LWL-Klinik Herten Erfahrungsbericht Basale Expositions Therapie • Therapeutische Strategien zur Reduzierung • von suizidalem Verhalten, Medikamentengebrauch • und Zwangsbehandlung • bei Patienten mit einem niedrigen psychosozialen Funktionsniveau • Ramona Lach • [email protected] • www.actbet.no LWL-Klinik Herten Das BET Programm Abteilung für Psychosen und komplexe Krankheiten (SPS) in Blakstad, Vestre Viken HF – Norwegen - entwickelt und implementiert von Didrik Heggdal und seinem Team - seit dem Jahre 2000 - 6 von 13 Betten für BET- Patienten - ca. 6 Monate stationäre Behandlung - kann der 3. Welle der kognitiven Verhaltenstherapie zugeordnet werden LWL-Klinik Herten Rahmenbedingungen • Ort: – Vestre Viken HF Department Blakstad in Asker, Norwegen • Zeitraum: – 01.03 - 29.03.2014 – 4 Tage Hospitation SPS- Station – 1 Tag Übersetzung BET-Manual • Begleitung der Hospitation: • Herr Jan Hammer – Spezialkrankenpfleger für psychische Gesundheit, M.A in psychischer Gesundheitsfürsorge LWL-Klinik Herten Definition Gesundheit • „Gesundheit ist ein Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht allein das Fehlen von Krankheit und Gebrechen.“ (WHO) • Die Definition stellt eine gesundheitspolitische Richtlinie dar • Fachkräfte des Gesundheitswesens sollen Schmerzen, Symptome und Beschwerden reduzieren –vorzugsweise beseitigen – Fürchtet sich die Psychiatrie vor Gefühlen? • Wer ist gesund? LWL-Klinik Herten Für welche Klienten ist die BET geeignet? • Psychosoziales Funktionsniveau (GAF)< 30 trotz Behandlung • Schwerwiegende Achse I Störung oder komplexe Co-morbide Achse I/II Störungen • Ein Spektrum von andauernden Symptomen z.B. Halluzinationen, Wahnvorstellungen, Angst, Zwang und Dissoziation • Häufig vorkommende Suizidalität, selbstverletzendes Verhalten • Langer Behandlungsverlauf geprägt von Resignation bei Patienten und Behandeln • „ Alles versucht, nichts hat geholfen“ LWL-Klinik Herten • • 14 Jahre Beobachtungen & Erfahrungen aus Norwegen Das psychische Gesundheitswesen: – Scheint zu wenig darauf fokussiert zu sein, wie sich Patienten selbst als menschliche Wesen in der Welt wahrnehmen – Legt viel Wert auf die Regulation und Kontrolle von Symptomen und nicht ausreichend Wert auf die Beteiligung von Patienten in ihrem eigenem Behandlungsprozess – Zu wenige zusammenhängende Behandlungsmodelle in denen alle involvierte „die gleiche Sprache“ sprechen Konsequenz – Patienten fühlen sich nicht gesehen und wahrgenommen – Das Gesundheitswesen trägt dazu bei „ Drehtür- Patienten“ zu erschaffen – Es folgt ein hoher Verbrauch von Ressourcen und stationären Behandlungsplätzen – Das erschaffene Klientel stellt eine ethische, fachliche und finanzielle Herausforderung für die Gesellschaft dar LWL-Klinik Herten Grundgedanken der BET • Gesund sind die Menschen, die ihre Gefühle und Emotionen eigenständig regulieren können • Jeder Mensch ist für sein Leben und seine Gesundheit verantwortlich • Das Leben ist manchmal hart und schwer • Du musst Dich akzeptieren wie Du bist • Vermeidungsverhalten ist das pathologische Kernproblem • Der Patient ist derjenige der seine Probleme aufrechterhält und dafür verantwortlich ist • Nur der Patient kann Veränderung durch aktive Entscheidungen herbeiführen LWL-Klinik Herten Existenzielle Katastrophenangst • Ist ein aufdrängendes Gefühl und die Angst davor, in Teile zu zerfallen, sich aufzulösen oder in ewiger Qual und Leere festzusitzen • Die Katastrophenangst ist meist unbekannt und muss deshalb erforscht und identifiziert werden LWL-Klinik Herten Die Problemannahmen der BET • Die Patienten vermeiden ängstliche / unangenehme Erfahrungen und Emotionen – Dieser Zustand wird als Phobie verstanden • Die Patienten leiden unter einer bevorstehenden existenziellen Bedrohung – Sie erleben diese als ein aufdringliches und nicht auszuhaltendes Gefühl – Sie wenden alle möglichen Strategien zur Vermeidung an dazu gehören auch selbstverletzendes Verhalten, dissoziative Zustände, Inaktivität etc. LWL-Klinik Herten Die Lösungen nach BET • BET ist eine fokussierte Vorbereitung und koordinierte Umsetzung der Exposition gegenüber der affektiven Erregung und der bereits gesammelten Erfahrungen mit existenzieller Angst • Die Exposition des „Problems“ wird grundsätzlich während des Angstzustandes durchgeführt • Durch die Wiederholung der Erfahrung „ es passiert nichts“ lernen die Patienten das keine erwartete exitenzielle Katastophe eintritt • Dies motiviert und befähigt die Patienten auf die neuen Bewältigungsstrategien zurückzugreifen LWL-Klinik Herten Die Lösungen nach BET • Das Fachpersonal dient als Ratgeber 1.Es identifiziert Vermeidungsverhalten 2.Macht dies den Patienten bewusst 3.Der Patient wählt selbst zwischen Konfrontation oder Vermeidung? Es steht die Förderung der Selbstwirksamkeit zur langfristigen, funktionellen Selbstregulierung der Patienten im Vordergrund LWL-Klinik Herten Was ändert sich nach der BET ? Ziele und Erfahrungen • Der Patient hat sein eigenes Leben im Griff und ist nicht länger Opfer seiner Erkrankung • Angehörige erleben weniger Stress • Anwendung und reduzierter Verschleiß von Ressourcen • Das Gefühl von Bewältigung, Empowerment und Sinn – Sowohl für Patienten als auch für das Personal LWL-Klinik Herten BET- Behandlungsphasen • Phase 1: komplementäre externale Regulation (CER) • Phase 2: Arbeitsallianz • Phase 3: Fokus Vermeidung • Phase 4: Exposition • Phase 5: lösungsfokussierte Konsolidierung Ziel: Schwerpunkt von „ Verhalten was Problem aufrecht erhält“ zu „ Verhalten welches Problem löst“ LWL-Klinik Herten Interventionen in der BET • Komplementäre externale Regulation (CER) • Koordinierte Unterregulation • Instrumentale externe Regulation • Koordinierte Überregulation • CER zielt auf die Förderung und Selbstwirksamkeit funktionaler Entscheidungen und Handlungen • bestätigende Kommunikation LWL-Klinik Herten Koordinierte Unterregulation • Die Patienten werden durch das Stationsteam unterreguliert • Dies bedeutet unter allen Umständen werden die Patienten als gleichwertig und für ihr Handeln als verantwortlich gesehen • Die Patienten werden immer als gleichberechtigte Menschen gesehen, welche für ihre Entscheidungen und Handlungen verantwortlich sind • Appelle, Forderungen und Drohungen werden mit bestätigender Kommunikation begegnet, sie führen keinerlei Handlungen herbei LWL-Klinik Herten Instrumentale externe Regulation • Meint einen Problemlösungsmodus • Das Personal ist gesetzlich dazu verpflichtet bei einer Personenschädigung zu handeln • Das Problem wird auf einer reinen medizinischen Verfahrensebene gelöst • Der Fokus wird dabei alleine auf das Problem gerichtet • Es wird nur bestätigende Kommunikation genutzt • Nach Abwendung der Gefahr direkte Zurückkehr in die koordinierte Unterregulation LWL-Klinik Herten BET Frau S. LWL-Klinik Herten Koordinierte Überregulation • Das Personal reguliert den Patienten • Entscheidungen werden für die Patienten getroffen • Jede Handlung wird verzögert und verlangsamt • Das Team ist jederzeit freundlich, empathisch und nutzt die bestätigende Kommunikation • Der Wechsel in die Überregulation erfolgt als Entscheidung des Behandlungsteams LWL-Klinik Herten Bestätigende Kommunikation Für die Patienten ist das Leben durch Chaos, Schmerz und Angst charakterisiert • Wird als primäre Intervention genutzt • Lässt viel Raum für Gefühle und Emotionen • Der Klient fühlt sich anerkannt und gesehen • „ Ich sehe Dich.“ • Der Patient wird in eine akzeptierende Beziehung gebracht • Der Therapeut erkennt Gefühle und Emotionen für real an LWL-Klinik Herten Die Wirkungen der BET- Intervention „bestätigende Kommunikation“ • Gefühle und Verhalten werden in einen rationalen Kontext gebracht • Die Beeinflussung des Bewusstseins wird erhöht • Validation schafft einen Beziehungsraum für die Gefühle des Klienten • Ist die „Erste- Hilfe“ Intervention für die Regulierung der Affekte und des Verhaltens • Das Gefühlschaos was der Patient zuvor wahrgenommen hat ordnet sich • Der Patient kann unterschiedliche Gefühle beschreiben, wahrnehmen und regulieren LWL-Klinik Herten Grundhaltung in der bestätigenden Kommunikation • • • • • • Wir sehen Dich und Deinen Schmerz Wir versuchen Dich zu verstehen Wir halten dies mit Dir aus Es ist deine Entscheidung und dein Leben Es ist deine Verantwortung Jeder muss für sich, sein Leben und seine Perspektive die Verantwortung übernehmen LWL-Klinik Herten „Es gibt natürlich Tiefen und das kann schwierig für mich sein, da merke ich, dass ich nicht aufstehen will und im Bett bleiben will, da geht`s mir nicht so gut, ich werde schnell wütend und fange an zu weinen. Aber Suizidgedanken, Selbstverletzungen und Krankenhäuser, all das ist weit weg für mich. Das ist heute wie eine ganz andere Welt für mich. „ BET- Patientin LWL-Klinik Herten Tusen takk til teamet SPS-Department, Blakstad og til Jan Hammer og hans familie for de store og nyttige Støtter i hosting LWL-Klinik Herten Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Fragen? LWL-Klinik Herten Literatur • Hammer J, Heggdal D (2012). Fürchtet sich die Psychiatrie vor Gefühlen? Psych. Pflege Heute. 18 (6): 313-317 • Heggdal, D. (2010). Basal Exposure Therapy.The BET Model’s Theoretical foundation – Part 1 Cybernetics as a basis for understanding and intervention. (Vestre Viken HF, Division of Mental Health – intern PDF) • Heggdal, D. (2008). Basal Exposure Therapy. Basic guidelines and principles. (Vestre Viken HF, Division of Mental Health – intern PDF) • Heggdal, D: Basal Exposure Therapy. BET Sequence 2: Working Alliance – guidelines with inclusion and exclusion criteria. (Vestre Viken HF, Division of Mental Health – intern PDF) • Heggdal, D., Fosse, R. Marginalized, low-functioning in-patients: effects of Basal exposure therapy (Arbeitstitel – Artikel ist in Arbeit) • Heggdal, D. (2011). På vei til et liv det går an å leve - om Basal eksponeringsterapi (BET). Tidsskrift for Norsk Psykologforening, (48, 4), side 344-349 • Heggdal, D, Hammer, J. Basal Exposure Therapy.The BET Model’s Theoretical foundation – Part 2 Existentialism. (Vestre Viken HF, Division of Mental Health – Manual in Arbeit) • Heggdal, D.; Lillelien, A.; Hammer, J.; Fosse, R.; Lyngstad, Å. (2013). Complementary External Regulation - A new strategy in inpatient settings to reduce suicidal behavior. Suicidologi – Final programme and book of abstracts. 18 (supplement 1), 330. • Heggdal, D.; Lillelien, A.; Johnsrud, S.S.; Paulsen, C.D.; Gjestvang, N.J.; Eiriksson, A. (2013). Basal eksponeringsterapi: en vei inn til seg selv og ut til et liv det går an å leve. Dialog. In press. • Lyngstad, Å, Heggdal, D & Fosse, R. Komplementær ytre regulering som strategi for å redusere bruk av tvang i Psykisk Helsevern (Arbeitstitel – Artikel ist in Arbeit) • Solfjell IM & Alsos TH. (2011). Å våge å forholde seg til livets smerte. En kvalitativ evaluering av Basal Eksponeringsterapi. Universität in Oslo.