Fortpflanzungsorgane, männlich 115) Hoden, M, F, HE, 10 μm - umgeben von einer Tunica albuginea, einer ca. 1 mm dicken, derben Kapsel aus koll. Bindegewebe mit vielen glatten Muskelzellen. Das Mediastinum testis, ein gefäßreiches Bindegewebe, das das Rete testis enthält, befindet sich nahe dem hinteren Rand. Die Septula testis, Bindegewebesepten, ziehen vom Mediastinum testis aus radiär zur Tunica albuginea. Sie schließen Nerven sowie Blut- und Lymphgefäße ein und unterteilen den Hoden in ca. 250 pyramidenförmige Läppchen, Lobuli testis. Unter der Tunica albuginea liegt die Tunica vasculosa, eine zusammenhängende Schicht lockeren Bindegewebes mit vielen Gefäßen. Jedes Läppchen enthält 1-4 stark aufgeknäulte Samenkanälchen (Hodenkanälchen), Tubuli seminiferi contorti, die in ihrer Gesamtheit das Hodenparenchym ausmachen. Umgeben werden die Samenkanälchen von sehr lockerem Bindegewebe mit verschiedenen Bindegewebezellen, interstitiellen Zellen (Leydig-Zwischenzellen) sowie Nerven und Gefäßen. Die Tubuli seminiferi contorti gehen über kurze Tubuli recti in ein Netzwerk feiner Kanälchen, Rete testis, über, das seinerseits mit Ausführungsgängen, Ductuli efferentes testis, mit dem Nebenhodengang verbunden ist. Vorne und seitlich wird der Hoden von der Tunica vaginalis testis umgeben, einem serösen Sack, der sich vom Peritoneum ableitet. Sie besteht aus einem äußeren (parietalen) und einem inneren (viszeralen) Blatt. Lamina parietalis (Periorchium) und Lamina visceralis (Epiorchium) umgeben einen Spaltförmigen Raum mit seröser Flüssigkeit und gehen am Rand des Mediastinum testis ineinander über. Die dem Lumen zugewandte Seite beider Blätter besteht aus Mesothel, das von zartem subserösen Bindegewebe unterlagert wird. Weitere Hodenhüllen sind die Fascia spermatica interna, der M. cremaster, die Fascia spermatica interna und schließlich die Skrotalhaut mit Tunica dartos. Der Hoden geht wie das Ovar aus der Genitalleiste hervor Tubuli seminiferi: - Samen- oder Hodenkanälchen, ca. 30 – 70 cm lang und 180-280 μm breit. Sie liegen stark gewunden in den ca. 2 – 3 cm langen Lobuli testis. Jedes einzelne Samenkanälchen bildet eine Schleife, die beiderseits mit dem Rete testis in Verbindung steht. Sie können sich aber auch verzweigen und blind enden. In ihnen erfolgt die Samenzellbildung. Ihre Wand besteht aus Lamina limitans, dünne Schicht aus mehreren Lagen von Myofibroblasten, Kollagenfasern und einer Basalmembran, und Epithelium spermatigenicum (Keimepithel), einer mehrschichtigen, sehr komplexen Zellformation, die im Prinzip aus zwei Zelltypen besteht: Keimzellen und Sertoli- oder Stützzellen Tubuli recti: - die Anfangsabschnitte der samenableitenden Kanälchen. Sie sind kurz und gehen in das rete testis über, das im Mediastinum liegt. In sie münden die Tubuli seminiferi ein. Der Übergang von Tubuli seminiferi in Tubuli recti ist scharf, da er durch trichterförmige Vorsprünge des hier hauptssächlich aus Sertoli-Zellen bestehenden Epithels ventilartig eingeengt wird. Hier herrscht kubisches Epithel vor, das von einer dichten Bindegewebescheide umgeben ist Rete testis: - ein labyrinthäres, engmaschiges Netzwerk aus Kanälchen, die von einem einschichtigen platten bis kubischen Epithel ausgekleidet sind. Vereinzelt kommen zilientragende Zellen sowie unter dem Epithel glatte Muskelzellen vor Die verschiedenen Reifestadien der Keimzellen lassen eine Schichtung von basal nach lumenständig erkennen: 1. Spermatogonien: großer chromatinreicher Kern. Spermatogonien A bilden durch Mitose neue Spermatogonien, Spermatogonien B sind etwas kleiner, haben nur geringen Kontakt mit der Basalmembran und bilden Spermatozyten 2. Spermatozyten: Spermatozyten I sind große Zellen mit großem Zellkern und deutlicher Chromatinstruktur, die in der Meiose I entstehen. Spermatozyten II entstehen in der Meiose II und sind sehr kurzlebig, weshalb sie im Präparat eigentlich nie anzutreffen sind. 3. Spermatiden: kleine Zellen mit dichtem, runden Zellkern, der einen haploiden Chromosomensatz beinhaltet. Sie entwickeln sich zu Spermien. 4. Spermien: ragen ins Lumen hinein - dazwischen befinden sich noch andere Zelltypen: Sertoli-Zellen: - kleiden die Samenkanälchen aus und bilden eine zusammenhängende Schicht, die in lokal erweiterten Interzellularräumen, die verschiedenen, langsam zum Lumen der Samenkanälchen vorrückenden Zellen bzw. Klone der Samenzellbildung, einschließt. Sie dienen der Ernährung und dem Schutz der sich entwickelnden Samenzellen, der Biosynthese spezifischer Proteine, der Phagozytose der Restkörper und der Sekretion. Sie teilen sich im reifen Hoden nicht mehr. Sie sind bis zu 50 μm hoch und pyramidenförmig, haben unregelmäßige Form und einen gelappten, in der Kontur häufig dreieckigen Zellkern mit wenig Chromatin und deutlichem Nukleolus. Basal sind sie mit der Basalmembran der Hodenkanälchen verbunden, apikal erreichen sie häufig das Lumen der Tubuli seminiferi. Ihre seitlichen Zellgrenzen sind im LM kaum zu erkennen. Im EM sieht man basolaterale Verbindungskomplexe aus Maculae adhaerens und Zonulae occludentes, die sie untereinander verknüpfen und das Keimepithel in ein basales und adluminales Kompartiment gliedern. Basal liegen die Spermatogonien und das präleptotäne Stadium der primären Spermatozyten, apikal in tiefen Buchten der Sertoli-Zellen Spermatiden in verschiedenen Differenzierungsstufen. Basal ist der Organellenbestand größer als apikal. Viel sER, gut entwickelter Golgi-Apparat, häufig viele Lipideinschlüsse, viele Lysosomen, lange Mitochondrien und organische Kristallnadeln (Charcot-Beottcher-Kristalle). Weniger reichlich vorhanden ist das rER. Apikal herrschen zeitweise Mikrotubuli und Mikrofilamente vor Interstitielle Zellen: - sehr lockeres Bindegewebe zwischen den Tubuli seminiferi convoluti (mit Fibroblasten, undifferenzierten Bindegewebezellen, Mastzellen, Makrophagen). das Nerven sowie bes. peritubulär Blut- und (wenig) Lymphgefäße enthält. Außerdem kommen spezielle interstitielle Zellen, Leydig-Zellen, vor, die Testosteron bilden Leydig-Zellen: - am aktivsten in der Testosteron-Bildung während der Embryonalzeit und der Pubertät. Sie bleiben während des ges. Lebens erhalten und liegen meist in Gruppen um die Kapillaren angeordnet und nehmen ca.12% des Hodenvolumens ein. Sie sind rund oder vielgestaltig mit einem oft exzentrischen Kern mir prominenten Nukleolen, azidophiles Zytoplasma. Sie zeigen alle Charakteristika von steroidsezernierenden Zellen: viel sER, tubuläre Mitochondrien, Lipideinschlüsse, viel Lysosomen und Peroxysomen - Gefäße: - der Hoden ist blut- und lymphgefäßreich. Das Blut fließt über die A. testicularis zum Hoden, deren Endäste in das Hilum eintreten und dann in der inneren Schicht, der Tunica albuginea, verlaufen. Von hier aus gehen zentripetale Gefäße aus, die in den Septula testis bis zum Rete testis ziehen, wo sie Schlaufen bilden, deren rückläufige Schenkel als zentrifugale Gefäße (Aa. recurrentes) wieder nach peripher ziehen. Sie verzweigen sich im interstitiellen Bindegewebe und geben strickleiterartig angeordnete Aa. segmentales ab. Deren Kapillaren passieren zunächst die Leydig-Zellen (gefenstertes Endothel), verlaufen dann als intramurale Kapillaren in der Lamina propria von Tubuli seminiferi, ziehen durch weitere Leydig-Zellgruppen, um schließlich in größere Venen einzumünden. Die zentrifugalen Gefäßen überwiegen den zentripetalen Blut-Hoden-Schranke: - wird gebildet von den Sertoli-Zellen, v.a. von den Tight junctions zwischen ihnen, die einen parazellulären Transport weitgehend unterbinden. Wasser, Alkohol, Glycerin, Harnstoff und Bikarbonat können die Blut-Hoden-Schranke rel. leicht passieren Ductuli efferentes: - etwa 8 – 12 von ihnen verbinden das Rete testis mit dem Nebenhodenkopf. Jeder Ductus efferens ist ein auf ca. 1 cm zusammengeknäulter, 10 – 12 cm langer Gang, der von Bindegewebe und einer dünnen Schicht ringförmig verlaufender glatter Muskulatur umgeben ist. Sie führen die Spermien mit der Samenflüssigkeit in den Nebenhoden und sind ausgekleidet von mehrreihigem, unterschiedlich hohem Epithel. Das Lumen hat auf Querschnitten gewelltes Aussehen, da sich Abschnitte mit hohen Zellen und Abschnitte mit niedrigen Zellen abwechseln. Die hohen Zellen haben apikal Mikrovilli und Kinozilien, die niedrigen Zellen sind kubisch und haben Mikrovilli und Lysosomen, die auf ihre wahrscheinlich resorptive Tätigkeit hinweisen 116) Nebenhoden, M, F, H-Orange G, 7 μm - Epididymis, der aus einem 5 – 6 m langen Strang, der auf ca. 7 cm aufgeknäult ist besteht. Hier reifen die Spermien und werden in seinen Endabschnitten (Cauda epididymidis) sowie in der Pars epididymica des Samenleiters gespeichert und die Samenflüssigkeit wird verändert. Deskriptiv anatomisch gliedert er sich in Kopf, Körper und Schwanz, tatsächlich ist er jedoch differenzierter gebaut. Er besteht aus zahlreichen Abschnitten, die hinsichtlich des Epithels voneinander zu unterscheiden sind -> trotzdem ist das Epithel überall zweireihig hochprismatisch und trägt apikal Stereozilien, die untereinander verbunden sein können. Intraepithelial treten Lymphozyten und Makrophagen auf. Nach distal wird das Epithel niedriger. Umgeben werden sie von glatter Muskulatur, die nach distal dicker wird und durch spontane rhythmisch-peristaltische Kontraktionen den Nebenhodeninhalt transportiert. Das Bindegewebe ist gefäß- und nervenreich. Er synthetisiert Proteine, Glykoproteine, Sialinsäure, aber auch Enzyme (saure Hydrolasen). Die Tätigkeit des Nebenhodenepithels steht stark unter dem Einfluß der Geschlechtshormone. Wichtige Zelltypen sind: 1. Hauptzellen: - überall vorhanden, hochprismatisch mit sehr hohen Mikrovilli (Stereozilien), die teilweise Büschel bilden. Sie haben resorptive (Mikrovilli, zahlreiche Pinozytosebläschen, Coated vesicles, multivesikuläre Körper, Lysosomen) aber auch sekretorische Fähigkeiten (überwiegend basal gelegenes, reichlich vorhandenes granuliertes ER und supranukleärer Golgi-Apparat) 2. helle Zellen: - liegen in verschiedenen Variationen vor, apikale Protrusionen und niedrige Mikrovilli, zahlreiche Vakuolen bzw. Fetteinschlüsse im Zytoplasma, GolgiApparat unterschiedlicher Größe. Ihre Anzahl ist proximal geringer als distal 3. Basalzellen: - liegen der Basalmembran an, zwischen den Hauptzellen, mit denen sie verzahnt sind. Sie sind rund oder pyramidenförmig, rel. organellenarm, regelmäßige Fetteinschlüsse, leere Vakuolen, verschiedene Lysosomentypen und autophagische Vakuolen 117) Prostata, M, F, HE, 10 μm - liegt oberhalb des Diaphragma urogenitale und dem Blasengrund an. Sie umgreift den Blasenhals und die Pars prostatica der Urethra und ist eine exokrine Drüse, die ein Sekret bildet und speichert, das während der Ejakulation abgegeben wird. Sie besteht aus 30 – 50 verzweigten, tubuloalveolären Drüsen, deren Ausführungsgänge (15 – 30) beiderseits des Colliculus seminalis im Sinus prostaticus der Pars prostatica der Urethra münden. Umgeben wird sie von einer derben, fibroelastischen Kapsel, deren innere Schicht viele glatte Muskelzellen enthält und von der breite Bindegewebesepten ins Organinnere ziehen. Ihr Bindegewebe ist dicht (Stroma) und enthält außer zahlreichen koll. Fasern und einem Netzwerk elast. Fasern viele glatte Muskelzellen sowie zahlreiche Gefäße und Nerven, von denen die symphatischen die Sekretabgaben während der Ejakulation steuern. Die Prostatadrüsen sind teilweise weitlumig, teilweise eng, häufig verzweigt. Das Drüsenlumen ist durch kleine Schleimhautfalten unterkammert, das Epithel ist uneinheitlich, meist einschichtig hochprismatisch, aber auch mehrschichtig oder mehrreihig sowie in Gebieten mit weitem Lumen platt oder kubisch. Es zeigt verschiedene Zelltypen, v.a. sekretorische Hauptzellen sowie deren Vorläufer (Basalzellen), aber auch enterochromaffine Zellen, kleine granulierte und sialmuzinbildende Zellen. Im Drüsenlumen kommen häufig Prostatasteine vor, die lamelläre Körper sind, wahrscheinlich durch Eindickung des Sekrets entstanden. Durchmesser 1-2 mm. Systematischanatomisch ist sie unterteilt in drei Lappen (Lobus dexter und sinister, Lobus medius), gebräuchlicher ist jedoch die Unterteilung des Drüsengewebes in eine 1. periurethrale Zone: - besteht aus periurethralen Drüsen, die aus Divertikeln der Urethra hervorgegangen sind und im periurethralen Bindegewebe sowie zwischen der die Urethra umgebenden glatten Muskulatur liegen. Sie gehört im eigentlichen Sinne nicht zur Prostata 2. zentrale Zone, Innenzone: - ca. 25% der Drüse, umgreift die Urethra und die beiden Ductus ejaculatorii unmittelbar. Die Drüsen sind hier deutlich verzweigt, haben große, sackförmige Ausstülpungen und viel Epithel. Das Drüsenstroma ist sehr dicht und enthält viele glatte Muskelzellen. Zu ihr gehört im wesentlichen der Lobus medius 3. periphere Zone, Außenzone: ca. 75% der Prostata, Drüsen gestreckt, weniger verzweigt und haben wenige und kleine Ausstülpungen. Das Drüsenstroma ist lockerer. Zu ihr gehören im wesentlichen die beiden seitlichen Lappen 118) Glandula vesiculosa, M, F, Goldner, 10 μm - Vesicula seminalis, Samenblase (irreführend, da keine Spermien vorkommen), besser Bläschendrüse. Sie besteht aus zwei ca. 15 cm langen, stark gewundenen Kanälchen, hat ein weites Lumen und Schleimhautfalten, die sich aufzweigen und häufig untereinander in Verbindung stehen. Das Epithel ist ein- bis zweireihig, iso- bis hochprismatisch, Kerne oft polyploid, Epithelzellen haben den Feinbau porteinbildender Zellen und sind reich an sekretorischen Granula. Ihre Wand verfügt über viel glatte Muskulatur und elast. Fasern, sie ist nerven- und gefäßreich mit häufig vorkommenden symphatischen Nervenzellen. Ihr Sekret macht ca. die Hälfte bis ¾ der Flüssigkeit des Ejakulats aus. Es ist reich an Fruktose und enthält Globuline, Vitamin C und Metaboliten, die für die Ernährung und Bewegung der Spermien wichtig sind, außerdem ein gelbliches, flavinreiches Pigment, das im ultravioletten Licht stark fluoresziert. Das Sekret ist schwach alkalisch (pH 7,2 – 7,5) -