Voliere_10_2006 18.09.2006 17:39 Uhr Seite 315 Ernährung Futterpflanzen für unsere Gefiederten Teil 6: Knöterich-Gewächse Von Horst Mayer Ampfer-Knöterich und seine Samen (kleines Bild). Die verschiedenen KnöterichArten, von denen stellvertretend die drei unten aufgeführten Arten näher beschrieben werden, stellen für sehr viele Vogelarten eine beliebte Nahrungsquelle dar. Ü Floh-Knöterich. Foto: H. Mayer Die Voliere 29, Heft 10 (2006), Seiten 289–320 berwiegend werden die ab Juli zur Verfügung stehenden halbreifen Samen dieser Pflanzen verzehrt, aber insbesondere vom VogelKnöterich ist bekannt, dass auch die Blätter und Blüten aufgenommen werden (SCHNABL, H.: >>Vogelfutterpflanzen<<, 3. Auflage, 2002, Bretten, und BIELFELD, H.: >>Vogelfutter aus der Natur<<, 1993, Stuttgart). Wie beliebt die Knöterich-Sorten sind, sieht man gut an der großen Anzahl verschiedener Vogelarten, die laut BIELFELD diesen Futterpflanzen zusprechen: Sämtliche heimische und exotische Finkenvögel, Kanarien, Sperlinge, Weber, Prachtfin- 315 Voliere_10_2006 18.09.2006 17:39 Uhr Seite 316 Ernährung Auch verschiedene Prachtfinken wie z. B. der farbenprächtige Rotbrustsamenknacker (hier: Männchen) fressen gern die Samen der verschiedenen Knöterich-Gewächse. Foto. H. Tuschl ken, Kardinäle und Pfäffchen. Des Weiteren sollen auch Wachteln, Fasane, Wellen- und Großsittiche sowie Papageien sie selten verschmähen. In freier Natur stellen die halbreifen und reifen Samenstände des Floh-Knöterichs (Polygonum persicaria) und des WindenKnöterichs (Fallopia convolvulus, bzw. früher Polygonum convolvulus) besonders für den Gimpel ein Lieblingsfutter dar (SABEL, K. >>Naturgemäße Finkenzucht, Sämereien und Wildfutterpflanzen für europäische und außereuropäische Körnerfresser<<, 1983, Bassum). An weiteren heimischen Vogelarten, die Knöterich-Samen fressen, nennt SABEL Goldammer, Hänfling, Stieglitz, Erlen- und Birkenzeisig sowie den Zitronengirlitz. Dass vom Vogel-Knöterich tatsächlich auch die Blätter verzehrt werden, habe ich gerade jetzt im heißen Juli 2006 auch bei meinen spanischen Gesangskanarien feststellen können. Als nämlich kaum mehr frisches Grünfutter zu finden war, habe ich etwas von dem in unserem Rasen (!) wachsenden Vogel-Knöterich mit Wäscheklammern in der Jungvogel-Voliere befestigt. Innerhalb kurzer Zeit untersuchten mehrere Jungtiere das ihnen bisher unbekannte Futter und knabberten schließlich daran herum. Nach wenigen Stunden waren von dem Knöterich nur noch ein paar vertrocknete Stängelchen übrig. Seither biete ich meinen Vögeln hin und wieder dieses unscheinbare Gewächs als Grünfutter an. Beliebter als die Blätter sind natürlich die reifenden Samen der verschiedenen Knöterich-Sorten, die man je nach Standort der Pflanze selbst noch im Oktober sammeln kann. Meine unterschiedlichen Rotschwanzsittich-Arten (Pyrrhura spp.) fallen gierig darüber her, und schon nach kurzer Zeit ist alles kurz und klein zernagt. 316 Vogel-Knöterich: Zahlreiche Vogelarten verzehren nicht nur seine Samen, sondern auch die Blüten und Blätter. Foto: H. Mayer Auch Finkenvögel wie die Himalajazeisige verzehren gern die Samen der verschiedenen einheimischen Wildkräuter in ihren unterschiedlichen Reifestadien. Foto: H. Tuschl Anschrift des Verfassers: Horst Mayer, Lucas-Cranach-Str. 31, 69190 Walldorf. www.horst-mayer-vogelzucht.de AMPFER-KNÖTERICH (Polygonum lapathifolium) Synonyme: Polygonum nodosum, Persicaria lapathifolia. Andere Namen: Ampferblättriger-, Breitblättriger-, Geflecktblättriger Knöterich, Weiherkraut. Familie: Knöterich-Gewächse Polygonaceae. Merkmale: Höhe 20-90 cm; Blätter länglich bis eiförmig, im unteren Drittel am breitesten; Blattscheiden am Rand unbehaart, locker anliegend; Stängel aufrecht, kahl, ästig, rot gefleckt; Blüten ca. 3 mm lang, in länglicher Ähre angeordnet; weißlich oder rötlich; Blütezeit Juli-Oktober; 400-1500 Samen pro Pflanze. Samenstände etwas dicker und größer als die des Floh-Knöterichs. Vorkommen: Häufig; bis 1000 m ü. NN; Äcker, Ufer, Gräben, Ödland. Ähnliche Art: Floh-Knöterich. FLOH-KNÖTERICH (Polygonum persicaria) Anderer Name: Pfirsischblättriger, Gemeiner Knöterich, Flohkraut. Familie: Knöterich-Gewächse Polygonaceae. Merkmale: Höhe 10-80 cm; Blätter länglich bis eiförmig, glänzend, kurz gestielt, oft mit dunklem Fleck; Blattscheiden im Gegensatz zum Ampfer-Knöterich eng anliegend, kurz behaart und am oberen Rand lang bewimpert; Stängel oft nieder liegend bis aufsteigend; Blüten in mäßig dichter Ähre, rötlich oder rot, seltener weiß bzw. grünlich; Blütezeit Juli-Oktober. Vorkommen: Häufig; Äcker, Gärten, Gräben, Ödland, Ufer, Schuttplätze. Ähnliche Art: Ampfer-Knöterich. VOGEL-KNÖTERICH (Polygonum aviculare) Synonym: Polygonum rectum Andere Namen: Wegtritt, Wegkraut, Weggras, Unvertritt, Saukraut. Familie: Knöterich-Gewächse Polygonaceae. Merkmale: Pflanze am Boden kriechend; Höhe 5-50 cm; Blätter länglich bis eiförmig, kurz gestielt, 0,5-3 cm lang, 1-7 mm breit; Stängel dunkel gestreift; Blüten ca. 3 mm lang, meist rosa, gelegentlich auch weißlich oder grünlich; Blütezeit Juni-Oktober; 100-500 Samen pro Pflanze. Vorkommen: Häufig; bis 1200 m ü. NN; Äcker, Gärten, Wege, Trittrasen, Kies- und Schuttplätze. Die Voliere 29, Heft 10 (2006), Seiten 289–320