M E D I Z I N R E P O R T Kardiochirurgie versus Stenting Fo to: M edtr „Vergleichsstudien verfälschen die Realität“ onic G mb H sagte Haverich. Die Funktion der Klappen werde nicht beeinträchtigt. Die bisher verwendeten mechanischen und biologischen Klappenprothesen „wachsen“ nicht mit den Kindern mit, sodass mehrere Operationen erforderlich sind, bevor die endgültige Implantation einer Erwachsenen-Herzklappe erfolgen kann. Herzchirurgen kritisieren, dass viele Untersuchungen Die bioartifizielle Herzklappe wird aus Endothelzellen im Blut gewonnen nur Patienten mit geringem Risiko einschließen. und im Rahmen von Tissue Engineering hergestellt. In Deutschland liege das erzchirurgen haben vor falschen Auch DreigefäßerkrankunVerfahren, das vor zweieinhalb Jahren Erwartungen an Katheter-Eingrif- gen und/oder eine Stammdurch die Ethikkommission genehmigt fe zur Behandlung der koronaren stenose müssten unbedingt chirurgisch worden sei, beim Paul-Ehrlich-Institut Herzerkrankung gewarnt. Für fast alle behandelt werden, betonte Zerkowski. zur Prüfung vor, sagte Haverich. Seiner Patienten sei die Bypassoperation wei- Patienten sollten gemäß den Leitlinien Ansicht nach könnten in Deutschland terhin die richtige Behandlungsmetho- koronarer Herzkrankheit beraten und pro Jahr 200 Kinder mit Herzklappende, sagte der Herzchirurg Prof. Dr. med. über die Risiken und Lebensperspekti- fehler von diesem Verfahren profitieren. Hans-Reinhard Zerkowski (Universi- ven des jeweiligen Verfahrens informiert Sehr zufrieden über die Leistungen tätsspital Basel) bei der 35. Jahrestagung werden. der Herzchirurgie insgesamt äußerte der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Einen herausragenden Erfolg konnte sich DGTHG-Präsident Prof. Dr. med. Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) in eine Arbeitsgruppe der Medizinischen Arno Krian (Herzzentrum Duisburg). Hamburg. Hochschule Hannover unter der Lei- Der Leistungsstatistik 2005 der GeKardiologen wagten sich mit der tung von Prof. Dr. med. Axel Haverich sellschaft zufolge hätten sich diese auf Stent-Technologie an immer komplexe- vermelden. In Kooperation mit der Uni- einem hohen Niveau eingependelt. Die re Fälle, die bisher die Domäne der Sterblichkeitsrate liege bei knapp Herzchirurgen war. Inzwischen legte unter drei Prozent. „Wir halten eine Vielzahl von Studien eine Gleichdiese Zahl seit vielen Jahren, obwertigkeit der Stent-Implantation mit eiwohl wir mehr ältere Menschen, ner Bypassoperation bei der Behandmehr Rezidive und mehr Notlung der koronaren Herzerkrankung nafälle operieren“, betonte Krian. he. „Diese Studien erfassen aber nicht Deshalb müsse dies als Erfolg der den typischen Koronarpatienten und Herzchirurgie in Deutschland besind keinesfalls dazu geeignet, die brenwertet werden. nende Frage nach der Differenzial-IndiIm vergangenen Jahr waren kation dieser beiden Verfahren zu beantbereits 45 Prozent der Operierworten“, kritisierte Zerkowski. Dadurch ten älter als 70 Jahre; vor zehn werde die Wirklichkeit verfälscht, und Jahren waren es noch 25 Prozent. Patienten würden in die Irre geführt. 8,4 Prozent der operierten PatiViele der Vergleichsstudien, die er mit enten im Jahr 2005 waren sogar anderen Herzchirurgen ausgewertet hat älter als 80 Jahre, ein Viertel (Cardiac Surgery Today 2005; 2[2]: 43– waren Diabetiker. Die Gesamt55), würden nur „Low-Risk-Klientel“ zahl der Operationen blieb mit einbeziehen – also Patienten mit Ein- Bypassoperationen werden heute auch am schlagen- 119 000 in 2005 im Vergleich zum oder Zweigefäßerkrankungen und einer den Herzen vorgenommen (OPCAB-Verfahren). Vorjahr nahezu konstant. Die normalen Pumpfunktion des Herzens. Zahl isolierter Klappenopera„Diese Patienten profitieren ohnehin versitätsklinik Chisinau in Moldawien ist tionen nahm mit 19 000 in 2005 gegennicht von einer koronaren Bypassopera- es gelungen, neun Kindern eine nach- über dem Vorjahr um 1 400 Eingriffe zu. tion“, sagte Zerkowski. Zudem seien die wachsende Herzklappe erfolgreich zu Auch stieg die Zahl der implantierten meisten Kandidaten für Bypassopera- implantieren. „Die Herzklappen sind Herzschrittmacher gegenüber 2004 um tionen – die über 70-Jährigen und vor al- sehr gut eingewachsen. Bei den beiden 1 000 auf 11 000 und die der Defibrillem die über 75-Jährigen – in den Studi- damals neun- und zwölfjährigen Kin- latoren von 7 000 auf 9 000. Die Zahl der en außer Acht gelassen worden, bemän- dern, denen wir vor vier Jahren die Bypassoperationen sank zwar leicht, gelte er. Keinesfalls sollten Stents mit ersten Herzklappen eingesetzt haben, machte aber mit 67 000 Eingriffen imKatheter bei Patienten mit fortgeschrit- konnten wir ein Klappenwachstum von 18 mer noch den Löwenanteil der herzchirInga Niermann tener Erkrankung eingesetzt werden. beziehungsweise 25 Prozent feststellen“, urgischen Eingriffe aus. Foto: Aktion Meditech H A 520 ⏐ Jg. 103⏐ ⏐ Heft 9⏐ ⏐ 3. März 2006 Deutsches Ärzteblatt⏐