Handelszeitung | Nr. 13 | 31. März– 6. April 2010 www.handelszeitung.ch Special Applikationen Damit der Mode-Trend «Apps» für Unternehmen nicht zum Werbe-Flop wird. Seite 54 | 49 Marketing INHALT So wird man zum visionären Marketer Abgesehen von der Konsumgüterindustrie ­betreiben die meisten globalen und lokalen Unternehmen ein ziemlich schlechtes EigenMarketing. Um hier den Hebel richtig anzu­ setzen, bedarf es einer Transformation hin zum Selbst-Vermarkter. Dieser Shift kann in fünf Schritten vollzogen werden. Seite 53 Wie man mit dem richtigen Preis wirbt Zum strategischen Marketing-Mix gehören die vier P: Product, Price, Promotion sowie Place. Doch in vielen Konzernen und KMU bleibt ei­ ner dieser entscheidenden Faktoren oft unbe­ achtet: Der Preis. Zu Unrecht, wie ein Blick auf eine simple Gleichung zeigt: Gewinn = Menge x Preis – Kosten. Einige Beispiele zeigen, dass es eigentlich ein Kinderspiel ist. Seite 56 zvg Was SBB und Post im Schilde führen Noch kennen zu wenig Schweizer die Freizeit­ angebote der SBB. Um dies zu ändern, schickt die Bahn drei ältere Herren als Trendsetter auf Zugreisen. Und die Post wirbt für zusätzliche Dienstleistungen über die Briefträgerfunktion hinaus. Mit ihrem Direct Marketing soll etwa der schrumpfende Rechnungsversand wieder angekurbelt werden. Seiten 58 und 59 Weshalb nicht nur Geiz geil sein kann VERANTWORTLICH FÜR DIESEN SPECIAL: Norman C. Bandi O-TON «Marketing erfasst den Wesenszweck eines Unternehmens, sprich seine Raison d’être» Kamran Kashani Professor für Marketing & Global Strategy, IMD, Lausanne françois gribi Seite 51 fotolia Die Case Studies von Media-Saturn, IWC, Do­ senbach-Ochsner und Manor demonstrieren die Vielfalt der Werbemöglichkeiten national und international. Während Media-Saturn und Dosenbach-Ochsner ihre günstigen ­Preise betonen, positioniert sich Manor etwas höher und IWC ganz oben. Seiten 60 bis 63 Farben mischen: Alle Unternehmen sprechen vom Marketing-Mix, doch zur strategischen Aufgabe der Geschäftsführung gehört mehr als nur Lippenbekenntnisse. Scharnier zur Kundschaft Strategic Marketing in Action Kamran Kashani, Professor für Marketing am IMD, warnt, nur davon zu reden. Vielmehr muss Strategic Marketing in jedem Betrieb im Berufsalltag gelebt werden – daher «in Action». Norman C. Bandi «Strategisches Marketing ist ­eine Philosophie der Unter­ nehmensführung, die Kunden­ orientierung lebt – und nicht nur davon redet», erklärt Kam­ ran Kashani, Professor für Mar­ keting & Global Strategy und Programmdirektor des Kurses Strategic Marketing in Action am IMD in Lausanne. Die Auf­ gabe des strategischen Marke­ tings im Alltag bestehe darin, Bedürfnisse, Absichten und Wünsche der Kunden umfas­ send zu erkennen und in den Betrieb einzubringen. Doch ist Marketing nicht a­ utomatisch zukunftsgerichtet, sprich strategisch? «Nein», sagt Kashani, «da besteht viel Ver­ wirrung um den Begriff Marke­ ting. Ein CEO ist für mich der Dirigent der strategischen Pro­ zesse. Viele zählen dazu nur Fi­ nanzen, Produktion, Dienst­leis­ tungserbringung, IT oder Per­ sonalwesen.» Häufig werde der Markt ganz vergessen oder ein­ zig über eine untergeordnete Marketing-Abteilung einbezo­ gen. «Mit einer solchen Organi­ sation sind wir aber nicht dort direkt dabei, wo über die lang­ fristige Entwicklung des Unter­ nehmens entschieden wird, bei den Kunden und am Markt.» In diesem Kontext fragt sich Kashani, warum es in der Mehr­ heit der Betriebe keine Chief Marketing Officers gibt? «Dabei ist Marketing das Scharnier zur Kundschaft: Es bringt Infor­ mationen über unseren Markt und die Kunden, erkennt Ideen für neue Produkte, erforscht Chancen und Risiken. Gutes Marketing bringt die äussere Realität, das Wissen um Märkte und Kundschaft, ins Innere des Unternehmens. Deshalb ge­ hört es zu den strategischen Aufgaben jedes Chefs.» Dies gehe aber nur, wenn das Strategic Marketing sich «in Action» befinde. «Mir geht es dabei nicht um Aktivität oder Betriebsamkeit.» Vielmehr wei­ se «in Action» darauf hin, «dass strategisches Marketing eine ständige Aufgabe ist und wirk­ lich im Alltag gelebt werden muss. Viel zu viele reden bloss davon. Es muss aber gemacht werden, darum eben Strategic Marketing in Action.» Kashani fordert von den Fir­ men, dass die Marketing-Leute eine gleichberechtigte Stimme bei strategischen Entscheiden bekommen müssen. «Welchen Markt bearbeiten, welche Kun­ dengruppe ansprechen, wie die Leistung erbringen, wie damit Geld verdienen?» Antworten auf diese Kernfragen bringt laut Kashani nur gutes Marketing. «Leider ist Marketing häufig an den Rand geschoben, ver­ kommt zur blossen Kommuni­ kation. Mein Ziel ist es, Marke­ ting von einer taktischen Frage wieder zu einer strategischen Aufgabe zu machen. Sie kann daher auch nicht ausgelagert werden, ganz im Gegensatz zu Werbung oder Verkauf.» Redaktionelle Mitarbeit: Urs Walter