Leseprobe - Keppler Medien Gruppe

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Juli 2014
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Lactoseintoleranz
Wenn der Darm
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Der richtige Ton am Telefon
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Inhalt
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PTA
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12 PTA des Monats
Tamara Sababha hat in der
Central-Apotheke in Steinbach
ihren Traumjob gefunden. Im
Reinraum stellt sie Medikamente für die Bewohner eines
Altenheims laut ärztlicher
Anweisung bereit, die unter besonderen Hygienevorschriften
verblistert werden.
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Ballaststoffe: Echte Herzfreunde
Beratung aktuell: Schlechter Mix: Sonne
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Fortbildung
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Editorial
Kolumne: Prof. Dr. Theo Dingermann
SLIT oder lieber SCIT??
Yoga: Jungbrunnen fürs Gehirn
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Blutdrucksenkung: Helfer auf vier Pfoten
16.06.14 10:34
Zunehmend mehr Menschen
entwickeln Unverträglichkeiten gegenüber bestimmten
Lebensmitteln. Dabei kommt
die Lactoseintoleranz sehr
häufig vor. Kein Wunder, denn
das Nachlassen der Milchzuckerverdauung mit zunehmendem Alter ist eigentlich
normal. Wie es dazu kommt
und was den Betroffenen
hilft, erklären wir Ihnen in
unserem Titelthema.
24 Lippenherpes
Wenn es heiß wird und
endlich der Sommer einzieht, wird bei manchen
Ihrer Kunden das schwungvolle Sommerfeeling
schnell getrübt. Denn
durch extreme Hitze und
durch starke Sonnenstrahlung werden Herpesinfektionen an der Lippe
begünstigt. Sie wünschen
sich dann die schnellst
mögliche Therapie. Was
Sie empfehlen können …
4
PTA PROFESSIONAL
Juli 2014
12
PTA des Monats Juni
Tamara Sababha: „Der Reinraum ist mein
Paradies!“
Pharmazie + Medizin
14
Herzinsuffizienz Was Weißdorn bewirken kann
16
Lactoseintoleranz
Wenn der Darm Probleme macht
20
Beim Experten nachgefragt
FODMAP-Diät bei Darmproblemen
22
FODMAP-Diät – was Sie für Ihre
Beratung wissen sollten
Übersicht FODMAP-reicher Lebensmittel
24
Serie: Dermopharmazie
Herpes labialis: Häufiges Sommer-Problem
26
Serie: Phytotherapie
Drei fürs Gehirn
28
Blasenentzündung
Sanfte Hilfe beim häufigen Frauenproblem
30
Augengesundheit
Bindehautentzündung im Sommer
34
Serie: Doppelblind oder personalisiert?
Oh Schmerz lass’ nach!
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Abb.: Jupiterimages / Photos.com / AndreyPopov / iStock / Thinkstock
16 Lactoseintoleranz
Marketing + Kommunikation
36
Der richtige Ton am Telefon
Professionell das Gespräch handhaben
38
Urlaub
Welche Rechte habe ich als PTA?
40
Aufruf Titelfotoshooting
Wir bringen Sie auf unsere Titelseite!
42
Burnoutprophylaxe
Rhythmus beruhigt
44
Englisch-Fortbildung
New therapy: patients freed of secondary
tumors in the spine
46
Webshops
Online-Versandhandel kann sich lohnen
55
Derma-News
56
Pharma-News
36 Der Ton macht’s
Für die Kundenbindung hat
der telefonische Kontakt
die gleiche Bedeutung wie
der Besuch des Kunden in
der Apotheke. Allein schon
deshalb lohnt es sich, dem
Telefon eine besondere
Aufmerksamkeit zu
schenken. Am Telefon
einen guten Eindruck zu
hinterlassen, klappt mit ein
paar Tipps ganz einfach.
Fortbildung
Abb.: Dmitry Kalinovsky / Wavebreakmedia Ltd / johavel / selvanegra / malija / iStock / Thinkstock
48
54
Artikel und Prüfungsfragen:
Chemotherapeutika
Antworten der Fortbildung Mai
Arzneimittelinteraktionen
Service
58
Wissen kompakt Aktuelle Fachbücher
Verlosung einer DVD
Angeklickt: Kinderärzte im Netz
Lernkontrolle Lactoseintoleranz
59
Gewinnspiel
Hier können Sie Karten für
Starlight Express gewinnen!
60
Impressum/Vorschau
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42 Weniger Stress, mehr Rhythmus
Die Anthroposophische Medizin ist eine ganzheitliche
Therapierichtung, die auch bei Stress gut greift. Nicht nur
Arzneimittel, auch andere Maßnahmen werden zur Heilung
genutzt, wobei der Rhythmus eine große Rolle spielt.
48 Chemotherapeutika
Krebs ist in Deutschland
nach den Herz-KreislaufErkrankungen die zweithäufigste Todesursache.
Die Heilungschancen
haben sich heute je nach
Art des Krebses verbessert.
Wie Krebs mit modernen
Zytostatika behandelt
werden kann, erklären wir
Ihnen in der neuen, BAKzertifizierten Fortbildung.
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Abb.: Photos.com / Jupiterimages/ Thinkstock
PROFESSIONAL! Schwerpunktthema
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PROFESSIONAL! Schwerpunktthema
Lactoseintoleranz
Wenn der Darm
Probleme macht
?
Elke Engels, Apothekerin
Chefredakteurin PTA PROFESSIONAL
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Zunehmend mehr Menschen entwickeln Unverträglichkeiten gegenüber
bestimmten Lebensmitteln. Dabei
kommt die Lactoseintoleranz sehr häufig
vor. Kein Wunder, denn das Nachlassen der Milchzuckerverdauung mit zunehmenden Alter ist eigentlich
normal. Wie es dazu kommt und was den Betroffenen hilft.
N
Abb.: iStock/ Valentyn Volkov/, Zoonar/ Zoonar/P.Malyshev Thinkstock
ahrungsmittelunverträglichkeiten,
die sich im Laufe des Lebens entwickeln, werden oft erst spät erkannt,
weil die Symptome meist sehr unspezifisch
sind. Der Magen-Darm-Trakt ist allerdings
immer betroffen und meistens kommt es
zu schmerzhaften Blähungen und Bauchkrämpfen, manchmal auch zu Verstopfung
und Durchfall. Wenn ein Kunde über diese
Symptome klagt, sollten Sie ihn auffordern,
einen Arzt oder Facharzt aufzusuchen, um
ernsthafte organische Erkrankungen auszuschließen. Darüber hinaus könnten die
Symptome durch ein Reizdarmsyndrom
ausgelöst werden (siehe Experteninterview
Seite 20). Durch verschiedene Tests und eine
ausführliche Anamnese kann der Arzt dann
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erkennen, was die Beschwerden auslöst und
ob eventuell relativ harmlose Nahrungsmittelunverträglichkeiten vorliegen.
Wenn Milchzucker nicht
verdaut werden kann
Etwa 15 bis 20 Prozent der westlichen Bevölkerung leiden unter einer Lactoseintoleranz. Von zehn Menschen sind also fast
zwei betroffen. Weltweit gesehen können
sogar mehr als 80 Prozent keinen Milchzucker verdauen. Typische Symptome sind
Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Blähungen,
Völlegefühl und Bauchkrämpfe.
Grund dafür ist, dass die Betroffenen keine
Lactose (oder zumindest nicht in ausreichenPTA PROFESSIONAL
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PROFESSIONAL! Schwerpunktthema
Verschiedene Formen
der Lactoseintoleranz
Man unterscheidet zwischen einer primären und einer sekundären Lactoseintoleranz.
Die primäre Form ist genetisch bedingt und
kommt in heißen und sonnenreichen Ländern (Asien, Afrika, Südamerika) besonders
oft vor. In Europa liegt die Prävalenz in skandinavischen eher kühleren Ländern bei fünf
bis zehn Prozent, in mediterranen Regionen
(Sizilien, Türkei) bei bis zu 80 Prozent.
Die primäre Lactoseintoleranz ist eigentlich die Normalität, die Toleranz ist eher die
Ausnahme. Denn grundsätzlich sieht die
evolutionäre Entwicklung nicht vor, dass
im Erwachsenenalter Milch verdaut wird.
Säugetiere verlieren ihre Lactaseaktivität in
der Regel nach dem Abstillen. So wundert es
nicht, dass 70 Prozent der Europäer im Alter
von 60 Jahren keine Lactose mehr verdauen
können. Menschen ohne Lactoseunverträglichkeit sind also die Ausnahme. Bei ihnen
hat sich ein bestimmtes Gen im Laufe der
Evolution verändert (Mutation), weil offensichtlich das Trinken von Milch wichtig fürs
Überleben war.
Bei der sekundären Lactoseintoleranz
liegt eine Beeinträchtigung der Darmschleimhaut vor, so dass das Enzym Lactase nicht ausreichend freigesetzt werden
kann. Dies kann beispielsweise durch die
Einnahme von Antibiotika, durch eine infektiöse Enteritis, Zöliakie, Chemotherapie,
Morbus Crohn etc. ausgelöst werden.
Während die primäre Lactoseintoleranz
nicht reversibel ist, kann bei der sekundären
Form nach Beseitigung der Ursache die
Lactoseverdauung wieder unbeeinträchtigt
stattfinden.
Der kongenitale Lactasemangel liegt
vor, wenn bereits bei der Geburt keine Lactaseaktivität vorhanden ist. Dieser autosomalrezessive Gendefekt kommt sehr selten vor.
Ernährungstagebuch
Um herauszufinden, was noch vertragen
wird und was nicht, hilft ein Ernährungstagebuch. Drei bis vier Wochen lang sollte
die Ernährung und die entsprechenden
Beschwerden protokolliert werden.
Empfehlen Sie Ihren Kunden zunächst
in kleinen Mengen auszutesten, welche
Lebensmittel toleriert werden. Falls keine
Beschwerden auftreten, kann die Menge
erhöht werden.
Wissenstest
3 Fragen – 3 Antworten
Haben Sie den Artikel aufmerksam
gelesen? Dann wird es Ihnen leicht
fallen, die unten stehenden Fragen
zu beantworten. Bitte beachten Sie,
dass nur eine Antwort richtig ist. Die
Auflösung finden Sie auf Seite 58.
1. Wieviel Prozent der westlichen
Bevölkerung leiden unter
Lactoseintoleranz?
A) 50Prozent
B) 15-20 Prozent
C) 6-7 Prozent
2. Welche Form der Lactoseintoleranz ist genetisch bedingt?
A) Die primäre Form
B) Die sekundäre Form
C) Beide
3. W
ieso wird gereifter Hartkäse
oft gut vertragen?
A) Weil er keine Lactose enthält.
B) Er wird nie gut vertragen.
C) Weil er wenig Lactose enthält.
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Abb.: Gunnar Pippel/ Hemera/ Thinkstock
dem Umfang) verdauen können. Das dafür
zuständige Enzym, das in der Dünndarmwand gebildet wird, ist nicht ausreichend
aktiv. Normalerweise sorgt es dafür, dass die
Lactose in Galactose (Schleimzucker) und
Glucose (Traubenzucker) aufgespalten wird.
Die Einfachzucker können dann über die
Darmschleimhaut in die Blutbahn aufgenommen werden. Bei einer Lactoseintoleranz
kann dieser Verdauungsprozess nicht ausreichend erfolgen. Der nicht verdaute Milchzucker gelangt schließlich in den Dickdarm,
wo er von Bakterien zersetzt wird. Dabei
entstehen Gase, die den Betroffenen massive
Beschwerden bereiten können.
PROFESSIONAL! Schwerpunktthema
Wenn die Diagnose steht
Ist die Diagnose Lactoseintoleranz durch den
Arzt bestätigt worden, beginnt für viele Betroffene eine Zeit der Verunsicherung. Hier
ist Ihre Beratung gefragt. Die Betroffenen
können weiterhin ein ganz normales Leben
führen, es gilt nur bestimmte und individuelle Regeln einzuhalten. So muss bei den
Worten „enthält Lactose“ nicht automatisch
sofort Panik aufkommen, ungünstig ist es
dagegen, Milchprodukte, die nicht vertragen
werden, regelmäßig zu verzehren.
Wussten Sie beispielsweise, dass gereifter
Hartkäse wenig Lactose enthält und meist
gut vertragen wird? Und dass viele Tabletten
nur Spuren an Lactose enthalten, die noch
im Toleranzbereich liegen?
Menschen mit einer Lactoseunverträglichkeit reagieren individuell unterschiedlich
auf den Verzehr lactosehaltiger Lebensmittel, denn in vielen Fällen besteht noch eine
Lactaserestaktivität. Je größer diese ist, desto
mehr Lactose kann beschwerdefrei verzehrt
werden. Im Rahmen einer vollwertigen
Ernährung nach den Empfehlungen der
Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V.
nehmen Erwachsene täglich etwa 20 bis 30
Gramm Lactose zu sich (1). Von lactoseintoleranten Menschen werden im Durchschnitt acht bis zehn Gramm Lactose über
den Tag verteilt vertragen. Diese Menschen
können austesten, welche Lebensmittel sie
in welchen Mengen vertragen, auch wenn
Lactose enthalten ist. Es gibt allerdings auch
Betroffene, die bereits bei drei Gramm Lactose pro Tag mit starken Beschwerden wie
Durchfall, Blähungen und Bauchkrämpfen
reagieren (1,2). Hier sollte eine lactosefreie
Kost eingehalten werden. Die Deutsche
Gesellschaft für Ernährung empfiehlt für
diese Personengruppe maximal ein Gramm
Lactose pro Tag.
Abb.: Stockbyte /Stockbyte / Thinkstock
Lactosearme Produkte wie
Hartkäse sind oft verträglich
Lactosereiche Produkte wie Milch, Vollmilchschokolade, Sahne sollten tabu sein,
lactosearme Lebensmittel wie Hart- und
Weichkäse, Butter oder Creme fraîche sind
für den Selbsttest gut geeignet. Sauermilchprodukte sind teilweise auch gut verträglich,
weil die darin enthaltenen Mikroorganismen
dafür sorgen, dass die Lactose teilweise fermentiert wird, was die Verträglichkeit verbessert.
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Nicht nur das, was konsumiert wird, auch die
Lebensführung spielt eine Rolle. Es konnte
zwar bislang nicht nachgewiesen werden,
dass Stress die Lactaseaktivität beeinflusst.
Man weiß aber, dass Stress Einfluss auf die
Verdauung nimmt. Ein Reizdarmsyndrom
kann beispielsweise durch Stress verstärkt
werden, was dann auch die Lactaseaktivität
beeinflusst (sekundäre Lactoseintoleranz).
Lactrasehaltige
Arzneiformen helfen
Quellen:
(1) Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V.
(Hrsg): DGE-Beratungs-Standards Kptl.V/11
(2003)
(2) Vesa TH, Korpela R, Sahi T: Tolerance to
small amounts of lactose in lactose maldigesters. Am J Clin Nutr 64 (1996) 197–201
Merkzettel
Laktoseintoleranz
Für viele Menschen sind lactrasehaltige Medikamente ein Segen, denn sie ermöglichen
die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben.
Essenseinladungen oder Geschäftsessen können ohne Folgen wahrgenommen werden.
Sicher gibt es mittlerweile auch die Möglichkeit, lactosefreie Gerichte zu bestellen.
Aber man möchte zum einen nicht auffallen
oder immer als Sonderfall behandelt werden, zum anderen spielt auch die Psyche
mit. Wer empfindlich auf Sahne reagiert
und dann eine lactosefreie Sahnesuppe vor
sich stehen hat, wird diese nicht sorgenfrei
verzehren. Obwohl man weiß, dass lactosefreie Produkte verwendet wurden, hat man
Angst, dass trotzdem Verdauungsprobleme
auftreten. Es gibt keinen Grund, in solchen
Fällen das fehlende Lactraseenzym nicht
oral zuzuführen. Im Alltag ist dagegen die
FODMAP-Diät eine gute Emfpehlung, die
auf den folgenden Seiten erläutert wird. ■
➞Nahrungsmittelunverträglichkeiten müssen vom Arzt
diagnostiziert werden.
➞Viele Menschen verlieren im Alter
die Fähigkeit, Milchzucker zu verdauen.
➞Bei Einladungen helfen lactrasehaltige Medikamente den Enzymmangel auszugleichen.
➞Die Restaktivität der noch vorhandenen Lactrase kann unterschiedlich groß sein, deshalb können
manche Milchprodukte wie Hartoder Weichkäse oft gut vertragen
werden.
➞
Beeinträchtigungen der Darmschleimhaut können temporär zu
einer Lactoseintoleranz führen
(sekundäre Lactoseintoleranz).
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PROFESSIONAL! Schwerpunktthema
Beim Experten nachgefragt
FODMAP-Diät bei
Darmproblemen
Elke Engels, Apothekerin
Chefredakteurin PTA PROFESSIONAL
FODMAP steht für „Fermentable Oligosaccharides,
Disaccharides, Monosaccharides and Polyols“. Bei einer
entsprechenden Diät werden durch Darmbakterien
vergärbare Zucker und Zuckeralkohole (Süßstoffe)
möglichst vermieden. Die Diät wurde ursprünglich
für Reizdarmpatienten entwickelt, soll aber auch bei
Patienten mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten
greifen. Prof. Dr. med. Andreas de Weerth klärt auf.
Prof. de Weerth: Nach der Definition der
Fachgesellschaften ist das Reizdarmsyndrom
gekennzeichnet durch mehr als drei Monate
lang bestehende Beschwerden. Typisch sind
zum Beispiel krampfartige Bauchschmerzen, Blähungen oder Änderung der Stuhlgewohnheiten. Hier kann es sowohl zu Verstopfung als auch Diarrhoe kommen.
20
PTA PROFESSIONAL
Juli 2014
Diese Symptome gibt es auch bei anderen
Erkrankungen, daher ist es wichtig, einen
Arzt zur Ursachenklärung und Diagnosestellung aufzusuchen. Der Haus- oder
Facharzt wird auch auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten prüfen, denn auch hier
gibt es Überschneidungen bezüglich der
Beschwerden.
Typisch für eine Lactose- oder Fructoseintoleranz sind zum Beispiel erhebliche Flatulenzen und Durchfall. Hier können spezifische Tests helfen die Ursachen zu klären.
Wie eindeutig sind die diagnostischen
Möglichkeiten?
Prof. de Weerth: Die medizinischen Tests
sind gut aber nie 100 Prozent genau. Die
Sensitivität der Atemtests, mit denen wir
zum Beispiel Resorptionsstörungen für bestimmte Kohlenhydrate testen, liegt etwa bei
90 Prozent, das ist gut aber noch nicht optimal. Die Kombination aus der Klinik des
Patienten (Anamnese) und den Tests führen
oft zur eindeutigen Diagnose.
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Abb.: Hemera /Hakan Corbaci/ Thinkstock
Wie kann man ein Reizdarmsyndrom
von Nahrungsmittelunverträglichkeiten
abgrenzen?
PROFESSIONAL! Schwerpunktthema
CH2 OH
O OH
OH
CH2 OH
Wie gut ist die Compliance der Patienten?
O O
OH
OH
OH
OH
Strukturformel Lactose
Was ist das besondere an der FODMAPDiät und wie wurde sie entwickelt?
Prof. de Weerth: In den letzten Jahren wurde
neben der Entwicklung von neuen Medikamenten sehr intensiv darüber geforscht,
ob Reizdarm durch bestimmte Lebensmittel
ausgelöst werden kann und ob im Umkehrschluss bestimmte Lebensmittel die Symptome lindern können. Die FODMAP Diät
ist eine Ernährung die auf „fermentierbare
Oligo-, Di- und Monosaccharide und Polyole“ verzichtet. Es handelt sich vor allem
um kurzkettige Kohlenhydratverbindungen
wie Fructose, Fructane, Lactose, Galactose
aber auch um die Zuckeraustauschstoffe Xylit, Sorbit und Maltit. Diese Verbindungen
werden im Dünndarm schlecht resorbiert
und führen dann zu einer Gasbildung im
Dickdarm. Die typischen Reizdarmsymptome werden durch Eine FODMAP-arme
Diät gelindert.
Welchen Patienten empfehlen Sie die
FODMAP-Diät?
Prof. de Weerth: Ich empfehle allen meinen Reizdarm-Patienten, die Diät einmal
auszuprobieren. Die meisten Patienten müssen sich erst einmal daran gewöhnen, dass
einige Lebensmittel nicht gegessen werden
sollen. So ist der Verzicht auf Fruchtsäfte
mit hohen Fruchtzuckergehalt für viele ein
Problem. Geliebte Smoothies können dann
nicht mehr verzehrt werden.
Welche Erfahrungen haben Sie in der
Therapie damit gemacht?
Prof. de Weerth: Sehr viele meiner Patienten
fühlen sich damit deutlich besser und haben
weniger Beschwerden. Nicht alle, aber viele
Symptome bessern sich. Aus meiner Sicht
ist eine FODMAP-arme Ernährung eine
ausgezeichnete Therapieoption.
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Prof. de Weerth: Anfangs schwierig, da man
sich sehr um die eigene Ernährung kümmern muss. Viele Patienten müssen oft erst
mal wieder selbst kochen lernen anstatt ihre
Mittagpause im Fast food Restaurant zu verbringen. Der Anfang ist schwierig, danach
macht es den Patienten aber auch ziemlich
viel Spass, da die Beschwerden deutlich besser werden. Leider hilft die Diät aber nicht
bei allen Patienten.
Reicht die FODMAP-Diät als einzige
Therapie aus?
Prof. de Weerth: Natürlich nicht, aber es
ist ein guter Baustein, um die Symptome
zu lindern. Oft muss zusätzlich noch medikamentös gegengesteuert werden, wobei
Phytotherapeutika oder Spasmolytika gute
Effekte zeigen.
Entstehen dadurch Mangelerscheinungen,
sind Nahrungsergänzungsmittel begleitend
erforderlich?
Prof. de Weerth: Durch die FODMAP- Diät
entstehen keine Mangelerscheinungen. Es
werden zwar bestimmte Lebensmittel ausgeschlossen, aber die Bandbreite der „erlaubten“ Produkte ist so groß, dass keine
Mangelerscheinungen auftreten.
Welche Empfehlung kann das pharmazeutische Personal bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten aussprechen? Wann sind
beispielsweise Lactrase-Präparate sinnvoll?
Prof. de Weerth: Lactrase-Produkte sind
sinnvoll, wenn lactosereiche Lebensmittel
verzehrt werden. Die Patienten können das
ja meist steuern, bei Einladungen ist das jedoch nicht immer möglich. Die Präparate
gleichen dann den Lactasemangel im Dünndarm aus, so dass Flatulenzen und Bauchkrämpfe nach Genuss von Milchprodukten
ausbleiben. Im Beratungsgespräch sollte aber
abgeklärt werden, ob eine ärztliche Diagnose
vorliegt. Vor allem bei Gewichtsverlust und
Änderung der Stuhlgewohnheiten ist ein
Arztbesuch wichtig.
Prof. Dr. med. Andreas de Weerth, Chefarzt für
Innere Medizin und Gastroenterologie, AGAPLESION Diakonieklinkum Hamburg: „Durch
eine FODMAP-arme Ernährung haben sich
bei vielen meiner Patienten maßgeblich die
Beschwerden im Darm gebessert.“
Prof. de Weerth: Hier ist es ebenso wichtig,
zu prüfen, ob eine ärztliche Diagnose vorliegt. Erst wenn diese vorliegt, ist Selbstmedikation teilweise möglich. PTA und Apotheker sollten klären, welche Medikamente
vom Arzt verordnet wurden und gegebenenfalls Krampflöser und unter Umständen Analgetika empfehlen. Vor allem aber
sollten Sie die FODMAP-Diät als Therapieergänzung vorschlagen. Ebenso wichtig ist
regelmäßiges Essen und übermäßigen Stress
zu vermeinden.
CH2 OH
O
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CH2 OH
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Strukturformel Fructose
Welche Empfehlung kann das pharmazeutische Personal bei Reizdarmsyndrom
aussprechen?
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PROFESSIONAL! Schwerpunktthema
FODMAP-Diät – was Sie für Ihre Beratung wissen sollten
Ernährungsumstellung beginnen, ist eine
ärztliche Diagnose zwingend erforderlich.
Bei einer festgestellten Lactoseintoleranz
kann es bespielsweise manchmal ausreichen,
Lebensmittel mit hohem Lactosegehalt zu
vermeiden. Das funktioniert aber nicht
bei allen Betroffenen. Dann kann man mit
der FODMAP-Diät gute Erfolge erzielen.
Davon profitieren Menschen, die beispielsweise unter mehreren Intoleranzen leiden
oder einfach nur empfindlicher reagieren,
zumal der Darm durch die bestehenden Unverträglichkeiten vorbelastet ist. Die untenstehende Tabelle zeigt einige Lebensmittel,
die möglichst nicht verzehrt werden sollten.
Dennoch gilt es, individuell zu entscheiden,
was vertragen wird und was nicht. Wer etwa
bei bestehender Lactoseintoleranz Ziegenoder Schafskäse im Salat gut verträgt, sollte
keineswegs darauf verzichten. Wer unter
einer Fructoseintoleranz leidet, muss nicht
zwingend auf Milchprodukte verzichten.
Zunächst sollte der Patient sich mit den
FODMAP-reichen und -armen Lebensmitteln vertraut machen. Dann werden
nur FODMAP-arme Lebensmittel verzehrt
und nach und nach individuell ausgetestet,
welches FODMAP-reiche Lebensmittel
Beschwerden auslöst. Eine Liste der FODMAP-armen Lebensmittel finden Sie unter
http://www.apotheke-aktuell.
com/pta/professionell-beraten/
news/artikel/wenn-der-darmprobleme-macht/
Zuviel Fructose
Lactose
Fructane
Polyole
Früchte
Milchprodukte
Gemüsesorten
Früchte
Äpfel
Mango
Nashi-­Birnen
Birnen
Früchte in Dosen
Wassermelonen
Kuhmilch
Ziegenmilch
Schafsmilch
Vanillesaucen auf Milchbasis
Artischocken
Rote Beete
Broccoli
Rosenkohl
Kohl
Aubergine
Dill
Knoblauch
Lauch/Porree
Schalotten
Frühlingszwiebeln
Apfel
Aprikosen
Brombeeren
Kirschen
Litschi
Nashi-Birnen
Nektarinen
Pfirsich
Pflaumen
Wassermelonen
Birnen
Backpflaumen
Süßungsmittel
Käse
Cerealien
Gemüse
Fructose
Maissirup mit hohem
Fructosegehalt
Weiche, unreife Käsesorten
Hüttenkäse
Mascarpone
Ricottakäse
Weizen
Roggen in grossen Mengen
Cracker
Plätzchen
Couscous
Nudelgerichte (Weizen)
Blumenkohl
Paprika
Pilze
Mais
Hoher Fructosegehalt
Früchte
Süssungsmittel
Große Fruchtportionen
getrocknete Früchte
Fruchtsäfte
Apfelmus
Kaki-Frucht
Datteln
Wassermelonen
Sorbitol
Mannitol
Isomaltose
Maltiol
Xylitol
Honig
Maissirup
Fruchtzucker (pur)
Chikorée
Löwenzahn
Inulin
Pistzienkerne
Die Tabelle zeigt eine Übersicht FODMAP-reicher Lebensmittel. Wer diese Mittel meidet, kann u.U. seine Beschwerden lindern. Eine tolle
Ergänzung zur medikamentösen Therapie, falls diese nötig ist. Quelle: Prof. Dr. Andreas de Weerth, Hamburg
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iStock / karandaev / Thinkstock
Nahrungsmittel, die reich an fermentierbaren Oligo-, Di- und Monosacchariden sowie
Polyolen sind, können bei manchen Menschen Magen-Darm-Probleme auslösen.
Blähungen, Bauchkrämpfe, Durchfall oder
Verstopfung sind Beispiele dafür. Eine Umstellung der Ernährung kann die Symptome
deutlich zurückdrängen. Von
der FODMAP-Diät können
Menschen mit Reizdarmsyndrom, Fructosemalabsorption,
Fructoseintoleranz, Sorbitintoleranz, Lactoseintoleranz
oder sonstigen unspezifischen
Magen-Darm-Beschwerden
profitieren. Bevor die Betroffenen allerdings mit der
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