Analysis II Carsten Schütt SS 2015 1. Konvergiert die Folge (10n)! nn ? n∈N 2. Es sei f : (a, b) → R in zweimal stetig differenzierbar und x0 ∈ (a, b). Dann gilt f (x0 + h) + f (x0 − h) − 2f (x0 ) = f 00 (x0 ). h→0 h2 lim (Hinweis: Benutzen Sie den Satz von Taylor.) 3. (Bernoulli Ungleichung) (i) Für alle r mit r ≥ 1 und alle x mit −1 ≤ x gilt 1 + rx ≤ (1 + x)r (ii) Für alle r mit 0 < r < 1 und alle x ≥ −1 gilt (1 + x)r ≤ 1 + rx Zeigen Sie dies mit Hilfe der Ableitungen der Funktionen. 4. Berechnen Sie die folgenden Grenzwerte mit Hilfe der Formel von L’Hôpital. (i) Es seien 0 < b < a. eax − ebx lim ex x→0 a − bex (ii) e2x − 1 lim x→0 x (iii) 1 lim (e3x − 5x) x x→0 1 Seit man begonnen hat, die einfachsten Behauptungen zu beweisen, erwiesen sich viele von ihnen als falsch. Bertrand Russel Abgabe: Donnerstag, 23.4.2015, um 14:00 2 Analysis II Carsten Schütt SS 2015 5. Es seien y > 0 und x ∈ R. Dann gibt es eindeutige Zahlen k ∈ Z und r ∈ R mit 0 ≤ r < y und x = k · y + r. Wir definieren hxiy = x mod y = r. Es sei y eine irrationale Zahl mit 0 < y < 1. Was ist die Menge der Häufungswerte der Folge {hnyi1 }n∈N ? Existieren Limes Inferior und Limes Superior dieser Folge? Wenn ja, bestimmen Sie Limes Inferior und Limes Superior. (Hinweis: Zeigen Sie, dass zu jedem > 0 ein n ∈ N mit 0 < hnyi1 < existiert. Um dies zu zeigen, beweisen Sie, dass zu jedem n ∈ N ein ` ∈ N mit h`nyi1 ≤ 1 hnyi1 2 existiert.) 6. (i) Betrachten Sie die Folge {sin n}n∈N . Welche Zahlen sind die Häufungswerte dieser Folge? Besitzt diese Folge Limes Inferior und Limes Superior? Wenn ja, welche Zahlen sind Limes Inferior und Limes Superior? (ii) Betrachten Sie die Folge {cos n}n∈N . Welche Zahlen sind die Häufungswerte dieser Folge? Besitzt diese Folge Limes Inferior und Limes Superior? Wenn ja, welche Zahlen sind Limes Inferior und Limes Superior? (iii) Betrachten Sie die Folge {tan n}n∈N . Welche Zahlen sind die Häufungswerte dieser Folge? Besitzt diese Folge Limes Inferior und Limes Superior? Wenn ja, welche Zahlen sind Limes Inferior und Limes Superior? (Hinweis: Verwenden Sie Aufgabe 5.) 7. Es sei (M, d) ein metrischer Raum. Zeigen Sie: (i) Der Durchschnitt endlich vieler offener Mengen ist offen. (ii) Die Vereinigung endlich vieler abgeschlossener Mengen ist abgeschlossen. 8. Es sei (M, d) ein metrischer Raum. Dann gibt es zu allen Punkten x, y ∈ M mit x 6= y zwei Umgebungen U (x) und U (y) mit U (x) ∩ U (y) = ∅. 3 Wahrlich es ist nicht das Wissen, sondern das Lernen, nicht das Besitzen sondern das Erwerben, nicht das Da-Seyn, sondern das Hinkommen, was den größten Genuss gewährt. Brief von Gauß an Bolayi, Göttingen 2.9.1808 In: Paul Stäckel, Briefwechsel zwischen Carl Friedrich Gauss und Wolfgang Bolayi, B.G. Teubner, Leipzig 1899, S. 94. Abgabe: Donnerstag, 30.4.2015, um 14:00 4 Analysis II Carsten Schütt SS 2015 9. Die reellen Zahlen R seien mit der diskreten Metrik ausgestattet. Welches sind die offenen Mengen, abgeschlossenen Mengen und kompakten Mengen? Welches sind die konvergenten Folgen? 10. Es sei (M, d) ein metrischer Raum. (i) Der Grenzwert einer konvergenten Folge in M ist eindeutig. (ii) Eine konvergente Folge in M ist eine Cauchy Folge. (iii) Es sei {xn }n∈N eine Cauchy Folge in M . Die Folge {xn }n∈N besitze eine Teilfolge, die konvergiert. Dann konvergiert auch die Cauchy Folge und sie konvergiert gegen denselben Grenzwert. 11. Es sei K eine total beschränkte Teilmenge eines metrischen Raumes. Dann gibt es zu jedem > 0 ein n ∈ N und x1 , . . . , xn ∈ K mit K⊆ n [ B(xi , ). i=1 12. Die reellen Zahlen R seien mit den Metriken d1 und d2 ausgestattet, die für alle s, t ∈ R durch d1 (s, t) = |s − t| und s t − d2 (s, t) = 1 + |s| 1 + |t| definiert sind. Zeigen Sie, dass d2 eine Metrik ist. Zeigen Sie, dass die offenen Mengen in (R, d1 ) und (R, d2 ) dieselben sind. Zeigen Sie weiter, dass (R, d2 ) nicht vollständig ist. 5 Ob ich die Mathematik auf ein Paar Dreckklumpen anwende, die wir Planeten nennen, oder auf rein arithmetische Probleme, es bleibt sich gleich, die letztern haben nur noch einen höhern Reiz für mich. Carl Friedrich Gauß In: Wolfgang Sartorius von Waltershausen, Gauss zum Gedächtnis, Leipzig 1856, S. 101. Die 2-Fach-Bachelor Studenten brauchen die Aufgabe 12 nicht zu bearbeiten. Abgabe: Donnerstag, 7.5.2015, um 14:00 6 Analysis II Carsten Schütt SS 2015 13. Es seien (X, dX ) und (Y, dY ) zwei metrische Räume. Zeigen Sie, dass eine Funktion f : X → Y genau dann in einem Punkt x0 ∈ X stetig ist, falls für alle Folgen {xn }n∈N mit limn→∞ xn = x0 lim f (xn ) = f (x0 ) n→∞ gilt. 14. (i) Es sei (X, d) ein metrischer Raum und x0 ∈ X. Es seien f, g : X → R Funktionen, die in x0 stetig sind. Zeigen Sie, dass dann auch f + g und f · g in x0 stetig sind. (ii) Es seien (X, dX ), (Y, dY ) und (Z, dZ ) metrische Räume. Die Funktion f : X → Y sei in x0 stetig und g : Y → Z sei in f (x0 ) stetig. Zeigen Sie, dass dann g ◦ f in x0 stetig ist. 15. Zeigen Sie, dass die Reihe ∞ X n=1 x2 (1 + x2 )n punktweise konvergiert auf R und für alle a > 0 auf den Intervallen (−∞, −a] und [a, ∞) gleichmäßig. Die Reihe konvergiert nicht gleichmäßig auf R. 16. Es seien für alle n ∈ N die Funktionen fn : R → R durch fn (x) = cos(n·x) n definiert. (i) Konvergiert die Folge {fn }n∈N punktweise oder gleichmäßig? Falls sie konvergiert, gegen welche Grenzfunktion konvergiert sie? (ii) Existieren für alle n ∈ N die Ableitungen fn0 ? Falls die Ableitungen existieren, konvergiert die Folge {fn0 }n∈N punktweise oder gleichmäßig? Falls die Folge konvergiert, welches ist die Grenzfunktion? 7 Zu Eulers Zeiten war die Beweisführung noch nicht durchformalisiert. So hat Euler bewiesen ∞ X 1 Y 1 = , n p∈P 1 − p1 n=1 wobei das Produkt über alle Primzahlen P genommen wird. Man fragt sich, was diese Gleichung bedeuten soll, da auf beiden Seiten ∞ steht. Dies wurde später von Kronecker geklärt, der zeigte, dass für alle s > 1 gilt ∞ X Y 1 1 . = ns p∈P 1 − p1s n=1 Nun stehen auf beiden Seiten der Gleichung endliche Zahlen. Abgabe: Freitag, 15.5.2015, um 10:00 8 Analysis II Carsten Schütt SS 2015 17. Es sei (X, d) ein metrischer Raum. Dann bezeichnen wir die Menge der Cauchy Folgen in (X, d) mit CFX = {x = {x(n)}n∈N |{x(n)}n∈N ist Cauchy Folge in X}. Wir führen auf CFX eine Äquivalenzrelation ein. Wir sagen, dass {x(n)}n∈N ∼ {y(n)}n∈N gilt, falls lim d(x(n), y(n)) = 0. n→∞ Die Menge aller Äquivalenzklassen von CFX bezüglich der Äquivalenzrelation ∼ bezeichnen wir mit CF X . Wir definieren die Metrik dCF : CF X × CF X → [0, ∞) durch dCF ([{x(n)}n∈N ], [{y(n)}n∈N ]) = lim d(x(n), y(n)). n→∞ (i) Zeigen Sie, dass die Relation ∼ auf CFX eine Äquivalenzrelation ist. (ii) Zeigen Sie, dass dCF wohldefiniert ist und auf CF X eine Metrik ist. 18. (i) Der Rn sei mit der Euklidischen Norm ausgestattet und r ≥ 0. Die abgeschlossene Kugel B2n (0, r) mit Radius r und ihr Rand ∂B2n (0, r) sind kompakt. (ii) Eine Teilmenge des Rn mit der Euklidischen Norm ist genau dann beschränkt, wenn sie total beschränkt ist. (iii) Zeigen Sie, dass die offenen, abgeschlossenen und kompakten Mengen des Rn für alle Normen gleich sind. 19. Beweisen oder widerlegen Sie: Die Funktion f : [0, 1] → R mit f (x) = x2 ist Riemann-integrierbar. Verwenden Sie hierbei nur die Definition der RiemannIntegrierbarkeit. Stefan Banach wurde am 30. März 1892 in Krakau geboren, er starb am 31. August 1945 in Lemberg. Er war einer der wichtigsten Mathematiker des 20. Jahrhunderts. Er bestimmte die Entwicklung der Funktionalanalysis. Er traf sich mit Kollegen im Schottischen Café in Lemberg, wo sie gemeinsam arbeiteten. Wichtige Sätze der Funktionalanalysis wie der Satz von Hahn-Banach und der Satz von BanachSteinhaus gehen auf ihn zurück. Besonders bemerkenswert ist das Paradoxon von 9 Banach-Tarski: Man kann die Euklidische Kugel mit Radius 1 in endlich viele Teile zerlegen, die man wiederum zu zwei Kugeln mit Radius 1 zusammensetzen kann. Man kann also mühelos ein Volumen verdoppeln! Abgabe: Donnerstag, 21.5.2015, um 14:00 10 Analysis II Carsten Schütt SS 2015 20. Es seien a, b, c, d ∈ R mit a 6= 0 und z ∈ C. Die Funktion f : C → C mit f (z) = az 3 + bz 2 + cz + d (1) ist ein Polynom 3. Grades. Die Diskriminante des Polynoms f ist ∆ = 18abcd − 4b3 d + b2 c2 − 4ac3 − 27a2 d2 . b (i) Zeigen Sie, dass die Division durch a und die Substitution z = w− 3a das Polynom f in das Polynom w3 + pw + q (2) überführt, wobei c b2 p= − 2 a 3a 2 q= 27 3 b 1 bc d + . − a 3 a2 a (ii) Zeigen Sie, dass für die Diskriminanten ∆z und ∆w der Polynome (1) und (2) die Gleichung ∆z = a4 ∆w gilt. 21. Es seien a, b, c, d ∈ R mit a 6= 0 und z ∈ C. Die Funktion f : C → C mit f (z) = az 3 + bz 2 + cz + d (3) ist ein Polynom dritten Grades mit z als Variablen. ∆z bezeichnet die Diskriminante des Polynoms (3). Zeigen Sie: (i) Falls ∆z > 0, dann besitzt das Polynom drei verschiedene, reelle Nullstellen. (ii) Falls ∆z = 0, dann sind alle Nullstellen reell. Falls ∆z = 0 und b2 − 3ac = 0, dann gibt es eine dreifache, reelle Nullstelle z1 = z2 = z3 = − b . 3a Falls ∆z = 0 und b2 − 3ac 6= 0, dann gibt es eine einfache, reelle Nullstelle und eine zweifache, reelle Nullstelle z1 = z2 = 9ad − bc 2(b2 − 3ac) z3 = 4abc − 9a2 d − b3 . a(b2 − 3ac) (Benutzen Sie Aufgabe 20. Überlegen Sie sich, dass das Polynom genau dann drei verschiedene, reelle Nullstellen besitzt, wenn die Werte des Polynoms in den kritischen Punkten verschiedene Vorzeichen haben.) 11 22. Ist die Funktion f : [−1, 1] → R mit 0 −1 ≤ x ≤ 0 f (x) = 1 0<x≤1 Riemann-integrierbar? Beweisen oder widerlegen Sie dies. Verwenden Sie nur die Definition der Integrierbarkeit. 23. Es seien f, g : [a, b] → R integrierbare Funktionen und c ∈ R. Beweisen Sie: (i) f + g ist integrierbar und Z b Z b f + gdx = a Z f dx + a b gdx a (ii) f g ist integrierbar. (iii) cf ist integrierbar und Z b Z cf dx = c a b f dx a Gerolamo Cardano wurde am 24. September 1501 in Pavia geboren und er starb am 21 September 1576 in Rom. Er war Arzt, Philosoph und Mathematiker. Er erhielt Angebote von Papst Paul III., von König Christian III. von Dänemark und vom schottischen Erzbischof John Hamilton für die Stellung eines Leibarztes. Er lehnte die Angebote ab. Er gilt als einer der letzten Universalgelehrten der Renaissance. Die Kardanwelle ist nach ihm benannt, weil er 1548 eine solche Welle für eine Kutsche von Kaiser Karl V. entwarf. Cardano hat auf dem Gebiet der Wahrscheinlichkeitsrechnung und Kombinatorik gearbeitet. Der Mathematiker Tartaglia kannte die Lösung von kubischen Gleichungen ohne den quadratischen Term. Cardano überredete Tartaglia, ihm die Lösung zu verraten. Er musste aber schwören, dass er niemandem die Lösung verraten werde. Später erfuhr er, dass del Ferro die Lösung bereits kannte und er veröffentlichte die Lösung in seinem Buch Ars magna sive de regulis algebraicis. Tartaglia bezichtete ihn daraufhin des Meineids. Abgabe: Donnerstag, 4.6.2015, um 14:00 12 Analysis II Carsten Schütt SS 2015 24. Es sei f : [a, b] → R integrierbar und c ∈ [a, b]. Zeigen Sie, dass Z b Z c Z b f (x)dx. f (x)dx + f (x)dx = a c a 25. Falls eine Funktion f : I → R eine Stammfunktion besitzt, so bezeichnen wir die Menge {F | F ist Stammfunktion von f } mit Z f (x)dx und nennen dies das unbestimmte Integral von f . Berechnen Sie die unbestimmten Integrale: Z Z Z ln x x2 x 2 x (i) xe dx (ii) (e + x) (e + 1)dx (iii) dx x Z Z Z √ √ 1 2 √ (iv) (vi) x x + 1dx dx (v) 2x x + 9dx 3x + 5 Z Z Z 1 2 (viii) x(ln x) dx (ix) x3 ex dx (vii) 1 dx 3 1+x (Hinweis: Begründen Sie bei (i) und (viii) genau alle Ihre Schritte. Bei den übrigen Integralen führen Sie nur die Rechnungen mit den notwendigen Hinweisen durch.) 26. Es sei f : [a, b] → R eine Riemann integrierbare Funktion und g : [a, b] → R eine Funktion, die in allen mit Ausnahme von endlich vielen Punkten gleich der Funktion f ist. Zeigen Sie, dass g Riemann integrierbar ist und das Integral von g gleich dem von f ist. 27. (i) Berechnen Sie den Flächeninhalt, der von den beiden Funktionen f (x) = x und g(x) = 6 − x2 eingeschlossen wird. (ii) Berechnen Sie den Flächeninhalt, der von den beiden Funktionen f (x) = x2 und g(x) = 12 − 2x2 eingeschlossen wird. Aus der Autobiografie von Girolamo Cardano: 13 Nachdem, wie man mir erzählt, vergebens Abtreibungsmittel angewandt worden waren, kam ich zur Welt im Jahre 1501,am 24. September...... Meine Gestalt ist mittelgroß. Meine Füße sind klein, vorn an den Zehen breit und haben einen etwas hochgewölbten Rücken, sodass ich mir nur mit Mühe passende Schuhe finde..... Meine Brust ist etwas eng. Die Arme sind viel zu dünn, die rechte Hand zu plump und ihre Finger unförmig,..... Ich hatte die Gepflogenheit - worüber manche Leute sich wunderten -, dass ich, sobald ich keine Schmerzen hatte, mir solche selbst zu bereiten suchte,...... Von Natur fürchte ich erhöhte Orte, und seien sie auch noch so breit, desgleichen solche Plätze, wo mir ein wütender Hund begegnen könnte.... Ich pflege zehn Stunden im Bett zuzubringen, und von diesen ....acht....zu schlafen Die 2-Fach-Bachelor Studenten brauchen die Aufgabe 26 nicht zu bearbeiten. Abgabe: Donnerstag, 11.6.2015, um 14:00 14 Analysis II Carsten Schütt SS 2015 28. Berechnen Sie die folgenden Integrale mittels Substitution oder partieller Integration. Z 2 Z 6 √ Z 5 x 5 2 3 (i) (2x+1) dx (ii) x x + 9dx (iii) dx 2 2 1 3 3 (30 − x ) √ Z 8 Z 4 √ (1 + x)4 √ dx (v) t 1 + tdt (iv) x 1 0 29. Berechnen Sie das unbestimmte Integral Z Zr 1+x dx (ii) sin2 xdx (i) 1−x Z Z 4 (iv) sin xdx (v) cos3 x Z (iii) Z (vi) cos2 xdx cos3 x sin2 xdx 30. (i) Zeigen Sie, dass die Funktion f : [0, ∞) → R mit f (x) = sinx x uneigentlich Riemann integrierbar ist. Hinweis: Zeigen Sie, dass es eine Konstante c > 0 gibt, so dass für alle n ∈ N (2n+2)π Z 2nπ sin x c dx ≤ 2 x n gilt. (ii) Zeigen Sie, dass die Funktion f : [0, ∞) → R mit f (x) = | sinx x| nicht uneigentlich Riemann integrierbar ist. Hinweis: Zeigen Sie, dass es eine Konstante c > 0 gibt, so dass für alle n ∈ N Z (2n+1)π 2nπ c sin x dx ≥ x n gilt. 31. Gibt es eine Folge fn : [0, 1] → R, n ∈ N, von Riemann integrierbaren Funktionen, die punktweise gegen eine beschränkte, nicht Riemann integrierbare Funktion konvergiert? 15 1996 reichte der Physiker Alan Sokal bei der sehr angesehenen, sozialwissenschaftlichen Zeitschrift Social Text seine Arbeit Transgressing the Boundaries: Towards a Transformative Hermeneutics of Quantum Gravity ein. Die Arbeit ist eine unerträgliche Ansammlung von Fakten und Zitaten, die zu absurden Schlüssen kommt. So wird behauptet, dass die Zahl π keine Konstante ist. Die Arbeit wurde angenommen. Alan Sokals Ziel war es, damit nachzuweisen, dass die wissenschaftlichen Standards dieses Gebietes niedrig sind. Abgabe: Donnerstag, 18.6.2015, um 14:00 16 Analysis II Carsten Schütt SS 2015 32. Es sei f : R2 → R durch ( f (x, y) = 0 x2 y x2 +y 2 x=y=0 sonst gegeben. Wo ist f stetig und wo differenzierbar? In welchen Punkten existieren alle Richtungsableitungen? In welchen Punkten existieren alle partiellen Ableitungen? 33. Es sei U eine offene Teilmenge des Rn , x0 ∈ U und f, g : U → R seien differenzierbar in x0 . (i) Zeigen Sie, dass f + g in x0 differenzierbar ist. Was ist das Differential von f + g in x0 ? (ii) Zeigen Sie, dass f · g in x0 differenzierbar ist. Was ist das Differential von f · g in x0 ? 34. (i) Es sei f : R × R × (R \ {0}) → R durch x · y f (x, y, z) = sin z Wo ist f differenzierbar? Berechnen Sie die Ableitung von f in den Punkten, in denen f differenzierbar ist, und berechnen Sie ∂f (1, 2, 3). ∂z (ii) Es sei f : R3 \ {(0, 0, 0)} → R durch 1 f (x, y, z) = p x2 + y 2 + z 2 definiert. Wo ist f differenzierbar? Berechnen Sie die Ableitung von f in den Punkten, in denen f differenzierbar ist. 35. Es sei f : R2 → R durch ( f (x, y) = 0 y3 x2 +y 2 x=y=0 sonst Wo ist f stetig und wo differenzierbar? In welchen Punkten existieren alle Richtungsableitungen? In welchen Punkten existieren alle partiellen Ableitungen? Abgabe: Donnerstag, 25.6.2015, um 14:00 17 Analysis II Carsten Schütt SS 2015 36. (i) Es sei f : Rn → R durch v uX u n f (x) = kxk2 = t |xj |2 j=1 gegeben. Wo ist f differenzierbar? (ii) Es sei g : Rn → R durch g(x) = kxk1 = n X |xj | j=1 gegeben. Wo ist g differenzierbar? 37. (i) Es seien f : R2 → R und g : R → R2 durch f (x, y) = x2 y g(t) = (t2 , t3 ) gegeben. Berechnen Sie für alle t0 ∈ R d(f ◦ g) (t0 ) dt und dg df (g(t0 )) ◦ (t0 ) d(x, y) dt (ii) Es seien f : R2 → R und g : R × {R \ {0}} → R2 durch u f (x, y) = ex·y g(u, v) = 2u + v, v gegeben. Berechnen Sie für alle (u0 , v0 ) ∈ R × {R \ {0}} d(f ◦ g) (u0 , v0 ) d(u, v) und df dg (g(u0 , v0 )) ◦ (u0 , v0 ) d(x, y) d(u, v) 38. Es sei f : R3 → R3 durch r cos φ1 f (r, φ1 , φ2 ) = r sin φ1 cos φ2 r sin φ1 sin φ2 18 gegeben. Berechnen Sie die Funktionalmatrix von f und entscheiden Sie, in welchen Punkten die Funktionalmatrix invertierbar ist. (Hinweis: Berechnen Sie die Determinante der Funktionalmatrix.) Felix Hausdorff wurde am 8. November 1868 in Breslau geboren. Er arbeitete auf den Gebieten der Topologie, Mengenlehre, Maßtheorie und Funktionalanalysis. Er lehrte in Leipzig, Greifswald und Bonn. Unter dem Pseudonym Paul Mongré veröffentlichte er ein Gedichtband, ein Theaterstück und literarische Schriften. Mitte 1941 wurden die Bonner Juden nach Bonn-Endenich deportiert. Wie aus Hausdorffs Abschiedsbrief hervorgeht, glaubte er nicht, dass sie in Bonn-Endenich würden bleiben können. Hausdorff, seine Frau und deren Schwester begingen gemeinsam mit Veronal Selbstmord. Hier ein Auszug aus dem Abschiedsbrief von Hausdorff: Lieber Freund Wollstein! Wenn Sie diese Zeilen erhalten, haben wir drei das Problem auf andere Weise gelöst - auf die Weise, von der Sie uns beständig abzubringen versucht haben. Das Gefühl der Geborgenheit, das Sie uns vorausgesagt haben, wenn wir erst einmal die Schwierigkeiten des Umzugs überwunden hätten, will sich durchaus nicht einstellen, im Gegenteil: Auch Endenich Ist noch vielleicht das Ende nich! Was in den letzten Monaten gegen die Juden geschehen ist, erweckt begründete Angst, dass man uns einen für uns erträglichen Zustand nicht mehr erleben lassen wird. .. . Verzeihen Sie, dass wir Ihnen über den Tod hinaus noch Mühe verursachen; ich bin überzeugt, dass Sie tun, was Sie tun können (und was vielleicht nicht sehr viel ist). Verzeihen Sie uns auch unsere Desertion! Wir wünschen Ihnen und allen unseren Freunden, noch bessere Zeiten zu erleben. Ihr treu ergebener Felix Hausdorff Abgabe: Donnerstag, 2.7.2015, um 14:00 19 Hinweise für die Bearbeitung der Analysis II Klausuren July 7, 2015 1 Äußere Form Im Gegensatz zur Übung wird bei den Klausuraufgaben nicht verlangt, dass der Aufgabentext in die Form Voraussetzung: ..., Behauptung: ..., Beweis: ... gebracht wird. Man kann also immer gleich mit der Bearbeitung der Aufgabe anfangen. Grundsätzlich darf man völlig frei alle Sätze und Aussagen aus Vorlesung und Übung verwenden, sofern der Aufgabentext nicht explizit etwas anderes verlangt, wie zum Beispiel: Rechnen Sie die Integrierbarkeit folgender Funktion nur anhand der Definition nach.Wenn die Klausuraufgabe gerade darin besteht, eine Übungsaufgabe oder einen Satz aus der Vorlesung noch einmal zu zeigen, ist die schlichte Feststellung Das ist nach Übung/Vorlesung wahr.selbstverständlich nicht ausreichend. 2 Nachrechnen von Stetigkeit/Differenzierbarkeit Wenn Stetigkeit oder (1-mal, 2-mal, usw. stetige) Differenzierbarkeit von Funktionen f : [a, b] → R benötigt wird, muss dies nicht weiter nachgerechnnet werden, wenn f durch Linearkombination, Produkt- und Quotientenbildung sowie Hintereinanderausführung folgender elementarer Funktionen dargestellt werden kann: Polynome; xα für α ∈ R>0 ; Exponentialfunktionen sowie Logarithmusfunktionen; die trigonemetrischen Funktionen zusammen mit ihren Umkehrfunktionen; die hyperbolischen Funktionen zusammen mit ihren Umkehrfunktionen Da die Definition der Richtungsableitung (oder spezieller partielle Ableitung) anhand der 1-dim. Differezierbarkeit definiert wird, braucht es für die Existenz der Richtungsableitungen ebenfalls keine weitere Begründung, wenn die Funktion wie oben beschrieben zusammengesetzt ist. In folgender Aufgabe reicht es also, nur die Stetigkeit zu erwhnen: Aufgabe: 2 Zeigen Sie, dass f : [1, 9] → R, f (x) = π cosh(3x +4x+1) Riemann-integrierbar ist. Beweis: f ist stetig und somit nach Vorlesung Riemann-integrierbar. 2 Bei folgendem Beispiel muss indes die Stetigkeit noch gezeigt werden: Aufgabe: Zeigen 20 Sie, dass f : [−1, 1] → R, ( f (x) = sin(x) , x falls x 6= 0 1, falls x = 0 Riemann-integrierbar ist. Beweis: Nach Vorlesung ist f Riemann-integrierbar, wenn f stetig ist. f ist wegen ... existiert stetig, weil f |(0,1] und f |[−1,0) stetig ist und der Grenzwert lim sin(x) x→0 x und gleich 1 ist und somit f in 0 folgenstetig ist. 2 Falls ein Sachverhalt aus der Vorlesung/Übung bekannt ist, darf er natürlich gerne verwendet werden, man muss es aber dazuschreiben: Beweis: Nach Vorlesung ist f Riemann-integrierbar, wenn f stetig ist. f ist nach einem Beispiel aus der Vorlesung stetig. Für Funktionen auf hherdimensionalen Gebieten muss stets ein Argument für Stetigkeit und totale Differenzierbarkeit folgen. 3 Bearbeitung von Integralaufgaben Bei Aufgaben zur Integralberechnung ist zweischrittig zu verfahren: 3.1 Existenz des Integrals Zunächst wird (möglichst kurz) begründet, warum das Integral existiert, also zum Beispiel R2 Das Integral x2 dx existiert, weil... 0 der Integrand stetig ist oder weil der Integrand monoton steigend ist oder weil der Integrand beschränkt ist und wir zu jedem ε > 0 Partitionen wie folgt haben, sodass ... oder was immer sonst noch in den Kontext passt ... 3.2 Berechnung des Integrals Rb Rb Rb Elementare Integralumformungen wie a αf (x) + g(x)dx = α a f (x)dx + a g(x)dx, müssen nicht weiter dokumentiert werden. Substitution und partielle Integration müssen immer dokumentiert sein. Ausreichend ist folgende Art und Weise: Zur Substitution: Z3 1 exp(−x )xdx = − 2 2 Z3 exp(−x2 )(−2x)dx 2 2 2 Subst. mit y = −x und dy = −2xdx Z−9 ... = exp(y)dy = ... −4 21 Die Substitutionsfunktion ist stets zusammen mit ihrer Ableitung anzugeben. Ein Aufschrieb wie in dem Beispiel ist ausreichend. Weitere Argumente, warum die so durchgeführte Substitution korrekt ist, werden für die Bearbeitung nicht gefordert Zur partiellen Integration: Z4 cos(x)x2 dx 0 p.I. mit u = sin(x), u0 = cos(x) und v = x2 , v 0 = 2x ... = [sin(x)x2 ]40 − 2 Z4 sin(x)xdx 0 Mit u0 und v sind für eine vollständige Bearbeitung auch u und v 0 angeben. Ein Aufschrieb wie in dem Beispiel ist ausreichend. Weitere Argumente, warum die so durchgeführte partielle Integration korrekt ist, werden für die Bearbeitung nicht gefordert. 3.3 Angabe von Endergebnissen Bitte keine gerundeten Endergebnisse! Ansonsten gilt wie immer bei konkreten Berechnungen: Ergebnis so weit vereinfachen wie möglich, also zum Beispiel: Brüche weitesgehend kürzen, Funktionswerte wie sin(0), cos( π4 ), ln(e1/4 ) weiter auswerten, Wurzeln aus Quadratzahlen ziehen, ... 22