Der Vogelsang-Finsinger-Mechanismus

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Universität Potsdam
Wirtschafts – und Sozialwissenschaftliche Fakultät
Professur für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftstheorie
Der Vogelsang-Finsinger-Mechanismus
Hausarbeit zum Seminar
„Marktversagen und Regulierung“
im Wintersemester 2006/2007
bei Prof. Dr. Klaus Schöler
Eingereicht von:
Anton Parlow
8. Semester Volkswirtschaftslehre sozialwissenschaftlicher Richtung
Matrikelnummer: 711130
Adresse: Park Babelsberg 14 Haus 4 WE 31a, 14482 Potsdam
Email: [email protected]
Potsdam, den 11.10.2006
Inhaltsverzeichnis
Einleitung……………………………………………………………………………
S.1
1. Ramsey-Preise……………………………………………………………………. S.2
2. Vogelsang-Finsinger-Mechanismus……………………………………………… S.5
2.1. Einführende Worte.………………………………………………………........
S.5
2.2. Der Mechanismus……………………………………………………………..
S.5
2.3. Kritik…………………………………………………………………………..
S.9
2.4. Erweiterungen…………………………………………………………………
S.10
3. Price-Caps………………………………………………………………………...
S.13
4. Abschließende Worte……………………………………………………………..
S.14
Anhang………………………………………………………………………………
S.16
Literaturverzeichnis………………………………………………………………....
S.17
I
Abbildungsverzeichnis
Grafik 1 – Gesellschaftliche Indifferenzkurve………………………………………... S.3
Grafik 2 – Nullgewinnkurve…………………………………………………………..
S.3
Grafik 3 – Zusammenführung gesellschaftliche Indifferenzkurve und
Nullgewinnkurve……………………………………………………………………… S.3
Grafik 4 - Preisrestriktion und gesamtgesellschaftliche Budgetgerade…………........
S.7
II
Einleitung
Ein natürliches Monopol führt im unregulierten Fall zu Monopolpreisen, die im
Vergleich zu so genannten „first best prices“ (Borrman 1999, S.163), das heißt wenn der
Preis den Grenzkosten gleicht, zu Wohlfahrtsverlusten auf der Konsumentenseite führen.
Dies liegt darin begründet, dass der Monopolist anhand seiner Grenzgewinngerade seinen
Preis setzt, der zu geringen Mengen und zu hohen Preisen führt und somit die
Konsumentenrente verringert.
Ein natürliches Monopol ist unter anderen durch fallende Durchschnittskosten
gekennzeichnet. Daraus folgt, dass die Grenzkosten unter den Durchschnittskosten liegen,
so dass es nicht möglich ist, Preise gemäß den Grenzkosten zu setzen, da der Monopolist
Verluste erwirtschaften würde. Dies ist nicht im Sinn der Regulierungsbehörde, weil ein
natürliches Monopol durch Skaleneffekte den Service kostengünstiger herstellen kann, als
es im Wettbewerb möglich wäre. Ein natürliches Monopol sollte dahingehend reguliert
werden, dass die Wohlfahrtsverluste der Konsumenten minimiert werden und das Monopol
operable bleibt, das heißt mindestens einen Gewinn von Null erwirtschaftet.
Die Regulierungsbehörde muss sich für einen Regulierungsmechanismus
entscheiden, der die Firma zu „second best prices“ (ebd.) führt, welche die
Konsumentenwohlfahrtsverluste minimieren. Dabei sollte beachtet werden, dass die Firma
Informationsvorteile besitzt, zum Beispiel über die Nachfrage und eigene Kostenstruktur,
welche der Regulierungsinstanz nur schwer zugänglich sind.
Der
Vogelsang-Finsinger-Mechanismus
(bzw.
V-F-Mechanismus)
ist
ein
Preismechanismus der auf elegante und einfache Art und Weise zu second best Preisen,
genauer Ramsey-Preisen, führt, welche im Mehrproduktfall die Wohlfahrtsverluste
minimieren und die Firma unter dem Eigenwirtschaftlichkeitsprinzip operieren lässt. Im VF-Mechanismus dürfen die verkauften Mengen der Vorperiode gewichtet mit den aktuellen
Preisen, die Kosten der Vorperiode nicht überschreiten.
Die Hausarbeit ist wie folgt organisiert. Im Abschnitt 1 wird das Konzept der
Ramsey Preise grafisch diskutiert, daraufhin folgt die Diskussion des Vogelsang-FinsingerMechanismus (Abschnitt 2). Es wird die Wirkungsweise des Mechanismus diskutiert,
welcher zu Ramsey-Preisen führen kann. Es folgt eine Diskussion der Probleme welche
mit dem V-F-Mechanismus verbunden sind, zum Beispiel strategisches Verhalten der
Unternehmung, um den Mechanismus zu schwächen. Daraufhin werden zwei
Erweiterungen des originalen Mechanismus skizziert. Im Abschnitt 3 wird ein Vergleich
1
mit Price-Caps aufgezeigt, welche historisch den V-F-Mechanismus folgen und
Ähnlichkeiten aufweisen. Die Hausarbeit schließt mit einer Zusammenfassung der
Ergebnisse ab.
1. Ramsey-Preise
Ramsey-Preise sind nach den Mathematiker Frank P. Ramsey benannt, welcher in
seinem 1927 erschienenen Aufsatz zur optimalen Besteuerung eine Regel aufgestellt hat,
das Güter
umgekehrt1 zu ihren Elastizitäten besteuert werden sollten, um die
Steuereinnahmen zu maximieren. (vgl. Ramsey 1927, S.56). Aufgegriffen wurde die Idee
unter
anderen
durch
Baumol
und
Bradford
(1977),
welche
diese
für
die
Regulierungstheorie angepasst haben.
Eine Mehrproduktfirma2 welche reguliert wird, steht vor dem Problem für ihre
Produkte Preise zu finden, die optimal für den Konsumenten sind. Man stelle sich vor die
Firma produziert die Güter X 1 und X 2 mit den zugehörigen Preisen P1 und P2 . Es ist leicht
vorstellbar, das unzählige Preiskombinationen existieren, welche aus Firmensicht optimal
sind. Es bedarf daher einer Regel welche zu einem Preisverhältnis führt, welches optimal
für den Konsumenten und die Firma ist.
Die Ramsey-Regel führt zu einer solchen Preiskombination. Dazu werden bekannte
Werkzeuge der Mikroökonomie verwendet, wie die Indifferenzkurve und die
Nullgewinnkurve der Firma im Mehrproduktfall (vgl. Train 1991, S. 125ff.). Die
gesellschaftliche Indifferenzkurve W (Grafik 1) abgeleitet aus den Verhalten des
Haushaltes und aggregiert über alle Konsumenten tangiert die Gesamtbudgetgerade im
Punkt A. In diesem Punkt gilt, dass der Anstieg P2 / P1 dem Anstieg der gesellschaftlichen
Indifferenzkurve gleicht. Weiterhin gleicht im Tangentialpunkt das Preisverhältnis dem
Verhältnis der verkauften Güter
X 2 und X 1 , so dass
P2 / P1 = X 2 / X 1
gilt. Die
Konsumentenwohlfahrt nimmt zu Ursprungspunkt zu, da niedrigere Preise eine höhere
Konsumentenrente bedeuten.
1
2
Eine Erläuterung folgt weiter unten.
In den weiteren Ausführungen der Hausarbeit werden zwei Produkte angenommen
2
Grafik 1: gesellschaftliche Indifferenzkurve
Grafik 2: Nullgewinnkurve
Im nächsten Schritt wird die Nullgewinnkurve
der Firma im Mehrproduktfall
vorgestellt, welche im abschließenden Schritt mit der gesellschaftlichen Indifferenzkurve
zusammengeführt wird. Im Falle von zwei hergestellten Gütern ist die Gewinnkurve der
Firma eine Kreiskontur (Grafik 2). Preiskombination auf der Kurve führen zu Gewinnen
von Null ( π = 0 ), so dass die Firma nur eigenwirtschaftlich agiert. Preiskombination
außerhalb resultieren in Verluste ( π < 0 ), während Preiskombinationen innerhalb der
Kontur Extragewinne ( π > 0 ) sind.
Grafik 3: Zusammenführung gesellschaftliche Indifferenzkurve und Nullgewinnkurve
Wird die gesellschaftliche Budgetgerade inklusiver zugehöriger Indifferenzkurve in
die
Nullgewinnkurve
gezeichnet
(Grafik
3),
ergeben
sich
mehrere
mögliche
Preiskombinationen, je nach Lage der Budgetgerade. Die erste Möglichkeit ist assoziiert
3
mit der Indifferenzkurve W1. Die Firma wird nie einen Punkt außerhalb der
Nullgewinnkurve wählen, da dies zu Verlusten führt. Es wird daher ein Punkt innerhalb
der Kurve gewählt, zum Beispiel Punkt C, welcher Punkt A und B vorzuziehen ist. Im
Punkt C haben die Konsumenten eine Wohlfahrt W1, welche dadurch gesteigert werden
könnte, indem die Firma zu einer Preiskombination \ wechseln würde, welche im
Tangentialpunkt der Nullgewinnkurve mit der gesellschaftlichen Indifferenzkurve sowie
der Budgetgerade liegt. Punkt \ ist der Ramseypunkt in dem die Wohlfahrtsverluste für
den Konsumenten minimiert sind und die Firma eigenwirtschaftlich handelt, da der
Gewinn Null ist.
Ramsey-Preise sind durch die Bedingung des Nullgewinns gekennzeichnet und
führen zu einer Second best Lösung im Vergleich zur Grenzkostenpreisen, da die
Wohlfahrtsverluste minimiert werden.
Die Ramsey Regel in der allgemeinsten Form3 (vgl. Train 1991, S.126) lautet dann:
⎛ P − GK1 ⎞
⎛ P2 − GK 2 ⎞
(1) ⎜ 1
⎟ ε1 = ⎜
⎟ε2
P1
P2
⎝
⎠
⎝
⎠
Sie besteht aus den Preisen P1 und P2 , sowie den dazugehörigen Grenzkosten GK1
und GK 2 und den Nachfragelastizitäten ε der jeweiligen Güter. Der Preisaufschlag
( P − GK ) / P des Monopolisten wird mit der Nachfrageelastizität ε gewichtet.
Diese Regel wird „inverse Elastizitätenregel“ (Train 1991, S.134) genannt4, da für
die weniger elastische Nachfrage höhere Preise erstellt werden, im Gegensatz zur
elastischeren Nachfrage. Dies liegt darin begründet, dass die weniger elastische Nachfrage
sich nicht „wehren“ kann. Dies gilt auch für die Besteuerung, da die Güter mit den
geringeren Elastizitäten höher besteuert werden (vgl. Ramsey 1927, S.56). Anhand
Gleichung (1) lässt sich dies verdeutlichen. Angenommen die Elastizität ε1 ist geringer als
die Elastizität ε 2 , so muss der Preis P1 größer sein als der Preis P2 , damit die Gleichung
hält.
Will die Regulierungsbehörde Ramsey-Preise einsetzen, so muss sie Informationen
über die Grenzkosten und die Nachfragestruktur haben, welche in der Praxis schwer zu
3
Die Kreuzpreiselastizitäten sind null.
Die inverse Elastizitätenregel ist auch als „Lerner-Index“ bekannt und lässt sich aus dem optimalen
Verhalten des Monopolisten ableiten (vgl. Tirole 1988, S.66ff).
4
4
bekommen sind und nur der Firma bekannt sind (vgl. Vogelsang und Finsinger, S.157)), so
dass Ramsey-Preise wenig verbreitet sind.
Hier spielt der im nächsten Abschnitt vorzustellende Vogelsang-FinsingerMechanismus seine Stärke aus, da dieser weniger Information benötigt, um über Zeit zu
Ramsey-Preisen zu führen.
2. Der Vogelsang-Finsinger- Mechanismus
2.1. Einführende Worte
Der
V-F-Mechanismus
zieht
die
Informationsasymmetrie
zwischen
zu
regulierenden Unternehmen und der Regulierungsbehörde in Betracht. Die Firma besitzt
genauere Informationen über Kosten und Nachfragestruktur ihrer Produkte als dem
Regulierer
zur
Verfügung
stehen.
Nach
dem
V-F-Mechanismus
braucht
die
Regulierungsbehörde nur Informationen über verkaufte Mengen und Gesamtkosten der
Vorperiode, welche die Preise der jetzigen Periode begrenzen.
Im Folgenden wird der Mechanismus samt Annahmen vorgestellt. Es lässt sich
grafisch und formal die Wirkungsweise aufzeigen, welche zu Ramsey-Preisen führen kann.
2.2. Der Mechanismus
Dem V-F-Mechanismus liegen folgende Annahmen zu Grunde (Vogelsang und
Finsinger 1979, S.158ff). Die Regulierungsbehörde versucht die Konsumentenwohlfahrt
W(p) in Abhängigkeit von den Preisen zu maximieren. Diese ist konvex in den Preisen p
(siehe Grafik 1). Weiterhin unterliegt dieser Maximierung die Nebenbedingung, dass das
Unternehmen mindestens einen Gewinn π erwirtschaftet, so dass π ( p ) ≥ 0 gilt. Die zu
regulierende Firma ist ein natürliches Monopol, so dass der Regulierer sinkende
Durchschnittskosten C ( x( p)) (=fallende Strahlendurchschittskosten, Borrmann 1999,
S.374) über die gesamte Produktion annimmt. Die Firma versucht ihren Gewinn π für eine
Periode zu maximieren. Der Gewinn definiert sich als Umsatz abzüglich Kosten, so dass
folgende Gleichung gilt:
(2) π ( p) = x( p) p − C ( x( p))
5
Die Kosten C ( x( p)) hängen
von der produzierten Menge x( p) ab, welche
wiederum von den Preisen p der Güter abhängt. Aus vereinfachenden Gründen wird im
Folgenden der Zwei-Gut-Fall angenommen. Die Firma muss die komplette Nachfrage
bedienen. Die Manager kennen die Kosten- und Nachfragefunktionen ihrer Produkte,
welche stabil über Zeit sind und nicht der Regulierungsbehörde bekannt sind. Diese kann
aber die verkauften Mengen xt −1 und die Gesamtkosten der Vorperiode Ct −1 , sowie die
Marktpreise p beobachten. Sie nimmt an, dass die Durchschnittskostenfunktion einen
fallenden Verlauf hat, weil es sich bei der zu regulierenden Firma, um ein natürliches
Monopol handelt.
Die Preisrestriktion für die Firma lautet dann:
(3) xt −1 pt ≤ Ct −1
bzw. für zwei Güter gilt
(4) x1t −1 p1t + x 2t −1 p 2t ≤ Ct −1
Die Restriktion begrenzt die Preise p1t und p 2t der jetzigen Periode t dahingehend, dass
diese multipliziert mit den Verkaufsmengen x1t −1 und x 2t −1 der Vorperiode t − 1 , nicht die
Gesamtkosten der Vorperiode Ct −1 übersteigen dürfen. Die verkauften Mengen der
Vorperiode spielen eine Rolle, da die Konsumenten in der nächsten Periode mindestens die
Mengen der Vorperiode kaufen können, um in ihrem Nutzen nicht schlechter gestellt zu
werden.
Der Mechanismus wirkt dahingehend das von Periode zu Periode die Preise der
Güter fallen, solange bis Ramsey-Preise erlangt sind.
Man stelle sich vor die Firma verkauft in der Vorperiode der Regulierung X1=20
mit den Preis €10 und X2=40 mit den Preis €8 und hat Gesamtkosten von €400 Einheiten.
Wird die Restriktion eingesetzt, so ergibt sich mit (20*€10)+(40*€8)=€520 welches größer
als die Gesamtkosten der Vorperiode von €400 Einheiten ist. Die Firma muss die Preise
senken um die Restriktion von €400 einhalten zu können. In der nächsten Periode wird die
Firma eine neue Kostenrestriktion haben, welche neue Verkaufsmengen zur Grundlage
haben wird.
6
Dies funktioniert aufgrund von zwei Faktoren. Zum einem produziert die Firma
unter sinkenden Durchschnittskosten, so dass die durch eine Preissenkung erhöhte
Nachfrage, dennoch der Firma ermöglicht, positive Gewinne zu erwirtschaften. Zum
anderen, erwirtschaftet die Firma positive Gewinne, so dass eine Preissenkung möglich ist.
Diese Gewinne nehmen von Periode zu Periode während der Vogelsang-FinsingerRegulierung ab.
Der Prozess stoppt wenn die Firma sich auf der Nullgewinnkurve (Grafik 3) im
Punkt \ befindet und Ramsey-Preise verlangt. Es ist anzumerken, dass die Wohlfahrt von
Periode zu Periode um den Gewinn π der Vorperiode der Firma steigt (siehe Anhang).
Der Prozess lässt sich grafisch und formal veranschaulichen (vgl. Train 1991,
S.157ff). Aus Grafik 1
ist bekannt, dass die Steigung der Budgetgerade im
Tangentialpunkt mit der Steigung der gesamtgesellschaftlicher Indifferenzkurve W(p)
identisch ist. Diese Steigung ist − P2 / P1
bzw. − X 2 / X 1 . Wird die Restriktion
x1t −1 p1t + x 2t −1 p 2t ≤ Ct −1 nach den Preis p1t umgestellt ergibt sich der höchste Preis für das
Gut X 1
Ct −1 x 2t −1 2
(5) p = 1 − 1 p t
x t −1 x t −1
1
t
Der Anstieg der Preisrestriktion gleicht dem Anstieg der der Budgetgerade, welche
tangential zur Wohlfahrtsfunktion W1 ist. Zugleich ist der Schnittpunkt Ct −1 / x1t −1 mit der
Preisachse P1 bestimmt. Die Preisrestriktionsgerade ist somit parallel zur gesellschaftlichen
Budgetgerade. Grafik 4 veranschaulicht diesen Zusammenhang.
Grafik 4: Preisrestriktion und gesamtgesellschaftliche Budgetgerade
7
In
einem
weiteren
Schritt
kann
der
Y-Achsenschnittpunkt
der
gesamtgesellschaftlichen Budgetgerade bestimmt werden. Aus Gleichung (2) lässt sich die
Gewinnfunktion
für
zwei
Güter
aufstellen.
Diese
lautet:
π ( p1t −1 , p 2t −1 ) = x1t −1 p1t −1 + x 2t −1 p 2t −1 − Ct −1 , so dass der Gewinn der Periode t − 1 den
Umsatz der Vorperiode abzüglich den Kosten dieser Periode gleicht. Wird der Gewinn π
nach den Preis p1t −1 umgestellt, ergibt sich
(6) p1t −1 = (
π + Ct −1
x1t −1
)−
x 2t −1 2
p t −1
x1t −1
Die umgestellte Gewinngleichung hat denselben Anstieg wie die gesamtgesellschaftliche
Budgetgerade. Nutzt man das Wissen (vgl. Train, 1991, S.159), das die Gewinnfunktion im
optimalen Punkt tangential zur Wohlfahrtsfunktion ist, so muss die gesamtgesellschaftliche
Budgetgerade den Schnittpunkt
(7)
π + Ct −1
x1t −1
haben.
Die Preisrestriktion des V-F-Mechanismus ist um den Gewinn π geteilt mit den
verkauften Mengen x1t −1 geringer. Der V-F-Mechanismus wirkt dahingehend, das von
Periode zu Periode die Preise für den Konsumenten sinken werden und sich der Gewinn
der Firma solange verringert, bis diese einen Gewinn π = 0 hat und Ramsey-Preise erlangt
sind. Der Mechanismus stoppt wenn der Gewinn der Firma Null ist, da sich Gleichung (7)
mit π = 0 zu
Ct −1
reduziert, so dass die gesamtwirtschaftliche Budgetgerade den gleichen
x1t −1
Anstieg wie die Preisrestriktion besitzt. Es gilt dann die Ramsey-Lösung, welche im Punkt
\ der Grafik 3 beschrieben ist.
Das nur diese Kombination das Ergebnis des Mechanismus ist, lässt sich anhand
von Punkt A in Grafik 3 diskutieren. Punkt A ist auf der Nullgewinnkurve, so dass die
Preislinie innerhalb der Nullgewinnkontur verläuft. Die Firma hat somit die Möglichkeit
auch einen Punkt innerhalb dieser zu wählen, so dass sie positive Gewinne erwirtschaftet.
Die Firma wird ihren Gewinn maximieren und einen Punkt innerhalb dieser wählen. Der
V-F-Mechanismus kommt nicht zum Stillstand, weil weiterhin Preiskombinationen
möglich sind, die die Konsumentenwohlfahrt erhöhen.
8
2.3. Kritik
Der
V-F-Mechanismus
stellt
an
die
Regulierungsbehörde
geringe
Informationsanforderungen, so dass diese keine detaillierten Kenntnisse über Kosten – und
Nachfragefunktionen benötigt, um die Preisrestriktion einzusetzen. Damit wird die
Informationsasymmetrie
zwischen
Firma
und
Regulierer
berücksichtigt.
Diese
Asymmetrie, welche weiterhin besteht, wird zum entscheidenden Nachteil des
Mechanismus. Die Firma hat die Möglichkeit strategisch zu handeln, in dem sie ihre
Kosten erhöht, um somit höhere Preise in der Folgeperiode verlangen zu können (vgl.
Sappington 1981, S.362)5, weil dadurch die Preisrestriktion xt −1 pt ≤ Ct −1 für die Firma
vorteilhafter wird.
Die Firma hat mehrere Möglichkeiten ihre Kosten zu erhöhen, weil die
Regulierungsbehörde nicht weiß, ob es „wirklich Kosten einer effizienten Produktion sind
oder nicht“ (Sappington 1981, S.362). Zum einen kann sie einfach „lügen“ und höhere
Kosten ausweisen, ohne dass diese entstanden sind. Zum anderen kann die Firma auf
verschiedene Art und Weise die Kosten der Produktion erhöhen, in dem zum Beispiel ein
ineffizienter Faktoreinsatz benutzt wird, so dass einfach nur „verschwendet“ (ebd.) wird.
Die Firma verzichtet auf Gewinn in der Gegenwart, weil ihre Kosten höher sind, um in den
nächsten Perioden durch höhere Preise einen Mehrgewinn zu erwirtschaften.
Es existieren zwei Vorraussetzungen, die dazu führen, dass es für die Firma optimal
ist, zu verschwenden. Erstens muss die Einsetzung des V-F-Mechanismus angekündigt
werden, damit die Firma sich mit ihren Verhalten anpassen kann. Wird der Mechanismus
nicht angekündigt, so dass die Firma überrascht ist, lohnt es sich nicht zu verschwenden,
weil die zukünftigen Gewinne abdiskontiert auf die Gegenwart nicht die Verluste durch
erhöhte Kosten ausgleichen (vgl. Sappington 1981, S.364). Dies ist zugleich die zweite
Vorraussetzung. Die Firma wird sich entscheiden zu verschwenden, wenn die dadurch
entstandenen Kosten durch zukünftige Gewinne wieder erwirtschaftet werden (vgl. S.363).
Verbunden mit der eingeschränkten Fähigkeit der Regulierungsbehörde die
Kostenstruktur der Firma zu beobachten, ist
auch die Annahme der sinkenden
Strahlendurchschnittskosten. Grundvoraussetzung für den V-F-Mechanismus sind fallende
Durchschnittskosten der Produktion, da dieser sonst nicht konvergieren würde (vgl.
Vogelsang und Finsinger 1979, S.167). Fallen diese nicht, kann die Firma nicht den Preis
5
Obwohl Sappington nur den Fall einer Eingutproduktion betrachtet und annimmt, das die Produktion unter
konstanten Durchschnittskosten statt findet, ist es möglich diese Ergebnisse zu verallgemeinern bzw. werden
diese werden in der Standardliteratur verallgemeinert. Vergleiche dazu Borrmann S.378 oder Train S.164ff.
9
senken, ohne dauerhaft Verluste zu erwirtschaften. Vogelsang und Finsinger schlagen in
ihren Aufsatz eine abgeschwächte Version des Mechanismus vor, der über Zeit die Firma
zu Ramsey-Preisen in einer solchen Situation führen könnte, indem eine zweite Restriktion
eingesetzt wird, so dass der Gewinn nicht negativ ausfällt (vgl. S.169).
Eine Lösung für das Problem des Kostenverschwendung bzw. der Falschangabe der
Kosten wäre es, die Firma regelmäßig zu prüfen. Wird die Firma erwischt, dass sie
Verschwendung betrieben hat, muss sie eine Strafe zahlen. Diese Kontrollen durch die
Regulierungsbehörde sind am wirksamsten, wenn diese unangekündigt stattfinden (vgl.
Train 1991, S.166). Ein damit verbundenes Problem ist, dass dem Regulierer durch diese
Kontrollen
Kosten
entstehen,
welche
letztendlich
über
Steuereinnahmen
dem
Konsumenten belasten. Daher muss die Strafzahlung ausreichend hoch sein (vgl. Baron
und Besanko 1984, S.462), damit die Firma abgeschreckt ist, so dass sie nicht betrügt. Ist
die Strafe hoch genug, können die Kontrollen auf Null reduziert werden, da im Falle einer
Entdeckung durch die Regulierungsbehörde die Firma hart bestraft wird (vgl. Train 1991,
S.168).
Abschließend6 sei darauf hingewiesen, dass die Ramsey-Lösung nicht zwingend die
Lösung des Mechanismus sein muss. Zum Beispiel ist der Punkt A in Grafik 3 dadurch
gekennzeichnet, das dieser sich auf der Nullgewinnkontur befindet. Würde die Firma auf
diesen Punkt bleiben und die dazugehörige Preiskombination verlangen, wäre sie im
Nullgewinn und der Mechanismus käme zum Stillstand. Der Punkt ist aber nicht Ramseyoptimal, da für die Konsumenten eine höhere Wohlfahrt möglich wäre.
2.4. Erweiterungen
Im Folgenden werden zwei Erweiterungen des ursprünglichen V-F-Mechanismus
skizziert. Zum einen, eine modifizierte Version des Mechanismus vorgeschlagen von
Hagermann (1990) und zum anderen, die Anwendung des ursprünglichen Mechanismus
durch Tanaka (2005) auf die US-Stromnetzregulierung.
In Hagermanns Erweiterung betätigt sich die regulierte Firma zusätzlich in einen
Servicemarkt, in dem die Firma einen Transfer durch die Regulierungsbehörde erhält, falls
die Gewinne negativ sind. Sind die Gewinne positiv so muss die Firma diese als
6
Es ist sicherlich möglich zugrunde liegende Annahmen zu kritisieren, so ist es fraglich ob Kosten- und
Nachfragefunktionen stabil über Zeit sind (vgl. Borrmann 1999, S.377). Interessanter jedoch ist die Kritik des
eigentlichen Mechanismus und nicht der zu Grunde liegenden Annahmen.
10
„Servicegebühr“ (Hagermann 1990, S.78) auszahlen. Weiterhin werden Preise der
Vorperiode im V-F-Mechanismus berücksichtigt, so dass der Regulierer mehr Kontrolle
über den Prozess hat (vgl. Hagermann 1990, S.75). Der Regulierer beobachtet somit die
Preise und Mengen der Vorperiode und Gegenwart. Es werden im Gegensatz zum
originalen V-F-Mechanismus keine Annahmen über den Verlauf der Kosten gemacht.
Weiterhin existieren Subventionen, die an die Unternehmung gezahlt werden und die
Firma maximiert ihren abdiskontierten Gegenwartsgewinn (vgl. Hagermann 1990, S.77).
Der Mechanismus sieht dann wie folgt aus:
(8) ( pt −1 − pt )q ( pt ) ≥ π t − wt
Im Gegensatz zum V-F-Mechanismus treten die Gesamtkosten nicht mehr in den
Mechanismus ein. Der Mechanismus besagt das die Preise der Vorperiode pt −1 multipliziert
mit den Mengen der jetzigen Periode q ( pt ) abzüglich den Umsatz der jetzigen Periode
( pt q( pt ) ) nicht kleiner sein dürfen als der gegenwärtige Gewinn π t abzüglich den
Ausgaben wt , die durch Verschwendung in der Produktion entstanden sind. Hagermann
zeigt auf, das die gewinnmaximierende Firma niemals Preise wählen wird, die zu einem
negativen Gewinn führen werden. Außerdem wird die Firma auch niemals verschwenden,
weil dies nicht den zukünftigen Gewinn maximieren würde (vgl. Hagermann 1990, S.79).
Durch die Servicegebühr wird die Firma Preise wählen, die zu einem Gewinn von Null
führen, so dass der Prozess zu Ramsey-Preisen führen kann.
Hagermann modifiziert den V-F-Mechanismus dahingehend, dass dieser um einen
Servicemarkt und die Einführung der Vorperiodenpreise ergänzt wird. Der daraus
resultierende Mechanismus wäre wiederum anfällig für strategisches Verhalten, da die
Firma bei negativem Gewinn im Servicemarkt ein Transfer erhält. Dieser könnte zum
Beispiel falsch berichtet werden.
Eine theoretische Anwendung des V-F-Mechanismus auf eine bestimmte Industrie
kann
in
Tanaka
(2005)
gefunden
werden.
Tanaka
wendet
verschiedene
Regulierungsmechanismen auf die US-Stromnetzindustrie an, genauer die Durchleitung
des Stromes, welche trotz Regulierung der Stromgewinnung und dem Verkauf, ein
Monopol geblieben ist (vgl. Tanaka 2005, S.2). Der ursprüngliche V-F-Mechanismus muss
an die technisch-bedingten Besonderheiten der Stromdurchleitung (=Transmission)
11
angepasst werden. Im Prinzip besteht das Durchleitungsnetzwerk aus Knoten (=nodes,
Tanaka 2005, S.4) und Übertragungsleitungen
(=transmission lines, ebd.). Aus
physikalischen Gründen hat eine Leitung eine Durchleitungskapazität
κ . Die
Durchleitungsfirma (=Transmission Company) kauft den Strom vom Erzeuger, welcher
den Strom an den Knoten einspeist. Die Durchleitungsfirma verkauft den Strom an
Energienachfrager, wie örtliche Vertreiber, welche den Strom an den Knoten des
Netzwerkes erhalten.
Weiterhin existiert eine Stromdurchflussfunktion F (q d , q s , κ ) (Tanaka 2005, S.5),
welche berechnet werden kann. Diese hängt von der an den Knoten nachgefragten und
angebotenen Menge ( q d bzw. q s ), sowie der Durchleitungskapazität κ ab. Da die
Kapazität der Leitungen begrenzt ist, existiert ein Überfüllungspreis (=congestion price,
Tanaka 2005, S.12) η ( κ ) und ein Überfüllungsgewinn ρ ( κ ) (ebd.), welche von der
Kapazität κ abhängt. Dieser Gewinn kommt der Durchleitungsfirma zu Gute.
Der angepasste Vogelsang-Finsinger-Mechanismus sieht wie folgt aus:
(9) η (κ t )κ t −1 + η (κ t −1 ) F (q t −1 , κ t ) ≤ c(κ t −1 ) + ρ (κ t −1 )
Diese Ungleichung bezieht die Kosten der Durchleitung c(κ t −1 ) inklusive dem
Überfüllungsgewinn ρ (κ t −1 ) der Vorperiode als Preisgrenze ein. Die Preise der jetzigen
Periode η (κ t )
hängen somit von der Kapazität der Vorperiode, sowie vom
Stromdurchfluss F , welcher mit den Preisen η (κ t −1 ) der Vorperiode multipliziert wird, ab.
Die Preise nehmen
durch sinkende
Kosten und der Nebenbedingung, das die
Gesamtkapazität des Netzes von Periode zu Periode zunimmt (vgl. Tanaka 2005, S.12), ab.
Für den Konsumenten werden die Preise von Periode zu Periode günstiger, weil durch die
gestiegene Durchleitungskapazität des Netzwerkes die Stromdurchleitung billiger wird
(vgl. S.12).
Der Mechanismus wirkt wie der originale V-F-Mechanismus, so dass die
Durchleitungsfirma von Periode zu Periode weniger Gewinn verdient, bis dieser Null ist
(vgl. S.13).
Obwohl Tanaka das von Sappington strategische Verhalten bemerkt (vgl. Tanaka
S.13), dass heißt die Firma kann die Kostenrestriktion durch Verschwendung
abschwächen, passt er den Mechanismus nicht an.
12
3. Price-Caps
Die Price-Cap-Regulierung bzw. RPI-X-Regulierung setzt eine Preisobergrenze
(=Cap) für das zu regulierende Unternehmen fest, welche nicht überschritten darf. Dabei
darf zum Beispiel im Falle der British Telecom7, diese ihre Preise nicht höher als die
jährliche Steigerungsrate des Preisindex der Einzelhandelspreise (=Retail Price Index)
abzüglich eines Faktors X, erhöhen (vgl. Borrmann 1991, S.416). X ist ein Effizienzfaktor
der von der Regulierungsbehörde, zum Beispiel für die British Telecom, alle fünf Jahre
festgelegt wird (vgl. Bradley und Price 1988, S.101). Die Firma kann, im Gegensatz zum
V-F-Mechanismus, positive Gewinne erwirtschaften und diese behalten. Zusammen mit
den X-Faktor, der dafür sorgt, dass die Firma ihren Preisspielraum nicht vollkommen
ausnutzt und die Möglichkeit positive Gewinne zu behalten, wird die Firma keinen Anreiz
haben, ineffizient zu produzieren. Price-Caps stellen wie der originale V-F-Mechanismus
geringe Informationsanforderungen an die Regulierungsbehörde und tragen der
Informationsasymmetrie zwischen Firma und Regulierer Rechnung.
Die Price-Cap-Regulierung nimmt folgende Form an (vgl. S.101):
(10)
pt xt −1
RPI t
≤
−X
pt −1 xt −1 RPI t −1
Auf der linken Seite der Ungleichung ist der Laspeyre-Index beschrieben, weil die Mengen
der Vorperiode mit den Preisen der Gegenwart multipliziert werden, während sich im
Nenner der Umsatz der Vorperiode befindet. Damit wird garantiert, dass die Konsumenten
die Möglichkeit haben, von einer Periode zur anderen, sich die gleichen Gütermengen
kaufen zu können. Auf der rechten Seite befindet sich die Änderungsrate des Retail Price
Indexes (RPI) abzüglich des Effizienzfaktors, welche die Preisobergrenze für die Firma
beschreibt.
Der Vogelsang-Finsinger-Mechanismus beschränkt die Preissetzung der Firma
dahingehend, das sich die Konsumenten zumindest die Mengen der Vorperiode leisten
können (siehe Abschnitt 2.1.). Es besteht die Möglichkeit den V-F-Mechanismus
(Gleichung 3) dahingehend umzuformen, dass dieser den Laspeyre-Index beschreibt und
somit die Gemeinsamkeit zwischen beiden Mechanismen verdeutlicht. Es ist bekannt, dass
sich der Gewinn aus Umsatz abzüglich Kosten definiert, so dass π t −1 = pt −1 xt −1 − Ct −1 gilt.
7
Welche 1987 im Zuge der Privatisierung reguliert wurde
13
Wird dieser Zusammenhang nach den Kosten aufgelöst und in Gleichung 3 eingesetzt
ergibt sich:
(11) xt −1 pt ≤ pt −1 xt −1 − π t −1
Wird diese Gleichung nach den Laspeyre-Index umgestellt, ergibt sich folgende
Ungleichung:
(12)
xt −1 pt
π
≤ 1 − t −1
xt −1 pt −1
xt −1 pt −1
Auf der linken Seite befindet sich der Laspeyre-Index, während sich auf der rechten
Seite der Ungleichung Eins abzüglich des Verhältnisses aus Gewinn π t −1 und Umsatz
xt −1 pt −1 der Vorperiode befindet.
Beide Mechanismen wirken dahingehend, dass die Preisgestaltung der Firma
begrenzt wird, während die Konsumenten zumindest zur Vorperiode nicht schlechter
gestellt werden. Der große Vorteil der Price-Caps ist, das diese nicht zur strategischen
Verhalten führen wie der V-F-Mechanismus, so dass seit den 80igern Jahren eine
zunehmende Bedeutung in der Regulierungspraxis haben (vgl. Borrmann 1999, S.414). Im
Gegensatz zu V-F-Mechanismus hat die Firma mehr Freiräume in der Preisgestaltung und
kann einen positiven Gewinn erwirtschaften. Das führt dazu Price-Caps nicht zu RamseyPreisen führen müssen (vgl. Bradley und Price, S.102).
4. Abschließende Worte
Der Vogelsang-Finsinger-Mechanismus gibt der Regulierungsbehörde ein relativ
einfaches Werkzeug in die Hand, um Multiproduktmonopole zu regulieren. Einfach, in
dem Sinne, das die Informationsanforderungen gering sind, so dass diese nur die
verkauften Menge, Kosten und Preise kennen muss, um die Firma über Zeit zu RamseyPreisen zu führen, welche für die Konsumenten eine second-best Lösung wäre.
Offen ist jedoch, die Frage wie viele Perioden es braucht, bis der V-F-Mechanismus
die Ramsey-Preise erlangt hat. Dazu müsste die Regulierungsinstanz diese auch berechnen,
14
da die Firma einen Nullgewinn erwirtschaften kann, trotz nicht vorhandener RamseyPreise.
Im Rahmen der Hausarbeit wurde der Eingutfall nicht diskutiert, aber auch dieser
führt zu second-best Preisen, so dass die Firma den Preis gleich den Durchschittskosten
setzt (vgl. Train, S.153).
Das der V-F-Mechanismus nicht in der Praxis umgesetzt worden ist, liegt daran,
das die Informationsasymmetrie zwischen Firma und Regulierer, welche weiterhin besteht,
der Firma strategisches Verhalten ermöglicht, welches die Kosten in die Höhe treibt und
dieser somit höhere Preise in zukünftigen Perioden ermöglicht.
Der
V-F-Mechanismus
könnte
dahingehend
gerettet
werden,
dass
die
Regulierungsbehörde die Firma regelmäßig kontrolliert oder eine Hohe Strafe androht. Da
aber die Probleme im Mechanismus selbst begründet sind, sollte dieser dahingehend
modifiziert werden, dass die regulierte Firma keine Anreize zum Betrug hat. Der
Vorschlag Hagermanns ist eine Lösung, welche aber mit dem ursprünglichen
Mechanismus
kaum
Gemeinsamkeiten
aufweist,
so
dass
dieser
ein
neuer
Regulierungsmechanismus ist.
Im Gegensatz zum Vogelsang-Finsinger-Mechanismus ist die Price-CapRegulierung, welche eine logische Weiterentwicklung ist, in der Regulierungspraxis zu
finden. Price-Caps sind einfach in der Umsetzung, da die Informationsanforderungen an
die Regulierungsbehörde gering sind. Weiterhin geben sie dem regulierten Unternehmen
Anreize effizient zu wirtschaften, weil erwirtschaftete Gewinne behalten werden können.
Der Vogelsang-Finsinger-Mechanismus existiert letztendlich nur in der Theorie.
15
Anhang
Herleitung, dass die Konsumentenwohlfahrt von Periode zum Periode, um den
Gewinn der Vorperiode zunimmt
Der Vogelsang-Finsinger-Mechanismus nimmt folgende Form an:
(13) xt −1 pt ≤ Ct −1
Die Restriktion lässt sich mit der Gewinngleichung
(14) π t −1 = pt −1 xt −1 − Ct −1
umschreiben, so dass
(15) xt −1 pt ≤ pt −1 xt −1 − π t −1
Die Ungleichung kann umgeformt werden, so das
(16) π t −1 ≥ − xt −1 ( pt − pt −1 )
Da − xt −1 der Gradient der Wohlfahrtsfunktion w ist (Vogelsang und Finsinger
1979, S.159), welcher sich daraus ergibt, dass die Wohlfahrtsfunktion nach den Preisen
abgeleitet wird und somit die Richtung der Wohlfahrtsfunktion bestimmt. Die Ungleichung
lautet dann
(17) π t −1 ≥ − wt −1 + wt
Beziehungsweise
(18) wt ≥ wt −1 + π t −1
Die Wohlfahrt nimmt von Periode zu Periode, um den Firmengewinn der
Vorperiode zu. Dieser Zusammenhang spiegelt sich in niedrigere Preise, induziert durch
den V-F-Mechanismus wider.
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