Physik der Materie I, SS 2016 Prof. Dr. H. Weinfurter Übungsblatt 2 Aufgabe 4 Bracket und Vektor Schreibweise für Zustände und Operatoren Wir betrachten ein quantenmechanisches System mit zwei Zuständen 1 0 |a1 i = und |a2 i = 0 1 mit den “Kets” |a1 i und |a2 i, welche in der Vektorschreibweise den Spaltenvektoren entsprechen, wenn man {|a1 i , |a2 i} als Basis nimmt. 1 0 0 , 1 a) Das System sei im Zustand |ψi = 15 (3 |a1 i + 4 |a2 i). Mit welcher Wahrscheinlichkeit findet man das System jeweils im Zustand |a1 i bzw. |a2 i vor? P Jeden Operator B̂ kann man schreiben als B̂ = i,j bi,j |ji hi| (mit “Bras” hi|). In der Vektorschreibweise entspricht dies einer Matrix (hier 2 × 2), wobei i der Spalten- und j der Zeilenindex ist. Zum Beispiel sei B̂ = |a1 i ha2 | + |a2 i ha1 |, die entsprechende Matrix in der Basis {|a1 i , |a2 i} ist dann 0 1 B̂ = . 1 0 b) Berechnen Sie die Eigenwerte und die Eigenvektoren von B̂. Ist B̂ hermitesch? c) Bestimmen Sie den Erwartungswert ha1 | B̂ |a1 i. d) Angenommen die Messung des Operators B̂ ergibt den Wert 1. In welchem Zustand ist das System direkt nach der Messung? Aufgabe 5 Erwartungswerte einer Wellenfunktion Die Wellenfunktion eines Teilchens im (eindimensionalen) Ortsraum sei (x−x0 )2 1 · ei·k·x · e− 4σ2 , ψ(x) = √ 4 2πσ 2 wobei σ, k, x0 Konstanten sind. a) Bestimmen Sie den Erwartungswert des Ortes hxi = ´∞ −∞ dxψ ∗ (x) · x · ψ(x). ´∞ ∂ ψ(x) . b) Bestimmen Sie den Erwartungswert des Impulses hpi = −∞ dxψ ∗ (x) · −i~ ∂x ´∞ Hinweis: die gegebene Wellenfunktion ist normiert, d.h. −∞ dxψ ∗ (x) · ψ(x) = 1. Man kann sich bei den Integralen oft viel Arbeit sparen, ´ ∞ wenn man beachtet, dass für antisymmetrische Funktionen (also wenn f (−x) = −f (x)) gilt: −∞ dxf (x) = 0. 1 Physik der Materie I, SS 2016 Prof. Dr. H. Weinfurter Aufgabe 6 Teilchen am Potentialwall Wir betrachten die stationäre Schrödingergleichung für ein Teilchen im Potential V (x): Ĥ Ψ(x) = − ~2 d2 Ψ(x) + V (x) Ψ(x) = E Ψ(x). 2m dx2 (1) a) Zeigen Sie, dass für ein ortsunabhängiges Potential V (x) ≡ V0 die Wellenfunktion Ψ(x) = Aeikx + Be−ikx p eine Lösung der Schrödingergleichung (1) ist für k = 2m(E − V0 )/~. (2) Ein nach rechts laufendes Teilchen trifft nun an der Stelle x = 0 auf eine Stufe, d.h. ( 0 x < 0 (Bereich I) V (x) = V0 x ≥ 0 (Bereich II) Einlaufende, reflektierte und transmittierte Wellen lassen sich schreiben als ψe (x) = eikx ψr (x) = r · e−ikx ψt (x) = t · e−αx q q 2m mit r, t ∈ C, k = 2m E, α = (V0 − E). 2 ~ ~2 Damit sind die Wellenfunktionen für die Bereiche I und II gegeben als ψI (x) = eikx + r · e−ikx ψII (x) = t · e−αx b) Bestimmen Sie die Koeffizienten r und t für den Fall E = 21 V0 . Hinweis: Die Wellenfunktion und ihre erste Ableitung müssen an der Stufe stetig sein, d.h. ! d ! d ψI (x)x=0 = dx ψII (x)x=0 . ψI (x)|x=0 = ψII (x)|x=0 , sowie dx V(x) Bereich I Bereich II V0 E=V0/2 x=0 2 Physik der Materie I, SS 2016 Prof. Dr. H. Weinfurter c) (Ohne explizite Rechnung) Betrachten Sie ein nach rechts einlaufendes Teilchen, das an der Stelle x = 0 auf einen Potentialwall der Höhe V0 mit der Dicke d trifft (siehe Abbildung). Wie lauten für den Ansatz ψI (x) = eikx + r · e−ikx ψII (x) = b · e−αx + c · eαx ψIII (x) = t · eikx die Anschlussbedingungen? Welche Schritte sind notwendig, um die Wahrscheinlichkeit zu bestimmen, dass das Teilchen den Potentialwall überwindet? Was erwarten Sie im klassischen Bild, wenn E < V0 gilt? V(x) Bereich I Bereich II Bereich III V0 E=V0/2 x=0 x=d 3