Dienstleistungen im Business-to-Business Geschäft Prof. Dr. Gabriele Elke Ruhr-Universität Bochum Arbeits- und Organisationspsychologie Universitätsstr. 150 44780 Bochum [email protected] Dipl.-Psych. Heike Ziemeck Ruhr-Universität Bochum Lehrstuhl für Arbeits- und Organisationspsychologie Universitätsstr. 150 44780 Bochum [email protected] Elke, G. & Ziemeck, H. (2006). Dienstleistungen im Business-to-Business Geschäft. In B. Zimolong & U. Konradt (Hrsg.), Enzyklopädie der Psychologie: Themenbereich D Praxisgebiete, Serie III Wirtschafts-, Organisations- und Arbeitspsychologie, Band 2 Ingenieurpsychologie (S. 249-280). Göttingen: Hogrefe. 1 Dienstleistungen im Business-to-Business Geschäft 1 Der Dienstleistungsmarkt 1.1 Wirtschaftliche Bedeutung von Dienstleistungen Dienstleistungen (im Folgenden abgekürzt DL) sind zu einem dominanten Wirtschaftsfaktor geworden. Der Nationalökonom Jean Fourastié (1954) hat diese Entwicklung in den fünfziger Jahren prognostiziert. Die Anteile der primären und sekundären Wirtschaftssektoren, Landwirtschaft und Industrie, sollten kontinuierlich zugunsten des tertiären Sektors (Handel, Gastgewerbe, Verkehr, Finanzierung etc.) abnehmen. Mittlerweile gehen in allen führenden OECD-Ländern ca. 70% der Bruttowertschöpfung auf den DL-Sektor zurück. Das Wirtschaftswachstum wird fast ausschließlich von diesem Sektor getragen (aktuelle Trends und weitere Links s. www.destatis.de). Vor allem wissensbasierte DL, wie Softwareentwicklung, Beratung etc., gewinnen zunehmend an Bedeutung. Sie tragen derzeit zu 2,1 % der Wertschöpfung des verarbeitenden Gewerbes und 8,2 % des DL-Sektors bei (vgl. Bundesamt für Statistik, 2003). Die aus sektoraler Sicht zunehmende Dominanz des tertiären Sektors bedeutet aber keineswegs, dass der Stellenwert des verarbeitenden Gewerbes im gleichen Maße abnimmt, wie die Bedeutung der DL zunimmt. Vielmehr ist von einer engen Verzahnung beider Bereiche auszugehen. Auf der einen Seite wird ein steigender Anteil der gesamten DL für und in industrielle/n Unternehmen erbracht und zudem bieten immer mehr produzierende Unternehmen DL an, um ihren Wettbewerbsvorteil zu sichern. Auf der anderen Seite ist eine Industrialisierung des tertiären Sektors zu beobachten. Es werden, wie z. B. derzeit verstärkt im Bereich der 2 Finanz-DL zu beobachten ist, Produktivitätsfortschritte zunehmend durch Rationalisierung und Automatisierung (z. B. Geldautomaten, Büroautomation etc.) erreicht. 1.2 Dienstleistungen im industriellen Sektor Die zunehmende Bedeutung von DL im produzierenden Gewerbe wird auch als „Tertiärisierung der Industrie“ umschrieben. Beispielsweise besteht das Industrieprodukt Auto bereits heute zu 50% aus DL. Die direkt in die Fertigung einfließenden DL wie Konstruktion und Datenverarbeitung machen einen Anteil von 11 % - 13 % aus. Der weitaus größte Teil sind marktrelevante DL, wie Marktstrategie, Rechtshilfe, Finanzberatung, Aktionärpflege etc. (vgl. Willke, 1999 S. 56f). Mit der zunehmenden Komplexität der Produkte und der Flexibilisierung des Produktionsprozesses steigen der Steuerungsaufwand und damit der Bedarf an entsprechenden DL, wie Management, Beratung, Verwaltung. Die technologisch wie marktbedingte Verkürzung der Produktlebenszyklen forciert darüber hinausgehend im Produktionsbereich eine Verlagerung von der Fertigung hin zu Forschung und Entwicklung sowie Vertrieb. Veränderte gesellschaftliche und gesetzliche Anforderungen beeinflussen ebenfalls den DL-Bedarf der Industrie. So haben z. B. verschärfte rechtliche Auflagen zu einem Anstieg der DL „Entsorgung“ geführt (vgl. Engelhardt & Reckenfelderbäumer, 1999). Zur Erhöhung ihrer Wettbewerbsfähigkeit konzentrieren sich zudem immer mehr Unternehmen auf ihre Kernkompetenzen und lagern Service-Bereiche, wie EDV, Lagerhaltung, Werksschutz, Gebäudemanagement etc., aus. Fehlende Kapazitäten und Wissen werden jetzt als DL von anderen Firmen eingekauft. Regelmäßig zugekaufte industrielle DL sind Transportleistungen, Abfallentsorgung, Versicherungen, Rechts- und Steuerberatung sowie Wirtschaftsprüfung (DIHK, 2002). 3 Es handelt sich hierbei, in Abgrenzung zu konsumativen DL, um investive oder industrielle DL. Nachfrager sind nicht Endverbraucher, sondern gewerbliche Unternehmen, die die eingekauften DL zur Erstellung weiterer Leistungen für die Fremdbedarfsdeckung einsetzen (vgl. Engelhardt & Reckenfelderbäumer, 1999). Diese Unterscheidung ist relevant, da nicht nur das Kaufverhalten von Konsumenten und Organisationen sehr unterschiedlich ist, sondern Businessto-Business DL auch mit einem größeren Abstimmungsaufwand, was die Prozesse und beteiligten Personen betrifft, verbunden sind. Umfang und Güte der Abstimmung haben weitreichende Konsequenzen für die Qualität der Geschäftsbeziehung sowie die Kostensituation bei Anbieter und Nachfrager. Die Geschäftsbeziehung ist im Investitionsgüterbereich bzw. im Business-to-Businness Geschäft, beide Begriffe werden im deutschsprachigen Raum synonym verwendet, aufgrund der Langlebigkeit der Produkte und der Bedeutung eines kontinuierlichen Services zumeist langfristig angelegt (Homburg & Krohmer, 2003, S. 879 ff). 1.3 Vom Industrieunternehmen zum Dienstleister Parallel zu der gestiegenen Nachfrage ist ebenfalls auf der Angebotsseite eine Zunahme von Business-to-Business DL festzustellen (vgl. Tab. 1). In der Investitionsgüterindustrie (u. a. Maschinen- und Anlagenbau; Elektrotechnische Industrie, Hersteller von Eisen-, Blech-, Metallwaren) nähert sich die Produktqualität einzelner Wettbewerber zunehmend an. Zudem drängen Drittländer auf heimische Märkte, die Produkte mit vergleichbarer Qualität aufgrund ihrer günstigeren Produktionsstandorte preiswerter anbieten können. Einen Wettbewerbsvorteil über eine überlegende Qualitäts- oder Preisführerschaft zu erreichen wird immer unwahrscheinlicher und unattraktiver. Eine alternative Strategie zielt darauf ab, Marktanteile durch die Ankoppelung hochwertiger DL an das industrielle Produkt zu gewinnen. 4 Hier Tabelle 1 einfügen Bereits 1997 boten 94% der Industriegüterunternehmen ihren Kunden neben Sachgütern produktbegleitende Dienstleistungen an (Lay, 1998). Eine Vorreiterrolle nimmt der Maschinenund Anlagenbau ein. Die DL beziehen sich neben Inbetriebnahme und Instandhaltung vor allem auf die Schulung und Beratung der Kunden (Tab. 1). Die Erbringung der DL erfolgt immer häufiger online (VDMA, 2001). Das Angebot von produktbegleitenden DL als Differenzierungsstrategie auf dem Markt ist aus mehreren Gründen erfolgversprechend. Auf der einen Seite zeichnen sich DL durch immaterielle Bestandteile aus und die Qualität ihrer Erstellung ist weitgehend vom Faktor Personal abhängig. Industrielle DL sind damit schwerer kopierbar und unterliegen in geringerem Maße als Sachgüter einer internationalen Kostenkonkurrenz. Auf der anderen Seite haben sich auch im Industriegütergeschäft die Kundenbedürfnisse geändert. Für viele Kunden steht nicht mehr der Erwerb eines Produktes im Vordergrund, sondern die Lösung eines Problems. Unternehmen versuchen daher vermehrt, auf die immer differenzierteren Kundenanforderungen mit maßgeschneiderten und originellen DL-Angeboten einzugehen und so dem Kunden einen neuen, zusätzlichen Nutzen z.B. für die Vermarktung seiner Leistungen zu verschaffen. Investitionsgüterhersteller, vor allem im Anlagen- und Systemgeschäft, werden mehr und mehr zum „Dienstleistenden Produzenten“ oder „Produzierenden Dienstleister“ (vgl. Bullinger, 1997; Luczak, 2004). 2 Charakterisierung von Dienstleistungen Die Mehrzahl der vorliegenden Arbeiten zu DL ist der Disziplin der Betriebswirtschaftslehre, insbesondere dem Marketing, zuzuordnen. Diese Wissenschaften beschäftigen sich seit den 70er Jahren mit der DL-Forschung und greifen z. T. auf psychologische Konzepte, wie Zufriedenheit, 5 Vertrauen oder Commitment, zurück. Die explizite Beschäftigung der Psychologie, d. h. der Markt-, Ingenieur- sowie der Arbeits- und Organisationspsychologie, mit DL ist nicht besonders ausgeprägt oder beschränkt sich auf einzelne Aspekte. Im Mittelpunkt der Auseinandersetzung mit DL aus psychologischer Perspektive stehen bisher personenbezogene DL, die auf einem Face-to-Face Kontakt basieren und auf die Lösung persönlicher Probleme abzielen (Nerdinger, 1994). Im Kontext von Business-to-Business DL kommt den persönlichen Kontakten ebenfalls, und zwar zur Lösung von unternehmensbezogenen Problemen und damit für den Erfolg einer Geschäftsbeziehung, eine bedeutende Rolle zu (Homburg & Krohmer, 2003, S. 879 ff). 2.1 Dienstleistungsmerkmale Die Reparatur einer Maschine kann ebenso wie eine Beratungsleistung nicht wie ein Sachgut vor dem Kauf in Augenschein genommen und bewertet werden. Im Mittelpunkt der DL bezogenen Transaktion steht nicht der Austausch von Produkten, sondern die Lösung eines Problems auf Kundenseite. DL sind ein immaterielles Gut. Ihr Angebot stellt ein Leistungsversprechen dar, dessen Erfüllung von dem Leistungspotenzial des Anbieters abhängt. Gleichzeitig sind die Erbringung und Inanspruchnahme einer DL nicht voneinander zu trennen. Produktion und Absatz erfolgen simultan (Uno actu Prinzip). Während bei der DL „Beratung“ der Abnehmer als Person in den DL-Prozess integriert ist, ist für die Erstellung der DL „Reparatur“ die Bereitstellung eines Objektes des Abnehmers (z.B. Auto, Maschine) notwendig. In beiden Fällen zeichnet sich die DL durch die Integration des externen Faktors „Kunde“ aus. Immaterialität und der Einbezug des Kunden in die Leistungserstellung werden durchgängig zur Abgrenzung von DL gegenüber Sachgütern herangezogen. In der englischsprachigen Literatur werden darüber hinaus als DL spezifische Merkmale die fehlende Lagerbarkeit von DL und ihre 6 Heterogenität, u. a. hinsichtlich potenzieller Individualisierungsmöglichkeiten, Qualitätsschwankungen etc., hervorgehoben. Beide Merkmale können ebenso wie z.B. das Charakteristikum „fehlende Eigentumsübertragung“ oder andere als logische Konsequenz der Immaterialität und des Uno actu Prinzips angesehen werden (Überblick u. a. Edgett & Parkinson, 1993). 2.2 Kundenbezogene Erfolgsfaktoren Die skizzierten Veränderungen des Marktes, wie auch die zunehmende Bedeutung und das steigende Angebot von industriellen DL haben zugleich den Stellenwert des Kunden erhöht. Der Kunde ist noch stärker in das Zentrum wirtschaftlichen Handelns gerückt. Auf der einen Seite ist die Bedeutung des Kunden im Rahmen von DL im Vergleich zu Sachgütern wesentlich größer, da der Kunde an der DL-Erstellung beteiligt ist. Auf der anderen Seite liefern produktbegleitende DL dem Kunden einen Zusatznutzen. Sie zielen damit als Unternehmensstrategie neben der Differenzierung auf dem Markt direkt auf Kundenbindung ab. Kundenbindung oder Kundentreue haben einen bedeutenden Einfluss auf den Unternehmenserfolg. Beispielsweise ist nach den Ergebnissen von Reichheld und Sasser (1990), die eine umfangreiche empirische Studie in Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen, u. a. Finanz-Dienstleister, Großhandel, Verwaltung, Software etc., durchgeführt haben, davon auszugehen, dass die Senkung der Kundenabwanderungsrate um 5% je nach Branche mit einem Anstieg des kundenbezogenen Unternehmensgewinns in Höhe von 25 % bis 85 % einhergehen kann. Der direkte Nutzen aus der verringerten Abwanderung ergibt sich u. a. aus dem Wiederkauf, reduzierten Betriebs- und Werbekosten, Weiterempfehlungen, Cross-SellingPotenzialen etc. Indirekt kann die Kundenbindung den Informationsnutzen oder auch die 7 Markteintrittsbarrieren für Wettbewerber erhöhen. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass der Zusammenhang von unterschiedlichen Größen moderiert wird. Eine Einflussgröße stellt, wie eine Untersuchung von nicht vertragsbasierten Kundenbeziehungen im Versandhandel unterstreicht, der Ertragswert des Kunden dar. Ist das Kaufvolumen von Kunden, die zwar sehr lange einem Anbieter treu sind, über die Zeit relativ gering, so liegt ihr Ertragswert deutlich unter dem der Kundengruppe mit kurzer Unternehmensbindung aber großen Kaufvolumen (Reinartz & Krafft, 2001). Konzeptionell umfasst Kundenbindung zumeist zwei Komponenten: erstens eine positive Einstellung zum jeweiligen Unternehmen, als Indikatoren werden u. a. Weiterempfehlung und Kaufabsicht herangezogen, und zweitens Verhaltenskomponenten, konkret der Wiederkauf oder die Inanspruchnahme anderer Leistungen. Kundenbindung wird gemeinsam mit Kundenzufriedenheit sowie Kundenorientierung und Qualität, generell und besonders im DLBereich, zu den Schlüsselfaktoren des ökonomischen Unternehmenserfolgs gezählt (vgl. Meffert & Bruhn, 2003, S. 186 ff). Der Zusammenhang zwischen Kundenzufriedenheit und Kundenbindung konnte in einer Vielzahl von Studien nachgewiesen werden. Allerdings ist im Bereich mittlerer Kundenzufriedenheit von einer Indifferenzzone auszugehen, in der Veränderungen der Kundenzufriedenheit keine nennenswerten Effekte auf die Kundenbindung haben. Dagegen gehen eine niedrige Zufriedenheit mit einer hohen Abwanderrate und sehr hohe Kundenzufriedenheit mit einer hohen Kundenbindung einher (Überblick s. Homburg & Fassnacht, 2001). 8 Die Kundenzufriedenheit kann als das Ergebnis zumeist komplexer psychischer, d. h. kognitiver und affektiver Vergleichprozesse gefasst werden (u. a. Oliver, 1999). Die theoretische Grundlage bilden Erwartungs-Bestätigungs-Ansätze (Diskonfirmationsmodelle). Die Kunden vergleichen ihre Erfahrungen bei der Inanspruchnahme einer DL mit ihren Erwartungen oder existierenden Normen und Standards. Die Bewertung bezieht sich auf unterschiedliche Dimensionen der DL: auf das Leistungsangebot, die Interaktionsqualität und die Erfahrungen mit dem Service nach dem Kauf. Nach der sozialen Austauschtheorie (Thibaut & Kelley, 1986) haben Kunden ein bestimmtes auf eigenen Erfahrungen und sozialen Vergleichen basierendes Anspruchsniveau entwickelt, das sie als Vergleichniveau heranziehen. Zugleich fließen in ihre Abwägungen die Vergleichsniveaus von Alternativen ein. Zufriedenheit geht mit einer Überschreitung und Unzufriedenheit mit einer Unterschreitung des Anspruchsniveaus einher. Die wichtigsten Faktoren für das Entstehen der Kundenzufriedenheit sind nach der auf 50 Studien basierenden Metaanalyse von Szymanski und Henard (2001) Gerechtigkeit und Diskonfirmation. Kunden sind dann zufrieden, wenn sie sich gerecht und fair behandelt fühlen. Zum anderen steigt ihre Zufriedenheit, wenn ihre Erwartungen übertroffen werden, z. B. wenn die erwartete Zeitdauer für eine Lieferung unterschritten wird oder das Entgegenkommen bei einer Reklamation wesentlich höher ausfällt als erwartet. Die Zufriedenheit und Bindung der Kunden werden durch die Kundenorientierung eines Unternehmens, d. h. die Ausrichtung der DL und ihrer Erstellung an den Kundenerwartungen und –bedürfnissen, gefördert (Forschungsstand s. Homburg, 2000). Die Erfüllung der Kundenanforderungen ist eng mit der Qualität einer DL verbunden, und sie stellt u. a. nach der DIN ISO-Normengruppe 9000 ff (u. a. DIN, 1992) ein zentrales Gestaltungs- und Bewertungskriterium des Qualitätsmanagements von DL dar. Es ist demnach nicht von einer absoluten, sondern einer relativen, auf den Kunden und seinen Nutzen zugeschnittenen DL- 9 Qualität auszugehen. Der Einfluss der wahrgenommen DL-Qualität auf den Geschäftserfolg, vermittelt über die Kundenzufriedenheit und Kundenbindung, wird durch eine Vielzahl von empirischen Studien gestützt (Überblick u. a. Sureshchandar, Rajendran & Anantharaman, 2001). Homburg (2000) hat den Einfluss der Kundenorientierung auf die Profitabilität eines Unternehmens und auf unterschiedliche Merkmale der Geschäftsbeziehung, wie Kundenzufriedenheit, Vertrauen, Offenheit des Kunden im Informationsverhalten, Commitment und Wettbewerbsposition, im Investitionsgüterbereich untersucht. Beteiligt waren 233 Lieferantenbetriebe aus dem Maschinen- und Anlagenbau und 370 Kundenunternehmen. Seine Ergebnisse bestätigen die erwarteten positiven Einflüsse der Kundenorientierung auf den Unternehmensgewinn und die Geschäftsbeziehung. Es zeigt sich aber auch, dass die Zusammenhänge von einer Vielzahl von unternehmensinternen und -externen Einflüssen moderiert werden und die Faktoren keineswegs linear miteinander verknüpft sind. Beispielsweise muss die Kundenorientierung ein gewisses Mindestmaß überschreiten, um u. a. einen spürbaren Einfluss auf die Zufriedenheit oder das Vertrauen der Kunden zu haben (vgl. Homburg, 2000, S. 163). Die größte Rolle als moderierende Variable spielt die technologische Komplexität. Wenn ein technologisch komplexes Produkt angeboten wird, dessen Qualität nur schwer zu beurteilen ist, dann wird der Zusammenhang zwischen einer hohen Kundenorientierung und der Zufriedenheit sowie dem Commitment der Kunden verstärkt. Gleichzeitig beeinflusst die technologische Komplexität des angebotenen Produktes den Zusammenhang zwischen Kundenorientierung und der Wettbewerbsposition des Lieferanten positiv und der Zahl alternativer Lieferanten negativ. Insgesamt verweisen die Ergebnisse auf einen hohen Handlungsbedarf für das Management industrieller DL, denn von der Mehrzahl der 10 untersuchten Unternehmen (81%) wird der „Erfolgsfaktor“ Kundenorientierung noch nicht optimal genutzt (vgl. Homburg, 2000, S. 220). 2.3 Psychologie der Dienstleistungen Die psychologische Betrachtung von DL setzt bei dem Interaktions- und Erfahrungscharakter von DL an. Bezogen auf das DL-Management steht die Bedeutung des menschlichen Faktors für die DL-Erstellung und ihrer Qualitätswahrnehmung im Vordergrund. Für den Erfolg eines DLAnbieters gewinnen damit die Mitarbeiter und ihre Führung eine zentrale Bedeutung. 2.3.1 Interaktion und Kommunikation Den Kern der DL bildet die auf einer ökonomischen Tauschbeziehung basierende Interaktion zwischen Dienstleister und Kunde. Im Rahmen der DL-Erstellung ist das Handeln zwischen Anbieter und Kunden wechselseitig aufeinander bezogen und zielt auf die Lösung eines Kundenproblems ab. In das komplexe Wechselspiel können auf beiden Seiten Personen als auch Objekte (Automaten, elektronische Kommunikationsmittel) einbezogen sein. Der soziale Austausch im Kontext von DL ist funktional. In Abhängigkeit von dem zu lösenden Problem kann die Notwendigkeit direkter personenbezogen Interaktionen stark variieren. Gleichzeitig erfordern nicht alle DL ein hohes Ausmaß an Individualisierung, sondern können standardisiert verrichtet werden (vgl. Meffert & Bruhn, 2003, S. 27ff). Beispiele für standardisierte DL mit niedrigem und hohem Interaktionsgrad sind Gütertransport bzw. Gruppensprachkurse. Im Sinne einer bestmöglichen Einstellung auf die Besonderheiten der einzelnen Kunden (Customization) stellen Versicherungspakete und Unternehmensberatung 11 individualisierte DL mit niedrigem bzw. hohem Interaktionsgrad dar. Bei der DL Beratung handelt es um eine so genannte totale Interaktion. Der Austauschprozess ist nicht vorprogrammiert, sondern beide Interaktionspartner müssen zur Verwirklichung bestimmter Ziele ihr Handeln als Geschäftspartner und Menschen wechselseitig aufeinander abstimmen (vgl. Nerdinger, 1994, S. 67). Die Abstimmung erfolgt über Kommunikation, den Austausch von Daten und Informationen. Gleichzeitig entwickelt sich mit wiederholten Interaktionen eine Beziehung. Die Kommunikation, die im Rahmen einer DL kurzfristig auf die gemeinsame Lösung eines Problems ausgerichtet ist, hat langfristig einen bedeutenden Einfluss auf die Qualität der Geschäftsbeziehung. Im Akt der Kommunikation sind Sach- und Beziehungsebene untrennbar miteinander verbunden (Watzlawick, Beavin & Jackson, 1974). Beide Ebenen sind bei der Interaktionsgestaltung von DL zu berücksichtigen. Unter instrumentellen Gesichtpunkten erfordert die Problemlösung neben dem Austausch von Informationen auch sozialkommunikative Handlungen, die z. B. auf die Gesprächssteuerung und die Zielerreichung ausgerichtet sind. Auf der Beziehungsebene unterstützen der Austausch von Höflichkeiten, die Begriffswahl, Achtungsbezeugungen, Freundlichkeit, Zuverlässigkeit etc. eine erfolgreiche Problemlösung und langfristig die Entwicklung von Vertrauen (vgl. Ganesan, 1994). Neben der Gesprächslenkung, dem Austausch von Inhalten und der Beziehungsgestaltung werden mit jeder Kommunikation auch Informationen über die Personen, wie Status, Einstellung, Stimmungslage, mitgeteilt. Aufgrund der wechselseitigen Bezogenheit jeder Faceto-Face Interaktion wird dieser Kommunikationsaspekt im Rahmen der Emotionsarbeit gezielt für die Interaktionsteuerung eingesetzt, denn jeder (Gefühls-)Ausdruck des Kundenkontaktmitarbeiters bewirkt einen Eindruck beim Kunden. Neuberger (1996) hat, 12 ausgehend von den Arbeiten von Fittkau, Müller-Wolf und Schulz von Thun (1977), die wichtigsten Aspekte jeder Kommunikation in dem TALK-Modell zusammengefasst. Empirische Belege für die Bedeutung aller vier Aspekte: Inhalt (T=Tatsache), Selbstoffenbarung (A=Ausdruck), Appell (L=Lenkung) und Beziehung (K=Kontakt) für eine erfolgreiche Interaktionsgestaltung liefern vor allem Untersuchungen von Käufer-Verkäufer-Interaktionen. Günstige Bedingungen für eine erfolgreiche Interaktion sind: die interpersonale Ähnlichkeit zwischen Verkäufer und Kunde (A/K), die fachkompetente Exposition des Verkäufers (A), die Sachlichkeit der Verkaufsbotschaft (T), das Ausüben von wenig Aufforderungsdruck (L) sowie eine kunden- und problemorientierte Gesprächsführung (K/L) (vgl. Müller, 1983; Kroeber-Riel & Weinberg, 2003). Die Erbringung von DL erfordert in unterschiedlichem Ausmaß den zielbezogenen Einsatz von Gefühlen. So fördert der Ausdruck von positiven Gefühlen nicht nur das Gesprächsklima und die Problemlösung, sondern beeinflusst auch längerfristig die Beziehungsqualität. Von den meisten Kundenkontaktmitarbeitern wird erwartet, dass sie sich freundlich, höflich, ehrlich, interessiert und einfühlsam verhalten. Die zu zeigenden Gefühle entsprechen aber nicht immer den aktuellen Gefühlen der Mitarbeiter, z. B. freundlich auf Kritik oder auf die unberechtigten Forderungen eines Kunden zu reagieren. Um die Situation erfolgreich zu bewältigen, können die Mitarbeiter die erwarteten Gefühle spielen (surface acting) oder durch den gezielten Einsatz von Selbstmanagementtechniken ihre inneren Gefühle verändern (deep acting, Hochschild, 1983). Allerdings scheint die bloße Darstellung von Gefühlen im Gegensatz zur Veränderung des eigenen Erlebens mit einer höheren psychischen Beanspruchung einherzugehen (vgl. Zapf, 2002). 2.3.2 Vertrauen 13 Die auf Inhalts- und Beziehungsebene gelungene Interaktion fördert die Entwicklung von Vertrauen als Kernmerkmal einer positiven Geschäftsbeziehung. Vertrauen ist das Ergebnis positiver Interaktionserfahrungen, wie Beständigkeit, Integrität, Loyalität und Fairness. Vertrauen bildet somit die generalisierte Erwartung, sich als Geschäftspartner auf die Aussagen und das Verhalten des anderen verlassen zu können. Es reduziert Unsicherheit und die Transaktionskosten, z. B. dadurch, dass zusätzliche rechtliche Absicherungen, Kautionen oder aufwendige Kontrollmaßnahmen hinfällig werden. Vertrauen erleichtert und fördert darüber hinaus die Kooperation: Fehler werden eher toleriert und man ist eher bereit, kritische Informationen preiszugeben (u. a. Ganesan, 1994). Vertrauen fungiert als moderierende Variable zwischen Kundenzufriedenheit, Kundenbindung oder Commitment und dem Geschäftserfolg. In einer Untersuchung im internationalen Businessto-Business Kontext von Homburg, Giering und Menon (2003), an der 528 amerikanische und 453 deutsche Manager aus den Branchen Chemie, Maschinenbau und Elektrotechnik teilgenommen haben, hat Vertrauen im Gegensatz zur Dauer der Geschäftsbeziehung einen direkten positiven Effekt auf die Kundenloyalität. Vertrauen moderiert zugleich den Zusammenhang zwischen Kundenzufriedenheit und Kundenloyalität. Konkret kann die Unzufriedenheit des Kunden mit einer Einzelleistung durch hohes Vertrauen aufgefangen werden. Nach den Ergebnissen von Garbarino und Johnson (1999) kommen in weniger engen Anbieter-Kundenbeziehungen der Kundenzufriedenheit und in längerfristig angelegten Beziehungen dem Vertrauen und Commitment Mediatorfunktionen für den Zusammenhang zwischen DL-Bewertung und der zukünftigen DL-Inanspruchnahme zu. In der Marketingforschung werden mittlerweile die psychologischen Zielgrößen Zufriedenheit, Vertrauen und Commitment als die Trias einer gelungenen DL-Beziehung angesehen. Aktuelle 14 Studien konzentrieren sich daher nicht mehr auf den Nachweis der positiven Effekte auf den Unternehmenserfolg, sondern auf die Untersuchung des Zusammenwirkens der einzelnen Erfolgskomponenten und den Einfluss von Randbedingungen (z. B. Morgan & Hunt, 1994). 2.3.3 Qualitätswahrnehmung und –beurteilung Die Wahrnehmung und Beurteilung der DL-Qualität bildet die Schnittstelle zwischen Leistungserbringung und der Kundenzufriedenheit. Mit dem immateriellen und interaktiven Charakter von DL sind besondere Herausforderungen für die Qualitätsbewertung verbunden. DL zeichnen sich vor allem durch Erfahrungs- und Vertrauenseigenschaften aus (Zeithaml, 1981). Ihre Qualität kann nicht, wie bei Sachgütern vor, sondern nur während oder nach der DLInanspruchnahme überprüft werden. Bei wissensbasierten DL, wie komplexen technischen Lösungen oder Beratung, ist die Qualität der Problemlösungen auch nach Inanspruchnahme durch den Kunden schwer zu bewerten. Mit steigendem Anteil an Erfahrungs- und Vertrauenseigenschaften nimmt, informationsökonomisch betrachtet, der Grad an Informationsdefiziten sowie Unsicherheit und damit für den Kunden das Kaufrisiko zu. Hier liegt u. a. auch die Bedeutung von Vertrauen als Kernmerkmal einer guten Geschäftsbeziehung begründet. Die Herausforderung für die Anbieter besteht darin, neben der Kompensation der Unsicherheiten auf Kundenseite durch vertrauensbildende Maßnahmen, die besondere Qualität ihrer immateriellen DL u. a. durch materielle Substitute, die eine Signalfunktion für einen guten Service haben, zu verdeutlichen (vgl. Kirmani & Roa, 2000). Konkret-materielle Dinge haben für Menschen eine größere psychische Realität. Wenn die physische oder psychische Realität wie im Falle der DL schwer einzuschätzen ist, entwickeln sie eine Verhaltenstendenz, diese 15 Realität aus anderen Quellen herzustellen. Vor allem aus Untersuchungen der Werbepsychologie sind die Phänomene bekannt. Es sind keineswegs immer die objektiven Produkteigenschaften, die das Qualitätserleben bestimmen, sondern Qualität gründet sich auf vielfältige Erfahrungen und wird an Indikatoren, wie u. a. Verpackung, Image des Anbieters und Preis, festgemacht. Der Einfluss der Erfahrung auf die Produktwahrnehmung ist umso stärker, je diffuser und mehrdeutiger die vom Produkt selbst ausgehende Information ist. So wird z. B. die Qualität eines guten Weins unterschätzt, wenn die Flasche mit einem Kronkorken verschlossen ist. Dieser Verschluss stellt scheinbar ein Symbol für mindere Qualität dar. Oder die Stärke der Rückholfeder des Gaspedals verändert subjektiv das Beschleunigungsvermögen eines PKW, obwohl es objektiv gleich bleibt (weitere Ergebnisse und theoretische Einordnung s. Rosenstiel & Neumann, 2002). Im DL-Sektor haben Parasuraman, Zeithaml und Berry (u. a. 1988) auf der Grundlage einer Vielzahl von Studien die Bestimmungsfaktoren der Servicequalität empirisch abgeleitet. Zur Erfassung der DL-Qualität entwickelten die Autoren das Instrument SERVQUAL, mit zunächst zehn und in späteren Versionen mit den fünf Dimensionen: Verlässlichkeit, Annehmlichkeit des sichtbaren Umfeldes, Reagibilität, Leistungskompetenz und Einfühlungsvermögen (vgl. Tab. 2). Nach den Ergebnissen von Wichtigkeitsratings nimmt die Verlässlichkeit Rang 1 ein. Für Kunden ist es am wichtigsten, dass eine DL zuverlässig und präzise erfolgt. Während im Mittelfeld die Rangfolge der anderen Kriterien variiert, wird der Attraktivität des Umfeldes durchweg der unterste Rangplatz zugeordnet (Zeithaml, Parasuraman & Berry, 1990). (Kritische Bestandaufnahme SERVQUAL s. Buttle, 1996; andere Instrumente s. Meffert & Bruhn, 2003, S. 288 ff). Hier Tabelle 2 einfügen. 16 In Tabelle 2 sind neben den SERVQUAL-Variablen häufig genannte Kriterien zur Qualitätsbeurteilung von industriellen DL, basierend auf der PIMS-Datenbank (Profit Impact of Market Strategy - Forschung vgl. Buzzell & Gale, 1989), zusammengestellt. Beide Auflistungen zeigen, dass Kunden in die Qualitätswahrnehmung ganz unterschiedliche Aspekte einbeziehen. Sie reichen von Merkmalen des Produktes, des Unternehmens, Zusatzleistungen bis hin zum Einfühlungsvermögen oder dem konkreten Verhalten, wie dem Umgang mit Beschwerden. In die Qualitätsbeurteilung des Kunden fließen sowohl Aspekte des DL-Ergebnis, der Problemlösung als auch der DL-Interaktion ein. Ihr Einfluss auf die unterschiedlichen Erfolgsvariablen unterscheidet sich. In der bereits zitierten Untersuchung im Investitionsgüterbereich (Homburg, 2000) wirken sich sowohl die Qualität der Problemlösung als auch die Interaktionsqualität positiv auf die Kundenzufriedenheit und das Vertrauen aus, aber in beiden Fällen ist der Einfluss der Problemlösungs-Qualität größer. Während nur die Qualität der Interaktion einen Effekt auf das Commitment des Kunden und seine Offenheit im Informationsverhalten hat, wirkt sich nur die Problemlösungs-Qualität positiv auf die „harten“ Erfolgsfaktoren, wie u. a. die Wettbewerbsposition des Lieferanten, aus. Bei wissensbasierten DL mit hohem Interaktionsgrad werden die Mitarbeiter im Kundenkontakt zu wichtigen Qualitätsträgern. Sie repräsentieren für den Kunden das Unternehmen. Ihre Rolle wird auch als „gatekeeper of information“, „boundary spanner“ oder „image maker“ umschrieben (vgl. Bowen & Schneider, 1988). 3 Entwicklung und Management industrieller Dienstleistungen 3.1 Kunden- und Mitarbeiterorientierung 17 Für das Management von DL steht die Frage im Mittelpunkt, was die entscheidenden Steuerungs- und Einflussgrößen, die „Befähiger“ (EFQM, 2003) oder die Erfolgsbedingungen auf Unternehmensseite für eine nachhaltig hohe DL-Qualität sind: Wie sind die Managementaufgaben der Planung, Organisation, Führung und Kontrolle zu gestalten; durch welche Strukturen, Systeme, Programme sind sie umzusetzen, wie sind Teams und Mitarbeiter zu führen? Die Arbeiten von Grönroos (u. a. 1982; 1998) spiegeln wesentliche Entwicklungen und Ergebnisse der Erforschung des DL-Managements wider. Zentral ist auf der einen Seite die Kundenorientierung des Managementhandelns und der Führung auf allen Ebenen. Ein erfolgreiches DL-Management gestaltet nicht nur das Leistungsangebot und die Leistungserstellung kundenorientiert, sondern alle Geschäftsprozesse, die Organisation, Ressourcen sowie der gesamte Lebenszyklus einer DL werden auf den Kunden und den Markt ausgerichtet (Überblick zum DL-Management s. Bruhn & Meffert, 2001; Homburg & Krohmer, 2003). Auf der anderen Seite ist die Umsetzung der Kundenorientierung untrennbar mit einer hohen Mitarbeiterorientierung verbunden. Denn die Qualität einer DL ist, vor allem bei DL mit einem hohen Ausmaß an Face-to-Face Kontakten, stark von den Kompetenzen und dem Verhalten der Kundenkontaktmitarbeiter abhängig. Damit gewinnt das Human Resource Management (HRM), dessen Bedeutung auch in reinen Produktionsunternehmen mittlerweile vielfach empirisch bestätigt werden konnte, für DL-Unternehmen stärkere Bedeutung. Eine Zusammenstellung von Untersuchungen zum Einfluss des HRM eines Unternehmens auf seinen Erfolg, operationalisiert über Produktivität, finanzieller Gewinn, Marktwert oder Qualität, als auch auf die Zufriedenheit 18 und Fluktuation von Mitarbeitern liefern u. a. Becker und Gerhart (1996), Paul und Anatharaman (2003) sowie die Metaanalyse von Harter, Schmidt und Hayes (2002). 3.2 Service Engineering Eine hohe DL-Qualität ist ohne die Berücksichtigung des Lebenszyklus einer DL und einer systematischen DL-Entwicklung nicht zu erreichen. 80% der später verursachten Produktkosten werden bereits in den frühen Lebenszyklusphasen festgelegt (Eversheim, 1990). Im deutschsprachigen Raum prägte Bullinger (vgl. Bullinger & Schweer, 2003; DIN, 1998) den Begriff des Service Engineering (SE). Er verdeutlicht mit dieser Begriffswahl zugleich die unterschiedlichen Akzentuierungen der neueren Entwicklungen im angloamerikanischen und deutschen Raum. „Service Engineering ist dabei als eine Fachdisziplin zu verstehen, die sich mit der systematischen Entwicklung und Gestaltung von Dienstleistungen unter der Verwendung geeigneter Vorgehensweisen, Methoden und Werkzeuge befasst. Im Gegensatz zum stark Marketing geprägten New Service Development verfolgt Service Engineering einen stärker interdisziplinären Ansatz und versucht dabei vor allem aus dem Bereich der klassischen Produktentwicklung vorhandenes ingenieurwissenschaftliches Know-how für die Entwicklung von Dienstleistungen nutzbar zu machen.“ (Bullinger & Meiren, 2001, S. 152; zu New Service Development u. a. Fitzsimmons & Fitzsimmons, 2000) In Tabelle 3 sind exemplarische Methoden des SE zusammengestellt. Verglichen mit dem Bereich der Produktentwicklung ist die Zahl und Anwendung DL spezifischer Design- und Entwicklungsmethoden relativ gering. Nach den Ergebnissen einer Befragung von 282 DLUnternehmen in Deutschland werden in der Praxis auf der operativen Ebene am häufigsten 19 betriebswirtschaftliche Methoden zur DL-Entwicklung eingesetzt, wie Target Costing, KostenNutzen-, Wirtschaftlichkeits-, Wettbewerbs- oder Chancen-Risiken-Analysen. Weniger genutzt werden ingenieurwissenschaftliche Methoden, wie Methoden der prozess- oder objektorientierten Modellierung, Prototyping-Verfahren, Fehlermöglichkeits- und Einflussanalysen oder das Quality Function Deployment. An letzter Stelle rangieren DL spezifische Verfahren wie Service Blueprinting (vgl. Fähnrich, Meiren, Barth et al., 1999 und die dort zitierte Literatur). Hier Tabelle 3 einfügen. Eine kundengerechte Entwicklung von DL erfordert eine frühzeitige Berücksichtigung des externen Faktors. Im Einzelfall ist zu entscheiden, inwieweit und in welcher Form der Kunde in die DL-Entwicklung einzubeziehen ist: z. B. indem die DL-Entwicklung sich an seinen Bedarfen orientiert, gemeinsam mit ihm oder vom Kunden selber durchgeführt wird. Vor allem Großunternehmen beziehen dann ihre Kunden in die Entwicklung von DL ein, wenn es sich bei den neuen DL um kontaktintensive DL handelt. Als Methoden zur Kundeneinbindung werden am häufigsten kundenspezifische Bedarfsanalysen und Befragungen genannt, gefolgt von Projekten mit Schlüsselkunden, Marktanalysen und Auswertung von Kundenreklamationen. Seltener erfolgen eine Auswertung von Kundendatenbanken, die Durchführung von Kundenworkshops oder Fallstudien (vgl. Fähnrich et al., 1999). Einen Überblick über Möglichkeiten und Formen einer phasenbezogenen Kundeneinbindung bei der Entwicklung von industriellen DL geben Reckenfelderbäumer und Busse (2003). Um Industrieunternehmen auf der Managementebene bei ihrer Entwicklung vom Produzenten zum Dienstleister zu unterstützen werden derzeit vermehrt systematisch abgeleitete und empirisch unterlegte Methodensammlungen entwickelt und als lernende Online-Tools zur 20 Verfügung gestellt. Beispielsweise bietet der Service Navigator (http://www.moveon2000.de/ 22.10.2003) Unternehmen und Beratern nicht nur DL spezifische, sondern auch auf die einzelnen Phasen des Wandlungsprozesses zum Dienstleister abgestimmte Methoden für unterschiedliche Gestaltungsfelder an. Den Nutzern werden, je nachdem, wieweit ihre Organisationsentwicklung vorangeschritten ist, entweder verschiedene Methoden für die Leitbild- und Strategieentwicklung oder für die Umsetzung der DL-Orientierung im Alltagsgeschäft angeboten. Die einzelnen Methoden setzen bei der Technik-, Aufgaben- oder Organisationsgestaltung, dem Personalmanagement oder der Prozessgestaltung, d. h. den Abläufen, dem Controlling oder der Information und Kommunikation, an. Zugleich werden den Nutzern Hinweise gegeben, wie sie eine positive DL-Kultur in ihrem Unternehmen fördern können, z. B. indem sie die Mitarbeiter bei der Gestaltung der Veränderungen systematisch einbinden (vgl. Bading, Bruns, Elke et al., 2004) 3.3 Herausforderungen des Dienstleistungsmanagements und das GAP-Modell Zur Beschreibung der Herausforderung des DL-Managements greift Grönroos (1998) das Bild „Turn the Organization Chart Upside Down“ auf. Bezugspunkt für die Gestaltung der Organisation werden der Prozess und die Ressourcen der DL-Erstellung. Im Fokus steht das Verhalten der Mitarbeiter im Kundenkontakt. Voraussetzung für die erfolgreiche DL-Erbringung vor Ort ist die Unterstützung durch andere Unternehmensbereiche, konkret die Supportleistungen des Managements und der Führung, die Zuarbeit anderer Personen oder Abteilungen, die Gestaltung der Technologie, der Kommunikation oder der Arbeitsumgebung (vgl. Bowen, Siehl & Schneider, 1989). Die Ausrichtung und Abstimmung der Zusammenarbeit ist durch eine kundenorientierte Unternehmensführung zu gewährleisten. Bleicher (1992) spricht von der Notwendigkeit einer vertikalen Integration, d. h. in DL-Unternehmen ist die Integration von 21 Kunden- und Mitarbeiterorientierung auf allen Ebenen zu leisten (vgl. Elke, 2000, S. 50ff). So zeigt auch die Praxis, dass in erfolgreichen DL-Unternehmen sowohl die Philosophie als auch die Geschäftsstrategie das kundenorientierte Handeln auf der operativen Ebene fordern und fördern (Überblick s. Homburg, 2000). Das GAP-Modell ( u. a. Parasuraman, 1998) geht von vergleichbaren Grundannahmen aus und richtet die Aufmerksamkeit auf die Gestaltung zentraler organisationaler Schnittstellen. Defizite der DL-Qualität (GAP 5) sind dem Modell zufolge eine Funktion folgender vier organisationaler Schwachstellen: 1. Markt-Informations-GAP, d. h. das Wissen des Managements bezüglich der Kundenerwartungen ist unkorrekt und/oder unvollständig (GAP 1); 2. DL-Standards-GAP, d. h. das Management ist unfähig, die bekannten Kundenerwartungen in Spezifikationen der DL-Erstellung oder Führungsrichtlinien umzusetzen (GAP 2); 3. DL-Erbringungs-GAP, d. h. der interne Support ( u. a. Personalgewinnung, Qualifikation, Bezahlung, Technik) für eine erfolgreiche Umsetzung der DL-Standards ist mangelhaft (GAP 3); 4. Internes Kommunikations-GAP, d. h. es bestehen Inkonsistenzen z. B. zwischen dem, was dem Kunden offeriert und dann wirklich geboten wird (GAP 4). (vgl. Parasuraman, 1998) Die Autoren machen zudem eine Fülle von Vorschlägen, wie diese Lücken zu schließen sind (s. Zeithaml & Bittner, 2000). Das Modell ist in der Praxis auf große Resonanz gestoßen. Allerdings stehen seine Überprüfung ebenso wie systematische Wirksamkeitskontrollen der von den Autoren vorgeschlagenen Gestaltungsmaßnahmen noch aus. Das Instrument SERVQUAL 22 ermöglicht nur die Analyse von GAP 5, den Defiziten der DL-Qualität, die als negative Abweichungen der wahrgenommenen von der erwarteten DL durch den Kunden definiert werden. Mit der Entwicklung der Kundenbeziehungsanalyse (KuBa) liegt ein modulares Verfahren vor, mit dem neben den im GAP-Modell fokussierten weitere wichtige organisationale Schnittstellen, und zwar aus Sicht der Schlüsselakteure (Kunde, Kundenkontakt- und Supportmitarbeiter, Manager), systematisch analysiert werden können (Elke & Ziemeck, 2003; Ziemeck, 2003). Die Qualität der konkreten DL-Erstellung aus Sicht der Kunden und der Kundenkontaktmitarbeiter wird mit dem Modul „Kundenbeziehungsgestaltung“ erhoben. Darüber hinaus schätzen die Kunden ihre Zufriedenheit mit dem Produkt und den Leistungen ein. Im Fokus des Moduls „Interne Kundenorientierung“ steht die Zusammenarbeit zwischen Support- und Kundenkontaktmitarbeitern. Das Modul „Kundenorientierung des Unternehmens“ ermöglicht einen Abgleich der Wahrnehmungen des Managements mit den Einschätzungen der Mitarbeiter, inwieweit die Kultur, die Strukturen, Personalsysteme und Abläufe des Unternehmens kundenorientiertes Handeln unterstützen. Um die Ausrichtung der Organisation auf Kundenbedürfnisse zu überprüfen, werden im Modul „Kundenorientierte Unternehmensführung“ Führungskräfte danach befragt, inwieweit Kundenorientierung in Unternehmensleitlinien, – zielen oder der –politik verankert ist. 3.4 Dienstleistungskultur Die Auseinandersetzung mit Maßnahmen der konkreten Arbeits- und Organisationsgestaltung führt unverzüglich zu den besonderen Problemen der Verhaltenssteuerung in DL-Unternehmen 23 und damit zu der entscheidenden Rolle der Kultur, d. h. der weichen Steuerung in Organisationen über Werte und Normen (Elke, 2001). Eine auf Kundenorientierung ausgerichtete Standardisierung des konkreten Verhaltens der Mitarbeiter im Kundenkontakt ist ebenso wenig möglich wie eine direkte Kontrolle durch den Vorgesetzten. Spezifische, quantitative Zielsetzungen, wie die Zahl der zu erreichenden Vertragsabschlüsse, bzw. entsprechende Ergebniskontrollen können dazu führen, dass die Qualität der DL-Erstellung vernachlässigt wird. Dieses Problem des Menge-Güte-Austauschs oder der Verhaltenssteuerung durch Outputkontrollen in DL-Unternehmen beschäftigt die Forschung seit mindestens 30 Jahren (vgl. Elke, 2000, S. 57f). Ob sich Mitarbeiter kundenorientiert verhalten, es für sie selbstverständlich ist, dem Kunden gegenüber zuverlässig und entgegenkommend aufzutreten und ihre vorhandene Kompetenz für eine konkrete Problemlösung im Sinne des Kunden und der Unternehmensziele einzusetzen, hängt maßgeblich von der DL-Kultur oder dem DL-Klima eines Unternehmens ab. Die DL-Kultur stellt in Anlehnung an Schein (1990) das Gesamt der in einem Unternehmen gelebten kundenbezogenen Wert- und Normvorstellungen dar. Sie beeinflussen bestimmte Denkund Verhaltensweisen in Entscheidungen, konkreten Handlungen und Aktivitäten gegenüber dem Kunden und bestimmen damit die Qualität der Leistung und der Kundenbeziehung. Werte und Normen werden über soziale Austauschprozesse im Unternehmensalltag weitergegeben und durch Artefakte vermittelt, wie Symbole, Arrangements, Rituale (z. B. Feiern, Ehrungen), Sprachstil, Erzählen von Geschichten oder Witzen (vgl. Neuberger & Kompa, 1987). Beispielsweise gehört es in einer Softwarefirma mit einer ausgeprägten DL-Kultur zum allgemeinen Sprachgebrauch bei Besprechungen die Frage zu stellen: „Wie würden unsere Kunden entscheiden?“. Die Büros sind so angeordnet und gestaltet, dass sie eine offene 24 Kommunikation und die Kooperation zwischen Kundenkontakt- und Supportmitarbeitern fördern. Das Commitment des Managements ist hoch. Es kursieren Geschichten über den persönlichen Einsatz des Vorstands, als es darum ging, die Probleme eines Kunden unverzüglich zu lösen (weitere Beispiele s. Homburg & Krohmer, 2003 S. 1080). In einer Untersuchung zur Überprüfung des Ebenenmodells der Kultur von Schein (1990) im Investitionsgüterbereich zeigte sich, dass kundenbezogene Werte und Handlungsnormen primär indirekt über Artefakte, die eine hohe Kundenorientierung anzeigen, auf kundenorientiertes Handeln einwirken (Homburg & Pflesser, 2000). Günther (2001) konnte ebenfalls den Einfluss der DL-Kultur auf die Qualität der Kundenbeziehung und den wirtschaftlichen Erfolg im Investitionsgüterbereich empirisch untermauern. Homburg (2000) untersuchte nicht speziell die DL-Kultur, sondern den Zusammenhang zwischen Kundenorientierung und der allgemeinen Unternehmenskultur. Ausgehend von der auf die Arbeiten von Mintzberg (1979) zurückgehenden Kulturtypologie zeigt sich, dass eine hohe Kundenorientierung vor allem in Unternehmen mit einer „Adhocracy –Kultur“ zu finden ist. Dieser Kulturtyp zeichnet sich vor allem durch Dynamik, Unternehmertum, Wachstum und Führungskräfte, die sich als risikofreudige Innovatoren verstehen, aus. In Unternehmen mit einer Hierarchie-Kultur ist dagegen eine niedrige Kundenorientierung zu beobachten. Die Ausrichtung auf Konstanz und Stabilität, Standardisierung und Formalisierung sowie das Rollenverständnis der Führungskräfte als Koordinatoren und Verwalter scheinen die Entwicklung einer DL-Kultur zu verhindern. Im internationalen Kontext sind es vor allem die Arbeiten der Gruppe um Benjamin Schneider, die die Erforschung der DL-Kultur vorangetrieben haben. Sie sprechen nicht von DL-Kultur, sondern von Serviceklima, operationalisiert als die Wahrnehmung der Mitarbeiter von wichtigen Voraussetzungen oder Merkmalen einer DL-Kultur. Je ausgeprägter das Serviceklima ist, desto 25 eher nehmen Kunden die DL-Erstellung als kompetent, effizient, zuverlässig und auf den Kunden ausgerichtet wahr (Forschungsstand s. Schneider & Bowen, 1995). 3.5 Organisationale Voraussetzungen einer Dienstleistungskultur Für die Arbeits- und Organisationsgestaltung stellt sich damit vorrangig die Frage nach den Voraussetzungen für die Entstehung einer DL-Kultur. Kulturen werden gelebt und neue Mitarbeiter müssen entsprechend sozialisiert werden. Eine DL-Kultur lässt sich zwar weder per Anordnung und Vorgaben einführen noch ändern, aber ihre Entwicklung kann und muss systematisch durch explizite Regelungen und Maßnahmen nachhaltig gefördert werden (vgl. Elke, 1999). Schneider, White und Paul (1998) sprechen von grundlegenden organisationalen Voraussetzungen eines Serviceklimas. In einer Längsschnittstudie, an der Mitarbeiter und Kunden aus 134 Filialen einer großen amerikanischen Bank teilgenommen haben, konnten die Autoren zeigen, dass zwei Gruppen von Bedingungen zu unterscheiden sind. Grundlegend für die Entwicklung eines Serviceklimas sind auf der einen Seite Faktoren, die die Arbeit der Kundenkontaktmitarbeiter direkt vor Ort erleichtern, wie Ressourcen, Informationen und eigene Qualifizierung. Auf der anderen Seite kommt der Unterstützung durch andere Bereiche (interdepartment service), d. h. dem dort vorhandenen Wissen über die Aufgaben, der Qualität des internen Service und der Kooperation im Bereich eine grundlegende Rolle zu (vgl. Schneider et al., 1998). Ihre Studien belegen zudem immer wieder die zentrale Bedeutung eines kundenorientierten Human Resource Managements (HRM) für die Förderung einer DL-Kultur bzw. einer hohen DL-Qualität (vgl. Schneider & Bowen, 1993). Paul und Anantharaman (2003) finden in einer Untersuchung in 34 Unternehmen der Softwarebranche 40 Pfade, über welche die insgesamt neun erfassten HR-Praktiken der 26 Personalauswahl, -entwicklung, und -beurteilung sowie der Aufgaben- und Anreizgestaltung sich auf den finanziellen Unternehmenserfolg auswirken. Allerdings sind diese Verbindungen nicht direkt, sondern der Einfluss erfolgt zum einem über die Kompetenz der Mitarbeiter und die Qualität der Teamarbeit sowie das organisationale Commitment und die Kundenorientierung. Zum anderen wirken die HR-Praktiken über diverse Leistungsergebnisse des operativen Geschäfts auf den Unternehmenserfolg. Mit dem Einsatz kundenorientierter HR-Praktiken gehen ein Anstieg der Produktqualität, Produktivität und Bindung der Beschäftigten sowie eine Senkung der Lieferzeiten und Herstellungskosten einher. Diese Kennzahlen korrelieren wiederum positiv mit dem Unternehmensgewinn (Überblick s. Homburg, Fassnacht & Günther, 2000). Die Studien lassen erkennen, dass Umfang und Art der Wirkweise der verschiedenen HRPraktiken sehr unterschiedlich sind. Nachfolgend wird der Frage nachgegangen, welche HRPraktiken den größten Beitrag für die Erbringung einer nachhaltigen DL-Kultur und DL-Qualität leisten. Zur Erklärung der wichtigen Rolle einzelner Praktiken werden exemplarische empirisch gut fundierte Ergebnisse der psychologischen Grundlagen- und Anwendungsforschung herangezogen. 3.6 Human Resource Management 3.6.1 Personale Führung Die Führungskräfte eines Unternehmens sind die entscheidenden Kulturpromotoren. Der enge Zusammenhang zwischen Kultur und Führung ist wohl auch der Grund, warum einige Forscher 27 wie z. B. Schneider et al. (1998) per Definition davon ausgehen, dass das kundenorientierte Handeln von Management und Führungskräften und ihr Commitment Bestandteile einer DLKultur bilden. Führungskräfte haben Vorbildfunktion. Ihr Verhalten im persönlichen Kontakt mit den Mitarbeitern, ihr öffentliches Auftreten, ihr Umgang mit Problemen, ihre Unterstützung etc. vermitteln die in einem Unternehmen zu lebenden Werte und Normen (Schein, 1992). Diese implizite, wertorientierte Mitarbeiterführung entspricht dem Ansatz der transformationalen Führung (Bass, 1997). Die Führungskraft begeistert und inspiriert die Mitarbeiter durch ihr Charisma, intellektuelle Stimulierung und das Eingehen auf die individuellen Mitarbeiterbedürfnisse. Im Gegensatz dazu versucht die transaktionale Führung das Mitarbeiterverhalten direkt durch das explizite Setzen von Zielen, Rückmeldung und Belohnung zu lenken. Nach den vorliegenden Studien ist die transformationale der transaktionalen Führung überlegen. Sie führt zu einer höheren Produktivität und Arbeitzufriedenheit sowie niedrigeren Fluktuationsraten (vgl. Metastudie von Lowe, Kroeck & Sivasubramaniam, 1996). Das heißt aber nicht, dass auf eine transaktionale Führung verzichtet werden kann, sondern es ist eher davon auszugehen, dass sich transaktionale und transformationale Führung ergänzen und wechselseitig stützen (vgl. Zohar, 2002). Die transaktionale Führung weist eine große Überschneidung mit der empirisch gut fundierten Zielsetzungstheorie auf. Das Zusammenwirken der Kernelemente des Zielsetzungsansatzes haben Locke und Latham (u. a. 2002) in dem sogenannten High-Performance-Cycle zusammengefasst: Spezifische und herausfordernde Ziele steigern die Leistung. Diese Beziehung wird durch die Anstrengung, Ausrichtung und Ausdauer des Verhaltens sowie die eingesetzten Pläne und Strategien vermittelt. Wichtige Moderatorvariablen sind Zielcommitment, Selbstwirksamkeit, Feedback und Aufgabenkomplexität. Die erbrachte Leistung führt zu Zufriedenheit und Belohnungen, die wiederum eine Steigerung der zukünftigen 28 Leistungsbereitschaft und des Commitments nach sich ziehen. Die transaktionale Führung setzt bei den Variablen des Leistungszyklus an und greift damit zugleich auf zentrale Mechanismen des verhaltensorientierten Managements, das auf dem erweiterten ABC Rahmenkonzept der operanten Verstärkung basiert, zurück. Das Verhalten (behavior) ist von den vorausgehenden Bedingungen (antecedents) abhängig und wird durch die nachfolgenden Bedingungen (consequences) gesteuert. Die meisten dokumentierten erfolgreichen Interventionen nutzen diesen Ansatz (vgl. Metaanalysen von Stajkovic & Luthans, 1997; 2003). Unabhängig von der theoretischen Modellierung einzelner Einflussvariablen ist aufgrund der Datenlage davon auszugehen, dass Führungskräfte das Leistungsverhalten ihrer Mitarbeiter fördern können, indem sie u. a. mit ihnen spezifische, herausfordernde Ziele absprechen, Rückmeldung geben und die Leistungen belohnen. Das Setzen von spezifischen Zielen ist allerdings bei kontaktintensiven DL mit besonderen Herausforderungen verbunden. Es müssen, aufgrund des Problems des Menge-Güte-Austauschs, quantitative und qualitative Ziele vereinbart werden. Die Qualitätsindikatoren: Zuverlässigkeit, Servicebereitschaft, Leistungskompetenz und die Vermittlung des Verständnisses für die Belange des Kunden, können für die Ableitung von kundenorientierten Zielen genutzt und ihre Erreichung z. B. mit dem Einsatz von SERVQUAL im Rahmen von Kundenbefragungen überprüft werden. Bei den DL im Kontext komplexer Industriegüter ist aufgrund der Aufgabenkomplexität zudem von einem geringeren Zusammenhang zwischen Zielsetzung und Leistung auszugehen. Gleichzeitig steigt die Bedeutung von Feedback. Das alleinige Geben von Feedback erhöht ebenso wie das Setzen von Zielen die Leistung. Der kombinierte Einsatz von beiden steigert die Leistungsverbesserung. Bei komplexen Aufgaben verdoppelt sich der „Zusatzeffekt“ von Feedback (vgl. Metaanalyse von Neubert, 1998). Die bedeutende Rolle des Commitments für die 29 Führung durch Zielsetzung wird u. a. durch die Metaanalyse von Rodgers und Hunter (1991) untermauert. Bei einem hohen Commitment des Managements liegen die durchschnittlichen Leistungszuwächse bei 56% im Gegensatz zu einer Produktivitätssteigerung von 6% bei niedrigem Commitment. Die transformationale Führung zielt vor allem auf die Erhöhung des Commitments, aber auch der Selbstwirksamkeit ab. Sie fördert die Eigenverantwortung und das Selbstmanagement der Mitarbeiter. Beides stärkt ihr Selbstvertrauen, gute Arbeit leisten zu können. Andere Autoren sprechen vom psychologischen Empowerment und meinen damit im DL-Kontext, dass die Mitarbeiter die Prinzipien einer exzellenten DL-Qualität nicht nur verstehen, sondern auch verinnerlicht haben und über die notwendigen Fähigkeiten verfügen, die Qualität realisieren zu können (Überblick s. Wilkinson, 1998). In einer Studie im Einzelhandel klärt das Empowerment 28% der Varianz des kundenorientierten Mitarbeiterverhaltens auf (Peccei & Rosenthal, 2001). 3.6.2 Einsatz von Personalsystemen In erfolgreichen Unternehmen wird zudem die personale Führung vor Ort bzw. die Steuerung des Mitarbeiterverhaltens durch generelle Regelungen auf Organisationsebene unterstützt. In Form von Grundsätzen und Personalsystemen werden die Führungskräfte bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben, wie Personalplanung, -gewinnung, -auswahl, -beurteilung, -entwicklung, und vergütung, systematisch unterstützt (vgl. Zimolong, 2001; Zimolong & Elke, 2001). Für den Unternehmenserfolg besonders wichtige Personalsysteme setzen als Führungssubstitute ebenfalls bei entscheidenden Einflussgrößen des Hochleistungszyklus an, z. B. wenn Führung durch Zielsetzung als verbindliches Führungskonzept vorgegeben und umgesetzt wird. Nach 30 einer Umfrage in deutschen Großunternehmen arbeiten 84 % der Unternehmen mit individuellen Zielvereinbarungen (Hölzle, 2000). Weiter fördert nach vorliegenden Ergebnissen vor allem der Einsatz von Beurteilungs- und Anreizsystemen das Leistungsverhalten (u. a. Beckmann, Zimolong, Stapp & Elke, 2001; Batt, 2002). Die Kriterien für ein kundenorientiertes Feedback bzw. die Beurteilung können sich auf das Verhalten (z. B. besonderes Engagement bei der Bearbeitung einer Kundenbeschwerde) und/oder den Erfolg beziehen (z. B. Zufriedenheit und Treue der Kunden, Termintreue, Qualitätsindikatoren, Problemlösungsquote) (vgl. Homburg & Krohmer, 2003, S. 1095). Anreizsysteme setzen bei den Konsequenzen des Leistungsverhaltens an. Nach der Metaanalyse von Stajkovic und Luthans (2003) erhöht Geld als Verstärker die Leistung um 23%, soziale Anerkennung um 17% und Feedback um 10%. Werden alle drei Verstärker miteinander kombiniert eingesetzt, beträgt die Leistungssteigerung sogar 45%. Die Wirkung von Anreizsystemen ist in Produktionsunternehmen größer als in DL-Unternehmen, aber auch hier ist nach den Ergebnissen einer weiteren Metaanalyse der kombinierte Einsatz von materiellen und immateriellen Anreize am effektivsten (Stajkovic & Luthans, 1997). Allerdings wird bisher nur in wenigen Unternehmen der Anteil des variablen Gehalts von Führungskräften nach kundenbezogenen Kriterien, z. B. in Abhängigkeit von den Ergebnissen von Kundenzufriedenheitsbefragungen, festgelegt (Homburg & Jensen, 2000). Generell korreliert der Einsatz von finanziellen Anreizen in Höhe von .34 mit dem Leistungsumfang, aber nicht mit der Leistungsqualität ( r = .06 n.s.; vgl. Metastudie von Jenkins, Mitra, Gupta & Shaw, 1998). Neben den HR-Praktiken der Beurteilung und Anreizgestaltung kommen auch der Personalgewinnung und -entwicklung, d. h. den Qualifizierungs- und Beförderungspraktiken, für eine hohe DL-Qualität eine wichtige Rolle zu. Sie sind ebenfalls an kundenorientierten Kriterien 31 auszurichten. Die Auswahl von Kundenkontaktmitarbeitern muss sich sowohl an fachlichen wie interaktionsbezogenen Kompetenzen und Persönlichkeitsmerkmalen orientieren. So ist z. B. von einem hohen Zusammenhang zwischen der DL-Orientierung eines Mitarbeiters und seinen sozialen Kompetenzen sowie den persönlichen Eigenschaften Gewissenhaftigkeit und emotionale Stabilität auszugehen (vgl. Metaanalyse von Mount, Barrick & Stewart, 1998). Einen guten Einblick in die Möglichkeiten kundenorientierter Selektion und Personalentwicklung liefern Nerdinger (2003) sowie Homburg und Krohmer (2003, S. 1093ff). Sonntag (2002) gibt einen Überblick über den Stand der psychologischen Forschung und Gestaltung hinsichtlich Personalentwicklung und Training. 3.6.3 Arbeitsgestaltung Damit Empowerment greifen kann, müssen die Mitarbeiter im Kundenkontakt den notwendigen Freiraum haben. Die Aufgabengestaltung, speziell ein kundenorientierter Handlungsspielraum (Dormann, Spethmann, Weser & Zapf, 2003), wirkt sich sowohl förderlich auf die Motivation der Mitarbeiter als auch auf objektive Leistungskriterien aus. Beispielsweise klären in der Studie in der Softwarebranche von den insgesamt neun HR-Praktiken das Jobdesign und die Arbeitsumgebung 16% der Varianz der Kundenorientierung auf (Paul & Anantharaman, 2003). In einer Untersuchung in Call-Centern findet Batt (2002) einen Zusammenhang zwischen hohem Handlungsspielraum und größerem Verkaufszuwachs. Wie groß der Handlungsspielraum sein sollte, ist von der Art der DL abhängig (kritische Diskussion s. Nerdinger, 1994). Allerdings konnten Peccei und Rosenthal (2001) zeigen, dass selbst bei Routinetätigkeiten im Supermarkt, die nur niedrige Fähigkeiten erfordern, mehr Handlungsspielraum das Empowerment fördert und damit indirekt einen signifikant positiven Einfluss auf das Arbeitsverhalten der 32 Kundenkontaktmitarbeiter hat. Ein Mangel an Zeit und Informationen wirkt sich dagegen negativ auf die Umsetzung einer hohen DL-Qualität aus (u. a. Klein & Kim, 1998). Die Arbeiten von Schneider et al. (1998) unterstreichen den Einfluss der konkreten Arbeitsbedingungen für die erfolgreiche Realisierung von DL (s. auch Rogelberg, Barnes-Farrell & Creamer, 1999). Die Bedeutung der Gestaltung des materiellen Umfeldes für die wahrgenommene DL-Qualität aus Sicht der Kunden hat vor allem die Forschergruppe Parasuraman, Berry und Zeithaml vielfach bestätigt. Angesichts der zu beobachtenden Verlagerung von der DL-Erbringung im Face-to-Face Kontakt hin zu virtuellen Anbieter-Kunden-Interaktionen, in Form von Teleservice oder eines elektronischen Kundenbeziehungsmanagement-Systems, gewinnt die Frage nach der Gestaltung und Unterstützung virtueller Arbeitszusammenhänge auch im industriellen DL-Kontext zunehmend an Bedeutung. Es fehlen bislang verlässliche Daten, welche Auswirkungen der Einsatz elektronischer Medien und Systeme auf die Gestaltung der Business-to-Business DL haben und was die besonderen Herausforderungen sind. Wichtige Hinweise z. B. für die Gestaltung der Interaktion der Mitarbeiter auf Anbieter- und Kundenseite liefert die Forschung zur Telekooperation (siehe Beitrag von Büssing & Konradt in d. B.). Einen Überblick über Möglichkeiten und Bausteine eines rechnergestützten Kundenbeziehungsmanagments im Business-to-Business Kontext und der Gestaltung der Zusammenarbeit in Zulieferketten (Supply-Chain-Management-Systeme) geben Hansen und Neumann (2005, S. 707ff). 4 Zusammenfassung und Ausblick DL haben sich in den letzten Jahren zu einem dominanten Wirtschaftsfaktor auch im Produktionssektor entwickelt. Immaterialität und der Einbezug des Kunden in die DL-Erstellung, 33 d. h. der Interaktions- und Erfahrungscharakter von DL, bedingt die besondere Bedeutung der Mitarbeiter für eine hohe DL-Qualität. Im Fokus der Entwicklung und des Managements von industriellen DL stehen der Kunde und vor allem bei kontaktintensiven DL auch die Mitarbeiter. Ziel ist es, eine nachhaltige DL-Qualität und damit den Erfolg durch eine kundenorientierte Unternehmensführung zu sichern. Aus psychologischer Perspektive sollte bei der Gestaltung von DL die Entwicklung und Förderung einer DL-Kultur sowie ein kundenorientiertes HRM im Mittelpunkt stehen. Eine kundenorientierte Unternehmensführung erfordert darüber hinausgehend auch die kundenbezogene Gestaltung der anderen Führungsteilsysteme, wie Organisation, Planung, Information und Kommunikation sowie Controlling, auf die im vorliegenden Kontext nicht weiter eingegangen werden konnte (vgl. dazu Homburg & Krohmer, 2003, S. 1987ff). Erfolgreiche DL-Unternehmen greifen im Vergleich zu reinen Produktionsunternehmen nicht auf neue und andere Mechanismen des HRM und der Verhaltenssteuerung zurück, aber ihre Schwerpunktsetzung ist aufgrund der Besonderheiten von DL eine andere. Die zentrale Bedeutung der DL-Kultur sowie generell des menschlichen Faktors macht das erfolgreiche Vorgehen von DL-Unternehmen schwer imitierbar. Sie setzen zwar zur Förderung ihrer DLKultur formal dieselben HR-Praktiken ein, wie z. B. kundenorientierte Beurteilungs- und Anreizsysteme ein, aber sie unterscheiden sich dennoch in der Art und Weise, wie die Systeme inhaltlich gestaltet und vor allem wie sie im Alltag gelebt werden. Explizite und implizite Regeln unterstützen sich wechselseitig und die Umsetzung von beiden wird ohne die Kompetenz und das Engagement der Führungskräfte einer Organisation nicht gelingen. Die vorliegenden Arbeiten verweisen auf die Komplexität der wechselseitigen Abhängigkeit von struktureller, personaler und kultureller Verhaltenssteuerung. Zudem ist die 34 Art des Zusammenwirkens nicht nur sehr stark von der Art der DL, sondern auch von den jeweiligen unternehmensspezifischen Randbedingungen abhängig. Genau an dieser Stelle weist die Forschungslandschaft noch große weiße Flächen auf, da in den meisten Arbeiten sowohl die Heterogenität von DL als auch der Einfluss von Moderatorvariablen vernachlässigt wird. Das gilt nicht für die Arbeiten von Homburg und seinem Team. Sie stellen Positivbeispiele dar, wie, ausgehend von relativ großen Unternehmensstichproben und der Orientierung an hohen methodischen Standards, das Zusammenspiel unterschiedlicher Einflüsse im Kontext industrieller DL untersucht werden kann. Bezogen auf die Arbeits- und Organisationsgestaltung liegt mittlerweile ein breites empirisch fundiertes Wissen vor, z. B. wie Aufgaben, die Arbeitsorganisation oder Arbeitsbedingungen gestaltet werden können, so dass sie nicht nur die Leistung der Beschäftigten fördern, sondern auch ihre Sicherheit, Gesundheit und persönliche Entwicklung erhöhen bzw. Stress und Erkrankungsrisiko minimieren. Entsprechende Erkenntnisse liegen u. a. auch für die Gestaltung der Personalführung und Teamarbeit vor (vgl. Beitrag von Zimolong in diesem Band; Zimolong & Elke, im Druck). Offene Fragen beziehen sich vor allem auf DL spezifische Tätigkeiten sowie die Arbeits- und Organisationsgestaltung im Kontext von Business-to-Business DL. An dieser Stelle soll nur auf einige wenige exemplarische Fragenkomplexe eingegangen werden. Bezogen auf die Arbeitsgestaltung ist z. B. offen, welche Rolle dem Handlungsspielraum des Kundenkontaktmitarbeiters in Abhängigkeit von der Art der DL zukommt, wie der Kunde in die DL-Erstellung eingebunden und seine konstruktive Mitarbeit durch die Arbeitsgestaltung, einschließlich der eingesetzten elektronischen Systeme, unterstützt werden kann. Auf die wichtige Rolle des Kundenkontaktmitarbeiters und seiner Kompetenzen, und damit die Herausforderung für die Gestaltung der Personalentwicklung, ist bereits eingegangen worden, 35 aber für eine erfolgreiche Umsetzung z. B. in Form computergestützter interaktiver Lernsysteme liegen nur wenig empirisch fundierte Gestaltungsempfehlungen vor. Die Frage nach Barrieren und fördernden Bedingungen der Zusammenarbeit stellt sich vor allem bei DL im Business-to-Business Kontext. In die DL-Erstellung sind zumeist mehrere Mitarbeiter auf Anbieter- und Kundenseite einbezogen. Hier fehlen Studien, die u. a. klären, durch welche Maßnahmen auf individueller, Gruppen- und Unternehmensebene selbstregulierende Teamarbeit erfolgreich sichergestellt oder durch eine entsprechende Groupware unterstützt werden kann. Anbieter und Abnehmer von DL bzw. die beteiligten Mitarbeiter kommen zumeist aus Unternehmen mit unterschiedlichen Kulturen, offen ist, durch welche Maßnahmen die Entwicklung eines positiven DL-Klimas in überbetrieblichen Teams forciert werden kann. Die Ableitung von Gestaltungsoptionen für DL und ihr Management erfordert neben der Beschäftigung mit den vielfältigen Facetten einer erfolgreichen Arbeits- und Organisationsgestaltung auch den Blick über den Tellerrand der eigenen Disziplin. Nach den vorliegenden Arbeiten zu urteilen stellt die Erforschung und Gestaltung von DL eine Herausforderung dar, die nur interdisziplinär erfolgreich zu bewältigen ist. 36 Literatur Algedri, J. & Frieling, E. (2001). HUMAN-FMEA. München: Hanser. Bading, A. Bruns, I., Elke, D. G., Frielingsdorf, D., Janas, D., Kilich, S., Meszery, K., Nägele, R., Ziemeck, H. & Zimolong, B. (2004). Teil I: Entwicklung, Entstehung und Umsetzung des Produktes. In H. Luczak (Hrsg.), Vom Produzenten zum Dienstleister (S. 1-65). Düsseldorf: VDI-Verlag. Bass, B. M. (1997). Does the transactional-transformational leadership paradigm transcend organizational and national boundaries? American Psychologist, 52, 130-139. Batt, R. (2002). Managing customer services: Human resource practices, quit rates, and sales growth. Academy of Management Journal, 45 (3), 587-597. Becker, B. & Gerhart, B. (1996). The impact of human resource management on organizational performance: Progress and prospects. 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Spiller & Bock, 2001) Visualisierung des gesamten DLProzesses inklusiver aller internen sowie für den Kunden sichtbaren Prozesse Wertkettenanalyse von Dienstleistern (Fantapié, Altobelli & Bouncken, 1998) Strategische Analyse zur Identifikation potenzieller Wettbewerbsvorteile z. B. im Bereich der Kosten oder der Differenzierung Fehlermöglichkeits- und -einflussanalyse (Human FMEA) Algedri & Frieling (2001) Ermittlung potenzieller Fehler im Leistungsprozess Pugh-Methode (Pugh, 1991) Punktbewertungsansatz, der die Leistungsbestandteile alternativer DLKonzepte vergleichbar macht Downstream-Analyse (Wise & Baumgartner, 1999) Kennzahlenanalyse, welche Leistungen um das Produkt herum angeboten werden sollten Quality Function Deployment (QFD) inkl. House of Quality (Hauser & Clausing, 1988) Methodik zur kunden- und marktorientierten Leistungsentwicklung, die Ergebnisvisualisierung erfolgt im House of Quality Konkurrenzanalyse (Porter, 1992) Analyse der Konkurrenz bezüglich unterschiedlicher Aspekte zum Erkennen eigener strategischer Möglichkeiten, Chancen und Gefahren ARIS (Scheer, 2001) Erstellung eines Bezugrahmens für die Geschäftsprozess- und Leistungsbeschreibung Potenzial-u. Marktdimensionen Integrative Methoden 50