Analysis D-BAUG Dr. Meike Akveld HS 2015 Serie 3 - Komplexe Zahlen II 1. Wir betrachten die komplexe Gleichung √ z 6 = −4 3 − 4i. a) Bestimmen Sie alle Lösungen z ∈ C dieser Gleichung. b) Zeichnen Sie die Lösungen in die komplexe Zahlenebene ein. p √ 6 c) Welche der eingezeichneten Lösungen ist die Zahl −4 3 − 4i ? Lösung a) Zuerst schreiben wir die Gleichung in Polarform um. Es gilt q √ √ √ | − 4 3 − 4i| = (−4 3)2 + (−4)2 = 64 = 8, √ 4 arg(−4 3 − 4i) = arctan 4√ − π = − 56 π. 3 Somit lautet die Gleichung in Polarform z 6 = 8 exp(−i 65 π). Wir setzen nun z ebenfalls in Polarform z = r exp(iϕ) an. Damit erhalten wir r6 exp(6iϕ) = 8 exp(−i 56 π) und durch Vergleich beider Seiten die Bestimmungsgleichungen √ r6 = 8 ⇒ r = 2, 6ϕ = − 56 π + k · 2π 5 ⇒ ϕ = − 36 π + k · π3 , Insgesamt gibt es also sechs (verschiedene) Lösungen: √ 5 z1 = 2 exp(−i 36 π) √ 7 z2 = 2 exp(i 36 π) √ 19 z3 = 2 exp(i 36 π) √ z4 = 2 exp(i 31 36 π) √ √ 29 z5 = 2 exp(i 43 2 exp(−i 36 π) 36 π) = √ √ 17 z6 = 2 exp(i 55 2 exp(−i 36 π) 36 π) = k ∈ Z. (k = 0), (k = 1), (k = 2), (k = 3), (k = 4), (k = 5). b) Die Abbildung zeigt die sechs Lösungen z1 bis z6 . Sie liegen auf einem Kreis mit √ Radius 2 um den Punkt 0. Der Winkel zwischen den einzelnen Lösungen beträgt 2π π 12π 6 = 3 = 36 . 1 c) Gemäss der Definition aus der Vorlesung muss das Argument der 6-ten Wurzel zwischen π 6π − π6 = − 6π 36 und 6 = 36 liegen. Dieser Bereich ist auf der Skizze blau hervorgehoben. Dies trifft nur für die Lösung z1 von oben zu. Es gilt also p √ √ 6 5 −4 3 − 4i = 2 exp(−i 36 π). 2. Es sei z1 eine Lösung der folgenden Gleichung. Bestimmen Sie die reellen Koeffizienten p und q sowie die weiteren Lösungen! 3z 3 − 12z 2 + pz + q = 0, z1 = 3 + i. Lösung Da sämtliche Koeffizienten reell sind, muss nach einem Satz aus der Vorlesung neben z1 auch z2 = z1 eine Nullstelle des Polynoms sein. Damit folgt, dass (z − z1 )(z − z2 ) ein Faktor des Polynoms ist. Nach dem Hauptsatz der Algebra gibt es auch noch eine weitere Nullstelle z3 . Das ergibt: 3z 3 − 12z 2 + pz + q = 3(z − (3 + i))(z − (3 − i))(z − z3 ) ⇔ 3z 3 − 12z 2 + pz + q = 3(z 2 − 6z + 10)(z − z3 ) ⇔ 3z 3 − 12z 2 + pz + q = 3z 3 − (18 + 3z3 )z 2 + (30 + 18z3 )z − 30z3 Damit die linke und die rechte Seite in obiger Gleichung für alle z ∈ C gleich sind, müssen die Koeffizienten übereinstimmen. Damit erhalten wir zur Bestimmung der drei Unbekannten p, q, z3 die Gleichungen: 12 = 18 + 3z3 ⇒ z3 = −2 p = 30 + 18z3 ⇒ p = −6 q = −30z3 ⇒ q = 60 2 3. Prüfungsaufgabe 1, Sommer 2014. Es sei das Gebiet z+2 B = z ∈ C \ {0} Im >0 iz gegeben. a) Skizzieren Sie das Gebiet B in der komplexen Ebene. b) Das Polynom z 3 + 27 z 2 + 7z + 6 hat eine komplexe Nullstelle mit Realteil gleich −1. Bestimmen Sie alle Nullstellen dieses Polynoms in Normal- und in Polarform. c) Welche dieser Nullstellen befinden sich in B? Lösung a) Für z = x + iy gilt z+2 iz = = = x + iy + 2 x + iy + 2 (−ix − y)(x + iy + 2) = = i(x + iy) ix − y (−ix − y)(ix − y) 2 2 −ix + xy − 2ix − xy − iy − 2y x2 + y 2 −2y −2x − x2 − y 2 + i. x2 + y 2 x2 + y 2 Das Gebiet B ist damit gegeben durch z+2 −2x − x2 − y 2 Im = > 0. iz x2 + y 2 Umgeformt ergibt das Im z+2 iz = −2x − x2 − y 2 >0 x2 + y 2 ⇔ −2x − x2 − y 2 > 0 ⇔ 0 > x2 + 2x + y 2 ⇔ 0 > (x + 1)2 − 1 + y 2 ⇔ 1 > (x + 1)2 + y 2 . Das Gebiet B ist also das Innere des Kreises mit Mittelpunkt (−1, 0) und Radius 1. Der Rand gehört nicht zur Menge. 3 y 1.5 1.0 0.5 0.0 x -0.5 -1.0 -1.5 -2.5 -2.0 -1.5 -1.0 -0.5 0.0 0.5 b) Wir bemerken zuerst, dass −1 keine Nullstelle des Polynoms ist und folglich die Nullstelle mit Realteil −1 nicht reell ist. Da solche Nullstellen für Polynome mit reellen Koeffizienten immer in komplex konjugierten Paaren auftreten, hat das Polynom zwei Nullstellen von der Form z1,2 = −1 ± iy. Somit müssen wir vom Polynom einen Faktor der Form (z + 1 + iy)(z + 1 − iy) = z 2 + 2z + 1 + y 2 abspalten können. Polynomdivision ergibt (z 3 + 72 z 2 +7z −(z 3 +2z 2 +(1 + y 2 )z 3 2 2z 3 2 2z +(6 − y 2 )z +6 +3z + 32 (1 + y 2 ) −( +6 ): (z 2 + 2z + 1 + y 2 ) = z + 3 2 ) (3 − y 2 )z ) +( 92 − 32 y 2 ) Es bleibt also der Rest (3 − y 2 )z + 9 3y 2 − 2 2 √ übrig und dieser muss gleich 0 sein. Es ergibt sich also y = ± 3 und die drei Nullstellen lauten in Normalform √ √ 3 z1 = −1 + 3i, z2 = −1 − 3i, z3 = − . 2 In Polarform lauten diese somit z1 = 2e 2πi 3 , z2 = 2e 4 −2πi 3 , 3 z3 = eπi . 2 c) In Teilaufgabe a) haben wir gesehen, dass alle Punkte z = x + iy in B die Ungleichung 1 > (x + 1)2 + y 2 erfüllen müssen. Es folgt z1 ∈ / B, z2 ∈ / B, z3 ∈ B. 4. Rechnen Sie nach, dass die folgende Beziehung gilt: sin(5ϕ) = 5 cos4 (ϕ) sin(ϕ) − 10 cos2 (ϕ) sin3 (ϕ) + sin5 (ϕ). Lösung Wir verwenden hierfür, dass der Sinus eines Winkels α als Imaginärteil der komplexen Zahl mit Argument α aufgefasst werden kann. Wir können dann die Formel von de Moivre anwenden. sin(5ϕ) = Im exp(i · 5ϕ) = Im (exp(iϕ))5 Ziel muss also sein, (exp(iϕ))5 in der Form x + iy zu schreiben, um möglichst einfach den Imaginärteil ablesen zu können: (exp(iϕ))5 = (cos(ϕ) + i sin(ϕ))5 = cos5 (ϕ) + 5i cos4 (ϕ) sin(ϕ) + 10i2 cos3 (ϕ) sin2 (ϕ) + 10i3 cos2 (ϕ) sin3 (ϕ) + 5i4 cos(ϕ) sin4 (ϕ) + i5 sin5 (ϕ) = cos5 (ϕ) + 5i cos4 (ϕ) sin(ϕ) − 10 cos3 (ϕ) sin2 (ϕ) − 10i cos2 (ϕ) sin3 (ϕ) + 5 cos(ϕ) sin4 (ϕ) + i sin5 (ϕ) = cos5 (ϕ) − 10 cos3 (ϕ) sin2 (ϕ) + 5 cos(ϕ) sin4 (ϕ) + i 5 cos4 (ϕ) sin(ϕ) − 10 cos2 (ϕ) sin3 (ϕ) + sin5 (ϕ) | {z } =Im (exp(iϕ))5 =sin(5ϕ) Im zweiten Schritt kann man für die Koeffizienten zum Beispiel das Pascalsche Dreieck verwenden. Bemerkung: Verblüffend an dieser Aufgabe ist, dass wir eine Gleichung, in welcher nur reelle Zahlen auftreten (der Winkel ϕ ist reell), beweisen können, indem wir komplexe Zahlen benutzen. Derartiges wird uns auch später bei Ingenieursproblemen wie der Lösung von Differentialgleichungen begegnen. 5