Konzept zur Förderung von Kindern nichtdeutscher Herkunftssprache Deutsch als Zweitsprache Wermelskirchen Jahnstr. 13 42929 Wermelskirchen GGS SCHWANENSCHULE – KONZEPT ZUR FÖRDERUNG VON KINDERN NICHTDEUTSCHER HERKUNFTSSPRACHE Inhaltsverzeichnis Seite 1. Einleitung 3 2. Analyse des Standortes 2.1 Rahmenbedingungen 2.2 Richtlinien für die Grundschule in NRW 4 4 5 3. Organisation der Fördermaßnahme 3.1 Fördermaßnahme 3.2 Förderdiagnostik 3.3 Förderprogramm 6 6 7 9 4. Anbindung an den Regelunterricht 11 5. Grundsätze des DaZ-Förderunterrichts 5.1 Methodisch – didaktische Ansätze 5.2 Didaktisch – methodische Zielsetzung 5.3 Sprachliche Lernvoraussetzungen bei Kindern mit Migrationshintergrund 5.4 Spracherwerbsstadien ausländischer Kinder 5.5 Zweitspracherwerb 5.6 Förderung von Zweisprachigkeit im unterrichtlichen Kontext 5.7 Erklärungsmodelle des Zweitspracherwerbs 5.8 Störungen des Erwerbsprozesses 12 12 15 6. Didaktische Modelle 22 7. Zusammenarbeit mit außerschulischen Organisationen und Fördereinrichtungen 23 8. Elternarbeit 23 9. Schulinterne Evaluation 24 10. Ausblick 25 11. Literatur 26 17 18 19 19 20 21 ANHANG 2 SPORTFÖRDERUNTERRICHT 1. Einleitung Gute Sprachkenntnisse in der Schulsprache Deutsch sind eine grundlegende Voraussetzung für zukünftigen Bildungserfolg. Die sprachliche Entwicklung der Kinder hängt entscheidend davon ab, in welcher sprachlichen Umgebung sie aufwachsen. Wenn in einer Familie nur das Nötigste gesprochen wird und Kinder keine Gesprächspartner finden, um über ihre Erfahrungen, Beobachtungen und Gefühle zu sprechen verzögert sich die sprachliche Entwicklung (vgl. ILLNER in Christiani 2004, S. 36ff.). Kinder mit Migrationshintergrund lernen Deutsch als zweite Sprache. Die Zweitsprache Deutsch hat für die Kinder wegen ihres Lebens in Deutschland eine große Bedeutung, die sie fast mit der Erstsprache auf eine Stufe stellt: Alltagskommunikation Intensität absolviert Prozesse der müssen mit werden Persönlichkeitsentwicklung der Sozialisation, der wie Kinder der gleichen in der sowie Kognition, Souveränität und Erstsprache. Die die gesellschaftliche Handlungsfähigkeit sind sehr eng mit der Kompetenz der zweiten Sprache verknüpft; Schulerfolg, Berufsqualifikation und selbstständige Lebensgestaltung hängen von ihr ab (vgl. ENGIN 2004, S. 7). Die Feststellung der Schulfähigkeit sowie der Sprachkenntnisse in der Erst- und der Zweitsprache bei Kindern mit Migrationshintergrund gestaltet sich auf Grund der oft fehlenden Sprachkenntnisse in Deutsch komplexer. Die Gründe dafür lassen sich in den Besonderheiten der sprachlichen Entwicklung zweisprachiger Kinder finden. Diese Kinder haben andere sprachliche Eingangsvoraussetzungen als einsprachige Kinder, da Deutsch nicht die Sprache ihrer kognitiv sprachlichen Entwicklung ist. Bis zu ihrem sechsten Lebensjahr machen einige dieser Kinder erste Erfahrungen mit der deutschen Sprache auf dem Spielplatz, beim Medienkonsum oder beim Einkaufen zusammen mit ihren Eltern oder finden im Kindergarten einen systematischeren Zugang zum Deutschen. 3 SPORTFÖRDERUNTERRICHT Allerdings kann keine vorschulische Sprachförderung das nachholen, was Kinder mit deutscher Muttersprache bis zum Schuleintritt an Entwicklung im Deutschen vollzogen haben. (vgl. ILLNER in Christiani 2004, S. 40) Dieses Förderkonzept der Schwanenschule richtet sich an Schülerinnen und Schüler, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Es ist unser Ziel, ihre Sprachkompetenz zu erweitern und sie bestmöglich in ihrem mündlichen und schriftlichen Sprachgebrauch zu fördern. In dieser Fördermaßnahme wird es den Kindern ermöglicht, erfolgreicher am regulären Klassenunterricht teilzunehmen und sich besser in ihrem außerschulischen Lebensumfeld zurecht zu finden. Durch innere und äußere Differenzierung berücksichtigen wir den unterschiedlichen Sprachstand der Kinder, welcher durch spezielle Testverfahren genau analysiert und eingestuft werden kann. Sie Unterrichtsangeboten erhalten gezielten in den dafür Sprachunterricht in vorgesehenen Deutsch als Zweitsprache. Zusätzliche differenzierende Maßnahmen berücksichtigen die unterschiedlichen Lernweisen in der Erst- und Zweitsprache und fördern auch im Regelunterricht die Sprachentwicklung der Kinder. 2. Analyse des Standortes 2.1 Rahmenbedingungen In Nordrhein-Westfalen besuchten laut Schulstatistik im Schuljahr 2004 über 126.000 Schülerinnen und Schüler mit nichtdeutscher Muttersprache die allgemeinbildenden Schulen. Das entsprach einem Anteil von ca. 15,5 % der gesamten Schülerschaft. Diese Kinder sind entweder hier geboren oder zu unterschiedlichen Zeitpunkten und aus verschiedenen Gründen aus der ganzen Welt zugewandert. Sie besitzen die deutsche Staatsbürgerschaft, eine ausländische oder die Doppelstaatsbürgerschaft. Ihre Lebenserfahrungen und die mitgebrachten schulischen Vorkenntnisse sind ebenso unterschiedlich wie ihre Erstsprachen. Weiterhin sind alle Kinder unterschiedlich kulturell, religiös und familiär geprägt. 4 SPORTFÖRDERUNTERRICHT Die meisten Einwandererfamilien richten sich auf ein dauerhaftes Leben in Deutschland ein. Bildungsgang, entspricht. der Ihnen Ihre Kinder ihren soll die haben Begabungen, einen Anspruch Fähigkeiten Unterstützung geboten und auf einen Neigungen werden, die sie brauchen, um aufbauend auf ihre mitgebrachten Vorkenntnisse und Lebenserfahrungen in Deutschland erfolgreich die Schulen besuchen zu können. Daraus ergibt sich ein Integrationsauftrag, dem man an der Schwanenschule mit dem Förderkonzept für DaZ-Gruppen nachgehen möchte. 2.2. Richtlinien für die Grundschule in NRW Zur Integration bzw. Förderung von Kindern mit einer nichtdeutschen Muttersprache ist folgendes in den Richtlinien verankert (vgl. Richtlinien Punkt 3.1, Differenzierung , Individualisierung und Förderung, Seite 14): „Kinder, die vor dem Eintritt in die Grundschule keine ausreichenden Anregungen zur Entwicklung ihrer Sprachkompetenz erhalten haben, werden durch schulische Fördermaßnahmen soweit unterstützt, dass sie im Unterricht mitarbeiten können. Das betrifft Kinder, die in einer spracharmen Umgebung aufwachsen und vor allem jene Kinder, deren Muttersprache oder Herkunftssprache nicht Deutsch ist.“ In Anlehnung an den Lehrplan für die Grundschule in Schleswig Holstein sollten folgende Aspekte beim Integrationsauftrag berücksichtigt werden (vgl. S. 55ff): Bei Schülerinnen und Schülern mit einer anderen Muttersprache sollte zunächst sichergestellt werden, dass die organisch bedingten Voraussetzungen gegeben sind (Sehtest, Hörtest...), um in der Schule erfolgreich mitarbeiten zu können. Weiterhin sollte anhand von speziellen Anweisungen überprüft werden, wie weit das Hörverstehen reicht. Sprachliche Fähigkeiten, die Sprechbereitschaft und der Redeanteil innerhalb einer Gruppe sollten von der Lehrkraft gezielt beobachtet und gefördert werden. Bei zweisprachig Muttersprache aufwachsenden alphabetisiert Kindern wurden, soll die auf schon die in der kontrastive 5 SPORTFÖRDERUNTERRICHT Unterscheidung der sprachlichen Zeichen in der Muttersprache sowie in der Zweitsprache Deutsch geachtet werden. Zweisprachige besonderer Kinder bedürfen Aufmerksamkeit, auch denn sie im Bereich müssen Schreiben lernen, die Rechtschreibregelungen ihrer beiden Sprachen zu trennen. 3. Organisation der Fördermaßnahme 3.1. Fördermaßnahme Die Einteilung der DaZ-Gruppen erfolgt nach der Einteilung des SFD in drei Sprachgruppen (vgl. SFD 1, S. 8): Sprachgruppe Beschreibung der Fördermaßnahmen I Das Kind ist nicht in der Lage, dem Regelunterricht angemessen zu folgen. Es sollte in einem Vorbereitungskurs oder einer vergleichbaren Fördermaßnahme in Deutsch als Zweitsprache unterrichtet werden. II Das Kind kann dem Regelunterricht teilweise bis überwiegend folgen. Es benötigt zusätzlich eine Förderung im Fach Deutsch als Zweitsprache. Ein Kind dieser Sprachgruppe kann schon etliches verstehen und sich mitteilen, zeigt jedoch deutliche Schwächen im Wortschatz und in der Grammatik, die auch im qualitativen Teil (Bildergeschichte) sichtbar werden. Es wird häufig überschätzt und vernachlässigt, weil es sich umgangssprachlich schon einigermaßen ausdrücken kann. Es erfasst Zusammenhänge nur teilweise und nach dem Prinzip des Ratens. Seine permanente Verunsicherung im Umgang mit der deutschen Hochsprache führt zu Aufmerksamkeitsstörungen, Lernproblemen und wegen der Selbstwert-Kränkung in der Folge oft zu Verhaltensschwierigkeiten. III Das Kind kann dem Unterricht in angemessener Weise folgen. Die Sprachförderung kann binnendifferenziert geschehen. Eventuelle Teilschwächen sind zu berücksichtigen. Schülerinnen und Schüler ohne oder mit nur geringen Deutschkenntnissen werden mit bis zu acht Wochenstunden in der DAZ 1-Gruppe beschult. Um 6 SPORTFÖRDERUNTERRICHT eine genauere Einstufung des Sprachstandes der Kinder zu erhalten, wird der SFD zu Beginn der Fördermaßnahme durchgeführt. Ziel der Förderung ist primär der Aufbau des Grundwortschatzes, damit eine Verständigung und aktive Teilnahme am Unterricht möglich wird. Die Förderung der übrigen Kinder, die sich in den Sprachstandsgruppen DaZ 2 und DaZ 3 befinden, beginnend mit der flexiblen Eingangsstufe bis Klasse 4, erfolgt im Rahmen von zwei Wochenstunden. Damit jedes Kind auch eine individuelle Förderung im Schriftspracherwerb bekommen kann, werden alle Schülerinnen und Schüler ab Mitte des ersten Schulbesuchsjahres mit der “Hamburger Schreibprobe“ getestet. Die Ergebnisse ermöglichen eine individuelle Förderung der Rechtschreibstrategien und ein detailliertes Eingehen auf spezifische Rechtschreibschwierigkeiten. Für alle Schülerinnen und Schülerinnen und Schülerinnen und Schüler werden Beobachtungsbögen entwickelt, die Informationen über den Lernstand und Fördermaßnahmen geben (siehe Anhang). Der Unterricht berücksichtigt dabei die besonderen Lernbedingungen und kulturspezifischen Perspektiven der Kinder, die Deutsch als Zweitsprache erwerben. Den Kindern werden differenzierte Zugänge zur deutschen Sprache vermittelt, indem auf ihre individuellen Sprachlernsituationen Rücksicht genommen wird und ihre Verständnisschwierigkeiten zum Anlass für eine individuelle Förderung genommen werden. Dies erfordert genaue Absprachen mit den jeweiligen Klassenlehrern, da die Förderstunden parallel zum regulären Klassenunterricht stattfinden. Um einen bestmöglichen Austausch mit den Klassenlehrerinnen und Klassenlehrern über das aktuelle Klassenthema zu erhalten und um eine genaue Dokumentation der Fördermaßnahmen im DaZ-Unterricht zu haben, werden Förderbögen benutzt (siehe Anhang). Zusätzlich erhalten die Schülerinnen und Schüler einmal wöchentlich muttersprachlichen Unterricht. 3.2 Förderdiagnostik Damit Kinder, die Deutsch als Zweitsprache sprechen oder neu erlernen in den notwendigen Bereichen gefördert werden können, ist es sinnvoll, mit einem geeigneten Verfahren den Sprachstand der Kinder in der Zweitsprache zu ermitteln. Für eine detaillierte und strukturierte Förderung der Kinder ist es wichtig, individuelle Rechtschreibstrategien, die phonologische Bewusstheit, die grammatischen Fähigkeiten und bei weiteren Lernschwierigkeiten auch die kognitiven Fähigkeiten zu überprüfen. Die hierbei gewonnenen Erkenntnisse werden als Grundlage für die anschließende Sprachförderung genutzt. Folgende Testverfahren werden an der Schwanenschule eingesetzt: 7 SPORTFÖRDERUNTERRICHT Fit in Deutsch Dieses Testverfahren Sprachstand der Entscheidungskriterien gibt einen Kinder vor über eine allgemeinen der Überblick Einschulung mögliche zusätzliche über und den bietet sprachliche Förderung. Eine Detaildiagnostik ist mit diesem Verfahren nicht möglich, da die drei Testblöcke nicht reliabel und nicht geeicht sind. Der Ablauf des Verfahrens teilt sich in zwei Stufen und drei Blöcke auf. Die beiden Stufen beinhalten das Elterngespräch und das Gespräch mit dem Kind. Die drei Blöcke decken eine Überprüfung des passiven Wortschatzes, das Aufgabenverständnis und die Verwendung von Präpositionen und den vorhandenen aktiven Wortschatzes ab. - Sprachstandsüberprüfung und Förderdiagnostik für Ausländerund Aussiedlerkinder (SFD 1-4) Die SFD ist ein standardisiertes, erprobtes, geeichtes Verfahren für die Ermittlung der Sprachkompetenz von Schulanfängern mit einer nicht deutschen Muttersprache. Die Materialsammlung ermöglicht eine Sprachstandsüberprüfung vom Zeitpunkt der Schulanmeldung bis zum 4. Schuljahr mit einer zusätzlichen Überprüfung in 14 Erstsprachen. Testbereiche sind: - Wortschatz - Farbenkenntnis - Präpositionen - Singular/Plural - Text- und Hörverständnis Die Kinder können nach den Testergebnissen in drei Fall- bzw. Sprachgruppen eingeteilt werden (siehe Punkt 3.1). 8 SPORTFÖRDERUNTERRICHT Die Hamburger Schreibprobe Dieses Testinstrument ermöglicht einen Einblick in die Rechtschreibstrategien – und schwierigkeiten der Kinder. - Rundgang durch Hörhausen Zur Überprüfung der phonologischen Bewusstheit der Kinder. - Evozierte Sprachdiagnose grammatischer Fähigkeiten (ESGRAF) - Die Kaufmann-Assesment-Battery for Children (K-ABC) Ermöglicht eine detaillierte Überprüfung der kognitiven Fähigkeiten 3.3 Förderprogramm Die Förderung der Kinder erfolgt ausschließlich nach den vorliegenden Testergebnissen. Die Schülerinnen und Schüler der flexiblen Eingangsstufe und auch neue Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund, die neu in ein drittes oder viertes Schuljahr kommen und Deutsch als zweite Sprache lernen, werden zu Beginn der Fördermaßnahme mit dem SFD getestet, um ihren Sprachstand einstufen zu können. Eine Überprüfung der Rechtschreibstrategien mit der Hamburger Schreibprobe (HSP) kann erst Mitte des ersten Schuljahres erfolgen, da die Schülerinnen und Schüler sich erst zu diesem Zeitraum der alphabetischen Schreibweise nähern. Die HSP wird mit allen Schülerinnen und Schülern zweimal im Schuljahr durchgeführt. Die Ergebnisse ermöglichen eine individuelle Förderung der Rechtschreibstrategien und ein detailliertes Eingehen auf spezifische Rechtschreibschwierigkeiten. Für alle Schülerinnen und Schüler werden Förderpläne entwickelt, die genaue Informationen über den Lernstand und Fördermaßnahmen geben (siehe Anhang). Die Förderpläne werden nach der Lernentwicklung der Kinder regelmäßig aktualisiert. Die Förderung erfolgt aus einer Kombination mit den Förderprogrammen der einzelnen Testverfahren, Materialien und Konzepte zur Sprachförderung, z.B. Materialien aus der DaZ-Box, das Demek–Konzept (Deutschlernen in mehrsprachigen Klassen der Grundschulen), DaZSoftware „Rosetta Stones“, Bildmaterialien zu verschiedenen Themen und Wortfeldern, Memory, Grammatik-Spiele etc.), die individuelles Lernen ermöglichen. Die Themenfelder des DaZ-Unterrichtes werden größtenteils an die Themen des Regelunterrichtes angepasst, um den Schülerinnen und Schülern Sicherheit im Regelunterricht geben zu können. Alle DaZUnterrichtsstunden finden in einem neu ausgestatteten Förderraum der Schwanenschule in Kleingruppen statt. Hier treffen die Kinder auf eine anregende Lernumgebung. Die Förderung berücksichtigt durch innere und äußere Differenzierung den individuellen Sprach- und Lernstand der 9 SPORTFÖRDERUNTERRICHT Kinder. Sie arbeiten entsprechend ihrer individuellen Lernvoraussetzungen und der erforderlichen Lernzeit zum Teil selbstständig an spezifisch vorbereiteten Arbeitsaufträgen in Organisationsformen mit innerer Differenzierung. Ziel ist es stets, leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler nicht zu überfordern und leistungsstärkere nicht zu unterfordern. Offene Unterrichtsformen ermöglichen durch differenzierte Aufgabenstellungen individuelle Förderung der Schülerinnen und Schüler. Selbstgesteuertes Lernen gemeinsame Lernprozesse und angeleitetes Lernen stehen in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander. Sie lernen miteinander zu arbeiten, aber auch, mit Rücksicht auf andere, selbstständig ihren Aufgaben nachzugehen. Bei allem kommt dem selbstgesteuerten Lernen eine besondere Bedeutung zu. Die Schülerinnen und Schüler lernen auf diese Weise, ihrem Lernalter und Lernstand entsprechend, sich richtig einzuschätzen, sich selbst anspruchsvolle Aufgaben und Ziele zu setzen, ihr Lernen zu planen und auch anhand eigener Kriterien zu überprüfen. So helfen wir ihnen, effiziente Lernstrategien und Lernkompetenz zu entwickeln. Durch ein vielseitiges Angebot an Unterrichtsmaterialien werden nach dem Konzept der sensorischen Integration alle Sinneskanäle der Kinder angesprochen. Folgende Ziele beinhaltet der Sprachunterricht der Lerngruppen: Stärkung der Ausdruckskraft, Verbesserung des mündlichen Sprachgebrauchs Erweiterung grammatische der Sprachkompetenz Strukturen (Wortschatz, insbesondere Satzmuster, Wortarten, Zeiten, Rechtschreibregeln sowie Satzbautraining) Befähigung zu aktiver mündlicher Mitarbeit im Klassenunterricht Anknüpfungen, an den im Unterricht besprochenen Themen Festigung und Vertiefung der Schreibfähigkeit sinnentnehmendes Lesen 4. Anbindung an den Regelunterricht Um eine effektive Förderung der Kinder mit Migrationshintergrund zu erreichen, muss ein regelmäßiger Austausch und Absprachen mit den Klassenlehrerinnen und Klassenlehrern über den individuellen Leistungsstand und die Lernentwicklung der Kinder, sowie aktuelle Unterrichtsinhalte stattfinden. 10 SPORTFÖRDERUNTERRICHT Ein transparenter, effektiver Austausch sollte folgende Themengebiete beinhalten: - Sprachstand des Kindes - Lern- und Arbeitsverhalten in der Fördergruppe und im Klassenverband - Sozialverhalten im Klassenverband und der Fördergruppe - Transparenz des Förderbedarfs - Gemeinsame Absprachen der Fördermöglichkeiten und –methoden - Absprachen mit den Klassenlehrern über aktuelle Lerninhalte- und themen - Absprachen bezüglich des verwendeten Lese- und Schreiblehrgangs und des Materials 5. Grundsätze des „Deutsch als Zweitsprache“- Förderunterrichts 5.1 Methodisch-didaktische Ansätze Insbesondere an Schulen mit einem hohen Anteil an Schülerinnen und Schülern nichtdeutscher Herkunftssprache, die in der Regel über einen heterogenen Sprachstand im Deutschen verfügen, ist die Aufgabe des Lehrers, diesen Umstand bei der Unterrichtsplanung zu berücksichtigen und in seine didaktisch-methodischen Entscheidungen einfließen zu lassen. Jede Unterrichtsstunde wird demnach zu einer DaZ-Förderstunde. Folgende zusammengefasste Ansätze bieten eine methodisch-didaktische Planungshilfe für den Lehrer. 1) Lernen in bedeutsamen Zusammenhängen Lebenswelt, Erlebnisse und Alltagerfahrungen der Schülerinnen und Schüler sollten einen zentralen Platz im Sprachlernprozess einnehmen. 2) Schule und Schulumgebung als authentischen Lernort nutzen Verstärktes Einbeziehen von außerschulischen Lernorten (z.B. Stadteilerkundungen) 3) Schule und Klassenraum als Orte interkulturellen Lernens 11 SPORTFÖRDERUNTERRICHT z.B. durch mehrsprachige Beschriftung aller schulischen Gegenstände, Lieder, die in mehreren Sprachen gesungen werden. 4) Mehrsprachigkeit aller Schülerinnen und Schüler einbeziehen Die Erstsprache miteinbeziehen, da sie einen bedeutenden Stellenwert zwischen dem familiären und dem schulischen Leben darstellt und das vermittelnde Element beider Erfahrungswelten darstellt. 5) Vorbild Lehrersprache Die Sprache des Lehrers ist mitunter das einzige Sprachvorbild der Kinder. Daher ist es wichtig, deutlich und langsam zu artikulieren. 6) Phonetische Bewusstheit entwickeln Sie bietet die Basis für eine altersangemessene Entwicklung von Rechtschreib- und Lesekompetenzen. (Anlauttabelle...) 7) Handlungsbegleitendes sprechen Alltägliche Situationen sollten genutzt und sprachlich begleitet werden (KIM Sprachkarten) 8) Fehler tolerieren Fehler sind zuallererst unvermeidbar und Zeichen und Ausdruck sprachlicher Lernleistungen auf dem Weg zur Sprachrichtigkeit und sind deshalb unbedingt zuzulassen. Sie müssen für einen individuellen Förderansatz analysiert werden (HSP) 9) Lernen mit allen Sinnen Um ganzheitliches Lernen zu ermöglichen müssen unterschiedliche Sinneskanäle der Kinder angesprochen werden. - z.B. Einsatz von Handpuppen nimmt den Kindern die Scheu vor dem Sprechen - Theater spielen nimmt durch vorgegebene Sprachmuster die Scheu vor dem Sprechen und stärkt das Selbstwertgefühl der Kinder 12 SPORTFÖRDERUNTERRICHT - Bilderbücher, Verse und Lieder ermöglichen mit dem Sprachanfänger mit der Nachahmung sprachlicher Muster korrekte Formen mündlich zu üben. - Das Kamishibai, ein japanisches Erzähltheater gibt Kindern die Möglichkeit mit Hilfe verschiedener Bilder freies mündliches Sprachhandeln zu üben. 10) Vermittlung der „Kulturtechnik“ Lesen (Klassenbücherei, Bilderbuchkino) - Erweiterung ihrer mündlichen Kommunikationskompetenz - Eröffnung von neuen Lebenswelten 11) Fragehaltung ermutigen Kinder nichtdeutscher Herkunftssprache geben sich im Schulalltag oft mit Halb-Verstandenem zufrieden. Sie sollten im DaZ-Förderunterricht Zeit für Nachfragen erhalten. Fragen zu formulieren ist eine wichtige Lernstrategie und sollte mit den Kindern geübt werden. 12) Selbstlerntechniken trainieren Vermittlung von Methoden, mit deren Hilfe Schülerinnen und Schüler selbstständig Wortschatz und sprachliche Strukturen aneignen können. Kompetenter Umgang mit Sachbüchern, Lexika, Wörterbüchern, Lernkartei, Computerprogrammen und auch Techniken der Selbstkontrolle müssen im Unterricht eingeübt werden. 13) Sprachanregende Lernumgebung schaffen Die Fähigkeit selbstständig mit verschiedenen Medien umzugehen, ermöglicht Schülerinnen und Schülern, Sprache kreativ zu erwerben. Dazu sind Medien aller Art wie Lernplakate, Bildmaterial, Bücher und Materialien für eine Lese- und Schreibwerkstatt sowie Spielsachen für jüngere Schülerinnen und Schüler, welche zum sprachlichen Handeln auffordern (z.B. Handpuppen). 14) Zusammenarbeit mit den Eltern 13 SPORTFÖRDERUNTERRICHT Eltern und andere Familienmitglieder spielen für den Spracherwerb bzw. den schulischen Erfolg der Kinder eine herausragende Rolle. Sie können die Kinder motivieren oder Lernfortschritte beobachten. Eltern sollten in die Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern einbezogen werden. Für Eltern mit geringen Deutschkenntnissen könnten evtl. Sprachkurse an der Schule angeboten werden. 15) Experten und Multiplikatoren einsetzen Die Einbeziehung von muttersprachlichen Helfern und Experten wirkt sich sehr positiv auf den Unterricht aus, da z.B. muttersprachliche Helfer (Familienmitglieder) Lesungen in der Muttersprache durchführen könnten und die Erstsprache der Kinder somit vertieft und wertgeschätzt wird. 5.2. Didaktisch – methodische Zielsetzung Der mündliche Sprachgebrauch nimmt in allen DaZ – Gruppen einen hohen Stellenwert ein. Der Gesprächskreis dient in jeder Stunde als Einstieg. In diesem entspannten Rahmen dürfen alle Kinder von ihren Erlebnissen berichten. In spielerischen Formen sollen die Schülerinnen und Schüler ausdrucksvolles, natürliches Sprechen erproben, dabei ihren Grundwortschatz aufbauen und deutliches Sprechen üben. Die Themenschwerpunkte orientieren sich an der Lebenswirklichkeit der Kinder und den aktuellen Unterrichtinhalten des Regelunterrichts. So können die Kinder schneller am regulären Unterricht aktiv teilnehmen. Kinder mit sprachlichen Entwicklungsverzögerungen erfahren Hilfe und Ermutigung, um ihr Vertrauen in sprachliches Können zu stärken und ihre Sprechbereitschaft zu wecken. Anknüpfend an die vor der Schulzeit erworbenen Spracherfahrungen weiterentwickeln, indem sie sollen Sprache die Kinder bewusster ihr Sprachgefühl wahrnehmen und reflektiert mit ihr umgehen lernen. Differenzen zwischen ihrer Sprache und der Standardsprache regen zum Vergleichen an. Der systematische Aufbau des deutschen Grundwortschatzes ermöglicht den Kindern Texte durch mündliches Sprachhandeln (z.B. das Erzählen mit 14 SPORTFÖRDERUNTERRICHT dem Erzähltheater) wiederzugeben und später mit Hilfe von Bildern in der deutschen Sprache zu verschriftlichen. Das Einführen in grammatische Strukturen ist die nächste darauf aufbauende Stufe. Die schriftlichsprachliche Kompetenz der Schülerinnen und Schülern aus der DaZ – Gruppe 2 und 3 wird in folgenden drei Punkten gefördert: Material aufbereiten, Texte umformen produktiv und kreativ schreiben beschreiben, analysieren und argumentieren Hier nimmt auch die Rechtschreibung eine zentrale Rolle ein. Das Beherrschen der Rechtschreibung hat etwas mit Lernen, Üben und Memorieren zu tun. Um eine genaue Analyse der Rechtschreibstrategien zu bekommen, sind alle DaZ-Schülerinnen und Schüler mit der Hamburger Schreibprobe getestet worden (vgl. Punkt 3.2). Hier bieten wir ihnen zahlreiche Übungsformen. Dabei ist es besonders wichtig, dass das Geschriebene oder zuvor Gelesene in seiner Bedeutung erfasst wurde. Das Curriculum umfasst folgende inhaltlichen Schwerpunke: Die Schwerpunkte des Curriculums DaZ 1 - Gruppe DaZ 2 - Gruppe DaZ 3 – Gruppe Aufbau eines Grundwortschatzes Wahrnehmungs- und Zuordnungsübungen Sprachspiele Üben einfacher Satzmuster Nomen (mit Begleiter in drei Farben unterteilt) und Verben Einfache Satzstrukturen Wortschatzerweiterungen (Vertiefung Wortarten, Einführung Adjektive) Formen der Modalverben und des Perfekts Einfache Satzstrukturen mit Modalverben und des Perfekts Verfassen kleinerer Texte Wortschatzerweiterung (alle Wortarten) Formen der Adjektive der 15 SPORTFÖRDERUNTERRICHT 5.3 Vertieftes Üben der Zeiten Einfache Nebensatzstrukturen Textproduktion und Überarbeitung Sprachliche Lernvoraussetzungen bei Kindern mit Migrationshintergrund Hier lässt sich nun Lernvoraussetzungen genauer Kinder betrachten, welche nichtdeutscher unterschiedlichen Herkunftssprache haben können, wenn sie eingeschult werden. Es lassen sich nach ILLNER 2004 generell fünf Spracherwerbstypen bei Bilingualen vergleichen: 1. Balanciert Zweisprachige Die Erst- und Zweitsprache wird auf etwa gleichem Niveau beherrscht. 2. Bilinguale mit dominanter Erst- oder Familiensprache Kinder sprechen beide Sprachen, bevorzugen aber die Familiensprache. 3. Bilinguale mit dominanter Zweitsprache Deutsch Die Kinder sprechen und verstehen beide Sprachen, sprechen aber lieber und häufiger deutsch. 4. Monolinguale Die Kinder verständigen sich nur in der Muttersprache. Sie beginnen erst mit dem Zweitspracherwerb und sprechen fast kein Deutsch. 5. Deutsch als Drittsprache Die Kinder, deren Familiensprache nicht die Verwaltungs- und Verkehrssprache des Landes ist, aus dem sie kommen, lernen die Verkehrssprache als Zweitsprache und Deutsch als Drittsprache. Die Kenntnisse in der Zweitsprache bleiben erhalten. Verschiedene Sprachstandsuntersuchungen, welche den Sprachstand von zweisprachigen türkisch-deutschen Grundschulkindern in der Erst16 SPORTFÖRDERUNTERRICHT und Zweitsprache näher betrachtet haben, kamen zu dem Ergebnis, dass die meisten Kinder im Durchschnitt im Türkischen einen höheren Sprachentwicklungsstand aufweisen als im Deutschen (vgl. ILLNER 2004, S. 42). 5.4 Spracherwerbsstadien ausländischer Kinder Charakteristika Stadium Stadium 1 - Stadium 2 - KEIN WORT DEUTSCH KEIN KONTAKT ZU ERWACHSENEN ODER GLEICHALTRIGEN, DIE DEUTSCH SPRECHEN - Stadium 3 - Stadium 4 - Stadium 5 - Stadium 6 - - reagiert auf Fragen, Anweisungen oder Erzählungen, ist aber noch nicht in der Lage, diese vollständig zu verstehen deutscher Wortschatz klein, spricht wenig MEIST EIN-WORT-SÄTZE ODER KURZE, FEHLERHAFTE PHRASEN deutlich mehr Äußerungen beteiligt sich an einfachen Gesprächen versteht und gebraucht situationsund rollenadäquate Wendungen braucht Hilfe beim Verstehen und Gebrauchen von „Schulsprache“ beteiligt sich an Gesprächen seiner Kleingruppe oder Klasse mündliche Fertigkeiten sind gut entwickelt NOCH SCHWIERIGKEITEN BEI KOMPLEXEREN SPRACHLICHEN FORMEN kaum noch Unterschiede zu gleichaltrigen deutschen Kindern noch Schwierigkeiten beim Verständnis anspruchsvollerer Texte annähernd gleiches Niveau zu gleichaltrigen deutschen Kindern im mündlichen Bereich, im Lesen und Schreiben ZUM TEIL HÖHERES NIVEAU ALS GLEICHALTRIGE MIT DEUTSCHE SCHRIFTSPRACHERWERBSPROBLEMEN 17 SPORTFÖRDERUNTERRICHT 5.5 Zweitspracherwerb Wie Kinder deutscher Herkunftssprache unterliegen Kinder nichtdeutscher Herkunftssprache der deutschen Schulpflicht und damit der Notwendigkeit die deutsche Sprache als das in der Schule verbindliche Kommunikationsmittel anzueignen und zu verwenden. Eine Zweitsprache wird – wie die Muttersprache – vor allem durch tägliche Interaktion mit den Sprechern dieser Sprache erworben (vgl. BELKE 1/2001, S. 19). Es handelt sich dabei nicht um eine „natürliche“ Zweisprachigkeit, die im familiären Kontext entsteht, sondern die im Zwang der Lebensbedingungen entsteht und bei der eine Aufteilung in zwei Bereiche typisch ist: So wird die Erstsprache des Kindes meist im affektiv-emotionalen Bereich verwendet, in der Familie, mit Freunden. Deutsch ist die öffentliche Sprache z.B. in der Schule, beim Einkaufen oder Behördengängen. Die Entwicklung der Erstsprache wird oft nicht gefördert, ihre Verwendung beschränkt sich auf den familiären und außerschulischen Bereich. Die Zweitsprache wird also in diesem Bereich nicht gefördert. Die Folge davon ist, dass keine der beiden Sprachen so erworben und entwickelt wird, dass sie als differenziertes, vielfältig einsetzbares Medium von Kognition und Kommunikation verwendet werden kann. 5.6 Förderung von Zweisprachigkeit im unterrichtlichen Kontext Bildungspolitisch haben sich vier verschiedene Positionen entwickelt, wie ein Schul- und Bildungssystem mit Zweisprachigkeit umgehen kann (vgl. ENGIN 2004, S. 10ff.). 1) Behandlung der Erstsprache als Unterrichtsfach, die der Zweitsprache ebenfalls als Unterrichtsfach und –sprache in allen Schulfächern. 2) Behandlung der Erstsprache als Unterrichtsfach und -sprache in allen Schulfächern. Die Zweitsprache wird als Fach unterrichtet (Fremdsprachenunterricht) 3) Intensive Förderung beider Sprachen in der Verwendung als Unterrichtsfach und als Unterrichtssprache. Dieser Ansatz verspricht eine nachhaltige Förderung beider Sprachen. 4) Behandlung der Zweitsprache als Unterrichtsfach und –sprache in allen Schulfächern und eine völlige Ignorierung der Erstsprache. 5.7 Erklärungsmodelle des Zweitspracherwerbs 18 SPORTFÖRDERUNTERRICHT Um die Prozesse und Ergebnisse des Zweitspracherwerbs zu erklären, werden drei Erklärungsansätze erläutert. 1) Die Kontrastivhypothese Dieser Erklärungsansatz geht davon aus, dass eine weitere Sprache nach dem Modell der jeweiligen Erstsprache erworben wird. Der Lerner versucht Regelmäßigkeiten der Erstsprache auf die Zweitsprache zu übertragen. Als Konsequenz resultiert dann der Versuch, Lernschwierigkeiten und Fehler bei der Zweitsprache durch den Vergleich mit der Erstsprache zu erklären. Ein Vergleichen der Fehler ist in der frühen Phase des Spracherwerbs sehr hoch, nimmt aber mit dem Fortschreiten des Zweitspracherwerbs ab. 2) Die Identitätshypothese Hiernach erfolgt der Erwerb einer zweiten Sprache unabhängig von der Erstsprache und unabhängig vom Alter des Lerners. Die Abfolge der Erwerbsphasen ist so streng geordnet, dass der Erwerb einer anderen Sprache erst dann möglich wird, wenn eine andere Sprachstruktur produktiv beherrscht wird. 3) Die Interlanguagehypothese Aus dem Erstspracherwerb ist bekannt, dass Kinder systematische „Fehler“ machen, welche darauf beruhen, dass andere morphologische und syntaktische Regeln verwendet werden als die konventionalisierten. z.B. Präteritalbildungen wie „ich esste“ oder Ableitungen von „der Besen“ – „ich habe gebest“. Diese „falsche“ Regelhaftigkeit zeigt sich auch im Zweitspracherwerb und ist auch hier von Bedeutung. Zum einen gehen die Lerner einer zweiten Sprache mit dem bereits angeeigneten Sprachmaterial nicht willkürlich um, sondern machen den Versuch Hilfestellungen zu transferieren. Zum anderen zeigt sich, dass der Spracherwerbsprozess keine fotografische Abbildung ist, dass der Lerner nicht einfach Strukturen und Elemente speichert. Der Spracherwerb ist nach diesem Erklärungsansatz also kein imitativer, sondern ein kreativer Prozess. Im Unterschied zum Erstspracherwerb, bei dem die Kinder sich in den frühen Phasen nach kognitiv konzeptionellen Prinzipien richten, orientieren sich 19 SPORTFÖRDERUNTERRICHT Zweitspracherwerber von Anbeginn an speziellen morphologischen und syntaktischen Strukturen der Zielsprache. Die Interlanguage, die Übergangsvarietäten Zweitsprache, oder stellen Zwischensysteme eine Folge von im Lernprozess Regelhaftigkeiten der und systematischen Normverstößen dar, die der Lerner auf dem Weg zur Zielsprache durchläuft. 5.8 Störungen des Erwerbsprozesses Es ist nicht selbstverständlich, dass der Prozess des Zweitspracherwerbs so lange fortgesetzt wird, bis die Stufe der normgerechten Zielsprachenbeherrschung erreicht wird. Der Erwerbsprozess kann vorher stagnieren. Es kommt zu einem Stillstand des Spracherwerbsprozesses. Außerdem kommt Verwendung es zu fehlerhafter einer Fehlerhäufigkeit, Regeln bezieht, welche die im sich auf Verlauf die des Spracherwerbs abnimmt aber wieder ansteigt, wenn der Erwerber neue Elemente verwendet und in kompliziertere Strukturen übergeht. Sie geht erst wieder zurück, wenn neue Regelhaftigkeiten eingeübt sind. Eine weitere Beobachtung zeigt das Kaschieren und Vermeiden von Fehlern bei sprachlichen Unsicherheiten. Der Erwerber der Zweitsprache verschluckt z.B. Endsilben oder greift Satzelemente seines Vorredners auf. Oft wird somit der Eindruck einer sprachlichen Geläufigkeit erweckt, von der sich der Lehrer nicht irritieren lassen sollte. (vgl. Engin 2004, S. 14ff.) 6. Didaktische Modelle In Berücksichtigung der drei in Punkt 5.6 erläuterten spracherwerbstheoretischen Modelle, haben sich ebenfalls drei Modelle einer Zweitsprachdidaktik entwickelt (vgl. Engin 2004, S. 17ff.) 1) Der Kontrastivansatz Nach diesem Ansatz wird von einer Vorhersagbarkeit von Fehlerschwerpunkten auf der Basis des Sprachvergleichs der Erst- und Zweitsprache ausgegangen. Ein analysierter Sprachvergleich setzt allerdings voraus, dass die Lehrkraft über genügend entwickelte 20 SPORTFÖRDERUNTERRICHT Sprachfähigkeiten in der Erstsprache verfügt oder ein muttersprachlicher Lehrer zusätzlich zur Verfügung steht. 2) Der kommunikationsorientierte Ansatz Hierbei wird von der Grundthese ausgegangen, dass Sprache am effektivsten in kommunikativen Situationen erworben und angeeignet werden kann. Aus didaktischer Sicht ist der Sprachunterricht so zu konzipieren, dass sich lebensweltbezogene und für die Schülerinnen alltägliche und Schüler Sprachverwendungssituationen geschaffen werden, in denen sie lernen, Alltagsituationen sprachlich zu bewältigen. 3) Der handlungsorientierte Ansatz Hiernach sollen keine künstlich nachgestellten Situationen im Klassenraum zur Spracherwerb und -verwendung initiiert werden, sondern möglichst authentische Situationen an außerschulischen Lernorten aufgesucht werden. Die Sprachverwendung und somit auch der Spracherwerb sollte damit in direkter Verbindung mit Schülerinnen und Schüleraktivitäten stehen. Als optimale Lösung wird die Verknüpfung der Konzepte betrachtet. 7. Zusammenarbeit mit außerschulischen Organisationen und Fördereinrichtungen RAA: Regelmäßige fortbildende Maßnahmen des zuständigen Lehrpersonals helfen bei der Entwicklung und Durchführung des Konzeptes für DaZ an der Schwanenschule. Erziehungsberatungsstelle Wermelskirchen Weiterführende Förderung durch hausinterne Silentien 21 SPORTFÖRDERUNTERRICHT 8. Elternarbeit Kinder lernen erfolgreicher, wenn sie von ihren Eltern unterstützt werden. Diese Unterstützung kann aber nicht immer in gleichem Maße vorausgesetzt werden. Die Erziehungspartnerschaft zwischen Schule und Elternhaus schlägt sich nieder in gemeinsam erarbeiteten Vereinbarungen über Erziehungsgrundsätze und -ziele, die wechselseitige Pflichten in Erziehungsfragen festlegen. Die Einbeziehung der Eltern und ihr Engagement für schulische Aufgaben sind wesentliche Bedingungen für den Erfolg der schulischen Arbeit. Aus einem systemischen Verständnis der Entwicklung des Kindes in Kind-, Umwelt- und Familienstruktur wird eine umfassende, ganzheitliche Förderung möglich. Die Kinder werden in ihrem sozialen Netz beeinflusst und gelenkt. In Elternhäusern in denen vermehrt oder ausschließlich in der Erstsprache kommuniziert wird, ist es besonders wichtig Transparenz und Verständnis für die Förderziele der Kinder zu schaffen. Eine Unterstützung der Sprachentwicklung des Kindes durch die Eltern, sowie die Einführung der Eltern in Unterrichts- und Fördermaterialien wäre eine wichtige Ergänzung zum Förderunterricht. Wie ist es nun möglich diese Ziele zu erreichen? Der Kontakt zu den Eltern durch persönliche Gespräche soll eine Vertrauensbasis schaffen und die Lernziele transparent machen. Eltern, die wenig oder keine Deutschkenntnisse haben können evtl. durch flankierende Hilfsmaßnahmen wie z.B. Teilnahme an Sprachkursen und Unterstützung bei Bedarf durch einen Übersetzer. 9. Schulinterne Evaluation Regelmäßige Überprüfungen der individuellen Förderpläne der Kinder ermöglichen eine Aktualisierung der Fördermaßnahmen. Bei Unklarheiten bezüglich des Förderbedarfs, werden die passenden, bereits unter Punkt 3.2. erwähnten Testverfahren eingesetzt. Folgende Fragen sollen bei der Bewertung der stattgefundenen Förderung helfen und als Gesprächsbasis für eine neue Planung dienen: - Waren die Förderziele richtig gewählt? - Wurden sie erreicht? - Wenn ja, was hat die Entwicklung besonders gefördert? - Wenn nein, woran lag es? 22 SPORTFÖRDERUNTERRICHT - Wie hat die Zusammenarbeit mit dem Kind/den Kindern funktioniert? - Wie effektiv und transparent war die Zusammenarbeit mit dem Klassenlehrer oder der Klassenlehrerin? - Wie hat die Zusammenarbeit mit den Eltern funktioniert? - Muss bei einer weiteren Förderplanung etwas Neues beachtet werden? - Müssen die Ziele neu gesetzt werden? - Müssen weitere Personen/Zeiten/Materialien/Einrichtungen hinzugezogen werden? 10. Resümee Kinder, die ohne ausreichende Deutschkenntnisse in der Schule angemeldet werden, haben teilweise an vorschulischen Sprachkursen teilgenommen und können in der Regel im Unterricht mitarbeiten. Sollte das nicht der Fall sein, werden diese Kinder in unserer Daz 1 –Gruppe mit acht Wochenstunden beschult, bis sie einen Grundwortschatz, der ihnen die aktive Teilnahme am Regelunterricht ermöglicht, erreicht haben. Unmittelbar nach der Einschulung wird der Sprachstand der Kinder mit dem SFD überprüft, damit eine Einteilung in die adäquate DaZ – Fördergruppe erfolgen kann. Die gewonnenen Erkenntnisse dienen ebenfalls als Grundlage für die anschließende Sprachförderung. Die Förderung der Kinder ohne Deutschkenntnisse erfolgt möglichst in einer Kleingruppe. Nach ILLNER sind die alltagskommunikativen Fähigkeiten Grundlage für das weitere Sprachlernen in fachlichen Zusammenhängen. Die Förderung in der deutschen Sprache ist Aufgabe des Unterrichts in allen Fächern. Wo immer es möglich ist, sollte dabei auch auf die Herkunftssprache zurückgegriffen werden, um bereits vorhandene Sprachfähigkeiten als Basis für das Deutschlernen zu aktivieren. Die Entwicklung einer ausgebildeten und sprachbewussten Zweisprachigkeit wird gefördert. Die Förderung in der Erstsprache ist Aufgabe des muttersprachlichen Unterrichts. Damit eine positive weitere Sprachentwicklung gewährleistet werden kann, bedarf es einer Förderung des gesamten Sprachbesitzes. 23 SPORTFÖRDERUNTERRICHT 11. Literatur CHRISTIANI, R. (Hrsg.): Schuleingangsphase neu gestalten. Cornelsen Verlag. Berlin 2004 ILLNER, J.: Sprachstandmessung. In: Schuleingangsphase neu gestalten. Cornelsen Verlag. Berlin 2004 ENGIN, H./ MÜLLER-BOEHM, E./ STEINMÜLLER, U./ TERHECHTEMERMEROGLU, F: Kinder lernen Deutsch als zweite Sprache. Cornelsen Verlag. Berlin 2004 BELKE, G.: Deutsch als Zweitsprache systematisch erwerben. In: Grundschule Sprachen. Kallmeyer Verlag. Seelze-Velber. 1/2001 HOBUSCH, A./ LUTZ, N./ WIEST, U.: Sprachstandsüberprüfung und Förderdiagnostik für Ausländer- und Aussiedlerkinder (SFD 1-4). Persen Verlag. Hamburg 2001 24