Einführung in die Volkswirtschaftslehre

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Einführung in die
Volkswirtschaftslehre WS 2006/2007
Einführung VWL 2006/07
Organisatorisches
p Alle Folien im Netz n Kommentierte Gliederung n Enthält alle notwendigen Literaturhinweise p Übung: n Alle 14 Tage Di. anstelle der Vorlesung n Gleiche Übung noch einmal …. Sprechstunde: n JW: Donnerstags 15:00 bis 16:00 Uhr n Geb. 22, Teil C, 2. Stock, Zi. 210 n SR: …..
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Literatur
p Zentral: n n p Mankiw, G.N.: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 3. Aufl., Stuttgart 2004 Samuelson, P.A., Nordhaus W.D., Volkswirtschaftslehre, Landsberg, a. L., 2005 Für spezielle Themen: n n n Riechmann. T., Spieltheorie, München 2002. Wellisch, D., Finanzwissenschaft II, Theorie der Besteuerung, München 2000. Weimann, J., Wirtschaftspolitik, Allokation und kollektive Entscheidung, 4. Aufl. 2006.
3 1. Ein erster Überblick
Mankiw, Kap. 1
Einführung VWL 2006/07
1.1 Das Knappheitsproblem Ausgangspunkt aller Überlegungen: Fast alle Güter, die für Menschen einen Wert haben, sind knapp n Soll heißen: Sie sind nicht in einer Menge vorhanden, die es erlaubt, alle darauf gerichteten Ansprüche zu befriedigen! p Knappheit kann man nicht abschaffen! p Die Lösung des Knappheitsproblems kann nicht darin bestehen, dass man die Knappheit „besiegt“ Die Lösung ist vielmehr die Bewirtschaftung knapper Ressourcen Ökonomik ist die Wissenschaft von der Bewirtschaftung knapper Ressourcen! Frage: Wann ist eine Bewirtschaftung erfolgreich? p p p n n Wie beurteilen wir das? Was ist das Ziel der Bewirtschaftung?
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Das Beste, was man angesichts nicht
zu beseitigender Knappheit
erreichen kann, ist die Abwesenheit
von Verschwendung!
6 Einführung VWL 2006/07 Pareto
Abwesenheit von Verschwendung = Effizienz p Effizienz im Sinne von Pareto: „Eine Situation ist dann Pareto­effizient, wenn es nicht möglich ist, ein Individuum besser zu stellen, ohne ein anderes dabei schlechter zu stellen.“ Mit weniger sollten wir nicht zufrieden sein p Effizienz schließt ein, dass wir Ressourcen so verwenden, dass die Knappheitslage möglichst weit entspannt werden kann! p n n Alle Produktionsmöglichkeiten ausschöpfen! Alle Handels­ und Spezialisierungsvorteile nutzen
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1.2 Einige grundlegende Einsichten
p p Mankiws 10 „Regeln“ Im Folgenden: n n p Keine detaillierte Darstellung, sondern Einige zentrale Punkte, die beispielhaft beleuchten sollen, „wo es lang geht“ Später werden (fast) alle diese Punkte noch ausführlich behandelt werden.
8 Einführung VWL 2006/07 1.
p Menschen müssen ständig unter Alternativen
wählen
Menschen haben dabei wirklich „die Wahl“ n n n n p Wie sollen Entscheidungen getroffen werden? n n n p Es geht um die Frage, wie knappe Ressourcen verwendet werden. Beispiel Zeit: Wie verwende ich die mir zur Verfügung stehende Zeit? Es gibt Alternativen zur Vorlesung! Beispiel Einkommen: Wofür gebe ich Geld aus? Beispiel Produktion: Autos bauen oder Atomkraftwerke? individuell als Gruppe als Gesellschaft? Zentrale Themen der VWL: n n n Entscheidungstheorie Theorie kollektiver Entscheidungen Allokationstheorie
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2. Die Kosten für das Eine sind der Verzicht auf
das Andere
Rationale Entscheidungen erfordern die Abwägung von Kosten und Nutzen. p Entscheidend sind dabei die sog. „Opportunitätskosten“ p n Sie entsprechen dem Wert dessen, was durch die Entscheidung entgeht. p Die Opportunitätskosten der Vorlesung hängen damit von ihren Alternativen ab! p Sind sie in Magdeburg höher oder niedriger als in München? p Auch der Einsatz von Ressourcen in der Produktion verursacht Opportunitätskosten! n Warum?
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3. Rationale Entscheidungen setzen
Marginalbetrachtungen voraus
p Abwägung von Kosten und Nutzen nach dem Marginalprinzip: n n Was kostet die nächste Einheit: Grenzkosten (GK) Was bringt die nächste Einheit: Grenzertrag (GE) p n p Für rationale Produktionsentscheidungen sind deshalb Grenzkosten und nicht Durchschnittskosten relevant! Weitere Anwendungen: n n p Solange GE > GK lohnt sich die nächste Einheit! Für das Arbeitsangebot ist der Grenzsteuersatz entscheidend. Ob ich weiter für die Klausur lerne hängt vom Grenzertrag einer weiteren Stunde ab. Sind die Niveaus nicht auch wichtig? n Schon, denn auch wenn GE > GK gelten sollte, kann DK > DE gelten und dann sollte man die ganze Sache abblasen!
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4. Menschen reagieren auf Anreize
p p Fundamentale Einsicht, die sehr häufig missachtet wird. Anreizwirkung von Preisen ist offensichtlich n p p Beachte Anreizwirkung von Steuern! Manchmal sind Anreizwirkungen schwer abzuschätzen: n n p Cobra Effekt Wirkung der Anschnallpflicht Anreizeffekte sind besonders für die Politik wichtig n n p Wenn der Benzinpreis steigt, fahren Menschen weniger/langsamer Auto. Politik setzt Regeln fest, an die sich die Menschen anpassen. Geänderte Regeln verändern das Verhalten Beispiel Tabaksteuer n Anstieg des Steuersatzes kann zu Rückgang des Aufkommens führen Mehr Nichtraucher p Mehr Schmuggler p p Beispiel Luxussteuer
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5. Durch Tauschvorgänge (Handel) werden alle
Beteiligten besser gestellt
p Klar: Ein (freiwilliger) Tausch zwischen zwei Menschen kommt nur zustande, wenn sich beide dadurch besser stellen. n p Die Kehrseite des Handel ist die Arbeitsteilung n n n p freiwilliger Tausch bedeutet eine Pareto­Verbesserung Schafft enorme Produktivitätsvorteile Hohe Spezialisierungsgewinne Deshalb auch Pareto­Verbesserung Vorteilhaftigkeit des Handels gilt auch für Länder! n Durch freien Handel profitieren alle daran beteiligten Länder!
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6. Märkte sind gut für die Organisation des
Wirtschaftslebens.
p Eine historische Erfahrung: n n p Ökonomien, die versucht haben den Markt durch zentrale Planung zu ersetzen, sind zusammengebrochen Die Marktwirtschaft hat sich als überlegenes Organisationsprinzip erwiesen. Eine Ursache dafür ist die Tatsache, dass Marktpreise hervorragende Steuerungsinstrumente sind. n n n Im Idealfall signalisieren Preise die Knappheit von Gütern und die tatsächlichen Kosten ihrer Produktion. Indem Menschen sich an diesen Preisen orientieren, beachten sie den tatsächlichen Nutzen und die tatsächlichen Kosten. Das ist die Voraussetzung für effiziente Entscheidungen.
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Märkte
p Dezentrale Allokation führt nicht zum Chaos! n n p Voraussetzung ist, dass Preise frei „beweglich“ sind. Nur dann können sie tatsächliche Kosten widerspiegeln und Veränderungen von Angebot und Nachfrage richtig reflektieren. Staatliche Eingriffe in das Preissystem sind deshalb problematisch. n n Leider aber nicht selten. Führt häufig zu massiven Ineffizienzen.
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7. Manchmal kann der Staat die Situation
verbessern
p Im Prinzip sind Märkte in der Lage, eine effiziente Allokation hin zu bekommen. p Aber: n n Es gibt Fälle des Marktversagens. Märkte erzeugen dann keine Pareto­effiziente Allokation p Externe Effekte, öffentliche Güter Dann kann im Prinzip der Staat eingreifen und Effizienz herstellen p Zentraler Gegenstand der Vorlesung „Wirtschaftspolitik“
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8. Die Wohlfahrt eines Landes hängt davon ab,
wie viel es produziert.
p Und damit von seiner Produktivität n p Produktivität ist von vielen Dingen abhängig: n n n p p Kapitalausstattung Zugang zu moderner Technologie Ausbildung der Arbeitnehmer (Humankapitalbestand) Produktivität hängt nicht davon ab, wie viel in einem Land konsumiert wird! Internationaler Wettbewerb steigert die Produktivität! n n n p Damit ist gemeint, wie viel pro Arbeitsstunde produziert wird. Zwingt dazu, immer produktiver zu werden! Protektionismus senkt die Produktivität! Offene Exportorientierte Volkswirtschaften mit durchlässigen Grenzen sind produktiver! Allerdings kann hohe Arbeitsproduktivität ein Dilemma für diejenigen schaffen, die nur geringe Qualifikationen besitzen: n Arbeitslosigkeit Geringqualifizierter in Deutschland!
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9. Inflation entsteht, wenn zu viel Geld in Umlauf ist
p „Geld“ hat eine sehr wichtige Funktion n p Damit das Geldsystem funktioniert, muss man darauf vertrauen können, dass es seinen Tauschwert behält. n p p p Inflation kann dieses Vertrauen erschüttern 1921 kostete eine Tageszeitung 30 Pfennige 1922 kostete die gleiche Zeitung 70.000.000 Mark Die Ursache für Inflation ist ein zu schnelles Wachstum der Geldmenge n n p Als allgemeines Tauschmittel senkt es die Transaktionskosten Deshalb ist die Versorgung der Wirtschaft mit genau der richtigen Menge Geld so wichtig Aufgabe der Zentralbank (EZB) Geldpolitik ist ein zentraler Bestandteil der Makroökonomik
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10. Kurzfristig besteht ein tradeoff zwischen
Inflation und Arbeitslosigkeit?!
p p p In Makroökonomischen Fragen sind die Ökonomen weniger einig als in der Mikroökonomie. Die Frage, ob es tatsächlich einen kurzfristigen tradeoff gibt, ist umstritten. Langfristig kann man – da sind sich alle einig – durch Inflation Arbeitslosigkeit nicht bekämpfen.
19 2. Die Methoden der
Wirtschaftswissenschaft
Einführung VWL 2006/07
Ökonomik ist die Wissenschaft von der Ökonomie
p Was macht die Beschäftigung mit ökonomischen Fragen zu einer Wissenschaft? n n n p Die möglichst wertfreie Formulierung allgemein gültiger Theorien darüber, wie die Welt (die Ökonomie) funktioniert. Die Überprüfung der Theorie durch die Konfrontation mit Daten, die im Labor oder in der Realität gesammelt werden. Die Verbesserung der Theorie im Lichte der empirischen Befunde So funktionieren im Prinzip alle Wissenschaften
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2.1 Modelle
p Charakteristische Methode für die VWL (und wichtige Teile der BWL): n n Konstruktion mathematischer Modelle. Unterscheidet die Ökonomen von allen anderen Sozialwissenschaften Wie entsteht ein Modell? p Erster Schritt: Man trifft Annahmen p n Über die Akteure: p Wer tritt auf? p Welche Ziele werden verfolgt?
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Modelle
n Über die Institutionen p Welchen Regeln unterliegen die Akteure? p Die Funktion von Annahmen: n Baue damit einen Raum, in dem die Dinge analysierbar sind. n Unterscheidet sich von der Wirklichkeit, wie eine Landkarte sich von der realen Welt unterscheidet. n Eine Landkarte im Maßstab 1:1 macht keinen Sinn. n Wir müssen von Details abstrahieren, wenn wir etwas verstehen wollen.
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Modelle
p Ein Beispiel: Die Produktionsmöglichkeitskurve n Wenn wir Annahmen darüber treffen, p welche Güter wir betrachten p wie die Technologie aussieht p wie die Produktionsfaktoren (Arbeit und Kapital) eingesetzt werden, n dann können wir die Produktionsmöglichkeiten einer Ökonomie einfach abbilden: n Durch die Produktionsmöglichkeitskurve
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Modelle
p Alle Punkte auf und unter der Kurve sind erreichbar n effizient sind nur die auf der Kurve (z.B. C und A) p von jedem Punkt auf der Kurve aus ist es nicht möglich, von beiden Gütern mehr zu produzieren p Mehr PC‘s geht nur bei weniger Autos p Das Austauschverhältnis ist die „technische Grenzrate der Transformation“ n Punkt B ist zwar mit den Mitteln der Ökonomie erreichbar, ist aber nicht effizient: ausgehend von B kann von beiden Gütern mehr produziert werden. p Pareto­Verbesserung
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Modelle
p Hinter der Produktionsmöglichkeitskurve steckt ein mathematisches Modell. n n p Aussagen in diesem Modell gelten nur unter den Annahmen, die im Modell getroffen wurden Modelle haben den Vorteil, dass man den Zusammenhang zwischen Annahmen und Modellaussage genau abbilden kann. Frage: n n Wie baut man ein Modell, wenn ein ökonomischer Zusammenhang abgebildet werden muss, bei dem die Akteure in interdependenten Beziehungen zueinander stehen! Dafür braucht man ein spezielles Werkzeug: Die Spieltheorie!
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2.2 Elementare Einführung in die
Spieltheorie (Achtung: Steht so nicht in Mankiw, aber bei Riechmann)
p Die Spieltheorie analysiert Entscheidungen von Akteuren (Spielern), die sich in einer strategischen Interaktion befinden. n n Wie in einem Gesellschaftsspiel! Der Erfolg des einen, hängt vom Verhalten des anderen ab und umgekehrt. Spieltheorie ist ein spezieller Teil der Entscheidungstheorie! p Deshalb zunächst eine kleine Einführung in Entscheidungstheorie
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2.2.1 Elementare Voraussetzungen der
Entscheidungstheorie 1. p Man muss wissen was man will! Um eine Wahl zwischen den Ergebnissen einer Entscheidung treffen zu können, muss man angeben können, welche man vorzieht. n Wird dadurch gesichert, dass eine vollständige und transitive Ordnung über die Entscheidungsergebnisse besteht.
{e 1 ,..., e n } Sei die Menge der möglichen Entscheidungsergebnisse Was wir fordern müssen, ist dass •Entscheider in der Lage sind, die Ergebnisse paarweise zu vergleichen und angeben können, welche sie vorziehen: ei f e j oder e i p e j oder e i » e j 29 Einführung VWL 2006/07 p Auf diese Weise entsteht eine Ordnung über die Alternativen, und die soll transitiv sein! Ein Beispiel: Es soll über das Getränk des Abends entschieden werden Die Alternativenmenge: {Milch, Wasser, Bier } Transitivität verlangt: Wenn: Wasser f Milch und Bier f Wasser Dann soll auch gelten: Bier f Milch 30 Einführung VWL 2006/07
Die Struktur von Entscheidungen Drei Dinge sind wichtig: 1. Die Handlungsalternativen (der Alternativenraum) {a 1 ,…,a n } n 2. Der Zustandsraum n 3. Dinge, die ich beeinflussen kann Zustände der „Umwelt“, die eintreten oder nicht eintreten Der Ergebnisraum {e 1 ,…,e m } n Die Dinge, die passieren oder nicht passieren, abhängig von den Handlungen, die gewählt, und den Zuständen, die eintreten. Ein Beispiel p Es geht um die Entscheidung, zur Vorlesung zu gehen. Die Handlungsalternativen = {hingehen, nicht hingehen} = {a 1 , a 2 }
31 Einführung VWL 2006/07 Der Zustandsraum: {Dozent gut drauf, Dozent nicht gut drauf}= {s 1 , s 2 } p Der Ereignisraum: {Kosten, keine Kosten, höre gute Vorlesung, höre schlechte Vorlesung, höre gute/schlechte Vorlesung nicht} = {e 1 ,..., e 4 } p Gut dr auf
Hingehen Nicht hingehen Nicht gut dr auf A: B: Kosten und höre gute Kosten und höre Vorlesung keine gute Vorlesung C: Keine Kosten, höre gute Vorlesung nicht D: Keine Kosten, höre schlechte Vorlesung nicht 32 Einführung VWL 2006/07
Präferenzen und Nutzenfunktion
p Angenommen Sie haben folgende Präferenzordnung über A – D: A f D f B f C p Dann können wir diese Ordnung durch eine Nutzenfunktion abbilden:
u : e ® R +
p Wir wissen, dass eine Funktion nichts anderes als eine Zuordnungsvorschrift ist: n n n u ordnet jedem Ergebnis eine Zahl zu Regel: Wenn ein Ergebnis einem anderen Ergebnis vorgezogen wird, dann erhält es auch eine höhere Zahl: u: A ~ 5, D ~ 4, B ~ 3, C ~ 2 wäre eine solche Zuordnung und damit eine Abbildung unserer Präferenzordnung
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2.2.2 Spieltheorie als spezielle Entscheidungstheorie!
Bisher ist der Zustandsraum unabhängig von Entscheidungen p Spieltheorie betrachtet Entscheidungssituationen in denen der Zustandsraum abhängt von den Entscheidungen Anderer! p n n n Gleichzeitig ist der Zustandsraum der Anderen abhängig von den eigenen Entscheidungen! Es besteht also eine wechselseitige, strategische Abhängigkeit der Entscheidungen. Beispiel: 2 Spieler A und B mit jeweils zwei möglichen Aktionen p (a 1 , a 2 ) und (b 1 , b 2 )
34 Einführung VWL 2006/07 Entscheidungs ­Tabelle für A Handlungs­ alternative Zustandsraum a 1 a 2 Entscheidungs ­Tabelle für B Handlungs­ alternative b 1 1 2 b 2 0 1 Wer den zusammengesetzt zur so genannten Auszahlungsmatr ix
Zustandsraum b 1 b 2 a 1 2 1 a 2 1 0 35 Einführung VWL 2006/07
Auszahlungsmatrix Handlungsalternativen von B Handlungsalternativen von A b 1 b 2 a 1 1, 2 0, 1 a 2 2, 1 1, 0 Auszahlungen von A , B
36 Einführung VWL 2006/07 Womit beschäftigt sich die Spieltheorie? ® Modellierung von Verhalten in interdependenten Entscheidungssituationen Spiel = Entscheidungssituation, in der mindestens zwei Agenten (= Spieler) interagieren grundlegende Annahmen: ‑ Die Spieler verhalten sich rational. = konsistentes Verhalten bzgl. eines wohldefinierten Zieles (in der Spieltheorie = Maximierung des Erwartungswertes der eigenen „Auszahlung“) ‑ Die Spieler verhalten sich strategisch. = Berücksichtigung des Wissens oder der Erwartungen bzgl. des Verhaltens der anderen Spieler
37 Einführung VWL 2006/07 Anwendungen der Spieltheorie ... in der Wirtschaftswissenschaft, Biologie, Politologie, Soziologie, Philosophie, … Innerhalb der Wirtschaftswissenschaft: • Mikroökonomik: Oligopoltheorie, Theorie optimaler Verträge, Auktionstheorie, ... • Makroökonomik: strategische Handelspolitik, Geldmengensteuerung der Zentralbank, ... • Finanzwissenschaft: Ausgestaltung von Steuersystemen, Bereitstellung öffentlicher Güter, ... • Betriebswirtschaftslehre: strategische Management– und Unternehmensentscheidungen, ...
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2.2.3 Statische strategische Spiele bei ordinalen
Präferenzen
p Die Kennzeichen statischer strategischer Spiele: n n n Wechselseitige Abhängigkeit der Spieler Simultane Entscheidung der Spieler p Kennzeichen eines statischen Spiels Präferenzen sind ordinal p besser als, genauso gut, schlechter als p werden abgebildet durch Auszahlungs­ (oder Nutzen­) funktion p diese ist nicht eindeutig n Zeit (im Sinne der Abfolge der Züge) spielt keine Rolle p Ist anders bei dynamischen Spielen, in denen die Spieler nacheinander Entscheidungen treffen (sequentiell ziehen).
39 Einführung VWL 2006/07
Die Beschreibung eines Spiels
p p Ein Spiel wird beschrieben durch: die Spieler
® Wer ist involviert? p die Spielr egeln
® Wer entscheidet sich wann?
® Worüber können die Spieler entscheiden?
® Was weiß derjenige, der sich entscheidet? p die Er gebnisse des Spiels
® Wie lautet das Spielergebnis für jede mögliche Kombination der Entscheidungen der Spieler? p die Auszahlungen
® Welche Präferenzen haben die Spieler bzgl. der möglichen Spielergebnisse?
40 Einführung VWL 2006/07 p Alle diese Angaben finden Sie in jeder Beschreibung eines Gesellschaftsspiels! n Die Spieltheorie versucht, strategische Entscheidungssituationen als ein solches Spiel formal abzubilden. n Gegeben eine solche Abbildung, lassen sich Aussagen über das Verhalten rationaler Spieler gewinnen.
41 Einführung VWL 2006/07 Ein bisschen Notation
An dem Spiel nehmen n Spieler teil und i = 1,…,n bezeichnet die Spieler s i Strategie von Spieler i s Strategienprofil (‑tupel) mit s = (s 1 , …, s n) s ‑i Strategienprofil der Gegenspieler von i, s ‑i = (s 1 , …, s i‑1 , s i+1, …,
s n ) [ Es gilt also: s = (s i, s ‑i) ]
S i Strategienraum (Menge der möglichen Strategien) für Spieler i, s i Î S i S = S 1 ´ S 2 ´ … ´ S n‑1 ´ S n , s Î S S ‑i = S 1 ´ S 2 ´ … ´ S i‑1 ´ S i+1 ´ S n‑1 ´ S n , s ‑i Î S ‑i u i von Neumann‑Morgenstern Nutzenfunktion von Spieler i, u i: S ® Â, i Î {1, …, n} 42 Einführung VWL 2006/07 Zwei Definitionen Normalformspiele Definition 1: Die Normalform eines n‑Personen‑Spiels spezifiziert für jeden Spieler i = 1, …, n den Strategienraum S i und die Auszahlungsfunktion u i( s) mit s = (s 1 , …, s n) und
s i Î S i für alle i. Das Spiel wird mit G = {S 1 , …, S n; u 1 , …, u n} bezeichnet.
43 Einführung VWL 2006/07 Dominierte und dominante Strategien Definition 2.2: Gegeben sei ein Normalformspiel G = {S 1 , …, S n; u 1 , …, u n}. Die Strategie s i ‘Î S i heißt strikt dominant, wenn für alle Strategien s i ‘’ ¹ s i ‘ mit s i ‘’ Î S i gilt, dass u i( s i ’, s ‑i) >
u i( s i ’’, s ‑i) für
alle s ‑i Î S ‑i. Die Strategie s i ‘Î S i heißt schwach dominant, wenn für alle Strategien s i ‘’ ¹ s i ‘ mit s i ‘’ Î S i gilt, dass u i( s i ’, s ‑i) ³ u i( s i ’’, s ‑i) für
alle s ‑i Î S ‑i. 44 Einführung VWL 2006/07
Ein Beispiel: Das Gefangenendilemma
p Zwei Gefangene haben die Wahl zwischen zwei Strategien: n p gestehen oder nicht gestehen Der Staatsanwalt konfrontiert sie mit folgender Auszahlungsmatrix: Gefangener 1 nicht
gestehen
gestehen
gestehen
nicht
gestehen
4 Jahre 4 Jahre 7 Jahre 1 Jahr 2 Jahre 1 Jahr 7 Jahre Gefangener 2 2 Jahre 45 Einführung VWL 2006/07
Gefangenendilemma
Gefangener 11 p p p p nicht
gestehen
gestehen gestehen
nicht
gestehen
4 4 7 1 1 7 2 2 Gleichgültig, was Gefangener 2 tut, gestehen liefert für 1 immer eine höhere Auszahlung (weniger Jahre) „gestehen“ ist damit eine strikt dominante Strategie für 1 Das Gleiche gilt für Spieler 2! Spielen beide ihre dominante Strategie, so erhalten beide eine Strafe von 4 Jahren! Sie hätten beide mit 2 davon kommen können! 46 Einführung VWL 2006/07
Wo bleibt die Praxisrelevanz?? Das Gefangenendilemma lauert an vielen Stellen! p Zwei arbeiten an einem gemeinsamen Projekt: Har t ar beiten Faul sein Har t ar beiten 2 , 2 ­1 , 4 Faul sein 4 , ­1 0 , 0 Faul sein ist dominante Strategie! Beachte: GD­Struktur nicht zwangsläufig!
47 Einführung VWL 2006/07
Gefangenendilemma
p Zwei Anbieter können einen hohen oder einen niedrigen Preis setzen: p p p p Hoher Pr eis Niedr iger Pr eis Hoher Pr eis 1.000 , 1.000 ­200 , 1.200 Niedr iger Pr eis 1.200 , ­200 600 , 600 Der niedrige Preis ist dominante Strategie Sehr zur Freude der Konsumenten Wettbewerb führt in ein GD Nur deshalb funktioniert er!!!
48 Einführung VWL 2006/07
Gefangenendilemma Weiter e Beispiele: p Länder, die in einem Rüstungswettlauf sind n n n p Unternehmen, die Werbung treiben n n p Wenn der andere rüstet, muss ich auch rüsten rüstet der andere nicht, führt Aufrüstung zur Überlegenheit Rüstung ist dominante Strategie Alle wären besser dran, wenn alle nicht werben wenn alle nicht werben, ist es beste Strategie zu werben! Umweltschutz n Wenn Umweltschutz teuer ist, sind Emittenten in einem Gefangenendilemma
49 Einführung VWL 2006/07
Ein erstes Lösungskonzept
p Wir prognostizieren, was im Gefangenendilemma passiert, indem wir unterstellen, dass die Spieler n n strikt dominante Strategien spielen, d.h. die dominierten Strategien nicht weiter beachten! Problem: p Nicht alle Spiele haben dominante Strategien! p Wir brauchen ein allgemeines Lösungskonzept
50 Einführung VWL 2006/07
Das Nash-Gleichgewicht
Zweifellos das wichtigste Konzept in der Spieltheorie und in der modernen Wirtschaftstheorie! p Definition 3: p Gegeben sei ein Normalformspiel G = {S 1 , …, S n; u 1 , …, u n}. Das Strategienprofil s* Î S bildet ein Nash‑Gleichgewicht, falls für jeden Spieler i die Strategie s i * Î S i die beste Antwort auf die Strategien seiner Gegenspieler s ‑i*Î
S ‑i ist, das heißt, falls u i(
s i *, s ‑ s i Î S i und für alle i = 1, ..., n.
i*)
³ u i(
s i , s ‑i*) für alle
® Es gilt also: s i* löst
(
max u i s i , s -* i s i Î S i ) Ein Nash­Gleichgewicht ist eine Strategiekombination, bei der alle Strategien aller Spieler jeweils wechselseitig beste Antworten sind!
51 Einführung VWL 2006/07 Bringt uns das weiter? In diesem Spiel existieren keine dominierten Strategien! Spieler 2 l m 0 0 4 0 4 3 3 5 4 0 5 U M Spieler 1 Spieler O 4 r 3 O – beste Antwort auf m 3 6 6 M – beste Antwort auf l U – beste Antwort auf r 5 5 Aber es existiert ein eindeutiges Nash­Gleichgewicht! Nash­ Gleichgewicht?
l – beste Antwort auf O m – beste Antwort auf M r – beste Antwort auf U 52 Einführung VWL 2006/07 p Offensichtlich ist nur (U , r) ein Nash­Gleichgewicht, denn n n U ist beste Antwort auf r r ist beste Antwort auf U Beachte: n n n n Im Nash­Gleichgewicht hat kein Spieler Anlass, sein Verhalten zu ändern. Jeder Spieler reagiert rational auf die rationale Strategiewahl der Mitspieler. Im Nash­Gleichgewicht herrschen deshalb konsistente Erwartungen. Ein Gleichgewicht in dominanten Strategien ist immer auch ein Nash­ Gleichgewicht (Beispiel Gefangegen­Dilemma)
53 Einführung VWL 2006/07
2.3 Der empirische Teil
p Frage: Was sagt ein Modell über die reale Welt? n Antwort nur durch empirische Überprüfung möglich n Empirische Methoden: Experimente und Felddaten n Die Ökonomik benutzt beides
54 Einführung VWL 2006/07
2.3.1 Felddaten und Ökonometrie
p Vorgehendweise: n Leite aus einem Modell Schätzgleichungen ab, d.h. Gleichungen, für die p auf der einen Seite eine „zu erklärende“ abhängige Variable steht p auf der anderen Seite „erklärende“ unabhängige Variablen p und für deren Variablen Daten zur Verfügung stehen. n Mit Hilfe ökonometrischer Schätzverfahren kann dann überprüft werden, ob der theoretisch behauptete Zusammenhang in der Realität wieder zu finden ist.
55 Einführung VWL 2006/07
Ökonometrie
p Probleme ökonometrischer Tests: n Unterschiedliche Schätzverfahren liefern u.U. unterschiedliche Ergebnisse n Hauptproblem: Verfügbarkeit von Daten p Häufig sind die Daten, die man für die Überprüfung des Modells braucht, nicht vorhanden, oder nur in „verschmutzter“ Form. p Datenschutz verhindert häufig ökonometrische Forschung. p Schlussfolgerungen aus ökonometrischen Tests deshalb nicht immer eindeutig
56 Einführung VWL 2006/07
2.3.2 Labordaten und Experiment
p Mankiw irrt: n Die Wirtschaftswissenschaft ist auch eine experimentelle Disziplin n 2004: Nobelpreis für Vernon Smith, einem Pionier der experimentellen Forschung p Methode: n Versuchspersonen werden unter kontrollierten Bedingungen mit ökonomischen Entscheidungssituationen konfrontiert.
57 Einführung VWL 2006/07
Experimente
p Im Labor werden die Anreize hergestellt, die auch im Modell als wirksam angenommen werden n Deshalb verwendet man immer monetäre Anreize! n Es lohnt sich als Versuchsperson teilzunehmen. p In Magdeburg: n Das MaXLab ist eines der modernsten Labore weltweit. n Sie sind herzlich eingeladen, sich als Versuchsperson registrieren zu lassen! n www.maxlab.org oder direkt zur Anmeldung: n http://vwl3­10.ww.uni­magdeburg.de/orsee/public/
58 Einführung VWL 2006/07
2.4
Der Unterschied zwischen Mikro- und
Makroökonomik
p Mikroökonomie: n Behandelt die ökonomische Akteure und ihr Zusammenwirken auf Märkten p Haushalte p Unternehmen p Staat n Methode: p Modelle zur Abbildung „idealtypischer“ Agenten. n Bei der Abbildung von Interaktionen: p Häufig notwendig, strategische Interaktionen abzubilden: p Spieltheorie
59 Einführung VWL 2006/07
Mikroökonomie
p Spieltheorie n Strategische Interaktion liegt dann vor, wenn die optimalen Verhaltensweisen verschiedener Akteure wechselseitig voneinander abhängen: p Was für A gut ist, hängt davon ab, was B tut. p Was für B gut ist, hängt von A ab. n Methode: p Ein spieltheoretisches Modell besteht aus folgenden Elementen: § Angabe wer Spieler ist, d.h. Entscheidungen treffen darf § Angabe der Mengen der möglichen Aktionen, die ein Spieler durchführen kann (wie beim Schach …) § Angabe der Auszahlungen, die bei jeder möglichen Kombination von Aktionen für alle Spieler resultieren
60 Einführung VWL 2006/07
Mikroökonomie
p Gegeben diese Angaben: n Nash­Gleichgewicht kann berechnet werden: p Ein Nash­Gleichgewicht liegt vor, wenn alle Strategien aller Spieler jeweils „beste Antworten“ auf die Strategien der anderen Spieler sind. n Frage: p Wie sieht das Nash­Gleichgewicht in dem Spiel aus, das Torwart und Schütze beim Elfmeter spielen? n Spieltheorie ist das mit Abstand wichtigste Instrumentarium der Mikroökonomie!
61 Einführung VWL 2006/07
Mikroökonomie
p Vorherrschende Methode: Modelltheorie n Partialmodelle p Bilden einzelne Akteure, Märkte oder Institutionen ab p Haushaltsmodell p Produktionstheorie p etc. n Allgemeine Gleichgewichtsmodelle p Bilden das Zusammenspiel der Märkte ab p Gibt es als reine theoretische Modelle und als p „Rechenbare Gleichgewichtsmodelle“ § Versuch, reale Ökonomien durch Gleichgewichtsmodell abzubilden
62 Einführung VWL 2006/07
Makroökonomik
p Beschäftigt sich mit den Volkswirtschaftlichen Aggr egaten: n Beschäftigung (gesamtwirtschaftliche) n Wachstum p In der kurzen Frist: Konjunktur n Geldwesen p Inflation p Geldpolitik p Eigentlich sollte ein enger Zusammenhang zwischen Mikro­ und Makroökonomie bestehen!
63 Einführung VWL 2006/07
Makroökonomik
p Mikroökonomische Fundierung der Makroökonomie? n Das Verhalten der Aggregate sollte eigentlich aus der Mikro ableitbar sein. p Leider ist es mit der mikrotheoretischen Fundierung der Makro nicht immer weit her. n Anders als in der Mikroökonomie gibt es in der Makro ausgeprägte Denkschulen: p Keynesianer p Neoklassiker n Es lassen sich leider unterschiedliche Deutungsmuster für die empirischen Befunde konstrulieren.
64 Einführung VWL 2006/07
2.5 Positive Theorie, normative Theorie,
präskriptive Theorie
p Positiv theoretische Aussagen n n n n Haben das Ziel, beobachtbares Verhalten theoretisch zu erklären, d.h. Modelle zu bauen, die beobachtbares Verhalten prognostizieren. Experimente sind eine gute Methode, solche Theorien zu testen! Viele spieltheoretische Modelle sind deskriptiv durchaus erfolgreich. Es gibt aber auch hartnäckige Widersprüche zwischen Theorie und empirischer (experimenteller) Evidenz.
65 Einführung VWL 2006/07
Normative Aussagen und normative Theorie
(anders als bei Mankiw!)
p Man muss zwischen „normativen Aussagen“ und „normativer Theorie“ unterscheiden. n Normative Aussagen (wie Mankiw sie meint) p Aussagen, die sagen, wie etwas sein
soll. n Beispiel: Man sollte die Tabaksteuer erhöhen. p Diese Aussage hat keinen empirischen Gehalt, ist also nicht positiv theoretisch. p Die Aussage: „Wenn die Tabaksteuer erhöht wird, sinkt der Zigarettenkonsum“ ist dagegen nicht normativ sondern empirisch gehaltvoll, weil überprüfbar . n Normative Aussagen sind wissenschaftlich nicht fundierbar, es sind Werturteile!
66 Einführung VWL 2006/07
Normative Theorie
n Theorien, die keinen unmittelbaren empirischen Anspruch stellen, n aber auch keine „soll sein Sätze“ enthalten n sind „normative Theorien“. p Beispiele: n Allgemeine Gleichgewichtstheorie p Verwendet Annahmen, von denen klar ist, dass sie in der Realität nicht erfüllt sind. p Kann deshalb auch empirisch nicht relevant sein. p Dennoch kann es sinnvoll sein, einen kontrafaktischen Gegenentwurf zur Realität zu haben
67 Einführung VWL 2006/07
Normative Theorie
p Idealtypische (normative) Modelle helfen zu verstehen, wie die Welt funktioniert, ohne sie in einem empirische Sinne zu beschreiben! n Modell des Evolutionsprozesses durch einfache Replikatordynamik. n Modell des Vollkommenen Wettbewerbs n Modell des vollständig rationalen Akteurs n etc.
68 Einführung VWL 2006/07
Präskriptive Theorie
p Funktion: n Hilfestellung bei der Konstruktion realer Institutionen! p Voraussetzung: n Notwendig ist zunächst eine Entscheidung über die Ziele, die man erreichen will. n Diese Entscheidung kann letztlich nicht von Wissenschaftlern getroffen werden. n Aber wenn klar ist, was erreicht werden soll, dann kann man Theorien dazu entwickeln, wie es erreicht werden kann.
69 Einführung VWL 2006/07
Präskriptive Theorie
p Beispiele: n Wenn das Ziel heißt „allokative Effizienz“. p Theorie kann etwas dazu sagen, wie die Institutionen einer Ökonomie zu gestalten sind. n Wenn das Ziel heißt: Gewinnmaximierung, p kann die ökonomische Wissenschaft sagen, wie Unternehmen organisiert sein sollen. p Achtung: Die Ziele sind nicht „selbstverständlich“ n Nicht einmal das der Pareto­Effizienz n Ökonomen beginnen zunehmend auch über Ziele nachzudenken!
70 Einführung VWL 2006/07
Ökonomen und Politik
p Angeblich haben Ökonomen nur zwei Interessen: n Entweder wollen sie reich werden, oder n die Regierung beraten. p Wenn das stimmt, muss es viele unglückliche Ökonomen geben. n Die Wenigsten sind reich und n die, die die Regierung beraten, sind arm dran. p Politikberatung (in Deutschland) ist ein sehr hartes Brot.
71 Einführung VWL 2006/07
Politikberatung
Zuständig vor allem eine Reihe von wissenschaftlichen Institutionen: 1. Sachverständigenrat für die Beurteilung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung p n n n n „Die fünf Wirtschaftsweisen“ Hauptaufgabe ist die Anfertigung eines Gutachtens, das jeweils im Oktober erscheint und die Wirtschaftliche Lage analysiert. Der Rat soll keine konkreten Handlungsempfehlungen vorlegen, sondern analysieren und Entscheidungen vorbereiten. Ratsmitglieder werden vom Bundespräsidenten auf Vorschlag der Bundesregierung für 5 Jahre ernannt p n faktisch haben Gewerkschaften und Arbeitgeber ein Mitbestimmungsrecht. Dennoch soll der Rat „politisch neutral“ sein.
72 Einführung VWL 2006/07
Politikberatung
p Sachverständigenrat ist anders konzipiert als das „Board of economic advisors“ in den USA n n n Wird vom jeweiligen Präsidenten zusammengestellt Ist deshalb nicht „politisch unabhängig“ Dennoch besteht hoher Anreiz, die fachlich besten Ökonomen zu berufen 2. Wissenschaftliche Beiräte n n Wirtschafts­ und Finanzministerium haben wissenschaftliche Beiräte. Mitglieder werden auf Lebenszeit berufen. p Soll Unabhängigkeit sichern.
73 Einführung VWL 2006/07
Politikberatung
p Beiräte erstellen Gutachten zu aktuellen Fragen n n Beispiel: Gutachten zur Neuregelung der steuerlichen Behandlung von gemeinnützigen Institutionen 2006. Die Politik ist in keiner Weise an die Empfehlungen der Beiräte gebunden. 3. Wissenschaftliche Institute n So genannte „Blaue Liste Institute“ p p p p p DIW Berlin Ifo München WWI Kiel IWH Halle ZEW Mannheim
74 Einführung VWL 2006/07
Politikberatung
p Aufgaben der Institute n Vorlage eines gemeinsamen Gutachtens zur konjunkturellen Entwicklung. n Unabhängige Auftragsforschung für öffentliche Institutionen. n Eigene Forschungsinitiativen p Finanzierung durch n Mittel des Bundes und n Drittmittel, die eingeworben werden müssen.
75 Einführung VWL 2006/07
Politikberatung 4. Weitere Institute (nicht Blaue Liste) p Beispiele: n Monopolkommission p p p n an der Universität zu Köln unterstützt vor allem das Bundeskartellamt Untersucht das Ausmaß der Unternehmenskonzentration und forscht nach möglichen Wettbewerbseinschränkungen. Energiewirtschaftliches Institut p p ebenfalls an der Universität zu Köln Analyse von Energiemärkten
76 3. Handelsvorteile und
Märkte
Mankiw Kap. 3 bis 6
Einführung VWL 2006/07
3.1 Handelsvorteile
p Wir leben in einer extrem arbeitsteilig organisierten Welt n p Turnschuhe aus Taiwan, Hemdenstoff aus Indien, Notebook aus Japan, Mittagessen aus Zutaten aus ganz Europa. Warum stellt nicht jeder das her, was für sich braucht? n Für den Einzelnen leicht zu beantworten p Wer kann schon Turnschuhe nähen und ein Notebook bauen?! n Warum aber sollte das auch für Länder vorteilhaft sein? p Viele fordern, dass man etwas gegen die ausländische Konkurrenz
tun muss!
78 Einführung VWL 2006/07
Das Prinzip des komparativen Vorteils!
p Wenn zwischen zwei Akteuren ein Tausch stattfindet, ist damit in jedem Fall eine Pareto­Verbesserung verbunden. n Wenn der Tausch freiwillig stattfindet! p Begründung? p Aber warum sollen beide Seiten von dem Tausch einen Vorteil haben? n p Weil Tauschgeschäfte die Möglichkeit eröffnen, komparative Vorteile zu nutzen! Das Beispiel mit den Kartoffeln und dem Fleisch, dem Viehzüchter und dem Ackerbauern:
79 Einführung VWL 2006/07 Ackerbauer Produktions möglichkeit skurve (8Std.)
Viehzüchter 80 Einführung VWL 2006/07
Der Viehzüchter hat in beiden Fällen einen
absoluten Vorteil!
p In einer Stunde: n Viehzüchter p 3 Pfund Fleisch p 6 Pfund Kartoffeln n Ackerbauer p 1 Pfund Fleisch p 4 Pfund Kartoffeln p Viehzüchter ist bei der Produktion beider Güter produktiver! n Anzahl der Inputs pro Outputeinheit ist kleiner
81 Einführung VWL 2006/07
Handel lohnt sich dennoch!
Ackerbauer spezialisiert sich auf den Kartoffelanbau p Viehzüchter verwendet nur noch 2 (statt 4) Stunden auf den Kartoffelanbau. p Gesamtproduktion bei Spezialisierung (Autarkie) p n n p 44 Pfund Kartoffeln (40 Pfund) 18 Pfund Fleisch (16 Pfund) Tauscht nun der Viehzüchter gegen 5 Pfund Fleisch 15 Pfund Kartoffeln, können beide von beiden Gütern mehr konsumieren!
82 Einführung VWL 2006/07
83 Einführung VWL 2006/07
Der komparative Kostenvorteil
p Besteht in den geringeren Opportunitätskosten! Opportunitätskosten der Opportunitätskosten der Fleischproduktion (in Kartoffelproduktion Kartoffeleinheiten)
(in Fleischeinheiten) Ackerbauer 4 ¼ Viehzüchter 2 ½ 84 Einführung VWL 2006/07
Komparativer Vorteil
p Der Ackerbauer hat beim Kartoffelanbau geringere Opportunitätskosten als der Viehzüchter! n p Der Viehzüchter hat bei der Fleischproduktion die geringeren Opportunitätskosten. n p Deshalb ist es sinnvoll, dass er sich auf den Kartoffelanbau spezialisiert! Deshalb Spezialisierung auf die Fleischproduktion! Frage: n Kann es sein, dass einer der beiden Produzenten auch bei beiden Produkten die niedrigsten Opportunitätskosten hat?
85 Einführung VWL 2006/07
Komparativer Vorteil
p Antwort: n n n OK für Fleisch sind der Kehrwert der OK für Kartoffeln (2 und ½; 4 und ¼ ) Es kann nicht gleichzeitig X < Y und 1/X < 1/Y sein! Es muss also immer so sein, dass beide Tauschpartner einen komparativen Vorteil besitzen. p Ausnahme: Beide haben identische Produktionskosten n Damit besteht aber immer die Möglichkeit, dass sich durch Spezialisierung und Handel beide Tauschpartner besser stellen können.
86 Einführung VWL 2006/07
Komparativer Vorteil
Komparative Vorteile existieren auch dann, wenn die absoluten Vorteile alle auf einer Seite liegen! p Spezialisierungsgewinne sind damit in jedem Fall möglich. p Komparative Vorteile lassen sich nicht nur zwischen Individuen oder Unternehmen ausnutzen. p Auch der Handel zwischen Ländern schafft solche Vorteile p n Handel zwischen Ländern stellt beide Länder besser, auch dann, wenn ein reiches mit einem armen Land Handel treibt!
87 Einführung VWL 2006/07
Komparativer Vorteil
p Beachte, dass auch im internationalen Handel die komparativen Vorteile durch Spezialisierung erreicht werden. n n Das übersehen häufig Kritiker der Globalisierung, die in der Spezialisierung nur Abhängigkeiten der armen von den reichen Ländern sehen. Komparative Vorteile sind nach wie vor das mit Abstand stärkste Argument für freien Handel (und damit für Globalisierung)
88 Einführung VWL 2006/07
Komparativer Vorteil
p Zur Übung: n Warum spezialisieren sich die Produzenten in dem Beispiel nicht vollständig? p Zeichnen Sie die Produktionsmöglichkeiten in ein K(artoffel)­ F(leisch) Diagramm p Bestimmen Sie den Konsum in der Autarkie p Zeigen sie graphisch die Produktionsmöglichkeiten, bei denen sich beide besser stellen.
89 Einführung VWL 2006/07
3.2 Nachfrage und Angebot
p Tauschvorgänge, bei denen komparative Vorteile realisiert werden, finden auf Märkten statt n p Märkte sind der Ort (im übertragenen Sinn), an dem Angebot und Nachfrage zusammen treffen. Marktformen: p Märkte unterscheiden sich vor allem hinsichtlich der Intensität
und Art des Wettbewerbs, der auf ihnen herrscht: n Wettbewerbsmarkt p viele Anbieter und Nachfrager, die in einem intensiven Wettbewerb stehen. p Charakteristikum: Preisnehmerverhalten
90 Einführung VWL 2006/07
Preisnehmerverhalten
p Der einzelne Akteur hat keine Möglichkeit, Einfluss auf den Marktpreis zu nehmen. n n n p Er kann lediglich seine Angebots­ bzw. Nachfragemenge verändern. Er ist Preisnehmer und Mengenanpasser. Ursache ist die große Zahl von Akteuren, die dazu führt, dass der Einfluss des einzelnen verschwindend gering ist. Kennen Sie Beispiele für solche Wettbewerbsmärkte?
91 Einführung VWL 2006/07
Weitere Marktformen
p Wenn wenige Anbieter auf einem Markt auftreten: n Oligopol (Duopol im Falle zweier Anbieter) p Verhalten auf Oligopolmärkten ist Gegenstand der Spieltheorie, weil sich die Oligopolisten in einer strategischen Interaktion befinden. p Preissetzungen und Mengenentscheidungen hängen wechselseitig voneinander ab. p Nur ein Anbieter: n Monopol p Wichtiger Spezialfall p Monopolist ist in der Lage sowohl Preis als auch Menge zu setzen.
92 Einführung VWL 2006/07
Weitere Marktformen
p Monopolistische Konkurrenz n n n n n Anbieter haben einen begrenzten monopolistischen Preissetzungsspielraum. Trifft beispielsweise auf Markenprodukte zu Der Anbieter einer Marke ist Monopolist für diese Marke, aber dennoch befindet er sich im intensiven Wettbewerb mit anderen Marken. In der Realität sehr häufige Marktform Kennen Sie Beispiele?
93 Einführung VWL 2006/07
3.2.1 Nachfragefunktion (Mankiw Kap. 4)
p Modellhafte Abbildung eines Marktes: n p Darstellung des Zusammenhangs zwischen Preis des Gutes und angebotener bzw. nachgefragter Menge. Nachfragefunktion: n n Zuordnungsvorschrift, die jedem Preis die zu diesem Preis nachgefragte Menge zuordnet. Haushaltsnachfrage: p Nachfrage eines einzelnen Haushalts n Gesamtnachfrage p Aggregation aller Haushaltsnachfragen
94 Einführung VWL 2006/07
Nachfragefunktion
Preis (inverse) Nachfragefunktion p i p j x i x j
nachgefragte Menge 95 Einführung VWL 2006/07
Nachfragefunktion
p Die Nachfragfunktion bildet die Nachfragepläne der Nachfrager ab. n Beobachtbar sind immer nur einzelne Punkte auf der Nachfragefunktion! Die Nachfragefunktion informiert darüber, wie sich die Nachfrage verändert, wenn sich der Preis verändert! p Auch die Lage der Nachfragefunktion kann sich verändern:
p 96 Einführung VWL 2006/07
Nachfragefunktion
Verschiebung der Nachfragefunktion nach rechts: Preis Zu jedem Preis wird mehr nachgefragt als zuvor Verschiebung der Nachfragefunktion nach links: Zu jedem Preis wird weniger nachgefragt als zuvor
p i p j x i x j nachgefragte Menge 97 Einführung VWL 2006/07
Nachfragefunktion
p Verschiebung der Nachfragefunktion: n n Bilden Veränderungen der Nachfragepläne der Haushalte ab Ursachen für solche Veränderungen können vielfältig sein p Beispiele: § Nachfragepläne nach Türkeireisen ändern sich durch Terroranschläge in der Türkei (Nachfragekurve verschiebt sich nach links). § Gleichzeitig ändern sich die Pläne in Bezug auf Reisen nach Kreta (Nachfrage verschiebt sich nach rechts). n Frage: p Die Preise für Flugreisen steigen wegen höherer Treibstoffkosten p Verschiebt sich die Nachfragekurve für Flugreisen?
98 Einführung VWL 2006/07
Nachfragefunktion
p Die Nachfragefunktion bildet den Zusammenhang zwischen Preis und Nachfragemenge ab. p Normales Gut p Giffen Gut → Nachfrage fällt, wenn der Preis steigt. → Nachfrage steigt, wenn der Preis steigt. Nachfrage hängt natürlich nicht nur vom Preis ab: n Abhängigkeit vom Einkommen: p Superiore Nachfrage → Nachfrage steigt, wenn das Einkommen steigt. p Inferiore Nachfrage → Nachfrage fällt, wenn das Einkommen steigt. Achtung: steht bei Mankiw anders! Entspricht nicht der Konvention!
99 Einführung VWL 2006/07
Nachfragefunktion
p Nachfrage hängt außerdem ab von n Preisen anderer Güter p Substitute (Butter –
Margarine) § Preisanstieg führt zu Nachfrageanstieg beim Substitut p Komplemente (Computer –
Monitor) § Preisanstieg führt zu Nachfragerückgang beim Komplement p Auch wenn keine komplementäre oder substitutionale Beziehung besteht, können Einkommenseffekte entstehen, die die Nachfrage nach anderen Gütern beeinflussen: § Preisanstieg bei Benzin kann zu Nachfrageeinschränkungen bei Möbeln oder Kleidung führen. n n Geschmack, Moden Erwartungen (Erhöhung der Mehrwertsteuer!)
100 Einführung VWL 2006/07
Nachfragefunktion
p Woher wissen wir, dass die Nachfragefunktion fällt? n Mikrofundierung durch Haushaltstheorie. p Beantwortet die Frage, wie die Nachfrage eines Haushalts von Preisen und Einkommen abhängt. p Formales Modell dazu, wie sich ein rationaler Haushalt idealtypisch verhält. p Wird später vorgestellt! p Bildet ab, dass rationale Haushalte aus den Güterbündeln, die sie sich leisten können, die für sie besten auswählen.
101 Einführung VWL 2006/07
3.2.2 Angebotsfunktionen
n Andere Seite des Marktes wird ebenfalls durch eine Funktion beschrieben, die einen Zusammenhang zwischen Preis und Menge abbildet: n Angebotsfunktion p Ordnet jedem Preis die zu diesem Preis angebotene Menge zu. p Auch hier zu unterscheiden: § Angebot des einzelnen Unternehmens § Gesamtangebot am Markt § kommt zustande durch Aggregation der einzelnen Angebotsfunktionen p Unter üblichen Annahmen: Angebotsfunktion steigt, d.h., je höher der Preis, um so höher die Angebotsmenge. p Interpretation analog zur Nachfragefunktion
102 Einführung VWL 2006/07 Verschiebung der Angebotskurve nach links: Preis Zu jedem Preis wird weniger angeboten als zuvor
p i Verschiebung der Angebotskurve nach rechts: Zu jedem Preis wird mehr angeboten als zuvor p j x i x j Angebotsmenge 103 Einführung VWL 2006/07
Angebotsfunktionen
p Mögliche Gründe dafür, dass sich die Angebotsfunktion verschiebt: n Technologische Veränderungen p Durch technischen Fortschritt verändern sich die Produktionskosten p Bessere Technologie → höhere Produktivität → sinkende Stückkosten → Rechtsverschiebung der Angebotsfunktion n Inputpreise p Veränderungen der Faktorkosten wirken sich auf die Stückkosten aus und damit auf die Lage der Angebotsfunktion n Erwartungen p In bestimmten Fällen kann das Angebot auch von den Erwartungen der Anbieter abhängen § Beispielsweise von den Erwartungen hinsichtlich der zukünftigen Preise
104 Einführung VWL 2006/07
3.2.3 Marktgleichgewicht
Angebots und Nachfragekurven geben die Pläne der Anbieter und Nachfrager wieder. p Ein Gleichgewicht ist dann erreicht, wenn diese Pläne miteinander kompatibel sind, d.h. p n n Wenn ein Preis existiert, zu dem die Nachfrager planen genau die Menge nachzufragen, die die Anbieter anzubieten gedenken. Dieser Preis ist der Gleichgewichtspreis, oder auch markträumender Preis, die Menge ist die Gleichgewichtsmenge
105 Einführung VWL 2006/07 Marktgleichgewicht
Preis Marktgleichgewicht
p i x i Angebotsmenge 106 Einführung VWL 2006/07
Marktgleichgewicht
Preis Angebotsüberschuss 1) p H Marktgleichgewicht p i p T Nachfrageüberschuss 2) x i 1) bei zu hohem Preis 2) bei zu niedrigem Preis
Angebotsmenge 107 Einführung VWL 2006/07
Marktgleichgewicht
p Kann es dauerhaft zu Angebots­ oder Nachfrageüberschüssen kommen? n Kommt darauf an, ob der Wettbewerb zwischen Anbietern und zwischen Nachfragern funktioniert. p Er funktioniert dann, wenn der Anbieterwettbewerb bei Angebotsüberschuss zu einem fallenden Preis und der Nachfragerwettbewerb bei einem Nachfrageüberschuss zu einem steigenden Preis führt. n n n In diesen Fällen sorgt eine Preisreaktion dafür, dass das Gleichgewicht hergestellt wird. Welche Funktion haben Preise auf einem Markt? Kennen Sie Märkte, auf denen der Preis nicht so reagiert, dass es zur Herausbildung eines Gleichgewichts kommt?
108 Einführung VWL 2006/07
Marktgleichgewicht
p Veränderungen auf Märkten: n Endogen führt keine Kraft aus dem Gleichgewicht heraus. n Veränderungen ergeben sich nur dann, wenn exogene Veränderungen zu Verschiebungen der Kurven führen. n Zur Prognose der Auswirkungen: p Man muss wissen § Welche Kurven sich verändern, § in welcher Richtung und § wie weit.
109 Einführung VWL 2006/07 Nachfrage nach Deutschlandfahnen ohne WM Nachfrage nach Deutschlandfahnen mit WM Preis Neues Gleichgewicht Gleichgewicht
Altes Gleichgewicht p i x i Angebotsmenge 110 Einführung VWL 2006/07 Angebot mit herkömmlicher Technik (Holzstäbe) Angebot mit neuer Technik (Plastik)
Preis Altes Gleichgewicht p i x i Menge 111 Einführung VWL 2006/07
Marktgleichgewicht
p Solange sich nur eine Marktseite verändert n ist der Effekt auf Preis und Menge klar: p Angebot nach rechts § Preis fällt, Menge steigt und vice versa p Nachfrage nach rechts § Preis steigt, Menge steigt und vice versa p Ändern sich beide Marktseiten n n hängt der Effekt von der relativen Stärke und der Richtung der Verschiebungen ab. Eine Prognose ist dann ohne Weiteres nicht mehr möglich.
112 Einführung VWL 2006/07
3.2.4 Elastizitäten
p Die Nachfragekurve sagt uns: n p Wenn der Preis steigt, fällt die Nachfragemenge Aber wie messen wir, wie stark sie fällt? n Variante 1: p Wir benutzen die Steigung, also absolute Größen: § Steigt der Fahnenpreis um 1 € geht die Nachfrage um 10.000 Stück zurück. p Nachteil: Maß ist abhängig von den gewählten Maßeinheiten und deshalb ist die Fahnennachfrage nur schwer mit z.B. der Biernachfrage zu vergleichen: § Wenn der Preis für Bier um 1 € pro Liter steigt, sinkt die Nachfrage um 10.000 hl. § Welche Nachfrage reagiert stärker?
113 Einführung VWL 2006/07
Elastizitäten
p Ausweg: n Benutze relative Größen: p Wenn der Preis um 1 % steigt, fällt die Fahnennachfrage um 2%. p Wenn der Bierpreis um 1 % steigt, dann fällt die Biernachfrage um 0,1%. Dann ist klar, welche Nachfrage stärker reagiert! Preiselastizität der Nachfrage: mißt, um wie viel Prozent die Nachfragemenge pro Prozent Preisänderung verändert! Formal berechnet sich die Bogenelastizität nach: n prozentuale Mengenände rung prozentual e Preisänder ung 114 Einführung VWL 2006/07
Elastizitäten
p Beispiel n Preis für Lutscher steigt von 10 auf 14 Cent (also um 40%) p p 0 = 10, p 1 = 14 →
∆p = 4 p ∆p/p 0 = 0,4 = 40% n Nachgefragte Lutschermenge sinkt von 250 auf 225 p x 0 = 250, x 1 = 225 →
∆x = ­25 p ∆x/ x 0 = 0,1 = ­10% n Preiselastizität: p ­10/40 = ­0,25 n Interpretation: p pro Prozent Preiserhöhung geht die Nachfrage um 0,25% zurück
115 Einführung VWL 2006/07 Preis 14 Bogenelastizität
10 225 250 Nachfragemenge 116 Einführung VWL 2006/07
Elastizitäten
p Frage: n n angenommen der Preis fällt von 14 Cent wieder auf 10 Cent und die Nachfrage steigt wieder auf 250, ist dann die Preiselastizität wieder ­ 0,25? Nein, sie ist – 0,38! Die Bogenelastizität ist richtungsabhängig! p f(x) = y sei eine beliebige differenzierbare Funktion. Dann ist p df ( x ) x dy x = dx y dx y Die Punktelastizität an der Stelle x
117 Einführung VWL 2006/07
Elastizitäten
p Beispiele: n n n Sei f(x) = y eine Funktion, die den Benzinverbrauch eines Autos (y) in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit (x) angibt. h(x = 100) = 0,2 sagt dann: Wenn ich bei einer Geschwindigkeit von 100 um 1% schneller fahre (101), dann erhöht sich der Benzinverbrauch um 0,2%. Preiselastizität der Nachfrage: Sei f(p) = x eine Nachfragefunktion, dann ist df ( p ) p h ( p ) =
dp f ( p ) die Preiselastizität der Nachfrage, die angibt, um wie viel % die Nachfrage reagiert, wenn sich der Preis um 1% ändert. 118 Einführung VWL 2006/07
Elastizitäten
Die Punktelastizität ist nicht richtungsabhängig, aber sie ist ein lokales Maß! p Punktelastizität einer linearen Nachfragefunktion: p n f(p) = D – p sei eine lineare Nachfrage, dann ist df ( p ) p p h ( p ) = =dp f ( p ) D - p die Preiselastizität der Nachfrage p Für p = 0 ist h(p) = 0 p Für p = D (f(p) = 0) ist h(p) = ¥
p Die Elastizität ist = –1 für p = D/2. Das ergibt folgendes Bild:
119 Elastizitäten
Einführung VWL 2006/07 Preis D h(p) = ¥
|h(p)| > 1 |h(p)| = 1
D/2 |h(p)| < 1
h(p) = 0 D/2
D Menge 120 Einführung VWL 2006/07
Elastizitäten
p Interpretation: n |h|> 1 bedeutet, dass der relative Mengeneffekt größer ist als der relative Preiseffekt! Man spricht von einer elastischen Nachfr age n |h|< 1 bedeutet, dass der relative Preiseffekt großer ist als der relative Mengeneffekt. Man spricht von einer unelastischen Nachfr age n Was geschieht mit dem Erlös eines Unternehmens, wenn es den Preis senkt? p Der Preiseffekt: Alle Einheiten werden zu einem niedrigeren Preis verkauft → Erlös sinkt. p Der Mengeneffekt: Es werden mehr Einheiten verkauft → Erlös steigt! p Ist der erste Effekt kleiner als der zweite, führt eine Preissenkung zu höheren Erlösen und vice versa!
121 Einführung VWL 2006/07 Preissenkung im elastischen Bereich Erlösminderung durch Preiseffekt Preis D h(p) = ¥
h(p) > 1
Erlössteigerung durch Mengeneffekt
h(p) = 1
D/2 h(p) < 1 h(p) = 0
D/2
D Menge 122 Einführung VWL 2006/07 Preissenkung im unelastischen Bereich Preis D h(p) = ¥
h(p) > 1
Erlösminderung durch Preiseffekt h(p) = 1
D/2 h(p) < 1 Erlössteigerung durch Mengeneffekt
h(p) = 0
D/2
D 123 Einführung VWL 2006/07
Elastizitäten
p Für die Stärke der Nachfragereaktion (die Elastizität) ist der Absolutwert von h bedeutsam, nicht die Größe der Zahl im mathematischen Sinne (­ 5 ist kleiner als 1!). Das Vorzeichen gibt Auskunft über die Richtung der Änderung. Weitere Elastizitäten: p Preiselastizität des Angebots n
n p ð um wie viel % verändert sich das Angebot, wenn der Preis um 1% steigt (fällt)? Preisfrage: Welches Vorzeichen hat die Preiselastizität des Angebots? Kreuzpreiselastizität der Nachfrage bzw. des Angebotes n
ð um wie viel % verändert sich das Angebot (die Nachfrage) von (nach) Gut 1 , wenn der Preis von Gut 2 um 1% steigt (fällt)?
124 Einführung VWL 2006/07
Elastizitäten
p Einkommenselastizität der Nachfrage ð um wie viel % verändert sich die Nachfrage, wenn das Einkommen um 1% steigt (fällt)? n Preisfrage: n
p Welches Vorzeichen hat die Einkommenselastizität bei einem § superiorem Gut § inferiorem Gut? p Residualelastizität ð um wie viel % steigt das Einkommen nach Steuern (Nettoeinkommen), wenn das Einkommen vor Steuern um 1 % wächst? n Preisfrage: ist die Residualelastizität > oder < 1?
n
125 Einführung VWL 2006/07
3.3 Die Effizienzeigenschaften von Märkten
Mankiw Kap. 7
p Nachfrager und Anbieter haben Pläne n p Dabei entstehen Handelsvorteile n p Tauschvorgänge am Markt schaffen also Vorteile für alle Beteiligten Aber sind im Marktgleichgewicht auch alle möglichen Handelsvorteile ausgeschöpft? n n p und die werden im Marktgleichgewicht zum Teil realisiert. D.h. liefert das Marktgleichgewicht eine Pareto­effiziente Allokation? Oder kann man durch Wahl eines anderen Preises eine Steigerung der Wohlfahrt (im Sinne einer Pareto­Verbesserung) erreichen? Um diese Frage zu beantworten brauchen wir zwei neue Instrumente: n n Konsumentenrente Produzentenrente
126 Einführung VWL 2006/07
Konsumentenrente
p Die Nachfragefunktion bildet die Zahlungsbereitschaften der Nachfrager ab n n n Sortiere alle Nachfrager nach iherer maximalen Zahlungsbereitschaft und trage die Zahlungsbereitschaft auf der Preisachse ab Das Resultat ist die Nachfragefunktion Für den einzelnen Nachfrager gilt: p Wenn der Preis unter seiner maximalen Zahlungsbereitschaft liegt, so entsteht ihm ein Vorteil in Höhe der Differenz. p Beispiel: Sie sind bereit 20 € für die DVD von „King Kong“ zu bezahlen (das ist sie ihnen wert). Sie kaufen sie im Supermarkt für 9,95 €. Ihr Vorteil aus diesem Preis: 10,05 €. n Die Konsumentenrente ist die Summe aller individuellen Vorteile aus dem Marktpreis.
127 Einführung VWL 2006/07 Konsumentenrente/Produzentenrente
p Gemessen wir die Konsumentenrente als Fläche unter der Nachfragekurve bis zum Marktpreis. n n p Distanz zwischen Nachfragekurve und Marktpreis misst den Vorteil des einzelnen Konsumenten. Summe aller so gemessenen Vorteile ist die Fläche unter den Nachfragekurve Produzentenrente = Gewinn der Anbieter n Entspricht der Fläche über der Angebotsfunktion bis zum Preis! p n n Ergibt sich aus: Gewinn = Erlös – Kosten = Preis x Menge – Kosten Vorerst Ohne Begründung: Die Angebotsfunktion entspricht der Grenzkostenfunktion und die Gesamtkosten der Produktion entsprechen deshalb der Fläche unter der Angebotsfunktion. Graphisch:
128 Einführung VWL 2006/07 Konsumentenrente/Produzentenrente
Preis p H Konsumentenrente Angebot p i Produzentenrente
x i Nachfrage Menge 129 Einführung VWL 2006/07
Die Effizienzeigenschaften von Märkten
p Die Summe aus Konsumenten­ und Produzentenrente ist der Soziale Überschuss p p Der soziale Überschuss misst den gesamten Vorteil, der der Gesellschaft aus dem Marktgleichgewicht entsteht. Kann der soziale Überschuss bei einem Preis über oder unter dem Gleichgewichtspreis größer werden? n n n n Falls nein, wäre das Marktgleichgewicht effizient! Beachte, dass wir davon ausgehen, dass die Angebotsfunktion identisch mit der Grenzkostenfunktion ist. Das impliziert, dass der Preis im Gleichgewicht den Grenzkosten der Produktion bei der Gleichgewichtsmenge entspricht! Also: Kann ein Preis der nicht den Grenzkosten entspricht, die Wohlfahrt steigern?
130 Einführung VWL 2006/07
Die Effizienzeigenschaften von Märkten
Preis Konsumentenrente Angebot Preis über den Grenzkosten p H p i Effizienzverlust
Produzentenrente x i Nachfrage Menge 131 Einführung VWL 2006/07 Die Effizienzeigenschaften von Märkten
Preis Konsumentenrente Angebot p i Effizienzverlust
Preis unter den Grenzkosten p U Produzentenrente x U Nachfrage Menge 132 Einführung VWL 2006/07 Die Effizienzeigenschaften von Märkten
p Resultat: n p gleichgültig, ob der Preis über oder unter den Grenzkosten liegt, es entsteht immer ein Effizienzverlust! Ursache: n n n n Wenn der Preis zu hoch oder zu niedrig ist, dann hat das in beiden Fällen den Effekt, dass Tauschvorgänge die möglich wären nicht realisiert werden Dadurch werden bestehende komparative Vorteile nicht genutzt! Alle Maßnahmen, die Preise aus dem Gleichgewicht bringen (d.h. dazu führen, dass sie nicht den Grenzkosten entsprechen), führen deshalb zu Effizienzverlusten! Tritt auf bei p Besteuerung/Subvention p Monopolpreisbildung/Marktmacht
133 Einführung VWL 2006/07
3.4 Voraussetzungen für funktionsfähige
Märkte
p Offensichtlich sind Märkte Institutionen, die gut geeignet sind, eine effiziente Allokation zu erreichen. p Aber besitzen sie diese Eigenschaft immer? n Nein und damit werden wir uns später befassen p Und welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit Märkte entstehen können (und Effizienz erzeugen)? p Auf Märkten begegnen sich in der Regel Haushalte und Unternehmen n n p Auf Gütermärkten sind die Haushalte die Nachfrager auf Faktormärkten die Anbieter. Unternehmen bieten auf Gütermärkten an und fragen auf Faktormärkten nach. Brauchen wir für das Funktionieren von Märkten auch den Staat? n Also eine Institution, die mit der Fähigkeit ausgestattet ist, Zwang auszuüben.134 Einführung VWL 2006/07
Funktion von Eigentumsrechten Der Kern eines Tauschgeschäftes: n n Übereignung von Eigentums und Verfügungsrechten Märkte entstehen nur dann, wenn Eigentumsrechte existieren Frage: Wie müssen solche Rechte beschaffen sein? n n Verfügbarkeit von Gütern Übertragbarkeit Eigentumsrechte schaffen und begrenzen Handlungsspielräume
135 Einführung VWL 2006/07 Eigentumsrechte müssen durchsetzbar sein
p p Frage des Rechtssystems und der Gutseigenschaften Diversifizierbarkeit ­ Separierbarkeit n Beispiel Kapitalgesellschaften p Diversifiziertes Aktienkapital p Separation von Eigentum und Entscheidungsgewalt Prinzipal­Agent­Problematik p Brauchen wir den Staat, um Eigentumsrechte zu schaffen und durchzusetzen? n n Eindeutig ja. Nur ein Gewaltmonopol des Staates erlaubt es, Eigentumsrechte zu schaffen, zu schützen und die Übertragbarkeit zu sichern.
136 Einführung VWL 2006/07 Was ist, wenn Eigentumsrechte verletzt werden?
p Instabiles Rechtssystem n n Für die wirtschaftliche Entwicklung extrem schädlich! Würden Sie in Afghanistan investieren? p Eigentumsrechte müssen langfristig und glaubhaft gesichert sein n n p Problem auch für die Transformationsländer! Thomas Hobbes: Schutz der Eigentumsrechte liefert die Begründung für die Existenz des Staates. Externe Effekte n n n Fehlende oder nicht durchsetzbare Eigentumsrechte führen dazu, dass knappe Ressourcen in Anspruch genommen werden können, ohne das dafür ein Preis zu entrichten ist. Beispiele: Umweltgüter (Atmosphäre, Meere etc.) Führt zu ineffizienter Allokation der Güter (später mehr) 137 Einführung VWL 2006/07
Die Funktion der Vertragsfreiheit
p Auf Märkten finden (freiwillige) Tauschgeschäfte statt, die Pareto­Verbesserungen schaffen. n n n n Das klappt nur, dass immer dann, wenn beide Marktseiten einen Tausch vornehmen wollen, dies auch möglich ist. Im Ergebnis bedeutet das, dass Preise und Mengen frei verhandelbar sein müssen. Vertragsfreiheit sichert dies. Ist aber in vielen Fällen stark eingeschränkt: p Tarifverträge p Mietrecht p Preisbindungen (Bücher, Arzneimittel)
138 Einführung VWL 2006/07
Die Funktion von Wettbewerb
p Märkte erzeugen nur dann effiziente Allokationen, wenn auf ihnen Wettbewerb herrscht. n n p Und zwar auf beiden Marktseiten. Der „doppelte Wettbewerb“ verhindert, dass der Preis langfristig vom Gleichgewichtspreis abweichen kann. Wettbewerb ist nicht zwangsläufig gegeben n n Marktteilnehmer neigen dazu, ihn auszuschalten Muss deshalb u.U. staatlich durchgesetzt werden p p Bundeskartellamt, Monopolkommission Weitere Funktionen des Wettbewerbs: n n n Wettbewerb als Suchverfahren (i.S. von Hayeks) Wettbewerb als Verfahren zur Verarbeitung von Information (Wahlbörsen) Dynamische Anreizwirkung des Wettbewerbs p Prozess „schöpferischer Zerstörung“ i.S. von Schumpeter
139 Einführung VWL 2006/07
Zwischenfazit
p p p Märkte sind in der Lage, effiziente Ressourcenallokationen zu erzeugen. Dazu müssen allerdings bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Teilweise braucht man den Staat dazu. n p Teilweise ist staatliches Handeln schädlich. n p Eigentumsrechte Bei Einschränkungen der Vertragsfreiheit. Die nächsten Fragen: 1. Was geschieht, wenn der Staat in Märkte eingreift? 1. 2. 2. Durch Besteuerung/Subvention Durch Mindest­ oder Höchstpreissetzungen? Was geschieht, wenn der Wettbewerb eingeschränkt ist? 1. 2. Referenzpunkt: Wettbewerbsmarkt Monopol, Oligopol und monopolistische Konkurrenz
140 4. Die Wirkung von
Eingriffen des Staates in
Marktprozesse Mankiw Kap. 6 und 8
Einführung VWL 2006/07
4.1 Die Wirkung von Steuern
4.1.1 Inzidenz
p Wir betrachten die Besteuerung eines Konsumgutes mit einem konstanten Mengensteuersatz (Euro pro Mengeneinheit). n p Wer trägt eigentlich die ökonomische Last der Besteuerung? n p Damit ist nach der so genannten Steuer inzidenz gefragt Wovon hängt diese ab? n n p Beispiele: Mineralölsteuer, Brandweinsteuer, Biersteuer etc. Kann der Gesetzgeber festlegen, wer die Last tragen soll? Hat die Inzidenz etwas damit zu tun, ob die Steuer bei den Anbietern oder den Nachfragern erhoben wird? Wie wirkt sich die Besteuerung auf die Effizienz aus? n Ist Besteuerung nicht nur eine Umver teilung von den Privaten zum Staat?
142 Einführung VWL 2006/07
Inzidenz bei Erhebung auf der Nachfrageseite
Preis Angebot Steuer Preis, den die Nachfrager nach Steuereinführung zahlen Preis ohne Steuer Preis, den die Anbieter nach Steuereinführung erhalten Nachfrage (bleibt unverändert) Menge alte Menge
neue Menge Neue (Netto) Durchschnittserlöskurve der Anbieter 143 Einführung VWL 2006/07
Inzidenz bei Erhebung auf der Nachfrageseite
p Die Nachfragepläne ändern sich durch die Erhebung einer Steuer nicht. n n n Plan hängt nur vom Preis ab, nicht davon, wer das Geld bekommt! Deshalb bleibt die Nachfragekurve unverändert Aber die Nettoerlöse der Anbieter sind nun nicht mehr = Preis! Resultate: p Der Preis für die Nachfrager steigt, aber n p Der Preis (besser der Erlös) für die Anbieter sinkt n p er steigt nicht um den vollen Steuerbetrag erst beide Effekte zusammen addieren sich zum Steuerbetrag Beide Seiten des Marktes tragen damit einen Teil der Steuerlast! n Obwohl die Steuer nominal vollständig überwälzt wird.
144 Einführung VWL 2006/07
Inzidenz bei Erhebung auf der Anbieterseite
Preis Angebot neu
Angebot alt Preis, den die Nachfrager nach Steuereinführung zahlen Preis ohne Steuer Preis, den die Anbieter nach Steuereinführung erhalten Steuer Menge alte Menge neue Menge 145 Einführung VWL 2006/07
Inzidenz bei Erhebung auf der Anbieterseite
p Bei Erhebung auf der Angebotsseite n n Abbildung der Steuer durch Verschiebung der Angebotskurve nach oben. Entspricht einem Aufschlag auf die Grenzkosten in Höhe der Steuer Resultate n n n n Das gleiche Bild wie bei Erhebung auf der Nachfrageseite Die Steuerinzidenz ist identisch Für die Lastverteilung ist die Frage, auf welcher Marktseite die Steuer erhoben wird, nicht relevant. Wovon hängt die Lastverteilung dann ab? Nächster Schritt: n Genauere Analyse der Lasten, die durch die Steuer entstehen
146 Einführung VWL 2006/07
Steuerinzidenz
Preis Angebot neu Konsumentenrente nach Steuer Angebot alt Steuer Steueraufkommen Effizienzverlust Zusatzlast der Besteuerung!
Produzentenrente nach Steuer Menge 147 Einführung VWL 2006/07
Steuerinzidenz
p p Sowohl die Konsumenten­ als auch die Produzentenrente wird kleiner und es entsteht eine Zusatzlast der Besteuerung n n Wir erinnern uns: Immer wenn der Preis aus dem Gleichgewicht gebracht wird, kommt es zu Effizienzverlusten Das ist hier der Fall: Die Steuer treibt einen Keil zwischen Nachfrager und Produzentenpreis p Ersterer liegt über, letzterer unter dem Gleichgewichtspreis ohne Steuer. p n n p p Wovon hängt die Lastverteilung und die Zusatzlast ab? Kann der Gesetzgeber beides wirklich beeinflussen? Inzidenz hängt auch von der Höhe des Steuersatzes und von der Wahl der Bemessungsgrundlage ab, Vor allem aber von den Elastizitäten der Nachfrage und des Angebots!
148 Einführung VWL 2006/07
Steuerinzidenz
Preis Last der Nachfrager
Last der Anbieter
unelastische Nachfrage Menge 149 Einführung VWL 2006/07
Steuerinzidenz
Preis unelastisches Angebot Last der Nachfrager Last der Anbieter
Menge 150 Einführung VWL 2006/07
Steuerinzidenz
p Allgemein gilt: n n p Grund: n p die relativ weniger elastische Marktseite trägt den größeren Teil der Steuerlast. Ist eine Marktseite vollkommen unelastisch, so trägt die andere Seite die gesamte Steuerlast. Bei geringer Elastizität kann die entsprechende Marktseite der Besteuerung weniger gut ausweichen. Was bedeutet das für die Zusatzlast? n n Bei vollkommen unelastischer Nachfrage (Angebot) entsteht keine Zusatzlast Grund: p Da die Menge nicht reagiert, werden alle Tauschoptionen weiterhin wahrgenommen!
151 Einführung VWL 2006/07
Steuerinzidenz
p Welche Schlussfolgerungen ergeben sich aus der Inzidenzanalyse für die Besteuerung? n Verteilung der Steuerlasten nicht so klar, wie es oft behauptet wird. p Tragen die Reichen die Last einer Luxussteuer auf Segeljachten? p Oder doch die Arbeiter in den deutschen Jachtwerften? n Bei der Besteuerung muss auf die Zusatzlasten geachtet werden. p Höhe der Zusatzlast hängt von der Art der Besteuerung ab! n Mehr dazu in der Vorlesung „Finanzwissenschaft“
152 Einführung VWL 2006/07
4.2 Eingriffe in die Preisbildung
4.2.1 Mindestpreise
Mankiw Kap. 6
Klar: Damit ein Mindestpreis Wirkung zeigen kann, muss er über dem Gleichgewichtspreis liegen! Die Graphik zum Mindestpreis kennen wir schon aus Folie 132: Preis Konsumentenrente Angebot p H Dann aber: verursacht der Mindestpreis einen Angebotsüberschuss und einen Effizienzverlust p i Effizienzverlust Produzentenrente Grund: Nachfrage x i Vorteilhafte Tauschmöglichkeiten zu Preisen unter dem Mindestpreis bleiben ungenutzt!
Menge 153 Einführung VWL 2006/07
Mindestpreise Wichtige Form des Mindestpreises: Mindestlohn Lohn Überangebot = Arbeitslosigkeit
Arbeitsangebot Mindestlohn Arbeitsnachfrage 154 Arbeitsmenge Einführung VWL 2006/07
Mindestpreise
p Mindestlohn wirkt sich nur auf einem Teil des Arbeitsmarktes aus. n n Nur relevant für gering qualifizierte mit niedrigem Einkommen. USA, Frankreich: p gesetzlicher Mindestlohn n Deutschland p Expliziter Mindestlohn im Baugewerbe und Reinigungsgewerbe p Ansonsten: Impliziter Mindestlohn durch die Transferleistungen § Unter Hartz IV wird es kein Arbeitsangebot geben p Beachte: n Für die Arbeitsnachfrage ist nicht der (Netto­) Lohn entscheidend, sondern die gesamten Arbeitskosten: p Nettolohn + Lohnsteuer + Sozialabgaben (AG und AN­Anteil)
155 Einführung VWL 2006/07
Mindestpreise Arbeitslosigkeit gering qualifizierter im internationalen Vergleich Quelle: OECD
20% 18% 14% 12% 10% 8% 6% 4% 2% y an
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Unemployment Rate 16% Country low‑skilled unemployment general unemployment 156 Einführung VWL 2006/07
Mindestpreise
p Extrem hohe Arbeitslosigkeit bei gering qualifizierten hat etwas mit den sehr hohen faktischen Mindestlöhnen zu tun. n n p Anteil der Sozialabgaben an den gesamten Arbeitskosten: 42%! Haben weitgehend den Charakter einer Strafsteuer auf Arbeit. Auswege? n n n Aktivierende Sozialhilfe des Ifo­Institutes Vorschlag des Sachverständigenrates (sehr ähnlich) Magdeburger Alternative (anderer Ansatz) p Für Interessierte: p Schöb, R., Weimann, J., Arbeit ist machbar. Die Magdeburger Alternative: Eine sanfte Therapie für Deutschland, 4. Aufl. 2006.
157 Einführung VWL 2006/07
Mindestpreise
p Weitere Mindestpreise: Europäischer Agrarmarkt n n Beispiel Zuckermarktordnung Garantiert Mindestpreis, der deutlich über dem Weltmarktpreis liegt. p Weltmarktpreis Zucker: p EU­Interventionspreis: n ca. 210 €/t ca. 630 €/t Anders als beim Mindestlohn: p Preisgarantie wird verbunden mit flankierenden Maßnahmen: § Abnahmegarantie (produziert Milchseen und Fleischberge) § Einfuhrbeschränkungen (Anbieter außerhalb der EU haben keine Chance!) p Beides notwendig, weil sonst die Mindestpreise wirkungslos blieben! n Am Arbeitsmarkt bleibt das Überangebot einfach „liegen“.
158 Einführung VWL 2006/07
4.2.2 Höchstpreise
Auch hier kennen wir die Graphik schon (Folie 133) Preis Konsumentenrente Angebot Klar: Damit ein Höchstpreis Wirkung zeigen kann, muss er unter dem Gleichgewichtspreis liegen! p i Effizienzverlust Preis unter den Grenzkosten p U Produzentenrente Dann aber: verursacht der Höchstpreispreis einen Nachfrageüberschuss und einen Effizienzverlust x U Nachfrage Menge Grund: Vorteilhafte Tauschmöglichkeiten zu Preisen über dem Höchstpreis bleiben ungenutzt!
159 Einführung VWL 2006/07
Höchstpreise
p Wichtiges Beispiel für Höchstpreise: Wohnungsmarkt n Mietpreisbindung p Mieten können nicht frei verhandelt werden, sondern sind an den örtlichen Mietspiegel gebunden. p Mieterhöhungen sind ebenfalls nicht beliebig möglich. n Wirkung: p Wohnungsangebot bleibt hinter der Wohnungsnachfrage zurück § Zu beobachten in westdeutschen Großstädten § In Ostdeutschland dagegen Überangebot durch steuerlich induzierten Bauboom in der Nachwendezeit.
160 Einführung VWL 2006/07
Fazit:
p Staatliche Eingriffe haben fast immer Effizienzeinbußen zur Folge n Dennoch sind sie mitunter unvermeidlich p n Insbesondere muss der Staat Steuern erheben, obwohl das mit Zusatzlasten verbunden ist. Tendenziell bedürfen aber Staatseingriffe einer besonderen Begründung, weil sie Freiheitsrechte einschränken p Ineffizienz erzeugen p n n Insbesondere Eingriffe in die Preisbildung sind allerdings nur sehr schwer zu rechtfertigen Mehr zu diesem Thema später im Kapitel zu „Marktversagen“
161 5. Vollkommener und
eingeschränkter Wettbewerb
Einführung VWL 2006/07
5.1 Wettbewerbsmärkte
p (Mankiw Kap. 14)
Marktform der „vollkommenen Konkurrenz“ n n Idealtypus, d.h. kommt so in der Realität höchst selten vor. Kennzeichen: p n Große Anzahl von Anbietern und Nachfragern Beide Seiten verhalten sich als „Preisnehmer“ und „Mengenanpasser“ Der Preis bildet sich am Markt als Gleichgewichtspreis in Abhängigkeit von der Gesamtnachfrage und dem Gesamtangebot p An diesen Preis passt sich der einzelne Anbieter und der einzelne Nachfrager an. p n Deshalb muss immer zwischen der Gesamtnachfrage und der so genannten „konjekturalen Nachfrage“ unterschieden werden. p Letztere ist die, mit der sich das einzelne Unternehmen konfrontiert sieht!
163 Einführung VWL 2006/07
5.1.1 Die kurzfristige Angebotsentscheidung im
Wettbewerbsmarkt
p p Wettbewerbsunternehmen entscheiden nur über die Menge, die sie anbieten. Der Preis ist aus ihrer Sicht exogen. n p Da sich der Preis nicht ändert, wenn die Menge variiert wird, ist der Erlös für das erste Stück der gleiche wie für das n­te Stück und deshalb: Pr eis = Dur chschnittser lös = Gr enzer lös Die Grenzerlöskurve ist damit eine horizontale Gerade! Gewinn = Erlös – Kosten Für x – Menge und p – Preis sowie K(x) – Kosten für x:
p(x) = px – K(x)
164 Einführung VWL 2006/07
Kurzfristige Angebotsentscheidung
p p Anbieter wählt seine Menge so, dass der Gewinn maximal wird. Formal: Bestimme die notwendige Bedingung für ein Gewinnmaximum. dp
dK ( x ) !
= p = 0 Þ
dx dx p p p =
dK ( x ) = GK dx Das Gewinnmaximum ist erreicht, wenn gilt Preis = Grenzkosten! Intuitive Interpretation: n n n Wenn die nächste verkaufte Einheit einen Erlös bringt (Grenzerlös = Preis), der größer ist als die Kosten zur Herstellung dieser Einheit, dann steigert eine weitere Einheit den Gewinn. Ist der Erlös kleiner als die Kosten, steigt der Gewinn, wenn weniger produziert wird. Gewinnmaximum offensichtlich dann wenn Grenzerlös (Preis) = Grenzkosten
165 Einführung VWL 2006/07 Kurzfristige Angebotsentscheidung
Preis Grenzkosten Durchschnittskosten Preis = Erlös pro Stück Gewinn
Kosten pro Stück
Gewinnmaximale Menge Menge 166 Einführung VWL 2006/07
Kurzfristige Angebotsentscheidung
p Was geschieht, wenn der Preis ceteris paribus steigt? n Z.B. weil die Nachfragekurve sich nach rechts verschiebt. Preis Grenzkosten P 2 P 1 Der neue Angebotspunkt liegt wiederum auf der GK­Kurve, d.h. die Angebotskurve ist identisch mit der GK­Kurve
167 Menge Einführung VWL 2006/07
5.5.2 die langfristige Angebotsentscheidung im
Wettbewerbsmarkt
Preis Grenzkosten Durchschnittskosten Preis = Erlös pro Stück Bisher: Anbieter im Wettbewerbsmarkt erzielt einen Gewinn, weil der Preis über den Stückkosten liegt. Frage: Welche Anreize gehen davon aus? Gewinn Kosten pro Stück 1. Bereits im Markt befindliche Unternehmen weiten die Kapazität aus (Verschiebung der DK­Kurve nach rechts). Gewinnmaximale Menge Im Ergebnis: Menge 2. Neue Unternehmen haben Anlass in den Markt einzutreten. • Zu jedem Preis wird mehr angeboten, d.h. die Angebotsfunktion verschiebt sich nach rechts. • Der Preis fällt.
168 Einführung VWL 2006/07
Langfristige Angebotsentscheidung
Preis Grenzkosten Durchschnittskosten Kurzfristiger Preis Langfristiger Preis
Langfristige Gleichgewichtsmenge Menge Menge 169 Einführung VWL 2006/07
Langfristige Angebotsentscheidung
Preis Im langfristigen Gleichgewicht Grenzkosten Durchschnittskosten gilt: • Preis = DK = GK Kurzfristiger Preis • Gewinn fällt nicht mehr an Langfristiger Preis • Es gibt keine Anreize für Markteintritt oder Kapazitätsausweitung mehr Langfristige Gleichgewichtsmenge Menge Menge Resultat: • Im Wettbewerbsgleichgewicht herrschen Grenzkostenpreise (sichert Effizienz). • Wird mit minimalen Stückkosten produziert. • Langfristig ist die Angebotsfunktion mit den minimalen DK identisch. • Unternehmen machen zwar keinen „Gewinn“, aber verdienen alle Faktorkosten, einschließlich der Opportunitätskosten der Unternehmer. •Voraussetzung ist insbesondere freier Marktzugang.
170 Einführung VWL 2006/07
5.2 Monopol
p Ein reines Monopol ist fast so selten wie ein vollkommener Wettbewerbsmarkt. n n Kann nur entstehen, wenn es möglich ist, den Markteintritt von Wettbewerbern zu verhindern. Gründe dafür: Produktion patentierter Güter, p alleinige Verfügbarkeit von Produktionsfaktoren (Kautschuk Monopol), p staatliche Monopolgarantie (Bahn AG, Energieversorger, etc.) p n Aber auch dann fast immer „Substitutionswettbewerb“ p p Bahn konkurriert mit Flugzeug und Auto, patentierte Arzneimittel mit alternativen Wirkstoffen, etc. Monopol ist deshalb ebenso idealtypisch wie vollkommener Wettbewerb.
171 Einführung VWL 2006/07
Monopol
p Der entscheidende Unterschied zum Wettbewerbsmarkt: n n n n n Für den Monopolisten ist die Gesamtnachfrage identisch mit der konjekturalen. Folge: Der Monopolist ist kein Preisnehmer. Wenn er die Menge verändert, hat das Auswirkungen auf den Preis. Es gilt deshalb Preis = Durchschnittserlös ≠ Grenzerlös! Wie im Wettbewerbsmarkt bestimmt auch der Monopolist sein Angebot nach der Regel: Grenzerlös = Grenzkosten (notwendige Bedingung für ein Gewinnmaximum) aber das impliziert: Grenzerlös = Grenzkosten ≠ Preis! n Damit kann das Angebot des Monopols nicht effizient sein!
172 Einführung VWL 2006/07
Monopol
p Für die Grenzerlöse gilt: dE ( x ) dp ( x ) =
x + p ( x ) = GE dx dx dGE ( x ) dp ( x ) d 2 p ( x ) = 2 +
2 dx dx dx 1
424
3
E ( x ) = p ( x ) x Þ
< 0 p für p(x) = A – bx (lineare Nachfrage): E ( x ) = p ( x ) x = Ax - bx 2 Þ
dE ( x ) = A - 2 bx = GE dx dGE ( x ) = -2 dx GE ( x ) = 0 Þ x =
A 2 b 173 Einführung VWL 2006/07
Monopol
Preis Grenzerlöse
Monopolpreis C Grenzkosten =Durchschnittskosten Wettbewerbspreis Nachfrage A/2b
Monopolmenge Wettbewerbsmenge A/b Menge 174 Einführung VWL 2006/07
Monopol
p Vergleich Monopol vs. Wettbewerb n n p Der Monopolist kann seine starke Position ausnutzen n n p Im Monopol ist die Menge kleiner, dafür ist der Monopolpreis höher als der Wettbewerbspreis. Er generiert eine Monopolrente, d.h. einen Gewinn der über die Opportunitätskosten und die Faktorentgelte hinaus geht. Verdacht liegt nahe, dass Monopole nicht effizient sind n Schon allein deshalb, weil sie keine Grenzkostenpreise erzeugen p n Wenn der Preis über den GK liegt, ist es möglich, die Produktion zu erhöhen, den Preis zu senken und dadurch vorteilhafte Tauschvorgänge zu realisieren! Graphische Illustration des Effizienzverlustes: p Harberger Dreieck
175 Einführung VWL 2006/07 Monopol
Preis Konsumentenrente C Monopolpreis Harberger Dreieck = Effizienzverlust
Monopolrente
Grenzkosten =Durchschnittskosten Wettbewerbspreis Monopolmenge Wettbewerbsmenge Menge 176 Einführung VWL 2006/07
Monopol
p Wovon hängt die Höhe des Effizienzverlustes ab? n Nicht zuletzt von der Art der Nachfrage! p ( p ) = p m x ( p m ) - K ( x ( p m )) Gewinn Notwendige Bedingung für ein Gewinn max imum : dK ( x ( p m )) dx ( p m ) d p ( p ) dx ( p m ) =
p m + x ( p m ) = 0 dp dp m dp m dp m 14243
K ¢
x ( p m ) oder dx ( p m ) dp m p m - K ¢
x ( p m ) 1 1 1 == =
(*) p m p m dx ( p m ) h Pr eiselastiz ität der Nachfrage dp m p m - K ¢ = -
177 Einführung VWL 2006/07
Monopol
p Der Monopolist nimmt einen Aufschlag auf die Grenzkosten vor. n n n n Dadurch weicht er von der effizienten Lösung ab. Um so weiter, je größer dieser Aufschlag. Auf der linken Seite der Gleichung (*) steht die relative Abweichung vom Wettbewerbspreis. Diese ist umgekehrt proportional zur Preiselastizität der Nachfrage! p Das bedeutet: Je elastischer die Nachfrage auf Preiserhöhungen reagiert, um so weniger kann der Monopolist vom Wettbewerbspreis abweichen. n n Die Marktmacht des Monopolisten hängt damit wesentlich von der Preiselastizität der Nachfrage ab! Bei Gütern, für die enge Substitute existieren, ist die Elastizität hoch und damit die Monopolstellung nicht sehr mächtig.
178 Einführung VWL 2006/07
5.3 Oligopole
Mankiw Kap. 16, Weimann Kap. 7.1
p In oligopolistischen Märkten ist die Anzahl der Anbieter klein. n Entscheidender Punkt: p Es kommt zu strategischen Interaktionen zwischen den Anbietern. p Die optimale Preis­ oder Mengenentscheidung des Anbieters i hängt davon ab, was j tut und gleichzeitig ist die Entscheidung von j davon abhängig, was i tut! p Diese strategische Interaktion läßt sich mit spieltheoretischen Modellen beschreiben. n n Analyse solcher Märkte ist Gegenstand des so genannten „Industrial Organisation“ (IO). Das „Arbeitspferd“ der IO: Cournot­Modell
179 Einführung VWL 2006/07
5.3.1 Cournot-Modell
p Modell beschreibt in der einfachsten Variante das Verhalten von zwei Anbietern n n n Man spricht von einem Duopol. Die strategische Variable der Unternehmen ist die Produktionsmenge (q 1 und q 2 ). Der Preis bildet sich am Markt in Abhängigkeit von der Gesamtmenge p Inverse Nachfrage:
p = p (q 1 , q 2 ) Gewinn von Unternehmen i:
p i (q 1 , q 2 ) = p (q 1 , q 2 )q i - C (q i ) , i = 1 , 2 p Dabei sind C(q) die Kosten für die Produktion von q
180 Einführung VWL 2006/07 Cournot­Modell Reaktionsfunktion [R j (q i )]: Ordnet jeder Mengenentscheidung des i die jeweils beste Antwort des j zu: Gegeben q i , ist die beste Antwort das q j , bei dem der Gewinn des j maximal wird. Im Nash­GG muss gelten:
( )
R j (q * i ) = q * j Ri q * j = q * i Die Mengenentscheidung von i muss beste Antwort auf die Menge von j sein und die Menge von j muss gleichzeitig beste Antwort auf die Menge des i sein! Beste Antwort ist die Menge, die den Gewinn maximiert!
181 Einführung VWL 2006/07
Cournot­Modell Notwendige Bedingung für Gewinnmaximum:
p ii (R i (q j ), q j ) = 0 p ii (R i (q j ), q j ) = p (q i , q j ) - C i ¢(q i ) + q i p ¢(q i , q j ) = 0 1
424
3
142<0 43
(* ) (* * ) inf ram arg inal p Reaktionsfunktion bestimmt sich implizit aus (*). n Damit können wir das Implizite Funktionen Theorem anwenden, um etwas über die Steigung der Reaktionsfunktion zu erfahren:
i dR i p ij (R i (q j ), q j )
=
dq j - p i ii (R i (q j ), q j )
14243
< 0 (* * * ) 182 Einführung VWL 2006/07 Cournot­Modell
Damit hängt die Steigung der Reaktionsfunktion allein vom sign R ij = sign p ij i Vorzeichen des Zählers in (***) ab: Steigt der Grenzgewinn in q j : Reaktionsfunktion steigt ð Strategisches Komplement Bietet j mehr an, tut dies auch i. Fällt der Grenzgewinn in q j Reaktionsfunktion fällt ð Strategisches Substitut Je mehr j anbietet, um so weniger bietet i an. Dieser Fall ist für das Cournotmodell der relevante: à Bietet j die Wettbewerbsmenge (Maximalmenge) an: q i = 0 à Bietet j nichts an, wählt i die Monopolmenge! à Folglich wird die Reaktionsfunktion beider Spieler fallen 183 Einführung VWL 2006/07 Cournot­Modell
R 2 , q 2 q Wettbewerb R 1 q Monopol Cournot­Gleichgewicht R 2 q Monopol q Wettbewerb R 1 , q 1 184 Einführung VWL 2006/07
Cournot­Modell
Resultate: Für den Fall identischer Kosten und linearer Nachfrage gilt: p Bei zwei Anbietern wird insgesamt 2/3 der Menge S angeboten, die im Wettbewerbsfall resultiert. p Für n > 2 Anbieter resultiert die Gesamtangebotsmenge: 1 ö
æ
Q = ç 1 ÷ S è n + 1 ø
Mit wachsendem n nähert sich die Cournot­Menge der Wettbewerbsmenge 185 Einführung VWL 2006/07
5.3.2 Andere Oligopolmodelle
p Bertrand Modell n Unterschied zu Cournot: p Unternehmen entscheiden nicht über die Menge, die sie anbieten, sondern über den Preis. p Führt dazu, dass unter bestimmten Bedingungen Grenzkostenpreise resultieren. p Stackelberg Modell n n Ähnlich wie Cournot, aber Unternehmen entscheiden nacheinander p Stackelberg­Führer entscheidet zuerst, der zweite Anbieter passt sich der Entscheidung des ersten an. p Der zuerst zieht, hat hier einen strategischen Vorteil!
186 Einführung VWL 2006/07
5.4
Monopolistische Konkurrenz
Mankiw Kap. 17
p Monopolistische Konkurrenz ist charakterisiert durch: n n Große Zahl von Anbietern. Produktdifferenzierung p Die Anbieter bieten ähnliche, aber nicht gleiche Güter an § Bücher, CD, Waschmittel etc. n Freier Marktzugang p p Im Prinzip kann jedes Unternehmen ein neues Produkt erzeugen und auf den Markt eintreten Diese Marktform unterscheidet sich von allen bisher diskutierten, hat aber auch Elemente aller dieser Marktformen: n n n Wie im Wettbewerbsmarkt große Zahl von Anbietern Wie im Monopol kein Preisnehmerverhalten Wie im Oligopol eine fallende konjekturale Nachfrage
187 Einführung VWL 2006/07
Monopolistische Konkurrenz
p p Fallende Nachfrage nach dem differenzierten Gut eines Anbieters Angebotspunkt ermittelt durch GE = GK: Preis Grenzkosten Durchschnittskosten Preis Gewinn
Grenzerlös 188 Angebotsmenge Menge Einführung VWL 2006/07
Monopolistische Konkurrenz
p Kurzfristig entsteht ein Gewinn n p ähnlich wie im kurzfristigen Wettbewerbsgleichgewicht Dieser führt zu weiteren Markteintritten n Neue Anbieter bieten Substitute zu den vorhandenen Produkten an. p n n n Beispiel Schokoriegel: Früher gab es nur „Mars“ und „Nuts“ Führt dazu, dass sich die Nachfrage für den einzelnen Anbieter verringert, d.h. die konjekturale Nachfragekurve verschiebt sich nach links! Dieser Prozess dauert so lange an, wie Gewinne erzielt werden, d.h. das langfristige Gleichgewicht ist dann erreicht, wenn Preis = DK gilt und damit kein Gewinn mehr realisiert wird!
189 Einführung VWL 2006/07
Monopolistische Konkurrenz
Das langfristige Gleichgewicht: Grenzkosten Preis Durchschnittskosten Preis Effiziente Lösung: Grenzkostenpreis
Grenzerlös 190 Angebotsmenge Menge Einführung VWL 2006/07
Monopolistische Konkurrenz
p Wie ist die monopolistische Konkurrenz zu bewerten? n Klar: Das Effizienzziel wird verfehlt p Dazu wären Grenzkostenpreise notwendig n n n Aber: Produktdifferenzierung schließt die Entwicklung neuer Produkte ein! Dazu gibt es in der monopolistischen Konkurrenz offensichtlich starke Anreize! Der Wettbewerb als p Suchverfahren p Prozess der „schöpferischen Zerstörung“ n n wird durch das Modell gut abgebildet. Unter dem Aspekt der dynamischen Anreizwirkung ist deshalb die monopolistische Konkurrenz nicht so schlecht!
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