Tinnitus Michael Deeg Definition Definition Epidemiologie Ursachen Modelle Diagnostik Behandlung Fazit Tinnitus (lat. „tinnire” = klingeln) Objektiver Tinnitus Körpereigene Schallquelle im Ohr oder in der Nähe. Subjektiver Tinnitus Abnorme Aktivität im Innenohr oder im ZNS Verlauf Unterscheidung: Definition Epidemiologie Ursachen • akuter (< 3 Monate) • subakuter ? • chronischer (> 3 Monate) Modelle Diagnostik Behandlung Fazit Leitlinie Tinnitus, AWMF Nr. 017/064, 02/2015 Schweregrade Definition Epidemiologie Kompensierte Formen: Grad 1: Gut kompensiert, kein Leidensdruck Grad 2: Hauptsächlich in der Stille, störend bei Stress und Belastungen Ursachen Modelle Diagnostik Behandlung Fazit Dekompensierte Formen: Grad 3: Dauernde Beeinträchtigung im privaten und beruflichen Bereich, Störungen im emotionalen, kognitiven und körperlichen Bereich Grad 4: Völlige Dekompensation, Berufsunfähigkeit Mögliche Komorbidität Definition Epidemiologie Ursachen Modelle Diagnostik Behandlung Fazit In Zusammenhang mit Tinnitus finden sich gehäuft psychosomat./psychiatrische Störungen. Insbesondere Angststörungen, Depressionen sowie Schlafstörungen. Sie stellen einen Risiskofaktor für die Tinnitusentstehung dar und können einen Tinnitus verstärken Häufigkeit Definition Epidemiologie Ursachen Modelle Diagnostik Behandlung Fazit Schätzungen für Deutschland: • 35-40% vorübergehende Ohrgeräusche • ca. 3 Millionen mit chronischem Tinnitus • 600-800.000 mit dekompensiertem Tinnitus Charakteristik Definition Epidemiologie Jeder Patient hat eine eigene Form des Tinnitus bezüglich: Ursachen Modelle Diagnostik Behandlung Fazit • • • • Lokalisierung Lautheit Belästigungsgrad Zusammensetzung des Geräusches Definition Epidemiologie Ursachen Modelle Diagnostik Behandlung Fazit Umfrage der Tinnitus-Liga, Pilgramm et al. Ursachen Definiton Epidemiologie Ursachen Modelle Diagnostik Behandlung Fazit Mögliche Auslösefaktoren: - akuter oder chronischer Lärm / Knalltrauma - Entzündungen des Ohres (Otitis) - Otosklerose - Innenohrerkrankungen (Hörsturz, Morbus Menière) - Intoxikationen (Medikamente) - Störungen der Halswirbelsäule, Schleudertrauma - Kiefergelenkserkrankungen - Gefäßveränderungen - selten Tumore (Akustikusneurinom) - ZNS-Erkrankungen - psychische Belastungssituation („Stress“) Eindeutige Ursachenzuschreibung schwierig! Hörvorgang Grundlagen Epidemiologie Ursachen Modelle Diagnostik Behandlung Fazit Neurophysiologie Definition Epidemiologie Ursachen Modelle Diagnostik Behandlung Fazit Veränderungen an der Hörbahn nach Schädigung des Innenohres: • Neuronale Feuerrate • Neuronale Synchronizität • Tonotope Organisation Psychophysiologie Definition Epidemiologie Ursachen Modelle Diagnostik Behandlung Fazit Entwicklung eines spezifischen Lernprozesses auf der Wahrnehmungsebene: „kognitive Sensibilisierung“ Abkopplung des Tinnitus vom Innenohr „sekundär zentralisierter Tinnitus“ Störungen in den äußeren Haarzellen Grundlagen Epidemiologie Ursachen Modelle Diagnostik Behandlung Fazit Annahmen: • veränderte Spontanaktivität • defekte Zilien • abnormales Kontraktionsmuster • Dysfunktion im Transmittersystem Anamnese Definition Epidemiologie Ursachen Modelle Diagnostik Behandlung Fazit • • • • • • • • • • • • • • • • Wo (rechts, links bds. Kopf)? Wann hat ihr Tinnitus begonnen Plötzlich oder langsam Pulsierend Welche Ursache vermuten Sie Nur in der Stille hörbar? Durch Umgebungsgeräusche maskiert? Immer gleich oder schwankend Gibt es Unterbrechungen? Wie lange? Sind Sie geräuschempfindlich? Können Sie den Tinnitus beeinflussen? Hörverschlechterung/ Schwindel Einfluss von Kopfbewegungen, Kaumuskulatur, Anstrengung Infektionen, Ohroperationen, weitere Krankheiten Psychische Störungen Medikation Untersuchung HNO-ärztlich: • Untersuchung, insb. Trommelfell u. Nasenrachenraum, Modelle • • • • • • • • Diagnostik Zusatzdiagnostik im Einzelfall: Definition Epidemiologie Ursachen Behandlung Fazit • • • • • orientierende neurologische Untersuchung Auskultation (Ohr, A. carotis) Tonaudiometrie, Tinnitusbestimmung, Maskierung Impedanzmessung, OAE Gleichgewichtsprüfung Halswirbelsäule, Gebiss und Kauapparat, Prüfung des Gesichtsnerven ggf. CT / MRT Hirnstammaudiometrie Doppler Rö. HWS CT/ MRT Labor Psychologisch akuter Tinnitus / Therapie analog Hörsturz * Definition Epidemiologie Ursachen Modelle Diagnostik Behandlung Fazit • Glucokortikoide * • oral/ parenteral • intratympanal • Vasodilatatoren und Rheologika * • • • Vasodil. werden aktuell nicht empfohlen Für Pentoxifyllin keine rel. Studien Rheologika (HES) nicht zu empfehlen • Hyperbare Oxygenierung * • Studienlage noch immer unzulänglich, als adjuvante Therapie zu empfehlen * S1-Leitlinie Hörsturz, aktueller Stand: 01/2014 chron. Tinnitus / Basistherapie • Tinnituscounseling/ Beratung • Hörtherapie/ Audiotherapie Definition Epidemiologie Ursachen Modelle Diagnostik Behandlung Fazit • Richtungshören, Fokussierung und Differenzierung im Störlärm, Überhören, Frequenzunterscheidung • Hörgeräte • Subjektiver Effekt offenbar umso besser, je stärker der Hörverlust und je geringer der Tinnitus • HWS-Therapie • bei HWS-Modulation des Tinnitus Manualtherapie, Krankengymnastik, Osteopathie, Muskuläres Feedback - • zahnärztl./kieferorth. Funktionstherapie • bei krankhaften Befunden mit Tin. Modulation • Selbsthilfegruppen chron. Tinnitus / Arzneimittel Definition Epidemiologie Ursachen • für kein einziges Präparat liegen replizierte positive Ergebnisse von Studien mit ausreichender Evidenz vor ! • aber Modelle Diagnostik Behandlung Fazit • Therapie der Komorbidität (Angststörung, Depressionen) sehr sinnvoll chron. Tinnitus / kognitive VT Definition Epidemiologie Ursachen Modelle Diagnostik Behandlung Fazit • Strukturierte tinnitusspez. Varianten der kognitiven VT in verschiedenen Studien nachgewiesen • Verringerung der Aufmerksamkeitsfokussierung • Umbewertung des Tinnitus und seiner Konsequenzen (Entkatastrophisierung) • Verbesserte Bewältigung (Vertrauen in die eigene Einflussnahme) • kVT basiertes Selbstmanagement-Training anhand internetbasierter Lernmaterialien chron. Tinnitus / akustische Verfahren Retraining-Therapie (TRT) nach Adano Definition Epidemiologie Ursachen Modelle Diagnostik Behandlung Fazit • • Team HNO-Arzt, Psychotherapeut und Hörgeräteakustiker Kein über die kVT hinausgehender Nutzen sog. Tinnituszentrierte Musiktherapie • Musik wird in Bezug auf die Tinnitusfrequernz verändert. Aktive Musiktherapie • • Standadisierte Therapie unter Anleitung eines Musiktherapeuten Bisherige Ergebnisse unklar Akustische Neuromodulation • • Soll angenommene, pathologisch synchronisierte, zentrale Erregungskreise beseitigen Bisher keine Empfehlung möglich, da Studien fehlen chron. Tinnitus / sonstige Therapien Definition Epidemiologie Ursachen Modelle Diagnostik Behandlung Fazit Elektromagnetische Verfahren • Transkranielle Magnetstimulation. Mehrzahl der Studien zeigt eine signifikante Wirksamkeit; Langzeitwirkungen und Nebenwirkungen noch nicht ausreichend gut untersucht • Weitere elektrische Stimulationsverfahren sind als experimentell einzustufen! Hyperbare Sauerstofftherapie • Nutzen beim chron. Tinnitus nicht belegt Akupunktur • Studien, die eine Wirksamkeit belegen liegen nicht vor Zusammenfassung • Basistherapie mit Counseling Definition Epidemiologie Ursachen Modelle Diagnostik Behandlung Fazit • Behandlung einer begleitenden Schwerhörigkeit • Starke Empfehlung für kognitive VT • Komorbiditäten sollen mitbehandelt werden • Therapie zur Angstbewältigung auch medikamentös • Therapie zur Depressionsbewältigung auch medikamentös Selbsthilfe Definition Epidemiologie Ursachen Modelle Diagnostik Behandlung Fazit Die Deutsche Tinnitus-Liga e. V. Hilfe zur Selbsthilfe ‒ von Betroffenen für Betroffene http://www.tinnitus-liga.de Evaluation Definition Epidemiologie Ursachen Modelle Diagnostik Behandlung Fazit Umfrage der Tinnitus-Liga, Pilgramm et al. Ziele Definition Epidemiologie Ursachen Modelle Diagnostik Behandlung Fazit • • • • • • Fort- / Weiterbildung verbessern interdisziplinäre Zusammenarbeit verbessern zielorientierte Differenzialdiagnostik bessere Studien Identifikation von Subgruppen neurobiologische Grundlagenforschung Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit Tinnitus Michael Deeg