Professur Optimale Steuerung PD Dr. S. Franz Mathematik IT 3 (Analysis) Hausaufgaben Blatt 1 abzugeben bis Beginn der Vorlesung am 21.10.16 Aufgabe HA1.1: (5 Punkte) Bildungsminister Naseweis-Neunmalklug von der “Partei der sorgund kompromisslosen Mathemuffel” (PSKM) möchte das Bildungssystem revolutionieren. Erster Schritt dazu ist die gesetzlich geregelte Abschaffung des Matheunterrichts. Grundlage dieses Plans: Minister Naseweis-Neunmalklug höchst persönlich hat entdeckt, dass alle Zahlen gleich sind! Das macht natürlich nach seiner Auffassung Mathematik gänzlich überflüssig. Die von Arbeitslosigkeit bedrohten Mathelehrer laufen kopfschüttelnd Sturm gegen diese Pläne. Nach Meinung des Ministers ist der Protest nicht berechtigt, denn er bringt für seine Behauptung drei alternative Beweise: Nr. 1: Es gilt 36 − 66 = 25 − 55. Dies ist äquivalent zu 62 − 6 · 11 = 52 − 5 · 11. Addition von (11/2)2 auf beiden Seiten der Gleichung liefert 11 6 − 6 · 11 + 2 2 2 11 = 5 − 5 · 11 + 2 2 2 ⇔ ⇔ ⇔ 11 2 11 2 6− = 5− 2 2 11 11 = 5− 6− 2 2 1=0 Durch Multiplikation der Gleichung 1 = 0 mit beliebigen Zahlen a und b folgt dann a = 0 und b = 0. Daraus folgt dann 1 = a = b. Damit ist bewiesen, dass alle Zahlen gleich sind. Nr. 2: Seien a und b zwei beliebige reelle Zahlen. Angenommen die Behauptung wäre falsch, d.h. es würde a 6= b gelten. Wir unterscheiden zwei Fälle: • Es gilt a < b. Dann gibt es ein c > 0 mit a + c = b. • Es gilt a > b. Dann gibt es ein c < 0 mit a + c = b. In allen Fällen liefert die Multiplikation der Gleichung a + c = b mit b − a: (a + c)(b − a) = b(b − a) ⇔ ab + cb − a2 − ac = b2 − ba Subtraktion von cb liefert ab − a2 − ac = b2 − ba − cb ⇔ a(b − a − c) = b(b − a − c) Nach Division von b − a − c ist die letzte Gleichung äquivalent zu a = b. Also sind die (beliebig gewählten) Zahlen a und b im Widerspruch zur Annahme stets gleich. Nr. 3: Mittels vollständiger Induktion: Gegeben seien n ∈ N beliebige Zahlen a1 , . . . , an . IA: Für n = 1 ist die Aussage trivial, denn eine einelementige Zahlenmenge enthält nur gleiche Zahlen. 1 Professur Optimale Steuerung PD Dr. S. Franz IV: Die Behauptung gelte für beliebiges n ∈ N, d.h. es gilt a1 = a2 = · · · = an . IS: Gegeben seien n + 1 Zahlen a1 , . . . , an , an+1 . Nach Induktionsvoraussetzung gilt a1 = a2 = · · · = an und a2 = a3 = · · · = an+1 , Daraus folgt a1 = a2 = ... = an+1 . Da die PSKM im Regierungskabinett die Mehrheit hat, wird das Gesetz gegen alle Prosteste durchgesetzt. Die Gewerkschaft der mathematisch Interessierten klagt gegen das Gesetz. Stellen Sie sich vor, das Gericht würde Sie als Gutachter bestellen. Welche Empfehlung würden Sie den Richtern geben? Sind die angegebenen Beweise richtig oder falsch? Begründen Sie Ihre Antworten! Lösung: Nr 1: Falsch, da aus a2 = b2 nur |a| = |b| folgt, aber keine Aussage über das Vorzeichen. Im hiesigen Fall bedeutet das 1 1 1 = − = 2 2 2 Nr 2: Falsch. Aus a + c = b folgt b − a − c = 0. Somit lautet die untersuchte Gleichung a · 0 = b · 0 = 0. Hieraus kann nichts über die Zahlen a und b geschlussfolgert werden, da Division durch Null keine zulässige Operation ist. Nr 3: Etwas kniffliger, aber trotzdem falsch. IA (n = 1) ist korrekt und IS is korrekt für n ≥ 2, da die Äquivalenz transitiv ist. Aber der Schritt von n = 1 auf n = 2 funktioniert so nicht, denn der würde heißen (a1 = a1 ∧ a2 = a2 ) ⇒ a1 = a2 . Und dies folgt nicht aus den Voraussetzungen. 4 Aufgabe HA1.2: (7 Punkte) Zeigen Sie, dass für q ≥ 0 gilt: m2 ⇔ ∃m ∈ N0 , n ∈ N : q = 2 . n q √ Nutzen Sie dies um zu zeigen, dass 3 6∈ Q und 1 + 16 9 ∈ Q gilt. √ q∈Q 2 Professur Optimale Steuerung PD Dr. S. Franz Lösung: Direkt: “⇒”: Falls q ≥ 0 und √ q ∈ Q, dann existieren m ∈ N0 und n ∈ N mit m √ q= n “⇐”: Aus q = m2 n2 ⇒ q= m2 . n2 ≥ 0 und der Definition der Wurzel für positive Zahlen folgt √ m2 m √ q= √ = . n n2 √ Da m ∈ N0 ⊂ Z und n ∈ N ist q ∈ Q. √ Da q = 3 = 13 ∈ N liegt, und 3 keine Quadratzahl ist (12 < 3 < 22 ), gilt 3 6∈ Q. q 25 52 16 Da q = 1 + 9 = 9 = 32 der Quotient zweier Quadratzahlen ist, gilt 1 + 16 9 ∈ Q. 4 Aufgabe HA1.3: (6 Punkte) Bestimmen Sie von den folgenden komplexen Zahlen z den Betrag und das Argument. Stellen Sie damit diese Zahlen in trigonometrischer und Euler’scher Form dar. √ √ a) z = i + 1, b) z = 3 + i, c) z = − 12 + i 23 . Hinweis: Zeichnen Sie zuerst die Zahlen in der Gauß’schen Zahlenebene. Lösung: √ √ a) |z| = 1 + 1 = 2. Da z im 1. Quadranten und Re(z) = Im(z) folgt arg(z) = π4 . Somit ist √ π √ iπ π z = 2 cos + i sin = 2e 4 . 4 4 b) |z| = √ 1 + 3 = 2. Da z im 1. Quadranten folgt arg(z) = arctan √13 = π6 . Somit ist π π π z = 2 cos + i sin = 2ei 6 . 6 6 c) |z| = q 1 4 + 34 = 1. Da z im 2. Quadranten und cos φ = − 21 ⇒ arg(z) = φ = 2π 3 . Also ist 2π 2π 2π z = cos + i sin = ei 3 . 3 3 4 Aufgabe HA1.4: (7 Punkte) Beschreiben Sie die Menge der Punkte z = x+iy ∈ C der Gauß’schen Zahlenebene, für die 3 Professur Optimale Steuerung PD Dr. S. Franz a) |z + 4i − 3| = 3, b) |z + 1| ≤ 2|z − 1| gilt. Zeichnen Sie diese Mengen. Lösung: p a) |z + 4i − 3| = 3 ⇒ |x − 3 + i(y + 4)| = (x − 3)2 + (y + 4)2 = 3 ⇒ (x − 3)2 + (y + 4)2 = 32 Dies ist die Kreisgleichung für einen Kreis mit Radius R = 3 um Mittelpunkt (3, −4). b) |z + 1| ≤ 2|z − 1| ⇒ q q (x + 1)2 + y2 ≤ 2 (x − 1)2 + y2 ⇒ (x + 1)2 + y2 ≤ 4((x − 1)2 + y2 ) ⇒ x2 + 2x + 1 + y2 ≤ 4x2 − 8x + 4 + 4y2 ⇒ 0 ≤ 3x2 − 10x + 3 + 3y2 10 ⇒ 0 ≤ x2 − x + 1 + y2 3 5 2 25 ⇒ 0 ≤ x− − + 1 + y2 3 9 2 5 16 ⇒ x− + y2 ≥ 3 9 Alles außerhalb und auf dem Kreis mit Mittelpunkt in (5/3, 0) und Radius R = 4/3. Grafik zu a) Grafik zu b) Im Im Re 0 3 4 3 Re −4 0 z= z = 3 − 4i 5 3 4 4