Fragen zu Kapitel 7: Somatoforme und Dissoziative Störungen Was versteht man a) unter somatoformen und Es treten Klagen über körperliche Symptome auf, die auf einen körperlichen Defekt oder eine körperliche Dysfunktion hindeuten, ohne daß sich eine physiologische Erklärung bzw. Grundlage dafür finden läßt. Man nimmt an, daß sie mit eindeutigen psychischen Faktoren wie z.B. Angst in Zusammenhang stehen und daher keine physischen sondern Psychische Ursachen haben. (Vor dem Erscheinen des DSM III werden diese Störungen unter Neurosen aufgeführt, da Angst als zugrundeliegendes Merkmal angesehen wurde. Ab der DSM III wurde jedoch auf Annahmen über die Ätiologie verzichtet/Theoriefreiheit) b) unter dissoziativen Störungen? Dissoziative Störungen sind seltene, dramatische und plötzliche Änderungen in Bewußtsein, Gedächtnis und Identität. (Vollkommene Amnesie) Beide Störungen treten meist in Folge eines belastenden Ereignisses und der damit verbundenen Angst auf. (Vergewaltigung) Wie lauten die Kategorien des DSM IV für Somatoforme und Dissoziative Störungen? Somatoforme Störungen: Dissoziative Störungen: Annette Lenz, Tanja Ley & Marco Paukert Konversionsstörungen Somatisierungsstörungen Schmerzstörungen Körperdysmorphe Störungen Hypochondrie Dissoziative Amnesie Dissoziative Fugue Dissoziative Identitätsstörung (frühe Multiple PKS) Depersonalisationsstörung 1 Kurze Erläuterungen zu denjenigen Somatoformen Störungen, über die weniger bekannt ist und auf die deshalb nachfolgend nicht näher eingegangen wird: Zu Schmerzstörungen: Keine körperlichen Ursachen für starke, anhaltende Schmerzen feststellbar. Problem der Subjektivität von Schmerzerfahrungen: Schmerz ist nicht nur eine sensorische Erfahrung (Sehen, Hören) sondern ein psychisch beeinflußbares Phänomen. Somatoforme Schmerzen sind also ggü. normalen schwer abzugrenzen. Zu Körperdysmorphen Störungen: Der Betroffene beschäftigt sich intensiv mit einem eingebildeten oder übertriebenen Mangel in seiner Erscheinung (Falten, schiefe Nase). Fließender Übergang zwischen Eitelkeit und Störung. Zu Hypochondrie: Allzu eingehende Furcht vor einer schweren Krankheit. Schwitzen, Husten, Bauchschmerzen etc. werden als Beleg gewertet, keine ärztliche Diagnose kann sie vom Gegenteil überzeugen. Keine deutliche Unterscheidung zu Somatisierungsstörungen (s.u.) möglich. Was versteht man unter Konversionsstörungen? - Begriff Konversion von Freud geprägt: verdrängte libidinöse Energie soll in sensumotorische Kanäle gelenkt werden und deren Funktion blockieren. Angst und seelischer Konflikt „konvertieren“ in körperliche Symptome. (Konverter = Gerät zum Umformen von Frequenzen; konvertieren = wechseln) - MUSKEL- ODER SINNESFUNKTIONEN sind beeinträchtigt, obwohl Organe und Neuromuskulärer Apparat selbst gesund sind. - Stellen sich gewöhnlich in stark belastenden Situationen ein. Erlauben es dem Patienten, bestimmte Tätigkeiten oder Verantwortungen zu meiden. Sichert Aufmerksamkeit. (Soldaten an der Front) Kranke scheinen heiter und nicht erpicht darauf zu sein, ihre Symptome los zu werden. Bei Frauen häufiger: 50 Patienten, 44 Frauen - Annette Lenz, Tanja Ley & Marco Paukert 2 Nennen sie Beispiele für klassische Konversionssymptome. Symptome lassen zunächst an eine neurologische Erkrankung denken: - Lähmungen der Arme oder Beine, Koordinationsstörungen, Prickeln Stechen oder Krabbeln auf der Haut,... Tunnelblick: eingeschränktes Gesichtsfeld Erblindung Anästhesie: Verlust oder Beeinträchtigung von Empfindungen Aphonie: Stimmverlust oder Flüstersprache Anosmie: Geruchssinn ist beeinträchtigt oder verloren gegangen Scheinschwangerschaft Welche Schwierigkeiten sind mit der Diagnose von Konversationsstörung verbunden? 1. Problem der Fehldiagnose! Laut verschiedener Untersuchungen leiden ca. 60% der Patienten mit dieser Diagnose unter tatsächlichen körperlichen Krankheiten!! (ZNS, Schlaganfall, Enzephalitis, Gehirntumor) Abgrenzung von konversionsbedingten Lähmungen oder sensorischen Dysfunktionen zu einer tatsächlich neurologisch bedingten Störung möglich, wenn die Lähmung anatomisch keinen Sinn ergibt: Handschuhanästhesie. Aber Vorsicht: Nerven laufen im Handgelenk durch einen Tunnel, der anschwellen und die Nerven einschnüren kann.) 2. Abgrenzung zu Störungen - weiteren Kategorien des DSM IV: Simulation und vorgetäuschte Abgrenzung Simulation: konversionsähnliche Symptome stehen unter willentlicher Kontrolle, wird bei Konversionsstörungen nicht angenommen. Abgrenzung Simulation - vorgetäuschte Störungen: Bei vorgetäuschte Störungen ist im Gegensatz zu Simulation die Motivation unklar. Wie lassen sich Somatisierungsstörungen Konversionsstörungen abgrenzen? definitorisch von Konversionsstörungen beziehen sich nur auf Beeinträchtigungen im Bereich von Muskeloder Sinnesfunktionen. Der Begriff Somatisierungsstörungen ist weiter gefaßt und bezieht sich auf vielgestaltige körperliche Beschwerden, Konversionsstörungen eingeschlossen. Annette Lenz, Tanja Ley & Marco Paukert 3 Wie wird die Ätiologie Somatoformer Psychoanalytischen Theorie dargestellt? Störungen aus Sicht der Während der Behandlung von Konversationsstörungen entwickelte Freud die wesentlichen Konzepte der Psychoanalyse. Konversionssyndrome boten die Gelegenheit, das Konzept des Unbewußten einzuführen. 1. In ihren „Studien über Hysterie“ nahmen Breuer & Freud einen Zusammenhang zwischen traumatischen Ereignissen und spezifischen Konversionssymptomen an: Die Ursache liegt demnach in einer Erfahrung, die starke emotionale Erregung auslöste. Diese Erregung gelangte aber nicht zum Ausdruck –weil sie a) zu belastend und deshalb vom Bewußtsein nicht zugelassen wurde, oder b) in einem abnormen psychischen Zustand wie Trance erlebt wurde. Die Erinnerung an dieses Ereignis wurde vom Bewußtsein ausgeschlossen. 2. In der später formulierten Theorie waren sexuelle Triebregungen vorrangig, insbesondere ein ungelöster Elektra-Komplex galt als ursächlich für die Entstehung eines Konversionssyndroms: Inzestuöse Bindung des Mädchens an den Vater Verdrängung der frühen Triebimpulse Sexualität erlangt übermäßige Bedeutung Vermeidung jeglicher Gedanken an Sex Später: jedes sexuelle Ereignis ruft Erinnerungen wach diese werden in körperliche Symptome konvertiert Primärgewinn: Vermeiden früher verdrängter Es-Impulse Möglicher Sekundärgewinn: entkommen momentan unliebsamer Lebenssituation Wie lautet die psychodynamische Interpretation nach Sackheim, Nordlie und Gur? Zwei Phasen einer defensiven Reaktion: 1. Wahrnehmungsbilder visueller Reize werden vom Bewußtsein ferngehalten. Die Betroffenen erleben sich als blind. 2. Den Wahrnehmungsbildern wird auch weiterhin Information entnommen. Ob die Betroffenen sich weiterhin Zugang zu diesen Informationen erlauben, hängt von Persönlichkeitsfaktoren und Motivation ab. Was ist die Konversionsreaktion nach Ansicht der Verhaltenstheorie? 1. Die Konversionsreaktion ist der Versuch, sich so zu verhalten, wie sich in der Vorstellung der Betroffenen jemand mit einer motorisch und sensorisch beeinträchtigenden Krankheit verhalten würde. Annette Lenz, Tanja Ley & Marco Paukert 4 2. zumindest bei der Somatisierungsstörung geht man davon aus, dass die verschiedenen Schmerzen, Dysfunktionen und Beeinträchtigungen Symptom einer unrealistischen Angst sind, die sich in bestimmten Körpersystemen niederschlägt. Ist dieses Verhalten möglich? Ja. Unter Hypnose können Lähmungen, Blindheit und Analgesien induziert werden. Unter welchen Bedingungen ist ein solches Verhalten am wahrscheinlichsten? 1. Die Person muss Ehrfahrungen mit der entsprechenden Rolle haben. 2. Das Rollenverhalten muss belohnt werden. Welche Theorien wurden im Rahmen der soziokulturellen Theorien zur Konversionsstörung entwickelt? Die Konversionsstörung war in Österreich und Frankreich im letzten Jahrhundert sehr häufig und nahm mit Beginn dieses Jahrhunderts ab. Es besteht die Annahme, dass die unterdrückende Einstellung zur Sexualität die Auftretenswahrscheinlichkeit der Konversionsstörung erhöht hat. Belege dafür wurden in den USA gefunden. Eine Alternativerklärung ist, dass eine zunehmende Kenntnis über eine Krankheit zu einer geringeren Auftretenswahrscheinlichkeit führt. Zu welchen Ergebnissen kam die Zwillingsforschung? Es gibt soweit keine Hinweise, dass genetische Faktoren an der Entstehung der Konversionsstörung beteiligt sind. Welche Therapieansätze gibt es im Bereich der somatoformen Störungen? 1. Psychoanalyse: die meisten von Freuds Patientinnen litten darunter. Die „Redekur“ sollte die massive Verdrängung der psychischen Energie, die sich in somatischen Symptomen manifestiert, lösen. Methoden sind die Katharsis, freie Assoziation und Techniken zur Aufhebung der Verdrängung. Die Effektivität ist niedrig, die Patienten machen sich höchstens weniger Sorgen. 2. Verhaltenstherapie: a. das mit der Somatisierungsstörung einhergehende Angstniveau kann durch Systematische Desensibilisierung oder einer kognitiven Therapie reduziert werden. Mit der Reduzierung von Angst müssten auch die körperlichen Symptome verschwinden. b. Hat sich eine Familie mit dem Symptom schon arrangiert und stützt eventuell die Störung, so kann eine Familientherapie helfen. c. Soziales Training kann helfen, den Fokus von der Krankheit auf die eigenen Fähigkeiten zu lenken. Annette Lenz, Tanja Ley & Marco Paukert 5 Warum ist über die Wirksamkeit der unterschiedlichen Behandlungsformen so wenig bekannt? Aufgrund der Symptomatik gehen Menschen mit somatoformen Störungen zunächst zu einem normalen Arzt, da sie ihre Probleme somatisch definieren. Psychologische Erklärungen werden nicht angenommen und eine Weiterbehandlung bei einem Psychotherapeuten ist eher selten. Da solche Patienten sehr beharrlich sein können, geben Mediziner häufig dann doch ein Medikament zur Linderung der somatischen Beschwerden. Was ist allen Dissoziativen Störungen gemeinsam? ... eine plötzliche, zeitlich begrenzte Änderung der normalen integrativen Funktionen des Bewusstseins, der Identität oder des motorischen Verhaltens. Wichtige Ereignisse können nicht erinnert werden, die gewohnte Identität geht zeitweilig verloren oder wird komplett geändert. Wie ist die Dissoziative Amnesie definiert? Plötzlich einsetzende Unfähigkeit, wichtige Daten zu erinnern. Tritt meist nach starken Belastungen auf. Amnesie betrifft häufig einen begrenzten Zeitraum nach der Belastung. 1. häufig: alle Ereignisse nach der Belastung werden nicht erinnert 2. selten: selektive Amnesie: nur einige Ereignisse können nicht erinnert werden 3. sehr selten: vollständige Amnesie: Amnesie erstreckt sich auf das ganze Leben Die amnestische Periode kann Stunden bis Jahre dauern. Die Wiederherstellung der Erinnerungsleistung geschieht genauso plötzlich wie der Verlust statt gefunden hat. Die vollkommene Wiederherstellung ist fast die Regel. Worin besteht der Unterschied zur Vergesslichkeit oder zu organisch bedingten Gedächtnisverlust? Die Erinnerungslücken sind größer, als dass man sie mit einer normalen Vergesslichkeit erklären könnte. Bei einer organisch bedingten psychischen Störung lässt die Gedächtnisleistung langsam nach und ist unabhängig von belastenden Ereignissen. Wie verhält sich jemand während einer Dissoziativen Fugue? Der Patient erleidet eine vollständige Amnesie, ändert vollständig die Identität und verlässt Heim und Arbeitsplatz. Der Betroffene kann sogar ein neues Zuhause, einen neuen Namen und neue Persönlichkeitszüge annehmen, ohne jede Erinnerung an das vorige Leben. Annette Lenz, Tanja Ley & Marco Paukert 6 Die Wiederherstellung ist vollständig und an das vorige Leben besteht keine Erinnerung. Dissoziative Identitätsstörung Welche andere Bezeichung gibt es noch für die Dissoziative Identitätsstörung? Multiple Persönlichkeit Welche Symptome/Hauptmerkmale nennt der DSM4? Existenz zweier oder mehr verschiedener Persönlichkeiten innerhalb eines Individuums. Jede dieser Persönlichkeiten hat ihre eigene Lebensform, Gefühle und Verhaltensmuster, die unabhängig voneinander und zu verschiedenen Zeiten dominant sind. Erinnerungslücken sind üblich, weil die eine Persönlichkeit keinerlei Zugang zur anderen hat. Die Existenz der verschiedenen Persönlichkeiten muß chronisch und gravierend sein und darf nicht auf Drogeneinnahme zurückgeführt werden. Die Persönlichkeiten sind gewöhnlich sehr verschieden (Brille tragend, Allergien). Ursprüngliche Persönlichkeit und Subpersönlichkeiten sind sich der zeitlichen Lücken bewußt, und die Stimmen der einen können ins Bewußtsein der anderen dringen, ohnde daß diese wissen, wem diese Stimmen gehören Wann bricht die Störung aus bzw. wann wird sie üblicherweise diagnostiziert? Sie bricht in der frühen Kindheit aus, wird aber meist erst in der Adoleszenz diagnostiziert. Wie sieht der Verlauf der Erkrankung aus? Die Störung weist einen chronischer Verlauf auf und wirkt sich gravierender als die Dissoziative Amnesie und die Dissoziative Fugue auf die Person aus. Die Wiederherstellung ist meist weniger vollständig. Wer wird betroffen? Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Welche weiteren Störungen liegen oftmals gleichzeitig vor (Komorbidität)? Depression, Borderline-Persönlichkeitsstörung, Somatisierungsstörung; begleitet wird die Störung oftmals von Kopfschmerzen, Substanzmißbrauch, Phobien, Suizidgedanken und/oder selbstzerstörerischem Verhalten. Warum wurde die Dissoziative Identitätsstörung beispielsweise im Zeitraum von18921920 oder in den 70-iger Jahren häufiger diagnostiziert als zu anderen Zeiten? Das kann auf Änderungen in der diagnostischen Praxis z.B. Veränderungen der diagnostischen Kriterien DSM 3 und DSM 4 (nach DSM 3 R ist die Amnesie der Persönlichkeiten füreinander nicht notwendig) zurückgeführt werden. Des weiteren spielt das öffentliche Interesse eine bedeutende Rolle, da bei erhöhter Popularität dieses Konzepts auch mehr publiziert und diskutiert wird. Weiter Einflußgröße ist allerdings auch die fehlende Abgrenzung und Unterscheidung zur Schizophrenie. Wie sieht die Abgrenzung der Dissoziativen Identätsstörung zur Schizophrenie aus? Schizophrenie: Spaltung von Kognition und Affekt bizarres Verhalten, Dissoziative Identitätsstörung: Spaltung innerhalb der Person, mehrere Persönlichkeiten innerhalb eines Körpers Zusätzlich! Kennt ihr Falllstudien? Chris Sizemore „drei Gesichter der Eve“ aufgeschrieben von dem Psychiater R. F. Jeans (1976), Publikation von Sybil über einer Person mit 16 Persönlichkeiten, Eve White Depersonalisationsstörung (Wahrnehmung der eigenen Person ist verändert) Welche Symptome/Hauptmerkmale werden im DSM4 genannt? befremdende und abrupte Änderung von Selbstwahrnehmung und Selbsterleben, fehlende Gedächtnisstörung (obwohl Bedingung für Dissoziative Störung nach dem DSM4), Betroffene verlieren ganz plötzlich das Gefühl für sich selbst, ihre Glieder scheinen sich auszudehnen oder zu Annette Lenz, Tanja Ley & Marco Paukert 7 schrumpfen oder sich haben das Gefühl sich außerhalb ihres Körpers zu befinden und sich selbst aus der Entfernung zu betrachten, manchmal kommen sie sich ganz mechanisch vor, haben das Gefühl sie und andere seien Roboter. Oder sie bewegen sich wie im Traum, in einer Welt, die unwirklich geworden ist; Gefühl „als ob“ (differentialdiagnostisch zur Schizophrenie) Ätiologie Dissoziativer Störungen Was erklärt der psychoanalytische Ansatz die Störung? Bei der Dissoziativen Störung spaltet sich ein Teil des Bewußtseins vom anderen ab, die verschiedenen Formen sind ätiologisch verwandt und gehen auf eine massive Verdrängung unannehmbarer, unfantiler sexueller Wünsche während der ödipalen Phase zurück (also Ereignisse und Aspekte des eigenen Selbst); im Erwachsenenalter nimmt dieses ödipale Verlangen an Stärke zu, bis es sich schließlich, häufig in einem impulsiven sexuellen Akt, entlädt; die normale Form der Verdrängung reicht nicht mehr aus, das Ereignis muß völlig aus dem Bewußtsein gelöscht werden; die Betroffenen spalten einen ganzen Teil ihrer Persönlichkeit vom Bewußtsein ab oder geben diesem abgespalteten Teil ihrer selbst eine neue Identität Welche Ursachen gibt der lerntheoretische Ansatz an? Vermeidungsreaktionen (motiviert durch Angst) auf sehr belastende Ereignisse Welche Erklärung hat der Ansatz von Bliss (1980) für die Ätiologie der Dissoziativen Störungen? Die D.I. entsteht in der Kindheit durch Selbsthypnose. Für diese Hypothese gibt es zwei Belege: Personen mit D.I. sind leicht zu hypnotisieren, Personen wurden in Kindheit stark traumatisiert Vor welchem Hintergrund ist die Ätiologie immer zu beurteilen ( beispielsweise Freud´s Verführungstheorie)? Und welche Rolle spielen kulturelle Randbedingungen bei der Untersuchung von Störungen? Freud´s Verführungstheorie besagt, daß Kinder, insbesondere Mädchen, dem Mißbrauch von Eltern, aber auch anderen Personen ausgesetzt seien. Diese Theorie hat er wieder fallengelassen, weil diese Theorie zur damaligen Zeit zu provokant gewesen ist. Heutzutage sprechen die gesammelten Daten zu Kindesmißbrauch für diese Theorie. Kulturellen Randbedingungen stellen also wichtige Faktoren bei der Untersuchung von Störungen dar, insofern als das sie determinieren, welche Perspektive eingenommen werden kann. Therapie Dissoziativer Störungen Welche Ansätze dominieren in der Behandlung der Dissoziativen Störungen und warum? Die D.I. ist ein Beleg für die Plausibilität des Freudschen Verdrängungskonzepts, so daß die psychoanalytische Behandlungsweise „Aufhebung der Verdrängung“ bei dieser klinischen Störung weit verbreitet ist. Wie wird die Dissoziative Identitätsstörung therapiert? Verlorengegangene Erinnerungen lassen sich wiederfinden, wenn PatientInnen ihre Lebensgeschichte erzählen oder mit einer modifizierten Technik der freien Assoziation arbeiten. Des weiteren sind Abstand von seiner belastenden Umgebung, Ruhe, ein unterstützendes Umfeld und Ermutigung nötig. Hypnose wird verwandt, um Zugang zu verborgenen Teilen des Bewußtseins zu finden (Identitäten, Ereignissen, Trauma). Manchmal werden Medikamente verwendet (Natriumamytal, Amobarbital), um Wahrheitserinnerungen zu fördern. Die Wirksamkeit dieser Vorgehensweise ist aber nicht empirisch belegt. Auch das Training von besseren Bewältigungsmöglichkeiten wird eingesetzt. Welche Übereinstimmungen der verschiedenen theoretischen Richtungen bestehen hinsichtlich der Behandlung D.I. (globales Ziel)? Es wird sich auf die mit den verlorenen Erinnerungen verbundene Angst konzentriert. Betroffene sollen davon überzeugt werden, Annette Lenz, Tanja Ley & Marco Paukert 8 daß das Vergessen oder die Spaltung in verschiedene Persönlichkeiten nicht mehr nötig ist. Gemeinsamkeiten der theoretischen Richtungen: 1. Integration der verschiedenen Persönlichkeiten 2. Jeder Persönlichkeit muß geholfen werden zu verstehen, daß sie Teil der Persönlichkeit ist 3. Namen der verschiedenen Persönlichkeiten sollten nur zur Kennzeichnung genutzt werden, nicht zur Bestätigung und Festigung autonom existierender Persönlichkeiten 4. alle Persönlichkeiten sollten unvoreingenommen und mit Empathie behandelt werden 5. TherapeutIn soll die Empathie und die Zusammenarbeit zwischen den Persönlichkeiten unterstützen 6. Unterstützung und Freundlichkeit sind gefordert, wenn es um das traumatische Kindheitserlebnis geht, das möglicherweise die Spaltung auslöste Annette Lenz, Tanja Ley & Marco Paukert 9