
verkauftGewinnmaximierung) und die Problematik der Manipulation der
Massenkommunikation (Boulevard-Presse: scheinbar informativer
GehaltUnterhaltungsware
Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit (Unterwerfung der Medien-Programm-Produzenten
in die Abhängigkeit des Medien-Kapitalgebers, der das Medium besitzt) => Medien = unter
den Zwängen der Profitmaximierung => Konkurrenzsituationen und Medienkonzentration
Die Neo-Marxistische Medientheorie zielt auf eine demokratische Umwälzung der
herrschenden Verhältnisse im gesamten Massenkommunikationsbereich ab =>
Demokratisierung der Massenmedien:
-Veränderung der Inhalte
-Herstellung einer politisch proletarischen Oeffentlichkeit
-Mitbestimmung in allen Bereichen der massenmedialen Produktion
-Mitbestimmung der Medienkonsumenten
-private Medienbetriebe enteignen
-Politisierung der Massen
Weitere Theorien und Modelle:
Zwischenmenschliche Kommunikationsmodelle
Massenkommunikationsmodelle
Lineare Kommunikationsmodelle (einseitiger Prozess vom Sender zum Empfänger)
LASSWELL und SHANNON/WEAVER
Regelkreismodelle (nicht-linearer Verlauf, Reziprozität,Wechselwirkungen)
OSGOOD&SCHRAMM und GERBNER
Transaktionale Modelle (beziehen das soz. Umfeld, Biographien der Kommunikationspartner
ein => Kommunikation = soziale Interaktion  BAUER und MERTEN
Modelle der Massenkommunikation WESTLEY&McLEAN und SCHRAMM und
DeFLEUR
Solche, die den Einfluss per. Kontakte, soz. Gruppen auf die individuelle Kommunikation
betonen:  RILEY/RILEY und KATZ&LAZARSFELD
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KLAUS BOECKMANN:
Unser Weltbild aus Zeichen. Zur Theorie der Kommunikationsmedien.
Kommunikation und Medien in unserem Leben:
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