bühne 29.11.2013 - ICG Integrated Consulting Group

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BÜHNE
Erscheinungsland: Österreich | Auflage: 61.000 | Reichweite: k.A. | Artikelumfang: 242.878 mm²
29.11.2013
Seite: 12-16
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Thema: ICG
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Presseclipping erstellt am 02.12.2013 für ICG zum eigenen Gebrauch nach §42a UrhG.
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SCHWERPUNKT
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Zum Erfola verdammt
\j
THOMAS DROZDA. Der Generaldirektor der Vereinigten Bühnen Wien
über Einsparungen und Finanzbedarf, Erfolge im Auslandsgeschäft,
ein verändertes Publikumsverhalten beim Musical und über
Ideen für ein größeres Haus beim Wiener Hauptbahnhof.
Vereinigten Bühnen Wien spielen Oper und Musical.
In beiden Sparten zählen sie zu den Global Players: Die
Opern Produktionen im Theater an der Wien finden auch
international große Resonanz, mehrere Musicals haben
von Wien aus den internationalen Markt erobert (siehe S. 15).
Generaldirektor ist Thomas Drozda. Der gebürtige Oberösterreicher hat Volkswirtschaft studiert, war u.a. als wirtschaftspolitischer Berater Franz Vranitzkys und Viktor Klimas tätig und
von 1998 an zehn Jahre lang kaufmännischer Geschäftsführer
des Burgtheaters. Mit Thomas Drozda sprach Peter Blaha.
Die
BÜHNE: Fast alle Intendanten klagen über zu wenig Geld. Die Vereinigten Bühnen Wien (VBW) hat es noch schwerer getroffen als
etwa die Bundestheater, deren Subventionen zumindest gedeckelt sind, während die VBW sogar Kürzungen hinnehmen mussten. Können Sie angesichts dieser Situation noch ruhig schlafen?
DROZDA: Ich habe lange Zeit ziemlich unruhig geschlafen, was
damit zusammenhing, dass unsere Situation, wie Sie bereits
sagten, noch prekärer war als die anderer Häuser. Wir haben
nicht nur keine Subventionserhöhung bekommen, sondern
mussten im Laufe der letzten vier Jahre sogar eine Kürzung
von drei Millionen hinnehmen, gleichzeitig aber haben wir unsere Leistung ausgeweitet, indem wir mit dem Ronacher ein
drittes Theater bespielen und nun auch die Kammeroper unter das Dach der VBW genommen haben. Mir geht es allerdings insofern nun wieder besser, als die Fakten jetzt klar auf
dem Tisch liegen. Ich habe nämlich von mir aus gebeten, dass
die VBW evaluiert werden, um für Objektivierung zu sorgen.
Die entsprechende Studie von ICG liegt vor, der zufolge wir ein
strukturelles, also nicht durch Misswirtschaft verursachtes, Defizit von sieben Millionen Euro haben und unser Finanzbedarf
im nächsten Jahr 43,6 Millionen beträgt. Auf Basis dieser Untersuchung haben wir der Wiener Stadtregierung nun einen
Subventionsantrag fürs nächste Jahr über 42 Millionen Euro
vorgelegt. Damit bleiben wir zwar immer noch 1,6 Millionen
unter unserem nachgewiesenen Bedarf, nichtsdestotrotz befinden wir uns in einer Situation, wo der Schlaf wieder etwas
ruhiger wird. Wir haben bereits nachhaltig pro Jahr rund drei
Millionen Euro eingespart auch das wurde durch die ICG-Studie sauber dokumentiert, was bei einem Betrieb dieser Größe
auch nicht so einfach und das Ergebnis einer gemeinsamen
Kraftanstrengung ist. Was die Gesamtsituation betrifft, muss
ich sagen, dass ich aufgrund der politischen Debatte sehr beunruhigt bin. Was in den Theatern passiert, dass sich nämlich
die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben immer weiter
auseinanderentwickelt, spielt sich offensichtlich auch auf
Ebene der öffentlichen Haushalte ab. Der Spielraum wird
durch geringere Wachstumsraten, so solche überhaupt noch
gegeben sind, und daraus resultierenden geringeren Steuereinnahmen immer enger. Dazu kommen die so genannten
Banken-Hilfspakete, die unter dem Titel Einmalausgaben mit
schöner Regelmäßigkeit in einer Höhe zu Buche schlagen, mit
der man die Theater jahrzehntelang finanzieren könnte.
BÜHNE: Im Frühjahr haben Sie in Interviews gesagt, entweder passen sich die Subventionen der Leistung oder die Leistung den Subventionen an. So gesehen dürfte der Subventionsgeber die Leistung der VBW anerkennen.
DROZDA: Es ist tatsächlich so, dass sich die Subvention nun wieder deutlich mehr nach den Leistungen richten. Trotzdem
müssen wir 1,6 Millionen Euro einsparen. Das haben wir noch
vor uns im nächstjährigen Budget. Wenn man bereits drei Millionen eingespart hat, sind die nächsten 1,6 nicht mehr so easy
going. Auf der anderen Seite ist die Gewährung der von uns
beantragten Subvention ein Commitment der Stadt zu den
VBW und ihren international anerkannten Leistungen ganz
klar ist ein solches Zugeständnis in Zeiten wie diesen auch mit
einer Forderung an uns, weitere Einsparungsmaßnahmen zu
finden und zu realisieren, verbunden.
-
BLOND. Das Märchen von der cleveren Studentin Elle
NATÜRLICH
Woods
20. Dezember im Ronacher zu sehen.
ist nur noch bis
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ELISABETH: Das
erfolgreichste
deutschsprachige
Musical steht nur
noch bis 1. Februar
auf dem Programm
des Raimund
Theaters.
BÜHNE: Trotzdem
werden die Verträge einiger Musiker ab 2015
nicht verlängert, was besonders zu denken gibt, weil erst im Vorjahr das 25-Jahr-Jubiläum des VBW-Orchesters lautstark gefeiert
wurde. Außerdem ist das groß besetzte Orchester einmalig in der
Welt des Musicals und somit auch als identitätsstiftender Faktor
der VBW wichtig.
DROZDA: Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Formal
ist es so, dass wir Fristen einzuhalten haben und eine Nichtverlängerung von Verträgen eineinhalb Jahre im Voraus bekannt
geben müssen. Ich habe das zu einem Zeitpunkt gemacht, wo
ich noch kein Budget fürs Jahr 2014 hatte, geschweige denn
für 2015. Wir sind jetzt aber dabei, mit dem Orchester über die
zukünftige Ausrichtung und Aufstellung zu diskutieren. Die
Subvention, die wir für das nächste Jahr verhandeln, beinhaltet nämlich erstmals explizit eine Subvention für das Orchester, das in den letzten Jahren eigentlich nur noch aus Rücklagen finanziert werden konnte. Jetzt wird das Orchester durch
eine eigene Subvention in Höhe von 4,9 Millionen Euro finanziert. Das klingt nach viel, relativiert sich aber, wenn man bedenkt, dass unser Klangkörper mehr als 500 Aufführungen pro
Jahr spielt, und wenn man es in Relation zu den Subventionen
für die Wiener Symphoniker oder das RSO stellt. Ich bin trotzdem froh, dass wir das jetzt einmal außer Streit gestellt haben,
ganz abgesehen von den künstlerischen Leistungen, die das
Orchester bringt. Davon konnte man sich zuletzt bei iove
Never Dies überzeugen. Dass jemand wie Andrew Lloyd Webber, der ungern und wenig reist, sich in den Flieger setzt, weil
ihm seine Mitarbeiter von dem Konzertereignis eines LloydWebber-Musicals des vergangenen Jahres erzählt haben, erfüllt einen schon mit Freude und Stolz.
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BÜHNE: Die VBW verzeichneten beim Musical zuletzt einen Rückgang der Besucher. Liegt das am größer werdenden Musical-Angebot durch mehrere Mitbewerber, liegt das daran, dass das Musical-Publikum tendenziell krisenanfälliger ist, oder liegt es an
den Produktionen selbst?
DROZDA: Es wird wohl an allem liegen, das muss ich ehrlicherweise sagen. Natürlich führt ein intensiverer Wettbewerb in
einem Markt, von dem man sagen kann, dass es eine ganze
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Reihe qualitativ guter Angeboten gibt, dazu, dass sich das Publikum überlegt, was es sich leisten kann und was nicht. Was
die Wirtschaftssituation angeht, so merken wir im Theater an
der Wien überhaupt keine Krise. Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass das Publikum von Staatsoper und Theater
an der Wien aufgrund der Wirtschaftskrise unter Umstanden
ein Vermögensproblem, aber mit ziemlicher Sicherheit kein
Einkommensproblem hat, wogegen es sich im Musical eher so
verhält, dass man es hier mit einer Klientel zu tun hat, die existenzieller von der Krise betroffen ist. Ausgaben für Kultur wird
man dann eher streichen als für Wohnraum oder Nahrung.
Und natürlich ist es so, dass manche unserer Produktionen
besser, andere weniger gut funktionieren.
BÜHNE: Wie ist das bei einer Produktion, die weniger gut läuft?
Ist es trotzdem besser, nahezu jeden Abend zu spielen, oder ist
es besser, Vorstellungen abzusagen, wie das bei Natürlich blond
geschehen ist?
DROZDA: Es ist immer besser zu spielen. Man muss nur sagen:
Selbst wenn wir von einem Flop reden, sprechen wir immer
noch von 100.000 Besuchern. Ich kenne die Theaterlandschaft: Normalerweise knallen beim lOO.OOOsten Besucher
die Sektkorken und man spricht vom größten Erfolg der letzten Jahrzehnte. Bei uns ist es wirklich so, dass wir zum Erfolg
verdammt sind das ist übrigens Copyright des Kollegen
Gratzer. Das trifft auf unsere Situation aber genauso zu. Ich
war vor meiner Tätigkeit hier als kaufmännischer Direktor
am Burgtheater tätig. Wenn ich mich an Cyrono von Bergerac
zurückerinnere, den wir 80 Mal vor ausverkauftem Haus gespielt haben, so kamen wirdabei auch auf 100.000 Besucher.
Zumindest in den zehn Jahren, die ich dort war, war das die
mit Abstand erfolgreichste Produktion. Bei Erfolg und
Misserfolg muss man immer auch über den Maßstab nachdenken.
-
BÜHNE: Noch
etwas müsste man mit berücksichtigen: Der Ensuite-Betrieb bei den VBW macht ein Abonnementsystem wie
an anderen Häusern unmöglich. Selbst ein Flop kann im Abonnement noch einige Zeit ganzgut mitlaufen. Denkt man darüber
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nach, die Planung flexibler zu machen, um gegebenenfalls bei
einem Flop eine Produktion rascher durch eine andere ersetzen
zu können?
DROZDA: Darüber denken wir tatsächlich nach. Man muss
aber auch über den Inhalt des Begriffs Longrun nachdenken. Wenn etwas vier bis sechs Monate läuft und 100.000
Besucher findet, ist der Begriff Longrun, meiner Meinung
nach, durchaus angemessen. Die Produkt-Lebenszyklen
sind kürzer geworden, weil sich Publikumserwartungen
stark am Neuen orientieren. Die Zeiten, in denen man sieben Jahre lang Cats gespielt hat, sind vorbei nicht, weil die
Stücke jetzt schlechter wären als Cats, sondern weil es einfach ein anderes Publikumsverhalten gibt, übrigens in allen
Feldern der Kultur, nicht nur beim Musical.
-
BÜHNE: Im Frühjahr gibt es zwei große Musical-Premieren dicht
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hintereinander, Der Besuch der alten Dame im Ronacher und
MammaMia! im Raimund Theater. Warum in so engem Abstand? i
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DROZDA: Das liegt daran, dass wir Elisabeth wider Erwarten
noch einmal deutlich verlängern konnten und dass es natürlich ökonomischer ist, eine gute Produktion, die erfolgreich
läuft, weiter zu spielen. Wir planen übrigens noch eine dritte
Produktion, Mary Poppins, im Herbst oder Winter im Ronacher.
So gesehen haben wir ein intensives Jahr vor uns. Die Uraufführung von Der Besuch der alten Dame hat in der Schweiz gut
funktioniert. Das war dort eine Open-Air-Produktion, die wir
jetzt fürs Haus adaptieren. Als Koproduktion mit den Thurnerseespielen ist es deutlich günstiger. Wir übernehmen den
Großteil der Kostüme und auch den Großteil der Schweizer
Cast, weshalb wir auch die Probenzeiten reduzieren konnten.
BÜHNE: Besonders zufriedenstellend verlief offenbar zuletzt das
Auslandsgeschäft der VBW.
DROZDA: Es war das letzte Jahr das historisch erfolgreichste
überhaupt, mit 1,2 Millionen Besucher, das heißt, auf jeden Inlandsbesucher kommen zwei Auslandsbesucher. Es vergeht
kaum ein Tag, an dem wir nicht eine Show in Europa und eine in
Asien laufen haben. Korea hat sich sehr gut entwickelt, Japan ist
stabil auf hohem Niveau. Wenn man an Elisabeth denkt man
sagt das so gelassen -, ist das mit fast zehn Millionen Besuchern
die erfolgreichste deutschsprachige Produktion der Welt. Für
Wien ist das wichtig, weil es unsere Rentabilität erhöht. Es ist
uns jetzt auch gelungen, Tanz der Vampire nach Paris zu bringen. Roman Polanski wird persönlich inszenieren, in einem
wunderschönen 1600-Plätze-Haus, dem Theätre Mogador.
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BÜHNE: Die VBW spielen nicht nur Musical, sondern auch Oper im
Theater an der Wien, ein Haus, das besonders erfolgreich ist, sowohl von der Auslastung, aber auch von der internationalen Wahrnehmung her.
DROZDA: Das funktioniert tatsächlich sehr gut. Das ist eigentlich ein Top-Festspielbetrieb auf Ganzjahresniveau. Das ist
State of the Art, was Regie und Sänger betrifft. Natürlich haben wir ganz andere Voraussetzungen als ein Repertoiretheater. Wir können uns für Barockopern und zeitgenössisches Musiktheater die entsprechenden Spezialensembles holen und
haben für das übrige Repertoiredie Wiener Symphoniker und
das RSO Wien zur Auswahl. Da kann man wirklich genau überlegen, welches Orchester für welches Werk unter welchem Dirigenten das richtige für das jeweilige Projekt ist. Und durch
das Junge Ensemble, mit dem wir als eine Art Studiobühne die
Kammeroper bespielen, ergeben sich weitere Vorteile für das
große Haus, weil es auch in den Produktionen dort mitwirken
kann.
BÜHNE: Nachdem sich die Idee zerschlagen hat, das Wien Museum
im neuen Hauptbahnhof unterzubringen, wurde bekannt, dass
die VBW im Gespräch sind, dort ein neues Theater zu bespielen.
Wie ernst ist das?
DROZDA: Mir ist es sehr ernst, weil wir ein Hauptproblem haben, nämlich die Tatsache, dass wir zwei historische Häuser
bespielen, die beide zu klein sind. Es wäre daher reizvoll und
interessant, ein Haus von 1600 bis 1800 Plätzen zu bespielen. Das ist die auch international übliche Dimension, speziell im Hinblick auf die Rentabilität. Dass das aber letztlich
dazu führen würde, dass man die Bespielungskonzeption aller Häuser überdenkt, ist auch klar. Ich halte nichts davon,
die Kapazität einfach zu verdoppeln, in der Hoffnung, das
würde schon gut gehen. Das wäre nicht sehr realistisch. Wir
prüfen jetzt einmal die Marktseite, die Finanzimplikationen,
die Baukosten und haben vor, bis März nächsten Jahres eine
entscheidungsreife Unterlage vorzubereiten, um das mit
dem Eigentümer zu diskutieren. Der Platz an sich ist städtebaulich toll. Man muss auch feststellen, dass die Bahn ein interessantes Verkehrsmittel ist. Man ist ja mittlerweile in einer
halben Stunde in St. Polten und in fünf Viertelstunden in
Linz. Gerade die West bahn strecke ist für uns ein wichtiger
Einzugsbereich. Was man in Linz mit dem Musiktheater hingestellt hat, ist schon beeindruckend. Aber ehrlich, 180 Millionen Baukosten wie in Linz werden wir uns nicht leisten
können. Trotzdem ist es wert, sich das anzuschauen. Es gibt
eine Reihe von internationalen Shows, die wir in den Theatern, die wir derzeit bespielen, nicht zeigen können. Es ist
eine Option, an der man nicht achselzuckend vorbeigehen
sollte. Ich glaube, dass es für uns interessant sein kann, aber
auch für den Standort Hauptbahnhof.
MAMMA MIA!
Das Musical mit
den größten
Abba-Hits ist
ab 19. März im
Raimund
Theaterzu
sehen.
DER BESUCH
DER ALTEN
DAME. Pia DouAnfragen für weitere Nutzungsrechte an den Verlag
wes stattet als
steinreiche
Ciaire Zachanassian ihrem Heimatort Güllen ei-
nen Besuch ab.
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