Schlafstörungen im Alter

Werbung
Review article
Schlafstörungen im Alter
Ulrich-M. Hemmeter a, b, Andreas Thumc, Julia Hemmeter-Spernala
a
b
c
Kantonale Psychiatrische Dienste St. Gallen, Sektor Nord, Center of Education and Research (COEUR), Wil, Schweiz
Universitätsklinik Marburg, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Marburg, Deutschland
Universitätsklinik Marburg, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Marburg, Deutschland
Funding/potential conflict of interest: UM Hemmeter: Advisory board member and speaker for Eli Lilly, Bristol-Myers Squibb, Pfizer.
Summary
Einleitung
Sleep disorders in the elderly
Sleep disorders are among the commonest complaints in old age. The reasons
are the increase in age-specific ailments associated with insomnia, their drug
treatment, changes in circadian rhythm and the increase in primary sleep
disorders. Age-specific changes in sleep and in systems associated with sleep
regulation are themselves not a cause of sleep disorders, but may be a risk
factor in their occurrence.
Sleep disorders may result in disturbances of cognitive efficiency, daytime wellbeing and metabolic disorders. Already existing physical and mental
diseases may thus be intensified by insomnia. Recognition of a sleep disorder
and its diagnostic classification may be of major relevance, especially in the
elderly.
The treatment of sleep disorders depends on their aetiology and intensity.
In secondary insomnia treatment of the underlying disease takes first place.
Before starting symptomatic drug therapy the possibility of non-pharmacological interventions should be investigated. In the elderly, particular importance attaches to chronobiological procedures for optimisation of day–night
contrasting.
In the case of pharmacological interventions special features must be
observed in older patients (slower metabolisation, frequent comorbidity,
higher rates of side effects due to drug interactions).
For drug therapy the primary agents for limited-term treatment are the
benzodiazepine hypnotics. Where longer-term treatment is necessary, sleepinducing antidepressives and antipsychotics (without anticholinergic components) can be used. Classical benzodiazepines, antihistaminics and drugs with
anticholinergic effects should as far as possible be avoided in the elderly due
to their spectrum of side effects.
Key words: sleep disorders; insomnia in the elderly; hypnotics; non-pharmacological sleep therapies; chronobiology; sleep-inducing psychopharmacological agents
Schlafstörungen sind mit negativen Auswirkungen auf die
Leistungsfähigkeit am Tage sowie die Lebensqualität verbunden [1]. Die Beeinträchtigungen der Leistungsfähigkeit
betreffen die kognitive Leistungsfähigkeit, aber auch die
subjektive Befindlichkeit und damit den Bereich der Emotionen.
Sowohl Störungen des Schlafs wie auch der kognitiven
Leistungsfähigkeit nehmen mit steigendem Alter zu [2–5].
Da gerade zwischen diesen beiden Systemen (Schlaf
und Kognition) eine enge wechselseitige Beziehung besteht, kommt im Hinblick auf eine gute Alltagsfunktionalität der Behandlung von Schlafstörungen im Alter ein hoher
Stellenwert zu.
Die Gründe für die Zunahme der Schlafstörungen im
Alter liegen im Wesentlichen in der Zunahme altersspezifischer Erkrankungen, die mit Schlafstörungen assoziiert sind.
Hinzu kommen die medikamentöse Behandlung, die häufig
in einer Polypharmazie besteht, sowie physiologische Veränderungen, die im Rahmen des normalen Alterungsprozesses selbst auftreten, wie eine Veränderung des zirkadianen
Rhythmus und weitere altersspezifische Faktoren [2].
Der Alterungsprozess selbst stellt zwar nicht die Ursache für Schlafstörungen dar, er ist vielmehr als Risiko- oder
Vulnerabilitätsfaktor für das Auftreten von Schlafstörungen
anzusehen.
Es werden daher zunächst kurz die Veränderungen des
normalen Alterungsprozesses beschrieben, die im Hinblick
auf die Veränderungen des Schlafs wichtig sind.
Veränderungen des Schlaf-EEG und der schlafassoziierten Hormonsekretion im Alter
Korrespondenz:
PD Dr. med. Dr. phil. Ulrich-Michael Hemmeter
Kantonale Psychiatrische Dienste St. Gallen
Sektor Nord – Stationäre Dienste
Center of Education and Research (COEUR)
Zürcherstrasse 30
CH-9500 Wil
Schweiz
[email protected]
Mit zunehmendem Alter kommt es zu Veränderungen der
Schlafkontinuität und der Schlafarchitektur.
Die Schlafkontinuität im Alter ist durch eine verlängerte
Einschlafzeit, einen etwas kürzeren Schlaf und durch mehr
Wachphasen nach Schlafbeginn geprägt. Die Schlafeffizienz
ist im Vergleich zum jungen Menschen reduziert [4]. Die
leichten Schlafstadien des Non-REM-Schlafs (Stadien 1 und
2) nehmen zu, und die tiefen Schlafstadien (3 und 4) wie
auch der REM-Schlaf, wenngleich geringer ausgeprägt als
der Tiefschlaf, nehmen im Alter ab [6, 7].
Der Schlaf-Wach-Regulation sowie der Regulation des
Non-REM- und REM-Schlafs unterliegen neurochemische
und neuroendokrine Prozesse. Insbesondere die neuroendo-
S C H W E I Z E R A R C H I V F Ü R N E U R O L O G I E U N D P S Y C H I A T R I E 2011;162(3):108–18
www.sanp.ch | www.asnp.ch
108
Review article
krine Sekretion ist an zirkadiane und homöostatische
Prozesse gekoppelt. Von Relevanz diesbezüglich sind das
Wachstumshormon (homöostatische Komponente) und das
Kortisol (zirkadiane Komponente). Beide Hormone sind
zentral über Neuropeptide, das Wachstumshormon-freisetzende Hormon (GHRH) und Somatostatin sowie CRH und
Vasopressin gesteuert [8]. Zwischen der Schlafphysiologie
und der hormonellen Sekretion von Wachstumshormon
(GH) und Kortisol wie auch anderen Schlaf-assoziierten
Hormonen besteht eine bidirektionale Interaktion, wobei
die beiden Neuropeptide GHRH und CRH als gemeinsame
Regulatoren des Schlafs und der hormonellen Sekretion
angesehen werden (Abb. 1).
Abbildung 1
Das erweiterte Zwei-Prozess-Modell der Schlafregulation. Growth-HormoneReleasing-Hormon (GHRH) und Cortidotropin-Releasing-Hormon (CRH) als Regulatoren von Schlaf und neuroendokriner Sekretion. (Aus [8]: Steiger A. Schlafendokrinologie. Nervenarzt. 1995;66(1):15–27, mit freundlicher Genehmigung von
Springer Science and Business Media, Heidelberg.)
Die Aktivität der Sekretion beider Hormone verändert sich mit zunehmendem Alter. Die GH-GHRH-Komponente nimmt in der Aktivität ab, wodurch der Non-REMSchlaf weniger intensiv wird; die basale Aktivität des CRH
und Kortisols nimmt hingegen etwas zu. Durch diese in die
gleiche Richtung wirkenden Veränderungen beider neuroendokriner Achsen kommt es zu einem leichteren und
verkürzten Schlaf mit vermehrten Aufwachphasen [9, 10]
(Abb. 1).
Diese Veränderungen treten über die Lebenszeit bei
Männern eher kontinuierlich ein, während es bei Frauen zu
einer deutlichen Veränderung der endokrinen Aktivität und
des Schlafs nach der Menopause kommt [11–13].
Zu diesen physiologischen Veränderungen der schlafassoziierten hormonellen Sekretion im Alter kommen
externe Faktoren, die die neuroendokrine Aktivität beeinflussen und damit den Schlaf verändern. Dies kann beispielsweise durch einen exogen induzierten oder unterhaltenen veränderten zirkadianen Schlaf-Wach-Rhythmus oder
durch exogene Stressoren passieren. Die neuroendokrine
Aktivität wird so verändert, dass die schlafassoziierte Sekretion beeinflusst und damit der Nachtschlaf gestört wird. Die
Anfälligkeit für Störungen des Schlafs auf der Grundlage der
altersbedingten Veränderungen der schlafassoziierten hormonellen Sekretion von Kortisol und Wachstumshormon
durch exogene Faktoren scheint somit im Alter erhöht zu
sein.
Epidemiologische Befunde bei Schlafstörungen
im Alter
Schlafstörungen im Alter sind mit unterschiedlichen externen Faktoren verbunden.
Aus einer Studie in den USA ergibt sich zunächst, dass
ältere Erwachsene ein konsistenteres Schlafmuster haben als
jüngere Erwachsene. Jüngere Erwachsene schlafen während
der Woche kürzer als ältere Menschen (6,7 vs. 7,0 Stunden).
Am Wochenende liegt jedoch die Schlafzeit jüngerer Menschen deutlich höher (7,6 vs. 7,1 Stunden) [14].
Dieser Unterschied lässt sich durch Umgebungsfaktoren (z.B. Arbeitstätigkeit jüngerer Menschen) begründen.
Die Unterschiede zeigen aber auch, dass jüngere Menschen
ihre Schlafzeit adaptieren können, während dies bei älteren Menschen nur eingeschränkt der Fall zu sein scheint.
Neben den oben genannten physiologischen Faktoren kann
die eingeschränkte Adaptationsfähigkeit des Schlaf-WachRhythmus ein zusätzlicher Risikofaktor für das Auftreten
von Schlafstörungen im Alter sein.
Daten der amerikanischen EPESE-Longitudinalstudie
mit 3-jährigem Follow-up (National Institute on Aging’s
established Population of Epidemiologic Studies of the
Elderly) zeigen, dass 57% der älteren Menschen das Vorliegen von mindestens einer chronischen Schlafstörung, insbesondere Ein- und Durchschlafstörungen, angaben [15].
Zudem ergab die Analyse dieser Daten einen engen
Zusammenhang zwischen der Insomnie (Ein- und Durchschlafstörungen) und dem Auftreten von depressiver
Stimmung, Atemstörungen, schlechterer Gesundheit oder
körperlicher Behinderung.
S C H W E I Z E R A R C H I V F Ü R N E U R O L O G I E U N D P S Y C H I A T R I E 2011;162(3):108–18
www.sanp.ch | www.asnp.ch
109
Review article
Die Re-Evaluation der Stichprobe nach drei Jahren ergab,
dass bei neu aufgetretenen Insomnien häufig Scheidungen
sowie neu aufgetretene Gesundheitsprobleme vorlagen.
Zu ähnlichen Ergebnissen kommt eine kürzlich vorgestellte Studie, die an 1002 Personen in der Schweiz durchgeführt wurde [16].
Eine bessere Selbstwahrnehmung der Gesundheit war
hingegen auch mit einem geringeren Auftreten von Insomnien verbunden [15].
Folgen des gestörten Schlafs
Schlafgestörte Menschen sind in ihrer körperlichen und
geistigen Leistung beeinträchtigt. Sie sind ängstlicher und
irritierbarer und mehr um ihre Gesundheit, ihre Arbeit und
ihre persönlichen Probleme besorgt [17]. Zudem weisen
Schlafgestörte ein erhöhtes Risiko für Unfälle [18] und eine
höhere Mortalitätsrate auf [19].
Eine spezifische Beziehung besteht zwischen dem Schlaf
und definierten kognitiven Leistungen, indem die neuro-
Tabelle 1
physiologische Aktivität einzelner Schlafstadien eng mit
spezifischen Aspekten kognitiver Funktionen verbunden ist
[20, 21].
Experimentelle Daten zeigen zudem, dass Schlafentzug
und eine reduzierte nächtliche Schlafzeit mit Anstiegen des
Blutdrucks [22] und der C-reaktiven Proteinkonzentrationen [23] assoziiert ist. Beide Parameter sind prädiktiv für
die kardiovaskuläre Mortalität. Eine reduzierte Schlafzeit
von <6 Stunden geht mit einer Zunahme an Diabetes mellitus und einer verminderten Glukosetoleranz einher [24].
Es ist anzunehmen, dass sich diese Zusammenhänge im
Alter aufgrund des häufigeren Auftretens von Stoffwechselstörungen und kognitiven Störungen bei gestörtem Schlaf
noch wesentlich stärker auswirken als im jungen Erwachsenenalter.
Spezifische Ursachen von Schlafstörungen im Alter
Es gibt viele Faktoren, die zu Schlafstörungen bzw. Insomnien bei älteren Menschen beitragen.
Ursachen der Insomnie. (Nachdruck aus: Hemmeter U. Altersinsomnie. Somnologie – Schlafforschung und Schlafmedizin. 2007:
11(2);84–98, mit freundlicher Genehmigung von Science und Business Media. Modifiziert nach [1].)
Spezifische
Schlafstörungen
Störungen des zirkadianen Rhythmus
Schlafphasenvorverschiebungssyndrom
Schlafphasennachverschiebungssyndrom
Schlaf-Apnoe
Obstruktiv, zentral, gemischt
Restless-Legs-Syndrom
Periodische Beinbewegungen im Schlaf (PLMS)
Körperliche
Erkrankungen
REM-Schlafverhaltensstörung
Idiopathisch sowie bei M. Parkinson, Lewy-Körper-Demenz
Schmerzen
Arthritis, muskuläre Schmerzen, andere Schmerzkonditionen
Kardiovaskuläre Erkrankungen
Herzinsuffizienz, nächtliche Angina pectoris
Atemwegserkrankungen
Chronisch obstruktive Lungenerkrankungen, allergische Rhinitis
Gastrointestinale Erkrankungen
Refluxösophagitis, peptische Ulzera, Obstipation, Diarrhoe,
Pruritus ani
Urologische Erkrankungen
Nykturie, Harnverhalt, unvollständiges Entleeren der Harnblase,
Inkontinenz
Zentralnervöse Erkrankungen
Schlaganfall, M. Parkinson, M. Alzheimer, Anfallsleiden
Psychiatrische Erkrankungen
Angst, Depression, Psychosen, Demenz, Delir, Menopause
(Hitzewallungen)
Verhaltensstörungen
Tagesschlaf (Naps), frühes Zubettgehen, Benutzen des Betts für andere Aktivitäten als Schlaf (z.B. lesen,
fernsehen), schwere Mahlzeiten, Mangel an Bewegung, unregelmässiger Lebensstil
Umgebungseinflüsse
Lärm, Licht und andere Störungen, extreme Temperaturen, unbequemes Bett, fehlende Sonnenlichtexposition
Medikamente
Zentralnervöse Stimulantien
Sympathomimetika, Koffein, Nikotin, Amphetamine, Ephedrin, Phenylpropanolamin, Phenytoin
Antidepressiva
Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer
Venlafaxin, Doluxetin, Reboxetin
Antidementiva
Cholinesterasehemmer, Memantine
Anti-Parkinsonmedikamente
L-Dopa
Bronchodilatoren
Theophyllin
Kardiovaskulär wirksame Medikamente und Anithypertensiva
b-Blocker, Diuretika, Clonidin, Methyldopa
Kortikosteroide, Histamine, H2-Blocker (Cimetidin)
Anticholinergika
Alkohol
Phytotherapeutika mit aktivierender Komponente
Laxantien
S C H W E I Z E R A R C H I V F Ü R N E U R O L O G I E U N D P S Y C H I A T R I E 2011;162(3):108–18
www.sanp.ch | www.asnp.ch
110
Review article
Dazu gehören medizinische und psychiatrische
Erkrankungen, medikamentöse Therapien, insbesondere
Polypharmazie, sowie Veränderungen des zirkadianen
Rhythmus und die höhere Prävalenz spezifischer primärer
Schlaferkrankungen wie Restless-Legs-Syndrom oder
schlafbezogene Atemstörungen (Tab. 1) [1].
Medizinische, neurologische und psychiatrische
Erkrankungen
Insbesondere Erkrankungen, die mit einer Schmerzsymptomatik verbunden sind, wie z.B Arthritiden, Neuropathien,
aber auch Schmerzen bei Patienten mit Neoplasmen gehen
mit Schlafstörungen einher [25–27]. Es ist dabei die wechselseitige Verstärkung der Schlafstörung und der Schmerzsymptomatik zu beachten, die ein Aufbrechen eines sich
selbst intensivierenden Circulus vitiosus notwendig macht
[26, 28].
Weitere internistische Erkrankungen sind oft mit Schlafstörungen assoziiert. Dies betrifft Atemwegserkrankungen,
wie Asthma bronchiale, chronisch obstruktive Lungenerkrankung u.a., sowie Erkrankungen des Herz-KreislaufSystems wie Angina pectoris, Herzinsuffizienz u.a., aber
auch endokrine Erkrankungen, wobei v.a. an Diabetes
mellitus, insbesondere wenn er ungenügend eingestellt ist,
gedacht werden muss.
Sämtliche dieser Erkrankungen nehmen mit steigendem
Alter zu. Somit ist anzunehmen, dass diese Erkrankungen
vielfach Ursachen für Schlafstörungen bei älteren Menschen
darstellen.
Psychiatrische und neurologische Erkrankungen, die
zunehmend im höheren Alter auftreten, sind nahezu immer
mit Schlafstörungen assoziiert. Dies gilt für Patienten mit
M. Parkinson [29] und Patienten nach Schlaganfall, insbesondere aber für Patienten mit Demenz [30], wobei
oftmals die Schlafstörung bei dementiellen Erkrankungen
weder von den Patienten selbst noch von den Angehörigen in ihrem gesamten Ausmass wahrgenommen wird [31].
Die Analyse des Schlaf-EEG bei Demenz zeigt ein über die
normalen physiologischen Altersveränderungen hinausgehendes pathologisches Schlaf-EEG-Profil, das neben der
meist vorliegenden Schlafkontinuitätsstörung eine Reduktion des REM-Schlafs aufweist, die im Zusammenhang
mit dem cholinergen Defizit dieser Patienten zu sehen ist
[31, 32].
Die Depression im Alter unterscheidet sich polysomnographisch (Reduktion der REM-Latenz, Vorrücken des
REM-Schlafs in die erste Nachthälfte [33, 34]) von Patienten mit Alzheimer-Demenz, wodurch sich Zusatzinformationen für eine Abgrenzung beider Krankheitsbilder auch
im Frühstadium ergeben. Subjektiv werden von depressiven
Patienten die Schlafstörungen in über 90% der Fälle meist in
intensivierter Form genannt.
Pharmakologisch induzierte Insomnie
Viele Substanzen mit zentralnervöser Wirkung können die
Symptome einer Insomnie induzieren oder – bei Substanzen mit sedierender Komponente – zu einer Hypersomnie
führen. Darunter fallen Medikamente, die zur Behandlung
einer organischen Grunderkrankung eingesetzt werden,
aber auch gängige Suchtmittel wie Alkohol oder weitere
Drogen [1].
Im Besonderen ist zu beachten, dass bei Substanzen mit
Toleranzentwicklung und Abhängigkeitspotential, wie z.B.
bei Benzodiazepinhypnotika, bei langfristiger Gabe ebenfalls eine Insomnie auf der Grundlage der zunehmenden
Toleranzentwicklung mit dann folgender Entzugssymptomatik auftreten kann.
In Tabelle 1 sind die wichtigsten Substanzklassen genannt, die mit dem Auftreten einer Insomnie in Zusammenhang gebracht werden können. Neben internistischen
Medikamenten muss im Alter v.a. an die aktivierende und
potentiell schlafstörende Wirkung vieler Antidepressiva,
aktivierender Phytotherapeutika und aller Antidementiva
gedacht werden.
Bei älteren Menschen ist es oft nicht möglich, die internistisch notwendigen Medikamente abzusetzen. In diesem
Fall sollte jedoch – wenn möglich – eine Dosisreduktion der
potentiell schlafstörenden Medikamente sowie ggf. ein Umsetzen der Hauptgabe von den Abend- in die Morgenstunden versucht werden. Ist trotz Umstellung oder Umsetzen
der internistischen Medikation eine medikamentöse Insomniebehandlung notwendig, ist gerade beim alten Menschen
auf pharmakologische Interaktionen hinsichtlich des Abbaus über die Zytochrom-P450-Isoenzyme zu achten [35].
Zirkadiane Rhythmusstörungen
Ältere Menschen neigen dazu, bereits dann ins Bett zu
gehen, wenn sie abends erstmals Müdigkeit spüren (häufig schon zwischen 19 und 21 Uhr), die an die endogene
zirkadiane Schwankung der Körperkerntemperatur gekoppelt ist [36]. Bei einer ausreichenden Schlafzeit von ca.
6 bis 7 Stunden für die höhere Altersgruppe wachen sie
dann nachts zwischen 2 und 4 Uhr auf und finden keinen
Schlaf mehr. Die Folge ist, dass sich bei diesen Menschen
während des Tages zunehmend Müdigkeit einstellt und ein
Nachmittagsschlaf gemacht wird, damit sie bis zum Abend
wach bleiben können.
Aufgrund eines bereits nach vorn verschobenen zirkadianen Rhythmus wachen die Patienten dann trotzdem
wieder gegen 4 Uhr auf. Auf dieser Grundlage entwickelt
sich ein Kreislauf, der die Aufrechterhaltung der nach vorn
verschobenen Schlafphase bei gleichzeitiger Tagesmüdigkeit unterhält.
In einem solchen Fall handelt es sich um ein zirkadian
gestörtes Schlafmuster, wobei der Schlaf an sich ausreichend
und nicht gestört ist. Die Reduktion der Tagesbefindlichkeit
ist auf der Grundlage des nach vorn verschobenen SchlafWach-Rhythmus zu sehen.
Ein anderer, bei älteren Menschen häufig auftretender Mechanismus ist, dass es ihnen nicht mehr möglich ist,
abends z.B. vor dem TV wach zu bleiben und sie wiederholt
einnicken (napping). Gehen sie nach diesen Nickerchen zu
Bett, können sie nur schwer einschlafen und wachen aufgrund des (homöostatisch) reduzierten Schlafdrucks sehr
früh auf [37, 38].
Zudem wurde beobachtet, dass ältere Menschen auch
während des Tages mehr kurze Schlafepisoden aufweisen
S C H W E I Z E R A R C H I V F Ü R N E U R O L O G I E U N D P S Y C H I A T R I E 2011;162(3):108–18
www.sanp.ch | www.asnp.ch
111
Review article
als jüngere Erwachsene und sich der Schlaf im Alter damit
wieder dem polyphasischen Schlafmuster bei Kleinkindern
annähert.
Eine Schlafstörung, die durch die beschriebenen Mechanismen auftritt, kann als isolierte Schlafstörung bestehen;
die Schlafstörung kann sich bei älteren Menschen aber auch
auf der Grundlage einer anderen Alterserkrankung entwickeln (s.o.) und durch diese Mechanismen weiter intensiviert und aufrechterhalten werden.
Beide Formen der Schlafstörungen sind damit Folge
eines nach vorn verschobenen zirkadianen Rhythmus
(phase advance) im Alter, der mit einer – die homöostatische Komponente der Schlafregulation beeinflussenden –
schlechten Schlafhygiene kombiniert ist.
Neben der Vorverlagerung des Schlafs aufgrund eines
«phase advance» der zirkadianen Komponente der Schlafregulation wird auf der Grundlage experimenteller Daten
auch von einer Abschwächung und einer Neigung zur
Desynchronisation der zirkadianen Komponente der Schlafregulation ausgegangen [36, 39].
Diese Erkenntnisse erfordern, dass neben schlafhygienischen Massnahmen auch Erkenntnisse der Chronobiologie unter besonderer Berücksichtigung des zirkadianen
Rhythmus zur Behandlung der Schlafstörung bei älteren
Menschen eingesetzt werden sollten.
Primäre Schlafstörungen
Restless-Legs-Syndrom und periodische Beinbewegungen
im Schlaf sind spezifische Schlafstörungen, die mit steigendem Alter zunehmen. In einer Studie an zufällig ausgewählten älteren Menschen über 65 Jahren ergab sich, dass 45%
der untersuchten Personen periodische Beinbewegungen im
Schlaf zeigten [40]. Die Prävalenz von RLS liegt bei älteren
Erwachsenen bei 20% [41, 42].
Auch schlafbezogene Atemstörungen, v.a. die SchlafApnoe, treten im Alter häufiger auf [43]. Diese können auch
mit weiteren altersassoziierten Erkrankungen kombiniert
sein. Bei Patienten mit vaskulärer und Alzheimer-Demenz
wurden erhöhte Prävalenzen für Schlaf-Apnoe gefunden
[30]. Patienten mit frontotemporaler Demenz scheinen
davon hingegen nicht oder nur in geringem Ausmass betroffen zu sein [31].
Die Behandlung von Schlafstörungen
bei älteren Menschen
Internationale epidemiologische Studien zeigen, dass ca.
20% der älteren Erwachsenen eine medikamentöse Einschlafhilfe zumindest für einige Tage in der Woche nehmen. 11% dieser Einschlafhilfen waren verschreibungspflichtig, 6% waren frei verkäufliche Schlafmittel und 6%
nahmen Alkohol als Einschlafhilfe zu sich («National Sleep
Foundation», USA [14]). Noch höhere Zahlen zeigt die
NISAS-Studie (Nationwide Insomnia Screening Study) [44].
In einer repräsentativen Umfrage in 539 deutschen Hausarztpraxen gaben 26,5% der Patienten das Vorliegen einer
Insomnie als Grund ihres Arztbesuchs an. Bei ca. 50% dieser Patienten bestand die hausärztliche Intervention in einer
medikamentösen Therapie (Phytotherapeutika, benzodiazepinhaltige Hypnotika, Sedativa). Mit steigendem Alter stieg
die Verschreibungswahrscheinlichkeit von Medikamenten
deutlich an, wobei dies auch die Benzodiazepinhypnotika
betrifft [5, 44].
Diese Zahlen belegen, dass die medikamentöse Behandlung trotz der damit verbundenen Probleme (s.u.) als die
häufigste Therapieform bei Schlafstörungen angesehen werden kann.
Auf der Grundlage dieser Zahlen ist an erster Stelle zu
betonen, dass vor der Behandlung der Schlafstörung eine
intensive Diagnostik hinsichtlich der Ätiologie und Phänomenologie der Schlafstörung vorgenommen werden muss.
Zunächst ist abzuklären, ob der jeweilige Patient wirklich
an einer Schlafstörung leidet. Es ist dabei insbesondere auf
die Phänomenologie der Schlafstörung (Qualität, Dauer,
Häufigkeit und Zeitpunkt) zu achten. Dies kann am besten
mit einem Schlaftagebuch, das über ein bis zwei Wochen
ausgefüllt wird, erfolgen [1, 45].
Durch umfangreiche Diagnostik ist weiter abzuklären,
ob es sich um eine Schlafstörung als Folge einer bestehenden
Grunderkrankung (z.B. Schmerz, Herzkreislauferkrankung,
Demenz, Depression) handelt. In diesem Fall steht wie bei
den häufigen primären spezifischen Schlafstörungen (RLS,
Schlaf-Apnoe) zunächst die Behandlung der Grunderkrankung im Vordergrund.
In vielen Fällen ist jedoch eine ausreichende und zufriedenstellende Behandlung der Grunderkrankung nicht oder
nur nach längerer Behandlung möglich, so dass eine zusätzliche Therapie der Insomnie erfolgen muss, zumal, wie
bereits oben erwähnt, weitere Mechanismen (Veränderungen der zirkadianen und homöostatischen Komponente der
Schlafregulation im Alter verbunden mit schlechter Schlafhygiene) die durch die jeweilige Grunderkrankungen ausgelöste Insomnie verstärken und unterhalten können.
Sind organische oder psychiatrische Erkrankungen als
Ursache der Insomnie ausgeschlossen, ist von einer primären Insomnie im Alter auszugehen.
Grundsätzlich gilt für alle Insomnien (primär und sekundär) der diagnostische Algorithmus der Leitlinie «Nicht erholsamer Schlaf» der DGSM [45] und die auf den einzelnen
Stufen der Diagnostik verbundenen therapeutischen Interventionen (Abb. 2).
Die einzelnen Therapieschritte beinhalten zuerst die
Information über einen normalen und gesunden Schlaf
kombiniert mit schlafhygienischen Massnahmen, dann
chronotherapeutische und verhaltenstherapeutische Interventionen und erst danach medikamentöse Behandlungen.
Die Anwendung dieser therapeutischen Möglichkeiten
ist abhängig von der Art, Intensität und Dauer der Schlafstörung sowie von den bereits vorangegangenen Behandlungsversuchen und deren Therapieerfolg.
Eine wichtige Unterscheidung, die am Anfang jeder
Therapie stehen sollte, ist die Feststellung, ob es sich um eine
seit kurzem, erstmalig aufgetretene Schlafstörung handelt
oder ob die Schlafstörung, wie in den meisten Fällen, bereits seit längerer Zeit als chronische Schlafstörung besteht.
Im ersten Fall lässt sich häufig ein akuter Auslöser identifizieren, dessen Beseitigung – wenn möglich – an erster
Stelle der Therapie steht. In manchen Fällen ist dies jedoch
S C H W E I Z E R A R C H I V F Ü R N E U R O L O G I E U N D P S Y C H I A T R I E 2011;162(3):108–18
www.sanp.ch | www.asnp.ch
112
Review article
Abbildung 2
Leitlinie: nicht erholsamer Schlaf. Diagnostischer Algorithmus.
0
Patient mit nicht
erholsamem Schlaf
ja
4
1
Erhebliche Leistungsminderung durch
nicht erholsamen Schlaf
bei Ein- und/oder Durchschlafstörungen und/oder
Tagesschläfrigkeit?
5
3
Adäquater
Umgang mit
Schlaf?
ja
2
ja
Angepasst
an zirkadianen
Rhythmus?
Einnahme
von schlafstörenden
Substanzen?
ja
ja
Umsetzung,
Abstinenz,
Entwöhnung
nein
nein
nein
nein
Information,
Prävention,
Verhaltensberatung
und Behandlung
9
6
Symptome einer
psychiatrischen und/
oder organischen
Erkrankung?
ja
Diagnose und
Behandlung der
Grunderkrankung
7
nein
Schlafmedizinisches
Zentrum:
Kardiorespiratorische
Polysomnographie
nicht unmittelbar möglich, so dass eine spezifische Intervention zur Behandlung der Insomnie und zur Vorbeugung
einer Chronifizierung notwendig ist.
In diesen Fällen gelten ebenfalls die im Algorithmus der
DGSM festgelegten Interventionsschritte der nichtpharmakologischen Therapie. Ist eine medikamentöse Behandlung aufgrund der Intensität der Schlafstörung oder wegen
des nicht ausreichenden Erfolges der nichtpharmakologischen Massnahmen notwendig, können vorübergehend
auch bei älteren Menschen Hypnotika (Benzodiazepinhypnotika, Benzodiazepin-Analoga, Antihistaminika und Chloralhydrat) für eine begrenzte Zeit (<4 Wochen) eingesetzt
werden. Auch ein Behandlungsversuch mit phytotherapeutisch wirksamen Substanzen, vorwiegend mit Baldrianextrakten, kann bei leichterer Form der Insomnie vorgenommen werden.
Bei bereits länger bestehender, chronisch vorliegender Insomnie sind die im Folgenden beschriebenen Schritte
durchzuführen.
Nichtpharmakologische Behandlungen
Bevor eine medikamentöse Behandlung der Insomnie initiiert wird, sollten eingehend die Möglichkeiten einer nichtpharmakologischen Behandlung geprüft werden und diese
vor einer medikamentösen Behandlung oder in Kombination mit dieser vorgenommen werden. An erster Stelle steht
hier die Information und Aufklärung über das physiologische Schlafverhalten im Alter kombiniert mit der Information zu schlafhygienischen Massnahmen. Zudem sollten
verhaltensorientierte Verfahren, wie Entspannungsverfahren, Schlafrestriktion, Stimuluskontrolle und kognitive
Therapie geprüft und versucht werden. Einen besonde-
8
ren Stellenwert bei der Behandlung von Schlafstörungen
im Alter nehmen die chronotherapeutischen Interventionen ein, da die Schlafstörungen älterer Menschen durch die
Veränderungen der inneren Uhr und der damit assoziierten
gestörten hormonellen Rhythmen mitbedingt sind.
Es sind daher alle Massnahmen, die zur Akzentuierung
des Tag-Nacht-Rhythmus führen, indiziert. Dies betrifft die
Tagesstrukturierung, körperliche Aktivität am Tage, Vermeidung eines ausgedehnten Tagschlafs, Vermeidung von zu
frühem Zubettgehen. Dazu sollten ältere Menschen möglichst lange abends das natürliche Sonnenlicht nutzen [46].
Die Effizienz der Helio-(Licht-)Therapie wird auch durch
Studien unterstützt, in denen die Applikation von hellem
Licht abends zwischen 19 und 21 Uhr sich günstig auf den
Nachtschlaf, insbesondere auf das Durchschlafen und das
morgendliche Früherwachen, wie es im Alter häufig auftritt,
auswirkt [47, 48].
Pharmakologische Interventionen bei Insomnie im Alter
Zur Therapie der Insomnie steht eine Vielzahl von Substanzen verschiedener Stoffklassen zur Verfügung. Einige dieser Medikamente (Benzodiazepine, Benzodiazepin-Analoga,
Antihistaminika, Chloralhydrat), die als Hypnotika wirksam
und zugelassen sind, sind jedoch für eine Langzeitgabe bei
chronischen Insomnien nicht oder allenfalls zu Beginn der
Behandlung geeignet.
Aufgrund ihrer Eigenschaften im Hinblick auf Toleranzund Abhängigkeitsentwicklung sollten sie nur über einen
definierten Zeitraum (<4 Wochen) gegeben und nur für die
kurzzeitige, vorübergehende medikamentöse Behandlung
der Insomnie eingesetzt werden.
S C H W E I Z E R A R C H I V F Ü R N E U R O L O G I E U N D P S Y C H I A T R I E 2011;162(3):108–18
www.sanp.ch | www.asnp.ch
113
Review article
Benzodiazepine
Benzodiazepine sind wirksame Medikamente zur Behandlung der Insomnie. Alle Benzodiazepine wirken über den
GABA-Benzodiazepin-Rezeptorkomplex. Sie verkürzen die
Einschlaflatenz und verbessern die Schlafkontinuität. Die
Wirkung auf die Schlafarchitektur ist durch eine Reduktion
der tiefen Non-REM-Stadien, der Slow-wave-Aktivität und
eine in Abhängigkeit des verwendeten Benzodiazepins mehr
oder weniger stark ausgeprägten REM-Schlafsuppression
gekennzeichnet [49, 50].
Die Anwendung von Benzodiazepinhypnotika ist bei
älteren Menschen aufgrund einiger Besonderheiten limitiert [46, 51].
– Langsameres initiales Einschleichen der Dosis, niedrigere
Zieldosis (etwa die Hälfte der bei jüngeren Erwachsenen
üblichen Dosis) aufgrund veränderter pharmakokinetischer und metabolischer Parameter im Alter.
– Stärkere Beachtung der Nebenwirkungen aufgrund der
häufigeren Komorbidität im Alter.
– Stärkere Berücksichtigung der möglichen Interaktionen
angesichts der häufigen Behandlung älterer Menschen
mit verschiedenen Medikamenten.
Die Unterschiede zwischen den einzelnen Benzodiazepinen liegen vor allem in der Pharmakokinetik. Indiziert sind
bei älteren Menschen vorwiegend Substanzen mit mittellanger HWZ, da bei Substanzen mit langer HWZ die Gefahr
der Kumulation und Überhangseffekten besteht. Benzodiazepine mit kurzer HWZ (z.B. Triazolam [Halcion® 0,125–
0,25 mg]) verbessern zwar die Einschlaf-, nicht aber die
meist dominierende Durchschlafstörung.
Spezielle Risiken bei der Anwendung von Benzodiazepinen bei älteren Menschen sind das bekannte Abhängigkeitspotential mit Rebound-Insomnie bei abruptem Absetzen, die
muskelrelaxierende Wirkung (Sturz- und Frakturgefahr),
die atemdepressive Wirkung (Verstärkung von eventuell
vorliegenden, nicht entdeckten Schlaf-Apnoen), die kognitive Verlangsamung und Verschlechterung sowie das Risiko
für paradoxe Reaktionen mit Antriebssteigerung und Erregungszuständen, v.a. bei Patienten mit Demenz.
Benzodiazepin-Analoga (Zaleplon, Zolpidem, Zopiclon)
Die neueren Benzodiazepin-Rezeptor-Analoga stellen
gerade bei einer sich in einem kurzen Zeitintervall entwickelnden, ggf. durch andere Ursachen getriggerten Schlafstörung die Mittel erster Wahl dar.
Sie sind chemisch nicht mit den Benzodiazepinen
verwandt und haben eine spezifische Wirkung über die
Omega-1-Untereinheit des Benzodiazepin-Rezeptors. Im
Gegensatz zu Zaleplon und Zolpidem wirkt Zopiclon zusätzlich auf die Omega-2-Untereinheit des BenzodiazepinRezeptors [49, 52].
Diese Substanzen sind wirksam bei Ein- und Durchschlafstörungen. Die Nebenwirkungen, die den Einsatz der
klassischen Benzodiazepine limitieren (z.B. Muskelrelaxation, Atemdepression), wie auch die Rebound-Insomnie
treten hier in geringerem Masse auf [46].
Für Einschlafstörungen kommen aufgrund der Pharmakokinetik primär Zaleplon und Zolpidem zum Einsatz,
für Durchschlafstörungen ist aufgrund der längeren HWZ
Zopiclon sowie die Retardform von Zolpidem mit verzögerter Freisetzung (Ambien CR) einzusetzen.
Zaleplon ist aufgrund seiner kurzen HWZ (eine Stunde)
ein reines Einschlafmittel und kann auch als Wiedereinschlafhilfe bei nächtlichem Erwachen gegeben werden [53].
Für alle drei Substanzen gilt – aufgrund der Studienlage – die zeitliche Limitierung auf maximal 4 Wochen (im
Regelfall). In den USA ist seit kurzem Eszopiclon, eine Weiterentwicklung des Zopiclons, auch für die Langzeitbehandlung der Insomnie zugelassen [54].
Antihistaminika
Für die Behandlung von Schlafstörungen stehen als Antihistaminika Diphenhydramin und Doxylamin zur Verfügung. Beide Substanzen sind freiverkäuflich und auch
Bestandteil von Kombinationspräparaten (z.T. mit Phytopharmaka). Sie haben eine langsame Anflutungsgeschwindigkeit und mittellange HWZ. Wegen der rasch nachlassenden Wirkung bei regelmässiger Anwendung (Toleranz)
sollten diese Substanzen nur zeitlich limitiert eingenommen
werden [55]. Wegen der zusätzlich ausgeprägten anticholinergen Komponente ist der Einsatz bei älteren Menschen
nicht zu empfehlen.
Chloralhydrat
Diese Substanz wird seit langem zur Behandlung der Insomnie eingesetzt. Aufgrund des raschen Wirkverlusts und
der geringen therapeutischen Breite kann Chloralhydrat im
Alter nur sehr eingeschränkt empfohlen werden [56].
Die oben genannten hypnotisch wirksamen Substanzen
können zu Beginn der Behandlung der Insomnie eingesetzt
werden. Sie sollten aber in einem Zeitintervall von 4 Wochen wieder ausschleichend abgesetzt werden.
Zur langfristigen Behandlung bei chronisch vorliegender
Insomnie (primär oder sekundär) können hypnotisch wirksame Antidepressiva und Antipsychotika gegeben werden,
die jedoch nicht speziell für die Indikation der Insomniebehandlung zugelassen sind.
Hypnotisch wirkende Antidepressiva
Sedierende oder hypnotisch wirkende Antidepressiva sind
primär bei sekundären Schlafstörungen im Rahmen einer
zugrundeliegenden Depression indiziert. Die schlaffördernde
Wirkung tritt im Gegensatz zum antidepressiven Effekt bereits in den ersten Behandlungsnächten ein. Bei Insomnie
ohne depressive Symptomatik ist die Gabe von hypnotisch
wirksamen Antidepressiva v.a. dann indiziert, wenn eine
längerfristige, mehrmonatige Behandlung der Insomnie notwendig ist oder – bei kürzerer Gabe – wenn Kontraindikationen für Benzodiazepine oder Benzodiazepin-Analoga
(z.B. Substanzabhängigkeit) vorliegen.
Die hypnotische Wirkung der schlafanstossenden Antidepressiva beruht auf einem Antagonismus an H1- und
5-HT-2-Rezeptoren, deren Wirksamkeit auch bei Patienten
mit primärer Insomnie belegt ist [57–59].
Von sedierenden und schlafanstossenden Antidepressiva haben Trimipramin, Amitritylin und Doxepin starke
anticholinerge Nebenwirkungen (Miktionsstörungen bis
Harnverhalt, Obstipation, Akkomodationsstörungen, delirante Syndrome, Störungen der kardialen Reizleitung, Ver-
S C H W E I Z E R A R C H I V F Ü R N E U R O L O G I E U N D P S Y C H I A T R I E 2011;162(3):108–18
www.sanp.ch | www.asnp.ch
114
Review article
schlechterung der kognitiven Leistungsfähigkeit). Aus diesem Grund sind sie bei älteren Menschen zur Korrektur der
Schlafstörung eher ungeeignet. Geringere anticholinerge
Nebenwirkungen finden sich bei Mianserin, Trazodon und
Mirtazapin.
Amitriptylin und Doxepin weisen zudem eine starke
REM-Schlafsuppression auf [60], die bei Mianserin und
Trazodon deutlich geringer ausgeprägt ist [61] und bei
Trimipramin und Mirtazapin nicht vorliegt [62–64]. Unter
der Behandlung mit den letztgenannten Substanzen ist somit ein physiologisches Schlaf-EEG-Muster mit der natürlichen Abfolge von Non-REM/REM-Phasen zu erreichen.
Bei Insomnie ohne Vorliegen einer Depression können
diese Substanzen bereits in niedrigen Dosierungen wirksam sein.
Eine neue Therapieoption ergibt sich durch die Zulassung von Agomelatin, einem Antidepressivum mit 5-HT2-Rezeptorantagonismus und gleichzeitiger Melatoninagonistischer Wirkung, das in präklinischen Studien eine
gute schlafanstossende und -regulierende Wirkung gezeigt
hat [65].
Es ist zu beachten, dass im Vergleich zu den Benzodiazepin-Rezeptoragonisten für alle der genannten sedierenden Antidepressiva ein grösseres Nebenwirkungs- und
Wechselwirkungsspektrum besteht, so dass bei allen aufgeführten Substanzen regelmässige Kontrollen von Blutbild,
Leber- und Nierenwerten sowie Puls und Blutdruck erforderlich sind [46].
Hypnotisch wirksame Antipsychotika
Zur längerfristigen Behandlung der Insommie können bei
älteren Menschen auch Antipsychotika mit sedierender
bis hypnotisch wirksamer Komponente eingesetzt werden.
Für die in der klinischen Praxis oft angewendeten Butyrophenonderivate, Pipamperon und Melperon liegen keine
kontrollierten klinischen Studien vor. Auch trizyklische
Hypnotika wie Thioridazin und Promethazin besitzen eine
hypnotische Wirkung, sollten aber aufgrund der ausgeprägten anticholinergen Wirksamkeit, die v.a. für Thioridazin ein hohes kardiotoxisches Risiko (QT-Zeitverlängerung)
aufweist, bei älteren Menschen nicht gegeben werden [46].
Gute klinische Erfahrungen werden mit atypischen
Neuroleptika (Risperdal, Olanzapin, Quetiapin) mit hypnotischer Wirkung gemacht. Klinische Studien zur Behandlung der Insomnie wurden für die atypischen Neuroleptika
mit Ausnahme von Quetiapin bisher nicht durchgeführt. Die
Ergebnisse kleinerer polysomnographischer Studien deuten
für alle drei Substanzen neben der Verbesserung der Schlafkontinuität auf eine Intensivierung des Non-REM-Schlafs
ohne wesentliche REM-Schlafsuppression hin [66–68]. Es
ist daher anzunehmen, dass sie die normale Abfolge der
Non-REM/REM-Phasen fördern. Erste Ergebnisse der
einzigen offenen Studie, in der 25 mg Quetiapin bei Patienten mit primärer Insomnie eingesetzt wird, bestätigen
diese Effekte auf die subjektiven und objektiven Schlafparameter [14].
Es sind jedoch auch bei diesen Substanzen Nebenwirkungen zu beachten (möglich sind z.B. Akathisie, Dyskinesien, metabolische Störungen und Gewichtszunahme,
Blutdruckveränderungen), die eine regelmässige Kontrolle
der Therapie erfordern und die Gabe im Alter limitieren
können [69].
Phytotherapeutika
Bei leichteren Formen der Insomnie können auch bei älteren Menschen Phytopharmaka eingesetzt werden.
Für die Indikation «Schlafstörung» liegen nur wenige,
wissenschaftlichen Kriterien standhaltende Untersuchungen für pflanzliche Präparate vor, welche aber nicht die
Zulassungsregeln von synthetisch-chemischen Substanzen
erfüllen würden [70].
Von den sich im Handel befindenden Substanzen Melisse, Hopfen, Passionsblume und Baldrian sind
Baldrianwurzelextrakte am besten untersucht.
Die existierende Datenbasis lässt den Schluss zu, dass
Baldrian die subjektive Schlafeinschätzung im Vergleich
mit Plazebo auch bei klinisch relevanten Schlafstörungen positiv beeinflusst und eine Wirksamkeit bei längerfristiger Gabe hinsichtlich der Behandlung von Durchschlafstörungen nahe legt [14]. Die bisher vorliegenden
Schlaf-EEG-Studien unterstützen diese Einschätzung (Übersicht siehe [44]).
Die Stärke des hypnotischen Effekts ist jedoch geringer ausgeprägt als der anderer Substanzen. Der Vorteil
dieser Phytopharmaka ist die geringe Toxizität und das sehr
geringe Auftreten von Nebenwirkungen (in Ausnahmefällen gastrointestinale Effekte und Hautreaktionen).
Werden andere Hypnotika von den Patienten abgelehnt
oder liegen aufgrund des Nebenwirkungsprofils Kontraindikationen vor, können Phytotherapeutika bei leichten Einund Durchschlafstörungen angewendet werden [46].
Melatonin und Melatonin-Agonisten
Seit Jahren wird die hypnotische Wirksamkeit von Melatonin kontrovers diskutiert [71]. Die bisher vorhandene Datenlage weist auf vorwiegende Einsatzgebiete bei chronobiologischen Schlafstörungen (Schichtarbeit, Jetlag, Schlafstörung bei Blinden) hin [72]. Zudem liegen auch Daten vor,
dass die Gabe von Melatonin sich positiv auf den Tag-NachtRhythmus und den Nachtschlaf bei Patienten mit Demenz
auswirkt [73]. Die alleinige Gabe von Melatonin als Hypnotikum kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht empfohlen werden.
Im Gegensatz dazu zeigen Melatonin-agonistisch wirksame Substanzen wie der in den USA zugelassene hochselektive Melatonin-Agonist Ramelteon gute hypnotische
Effekte, ohne dass Absetzphänomene beobachtet wurden
[74]. Zudem liegt für die Indikation Altersinsomnie (>55
Jahre) das retardierte Melatonin-Präparat (Circadin) vor
[75]. Es ist jedoch auch bei diesen Substanzen auf Nebenwirkungen zu achten.
Neue Entwicklungen und Einsatzgebiete von GABA-Aagonistisch wirksamen Substanzen
GABA-A-agonistisch wirksame Antikonvulsiva wie Gabapentin [77, 78] und Pregabalin [76] weisen schlaffördernde
Effekte auf. Die vorwiegende Wirkung liegt in einer Intensivierung des Non-REM-Schlafs. Da beide Substanzen zudem eine analgetische Wirksamkeit aufweisen, können sie
bei älteren Menschen mit Schlafstörungen und gleichzeitig
S C H W E I Z E R A R C H I V F Ü R N E U R O L O G I E U N D P S Y C H I A T R I E 2011;162(3):108–18
www.sanp.ch | www.asnp.ch
115
Review article
vorliegender chronischer Schmerzsymptomatik eingesetzt
werden.
In der klinischen Erprobung zur Behandlung der Insomnie befinden sich derzeit zwei GABA-A-Rezeptor-Agonisten, Indiplon und Gaboxadol, die beide eine Verbesserung
der Schlafkontinuität sowie eine Intensivierung des NonREM-Schlafs ohne Auftreten von relevanten Nebenwirkungen zeigten [79, 80].
Diese sich zurzeit noch im präklinischen Stadium befindenden Substanzen könnten in Zukunft einen Fortschritt
in der Behandlung von Schlafstörungen, insbesondere bei
älteren Menschen, darstellen, da bisher keine Hinweise
auf eine Abhängigkeitsentwicklung auftraten und ein Einfluss auf die homöostatische Komponente der physiologischen Schlafregulation anzunehmen ist. Bedauerlicherweise
wurde die Weiterentwicklung von Gaboxadol aufgrund von
Nebenwirkungen durch den Hersteller gestoppt.
Zusammenfassung und Schlussfolgerung
Aufgrund der Häufigkeit von Schlafstörungen in der älteren
Bevölkerung und der guten Behandlungsoptionen müssen
ältere Menschen auf die Qualität ihres Schlafs angesprochen werden.
Tabelle 2
Falls eine Schlafstörung vorliegt, ist eine umfangreiche
Diagnostik erforderlich, die eine ausführliche Anamnese
der Schlafstörung, der weiteren Krankheitsgeschichte und
der medikamentösen Behandlungen umfasst. Zum Ausschluss oder zur Erfassung sekundärer Insomnien muss
eine grundlegende medizinische und psychiatrische Untersuchung erfolgen, die durch Blutuntersuchungen und ggf.
weitere Zusatzdiagnostik ergänzt wird. Der Ausschluss spezifischer primärer Schlafstörungen (PLMS, Schlaf-Apnoe,
primärer Insomnie) erfolgt durch weiterführende Diagnostik in einer Spezialeinheit für Schlafmedizin, ggf. mit einer
Schlaflaboruntersuchung.
Bei sekundären Insomnien ist primär die Grunderkrankung zu behandeln. Oftmals ist aber eine gleichzeitige Behandlung der symptomatischen Insomnie notwendig.
Die adäquate Behandlung der primären und sekundären Insomnien erfordert zunächst eine Aufklärung und
Information über einen natürlichen Schlaf, die Anwendung
der Schlafhygiene sowie insbesondere im Alter die Anwendung chronobiologischer Massnahmen mit einer deutlichen
Kontrastierung des Tag-Nacht-Rhythmus. Ziel dieser Intervention ist eine Regulierung der zirkadian veränderten, mit
dem Schlaf verbundenen physiologischen Rhythmen (Temperatur, hormonelle Sekretion). Verhaltenstherapeutische
Interventionen, wie Entspannungsverfahren, Stimuluskon-
Evaluation und Behandlung von Schlafstörungen im Alter. (Nachdruck aus: Hemmeter U. Altersinsomnie. Somnologie – Schlafforschung
und Schlafmedizin. 2007:11(2);84–98, mit freundlicher Genehmigung von Science und Business Media. Modifiziert nach [1].)
Diagnose/Sicherstellung
der Schlafstörung
Beschreibung der Schlafstörung
Beginn, Dauer, Muster, Schweregrad
Evaluation des 24-Stunden-Schlaf-Wach-Rhythmus
Schlaftagebuch für 1 bis 2 Wochen
Fremdanamnese (Bettpartner)
Familienanamnese hinsichtlich Schlafstörungen
Körperliche Untersuchung
Entsprechende Laboruntersuchungen
Identifizierung der Ursache
Primäre Schlafstörungen
Sekundäre Schlafstörungen aufgrund von
Medizinischen, psychiatrischen Erkrankungen
Verhaltensstörungen
Umgebungseinflüssen
Medikation
Evaluation der persönlichen und sozialen Auswirkung
der Schlafstörung
Behandlungsmassnahmen
Evaluation der Erwartungen des Patienten
Bei sekundären Insomnien – zuerst Behandlung der Grunderkrankung
Behandlung des Zielsymptoms Insomnie
(bei primären und sekundären Insomnien)
Schlafhygiene
Chronobiologische Therapie (Massnahmen zur
Aktzentuierung des Tag-Nacht-Rhythmus, abendliche
Lichtexposition)
Verhaltensorientierte Massnahmen (Stimuluskontrolle,
Schlafrestriktion, kognitive Therapie)
Pharmakotherapie
v.a. Benzodiazepin-Analoga (Zaleplon, Zolpidem,
Zopiclon) <4 Wochen
Hypnotisch wirksame Antidepressiva
Hypnotisch wirksame Antipsychotika
Non-REM-Schlaf-intensivierende Antikonvulsiva
(Pregabalin, Gabapentin) bei zusätzlicher Schmerzsymptomatik
Phytotherapeutika
S C H W E I Z E R A R C H I V F Ü R N E U R O L O G I E U N D P S Y C H I A T R I E 2011;162(3):108–18
www.sanp.ch | www.asnp.ch
116
Review article
trolle, Schlafrestriktion und kognitive Therapien, sind zusätzliche Optionen.
Oftmals müssen aufgrund der Chronifizierung und der
Intensität der Schlafstörung medikamentöse Interventionen
vorgenommen werden.
Bei älteren Menschen kommen hier an erster Stelle die
Benzodiazepin-Analoga (Zaleplon, Zolpidem und Zopiclon)
für eine limitierte Zeitdauer (meist 4 Wochen) in Betracht.
Bei einer längerfristig notwendigen Behandlung können
auch bei nichtdepressiven Patienten hypnotisch wirksame
Antidepressiva und auch Antipsychotika eingesetzt werden, wobei bei älteren Menschen jedoch auf das Nebenwirkungsprofil zu achten ist, insbesondere die anticholinergen
Effekte, die den Einsatz limitieren.
Bei älteren Patienten mit chronischer Schmerzsymptomatik können Antikonvulsiva, wie Pregabalin oder Gabapentin, sehr hilfreich sein (Tab. 2). Neue Optionen sind
Melatonin-agonistisch wirksame Substanzen.
Die hier genannten Informationen können jedoch lediglich als Empfehlungen angesehen werden, da bisher nicht
ausreichend Daten vorliegen, die die differentielle Indikation der zur Verfügung stehenden hypnotisch wirksamen
Substanzen belegen sowie Hinweise für deren Sicherheit
und Wirksamkeit bei älteren Menschen geben.
Literatur
1 Kamel NS, Gammack JK. Insomnia in the elderly: cause, approach,
and treatment. Am J Med. 2006;119(6):463–9.
2 Ancoli-Israel S. Sleep and aging: prevalence of disturbed sleep and treatment considerations in older adults. J Clin Psychiatry. 2005;66(Suppl 9):
24–30; quiz 42–3.
3 Becker PM. Treatment of sleep dysfunction and psychiatric disorders.
Curr Treat Options Neurol. 2006;8(5):367–75.
4 Feinsilver SH. Sleep in the elderly. What is normal? Clin Geriatr Med.
2003;19(1):177–88.
5 Hohagen F, Kappler C, Schramm E, Rink K, Weyerer S, Riemann D,
Berger M. Prevalence of insomnia in elderly general practice attenders
and the current treatment modalities. Acta Psychiatr Scand. 1994;90(2):
102–8.
6 Dement WC. Normal sleep, disturbed sleep, transient and persistent
insomnia. Acta Psychiatr Scand Suppl. 1986;332:41–6.
7 Ohayon MM, Carskadon MA, Guilleminault C, et al. Meta-analysis
of quantitative sleep parameters from childhood to old age in healthy
individuals: developing normative sleep values across the human lifespan.
Sleep. 2004;27:1255–73.
8 Steiger A. Schlafendokrinologie. Nervenarzt. 1995;66(1):15–27.
9 Copinschi G, Van Cauter E. Effects of ageing on modulation of hormonal
secretions by sleep and circadian rhythmicity. Horm Res. 1995;43(1–3):
20–4.
10 Steiger A. Neurochemical regulation of sleep. J Psychiatr Res. 2006
Jun 12, in press.
11 Antonijevic IA, Murck H, Frieboes R, Holsboer F, Steiger A. On the gender
differences in sleep-endocrine regulation in young normal humans.
Neuroendocrinology. 1999;70(4):280–7.
12 Antonijevic IA, Murck H, Frieboes RM, Barthelmes J, Steiger A. Sexually
dimorphic effects of GHRH on sleep-endocrine activity in patients with
depression and normal controls – part I: the sleep eeg. Sleep Res Online.
2000a;3(1):5–13.
13 Antonijevic IA, Murck H, Frieboes RM, Steiger A. Sexually dimorphic
effects of GHRH on sleep-endocrine activity in patients with depression
and normal controls – part II: hormone secretion. Sleep Res Online.
2000b;3(1):15–21.
14 National Sleep Foundation. 2003 Sleep in America Poll. March 10, 2003
Available at: http://www.sleepfoundation.org/_content/hottopics/
2003SleepPoIlExecSumm.pdf. Accessed May 24, 2005.
15 Foley DJ, Monjan AA, Brown SL, et al. Sleep complaints among elderly
persons: an epidemiologic study of three communities. Sleep. 1995;18:
425–32.
16 Delini-Stula A, Bischof R, Holsboer-Trachsler E. Sleep behavior in the Swiss
population: Prevalence and the day-time consequences of insomnia.
Somnologie. 2007;11:193–201.
17 Vgontzas AN, Kales A. Sleep and its disorders. Annu Rev Med. 1999;50:
387–400.
18 Schubert CR, Cruickshanks KJ, Dalton DS, Klein BE, Klein R, Nondahl DM.
Prevalence of sleep problems and quality of life in an older population.
Sleep. 2002;25(8):889–93.
19 Manabe K, Matsui T, Yamaya M, Sato-Nakagawa T, Okamura N, Arai H,
Sasaki H. Sleep patterns and mortality among elderly patients in a geriatric
hospital. Gerontology. 2000;46(6):318–22.
20 Born J, Plihal W. Gedächtnisbildung im Schlaf: Die Bedeutung von Schlafstadien und Stresshormonfreisetzung. Psychologische Rundschau. 2000;
51198–208.
21 Stickgold R, James L, Hobson JA. Visual discrimination learning requires
sleep after training. Nature Neuroscience. 2000;3:1237–8.
22 Ogawa Y, Kanbayashi T, Saito Y, Takahashi Y, Kitajima T, Takahashi K,
et al. Total sleep deprivation elevates blood pressure through arterial
baroreflex resetting: a study with microneurographic technique. Sleep.
2003;26(8):986–9.
23 Meier-Ewert HK, Ridker PM, Rifai N, Regan MM, Price NJ, Dinges DF,
et al. Effect of sleep loss on C-reactive protein, an inflammatory marker
of cardiovascular risk. J Am Coll Cardiol. 2004;43(4):678–83.
24 Gottlieb DJ, Punjabi NM, Newman AB, Resnick HE, Redline S, Baldwin CM,
et al. Association of sleep time with diabetes mellitus and impaired
glucose tolerance. Arch Intern Med. 2005;165(8):863–7.
25 O’Donnell JF.Insomnia in cancer patients. Clin Cornerstone. 2004;
6(Suppl 1D):S6–14.
26 Stiefel F, Stagno D. Management of insomnia in patients with chronic pain
conditions. CNS Drugs. 2004;18(5):285–96.
27 Theobald DE.Cancer pain, fatigue, distress, and insomnia in cancer
patients. Clin Cornerstone. 2004;6(Suppl 1D):S15–21.
28 Smith MT, Haythornthwaite JA. How do sleep disturbance and chronic pain
inter-relate? Insights from the longitudinal and cognitive-behavioral clinical
trials literature. Sleep Med Rev. 2004;8(2):119–32.
29 Partinen M. Sleep disorder related to Parkinson’s disease. J Neurol.
1997;244(4 Suppl 1):S3–6.
30 Bliwise DL. Sleep disorders in Alzheimer’s disease and other dementias.
Clin Cornerstone. 2004;6(Suppl 1A):S16–28.
31 Rocamora R, Thum A, Giesler M, Becker A, Haag A, Hemmeter U.
Schlafstörungen bei primären Demenzen. Somnologie. 2005;9:139–47.
32 Dykierek P, Stadtmuller G, Schramm P, Bahro M, van Calker D, Braus DF,
et al.: The value of REM sleep parameters in differentiating Alzheimer’s
disease from old-age depression and normal aging. J Psychiatr Res.
1998;32(1):1–9.
33 Benca RM, Obermeyer WH, Thisted RA, Gillin Ch: Sleep and Psychiatric
Disorders. Arch Gen Psychiatry. 1992;49:651–68.
34 Riemann D, Schnitzler M, Hohagen F, Berger M. Depression und Schlaf –
der gegenwärtige Forschungsstand. Fortschr Neurol Psychiat. 1994;62:
458–78.
35 Kutscher EC, Carnahan R. Common CYP450 drug interactions with
psychiatric medicines: A brief review for the primary care physician.
S D Med. 2006;59(1):5–9.
36 Dijk DJ, Duffy JF, Czeisler CA. Contribution of circadian physiology and
sleep homeostasis to age-related changes in human sleep. Chronobiol Int.
2000;17(3):285–311.
37 Borbèly AA. A two process model of sleep regulation. Human Neurobiol.
1982;1:195–204.
38 Werth E, Dijk DJ, Achermann P, Borbely AA. Dynamics of the sleep EEG
after an early evening nap: experimental data and simulations.
Am J Physiol. 1996;271(3 Pt 2):R501–10.
39 Cajochen C, Munch M, Knoblauch V, Blatter K, Wirz-Justice A. Age-related
changes in the circadian and homeostatic regulation of human sleep.
Chronobiol Int. 2006;23(1–2):461–74.
40 Ancoli-Israel S. Kripke DF. Klauber MR, et al. Periodic limb movements
in sleep in community-dwelling elderly. Sleep. 1991;14:496–500.
41 Ohayon MM, Roth T. Prevalence of restless legs syndrome and periodic
limb movement disorder in the general population. J Psychosom Res.
2002;53:547–54.
42 Phillips B, Young T, Finn L, et al. Epidemiology of restless legs symptoms
in adults. Arch Intern Med. 2000;160:2137–41.
43 Hiestand DM, Britz P, Goldman M, Phillips B. Prevalence of symptoms and
risk of sleep apnea in the US population: Results from the national sleep
foundation sleep in America 2005 poll. Chest. 2006;130(3):780–6.
44 Wheatley D Medical plants for insomnia: a review of their pharmacology,
efficacy and tolerability. J of Psychopharmacology. 2005;19(4):414–21.
45 Riemann D, Fischer J, Mayer G, Peter HJ. The guidelines for “NonRestorative Sleep”. Relevance for the diagnosis and therapy of insomnia.
Somnologie. 2003;7:66–76.
46 Wiegand MH. Drug treatment of sleep disorders in the elderly. Internist
(Berl). 2003;44(9):1187–92.
47 Campbell SS, Dawson D, Anderson MW. Alleviation of sleep maintenance
insomnia with timed exposure to bright light. J Am Geriatr Soc. 1993;
41(8):829–36.
48 Lack L, Wright H, Kemp K, Gibbon S. The treatment of early-morning
awakening insomnia with 2 evenings of bright light. Sleep. 2005;28(5):
616–23.
49 Hemmeter U, Müller M, Bischof R, Holsboer-Trachsler E. Effect of zopiclone
on sleep EEG parameters, cognitive psychomotor and memory functions in
healthy elderly volunteers. Psychopharmacology. 2000;147:348–96.
S C H W E I Z E R A R C H I V F Ü R N E U R O L O G I E U N D P S Y C H I A T R I E 2011;162(3):108–18
www.sanp.ch | www.asnp.ch
117
Review article
50 Parrino L, Terzano MG. Polysomnographic effects of hypnotic drugs.
A review. Psychopharmacology. 1996;126:1–16.
51 Riemann D, Dressing H. (1997) Schlafstörungen. ln: Förstl H (Hrsg.)
Lehrbuch der Gerontopsychiatrie. Enke, Stuttgart, S. 439–52.
52 Leonhard BE. Sleep disorders and anxiety: biochemical antecedents and
pharmacological consequences. J Psychosom Res. 1994;38:69–87.
53 Alford C, Verster J. NICE review: not nice for patients! J Psychopharmacol.
2005;19(2):129–32.
54 Najib J. Eszopiclone, a nonbenzodiazepine sedative-hypnotic agent for
the treatment of transient and chronic insomnia. Clin Ther. 2006;28(4):
491–516. Review.
55 Richardson GS, Roehrs TA, Rosenthal L, et al. Tolerance to daytime
sedative effects of H1 antihistamines. J Clin Psychopharmacol. 2002;22:
511–5.
56 Gauillard J, Cheref S, Vacherontrystram MN, Martin JC. Chloral hydrate:
a hypnotic best forgotten? Encephale. 2002;28(3 Pt 1):200–4.
57 Bon OL. Low-dose trazodone effective in insomnia. Pharmacopsychiatry.
2005;38(5):226.
58 Hajak G, Rodenbeck A, Voderholzer U, Riemann D, Cohrs S, Hohagen F,
et al. Doxepin in the treatment of primary insomnia: a placebo-controlled,
double-blind, polysomnographic study. J Clin Psychiatry. 2001;62(6):
453–63.
59 Riemann D, Voderholzer U, Cohrs S, Rodenbeck A, Hajak G, Ruther E,
et al. Trimipramine in primary insomnia: results of a polysomnographic
double-blind controlled study. Pharmacopsychiatry. 2002;35(5):165–74.
60 Steiger A, von Bardeleben U, Guldner J, Lauer C, Rothe B, Holsboer F.
The sleep EEG and nocturnal hormonal secretion studies on changes
during the course of depression and on effects of CNS-active drugs.
Prog Neuropsychopharmacol Biol Psychiatry. 1993;17(1):125–37.
61 Parrino L, Spaggiari MC, Boselli M, Di Giovanni G, Terzano MG. Clinical
and polysomnographic effects of trazodone CR in chronic insomnia associated with dysthymia. Psychopharmacology (Berl). 1994;116(4):389–95.
62 Aslan S, Isik E, Cosar B. The effects of mirtazapine on sleep: a placebo
controlled, double-blind study in young healthy volunteers. Sleep. 2002;
25(6):677–9.
63 Holsboer-Trachsler E, Hemmeter U, Hatzinger M, Seifritz E, Gerhard U,
Hobi V. Sleep Deprivation and Bright Light as Potential Augmenters of
Antidepressant Drug Treatment – Neurobiological and Psychometric
Assessment of Course. Journal of Psychiatric Research, 1994;28(4):
381–99.
64 Wiegand M, Berger M. Action of trimipramine on sleep and pituitary
hormone secretion. Drugs. 1989;38(suppl 1):35–42.
65 Holsboer F, v.Bardeleben U, Steiger A. Effects of intravenous corticotropinreleasing hormone upon sleep-related growth hormone surge and sleep
EEG in man. Neuroendocrinology. 1988;48:32–8.
66 Cohrs S, Rodenbeck A, Guan Z, Pohlmann K, Jordan W, Meier A, Ruther E.
Sleep-promoting properties of quetiapine in healthy subjects. Psychopharmacology (Berl). 2004;174(3):421–9.
67 Muller MJ, Rossbach W, Mann K, Roschke J, Muller-Siecheneder F,
Blumler M, et al. Subchronic effects of olanzapine on sleep EEG in
schizophrenic patients with predominantly negative symptoms. Pharmacopsychiatry. 2004;37(4):157–62.
68 Sharpley AL, Bhagwagar Z, Hafizi S, Whale WR, Gijsman HJ, Cowen PJ.
Risperidone augmentation decreases rapid eye movement sleep and
decreases wake in treatment-resistant depressed patients. J Clin
Psychiatry. 2003;64(2):192–6.
69 Shirzadi AA, Ghaemi SN. Side effects of atypical antipsychotics: extrapyramidal symptoms and the metabolic syndrome. Harv Rev Psychiatry.
2006;14(3):152–64.
70 Riemann D. Phytopharmaka bei Schlafstörungen. In: Phytotherapie
bei Störungen und Erkrankungen des Nervensystems, 102–14, 1998.
71 Buscemi N, Vandermeer B, Hooton N, Pandya R, Tjosvold L, Hartling L,
et al. Efficacy and safety of exogenous melatonin for secondary sleep
disorders and sleep disorders accompanying sleep restriction: metaanalysis. BMJ. 2006;332(7538):385–93.
72 Cajochen Ch. Sleep disruption in shift work and jet lag: the role of the
circadian timing system. Schweiz Rundsch Med Prax. 2005;94(38):
1479–83.
73 Cardinali DP, Brusco LI, Liberczuk C, Furio AM. The use of melatonin
in Alzheimer’s disease. Neuro Endocrinol Lett. 2002;23(Suppl 1):20–3.
74 Roth T, Stubbs C, Walsh JK. Ramelteon (TAK-375), a selective MT1/MT2receptor agonist, reduces latency to persistent sleep in a model of
transient insomnia related to a novel sleep environment. Sleep. 2005;
28(3):303–7.
75 Wade AG, Ford I, Crawford G, McMahon AD, Nir T, Laudon M, et al.
Efficacy of prolonged release melatonin in insomnia patients aged
55–80 years: quality of sleep and next-day alertness outcomes. Curr Med
Res Opin. 2007;23(10):2597–605.
76 Hindmarch I, Dawson J, Stanley N. A double-blind study in healthy volunteers to assess the effects on sleep of pregabalin compared with alprazolam and placebo. Sleep. 2005;28(2):187–93.
77 Foldvary-Schaefer N, De Leon Sanchez I, Karafa M, Mascha E, Dinner D,
Morris HH. Gabapentin increases slow-wave sleep in normal adults.
Epilepsia. 43(12):1493–7.
78 Legros B, Bazil CW. Effects of antiepileptic drugs on sleep architecture:
a pilot study. Sleep Med. 2003;4(1):51–5.
79 Mathias S, Steiger A, Lancel M. The GABA(A) agonist gaboxadol improves
the quality of post-nap sleep.Psychopharmacology (Berl). 2001;157(3):
299–304.
80 Mathias S, Zihl J, Steiger A, Lancel M. Effect of repeated gaboxadol
administration on night sleep and next-day performance in healthy elderly
subjects. Neuropsychopharmacology. 2005;30(4):833–41.
S C H W E I Z E R A R C H I V F Ü R N E U R O L O G I E U N D P S Y C H I A T R I E 2011;162(3):108–18
www.sanp.ch | www.asnp.ch
118
Herunterladen