K. Eppler, Inst. f. Num. Mathematik [email protected] Mathematik I für das MW und VIW Karsten Eppler Technische Universität Dresden Institut für Numerische Mathematik [email protected] http://www.math.tu-dresden.de/∼eppler Vorlesungsassistent: Dr. Vanselow http://www.math.tudresden.de/∼vanselow/Lehre WiS201617/. . . K. Eppler, Inst. f. Num. Mathematik [email protected] Organisatorische Hinweise I • K. Eppler: Willersbau, Zi.: C 318, Tel.: (463) 37584 – Sprechzeit: Di. 13-14.00 Uhr • Wiederholungsübung: Aufgaben aus (s. unten) Heft Ü1: 1.3, 1.8, 1.9., 2.2 (d,f), 2.3 (b,c); 2.4 (a,d); Heft Ü3 2.1.1, 2.1.2 • Klausur: Februar 2017 (90 min) – Prüfungsklausur Grundlagen d. Mathematik“ MW ” – Seit WS 2016/17: Bonuspunkte möglich über Opal • Literatur: Bärwolf Höhere Mathematik für ” Naturwissenschaftler und Ingenieure“ (Spektrum); Wenzel/Heinrich Übungsaufgaben zur Analysis“ (Ü1+Ü2); ” Pforr/Oehlschlaegel/Seltmann Übungsaufgaben zur linearen ” Algebra und linearen Optimierung (Ü3) K. Eppler, Inst. f. Num. Mathematik [email protected] Organisatorische Hinweise II 1. Übung: Woche vom 17.-21.10.16 (komplexe Zahlen): Heft Ü1: 3.9 (a,b); 3.10, 3.12 (a-c); 3.13 (a-c); 3.2 (a,b,d); 3.3 (c,d,f) • Lehrbegleitende Skripte: – Mathematik I, II, III (ehem. Skript VIW) – erhältlich in: Copy Cabana, Helmholtzstr. 4 • Homepage: Weitere detailliertere Hinweise zu: – Klausuren – Übungen – Vorlesungsinhalt(e) – Ankündigungen, Informationen und Hinweise K. Eppler, Inst. f. Num. Mathematik [email protected] Neu: Angebote auf der Lernplattform OPAL Link auf der homepage von Dr. Vanselow (Lehre WS 16/17) 1. Aufgaben zum selbstständigen Üben: freiwillig; mit Korrekturhinweisen; kein Ersatz für VL/Übung; nicht zu allen (prüfungsrelevanten) Themen. 2. Tests zum Erwerb von Bonuspunkten zur Klausur Grundlagen ” d. Mathematik“: 3 Tests (je 1 Punkt); ca. 2-3 Wochen Zeit; max. 4 Wiederholungen; Einschreibung im OPAL-System erforderlich 3. genauere Details s. Informationsblatt K. Eppler, Inst. f. Num. Mathematik [email protected] Inhaltsübersicht WS16/17 • Zahlsysteme (natürliche, ganze, rationale, reelle, komplexe Zahlen) • Reellwertige Funktionen einer reellen Variablen: – Grundbegriffe, Definitionen, Grenzwerte und Stetigkeit, Differentialrechnung • Integralrechnung (eine reelle Variable) – unbestimmtes und bestimmtes Integral, uneigentliche Integrale, Anwendungen • Lineare Algebra – Vektorräume, Matrizen, Lineare Gleichungssysteme, Determinanten, Eigenwerte K. Eppler, Inst. f. Num. Mathematik [email protected] Natürliche Zahlen (Buch, Kap. 1.4) Peano Axiome zur Charakterisierung der Menge N der natürlichen Zahlen 1) 1 ist eine natürliche Zahl. 2) Jede natürliche Zahl n hat genau einen Nachfolger n’ (Schreibweise 2=1’, 3=2’ usw.). 3) 1 ist kein Nachfolger einer natürlichen Zahl. 4) Die Nachfolger zweier verschiedener natürlicher Zahlen sind voneinander verschieden. (⇒ jede natürliche Zahl außer 1 hat genau einen Vorgänger) 5) Induktionsprinzip: Sei A ⊆ N mit (i) 1 ∈ A, (ii) n ∈ A =⇒ n0 ∈ A. Dann ist A = N. K. Eppler, Inst. f. Num. Mathematik [email protected] Satz 1.1: Prinzip der vollständigen Induktion Seien n0 ∈ N und A(n) eine Aussageform für jedes n ∈ N mit n ≥ n0 . Wenn die beiden Aussagen 1) A(n0 ) ist wahr, 2) für alle k ∈ N, k ≥ n0 : A(k) ist wahr ⇒ A(k + 1) ist wahr gelten, dann ist die Aussage A(n) für alle n ∈ N mit n ≥ n0 wahr. Bemerkung: In N findet man eine Lösung x von n + x = m nur, wenn m > n gilt. K. Eppler, Inst. f. Num. Mathematik [email protected] Ganze Zahlen (Buch, Kap. 1.5) Z = {0, +1, −1, +2, −2, +3, −3, . . . } • In Z hat die Gleichung n + x = m (n, m ∈ Z) die Lösung x := m − n. • Addition, Subtraktion und Multiplikation führen nicht aus Z heraus. • Die Division allerdings gelingt in Z nur in Spezialfällen. Die Gleichung nx = m (n, m ∈ Z) hat nur dann eine Lösung x ∈ Z, wenn n Teiler von m ist. Man hat also Grund, den Zahlbereich Z zu erweitern. K. Eppler, Inst. f. Num. Mathematik [email protected] Rationale Zahlen (Buch, Kap. 1.5) a , a, b ∈ Z, b 6= 0, a, b teilerfremd} b • Z ⊂ Q (man setze b := 1). Q := {q | q = • In Q hat die Gleichung qx = p, (p, q ∈ Q, q 6= 0) die Lösung x := pq . • Doch es gibt kein Quadrat mit Flächeninhalt 2, dessen Seitenlänge s eine rationale Zahl ist, d.h. die Gleichung x2 = 2 hat keine Lösung in Q (Q hat Löcher“). ” K. Eppler, Inst. f. Num. Mathematik [email protected] Reelle Zahlen (Buch, Kap. 1.5) R := {x | x ist unendlicher Dezimalbruch} • Q enthält die periodischen Dezimalbrüche. • die nichtperiodischen Dezimalbrüche bilden die Menge R \ Q der irrationalen Zahlen. • Beim numerischen Rechnen mit solchen nichtperiodischen Dezimalbrüchen benutzt man im Allgemeinen Näherungswerte in Form endlicher Dezimalbrüche. Zum Beispiel sind 1, 41 ; 1, 414 ; √ Näherungen für 2 ∈ R. 1, 4142 ; 1, 41421 . . . K. Eppler, Inst. f. Num. Mathematik [email protected] Problem: R ist nicht algebraisch abgeschlossen Besitzt eine beliebige algebraische Gleichung mit reellen Koeffizienten eine Lösung in R? x2 + 4x − 5 = 0 ⇒ x1 = −5, x2 = 1 aber x2 + 4x + 5 = 0 ⇒ keine Lösung in R Sinngemäß gültig für beliebige algebraische Gleichungen Pn (x) = an xn + an−1 xn−1 + . . . + a1 x + a0 = 0 K. Eppler, Inst. f. Num. Mathematik [email protected] y y 10 −5 5 −5 x y = x2+4x+5 5 2 y = x +4x−5 = (x+5)(x−1) −10 −5 5 x Abbildung 1.22: Quadratische Gleichungen mit und ohne Lösungen in R (Buch, Kap. 1.7) K. Eppler, Inst. f. Num. Mathematik [email protected] Definition 1.5: komplexe Zahlen (Buch, Kap. 1.7) 1) Unter einer komplexen Zahl z ∈ C versteht man einen Ausdruck der Form z := a + b i mit a, b ∈ R. a ∈ R heißt Realteil von z : b ∈ R heißt Imaginärteil von z : i heißt imaginäre Einheit Re z := a Im z := b 2) Zwei komplexe Zahlen sind gleich, wenn sowohl Realteil als auch Imaginärteil übereinstimmen. Insbesondere ist a + bi = 0 ⇐⇒ a = 0 ∧ b = 0 . 3) Ist z = a + b i, so heißt z := a − b i die zu z konjugiert komplexe Zahl. K. Eppler, Inst. f. Num. Mathematik [email protected] 4) Unter dem Betrag |z| einer komplexen Zahl z = a + b i √ versteht man die nichtnegative reelle Zahl |z| = a2 + b2 . Rechenregeln Seien z := a + bi, w := c + di, α ∈ R . Dann definiert man • z ± w := (a ± c) + (b ± d)i • z · w := ac − bd + (bc + ad)i Festlegung! • αz = αa + (αb)i Folgerung! 1 z = z · w̄ 2 w |w| Folgerung! • Weitere Folgerung: i2 = −1 K. Eppler, Inst. f. Num. Mathematik [email protected] Weitere Eigenschaften komplexer Zahlen • Die Operationen + und · sind kommutativ und assoziativ • 0 := 0 + 0i ist das neutrale Element bzgl. der Addition • 1 := 1 + 0i ist das neutrale Element bzgl. der Multiplikation • z + (−z) = 0 für alle z ∈ C Inversion bzgl. Addition 1 = 1 für alle z ∈ C mit z 6= 0 Inversion bzgl. z Multiplikation • z· • Es gelten die Distributivgesetze z1 · (z2 + z3 ) = z1 · z2 + z1 · z3 , für alle z1 , z2 , z3 ∈ C (z1 + z2 ) · z3 = z1 · z3 + z2 · z3 K. Eppler, Inst. f. Num. Mathematik [email protected] ⇒ C ist damit (wie R und Q) ein (Zahl-)Körper Schreibweise • Anstelle von 0 + bi schreibt man kurz bi ( rein imaginär“) ” • Anstelle von a + 0i schreibt man kurz a ( rein reell“, R ⊂ C) ” • Anstelle von a + bi schreibt man auch (a, b) • i ist eine Abkürzung für 0 + 1i bzw. für (0, 1). K. Eppler, Inst. f. Num. Mathematik [email protected] Die GAUSSsche Zahlenebene (Buch, Kap. 1.7.2) Im z 1 0 z=2+i 2 Re z Abbildung 1.23: Komplexe Zahl z = 2 + i in der Zahlenebene K. Eppler, Inst. f. Num. Mathematik [email protected] Polarkoordinaten (goniometrische Form) Im z z=a+bi r φ 0 a b Re z Abb. 1.24: a + bi = r(cos φ + i sin φ) (r, φ) heißen Polarkoordinaten von z (a, b) heißen kartesische Koordinaten von z K. Eppler, Inst. f. Num. Mathematik [email protected] Im z Im z -2+i 0 r= 5 φ = 1 5 3,4 4 ° φ=− 45° 1 Re z 1 r= 2 -2 Re z 1-i √ a 2 + b2 r – Betrag der komplexen Zahl z: r = |z| = φ – Argument der komplexen Zahl z: φ ist der Winkel, um den man den Strahl durch (0, 0) und (1, 0) drehen muss, um den Strahl durch (0, 0) und (a, b) zu erhalten φ>0 ⇔ Drehung entgegen dem Uhrzeigersinn φ<0 ⇔ Drehung im Uhrzeigersinn K. Eppler, Inst. f. Num. Mathematik [email protected] Argument und Hauptwert (r, φ) und (r, φ + 2kπ) stellen die gleiche komplexe Zahl z dar (für beliebiges k ∈ Z) Falls −π < φ ≤ π, so heisst φ auch Hauptwert von z φ ∈ (−∞, ∞) Argument von z argz φ ∈ (−π, π] Hauptwert von z Arg z K. Eppler, Inst. f. Num. Mathematik [email protected] Hauptwerte und GAUSSsche Zahlenebene a<0 Im z b>0 π/2<φ<π φ=π a<0 b<0 −π<φ<−π/2 a>0 b>0 0<φ<π/2 φ=π/2 φ=0 Re z φ= −π/2 a>0 b<0 −π/2<φ<0 Abb. 1.26: Werte von φ := Arg z in den 4 Quadranten K. Eppler, Inst. f. Num. Mathematik [email protected] EULERsche Formel eiφ := cos φ + i sin φ, speziell: eiπ = −1 Folgerung z = a + bi = r(cos φ + i sin φ) = |z|eiφ (Exponentialform) K. Eppler, Inst. f. Num. Mathematik [email protected] Multiplikation komplexer Zahlen (in goniometrischer Form) Es seien z := reiφ und w := ρeiψ gegeben. Dann gilt z · w = reiφ · ρeiψ = rρei(φ+ψ) z reiφ r i(φ−ψ) = iψ = · e w ρe ρ K. Eppler, Inst. f. Num. Mathematik [email protected] Im z zw φ+ψ z=3+i w=i ψ 0 φ 1 Re z Abb. 1.30: Multiplikation komplexer Zahlen • multiplizieren: Beträge multiplizieren, Argumente addieren, • dividieren: Beträge dividieren, Argumente subtrahieren, K. Eppler, Inst. f. Num. Mathematik [email protected] Potenzieren und Radizieren zn z n := z| · z ·{z. . . · z} n mal heißt n − te Potenz von z ∈ C Eine Zahl z ∈ C heißt n-te Wurzel der Zahl w ∈ C, falls zn = w Potenzieren und Radizieren komplexer Zahlen sinnvollerweise in der goniometrischen Form (Polarkoordinaten) unter Benutzung des Satzes von Moivre (Buch, Kap. 1.7.3) K. Eppler, Inst. f. Num. Mathematik [email protected] Satz 1.3: (de MOIVREsche Formeln) Sei n ∈ N, dann gilt a) Die n-te Potenz von z = a + bi = r(cos φ + i sin φ) = reiφ ergibt sich zu z n = rn (cos(nφ) + i sin(nφ)) = rn einφ . b) Für jede komplexe Zahl w = reiφ 6= 0 hat die Gleichung z n = w genau n verschiedene Lösungen, nämlich die n n-ten Wurzeln zk = √ n √ φ k2π φ k2π φ k2π i( n n r(cos( + ) + i sin( + )) = re + n ) n n n n für k = 0, 1, . . . , n − 1. √ Die n-ten Wurzeln liegen auf einem Kreis mit dem Radius n r um den Nullpunkt der Gaußschen Zahlenebene und bilden ein regelmäßiges n-Eck. K. Eppler, Inst. f. Num. Mathematik [email protected] Im z α1 α2 5_π 6 α0 _ π 6 -1 0 1 Re z α5 α3 α4 Abb. 1.32: Die 6. Wurzeln der Zahl w = −1 = 1 · eiπ K. Eppler, Inst. f. Num. Mathematik [email protected] Polynom n-ten Grades über C pn (x) := an xn + an−1 xn−1 + · · · + a1 x + a0 a0 , a1 , . . . , an ∈ C, n ∈ N gegeben α ∈ C heißt Nullstelle von pn , wenn pn (α) = 0 Fundamentalsatz der Algebra (Buch, Kap. 1.7.4) Es gibt mindestens eine Zahl α ∈ C, so dass pn (α) = 0. K. Eppler, Inst. f. Num. Mathematik [email protected] Fundamentalsatz der Algebra (äquivalente Form) Das Polynom pn besitzt n Nullstellen α1 , . . . , αn ∈ C und es gilt die folgende Zerlegung in Linearfaktoren pn (x) = an n Y (x − αj ). j=1 Fasst man die Linearfaktoren von ein und derselben Nullstelle jeweils zusammen, so hat man pn (x) = an r Y (x − αi )mi , i=1 wobei mi (i = 1, . . . , r) die Vielfachheiten der r paarweise r P verschiedenen Nullstellen α1 , . . . , αr bezeichnet und mi = n. i=1